Mangelernährung im Alter – Ursachen, Folgen & Ernährungstipps

Mangelernährung im Alter

In jungen Jahren beschäftigen sich viele noch eingehend mit ihrer gesunden Ernährung – im hohen Alter wird die ausbalancierte und angemessen zubereitete Kost dann leider häufig unterschätzt bzw. vernachlässigt. Chronische Mangelernährung tritt im Alter sehr häufig auf und hat schwerwiegende Folgen. pflege.de erklärt, wie Sie Symptome und Ursachen von Mangelernährung leichter identifizieren und eine gesunde Ernährung im Alter besser integrieren können.

Inhaltsverzeichnis

Chronische Mangelernährung betrifft mittlerweile fast jeden Zwölften der über 60-Jährigen in Deutschland und ist sowohl für stationäre als auch ambulante Pflegesituationen eine komplexe Herausforderung. Die Ursachen für Mangelernährung im Alter sind vielfältig und reichen von den normalen altersphysiologischen Veränderungen über das individuelle Ernährungsverhalten bis hin zu psychischen und krankheitsbedingten Auslösern wie etwa der Schluckstörung (Dysphagie).

Definition: Was ist Mangelernährung im Alter?

Eine Mangelernährung, auch Malnutrition genannt, liegt dann vor, wenn eine Person ihren Bedarf an Energie, Proteinen und anderen Nährstoffen über die Nahrung nicht ausreichend decken kann. Damit ist das Gleichgewicht zwischen Nährstoffzufuhr und Nährstoffbedarf gestört, was zum unkontrollierten Abbau von Körpersubstanz führt.

Stimme aus dem Angehörigenbeirat

Eine Mangelernährung kann bei jeder Ernährungsform vorkommen

Eine Mangelernährung kann bei jeder Ernährungsform vorkommen: Unabhängig davon, ob Sie regelmäßig Fleisch essen, vollständig auf tierisches Fleisch verzichten (vegetarisch) oder allgemein keine tierischen Produkte wie Eier, Milch oder Käse verzehren (vegan).

Tatjana  Brückner
Professionell Pflegende & pflegende Angehörige

Quantitative/ Qualitative Mangelernährung

Man unterscheidet dabei zwischen der quantitativen und qualitativen Mangelernährung:

  • Quantitative Mangelernährung:
    Viele ältere und hochbetagte Menschen leiden unter einer quantitativen Mangelernährung: Sie führen ihrem Körper über die Nahrung nicht mehr genügend Kalorien zu, wodurch es zu einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen, Gewichtsverlust, Schwäche und Infektionsanfälligkeit kommen kann.
  • Qualitative Mangelernährung:
    Weitaus weniger sichtbar ist die qualitative Mangelernährung bei älteren Menschen: Werden wichtige Vitalstoffe wie Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in unzureichender Menge aufgenommen, lassen die Körperfunktionen auf kognitiv-geistiger, psychischer wie auch motorischer Ebene nach. Dabei stehen oftmals zu viele zuckerhaltige Lebensmittel, Weizenprodukte und Fleisch statt wertvoller Tier- und Pflanzeneiweiße, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse auf dem täglichen Speiseplan. Oder Senioren essen schlichtweg zu wenig. Die Folge: Ohne diese notwendigen „Lebensmittel“ baut der Körper ab, wird anfälliger für Infektionen und Krankheiten im Alter und das Immunsystem wird zunehmend geschwächt. Diese Form der Mangelernährung vollzieht sich oft schleichend – und wird von den Betroffenen, pflegenden Angehörigen und Pflegenden häufig nicht sofort wahrgenommen.

Teufelskreis der Mangelernährung – die Gefahr im Alter

Ist man erst einmal in den Teufelskreis der Mangelernährung geraten, ist es schwierig, wieder auszubrechen. Mangelernährung kann schwerwiegende Folgen haben, daher sollte man sich frühzeitig an einen Arzt wenden und gezielt Maßnahmen für eine Mangelernährungs-Therapie besprechen.

Aufklärungsbedarf bei Senioren: Energie- und Nährstoffbedarf im Alter

Gerade bei der Pflege alter und mehrfach erkrankter Menschen ist Mangelernährung eine zentrale Problematik, die Pflegende nur durch die konsequente Vermittlung von Ernährungswissen und unterstützende Maßnahmen bei der Ernährungsumstellung angehen können.

Hervorzuheben ist hier vor allem die Tatsache, dass der Energie- und Nährstoffbedarf im hohen Lebensalter entgegen der landläufigen Überzeugung nicht abnimmt, sondern gleichbleibt. Mit Blick auf die Vitalstoffe steigt der Bedarf sogar an: Wenig Fette und Kohlenhydrate, dafür eine mit Nährstoffen, Vitaminen und Eiweißen angereicherte Ernährung sind optimal für eine gesunde Versorgung im fortgeschrittenen Leben im Alter.

Mangelernährung: Ursachen von Mangelernährung im Alter

Warum sich alte Menschen häufig fehlernähren, hängt mit einer Vielzahl von Faktoren zusammen. So spielen neben den Begleiterscheinungen des hohen Alters der persönliche Lebenszusammenhang, bestehende Krankheiten und akute Operationen tragende Rollen. Die häufigsten Ursachen von Mangelernährung im Alter sind:

  1. Altersassoziierte Ernährungsbesonderheiten

Als häufige Ursache für Mangelernährung im Alter gelten altersassoziierte Ernährungsbesonderheiten. Dazu zählen:

  • Verändertes Kau-, Geschmacks- und Geruchsempfinden
  • Eingeschränkte Beweglichkeit und geringer Energieumsatz
  • Nachlassen von Appetit und Durstgefühl
  • Langes Sättigungsempfinden
  1. Persönlicher Lebenszusammenhang

Hinzu kommt der persönliche Lebenszusammenhang des älteren bzw. hochbetagten Menschen. Das Risiko für Mangelernährung ist besonders erhöht, wenn

  • der Lebenspartner verstirbt und die Motivation bei der Auswahl und Zubereitung des Essens nachlässt. Einseitige oder unregelmäßige Nahrungsaufnahme sind die Folge,
  • die infrastrukturelle Versorgung mit geeigneten Lebensmitteln durch Einkaufshilfen oder den Wohnort nicht gegeben ist,
  • Depressionen und Einsamkeit zu Appetitlosigkeit führen,
  • auf Grund von Armut oder niedriger Rente das Geld für hochwertige, frische Lebensmittel fehlt,
  • neue Lebensumstände z. B. durch Pflegebedürftigkeit oder die Versorgung in einem Pflegeheim zu Ablehnung oder Scham bei der Nahrungsaufnahme führen oder
  • kompetentes Ernährungswissen fehlt.
  1. Krankheitsbilder und Medikation

Auch bestimmte Krankheitsbilder und Medikation können das Ernährungsverhalten älterer Menschen nachhaltig stören. Ein besonderes Augenmerk gilt Senioren

  • mit akuten Krankheiten wie z. B. Infektionen, Diabetes mellitus und Stoffwechselproblemen, Herz-Kreislauf- und anderen Organ-Erkrankungen, Tumorleiden und chronischen Schmerzen,
  • nach Stürzen, Unfällen sowie bei eingeschränkter Mobilität,
  • mit Demenz,
  • mit funktionellen Störungen wie Sehbehinderung oder Schluckstörung (Dysphagie) oder
  • mit umfangreicher Medikation und medikamentösen Nebenwirkungen wie Appetitverlust und Magen-Darm-Beschwerden.
Tipp
Nahrungsergänzungsmittel bei Demenz

Um einer angehenden Demenz entgegen zu wirken, können Nahrungsergänzungsmittel, wie Orthomol Mental oder Souvenaid, hilfreich sein. Diese Präparate können das Gehirn mit Mikronährstoffen wie Panthotensäure und Vitaminen versorgen und so zur Bildung neuer Verbindungen zwischen den Nervenzellen beitragen.

  1. Nach Operationen

Größere Operationen gehen im hohen Alter mit verstärktem Stress und einem erhöhten Nährstoffbedarf einher. Nicht selten kommt es daher bei akut operierten Senioren im Krankenhaus zu einer Unterernährung oder Mangelernährung. Besonders gefährdet sind

  • Senioren nach einer Magen- oder Darmresektion und
  • Senioren, die auf der Intensivstation behandelt werden.
Info
Energie- und Nährstoffbedarf bei älteren Menschen

Grundsätzlich gilt: Je älter ein Mensch ist, desto höher ist sein Risiko, über die Ernährung nicht mehr den vorhandenen Energie- und Nährstoffbedarf zu decken. Die oben genannten Krankheitsbilder und die bei vielen alternden Menschen unzureichende Flüssigkeitszufuhr verschlimmern die gesundheitlichen Auswirkungen noch.

Mangelernährung: Symptome und Folgen von Mangelernährung

Alarmiert sein sollten Sie als Angehöriger vor allem dann, wenn Ihr Familienmitglied innerhalb kurzer Zeit ungewollt Gewicht verliert, die Nahrungsaufnahme offenkundig Schwierigkeiten bereitet oder der Appetit deutlich nachlässt. Besondere Achtsamkeit ist auch dann geboten, wenn es durch Darmleiden oder Erbrechen und Durchfall zu großen Nährstoffverlusten kommt.

Müdigkeit und Schwäche können weitere Anzeichen sein, aber auch akute Infektionsanfälligkeit und ernst zu nehmende Störungen der Organfunktionen sollten Sie mit Blick auf den Ernährungszustand medizinisch abklären lassen.

Mangelernährte Senioren haben nicht nur ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko, sie weisen auch einen allgemein schlechteren Gesundheitszustand auf: Ihre Muskelmasse baut ab und sie sind im Alltagsleben mit wachsenden Einschränkungen konfrontiert. Der Mangel an Proteinen und Mikronährstoffen schwächt außerdem das Immunsystem, verzögert die Wundheilung, die Reaktionsfähigkeit und erhöht das Risiko für Schwindel, Stürze und Brüche.

Info
Mangelernährung-Symptome auf einen Blick
  • Ungewollter Gewichtsverlust, sichtbar bspw. durch plötzlich lose sitzende Hosen
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Infektionsanfälligkeit
  • Störung der Organfunktionen
  • Abbau von Muskelmasse
  • Verzögerte Reaktionsfähigkeit
  • Verlangsamte Wundheilung
  • Höheres Risiko für Brüche, Stürze und Schwindel

Mangelernährung-Prophylaxe und Früherkennung

Ein Fragenkatalog zur Überprüfung auf Mangelernährung (das sog. Screening oder MUST-Screening) ist ein hilfreiches Werkzeug für Angehörige und Pflegekräfte. Dabei werden die Ursachen für die Malnutrition und die speziell benötigten Nährstoffe festgestellt. Das Ergebnis lässt sich als Basis für ein maßgeschneidertes Ernährungsprogramm in der ambulanten oder stationären Versorgung verwenden.

Neben dem Body-Maß-Index (BMI) können Sie auch Fragebögen aus dem Internet sowie Online-Services zur Ernährungsberatung heranziehen.

Info
5 Warnsignale für Mangelernährung

Wenn Sie eine der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten können, sollten Sie einen Arzt konsultieren:

1. Verlieren Sie bzw. Ihr Angehöriger zunehmend Gewicht? Schlottern Ihre/seine Hosen und andere Klamotten?

2. Bemerken Sie eingefallene Gesichtszüge und knochige Hände?

3. Stellen Sie eine allgemeine Schwäche, Blässe und Antriebslosigkeit fest?

4. Ist der Blutdruck über mehrere Tage und Wochen hinweg konstant zu niedrig?

5. Ist der Urin über mehrere Tage bzw. Wochen dunkel gefärbt?

Situationsansatz: Pflegesituation und Potenziale analysieren

Als pflegender Angehöriger möchten Sie Ihre älteren Angehörigen gerne bei einer gesundheitsfördernden, vitalstoffreichen Kost und einem gesunden Trinkverhalten unterstützen – doch gestaltet sich dies abhängig von der jeweiligen Pflegesituation manchmal gar nicht so leicht.

Es ist sinnvoll, im Kreis der Familie oder im Gespräch mit den Pflegekräften Ziele für die gesunde Ernährung festzulegen und therapeutische Ernährungsmaßnahmen einzuleiten. Natürlich müssen diese mit den Wünschen und akzeptierten Nahrungsmitteln des Patienten in Einklang gebracht werden. Liegen z. B. Schluckstörungen vor, kann allein durch die Umstellung der Zubereitungsart, durch Pürieren oder mundgerechte Stückchen schon ein Fortschritt erzielt werden.

Tipps für die Ernährung im Pflegealltag

  • Lassen Sie die Ursache/n und Schwere der Mangelernährung medizinisch feststellen und sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen über die Ernährungsproblematik. Ggf. ist eine Versorgung mit spezieller Trinknahrung notwendig.
  • Beurteilen und optimieren Sie gemeinsam mit dem Betroffenen und möglichen Hilfspersonen die infrastrukturelle Versorgung mit Lebensmitteln, die Auswahl und Zubereitung des Essens und die Anforderungen an das Essen durch Unverträglichkeiten oder spezielle Ernährungsformen bei z. B. Diabetes, organischen Problemen, vegetarischer Ernährung, usw.
  • Planen Sie die Speisen im Voraus und sorgen Sie für eine angenehme Essensatmosphäre – idealerweise in Gesellschaft.
  • Beugen Sie Flüssigkeitsmangel durch ein vielfältiges Getränkeangebot und einen Tagestrinkplan vor. Empfehlenswert ist vor allem leicht basisches Wasser mit einem pH-Wert von 7,0 bis 7,1, das zudem frei von Aluminium und Schwermetalle ist.
  • Legen Sie Gesundheitsziele fest wie z. B. Gewichtszunahme oder mehr Bewegung im Alltag, und ebenso, mit welchen konkreten Schritten diese am effektivsten erreicht werden.
  • Bestellen Sie ggf. Essen auf Rädern (Menübringdienste), um die regelmäßige Versorgung mit Essen zu gewährleisten und damit ein festes Ritual im Alltag zu schaffen.
Expertenmeinung

Mein Praxistipp für pflegende Angehörige:
Machen Sie sich die Mühe und behalten Sie das Gewicht Ihres Angehörigen intensiv und regelmäßig im Blick. Nur so können Sie gemeinsam mit dem Arzt eine Mangelernährung frühzeitig erkennen und effektiv behandeln. Ein ganz einfacher und praktischer Tipp dafür ist zum Beispiel, den Oberarmumfang Ihres Angehörigen regelmäßig zu messen. Wenn ein älterer Mensch an Nährstoffen verliert und Muskeln abbaut, ist das am Oberarm sehr schnell erkennbar. Diese Messung können Sie mit einem einfachen Maßband selbst bei bettlägerigen Personen vornehmen und Sie haben so stets den Gewichtszustand Ihres Angehörigen unter Kontrolle.

Cornelia  Siefers
Examinierte Pflegekraft und Spezialistin für Mangelernährung und Nährstoffdefizite

Ernährungstherapeutische Lösungen für spezielle Situationen

  • Mangelernährung im Krankenhaus

Gerade dann, wenn alternde Menschen temporär oder dauerhaft nicht länger im eigenen Zuhause wohnen, kann es zu riskanten Ernährungszuständen kommen. Längere Klinikaufenthalte auf Grund von Operationen und Krankheitsverläufen führen häufig zu einer Mangelernährung im Krankenhaus. Weisen Sie im Gespräch mit dem klinischen Personal auf den besonderen Bedarf an speziellen Nährstoffen hin und bringen Sie im Notfall selbst Lebensmittel mit.

  • Mangelernährung bei veganer oder vegetarischer Ernährung

Damit es bei veganer oder vegetarischer Ernährung nicht zu einer Mangelernährung im Alter kommt, ist es wichtig, auf die Zufuhr von Eisen, Eiweiß und Vitamin B12 zu achten. Bauen Sie entsprechend der Präferenz tierische Milchprodukte bzw. Hülsenfrüchte wie Hirse, Linsen, Bohnen oder Sojaprodukte in den Speiseplan ein – und setzen Sie im Zweifel auf ein Vitamin B12-Supplement. Dieses wirkt sich auch positiv bei Haarausfall oder brüchigen Fingernägeln aus.

  • Mangelernährung bei Demenz

Bei Alzheimer oder vaskulärer Demenz erschweren kognitive Einschränkungen die Ernährung: Um einer Mangelernährung bei Demenz vorzubeugen, können vermehrt Omega-3-Fettsäuren in Form von Fisch, Nüssen und hochwertigen Pflanzenölen in der Ernährung berücksichtigt werden. Zusätzlich hat sich eine an Vitamin C und E reiche Kost bewährt.
Je nach Fortschritt der Demenzerkrankung können neben einem Nährstoffmangel auch Vergesslichkeit und Verwirrtheit dazu beitragen, dass die Patienten das Essen vergessen oder verweigern. In diesen Fällen ist es sinnvoll, die Nahrungsaufnahme als Angehöriger situationsabhängig zu begleiten, anzuleiten oder sogar zu überwachen.

  • Bei Vitamin-D-Mangel

Bei fehlender Bewegung im Freien kommt es häufig zu einem ausgeprägten Vitamin-D-Mangel. Die körpereigene Fähigkeit, im Sonnenlicht Vitamin D zu bilden, nimmt mit höherem Lebensalter ab, so dass selbst die empfohlene Tageszufuhr von einer Viertelstunde bei vielen Senioren nicht genügt, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Ein Vitamin-D-Präparat schafft neben ausgedehnten Spaziergängen hier Abhilfe – und beseitigt auch eine Ursache für häufige Gelenkschmerzen.

  • Zusatznahrung bei Mangelernährung und Kachexie

Ist bereits eine starke Abmagerung (Kachexie) eingetreten oder die orale Nahrungsaufnahme problematisch, kann auch auf kalorienreiche Zusatznahrung zurückgegriffen werden. Proteinreiche und/oder hochkalorische Trinknahrung verbessert in Akutfällen von Krankheit und Schwäche die Erstversorgung mit Proteinen und Nährstoffen und verhindert so den Teufelskreis der Unterernährung.

Eine ärztlich verschriebene Ernährungstherapie mit Trinknahrung wird von den Krankenkassen bezahlt. Angehörige sollten beim Arztbesuch unbedingt abklären, ob eine vorübergehende oder kritisch krankhafte Mangelernährung vorliegt und im Zweifel die Zweitmeinung eines Spezialisten einholen.

Autorenmeinung

Meine Empfehlung für einen gesunden Tages-Speiseplan im Alter:
2-3 Stücke frisches Obst
1-2 Portionen frischer Salat oder Gemüse
1 Scheibe Brot/Vollkornbrot
1 Milchprodukt wie z.B. Joghurt, Käse, Sahne oder Quark
1 Stück Fleisch, Fisch oder 1 Ei
1 warme Mahlzeit (z. B. in Form einer Suppe)
1,5 l Flüssigkeit 

Anna  Engberg
Fachjournalistin für Ernährung und Gesundheit
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Erstelldatum: 6102.11.3|Zuletzt geändert: 2202.20.11
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Mangelernährung frühzeitig erkennen & behandeln

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Cornelia Siefers
Im Interview
Cornelia Siefers
Ernährungsexpertin bei Nutricia

Cornelia Siefers ist langjährige Ernährungsexpertin bei Nutricia. Sie ist examinierte Pflegekraft und hat viel Praxiserfahrung mit Patienten gesammelt, heute schult sie Pflegekräfte im Umgang mit Trinknahrung und sensibilisiert für die frühzeitige Erkennung von Mangelernährung und Nährstoffdefiziten.

Obwohl alte Menschen zur Hauptrisikogruppe für eine Mangelernährung zählen, ist ein hohes Lebensalter nicht automatisch Indiz für eine Mangelernährung. Die Ursachen für das Auftreten einer Mangelernährung bei Patienten sind komplex und unterschiedlich, wichtig ist es in jedem Falle, die Mangelernährung frühzeitig zu erkennen. Dazu gibt es unterschiedliche Screening-Methoden wie das MUST-Screening und NRS-Screening. Damit soll der Ernährungszustand des Patienten regelmäßig untersucht und beobachtet werden, ob ein Risiko für eine Mangelernährung besteht oder ob bereits eine Mangelernährung vorliegt.

pflege.de hat mit den Ernährungsexpertinnen Cornelia Siefers und Monika Arndt über mögliche Screening-Methoden gesprochen, mit denen man eine Mangelernährung frühzeitig identifizieren und behandeln kann.

Liebe Frau Siefers, liebe Frau Arndt, wie wichtig ist es, eine Mangelernährung möglichst früh zu erkennen?

CORNELIA SIEFERS: Sehr sehr wichtig – sowohl für den Patienten als auch für alle Betroffenen wie Angehörige und Pflegekräfte. Aber auch Krankenkassen sollten ein größtmögliches Interesse daran haben, eine Mangelernährung von Versicherten möglichst früh zu erkennen.

Warum ist das so wichtig? Welche Chancen ergeben sich für Patienten, sofern eine Unter- oder Mangelernährung frühzeitig diagnostiziert wird?

Ernährung ist immer noch ein Stiefkind, vor allem in Kliniken.
Cornelia Siefers

CORNELIA SIEFERS: Also es ist so, dass eine Mangelernährung immer eine Begleitdiagnose ist, es ist ja nie die grundsätzliche Diagnose. Das heißt es gibt viele Erkrankungen, die mit einer Mangelernährung einhergehen können. Häufig sind es Tumorerkrankungen oder konsumierende Erkrankungen (Anm. d. R.: Krankheiten, die zu Gewichtsverlust und Schwäche führen). Von einer Mangelernährung betroffen können auch mal Patienten sein, die unter Schock stehen oder Verbrennungen erlitten haben, aber ein großer Teil sind geriatrische Patienten, die ein breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen haben wie z. B. Multiple Sklerose oder Parkinson. Mangelernährung wird bei diesen Krankheitsbildern meistens als letztes diagnostiziert, weil Ernährung eben noch ein Stiefkind ist, gerade in Kliniken. Sofern eine Mangelernährung in einem frühen Stadium erkannt wird, hat das positive Auswirkungen auf die Therapie und auch die Medikamente schlagen besser an. Es gibt auch Studien, die belegen, dass die Krankenhausaufenthaltsdauer signifikant verringert werden kann, sofern die Mangelernährung gut behandelt wird.

Und was sind Gefahren und Risiken, wenn eine Mangelernährung nicht ernst genommen wird oder erst spät diagnostiziert wird?

CORNELIA SIEFERS: Eine Mangelernährung wird von Betroffenen und ihren Angehörigen häufig hingenommen, weil sie nach dem Irrglauben vieler bei manchen Erkrankungen „einfach dazugehört“. Aber schon eine kurzzeitige Behandlung und das Wiedererlangen von Kräften hilft jedem Menschen schneller wieder aus der Krankheit heraus auf den Weg der Gesundung.

Eine Mangelernährung sollte nicht immer als „notwendiges Übel einer Erkrankung“ hingenommen werden.
Cornelia Siefers

Eine Mangelernährung sollte daher nicht immer als „notwendiges Übel einer Erkrankung“ hingenommen werden. Schließlich verschlechtert sich bei einer Mangelernährung ja die gesamte Konstitution eines Patienten. Nicht nur, dass er Gewicht verliert, sondern ihm fehlen auch wichtige Nährstoffe, Muskel schwinden und er wird gebrechlicher.

Sie hatten eben ja schon ein paar Ursachen einer Mangelernährung angesprochen. Was sind Ihrer Erfahrung nach die klassischen Ursachen für eine Mangelernährung?

CORNELIA SIEFERS: Tatsächlich sind das häufig Erkrankungen, die dazu führen, dass der Appetit nachlässt, sowie Tumorerkrankungen und neurologische Veränderungen. Gerade bei neurologischen Veränderungen oder einer Demenz wird häufig das Gefühl für Hunger, Durst, Essen und Trinken herabgesetzt.

Bei vielen Krankheiten kann auch Übelkeit oder ein allgemeines Unwohlsein eine Rolle spielen und natürlich verändert sich dadurch auch das Essverhalten, wenn man sich nicht wohl fühlt.

Ok, das heißt dass einige Ursachen auch altersunabhängig sind. Wie hoch ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich mit dem Alter das Risiko für eine Mangelernährung stark ansteigt? Inwiefern werden mögliche Risikofaktoren für eine Mangelernährung durch ein höheres Alter begünstigt?

CORNELIA SIEFERS: Neben den Ursachen, die ich eben genannt habe, besteht im Alter häufig das Problem, dass Menschen, gerade wenn sie alleine leben, weniger „angeschaut“ werden, oder wie wir sagen „gescreent“ werden. Selbst wenn sie einen ambulanten Pflegedienst haben, der kommt, nutzt der seine Zeit eher mit dem Stellen der Tabletten, der Körperpflege oder dem Anziehen von Strümpfen statt auf den Ernährungszustand des Betroffenen zu schauen.

Im Alter gibt es das Problem, dass Menschen weniger „angeschaut“ werden.
Cornelia Siefers

Das gleiche Problem haben wir heute auch in Krankenhäusern, wo auch Studien belegen, dass ein Senior, der ins Krankenhaus eingeliefert wird, ganz häufig mit einem Gewichtsverlust zu rechnen hat. Unabhängig von seiner Diagnose oder Behandlung, weil ganz einfach die Zeit nicht da ist. In einer Pflegeeinrichtung wie einem Pflegeheim wird darauf mehr Wert gelegt und die Pflegekräfte kümmern sich mehr um die ausreichende Ernährung und die Zufuhr von Nährstoffen der Bewohner.

Weitere Risikofaktoren für eine Mangelernährung können eine Demenz sein sowie der Irrglaube, dass es „einfach dazugehört“, dass man älter ist und gebrechlich wird.

Wie schafft man es aber, den Ernährungszustand bei älteren Menschen im Blick zu behalten bzw. wieder mehr in den Fokus zu rücken um gerade mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen? Sollten auch Hausärzte dazu herangezogen und dafür sensibilisiert werden, bei älteren Patienten auf deren Gewichtsentwicklung zu achten? Wessen Aufgabe ist es, für das Thema Mangelernährung im Alter zu sensibilisieren?

CORNELIA SIEFERS: Da sprechen Sie ein wirklich wichtiges Thema an! Grundsätzlich sind unsere Senioren sehr häufig in der Versorgung bei Hausärzten und werden dort auch gut behandelt. Daher wäre es naheliegend, die Beobachtung des Ernährungszustandes an die Hausärzte abzugeben, die ja für viele ältere Menschen die erste Anlaufstelle sind. Man braucht ja nicht gleich einen Spezialisten. Wir müssen die Hausärzte mehr mit ins Boot holen und aufklären, dass auch Trinknahrung oder Zusatznahrungen per Rezept verordnungsfähig sind, damit Patienten diese Dinge nicht alle selbst bezahlen müssen.

Oft kennen Hausärzte ihre Patienten über Jahre hinweg und wenn sie bemerken, dass sich etwas verändert, sollten sie den Patienten auch darauf ansprechen und denjenigen möglichst schnell an einen Spezialisten weiterleiten.

In Institutionen wie einer Klinik oder einem Pflegeheim gibt es wirksam entwickelte Screening-Tools, die weit verbreitet sind und auch nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Damit soll der Ernährungszustand von Patienten bzw. Bewohnern untersucht werden.

Welche Tools meinen Sie damit?

CORNELIA SIEFERS: Es gibt natürlich Expertentools, die etwas kompliziert sind, aber ich meinte eher einfache Fragebögen, die sich immer wieder um dasselbe Thema drehen: Gab es einen Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent in den letzten drei Monaten? Gibt es andere Symptome, die dazu führen, dass der Patient an Gewicht verliert? Es gibt z. B. auch einfache Tellerdiagramme, die aufzeichnen, wie viel von einer Portion gegessen wird, die für das Alter angemessen ist. Das kann man ganz schnell auch im Pflegealltag führen und kontrollieren während man die Teller wieder abräumt.

Manchmal liegt es daran, dass eine Prothese falsch sitzt und jemand Schmerzen beim Essen hat.
Cornelia Siefers

Meiner Meinung nach sollte man den Menschen aber auch immer als Ganzes sehen. Man kann beobachten, ob sie gut schlafen und ob sie genug trinken. Man sollte alle Aspekte mit einbeziehen, ihre Trink-und Nahrungsmengen kennen und auch mal ihr Umfeld befragen, um ein Gesamtbild zu bekommen. Manchmal liegt es tatsächlich nur daran, dass ein Gebiss sich verändert hat, die Prothese falsch sitzt und jemand Schmerzen beim Essen hat. Es sind manchmal einfachere Lösungen als man zunächst angenommen hat.

Das heißt also man sollte ältere Menschen und deren Ernährungszustand immer gut beobachten. Im Jahr 2003 hat ja zum Beispiel auch der Europarat gefordert, dass grundsätzlich alle Patienten bei der Aufnahme in ein Krankenhaus routinemäßig auf ihren Ernährungszustand hin überprüft werden sollten. Wissen Sie, ob das das aktuell an deutschen Kliniken praktiziert wird?

CORNELIA SIEFERS: Nein, es ist natürlich schwierig zu überprüfen, inwiefern das in Kliniken tatsächlich durchgeführt wird. Aus meiner persönlichen Erfahrung, aus einem eigenen Krankenhausaufenthalt und auch von Angehörigen weiß ich, dass die Ernährung ein Stiefkind bleibt in den Kliniken. Und das aus bekannten, aber mir nicht ganz verständlichen Gründen, da Personalmangel kein Grund sein sollte, um grundsätzliche Standards nicht einzupflegen.

Mit wenigen Fragen nach dem Gewichtszustand usw. wie eben erwähnt kann man der Mangelernährung schnell auf die Spur kommen und könnte gezielt in der Klinik eine Behandlung einleiten. Der BMI (Body-Mass-Index) wäre ein weiterer Wert, den man abfragen könnte, um mehr über den Ernährungszustand des Patienten zu erfahren. Und ältere Patienten müssen meiner Meinung nach in Kliniken ohnehin unbedingt nach ihren Ernährungsgewohnheiten gefragt werden, alleine schon wegen Unverträglichkeiten.

Also höre ich raus, dass Sie es durchaus begrüßen würden, wenn Patienten bei der Aufnahme in Kliniken routinemäßig ein Ernährungs-Screening bekämen?

CORNELIA SIEFERS: (lacht) Ganz genau. Wie Sie auch schon sagten, es ist ja eigentlich auch vom Europarat so geplant und gewünscht, und es entspricht auch vollkommen meinem Wunsch. Ich kann natürlich auch nicht explizit sagen, dass es nicht so gemacht wird, aber die Studien zeigen, dass es einen großen Anteil mangelernährter Senioren gibt, die in der Klinik einfach nicht entsprechend untersucht werden. Und daher glaube ich, dass ein einfacher Fragebogen oder ein Screening da sehr viel verändern könnte.

An welchen Kriterien kann man festmachen, ob eine Mangelernährung vorliegt oder ein Risiko dafür besteht?

CORNELIA SIEFERS: Ein aussagekräftiges Indiz ist wie bereits erwähnt der sog. Body-Mass-Index, kurz BMI. Den kann sich auch jeder sehr leicht selber ausrechnen: Körpergewicht (in kg) und teilen durch Körpergröße2 (in m). Das Ergebnis ist ein Wert zwischen 17 und 35, der auf ein Untergewicht, Normalgewicht oder Übergewicht hinweist – je nach Alter und Geschlecht. Dafür gibt es entsprechende Tabellen. Ein Beispiel: Wer im Alter von 65 Jahren z. B. einen BMI unter 24 hat, sollte das zumindest mal im Blick behalten. Es sei denn es handelt sich um einen Menschen, der immer sehr schlank war.

Das klingt jetzt schon eher analytisch und komplex. Was sind eher offensichtliche, optisch auffallende erste Anzeichen für eine Mangelernährung, die man im Alltag mit älteren Menschen im Hinterkopf behalten kann?

Wenn Kleidung plötzlich lockerer sitzt und man zum Essen animieren muss, sollte man als Angehöriger aufmerksam werden!
Cornelia Siefers

CORNELIA SIEFERS: Auffällig ist oft, wenn die Kleidung plötzlich lockerer sitzt oder die Haut faltig und schlapp wirkt. Das kann darauf hindeuten, dass dem Patienten Nährstoffe und auch Flüssigkeiten fehlen. Auch wenn der Betroffene keinen Appetit mehr hat oder wenn man zum Essen animieren muss, sollte man als Angehöriger aufmerksam werden. Oder wenn Sie Ihren Angehörigen zum Toilettengang begleiten und einen stark konzentrierten Urin sehen, kann das ein Zeichen von Flüssigkeitsmangel sein.

Weitere Anzeichen für eine Mangelernährung können auch Fieber oder Wunden sein, die länger nicht heilen. Das bringt man im ersten Schritt oft nicht mit einer Mangelernährung in Verbindung, deutet aber in vielen Fällen auf einen Nährstoffmangel hin.

Welche Methoden gibt es, um eine Mangelernährung zu erkennen?

MONIKA ARNDT: Eine Mangelernährung lässt sich auf verschiedene Arten und Weisen erkennen. Einerseits gibt es wie eben erwähnt äußere Anzeichen (z. B. hervorstehende Beckenknochen, sehr dünne Arme und Beine bei sonst optisch eher übergewichtigen Personen), laborchemische Untersuchungen (z. B. Albumin) sowie diverse Messmethoden (z. B. Größe & Gewicht, Hautfaltendicke), andererseits bieten aber auch professionelle Screening-Methoden erste Hinweise für eine Mangelernährung. Die bekanntesten Methoden sind vor allem das sog. NRS-Screening und das MUST-Screening.

Bei beiden Screening-Methoden werden in einem strukturierten und standardisierten Vorgehen jeweils drei bis vier Fragen gestellt wie

  • Wie hoch ist der BMI?
  • Hat sich das Essverhalten in der letzten Zeit verändert?
  • Hat die Person in den letzten Wochen an Gewicht verloren?

Das NRS-Screening berücksichtig zusätzlich, ob eine schwere Erkrankung vorliegt. Für jede Antwort werden Punkte vergeben, auf Basis des Endergebnisses können Experten das Risiko für eine Mangelernährung ableiten.

Wer führt diese Screenings durch?

CORNELIA SIEFERS: Das machen in der Regel Pflegepersonen, examiniertes Pflegpersonal sowie natürlich auch Personal in der Klinik oder im Pflegeheim.

Können auch Privatpersonen diese Screenings durchführen? Es gibt ja auch frei verfügbare Fragebögen für z. B. das MUST-Screening. Ist das sinnvoll?

CORNELIA SIEFERS: Auf jeden Fall! Die Erfassung der Zahlen kann jeder Mensch, der muss dazu keine Pflegeausbildung und kein Medizinstudium haben. Jeder sollte sich über diese Themen informieren und kann sich solche Screening-Bögen besorgen. Wichtig ist nur, dass man sich mit den Ergebnissen an Experten wendet und mit ihnen zusammen darüber spricht.

NRS- und MUST-Screening: Wann und in welchen Bereichen werden diese Screening-Methoden eingesetzt?

MONIKA ARNDT: Das MUST-Screening wird vorwiegend ambulant, das NRS-Screening bevorzugt im Krankenhaus eingesetzt. In beiden Bereichen verfolgt man das Ziel, durch eine frühzeitige Diagnose auffällige Patienten weitergehend untersuchen und ggf. ernährungsmedizinisch und auch ernährungstherapeutisch betreuen zu können.

Was sind die Vorteile des NRS-Screenings im Vergleich zum MUST-Screening?

MONIKA ARNDT: Beim NRS-Screening werden anders als beim MUST-Screening auch Krankheiten sowie deren prognostischer Einfluss auf die zu erwartende Entwicklung des Patienten berücksichtigt. Im Allgemeinen muss man allerdings sagen, dass ein Screening in jedem Falle wichtig und absolut sinnvoll ist, um bei Bedarf frühzeitig handeln zu können. Welches Screening am Ende eingesetzt wird – ob NRS oder MUST – ist Geschmackssache.

Wie geht es nach einem positiven Ergebnis nach einem NRS-Screening weiter?

MONIKA ARNDT: Patienten, die ein Risiko für eine Mangelernährung aufweisen, sollten in der Regel frühzeitig ernährungsmedizinisch und auch -therapeutisch betreut werden. Manchmal ist es schon ausreichend, eine schlecht sitzende Zahnprothese auszutauschen oder einen Menüservice für den Betroffenen zu organisieren.

Daneben prüfen Ernährungsexperten, ob die orale Kost vielleicht optimiert werden kann. Beispielsweise kann man das normale Essen mit Supplementen anreichern, bevor weitere Maßnahmen wie der Einsatz von Trinknahrung, eine Ernährungssonde oder sogar eine parenterale Ernährungstherapie angedacht werden. Es ist in dieser Situation wichtig, den Patienten engmaschig zu beobachten und bei Verschlechterung seines Zustands schnell reagieren und geeignete Maßnahmen einleiten zu können.

Haben Sie Tipps für pflegende Angehörige, damit sie bei ihren älteren Familienmitgliedern möglichst früh die ersten Anzeichen einer Mangelernährung erkennen?

CORNELIA SIEFERS: Also wichtig ist vor allem, immer im Gespräch zu bleiben und es nicht hinzunehmen, dass ein Gewichtsverlust und Muskelschwund „einfach mit dem Alter zu tun hat“. Insbesondere wenn Menschen auch über Schmerzen klagen aber auch andere Sorgen wie der Verlust von Lebensfreude, sollte man dem unbedingt nachgehen. Es muss nicht immer gleich eine Altersdepression sein, aber wenn jemand früher sehr gerne Kuchen gegessen hat, sich auf Feste gefreut hat oder am Abend gerne ein Schnittchen mit Leberwurst gegessen hat und das alles nicht mehr macht, sollte man als Angehöriger nachhaken und denjenigen darauf ansprechen.

Expertenmeinung

Mein Praxistipp für Angehörige:
Messen Sie regelmäßig den Oberarmumfang und machen Sie sich diese Mühe! Wenn ein älterer Mensch an Nährstoffen verliert und Muskeln abbaut, ist das am Oberarm sehr schnell erkennbar.

Wenn es sich um einen Angehörigen handelt, der sich nicht mehr äußern kann und stark pflegebedürftig ist, ist es wichtig, die äußeren Kennzeichen zu beobachten. Ich kann jeden nur ermutigen, sich diese Mühe zu machen! Ein ganz praktischer Tipp ist zum Beispiel, den Oberarmumfang regelmäßig zu messen. Wenn ein älterer Mensch an Nährstoffen verliert und Muskeln abbaut, ist das am Oberarm sehr schnell erkennbar.

Appetitverlust, Schmerzen beim Essen und Trinken, konzentrierter Urin sowie eine veränderte Grundhaltung zur Nahrungsaufnahme können weitere Vorboten einer Mangelernährung sein. Nehmen Sie diese Anzeichen ernst!

Vielen herzlichen Dank für das spannende Interview!

Erstelldatum: 7102.01.62|Zuletzt geändert: 2202.70.4
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Bildquelle
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