Wundmanagement und Wundversorgung: Definition
Die Wundversorgung ist nur ein Teil des Wundmanagements. Das Wundmanagement reicht von der Anamnese bis zur Wunddokumentation und gehört in die Hände von speziellen Fachkräften, sogenannten Wundmanagern oder Wundexperten. Vor allem bei der Versorgung komplexer Wunden, wie etwa chronische Wunden, ist ein professionelles Wundmanagement unverzichtbar.
Grundsätze und Ziele der Wundversorgung
Ziel des Wundmanagements ist es,
- die Wunde fachgerecht zu versorgen,
- den Heilungsprozess der Wunde zu beschleunigen
- und Komplikationen – wie Infektionen oder wiederkehrende Wunden – vorzubeugen.(2)
Gleichzeitig werden Schmerzen reduziert und die Lebensqualität gefördert.
Grundlage für ein effektives Wundmanagement ist die lückenlose Dokumentation des Heilungsprozesses durch eine Fachkraft. Dies ermöglicht eine geeignete Behandlung, die auf das jeweilige Wundstadium angepasst ist.
Wundmanager: Ausbildung, Kosten und Dauer
Wundmanager (auch Wundexperten) kennen sich im Detail mit Wundarten, Wundheilung, Wundbehandlung, Schmerzmanagement und ähnlichem aus. Sie wissen, wie spezifische Wunden fachgerecht versorgt werden müssen.
Häufig handelt es sich bei Wundmanagern um Pflegefachkräfte mit einer speziellen Weiterbildung, die entweder im stationären Bereich (Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung) oder im ambulanten Bereich (Pflegedienst) festangestellt arbeiten. Es gibt aber auch freiberufliche Wundmanager.
Eine Ausbildung beziehungsweise Weiterbildung zum zertifizierten Wundmanager bieten verschiedene Institutionen an. Die Kurskosten liegen meist zwischen 900 Euro bis 1.300 Euro und werden in der Regel von den angehenden Wundmanagern selbst getragen.
Die Weiterbildungsdauer zum Wundmanager umfasst 56 Unterrichtseinheiten und 16 Stunden Hospitation sowie eine Abschlussprüfung. Nach erfolgreich bestandener Prüfung gibt es ein Zertifikat, das fünf Jahre lang gültig ist. Nach Ablauf dieser fünf Jahre kann der Titel des Wundmanagers durch weitere Fortbildungen aufrechterhalten werden.
Wundmanager in Ihrer Nähe finden
Wenn Sie auf der Suche nach einem Wundmanager sind, können Sie zunächst Ihren Hausarzt darauf ansprechen. Spezielle Fachexperten rund ums Thema chronische Wunde sind Chirurgen und Hautärzte (Dermatologen).
Informieren Sie sich auch über regionale Wundzentren. Vielleicht befindet sich eines in Ihrer Nähe.
Darüber hinaus gibt es deutschlandweit sogenannte Wundnetze, in denen Arztpraxen, Krankenhäuser, Pflegedienste und weitere ambulante Dienstleister zusammenarbeiten. Hier können Sie nachsehen, ob es ein Wundnetz in Ihrer Nähe gibt.
Wunddokumentation: Professionelle Wundbeschreibung
Eine Wunddokumentation ist Teil der Pflegedokumentation und liegt immer in den Händen einer professionellen Pflegekraft.
Die Wunddokumentation dient als Therapie-Grundlage und hält alle erfolgten Maßnahmen fest. Dies macht den Verlauf der gesamten Behandlung leicht nachvollziehbar und ermöglicht weitere Aussagen zum Heilungsverlauf.
Zur regelmäßigen Wundbeschreibung dienen vorgefertigte Dokumentationsbögen oder elektronische Eingabemasken. Letztere eignen sich für die Wunddokumentation besonders gut, da die Informationen einfach und schnell auf dem digitalen Weg an alle relevanten Versorger übermittelt werden können.
Formen der Wundversorgung
Es gibt zwei grundlegende Formen der Wundversorgung:
- Die traditionelle Wundversorgung
- Die moderne Wundversorgung
Traditionelle Wundversorgung
Bei der traditionellen Wundversorgung kommen trockene Wundauflagen zum Einsatz. Häufig ist dies in der Erstversorgung der Fall, wenn die Wunde zunächst schnell abgedeckt und geschützt werden soll. Klassisches Verbandsmaterial hierfür sind beispielsweise Mullkompressen und Pflaster.
Bei chronischen Wunden ist die traditionelle Wundversorgung auf Dauer allerdings ungeeignet. Denn sie birgt die Gefahr, die Wunde auszutrocknen und den natürlichen Heilungsprozess zu stören. Zudem können trockene Wundauflagen mit der Wunde und/oder dem Wundrand verkleben, was die Wundheilung behindert und beim Verbandswechsel schmerzhaft sein kann.
Moderne Wundversorgung
Bei der modernen Wundversorgung kommen feuchte (auch hydroaktive) Wundauflagen zum Einsatz.
Inzwischen gibt es eine Vielzahl hydroaktiver Wundversorgungsprodukte. Sie sorgen für ein feuchtes Wundklima und erzielen eine gute Abheilungsrate. Zudem sind hydroaktive Wundverbände einfacher und schneller gewechselt, was die Situation für alle Beteiligten erheblich erleichtert.
Wundheilung und Wundheilungsphasen
Wundheilung beschreibt den natürlichen Prozess, bei dem unser Körper eine Wunde verschließt. Hierbei wird das beschädigte Gewebe wiederhergestellt.
Der Wundheilungsprozess läuft üblicherweise in drei aufeinanderfolgenden Phasen ab:(3)
- Exsudation – die Reinigungsphase: Zunächst reinigt sich die Wunde mithilfe von gelblich bis klarer und geruchloser Wundflüssigkeit (auch Wundexsudat). Hierbei werden mögliche Fremdkörper ausgeschwemmt. Anschließend werden die Blutgefäße eng gestellt, die Blutung gestoppt und die Blutgerinnung aktiviert, um die Wunde schnellstmöglich zu schließen.
- Granulation – die Reparaturphase: Jede Wunde hinterlässt ein Loch im Gewebe, das wieder gefüllt werden muss. Bereits nach ungefähr 24 Stunden hat unser Körper die Blutversorgung im betroffenen Gebiet wiederhergestellt, sorgt für den Zustrom von Bindegewebszellen aus der Wundumgebung und erreicht so, dass sich ein erstes, zartes Gewebe auf der Wunde bildet, das sogenannte Granulationsgewebe. In dieser Phase ist die Wunde sehr empfindlich und muss beim Verbandswechsel entsprechend vorsichtig behandelt werden.
- Epithelisierung – die Wiederaufbauphase: Es dauert durchaus 14 Tage, bis sich neue Haut über der Wunde gebildet hat. Die neuen Hautzellen wachsen vom Wundrand ausgehend Richtung Wundmitte zusammen. Es bildet sich Narbengewebe und die Wunde verschließt sich.
Primäre und sekundäre Wundheilung
Es gibt zwei Formen der Wundheilung: die primäre und die sekundäre Wundheilung.
Bei der primären Wundheilung heilt die glatte, saubere Wunde mit geringem Gewebeverlust komplikationslos innerhalb weniger Tage ab. Zurück bleibt eine unauffällige, feine Narbe.(3)
Bei der sekundären Wundheilung heilt eine klaffende Wunde mit Gewebeverlust, einem unregelmäßigen Wundrand sowie Entzündungen über einen längeren Zeitraum ab. Zurück bleibt eine deutlich sichtbare Narbe. Die sekundäre Wundheilung zeigt sich häufig bei chronischen, großflächigen und/oder entzündeten Wunden.(3)
Sonderfall: Offene Wundheilung nach einer OP
Teilziel eines chirurgischen Eingriffs ist es, eine Wunde zu schließen und eine möglichst unauffällige Narbe zu hinterlassen. Doch in der Praxis ist dies nicht immer möglich. Insbesondere bei einem hohen Infektionsrisiko oder einem ausgeprägten Gewebeverlust sollte die Wunde zunächst offengelassen werden. In diesem Fall spricht die Medizin von einer sekundär heilenden OP-Wunde.
Die offene Wundheilung nach einer OP verläuft dann nach dem Prinzip: von innen heraus. Hierbei bildet sich neues Gewebe und die Wunde wächst vom Wundrand aus zur Wundmitte zusammen.
Die offene Wundheilung nach einer Operation dauert etwa vier bis sechs Wochen. Dann ist die Wunde so weit verheilt, dass sich das beschädigte Gewebe regeneriert hat. Es kann jedoch bis zu sechs Monate dauern, bis die Wundheilung vollständig abgeschlossen ist.
Wundheilungsstörung und Ursachen für schlechte Wundheilung
Kommt es bei der Wundheilung zu Komplikationen, spricht die Medizin von einer Wundheilungsstörung. Diese zeigt sich anhand typischer Symptome wie Eiter, Schwellungen, Entzündungen und Blutungen.
Die Ursachen hinter einer Wundheilungsstörung sind vielfältig und treten oft auch im Zusammenspiel auf:
- Mangeldurchblutung
- Infektion durch Fremdkörper oder Verschmutzung
- Einreißender Wundrand (durch zu viel Bewegung oder Spannung des Wundrandes)
- Vorbelastungen durch bereits vernarbtes Gewebe
Die Versorgung von schweren Wunden ist Teil der medizinischen Behandlungspflege und gehört zunächst in ärztliche Hände. Im weiteren Verlauf kann der Arzt diese Aufgabe an eine speziell ausgebildete Pflegefachkraft delegieren.
Wundheilung beschleunigen und fördern
Bei einer kleineren, akuten Wunde, zum Beispiel einer Schnittwunde, können Sie die Wundheilung recht einfach unterstützen: Desinfizieren, abdecken und in Ruhe heilen lassen – das sind die wichtigsten Maßnahmen in den ersten Tagen nach der Verletzung. In der letzten Phase können Sie die Wundheilung mit einer guten Wundpflege fördern.
Bei chronischen Wunden kann ein ideal-feuchtes Wundmilieu die Wundheilung fördern.
Hiervon ausgenommen ist abgestorbenes Gewebe (arterielle Nekrose), das bei einer Durchblutungsstörung der Beine auftreten kann. Je nachdem, ob die Nekrose trocken oder feucht ist, erfolgen unterschiedliche Maßnahmen:
- Bei trockener Nekrose: Trockene Wundbehandlung (bestenfalls mit einer sterilen Kompresse)
- Bei feuchter Nekrose: Vorstellung beim Chirurgen, der über weitere Schritte entscheidet
So können Sie die Wundheilung außerdem positiv beeinflussen:(3)
- Hautpflege: Antiseptische Salben mit pflegenden Inhaltsstoffen schützen das geschädigte Hautgewebe vor Entzündungen und beschleunigen die Bildung von Hautzellen.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung im Alter sowie ausreichendes Trinken sind wichtige Faktoren bei der Wundheilung. Der Körper braucht Eiweiß, damit er genügend neues Gewebe bilden kann. Außerdem benötigt er Mineralstoffe und Vitamine.
- Entlastung: Gerade bei chronischen Wunden wie Dekubitus müssen die betroffenen Körperstellen gezielt entlastet werden. Fragen Sie eine Pflegefachkraft hierzu nach geeigneten Positionen.
- Bewegung: Wer sich ausreichend bewegt (zum Beispiel beim Seniorensport), trainiert nicht nur die Muskulatur, sondern unterstützt auch die Durchblutung des gesamten Körpers und damit die Wundheilung.
Tipps für die Wundversorgung zuhause
Wenn Sie jemanden mit chronischer Wunde zuhause pflegen, können Sie dazu beitragen, dass die Wundheilung voranschreitet beziehungsweise nicht gestört wird. Bedenken Sie immer: eine chronische Wunde birgt ein erhöhtes Infektionsrisiko. Sie müssen daher grundlegende Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege beachten.
Die nachfolgenden Tipps eignen sich für die Wundversorgung zuhause – sowohl nach einer OP als auch im Pflegealltag mit chronischer Wunde allgemein.
Tipps zur Wundbeobachtung
Bei chronischen Wunden gibt es spezielle Warnzeichen, die auf eine sogenannte Komplikation hindeuten können. Damit gemeint ist, dass etwas nicht nach Plan verläuft und die Wundheilung beeinträchtigen kann. Bei der Wundbeobachtung können Sie als pflegende Angehörige also ganz entscheidend mithelfen. Hier ist Ihre gute Beobachtungsgabe gefragt:
Gefahr 1: Infektion
- Sieht die Wunde rötlich aus?
- Ist sie geschwollen, auffällig warm oder schmerzt sie stark?
- Tritt Eiter aus?
- Leidet der Betroffene unter Fieber und Schüttelfrost?
- Riecht die Wunde unangenehm?
Gefahr 2: Blutvergiftung (Sepsis)
- Verfärbt sich die Haut dunkel?
- Können Sie rötlich-blaue Linien auf der Haut erkennen?
Gefahr 3: Tetanus
- Hat der Betroffene Schmerzen?
- Kommt es zur Muskelversteifung in Gesicht oder Nacken?
- Treten Schluckstörungen auf oder verkrampft die Kiefermuskulatur?
- Überprüfen Sie, ob der Impfschutz Ihres Angehörigen noch gegeben ist, und lassen Sie diesen regelmäßig erneuern.
Tritt eines oder mehere dieser Anzeichen auf, sollten Sie einen Arzt beziehungsweise den Krankenwagen rufen. Bei schweren Erkrankungen dieser Art kann es überlebenswichtig sein, so rasch wie möglich ärztliche Hilfe zu holen.
Fotos für die Wunddokumentation
Am besten fotografieren Sie die Wunde. Denn Fotos beschreiben die Wunde auf einen Blick und sind im Pflegealltag schneller gemacht als rein schriftliche Notizen. Das einzige, was Sie schriftlich festhalten sollten ist: die Größe der Wunde mit Datum und Uhrzeit.
Ihre Wunddokumentation können Sie dem behandelnden Arzt vorlegen und bei Bedarf mit ihm besprechen. Er wird Ihnen sagen können, ob die Wundheilung voranschreitet oder sich verschlechtert.
Kostenübernahme der Wundversorgung
Sofern die Wundversorgung ärztlich verordnet ist, übernimmt die zuständige Krankenkasse die Kosten dafür. Dasselbe gilt für das medizinisch notwendige Verbandsmaterial im Einzelfall.
Acht Grundregeln zum Ablauf der ambulanten Wundversorgung
Als pflegende Angehörige führen Sie selbst zwar keinen Verbandswechsel durch, allerdings können Sie als zuschauende Person darauf achten, dass jeder professionelle Verbandswechsel im Rahmen der ambulanten Wundversorgung nach definierten Grundregeln erfolgt:
- Desinfektion: Hände, Instrumente sowie Oberflächen werden gründlich desinfiziert, bevor das Verbandsmaterial damit in Berührung kommt.
- Transparente Kommunikation: Vor jedem Verbandwechsel wird die betroffene Person informiert, was nun geschieht.
- Hygieneschutz: Die wundversorgende Person trägt (gegebenenfalls sterile) Einmalhandschuhe.
- Wundversorgung: Die wundversorgende Person nimmt den Verband ab und kontrolliert ihn auf Blut, Eiter und Ähnliches. Im nächsten Schritt entsorgt sie den alten Verband in einem speziellen Mülleimer und inspiziert die Wunde.
- Desinfektion: Dabei desinfiziert sich die wundversorgende Person erneut ihre Hände.
- Wundreinigung: Die Wunde wird nach ärztlicher Anordnung versorgt. Das heißt, sie wird gereinigt, gespült, et cetera.
- Wundversorgung: Die wundversorgende Person legt einen neuen Verband an.
- Dokumentation: Die wundversorgende Person trägt ihre Beobachtungen in die Wunddokumentation ein und hält diese gegebenenfalls fotografisch fest. Mithilfe von Einmal-Maßbändern aus Papier kann sie beispielsweise die Größe der Wunde festhalten und den Heilungsfortschritt der chronischen Wunde beurteilen.
Jeder Verbandswechsel bringt ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich. Denn hierbei können Schmutz oder Krankheitskeime in die Wunde eindringen und im ungünstigsten Fall eine Infektion auslösen. Bei jedem Verbandswechsel dürfen Sie als Angehörige also mit gutem Gewissen wachsam sein.
Wundmanagement bei chronischen Wunden
Klassische Beispiele für chronische Wunden sind:
- Dekubitus (Wundliegen)
- Ulcus cruris (offenes Bein)
- Diabetisches Fußsyndrom (diabetischer Fuß, diabetisches Fußulcus)
Jede chronische Wunde braucht ein spezielles und individuell abgestimmtes Wundmanagement. Dabei kann eine ambulante Wundversorgung, je nach Art und Größe der Wunde, genauso gut sein wie die Wundversorgung in einem Pflegeheim oder Krankenhaus.
Wichtig ist nur, dass die beteiligten Fachkräfte auf dem aktuellen Stand des Wissens sind – und dass sie gemeinsam mit den Betroffenen und pflegenden Angehörigen das gleiche Ziel verfolgen: Die Wunde soll im besten Fall heilen, aber zumindest so gut behandelt werden, dass die Schmerzen beim Betroffenen gelindert werden.
Schmerzmanagement
Das Schmerzmanagement ist ein wichtiger Bestandteil des Wundmanagements. Insbesondere vor der Wundreinigung und dem Wechsel des Verbandsmaterials ist häufig eine vom Arzt verordnete Schmerzmittelgabe oder eine örtliche Betäubung notwendig. Um chronischen Schmerzen zu begegnen, gibt es eine Reihe von medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen. Auch diese richten sich nach der Ursache der chronischen Wunde sowie nach den persönlichen Vorlieben des Patienten.
Wundversorgung bei Dekubitus
Ein Dekubitus oder Druckgeschwür gehört zu den häufigsten chronischen Wunden. Das Wundmanagement bei Dekubitus ist ein sehr komplexer Prozess, denn Druckgeschwüre heilen meist nur sehr langsam und schwer.
Jede Wundversorgung bei einem Dekubitus besteht aus folgenden Schritten:
- Entfernung des abgestorbenen Gewebes (sogenanntes Débridement) sowie Reinigung der Wunde und deren Umgebung.
- Bekämpfung beziehungsweise Verhinderung von Infektionen der Wunde.
- Phasen- beziehungsweise stadiengerechte Wundversorgung mit individuell angepassten Verbandmitteln, die vor allem das feuchte Wundmilieu und damit die Heilung unterstützen.
Gegebenenfalls erfolgt ein plastisch-chirurgischer Eingriff, etwas mittels einer Hauttransplantation, wenn es sich um einen großflächigen Dekubitus handelt.
Feuchte Wundbehandlung bei Dekubitus
Die Behandlung einer offenen Wunde bei einem Dekubitus sollte in einem möglichst feuchten Wundmilieu stattfinden. Hierfür eignen sich spezielles Verbandsmaterial und Wundauflagen, zum Beispiel Schaum- oder Alginatverbände. Beide sind Teil der modernen Wundversorgung.
Wundversorgung beim diabetischen Fuß
Gerade bei einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus sind die Füße besonders gefährdet. Betroffene leiden unter trockener, rissiger Haut und einem verminderten Schmerzempfinden. Druckstellen oder Verletzungen an den Füßen werden deshalb oft gar nicht oder erst sehr spät wahrgenommen. Hinzu kommt, dass Diabetes mellitus das Immunsystem schwächt und Wunden nur schlecht heilen.
Ein diabetischer Fuß (auch Fußulcus oder diabetisches Fußsyndrom) ist also unter anderem das Resultat von Druckstellen, Verletzungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen durch eine eingeschränkte Durchblutung.
Die Wundversorgung bei einem diabetischen Fuß besteht aus folgenden Schritten:
- Wundreinigung
- Desinfektion
- Abtragung von abgestorbenem Gewebe (wenn vorhanden)
- Feuchte Wundversorgung mit hydroaktiven Wundauflagen
Als Betroffene oder pflegende Angehörige können Sie für eine regelmäßige Mobilisation der Beine sowie Füße sorgen. Positionieren Sie die Beine möglichst immer wieder hoch, sodass die Wunden besser heilen können. Zudem benötigen die Füße von Diabetikern eine regelmäßige wie sorgfältige Pflege. Bei einem diabetischen Fußsyndrom kann Ihnen Ihr Arzt medizinische Fußpflege (Podologie) verordnen. Die Kosten hierfür übernimmt dann Ihre Krankenkasse.
Wundversorgung bei Ulcus cruris
Durchblutungsstörungen in den Beinen sind nicht nur leidvoll und oft auch schmerzhaft – sie können auch zu Geschwüren an den Unterschenkeln führen, die nur sehr langsam heilen. Die Wundversorgung bei einem derartigen Ulcus cruris (offenes Bein) richtet sich nach der jeweiligen Form beziehungsweise seiner Ursache.
Zu einem umfassenden Wundmanagement bei einem offenen Bein gehört auch die regelmäßige Kontrolle des Beinumfangs, um die Wassereinlagerungen zu beurteilen. Zusätzlich muss die umliegende Haut geschützt werden, zum Beispiel durch eine Hautschutzcreme mit Barrierefunktion oder einem transparenten Hautschutzfilm.
Wundversorgung beim Ulcus cruris venosum
Ursache: Chronisch venöse Funktionsschwäche beziehungsweise Insuffizienz (kurz CVI) vor allem in den Beinvenen
Maßnahmen zur Wundversorgung:
- Chirurgische Entfernung von abgestorbenem Gewebe
- Feuchte Wundbehandlung
- Behandlung des Ekzems, das ein Ulcus cruris venosum oft begleitet (eventuell mit speziellen Salben)
Wundversorgung beim Ulcus cruris arteriosum
Ursache: Arterieller Gefäßverschluss im Unterschenkel, auch Schaufensterkrankheit oder periphere arterielle Verschlusskrankheit (kurz pAVK)
Maßnahmen zur Wundversorgung:
- Feuchte Wundversorgung
Wundversorgung beim Ulcus cruris mixtum
Ursache: Sowohl venöse als auch arterielle Insuffizienz im Unterschenkel
Maßnahmen zur Wundversorgung:
- Individuelle Kombination der oben genannten Maßnahmen
Häufig gestellte Fragen
Was ist Wundmanagement?
Das Wundmanagement reicht von der Anamnese bis zur Wunddokumentation und gehört in die Hände von spezialisierten Fachkräften, sogenannten Wundmanagern oder Wundexperten. Wundmanagement ist vor allem für die Versorgung komplexer Wunden, wie etwa chronische Wunden, unverzichtbar.
Was ist ein Wundmanager?
Wundmanager (auch Wundexperten) kennen sich im Detail mit Wundarten, Wundheilung, Wundbehandlung, Schmerzmanagement und Ähnlichem aus. Sie wissen daher, wie spezifische Wunden fachgerecht versorgt werden müssen.
Was macht ein Wundmanager?
Aufgaben eines Wundmanagers sind:
- Die Wunde fachgerecht versorgen.
- Den Heilungsprozess der Wunde beschleunigen.
- Komplikationen – wie Infektionen oder wiederkehrende Wunden – vorbeugen.
Gleichzeitig werden Schmerzen reduziert und die Lebensqualität verbessert.
Wie lange dauert Wundheilung?
Bereits nach 24 Stunden bildet unser Körper neues, zartes Gewebe auf der Wundfläche. Vollständig abgeschlossen ist die Wundheilung im Optimalfall nach 14 Tagen.
Bei chronischen, entzündeten oder tiefen Wunden kann der Wundheilungsprozess länger dauern. Je nach Wunde vergehen hierfür mehrere Monate bis Jahre.
Was tun bei Wundheilungsstörung?
Wenn eine Wunde schlecht heilt, können Sie die Wundheilung zuhause mit Feuchtigkeit und Wärme unterstützen. Außerdem können Sie mit Ihrer Ernährung wichtige Nährstoffe aufnehmen, die für die Zellerneuerung wichtig sind. Dazu gehören: Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine. Achten Sie darauf, dass Sie ausreichend viel trinken.
Wer darf eine Wundversorgung durchführen?
Pflegende Angehörige können kleinere, akute Wunden mit entsprechendem Verbandsmaterial wie Pflaster oder Kompressen versorgen. Ist die Wunde jedoch chronisch (zum Beispiel bei Dekubitus oder diabetischem Fuß), tief oder entzündet, gehört die Wundversorgung in die Hände von Wundexperten. Hier ist in der Regel ein professionelles Wundmanagement gefragt.
Wie versorgt man eine Wunde?
Es kommt ganz auf die Wunde an:
- Bei einer kleineren, akuten Wunde – zum Beispiel einer Schnittwunde – sind die wichtigsten Maßnahmen in den ersten Tagen nach der Verletzung: Desinfizieren, abdecken und in Ruhe heilen lassen.
- Bei chronischen Wunden ist in der Regel ein professionelles Wundmanagement durch einen Wundexperten erforderlich. Dieser strebt je nach Wundart meist ein ideal-feuchtes Wundmilieu für die Wundheilung an.
Welche Wundversorgung bei Ulcus cruris?
Die Wundversorgung bei einem Ulcus cruris (offenes Bein) richtet sich nach der jeweiligen Form beziehungsweise Ursache:
Ulcus cruris venosum (Ursache: Chronisch venöse Insuffizienz, CVI)
- Chirurgische Entfernung von abgestorbenem Gewebe
- Feuchte Wundbehandlung
- Behandlung des Ekzems, das ein Ulcus cruris venosum oft begleitet (eventuell mit speziellen Salben)
Ulcus cruris arteriosum (Ursache: Arterieller Gefäßverschluss im Unterschenkel)
- Feuchte Wundversorgung
Ulcus cruris mixtum (Ursache: Sowohl venöse als auch arterielle Insuffizienz im Unterschenkel)
- Individuelle Kombination der oben genannten Maßnahmen