Inkontinenzeinlagen: Funktion, Aufbau, Material
Inkontinenzeinlagen gehören zu den aufsaugenden Inkontinenz-Hilfsmitteln. Das heißt, dass Urin oder Stuhl nach dem Austreten von den Einlagen aufgefangen und sicher gehalten werden. Dafür sind sie mit einem sogenannten Superabsorber ausgestattet. Die Einlagen werden dann nach einer bestimmten Zeit gewechselt und die benutzten entsorgt.
Viele Inkontinenzeinlagen erinnern vom Aussehen her an eine Slipeinlage oder Damenbinde. Sie werden auch ähnlich getragen, nämlich indem sie mit einem Klebestreifen direkt in der Unterwäsche befestigt werden. Spezielle Modelle für Männer, die an die männliche Anatomie angepasst sind, haben eher die Form einer Tasche.
Für wen sind Inkontinenzeinlagen geeignet?
Inkontinenzeinlagen eignen sich vor allem für mobile Patienten mit leichter bis mittlerer Harninkontinenz, die sich selbstständig versorgen können. Bei schweren Formen von Harninkontinenz oder für die Versorgung von bettlägerigen Patienten sind Inkontinenzeinlagen weniger geeignet. Dann können zum Beispiel Inkontinenzvorlagen in Kombination mit einer Fixierhose zum Einsatz kommen.
Bei Stuhlinkontinenz können Einlagen nur dann ausreichenden Schutz bieten, wenn es sich um eine leichte Form der Stuhlinkontinenz handelt. Sie bieten dann weiterhin den Vorteil, dass sie sehr diskret und alltagstauglich sind.
Einlagen bei Harninkontinenz / Blasenschwäche
Unter den Inkontinenzeinlagen gibt es Produkte in verschiedenen Formen und Größen mit einer Saugfähigkeit von rund 60 Milliliter bis hin zu etwa 900 Milliliter. Das richtige Modell in Passform und Größe finden Sie wahrscheinlich nicht auf Anhieb, sondern durch Ausprobieren. Statt des Mottos „Viel hilft viel“ empfiehlt sich dabei die Faustregel „So klein wie möglich, so groß wie nötig“, denn unnötig dicke Inkontinenzeinlagen können Ihre Haut belasten.
Probieren Sie also zunächst die kleinstmöglich passende Größe entsprechend des individuellen Urinverlustes aus. Sollte der Schutz nicht ausreichen, können Sie die nächste Größe ausprobieren. Das ideale Modell sollte Ihnen ein sicheres Gefühl geben, angenehm zu tragen sein und im Alltag nicht verrutschen.
Inkontinenzeinlagen für Männer
Als Mann haben Sie die Wahl zwischen Unisex-Einlagen und speziellen Inkontinenzeinlagen für Männer. Unisex-Einlagen haben eine ähnliche Form wie Damenbinden, die Einlagen für Männer hingegen haben eher die Form einer Tasche, in die der Penis gelegt wird.
Auch hier lässt sich nicht pauschal sagen, welche Variante für wen am besten geeignet ist. Das hängt von der Art der Inkontinenz, den Bewegungsgewohnheiten und der persönlichen Anatomie ab. Deshalb gilt auch hier: Probieren Sie verschiedene Modelle aus und wählen Sie das Beste für sich.
Inkontinenzeinlagen für Frauen
Als Frau nutzen Sie Einlagen, die von der Form an Damenbinden erinnern. Wichtig ist, dass Sie nicht den Fehler machen, tatsächlich Damenbinden für die Menstruationshygiene als Hilfsmittel bei Inkontinenz zu verwenden. Denn obwohl sie ähnlich aussehen, sind sie anders beschaffen und eignen sich kaum für die Inkontinenzversorgung.
Einlagen bei Stuhlinkontinenz
Einlagen kommen nur bei leichter Stuhlinkontinenz in Frage, also bei Stuhlinkontinenz 1. Grades und teilweise noch 2. Grades. Denn mehr als geringe Mengen flüssigen Stuhls kann eine Inkontinenzeinlage nicht auffangen. Dafür sollten Sie auf jeden Fall nur saugstarke Modelle verwenden.
Zur Auswahl stehen auch besondere Stuhlinkontinenzeinlagen. Diese sind nicht nur für die Aufnahme von Flüssigkeiten an bestimmten Stellen konzipiert, sondern bedecken großflächig das Gesäß und bieten somit mehr Schutz und Sicherheit.
Eine gute Versorgung bei stärkerer Stuhlinkontinenz bieten Inkontinenzvorlagen in Verbindung mit Fixierhosen, Inkontinenzhosen oder eben Windeln. Stuhlinkontinenz-Einlagen sind aber natürlich die dezentere Variante und, sofern sie ausreichend Schutz bieten, besser für einen aktiven Alltag geeignet.
Inkontinenzeinlagen auf Rezept: Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Inkontinenzeinlagen sind im Hilfsmittelverzeichnis gelistet. Das heißt, dass Versicherte einen gesetzlichen Anspruch auf eine Finanzierung durch die Kasse haben, wenn ein Arzt die Notwendigkeit mit einem Rezept bescheinigt. Dabei ist grundsätzlich immer die Krankenkasse zuständig, nicht die Pflegekasse.(1)
Auf dem Rezept müssen diese Informationen vermerkt sein:
- Diagnose einer mindestens mittleren Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
- Begründete Notwendigkeit der Verwendung von Hilfsmitteln
- Die Art des geeigneten Inkontinenzmaterials
- Der monatliche Bedarf
- Die voraussichtliche Behandlungsdauer
Erkundigen Sie sich am besten im Voraus bei Ihrer Krankenkasse, ob Sie das Rezept bei einem bestimmten Versorger einreichen müssen. Manche Krankenkassen haben Exklusivverträge mit bestimmten Sanitätshäusern und übernehmen nur dort die Kosten.
Für das Inkontinenzmaterial müssen Sie die übliche gesetzlich vorgeschriebene Zuzahlung von zehn Prozent der Kosten leisten. Allerdings maximal zehn Euro pro Monat.(2) Unter Umständen besteht außerdem die Möglichkeit, dass Sie sich von der Zuzahlung befreien können. Mehr Informationen dazu finden Sie im Ratgeber Zuzahlungsbefreiung.
Tipps zur Nutzung von Inkontinenzeinlagen
Die Nutzung von Inkontinenzeinlagen ist einfach und wird sehr schnell zur Routine. Bevor sie mit der Versorgung beginnen und die ersten Einlagen ausprobieren, sollten Sie jedoch die Tipps zum Anlegen, zur Entsorgung und zur Körperhygiene und Hautpflege berücksichtigen.
Inkontinenzeinlagen richtig anlegen
Das Anlegen ist einfach und erfolgt auf die gleiche Art wie bei Damenbinden. Das heißt, dass die Einlage mit dem Klebestreifen nach unten in die Unterhose geklebt wird. In jedem Fall gehört der Klebestreifen an den Stoff der Unterhose. Die andere Seite ist immer die Oberseite und sollte nah am Körper liegen.
Wechsel und Entsorgung von Inkontinenzeinlagen
Um die Haut zu schonen, sollten Sie die Inkontinenzeinlage rechtzeitig wechseln. Das hilft auch, einen sicheren Schutz zu gewährleisten. Spätestens wenn sich die Inkontinenzeinlage feucht anfühlt, sollte sie getauscht werden. pflege.de empfiehlt, das Inkontinenzmaterial etwa alle drei bis vier Stunden zu wechseln.
Da moderne Einlagen für Inkontinenz sehr dünn sind, können Sie Wechselprodukte unauffällig transportieren und so immer dabeihaben. Auf der Toilette lösen Sie die benutzte Einlage aus der Unterwäsche und entsorgen sie im Müll. Auf Damentoiletten gibt es in der Regel Abfallbehälter, Herren müssen sich oft mit mitgebrachten Plastiktüten behelfen. Ob mit Tüte oder ohne: Inkontinenzeinlagen können Sie einfach im Hausmüll entsorgen.
Die neue Einlage legen Sie am besten ebenfalls auf der Toilette ein, weil Sie dort sitzen und die Unterhose zu den Knien schieben können. So lässt sich der Klebestreifen in Ruhe an der richtigen Stelle befestigen.
Inkontinenzeinlagen dürfen nicht in die Toilette geworfen werden, da der enthaltene Superabsorber im Wasser weiter aufquillt und so leicht den Toilettenabfluss verstopfen kann.
Körperhygiene und Hautpflege
Inkontinenz und die Verwendung entsprechender Hilfsmittel bedeuten eine größere Belastung für die Haut. Denn der Kontakt mit säurehaltigem Urin kann die Haut angreifen und zu Hautirritationen, Hautreizungen oder auch Pilzinfektionen führen.
Reinigen Sie die Haut im Intimbereich deshalb täglich mit Wasser und geeigneten Reinigungsprodukten. Gehen Sie dabei sanft vor, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen und tupfen Sie am Ende den Bereich trocken. Auch beim Wechsel der Einlagen sollten Sie dafür sorgen, dass keine Rückstände mehr auf der Haut bleiben.
Waschbare Inkontinenzeinlagen
Waschbare Inkontinenzeinlagen sind die nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen Wegwerfprodukten. Sie bestehen meist aus Baumwolle oder anderen Naturfasern und können in der Waschmaschine zwischen 60 und 90 Grad gereinigt werden. So können Sie die wiederverwendbaren Inkontinenzeinlagen lange nutzen und vermeiden dabei viel Müll.
Einen Superabsorber enthalten waschbare Inkontinenzeinlagen allerdings nicht, denn der würde beim Waschen endgültig aufquellen und lässt sich danach nicht mehr trocknen. Die waschbaren Einlagen können deshalb nur bei leichter Inkontinenz eingesetzt werden, weil sie nicht so saugstark sind wie die Einwegmodelle mit dem Superabsorber.
Vor- und Nachteile einer Inkontinenzeinlage
Mit dem richtigen Inkontinenz-Hilfsmittel gewinnen Sie viel Sicherheit und Selbstvertrauen zurück. Ob Einlagen für Sie die beste Lösung sind, hängt von vielen Faktoren ab. pflege.de fasst für Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammen.
Häufig gestellte Fragen
Welche Slipeinlagen sind bei Blasenschwäche geeignet?
Bei Blasenschwäche, also leichter bis mittlerer Harninkontinenz eignen sich Inkontinenzeinlagen. Die gibt es in unterschiedlichen Varianten je nach Geschlecht, Schwere der Inkontinenz und anatomischer Passform. Probieren Sie am besten verschiedene Modelle, bis Sie das passende gefunden haben.
Welche Einlagen sind bei starker Inkontinenz geeignet?
Inkontinenzeinlagen sind unter den aufsaugenden Hilfsmitteln das kleinste Produkt. Sie haben eine gute, aber begrenzte Saugkraft und eignen sich allgemein für leichte bis mittlere Inkontinenz. Bei starker Inkontinenz sind statt Einlagen eher sogenannte Inkontinenz-Vorlagen, Inkontinenz-Pants oder Windeln geeignet.
Welche Einlagen sind bei Stuhlinkontinenz geeignet?
Grundsätzlich eignen sich Einlagen bei Stuhlinkontinenz eher weniger. Nur bei leichteren Formen der Stuhlinkontinenz können Betroffene auf Inkontinenzeinlagen zurückgreifen. Ausreichenden Schutz bieten Produkte mit einer größeren Fläche und starker Saugleistung.
Werden Inkontinenzeinlagen werden von der Krankenkasse bezahlt?
Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf die Versorgung mit Inkontinenzmaterial. Sofern sie ein Rezept ihres Arztes mit bestimmten Informationen vorlegen können, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Regelversorgung.
Regelversorgung heißt, dass die Kasse das Basismodell bezahlt. Möchten Sie eine höherwertige Inkontinenzvorlage als ihnen verordnet wurde, müssen Sie die sogenannten „Mehrkosten“ selbst tragen. Die gesetzliche Zuzahlung von maximal zehn Euro monatlich müssen Sie in jedem Fall selbst zahlen.
Sind Inkontinenzeinlagen Pflegehilfsmittel?
Nein. Inkontinenzeinlagen sind im Hilfsmittelverzeichnis in Gruppe 15 „Inkontinenzhilfen“ geführt. Sie sind damit offizielle Hilfsmittel und können, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt, von der Krankenkasse finanziert werden. Aber sie gehören nicht zu den Pflegehilfsmitteln, die in den Gruppen 50-54 im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbands aufgelistet werden.