Herzinfarkt: Definition & Arten
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Herzinfarkt: Definition
Für seine Ausdauerleistung muss das Herz stetig mit ausreichend Sauerstoff und Energie versorgt werden. Weil sie mit dem Blut transportiert werden, braucht es für die Versorgung eine störungsfreie Blutversorgung. Diese wird gewährleitet durch zwei große Arterien, die direkt von der Hauptschlagader abzweigen und sich wie ein Kranz (lateinisch: corona) immer weiter rund ums Herz verästeln. Diese Herzkranzgefäße oder Koronararterien sind ein sensibles Transportsystem. Kalk- oder Fettablagerungen können sie verengen, kommt dann noch ein Blutgerinnsel dazu, gerät der Blutfluss ins Stocken – mit lebensgefährlichen Folgen.
Bei einem Herzinfarkt (auch Myokardinfarkt, Myokard = Herzmuskel) werden eines oder sogar mehrere Herzkranzgefäße durch Gerinnsel verstopft. Das dahinterliegende Herzmuskelgewebe wird nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt innerhalb kürzester Zeit (15 bis 30 Minuten) nach und nach ab. Abgestorbene Herzmuskelzellen regenerieren sich nicht mehr, sie vernarben und können die Funktion des Herzens einschränken (sog. Herzinsuffizienz) oder es sogar vollständig zum Erliegen bringen.
Viele Risikofaktoren führen zum Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt ist das Ergebnis vielerlei Gründe: Unausgewogene Ernährung, ein zu hoher Cholesterinspiegel und dazu noch Stress bilden eine gefährliche Mischung an Ursachen, die das Herzinfarkt-Risiko immens erhöhen. Dieses steigt zudem durch weitere Erkrankungen wie z. B. Bluthochdruck oder Diabetes mellitus, aber auch durch ein höheres Lebensalter. In Kombination bedingen diese Einflüsse meist über Jahre gefährliche Ablagerungen aus Fett und Kalk (sog. Plaques) in den Gefäßen, welche in den Herzkranzarterien zur sog. Koronaren Herzkrankheit (KHK) führen. Bricht dann eine Plaque auf, versucht der Körper Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um diesen wieder zu schließen. Dadurch kommt es zu einer Ansammlung von Thrombozyten (Blutplättchen) in der Herzkranzarterie, die nicht nur den Riss verschließen, sondern das ohnehin verengte Gefäß verstopfen können. In Folge kommt es dann zu einem Herzinfarkt.
Symptome und Anzeichen erkennen
Die verminderte Durchblutung des Herzens macht sich bei Betroffenen oft recht schnell bemerkbar. Typische, alarmierende Symptome für einen Herzinfarkt sind
- plötzliche starke Schmerzen und ein Brennen in der Brust,
- kalter Schweiß,
- Angst und Schwindel.
Der Infarkt kann sich aber auch in weniger spezifischen Anzeichen eines Herzinfarkts wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen äußern. Seien Sie daher wachsam – nicht immer sind es die klassischen Schmerzen in der Brust und im linken Arm, die auf einen Herzinfarkt hinweisen. Insbesondere Frauen verspüren oftmals eher unspezifische Warnsignale.
Sehr häufig: Stummer Herzinfarkt
Unspezifische Symptome (z. B. Atemnot, Schwindel, Abgeschlagenheit) können durchaus auf einen Herzinfarkt hindeuten. Je nach Belastungssituation schwächen die Symptome wieder ab, sodass die Betroffenen gar nicht darauf kommen, einen Herzinfarkt erlitten zu haben. Doch der stumme Herzinfarkt tritt häufig auf – fast 50 Prozent aller Herzinfarkte verlaufen stumm und hinterlassen Schäden am Herzmuskel, die das Risiko weiterer Infarkte erhöhen.
Herzinfarkt: Diagnose mittels EKG

Streckenerhebungsinfarkt (STEMI)
Wenn die Vermutung auf einen Infarkt in der Klinik oder beim Arzt aufkommt, dann ist ein Elektrokardiogramm (EKG) die erste Untersuchung zur Diagnose Herzinfarkt. Bei dieser wird die Frequenz und der Rhythmus des Herzschlags mit Hilfe einer Kurve aufgezeichnet. Daraus wird abgeleitet, ob und welche Art von Infarkt vorliegt. Bei einem Teil der Infarkte zeigen sich nämlich Auffälligkeiten in der sog. ST-Strecke. Der normalerweise flache Verlauf der Kurve zeigt dann deutliche Anhebungen (sog. STEMI = ST-segment elevation myocardical infarction; Streckenerhebungsinfarkt).

Nicht-Streckenerhebungsinfarkt (NSTEMI)
Ist auch nur ein kleiner Teil des Herzmuskelgewebes abgestorben, fehlen diese typischen ST-Erhebungen, obwohl ein Infarkt vorliegt (sog. NSTEMI = non ST-segment elevation myocardical infarction; Nicht-Streckenerhebungsinfarkt). Ein NSTEMI-Infarkt ist prognostisch günstiger, weil nur die inneren Schichten der Herzmuskulatur betroffen sind. Die zu erwartenden Folgen sind somit geringer.
Ein kurzer Blick aufs Herz: Herzkranzgefäße und -wände
Die beiden großen Koronararterien sind für die Versorgung des Herzmuskelgewebes zuständig, das einen Teil der Herzwand bildet. „Wände“ braucht das Herz, weil es ja eigentlich ein Hohlorgan ist; eine Pumpstation mit Kammern. Diese Wände bestehen aus drei Schichten:
- Endokard (Herzinnenhaut)
- Myokard (Herzmuskel)
- Epikard (äußere Schicht)
Umschlossen wird dies alles vom Herzbeutel, dem Perikard. Mediziner unterscheiden beim Herzen unterschiedliche „Wände“:
- Vorderwand
- Hinterwand und Seitenwand
- Scheidewand (Septum)
All diese Wände werden von unterschiedlichen Koronararterien versorgt.
Herzinfarkt – linke und rechte Herzkranzarterie
Die linke Herzkranzarterie hat dabei deutlich mehr Gebiete zu versorgen und teilt sich noch einmal in zwei Äste. Einer verläuft vorne am Herzen zwischen der rechten und linken Herzkammer, der andere Ast schlängelt sich um das Herz herum. So werden linker Vorhof, linke Hauptkammer und ein Teil der Scheidewand mit Blut versorgt. Auch die rechte Koronararterie versorgt die Scheidewand, außerdem die rechte Vor- und Hauptkammer und die Hinterwand des Herzens.

Arten von Herzinfarkten
Bei Herzinfarkten gibt es unterschiedliche Arten. So kann man Herzinfarkte nach der Herzhälfte unterscheiden:
- Rechtsherzinfarkt
- Linksherzinfarkt
Eine andere Unterscheidungsart ist jene nach dem Ort, an dem der Infarkt auftritt: Je nachdem, in welcher Koronararterie sich eine Verengung (sog. Stenose) bildet, sind unterschiedliche Wände des Herzens betroffen. Mediziner sprechen z. B. von
- Vorderwandinfarkt
- Hinterwandinfarkt
- Seitenwandinfarkt
- Kombinationsinfarkte (mehrere Wände sind betroffen)
In rund 50 % der Fälle ist bei einem Herzinfarkt die Vorderwand betroffen, weil die Stenose in der linken Koronararterie bzw. einer ihrer Verästelungen liegt. Hinterwandinfarkte sind mit rund 20 bis 25 Prozent aller Infarkte etwas seltener. Sowohl beim Vorderwand- als auch beim Hinterwandinfarkt kann das Septum (die Scheidewand) mitbetroffen sein.
Herzinfarkt-Arten: Vorderwandinfarkt
Bei einem Vorderwand-Herzinfarkt ist in der Regel die linke Koronararterie bzw. eines ihrer Gefäße von einer Stenose (Verengung) betroffen. Weil die linke Koronararterie so viele Gebiete des Herzens zu versorgen hat, hat ein Infarkt hier besonders massive Auswirkungen.
Entsprechend sind auch die Symptome und Anzeichen des Herzinfarkts sehr heftig. Dazu gehören
- extreme Schmerzen in der Brust
- Atemnot
- Blässe
- schneller Puls
- oftmals Panik bzw. Todesangst
Herzinfarkt-Arten: Hinterwandinfarkt
Bei einem Hinterwandinfarkt ist in aller Regel die rechte Herzkranzarterie oder einer ihrer Äste von einer Verengung betroffen. Es gibt die Meinung, dass ein Hinterwandinfarkt schlimmer als ein Vorderwandinfarkt sei, obwohl die Symptome nicht so ausgeprägt sind wie beim Vorderwandinfarkt.
Die massiven Symptome eines Vorderwandinfarkt bleiben bei einem Hinterwandinfarkt meist sogar ganz aus. Es kommt eher zu Schwindel, Atemschwierigkeiten oder Schwächeanfällen – allesamt Symptome, die wohl kaum jemand einem Herzinfarkt zuordnen würde. Daher wissen viele Betroffene gar nicht, dass sie einen Infarkt erlitten haben und das Risiko für einen weiteren Infarkt steigt.
Doch die Vernarbungen im Herzmuskel bleiben: Das bedeutet nicht nur, dass die Herzleistung unter Umständen eingeschränkt wird, sondern auch, dass das Risiko für einen zweiten Infarkt immens steigt.
Herzinfarkt-Arten: Ausbreitung im Gewebe
Eine weitere Unterscheidung lässt sich anhand der Ausbreitung des Infarkts in den Gewebeschichten des Herzens treffen:
- transmural: die gesamte Herzwand, d. h. alle Schichten sind betroffen
- nicht-transmural oder intramural: nur ein Teil der Schichten ist betroffen
- subendokardial: betrifft nur die Innenschicht
Schwerer oder leichter Herzinfarkt?
Ob ein Herzinfarkt schwer oder leicht ist, hängt davon ab, ob eine große Arterie oder nur ein kleines Ästchen verstopft ist und wie lange es dauert, bis die Blutversorgung wiederhergestellt ist. „Schwer“ oder „leicht“ sind allerdings keine konkreten medizinischen, sondern eher umgangssprachliche Kategorien.
Herzinfarkt bei Frauen
Ein Herzinfarkt beim Mann äußert sich i. d. R. anders als ein Herzinfarkt bei Frauen. Frauen verspüren eher ein Druck- oder Engegefühl in der Brust als heftige Schmerzen. Häufiger erleben sie auch unspezifische Symptome wie Kurzatmigkeit, Oberbauchschmerzen oder Übelkeit und Erbrechen.
Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen und Tabak rauchen, haben ein deutlich höheres Herzinfarktrisiko. Nach den Wechseljahren nimmt das Herzinfarktrisiko sogar noch zu, da Übergewicht, aber auch Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes häufiger vorkommen.
Schlaganfall oder Herzinfarkt?
Bei Herzinfarkt und Schlaganfall handelt es sich um eine Verstopfung von Arterien. Doch während bei einem Schlaganfall die Verstopfung im Gehirn auftritt und dort für schwere Schäden sorgen kann, ist bei einem Herzinfarkt die Verstopfung in den Herzkranzgefäßen zu finden.
Die typischen Symptome eines Herzinfarkts unterscheiden sich von den eines Schlaganfalls:
- Bei einem Schlaganfall kommt es eher zu neurologischen Ausfällen wie Taubheit, Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen.
- Bei einem Herzinfarkt (wenn es sich nicht um einen stummen handelt) ist das Symptombild u. a. von schweren Schmerzen in der Brust (oder auch im Oberbauch) und einem starken Druckgefühl im Brustbereich geprägt.
Herzinfarkt: Therapie und Reha
Die Behandlung des Herzinfarkts beginnt i. d. R. bereits im Rettungswagen. Der Betroffene
- erhält Medikamente, welche die Blutgefäße erweitern und das Gerinnsel (sog. Thrombus) auflösen.
- wird bei Luftnot durch die Gabe von Sauerstoff unterstützt.
- bekommt bei starken Schmerzen schmerzlindernde Arzneimittel.
Der Fokus der Therapie liegt auf der Auflösung des Thrombus. Hierzu wird i. d. R. eine Behandlung mit Hilfe eines Herzkatheters vorgenommen. Dies ist ein langer, flexibler Kunststoffschlauch, der je nach Infarkt von der Leiste oder der Ellenbeuge zum Herzen vorgeschoben wird. Dabei wird die Lage des Katheters durch ein Röntgengerät überprüft. Durch die Gabe von Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße kann dann sichtbar gemacht werden, welches Gefäß verschlossen ist. Ist dieses gefunden, muss es anschließend geweitet werden. Dazu wird über den Schlauch ein kleiner Ballon in die Arterie eingeführt und an der entsprechenden Stelle kurz aufgepumpt. Das Gefäß wird geweitet und das Blut kann anschließend die Engstelle wieder passieren. Um das Gefäß zu stabilisieren, ist es außerdem möglich einen sog. Stent, ein kleines metallisches Drahtgeflecht, einzusetzen.
Oft verordnet der Arzt bei der Entlassung aus dem Krankenhaus Arzneimittel, die ungewollte Folgen eines Herzinfarktes oder gar einen erneuten Herzinfarkt verhindern sollen. Hierzu gehören z. B. Medikamente, welche die Blutgerinnung herabsetzen, die Fettwerte reduzieren und/oder den Blutdruck senken. Ergänzend sollen die vorhandenen Risikofaktoren für einen Herzinfarkt durch ausgewogene Ernährung im Alter und moderaten Sport gesenkt werden. Damit sollen schwerwiegendere Folgen eines Herzinfarkts dauerhaft verhindert werden.
Nach einem Herzinfarkt oftmals eine ambulante oder stationäre Reha, bei welcher die neuen Verhaltensweisen gemeinsam eingeübt werden. Außerdem erhalten Betroffene mit Herzinfarkt in der Reha oft auch mentale Unterstützung, um das Geschehene besser zu verarbeiten.