Chronische Wunde: Definition & Behandlung
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Chronische Wunde: Definition
Eine Wunde, die nach acht Wochen noch nicht abgeheilt ist, wird als chronische Wunde bezeichnet. Von dieser Zeitvorgabe ausgenommen sind Wunden, die von Anfang an als chronisch definiert werden. Beispiele hierfür sind: Dekubitus (Wundliegen), der sogenannte diabetische Fuß, Ulcus cruris (offenes Bein) sowie Wunden, die bei der sogenannten Schaufensterkrankheit (medizinisch periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK) auftreten.(1)
Chronische Wunden können in heilende, schwer heilende und nicht heilbare Wunden unterteilt werden.(2)
Unterschied chronische Wunde und akute Wunde
Es gibt zwei wesentliche Merkmale, die eine akute Wunde von einer chronischen Wunde unterscheiden:(3)(4)(5)
Chronische Wunde: Symptome
Betroffene mit chronischen Wunden leiden meist unter starken Schmerzen und sind in ihrer Mobilität eingeschränkt. Hinzu kommen weitere Wundfaktoren, die den Lebensalltag von Menschen mit chronischen Wunden belasten können:(6)
- Wunde nässt
- Wunde riecht unangenehm (meist bei einer Infektion oder abgestorbenem Gewebe)
- Wunde juckt
- Wunde und umgebene Haut verändern ihre Farbe (gelb bis schwarz)
- Schwellungen
Symptome wie diese sind für die meisten Betroffenen sehr unangenehm. Sie können sogar dazu führen, dass sie ihre sozialen Kontakte einschränken und sich nur noch zuhause aufhalten. Da chronische Wunden insbesondere ältere Menschen betreffen, ist auch das Risiko für eine Altersdepression erhöht. Zudem können die Symptome zu Schlafstörungen führen.
Beispiele für chronische Wunden
- Dekubitus (Wundliegen)
- Diabetisches Fußsyndrom (diabetischer Fuß, medizinisch: Diabetisches Fußulcus)
- Ulcus cruris (offenes Bein)
Ulcus cruris
Ein Ulcus cruris (umgangssprachlich auch offenes Bein) ist eine offene Wunde am Unterschenkel. Verantwortlich hierfür sind Durchblutungsstörungen (arteriell, venös oder beides) in den Beinen. Weil das Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet wird, kommt es zu Sauerstoff- und Nährstoffmangel in den Zellen. Die Folge: Bereits kleinste Verletzungen können sich schnell zu chronischen Wunden entwickeln.(1)
Diabetischer Fuß
Sind die Blutzuckerwerte bei einem Menschen mit Diabetes mellitus über einen längeren Zeitraum nicht gut eingestellt, kann es zu Schädigungen kommen an
- den Nervenbahnen (sogenannte diabetische Polyneuropathie),
- an den Gefäßinnenwänden der Blutkapillaren (sogenannte diabetische Mikroangiopathie) und
- den Arterien (sogenannte diabetische Makroangiopathie).
All das kann dazu führen, dass kleine Wunden innerhalb kurzer Zeit chronifizieren. So entstehen unter Umständen Wundgeschwüre an den Füßen – ein diabetischer Fuß wird diagnostiziert. Dieser bedarf einer besonderen Pflege.(1)
Dekubitus
Ein Dekubitus ist eine chronische Wunde, die aufgrund von langanhaltendem Druck auf das Hautgewebe entsteht, beispielsweise bei einem bettlägerigen Patienten. Das lange Liegen oder Sitzen in einer Position führt dazu, dass die Haut an den Auflageflächen nicht ausreichend durchblutet wird. In der Folge ist das Hautgewebe unterversorgt. Die Haut wird dünner und ist angreifbar. So können schmerzhafte Wunden entstehen, die nur sehr schwer abheilen. Daher wird Dekubitus auch als Wundliegen bezeichnet.(1)
Chronische Wunde: Diagnostik nach ABCDE-Regel
Die Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW) schlägt die sogenannte ABCDE-Regel für die Diagnostik einer chronischen Wunde durch Ärzte, Wundmanager und Pflegefachkräfte vor:(1)
- A – Anamnese
Der erste Schritt ist die Anamnese. Patienten und deren pflegende Angehörige werden zur aktuellen Wunde und gegebenenfalls auch zu Wunden in der Vergangenheit befragt. - B – Bakterien
Mithilfe eines Abstriches ermittelt das Behandlungsteam, ob die Wunde mit Bakterien und multiresistenten Erregern (wie zum Beispiel MRSA) infiziert ist. - C – Klinische Untersuchung
Im Rahmen der klinischen Untersuchung wird die Wunde genau unter die Lupe genommen. Beurteilt werden der Wundrand sowie die Wundumgebung und wo sich die Wunde befindet. - D – Durchblutung
Um Kenntnisse über die Durchblutung im Wundgebiet zu erlangen, untersucht der Arzt die Venen und Arterien. - E – Extras
Wenn die bisherige Diagnostik zu keinem eindeutigen Ergebnis über die Wundursache geführt hat, gibt es eine Reihe weiterer Untersuchungsmethoden, die das Behandlungsteam dann individuell auswählt und einsetzt.
Expertenstandard für chronische Wunden
- die Lebensqualität Betroffener zu fördern,
- die Wundheilung zu unterstützen und
- eine Wiederkehr der Wunde zu verhindern.(7)
Chronische Wunde: Wundmanagement und Wundauflagen
Die Behandlung chronischer Wunden gehört in die Hände von ausgebildeten Fachkräften und Ärzten. Eine professionelle Einschätzung und Behandlung der Wunde ist unerlässlich für die Wundheilung. In der Regel erstreckt sich die Therapie dann über einen längeren Zeitraum. Informieren Sie sich über ein gutes Wundmanagement.
Wie eine chronische Wunde behandelt wird und welche Wundauflagen hierfür geeignet sind, hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. So unterscheidet sich beispielsweise die Behandlung eines Ulcus cruris mit venöser Ursache grundlegend von der Behandlung eines Ulcus cruris mit arterieller Ursache.
Pflege-Tipps bei chronischen Wunden
Wenn Sie jemanden mit chronischer Wunde zuhause versorgen, können Sie die Wundheilung mit folgenden Pflegemaßnahmen unterstützen:
- Eine regelmäßige Körperpflege & Hautpflege trägt dazu bei, weitere Wunden zu vermeiden.
- Die richtige Nahrung unterstützt die Wundheilung – eine Mangelernährung erschwert sie.
- Vermeiden Sie Wärme (zum Beispiel durch Sonneneinstrahlung oder zu warmes Wasser bei der Körperpflege) im Wundbereich.
- Versuchen Sie für Hygiene in der Häuslichkeit zu sorgen, insbesondere wenn Tiere mit im Haushalt leben. Damit tragen Sie aktiv dazu bei, eine Wundinfektion zu vermeiden.
Häufig gestellte Fragen
Ab wann ist eine Wunde chronisch?
Eine Wunde, die nach acht Wochen noch nicht abgeheilt ist, wird als chronische Wunde bezeichnet. Von dieser Zeitvorgabe ausgenommen sind Wunden, die von Anfang an als chronisch definiert werden. Beispiele hierfür sind: Dekubitus (Wundliegen), der sogenannte diabetische Fuß, Ulcus cruris (offenes Bein) sowie Wunden, die bei der sogenannten Schaufensterkrankheit (medizinisch periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK) auftreten.
Was sind Beispiele für chronische Wunden?
Die häufigsten Arten von chronischen Wunden im Pflegealltag sind:
- Dekubitus (Wundliegen)
- Diabetisches Fußsyndrom (diabetischer Fuß, medizinisch: diabetisches Fußulcus)
- Ulcus cruris (offenes Bein)
Was ist eine akute Wunde?
Alle Wunden, die nicht chronisch sind, sind akute Wunden. Akute Wunden entstehen in der Regel durch äußere Einflüsse. Beispiele hierfür sind eine einfache Schnitt- oder Schürfwunde sowie eine OP-Wunde. Akute Wunden heilen in der Regel innerhalb von kurzer Zeit, ohne Komplikationen und oft ohne spezielle Wundtherapie, wieder ab.
Wer darf chronische Wunden versorgen?
Die Behandlung chronischer Wunden gehört in die Hände von ausgebildeten Fachkräften (zum Beispiel Wundmanager) und Ärzten.
Was sind die Symptome einer chronischen Wunde?
Typische Symptome einer chronischen Wunde sind:
- Schmerzen
- Mobilitätseinschränkungen
- Wundnässe
- Wundgeruch
- Jucken
- Wund- und/oder Hautverfärbungen
Welche Beratung hilft bei chronischen Wunden?
Geeignete Anlaufstellen zur Beratung bei chronischen Wunden sind:
- Hausarztpraxen
- Facharztpraxen der Chirurgie
- Facharztpraxen der Dermatologie
- Regionale Wundzentren (je nach Wohnort)