Faktoren für die Therapiewahl bei Krebs
Welche Krebsbehandlung für einen Patienten in Frage kommt, hängt von vielen Faktoren ab und ist immer eine Einzelfallentscheidung.
Relevante Faktoren sind unter anderem die Krebsart, das Krebsstadium, die Lokalisation (der Ort, an dem der Krebs liegt) und individuelle Patientenmerkmale (zum Beispiel das Alter oder der allgemeine Gesundheitszustand).
Jede Krebstherapie sollte somit individuell angepasst und in Absprache mit dem behandelnden Onkologen oder einem breit aufgestellten Behandlungsteam festgelegt werden.
Auf pflege.de finden Sie spezielle Ratgeber zu folgenden Krebsarten und ihren spezifischen Behandlungsmöglichkeiten nach aktuellen Leitlinien:
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Blasenkrebs
- Brustkrebs
- Darmkrebs
- Hautkrebs
- Leberkrebs
- Lungenkrebs
- Magenkrebs
- Prostatakrebs
Krebstherapien im Überblick
Dank intensiver Forschung und Entwicklung in der Krebsmedizin stehen uns heute eine Vielzahl an Therapien und Behandlungsmethoden bei Krebs zur Verfügung. Und jedes Jahr kommen wichtige Erkenntnisse hinzu, aus denen neue Therapieansätze abgeleitet werden können. Einen wesentlichen Teil tragen die zertifizierten Krebszentren, das Leitlinienprogramm Onkologie und die Versorgungsforschung hierzu bei.
Bevor eine neue Krebstherapie in die Regelversorgung aufgenommen wird, durchläuft sie eine längere Erprobungszeit. Das ist wichtig, denn die Qualität in der Onkologie (Krebsmedizin) steht an oberster Stelle. Der Patientennutzen sollte so groß wie möglich und die Risiken und Nebenwirkungen so gering wie möglich sein.(1)
pflege.de gibt Ihnen vorab einen schnellen Überblick über die wichtigsten Krebstherapien:
- Zielgerichtete Therapie: Diese Therapien zielen darauf ab, die Krebszellen und ihre Wachstumsmechanismen spezifisch anzugreifen, ohne dabei gesunde Zellen erheblich zu beeinträchtigen.
- Chirurgie: Die operative Entfernung des Tumors und/oder benachbarter Lymphknoten kann bei vielen Krebsarten die erste und manchmal auch die einzige notwendige Behandlung sein.
- Strahlentherapie: Bei dieser Therapie werden hochenergetische Strahlen verwendet, um Krebszellen abzutöten oder ihr Wachstum zu verlangsamen.
- Chemotherapie: Hierbei handelt es sich um medikamentöse Behandlungen, die darauf abzielen, Krebszellen zu töten oder ihr Wachstum zu stoppen. Sie können entweder alleine oder in Kombination mit anderen Behandlungen eingesetzt werden.
- Stammzelltherapie: Sie wird häufig bei Leukämie und Lymphomen eingesetzt und ersetzt das erkrankte Knochenmark durch gesundes Knochenmark.
- Immuntherapie: Dieser Ansatz nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Beispiele hierfür sind die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren und CAR-T-Zelltherapien.
- Hormontherapie: Sie wird verwendet, um Krebsarten zu behandeln, die auf Hormone reagieren, wie bestimmte Brust- und Prostatakrebsarten. Sie blockiert die Wirkung von Hormonen oder verändert ihre Produktion im Körper.
- Supportive Therapie: Darunter fallen unterstützende Behandlungen, die darauf abzielen, die Symptome von Krebs und die Nebenwirkungen der Krebstherapie zu lindern.
Zielgerichtete Krebstherapie
Eine einzige veränderte Zelle kann zur Krebsentstehung führen – dieser Fakt gilt als gesichert und ist wesentlich für die Entwicklung von Krebstherapien.(2)
Krebszellen weisen im Vergleich zu gesunden Zellen genetische Veränderungen auf. Doch selbst bei derselben Krebsart können diese Veränderungen unterschiedlich ausfallen. Jeder Tumor ist somit einzigartig. Das ist einer der Gründe, weshalb dieselbe Krebstherapie bei zwei Patienten mit derselben Krebsart unterschiedlich gut anschlagen kann.
Das Konzept der zielgerichteten Krebstherapie beruht auf genau diesem Wissen und ist ein Ansatz zur Behandlung von Krebs, bei dem die Therapie speziell auf die individuellen Eigenschaften des Tumors eines Patienten abgestimmt ist.
Biomarker liefern wichtige Infos über den Krebs
Mittels Blutproben oder Tumorgewebeproben können relevante Informationen über die Krebserkrankung gewonnen werden, die insbesondere das Krebszellenwachstum betreffen. Das heißt, welche besonderen Merkmale die Tumorzelle charakterisieren und das Tumorwachstum vorantreiben. Diese Merkmale werden als Biomarker bezeichnet. Hat man sie identifiziert, kann die Tumorzelle an exakt dieser veränderten Stelle gezielt angegriffen werden.(3)(4)
Da jeder Mensch und sein Tumor einzigartig sind, wird die Krebsbehandlung für jeden Patienten individuell angepasst, also personalisiert. Aus diesem Grund wird die zielgerichtete Krebstherapie auch personalisierte Krebstherapie genannt.
Ein wichtiges Ziel der personalisierten Krebstherapie ist es, die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten und so wenig gesundes Gewebe wie möglich zu schädigen. Das gilt bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern mit Krebs.
Wirkweise & Ziele einer zielgerichteten Krebstherapie
Bei der zielgerichteten Krebstherapie werden Medikamente eingesetzt, deren Wirkstoff …
- … von außen auf die Krebszelle einwirkt und sie daran hindert, zu wachsen und sich zu vermehren.
- … in die Krebszelle eindringt und dort die Zellteilung unterbricht.
- … dafür sorgt, dass die Krebszelle nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird. Dadurch stirbt das Tumorgewebe ab.(4)
Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch nicht alle Biomarker bekannt. Das heißt, aktuell stehen nur für bestimmte Biomarker entsprechende Krebsmedikamente zur Verfügung. Die personalisierte Therapie hat sich bisher bei bestimmten Leukämiearten als sehr wirkungsvoll gezeigt. Außerdem eingesetzt wird sie bei Nierenkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs und schwarzem Hautkrebs.(2)
Wirkweise von Krebsmedikamenten bei einer zielgerichteten Krebstherapie (vereinfachte Darstellung), © pflege.de
Klassische Krebsbehandlungen: Krebsoperation, Bestrahlungstherapie & Chemotherapie
Ist für eine Krebserkrankung keine zielgerichtete Krebstherapie möglich, kommt in der Regel eine klassische Therapiemethode oder eine Kombination aus mehreren Therapie-Ansätzen in Frage.
Die nachfolgend aufgeführten Behandlungsmethoden sollen Ihnen einen groben Überblick über die gängigen Methoden der klassischen Krebsbehandlung bieten. Diese Informationen ersetzen kein Arztgespräch. Ihr behandelnder Arzt klärt Sie zu möglichen Behandlungsmethoden auf und wird näher auf die Therapiemöglichkeiten eingehen, die sich in Ihrem spezifischen Fall am besten eignen.
Krebsoperation
Bei einer Krebsoperation wird der Tumor chirurgisch entfernt. In einem frühen Krebsstadium der Erkrankung kann es gelingen, das gesamte Tumorgewebe zu entfernen und die Behandlung damit abzuschließen. Wenn lokale Lymphknoten von Krebszellen befallen sind, etwa in der Achselhöhle bei Brustkrebs, werden diese Lymphknoten ebenfalls entfernt. Der Grundsatz bei jeder Krebsoperation lautet: „So wenig Gewebe wie möglich entfernen, aber so viel Gewebe wie nötig“.(5)
Strahlentherapie bei Krebs
Leitidee der Bestrahlung beziehungsweise Strahlentherapie ist, dass energiereiche Strahlen den Zellkern der Krebszelle samt Erbinformation zerstören. Krebszellen erholen sich schlechter als gesunde Zellen von den zugeführten Schäden. Konkret sollen Krebszellen dabei ihre Fähigkeit verlieren, sich zu teilen, und weiteres Tumorwachstum somit gestoppt werden.
Bei der Bestrahlung wird energiereiche Strahlung von außen durch die Haut in den Tumor gelenkt. Alternativ gibt es in der Nuklearmedizin radioaktive Medikamente, die gezielt in den Körper gebracht werden, sich im Tumor anreichern, dort zerfallen und dabei Strahlung abgeben. Sie greifen den Tumor aus dem Körperinneren heraus an.
Im Durchschnitt erhält jeder zweite Krebspatient im Laufe seiner Erkrankung eine Strahlentherapie. Die genaue Tumorlage kann mithilfe von bildgebenden Verfahren ermittelt werden, weshalb Bestrahlung heutzutage höchst präzise stattfinden kann. Nebenwirkungen entstehen ausschließlich an den bestrahlten Körperstellen, weil nur dort das Gewebe beschädigt wird.(6)
Wann kommt eine Bestrahlung bei Krebs in Frage?
Ob eine Strahlenbehandlung als Krebstherapie in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:(6)
- Lage des Tumors: Sind in unmittelbarer Umgebung gesunde Organe vorhanden, denen nicht geschädigt werden sollte, raten Ärzte oftmals von einer Bestrahlung ab.
- Größe des Tumors: Große Tumore können durch eine Bestrahlung meist nur verkleinert werden.
- Anwendungshäufigkeit: Ein durch Strahlen geschädigtes Gewebe kann nicht beliebig oft bestrahlt werden. Mit einer erneuten Strahlentherapie steigt in der Regel das Risiko für Nebenwirkungen.
Zu welchem Zeitpunkt ist eine Bestrahlung bei Krebs sinnvoll?
Es gibt unterschiedliche Zeitpunkte, zu denen sich eine Bestrahlung als sinnvolle Krebstherapie erweist:(6)
- Vor einer Krebsoperation: Wenn eine Bestrahlung bei der Krebserkrankung möglich ist, kann sie auch als vorbereitende Maßnahme für eine Operation hinzugezogen werden. Gelingt es, den Tumor dadurch zu verkleinern, kann dies den operativen Eingriff begünstigen.
- Nach einer Krebsoperation: Wenn sich die Strahlentherapie an eine Operation anschließt, weil beispielsweise nicht alle Krebszellen entfernt werden konnten, soll dadurch ein erneuter Krebsausbruch (sogenanntes Rezidiv) verhindert werden. Die Rede ist dann von einer Nachbestrahlung.
- Als lindernde Behandlung: Manchmal kann eine Krebserkrankung nicht mehr geheilt werden. Wenn eine Bestrahlung Schmerzen und andere Beschwerden lindern kann, können Ärzte sie dennoch empfehlen. Dann wird die Bestrahlung als sogenannte lindernde Behandlung eingesetzt.
Chemotherapie
Bei der Chemotherapie, kurz Chemo genannt, werden Medikamente verabreicht, die das Wachstum der Krebszellen verlangsamen oder verhindern sollen. Die Medikamente heißen Zytostatika und werden meistens als Infusion gegeben. Manche Zytostatika gibt es auch als Tabletten. Zytostatika verteilen sich über den Blutkreislauf im gesamten Körper und können dadurch auch gestreute Krebszellen erreichen.(7)
Allerdings greifen Zytostatika nicht nur Krebszellen an, sondern auch gesunde Körperzellen. Davon betroffen sind meist jene Körperzellen, die sich besonders schnell teilen, wie zum Beispiel die der Haut, Schleimhaut, Haarwurzeln, des Bluts und Immunsystems.
Daher treten an insbesondere diesen Körperstellen bei einer Chemotherapie die meisten Nebenwirkungen auf. Beispiele hierfür sind:(8)
- Schädigungen an Haut und Schleimhäuten (etwa an der Mundschleimhaut)
- Haarausfall
- Veränderungen der Blutzusammensetzung (vor allem Anteil roter und weißer Blutkörperchen)
- Abwehrschwäche
Weitere Behandlungsmethoden bei Krebs
Ob eine bestimmte Behandlungsmethode als Krebstherapie im Einzelfall geeignet ist, sollte immer der behandelnde Arzt entscheiden. Die Eignung der jeweiligen Krebstherapie hängt ab von der Krebsart, dem sonstigen Gesundheitszustand des Patienten wie auch gegebenenfalls vom bisherigen Behandlungsgeschehen.
Stammzelltherapie
Bei verschiedenen Formen von Blutkrebs wird eine Bestrahlung oder Chemotherapie eingesetzt. Dadurch werden nicht nur die Krebszellen geschädigt, sondern mitunter auch das Knochenmark. Im Knochenmark befinden sich allerdings die Blutstammzellen, aus denen immer wieder neue Blutkörperchen gebildet werden.
Ist dieses System der Blutneubildung erstmal zerstört, braucht der Betroffene neue Blutstammzellen, die sich im Knochenmark ansiedeln. Dies geschieht über eine Blutstammzell-Transplantation. Die Stammzelltherapie ist eine anerkannte Behandlungsmethode bei Leukämien oder Lymphomen.(9)
Bei der Stammzelltherapie gibt es verschiedene Ansätze: Entweder werden vor der Krebsbehandlung eigene Blutstammzellen aus dem Knochenmark der betroffenen Person entnommen, aufbewahrt und nach der Krebsbehandlung wiedereingesetzt. In der Fachsprache wird von einer sogenannten autologen Transplantation gesprochen.
Oder die Blutstammzellen eines passenden Spenders werden transplantiert, der aus der eigenen Familie stammt oder in einer Spenderdatei registriert ist. Hier spricht man von einer allogenen Transplantation.(9)
Hyperthermie
Hyperthermie bedeutet Überwärmung. Während der Behandlung wird die betroffene Körperregion mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen oder auch Ultraschallwellen, auf bis zu 43 Grad Celsius erwärmt. Das vorrangige Ziel der Hyperthermie ist, die Krebszellen durch die Hitze empfindlicher und dadurch angreifbarer zu machen. Die Krebszellen werden dadurch nicht direkt zerstört. Aus diesem Grund wird die Therapie häufig kombiniert mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung angewandt. Die Wirkung auf den Tumor ist hierbei jedoch nicht endgültig belegt.(10)
Hyperthermie wird sowohl in ausgewiesenen Kliniken, meist im Rahmen von Studien angeboten, als auch von alternativen Gesundheitszentren. Bitte informieren Sie sich vorab genau über das jeweilige Angebot, die Möglichkeiten zur Notfallversorgung bei Zwischenfällen und die Kosten. Häufig kommt es zu Schwellungen oder Rötungen des erhitzten Gewebes.
Die Erwärmung des Körpers ist sehr anstrengend für Herz und Kreislauf. Hyperthermie ist ungeeignet, wenn …
- … der Patient an einer schweren Herzerkrankung leidet.
- … dem Patienten ein Herzschrittmacher implantiert wurde.
- … dem Patienten ein künstliches Gelenk aus Metall implantiert wurde.(11)
Immuntherapie
Die Grundidee verschiedener Immuntherapien ist, dass die körpereigene Abwehr die Krebszellen im Organismus bekämpfen soll. Dafür werden vorhandene Abwehrmechanismen verstärkt und gezielt gegen die Krebszellen gerichtet, zum Beispiel in Form einer Tumorimpfung. Damit das Immunsystem durch die Impfung auf sogenannte Tumorantigene anspringen kann, muss es deutliche Unterschiede zwischen gesundem und krankhaftem Gewebe geben.(12)
Es ist allerdings Vorsicht geboten: Immuntherapie ist nicht gleich Immuntherapie. Auch hinter diesem Begriff verbergen sich eine Reihe von unterschiedlichen Behandlungsansätzen, deren Wirksamkeit nicht alle wissenschaftlich belegt sind. Laut Krebsinformationsdienst gibt es bislang nur wenige zugelassene Medikamente, die erwiesenermaßen wirksam sind. Immuntherapie kommt zudem nur bei bestimmten Tumorarten in Frage und wird meistens in einem fortgeschrittenen Stadium der Krebserkrankung eingesetzt.(12)
Gentherapie
In Europa ist die Gentherapie zur Behandlung von bestimmten Blutkrebserkrankungen und Lymphomen erst seit August 2018 zugelassen. Dementsprechend gibt es noch keine Langzeit-Ergebnisse. Die Behandlung der sogenannten CAR-T-Zelltherapie ist kostenintensiv, aufwendig und bisher in nur wenigen zertifizierten Zentren möglich.(13)
Die Wirkweise der Behandlung beruht auf einer gentechnischen Veränderung der Immunzellen des Patienten, sodass diese den Krebs selbst erkennen und bekämpfen.(14)
Photodynamische Therapie
Die photodynamische Therapie wird bei einer speziellen Vorstufe von Hautkrebs – der sogenannten aktinischen Keratose – eingesetzt. Die Behandlungsmethode gilt bei dieser Krebsvorstufe als wirksam und sicher. Sie zerstört das betroffene Gewebe, indem die Hautstelle mit Licht in einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt wird.(15)
Krebsbehandlung im Alter
Tritt Krebs im Alter auf, stellt sich gegebenenfalls die Frage, ob eine Krebsoperation, Chemotherapie oder Bestrahlung möglicherweise eine zu große Belastung für den Betroffenen darstellt. Es gibt bei der Behandlungsplanung für einen älteren Patienten tatsächlich mehr zu bedenken als bei einem jungen, ansonsten gesunden Menschen.
Die Ärzte lassen unter anderem folgende Faktoren in die Behandlungsplanung einfließen:(16)
- Der Wille des Patienten: Es gilt abzuwägen, ob eine Behandlung um jeden Preis stattfinden soll oder ob die Priorität darauf liegt, die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.
- Vorerkrankungen und allgemeiner Gesundheitszustand: Es gilt abzuwägen, ob ein älterer Patient die für die Operation notwendige Narkose gut verkraften kann.
- Wechselwirkung der Medikation: Es gilt abzuwägen, ob es zu Wechselwirkungen zwischen notwendigen Medikamenten und denen der Krebstherapie kommen kann.
- Das Alter und die damit wahrscheinliche Lebenserwartung: In Bezug auf die Lebenserwartung gilt es abzuwägen, wie sich die Krebserkrankung ohne eine Therapie entwickeln würde.
- Die erforderliche Behandlung und ihre Folgen: Es gilt abzuwägen, welche Nebenwirkungen durch eine Behandlung zu erwarten sind.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Nutzen und Kosten einer möglichen Krebstherapie immer gegenübergestellt werden müssen. An oberster Stelle sollte immer der individuelle Wunsch des Patienten stehen.
Krebsmedikamente?
In der Krebstherapie kommen unterschiedliche Arten von Medikamenten zum Einsatz: Zum einen lindern sie Begleiterscheinungen von Erkrankung und Therapie, wie Schmerzmittel und gegebenenfalls biologische Arzneien. Zum anderen gibt es Medikamente, die aktiv gegen den Krebs eingesetzt werden. Teilweise muss ihre Wirksamkeit noch belegt werden.
Hormontherapie / Antihormontherapie
Eine Hormontherapie ist genau genommen eine Antihormontherapie: Dem Tumor wird das Hormon entzogen, welches das Tumorwachstum fördert. Ein Hormonentzug wird häufig bei Brustkrebs oder Prostatakrebs eingesetzt. Diese Behandlungsmethode wird tendenziell mit anderen Therapien kombiniert. Als zusätzliche Maßnahme bei Brustkrebs kann die Antihormontherapie das Risiko eines Rückfalls senken.(17)
Methadon
Immer wieder wird in den Medien vermehrt über Methadon als neues Mittel gegen Krebs berichtet. Anlass war eine Studie aus Ulm, die in Tierversuchen ein erhöhtes Absterben von Tumorzellen feststellte, wenn neben der Chemotherapie auch Methadon gegeben wird. Das führte zu großen Hoffnungen unter den Betroffenen. Allerdings ist die Wirkung beim Menschen in Studien noch nicht ausreichend belegt. Aber es laufen hierzu weitere Studien. Ein Beispiel ist die große MEFOX-Studie.(18)
Methadon wird derzeit als stark wirksames opioides Schmerzmittel in der Krebstherapie, aber nicht als Medikament gegen Krebs eingesetzt.(19)
Cortison
Cortison wird in der Krebstherapie häufig begleitend in hohen Dosierungen eingesetzt, um Entzündungsreaktionen und Symptomen wie Übelkeit vorzubeugen.(20)
Schmerzmittel
Viele Krebserkrankungen gehen mit Schmerzen einher. Um diese gezielt und wirksam zu lindern, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein international anerkanntes Stufenschema für die Schmerzbehandlung etabliert.(21)
Nicht-opioide Schmerzmittel sind in der Apotheke freiverkäuflich erhältlich. Schwach beziehungsweise stark wirksame Opioide werden vom behandelnden Arzt verschrieben. Wenn Sie sich unsicher sind, ob die Schmerzmittel zu stark oder zu schwach sind, wenden Sie sich an Ihren Arzt.
Das Stufenschema in der Schmerztherapie, entwickelt von der Weltgesundheitsorganisation, © pflege.de
Medizinisches Cannabis in der Krebsmedizin
Medizinisches Cannabis kann bei der Behandlung von Krebserkrankungen unterstützend eingesetzt werden, vor allem zur Linderung von Symptomen und Nebenwirkungen der Krebsbehandlung. Die hauptsächlichen Einsatzbereiche umfassen die Schmerzbehandlung, die Bekämpfung von Übelkeit und Erbrechen sowie die Steigerung von Appetit und Lebensqualität.
Naturheilkunde bei Krebs?
Es gibt noch weitere Ansätze in der Krebstherapie, die vorwiegend im Bereich der Naturheilkunde angeboten werden. Die zwei wichtigsten Felder in diesem Zusammenhang sind die Komplementärmedizin bei Krebs und die Alternative Krebstherapie.
Häufig ist eine klare Unterscheidung der darunter fallenden Methoden nicht möglich, weil dieselben Verfahren in beiden Feldern angewendet werden können.(22)
Komplementärmedizin bei Krebs: Ergänzende Verfahren zur Standardtherapie
Die Komplementärmedizin unterstützt den Ansatz von anerkannten Standardtherapien in der Krebsmedizin, wie Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie. Komplementäre Behandlungsformen werden ergänzend zu ärztlich verordneten Standardtherapien eingesetzt. Ziel der komplementären Medizin bei Krebs ist es, Symptome sowie Nebenwirkungen zu lindern und die Lebensqualität vom Patienten zu verbessern.
Die verschiedenen Behandlungsmethoden der Komplementärmedizin bei Krebs werden in vier Gruppen unterteilt:(22)
- Medizinische Systeme: Ganzheitliche Behandlungsmethoden, die auf einer eigenen Krankheits- und Behandlungstheorie beruhen. Beispiele hierfür sind Akupunktur, Homöopathie und die chinesische Medizin.
- Mind-Body-Verfahren: Verhaltensorientierte Behandlungsmethoden, die auf dem Wechselspiel von Psyche und Körper beruhen. Beispiele hierfür sind Achtsamkeitsübungen, Meditation, Tai Chi und Yoga.
- Manipulative Körpertherapien: Behandlungsmethoden, bei denen durch manuelle Techniken versucht wird, das Gewebe vom Bewegungsapparat zu verbessern und so das Wohlbefinden zu stärken. Der Bewegungsapparat verleiht unserem Körper seine Form, Halt und Beweglichkeit. Er umfasst unter anderem Muskeln und Sehnen. Beispiele für derartige Behandlungsmethoden sind Osteopathie, Fußreflexzonenmassage und Reiki.
- Biologische Krebstherapien: Sonstige Behandlungsmethoden, die auf die Kraft der Natur beziehungsweise Naturerzeugnisse setzen. Beispiele hierfür sind Vitamine, Mineralstoffe wie beispielsweise Selen oder Zink und unterschiedliche Heilpflanzen wie Aloe Vera, Mistel oder Granatapfel. Im Rahmen der alternativen Krebstherapie kommen überwiegend Methoden aus dieser Gruppe zum Einsatz.
Bitte beachten Sie, dass nicht alle Angebote wissenschaftlich bestätigt sind. Wenn Sie sich für komplementäre oder alternative Krebstherapien interessieren, sollten Sie dies immer mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Auf diese Weise können Sie eine sichere und koordinierte Behandlungsstrategie aufstellen und unerwünschten Effekten vorbeugen.
Mögliche Nebenwirkungen von Krebstherapien
Die klassischen Krebstherapien wie Chemotherapie, Strahlentherapie und chirurgische Eingriffe können eine Vielzahl von Nebenwirkungen haben. Die Art und Schwere der Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach Art der Behandlung, der Dosis, Dauer und dem individuellen Zustand des Patienten.
pflege.de gibt Ihnen einen Überblick über mögliche Nebenwirkungen beziehungsweise Folgen von klassischen Krebstherapien.
Bitte beachten Sie: Es handelt sich hierbei nur um Beispiele und jeder Patient reagiert unterschiedlich auf eine Krebstherapie.
- Schmerzen
- Haarausfall (Alopezie)
- Übelkeit & Erbrechen
- Verdauungsstörungen (zum Beispiel Durchfall oder Verstopfung)
- Fatigue (anhaltender Erschöpfungszustand)
- Geschwächtes Immunsystem & erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten
- Veränderter Geschmackssinn
- Appetitlosigkeit
- Mund- und Schluckbeschwerden
- Gewichtsverlust
- Hautreaktionen (zum Beispiel Rötungen oder trockene, juckende Haut)
Heilungschancen bei Krebs
Krebs gilt als geheilt, wenn in den ersten fünf Jahren nach der Behandlung kein Rückfall (sogenanntes Rezidiv) auftritt.
Es lässt sich also nur bedingt aussagen, wie viele Betroffene geheilt sind. In der Krebsstatistik wird mittels der sogenannten 5-Jahres-Überlebensrate festgehalten, wie viele Patienten nach Diagnosestellung und Therapie die ersten fünf Jahre überleben. Diese Überlebenschance variiert stark nach der jeweiligen Krebsart.(23)
Krebsarten mit den besten und schlechtesten Überlebenschancen
Die größten Überlebenschancen fünf Jahre nach Diagnosestellung und Behandlung bestehen bei weißem Hautkrebs, Hodenkrebs, schwarzem Hautkrebs, Schilddrüsenkrebs, Prostatakrebs und Brustkrebs.
Die schlechtesten Überlebenschancen fünf Jahre nach Diagnosestellung und Behandlung bestehen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs, Lungenkrebs, Krebs der Gallenblase und Gallenwege, Speiseröhrenkrebs sowie Krebs des zentralen Nervensystems.(24)
Überlebensraten nach Krebsart bei Frauen
Die folgende Infografiken zeigt die häufigsten Krebsarten bei Frauen und deren relative 5-Jahres-Überlebensrate. Je größer die Zahl, desto besser die Prognose.

Die häufigsten Krebsarten bei Frauen und ihre Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnosestellung: Schwarzer Hautkrebs zeigt die günstigste Prognose, Bauchspeicheldrüsenkrebs die schlechteste.
Überlebensraten nach Krebsart bei Männern
Die folgende Infografiken zeigt die häufigsten Krebsarten bei Männern und deren relative 5-Jahres-Überlebensrate. Je größer die Zahl, desto besser die Prognose.
Die häufigsten Krebsarten bei Männern und ihre Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnosestellung: Schwarzer Hautkrebs zeigt die günstigste Prognose, Lungenkrebs die schlechteste.
Krebsklinik & Rehaklinik für Krebspatienten finden
Es gibt eine ganze Reihe an Bezeichnungen für Zentren und Krankenhäuser, die Krebspatienten behandeln, zum Beispiel:(25)
- Tumorzentren: Führen ein krankenhauseigenes Krebsregister
- Organkrebszentren: Haben sich auf eine Krebsart spezialisiert
- Onkologische Zentren: Behandeln mehrere, auch seltenere Krebsarten
- Onkologische Spitzenzentren: Sind umfassend qualifiziert und betreiben Krebsforschung
Nach einer anstrengenden Krebsbehandlung kann es sinnvoll sein, nicht über den direkten Weg wieder in den Alltag zurückzukehren. Eine onkologische Reha kann den Übergang erleichtern. Informationen dazu finden Sie bei der Deutschen Rentenversicherung.
Damit die Rückkehr in die eigene Häuslichkeit leichter gelingt, empfiehlt es sich, einen Pflegegrad bei Krebserkrankung beziehungsweise eine Höherstufung des bestehenden Pflegegrads zu beantragen.
Häufig gestellte Fragen
Welche Krebstherapien gibt es?
Die wichtigsten Krebstherapien sind die zielgerichtete Krebstherapie, Chirurgie, Strahlentherapie, Chemotherapie, Stammzelltherapie, Immuntherapie, Hormontherapie und Supportive Therapie.
Wonach wird die Krebstherapie ausgewählt?
Welche Krebsbehandlung für einen Patienten in Frage kommt, hängt von vielen Faktoren ab und ist immer eine Einzelfallentscheidung. Relevant sind unter anderem die Krebsart, das Krebsstadium, die Lokalisation (der Ort, an dem der Krebs liegt) und individuelle Patientenmerkmale (zum Beispiel das Alter oder der allgemeine Gesundheitszustand). Jede Krebstherapie sollte somit individuell angepasst und in Absprache mit dem behandelnden Onkologen oder einem breit aufgestellten Behandlungsteam festgelegt werden.
Wann gilt Krebs als geheilt?
Die Krebsmedizin spricht von einer geheilten Krebserkrankung, wenn in den ersten fünf Jahren nach der Behandlung kein Krebsrückfall (sogenanntes Rezidiv) auftritt.
Welcher Krebs ist heilbar?
Ob eine Krebserkrankung geheilt werden kann, hängt immer von vielen individuellen Faktoren ab. Es gibt aber Krebsarten, die hohe Überlebensraten zeigen. Dazu gehören weißer Hautkrebs, Hodenkrebs, schwarzer Hautkrebs, Schilddrüsenkrebs, Prostatakrebs und Brustkrebs.
Welche Krebsarten sind nicht heilbar?
Ob eine Krebserkrankung geheilt werden kann oder nicht, hängt immer von vielen individuellen Faktoren ab. Es gibt aber bestimmte Krebsarten, bei denen die Überlebenschancen eher schlecht stehen. Dazu gehören Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs, Lungenkrebs, Krebs der Gallenblase und Gallenwege, Speiseröhrenkrebs sowie Krebs des zentralen Nervensystems.
Was sind Biomarker?
Mittels Blutproben oder Tumorgewebeproben können relevante Informationen über die Krebserkrankung gewonnen werden, die insbesondere das Krebszellenwachstum betreffen. Das heißt, welche besonderen Merkmale die Tumorzelle charakterisieren und das Tumorwachstum vorantreiben. Diese Merkmale werden als Biomarker bezeichnet.
Warum sind Biomarker in der Krebsmedizin so wichtig?
Können bestimmte Biomarker mittels Blutproben oder Tumorgewebeproben identifiziert werden, kann die Tumorzelle theoretisch an exakt dieser veränderten Stelle gezielt angegriffen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt sind leider erst wenige Biomarker bekannt, sodass nur für bestimmte Biomarker entsprechende Krebsmedikamente zur Verfügung stehen.
Was passiert bei einer Krebsoperation?
Bei einer Krebsoperation wird der Tumor chirurgisch entfernt. In einem frühen Krebsstadium der Erkrankung kann es gelingen, das gesamte Tumorgewebe zu entfernen und die Behandlung damit abzuschließen. Wenn lokale Lymphknoten von Krebszellen befallen sind, etwa in der Achselhöhle bei Brustkrebs, werden diese Lymphknoten ebenfalls entfernt. Der Grundsatz bei jeder Krebsoperation lautet: „So wenig Gewebe wie möglich entfernen, aber so viel Gewebe wie nötig“.
Was passiert bei einer Strahlentherapie?
Leitidee der Bestrahlung beziehungsweise Strahlentherapie ist, dass energiereiche Strahlen den Zellkern der Krebszelle samt Erbinformation zerstören. Krebszellen erholen sich schlechter als gesunde Zellen von den zugeführten Schäden. Konkret sollen Krebszellen dabei ihre Fähigkeit verlieren, sich zu teilen, und weiteres Tumorwachstum somit gestoppt werden.
Was passiert bei einer Chemotherapie?
Bei der Chemotherapie, kurz Chemo genannt, werden Medikamente verabreicht, die das Wachstum der Krebszellen verlangsamen oder verhindern sollen. Die Medikamente heißen Zytostatika und werden meistens als Infusion gegeben. Manche Zytostatika gibt es auch als Tabletten. Zytostatika verteilen sich über den Blutkreislauf im gesamten Körper und können dadurch auch gestreute Krebszellen erreichen.
Was ist eine Stammzelltherapie bei Krebs?
Die Stammzelltherapie ist eine anerkannte Behandlungsmethode bei Leukämien oder Lymphomen. Hier gibt es verschiedene Ansätze. Entweder werden vor der Krebsbehandlung eigene Blutstammzellen aus dem Knochenmark der betroffenen Person entnommen, aufbewahrt und nach der Krebsbehandlung wiedereingesetzt (autologe Transplantation). Oder die Blutstammzellen eines passenden Spenders werden transplantiert, der aus der eigenen Familie stammt oder in einer Spenderdatei registriert ist (allogene Transplantation).
Was passiert bei einer Hyperthemie bei Krebs?
Hyperthermie bedeutet Überwärmung. Während der Behandlung wird die betroffene Körperregion mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen oder auch Ultraschallwellen, auf bis zu 43 Grad Celsius erwärmt. Das vorrangige Ziel der Hyperthermie ist, die Krebszellen durch die Hitze empfindlicher und dadurch angreifbarer zu machen. Die Krebszellen werden dadurch nicht direkt zerstört. Aus diesem Grund wird die Therapie häufig kombiniert mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung angewandt.
Was ist eine Immuntherapie bei Krebs?
Die Grundidee verschiedener Immuntherapien ist, dass die körpereigene Abwehr die Krebszellen im Organismus bekämpfen soll. Dafür werden vorhandene Abwehrmechanismen verstärkt und gezielt gegen die Krebszellen gerichtet, zum Beispiel in Form einer Tumorimpfung. Damit das Immunsystem durch die Impfung auf sogenannte Tumorantigene anspringen kann, muss es deutliche Unterschiede zwischen gesundem und krankhaftem Gewebe geben.
Wann ist es sinnvoll, einen Pflegegrad bei einer Krebserkrankung zu beantragen?
Sobald Sie feststellen, dass Sie oder Ihr Angehöriger zunehmend Unterstützung im Alltag benötigen, sollten Sie einen Pflegegrad bei der zuständigen Pflegekasse beantragen. Pflegebedürftigkeit im Sinne der Pflegeversicherung setzt ein, wenn die Selbstständigkeit im Alltag und/oder die vorhandenen Fähigkeiten über mindestens sechs Monate beeinträchtigt sind.