Chronische Wunde: Definition & Behandlung
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Chronische Wunde: Definition
Eine Wunde, die nach acht Wochen noch nicht abgeheilt ist, wird als chronische Wunde bezeichnet. Von dieser Zeitvorgabe ausgenommen sind Wunden, die von Anfang an als chronisch definiert werden. Beispiele hierfür sind: Dekubitus (Wundliegen), der sogenannte diabetische Fuß, Ulcus cruris (offenes Bein) sowie Wunden bei der sogenannten Schaufensterkrankheit.
Unterschied chronische Wunde und akute Wunde
Im Unterschied zur chronischen Wunde entstehen akute Wunden i. d. R. durch äußere Einflüsse. Es handelt sich dann z. B. um eine Schnittwunde, eine Schürfwunde oder eine OP-Wunde. Akute Wunden heilen oft innerhalb von kurzer Zeit ohne Komplikationen und meist ohne spezielle Wundtherapie wieder ab.
In der nachfolgenden Checkliste sehen Sie den Unterschied zwischen einer akuten und einer chronischen Wunde. Das hilft Ihnen, eine vorhandene Wunde besser einschätzen zu können.
Arten von chronischen Wunden
- Ulcus cruris („offenes Bein“)
- Diabetischer Fuß
- Dekubitus („Wundliegen“)
Chronische Wunde: Ulcus cruris
Ulcus cruris – besser bekannt als „das offene Bein“ – ist die Folge von Durchblutungsstörungen (arteriell, venös oder beides) in den Beinen. Durch die Minderdurchblutung des Gewebes kommt es zu Sauerstoff- und Nährstoffmangel in den Zellen. In der Folge wird das Hautgewebe zerstört: Es entsteht eine offene Wunde am Unterschenkel.
Chronische Wunde: Diabetischer Fuß
Sind die Blutzuckerwerte bei einem Diabetes mellitus über einen längeren Zeitraum nicht gut eingestellt, kann es in der Folge zu Schädigungen kommen an
- den peripheren Nervenbahnen (sog. diabetische Polyneuropathie),
- an den Gefäßinnenwänden der Blutkapillaren (sog. diabetische Mikroangiopathie) und
- den Arterien (sog. diabetische Makroangiopathie).
All das führt dazu, dass sich Wundgeschwüre an den Füßen entwickeln können und ein diabetischer Fuß diagnostiziert wird.
Chronische Wunde: Dekubitus
Chronische Wunde: Symptome
Betroffene mit chronischen Wunden leiden meist unter starken Schmerzen. Hinzu kommt, dass die Mobilität durch Schmerzen oder Schwellung eingeschränkt ist. Eine besondere Belastung entsteht, wenn die Wunde stark nässt und es zur Geruchbildung kommt. Das ist für die Betroffenen oft sehr unangenehm und kann sogar dazu führen, dass soziale Kontakte eingeschränkt werden.
Chronische Wunde: Diagnostik
Die Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW e.V.) schlägt die sogenannte ABCDE-Regel für die Diagnostik durch Ärzte, Wundmanager und Pflegefachkräfte vor:
- A – Anamnese
- B – Bakterien
- C – klinische Untersuchung
- D – Durchblutung
- E – Extras
Anamnese (ABCDE-Regel)
Der erste Schritt ist die Anamnese, d.h. die Befragung des Patienten und der pflegenden Angehörigen zur aktuellen Wunde und ggf. auch zu Wunden in der Vergangenheit.
Bakterien (ABCDE-Regel)
Es wird mithilfe von Abstrichen untersucht, ob die Wunde mit Bakterien und multiresistenten Erregern, wie z.B. MRSA infiziert ist.
Klinische Untersuchung (ABCDE-Regel)
Im Rahmen der klinischen Untersuchung wird die Wunde genau untersucht. Beurteilt werden z. B. die Lokalisation, der Wundrand und die Wundumgebung.
Durchblutung (ABCDE-Regel)
Um Kenntnisse über die Durchblutung im Wundgebiet zu erlangen, werden die Venen und die Arterien untersucht.
Extras (ABCDE-Regel)
Wenn die vorherigen Untersuchungen noch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis über die Ursache der Wunde geführt haben, gibt es eine Reihe weiterer Untersuchungsmethoden, die individuell ausgewählt und eingesetzt werden.
Chronische Wunde: Wundmanagement & Wundbehandlung
Chronische Wunden: Beurteilung und Behandlung
- die Lebensqualität Betroffener zu fördern,
- die Wundheilung zu unterstützen und
- eine Wiederkehr der Wunde zu verhindern.
Wundbeobachtung und Wunddokumentation
Eine Wunddokumentation ist Teil der Pflegedokumentation und liegt immer in den Händen der Pflegekraft. Doch bei der Wundbeobachtung können auch Sie als pflegender Angehöriger ganz entscheidend mithelfen. Hier ist Ihre gute Beobachtungsgabe gefragt:
Gefahr 1: Infektion
- Sieht die Wunde rötlich aus?
- Ist sie geschwollen, auffällig warm oder schmerzt sie stark?
- Tritt Eiter aus?
- Leidet der Betroffene unter Fieber und Schüttelfrost?
- Riecht die Wunde unangenehm?
Gefahr 2: Blutvergiftung (Sepsis)
- Verfärbt sich die Haut dunkel?
- Können Sie rötlich-blaue Linien auf der Haut erkennen?
Gefahr 3: Tetanus
- Hat der Betroffene Schmerzen?
- Kommt es zur Muskelversteifung in Gesicht oder Nacken?
- Treten Schluckstörungen auf oder verkrampft die Kiefermuskulatur?
- Überprüfen Sie, ob der Impfschutz Ihres Angehörigen noch gegeben ist und lassen Sie diesen regelmäßig erneuern.
In diesen Fällen sollten Sie einen Arzt bzw. den Krankenwagen rufen. Bei schweren Erkrankungen dieser Art kann es überlebenswichtig sein, so rasch wie möglich ärztliche Hilfe zu holen.
Chronische Wunde: Schmerzmanagement
Das Schmerzmanagement ist ein wichtiger Bestandteil des Wundmanagements. Insbesondere vor der Wundreinigung und dem Verbandwechsel ist häufig eine vom Arzt verordnete Schmerzmittelgabe oder eine örtliche Betäubung notwendig.
Um chronischen Schmerzen zu begegnen, gibt es eine Reihe von medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen. Auch diese richten sich nach der Ursache der chronischen Wunde sowie nach den persönlichen Vorlieben des Patienten.
Drei Beispiele für nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Schmerzlinderung sind:
- Autogenes Training
- Akupunktur
- Kompression
Wundheilung: Tipps für pflegende Angehörige
- Eine regelmäßige Körperpflege & Hautpflege trägt dazu bei, weitere Wunden zu vermeiden.
- Die richtige Nahrung unterstützt die Wundheilung – eine Mangelernährung erschwert diese.
- Vermeiden Sie Wärme (z. B. durch Sonneneinstrahlung oder zu warmes Wasser bei der Körperpflege) im Wundgebiet.
- Versuchen Sie für Hygiene in der Häuslichkeit zu sorgen, insbesondere wenn Tiere mit im Haushalt leben. Damit tragen Sie aktiv dazu bei, eine Wundinfektion zu vermeiden.