Eine gute Mund- und Zahngesundheit trägt zum allgemeinen Gesundheitszustand bei und sorgt dafür, dass sich kein Bakterienfilm bildet und keine Entzündungen entstehen.
Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen Entzündungen des Mundraums und Erkrankungen wie Herzinfarkt, Lungenentzündung oder Schlaganfall. Durch die Blutbahn können Bakterien leicht aus der Mundhöhle zu anderen Organen gespült werden – und das kann mitunter fatale Folgen haben.
Mundpflege in der häuslichen Pflege
Viele pflegebedürftige, die zu Hause betreut werden, leiden an Erkrankungen wie
- Diabetes mellitus
- Demenz
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schlaganfall
- Parkinson
Genau diese typischen Krankheiten im Alter können aber auch die Mundgesundheit beeinflussen. Diabetes ist ein Risikofaktor für Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates), eine Demenz schränkt das Verständnis übers Zähneputzen eventuell ein und Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen können den Speichelfluss vermindern. Ein Schlaganfall kann die Bewegungsfähigkeit einschränken und eine Schluckstörung (Dysphagie) auslösen – genauso wie bei Parkinson. Zudem können Medikamente die Mundgesundheit negativ beeinflussen, weil sie zum Beispiel Mundtrockenheit verursachen.
Eine gute Mundgesundheit ist wichtig, denn die häufigsten Munderkrankungen lassen sich durch eine gute Prophylaxe (Vorbeugung) verhindern:
- Gingivitis = Zahnfleischentzündung (wird durch Bakterien, Viren oder Pilze übertragen)
- Glossitis = Zungenentzündung (tritt oft mit Gingivitis zusammen auf)
- Stomatitis = Entzündung der Mundschleimhaut (tritt oft mit Gingivitis zusammen auf)
- Parodontitis = Zahnfleischentzündung (oft durch mangelnde Zahnhygiene ausgelöst)
- Mundsoor = Pilzbefall der Mundschleimhaut (oft bei älteren Menschen, bedingt durch schwächeres Immunsystem, Prothesen oder einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr)
- Rhagaden = Einrisse an Mund-/Nasenwinkel beziehungsweise auf der Zunge (durch trockene Schleimhäute, eventuell Vitamin- und Mineralstoffmangel)
Anleitung & Tipps: Mundpflege bei Pflegebedürftigen
Die schlechtere Mundgesundheit bei Pflegebedürftigkeit hat viele Ursachen – die Tipps für mehr Mundgesundheit sind dagegen rasch aufgezählt:
- Reinigung: Reinigen Sie zweimal täglich die Zähne und Zahnzwischenräume Ihres pflegebedürftigen Angehörigen. Achten Sie dabei auch auf eventuelle Verletzungen im Mundraum sowie Beläge auf der Zunge. Reinigen Sie auch die Prothese Ihres Angehörigen regelmäßig und vor allem nach den Mahlzeiten.
- Pflegeprodukte: Benutzen Sie milde Zahncremes, die die Schleimhaut nicht reizen und verwenden Sie eher eine weiche Zahnbürste. Damit sinkt die Verletzungsgefahr des Zahnfleisches. Tauschen Sie die Zahnbürste Ihres Angehörigen auch regelmäßig aus. Als Empfehlung gilt: alle zwei Monate oder direkt nach einer Infektion oder Erkältung.
- Kontrolle: Gehen Sie mit Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen zur regelmäßigen Kontrolle zum Zahnarzt. Bitten Sie Ihren Zahnarzt dabei auch, Zunge und Schleimhäute zu überprüfen (Mundhöhlenkrebs-Vorsorge).
- Professionelle Zahnreinigung: Vereinbaren Sie für Ihren Angehörigen regelmäßige Termine zur professionellen Zahnreinigung. Experten empfehlen zum Beispiel für Schlaganfall-Patienten eine professionelle Zahnreinigung alle drei Monate.
- Flüssigkeitszufuhr: Sorgen Sie für einen guten Speichelfluss, zum Beispiel indem Sie Ihrem Angehörigen ab und zu zuckerfreie Bonbons reichen und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
- Mundspülung: Bei leichten Entzündungen eignen sich auch Tees zur Mundspülung (Ringelblume, Salbei oder auch Thymian). Kamillentee empfiehlt sich nur in Maßen, da Kamille zwar entzündungshemmend wirkt, aber bei übermäßigem Konsum die Mundschleimhaut austrocknen kann.
Achten Sie vor der Verwendung von Hausmitteln aber auch auf Nebenwirkungen und Allergien (zum Beispiel bei der Ringelblume)!
Zahnpflege bei Pflegebedürftigen: Durchführung
Sei es das Vorgehen, das Finden geeigneter Produkte oder die Reinigung einer Prothese: Es gibt eine Reihe an Dingen, die bei der Zahnpflege von pflegebedürftigen Personen zu beachten sind. pflege.de gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte.
Zahnpflege bei Pflegebedürftigen: So geht’s
Jede gute Zahnpflege läuft nach einem ähnlichen Muster ab. Egal, ob Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen dazu anleiten oder die Zahnpflege komplett für ihn übernehmen. Beachten Sie dabei folgende drei Grundregeln:
- Reinigen Sie die Innenseiten der Zähne.
- Reinigen Sie die Außenseite der Zähne.
- Reinigen Sie die Kauflächen.
Was ist, wenn Ihr pflegebedürftiger Angehöriger den Mund schließt und die Reinigung als unangenehm oder sogar bedrohlich empfindet? Versuchen Sie dann nicht, die Zahnpflege trotzdem durchzuführen, sondern sprechen Sie in Ruhe mit Ihrem Angehörigen über die Notwendigkeit der Zahnpflege. Sollte er keine Bereitschaft zeigen, so holen Sie sich praktische Tipps von Ihrem Zahnarzt.
Zahnpasta und Pflegeprodukte
Welche Zahnpasta, Mundspülung oder Zahnseide dabei zum Einsatz kommt, sollte der Pflegebedürftige selbst bestimmen dürfen beziehungsweise der behandelnde Zahnarzt empfehlen. Fragen Sie Ihren Angehörigen auch, ob er eine Vorliebe für Zahnseide, Zahnzwischenraum-Bürsten oder hygienische Zahnstocher hat und ob er sie selbst verwenden möchte oder Sie das für ihn übernehmen sollen. Nur bei der Anwendung sollten Sie ihn unterstützen oder zumindest nicht allein lassen. Gerade Menschen mit Demenz vergessen manchmal, was sie eigentlich tun wollten – und können sich deshalb unbeabsichtigt verletzen oder einfach vergessen, eine Handlung zu vollziehen.
Pflegende Angehöriger bei der Zahnpflege
Bevor pflegende Angehörige ihrem Familienmitglied bei der Reinigung der Zähne zur Seite stehen, sollten sie sich gründlich die Hände waschen beziehungsweise bei Infektionen oder offenen Wunden Einmalhandschuhe tragen. So vermeiden sie es, Bakterien zu übertragen. Gerade wenn der Pflegebedürftige an Mundsoor leidet, müssen sich pflegende Angehörige schützen, denn dieser Pilz kann übertragen werden – auch durch die Hände.
Reinigung einer Prothese
Auch die Prothese verlangt nach täglicher Reinigung, denn hier können sich ebenfalls Bakterien festsetzen. Außerdem verhindert eine gut gepflegte Prothese Mundgeruch. Deshalb sollten Sie die Prothese nach jeder Mahlzeit mit Wasser abspülen und zweimal täglich mit einer Prothesenbürste und Zahnpasta gründlich reinigen. Tragen Sie dazu Einmalhandschuhe, damit Sie Mundsoor oder ähnliche Krankheiten nicht weiter übertragen und sich nicht an den kleinen Häkchen verletzen.
Wenn Ihr Angehöriger eine Prothese trägt, sollten Sie bei der Mundpflege und Prothesenpflege unbedingt auch darauf achten, dass die Prothese noch gut sitzt und ob es keine Druckstellen im Mund gibt. Druckstellen können sich entzünden und Infektionen auslösen und die Mundschleimhaut verletzen. Gehen Sie mit Ihrem Angehörigen bei Beschwerden sofort zum Zahnarzt. Eine schlecht sitzende Prothese kann zum Beispiel auch die Ursache einer Mangelernährung sein, wenn Ihr Angehöriger aufgrund von Schmerzen beim Essen nichts mehr oder nur sehr wenig isst. Vorübergehend könnte auch die Versorgung mit Trinknahrung eine gute Lösung sein, um eine ausreichende Ernährung im Alter sicherzustellen.

Meine Praxistipps:
- Spezielle Prothesenbürsten und normale Zahnpasta: Reinigen Sie die Prothese Ihres Angehörigen zweimal täglich, morgens und abends, wie normale Zähne. Ich empfehle für die Reinigung der Prothese zudem ganz normale Zahnpasta (und keine speziellen Prothesen-Pasten), dafür aber eine spezielle Prothesenzahnbürste. Die sind extra breit und erleichtern die Reinigung der Prothese.
- Vorsicht vor Gebissreiniger-Tabs: Von der täglichen Reinigung mit Prothesen-Tabs (Gebissreiniger) rate ich dringend ab, da der Kunststoff der Prothese sehr spröde wird und die Prothese dadurch leichter brechen kann. Legen Sie die Prothese Ihres Angehörigen daher maximal einmal pro Monat mit Gebissreiniger ein und lassen Sie die Prothese lieber einmal jährlich professionell beim Zahnarzt reinigen.
- Ultraschallgerät für die tägliche schonende Reinigung zuhause: Für die tägliche Reinigung neben dem Putzen mit der Bürste empfehle ich Ihnen statt Gebissreiniger-Tabs vielmehr ein Ultraschall-Reinigungsgerät. Dieses gibt es schon ab etwa 25 Euro im Handel und es reinigt die Prothese gründlich, aber sehr schonend.
- Extra-Tipp für Teleskop-Prothesen: Die Außenteleskope von Teleskop-Prothesen lassen sich mit Zahnbürsten nicht oder nur schlecht reinigen. Besser eignen sich Wattestäbchen, mit denen Sie gut und gründlich in die Teleskop-Kronen kommen.
Anleitung & Tipps: Zahnpflege bei Pflegebedürftigen
Wenn Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen bei der Zahnpflege unterstützen möchten, gilt es ein paar Dinge zu beachten. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen und Ihr Pflegewissen erweitern:
- Informieren Sie Ihren Angehörigen in Ruhe, was Sie tun wollen, bevor Sie es tun. Vor allem Menschen mit Demenz, die nur bedingt ansprechbar sind, brauchen eine ruhige und verständliche Ansprache. Nehmen Sie sich dafür die Zeit!
- Ihr Angehöriger sollte sich in einer aufrechten Sitzposition befinden. Falls er zur Zahnpflege im Bett bleiben muss, stellen Sie das Kopfteil so weit es geht nach oben oder bitten Sie ihn, sich auf die Bettkante zu setzen. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich Ihr Angehöriger verschlucken könnte.
- Legen Sie alle Utensilien für die Zahnpflege griffbereit. Wenn Sie Ihrem Angehörigen im Bett die Zähne putzen wollen, benötigen Sie dafür zusätzlich einen Becher mit Wasser und eine Schale zum Ausspülen und Ausspucken. Nutzen Sie zum Ausspülen und Ausspucken eine ausreichend große Schale, damit Ihr Angehöriger beherzt ausspucken kann und weniger daneben geht.
- Stellen oder setzen Sie sich hinter Ihren Angehörigen und halten Sie seinen Kopf sanft mit einem Arm fest.
- Reinigen Sie die Zähne am besten mit einer elektrischen Zahnbürste mit weichen Borsten vom Zahnfleisch zum Zahn hin – in kleinen, kreisenden Bewegungen.
- Nutzen Sie einen Zungenschaber, um auch Beläge auf der Zunge Ihres Angehörigen zu entfernen. Bedenken Sie dabei aber, dass einige Personen dabei einen starken Würgereiz verspüren. Sollte die Zungenreinigung so nicht möglich sein, dann verzichten Sie darauf, statt Ihren Angehörigen damit zu quälen.
- Nutzen Sie Zahnzwischenraum-Bürsten oder Zahnseide, um die Zwischenräume zu reinigen. Falls Sie darin ungeübt oder unsicher sind, so fragen Sie Ihren Zahnarzt beim nächsten Besuch um praktische Tipps. Zahnmedizinische Fachangestellte mit Schwerpunkt Prophylaxe
Mein Praxistipp für pflegende Angehörige:
Statt Zahnseide empfehle ich Zahnzwischenraum-Bürsten in Kombination mit Applikatoren. Die Zahnzwischenraum-Bürsten (Interdental-Bürstchen) werden einfach auf einen passenden dünnen Applikator gesteckt. Das erleichtert pflegenden Angehörigen die Reinigung zwischen den Zähnen enorm und mindert den Würgereiz des Patienten. Dank der dünnen Applikatoren erreicht man auch an Backenzähne weit hinten im Mundraum. - Lassen Sie Ihren Angehörigen nach dem Zähneputzen gründlich ausspülen und ausspucken.
- Manchmal reißen die Mundwinkel durch das weite Aufreißen des Mundes leicht ein. Pflegen Sie die äußeren Mundwinkel in dem Falle mit etwas Vaseline.
Hilfsmittel für die Mund- und Zahnpflege
Wenn ein Schlaganfall oder Parkinson die Bewegungsmöglichkeiten einschränken, heißt das noch lange nicht, dass Ihr pflegebedürftiger Angehöriger sich nun nicht mehr selbst die Zähne putzen kann. Es gibt eine ganze Reihe von pfiffigen Ideen, eine Zahnbürste so umzurüsten, dass sie auch von einer Person nutzbar ist, die nicht mehr richtig greifen kann.

Mein Praxistipp für pflegende Angehörige:
Aus meiner Erfahrung in der Versorgung von Pflegeheim-Bewohnern weiß ich, dass unter den Bewohnern häufig Prothesen vertauscht werden. Handelt es sich um Vollprothesen, ist es für Pflegekräfte nur sehr schwer zu unterscheiden, welche Prothese welchem Bewohner gehört. Daher lautet mein Tipp: Lassen Sie sich vom behandelnden Zahnarzt eine kleine Markierung in die Prothese gravieren. So gehört zum Beispiel Frau Müller die Prothese mit der Dreieck-Gravur und Herrn Huber die Prothese mit dem kleinen Punkt.