Hygienemaßnahmen: Definition
Das Robert-Koch-Institut definiert Hygiene als die „Lehre von der Verhütung der Krankheit und der Erhaltung und Festigung der Gesundheit“. Mit Hygienemaßnahmen versucht man, die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden – zum Beispiel durch eine hygienische Handdesinfektion, die Benutzung von Einmalhandschuhen oder gezielte Flächendesinfektion.(1)
Anwendungsbereiche von Hygienemaßnahmen
Hygienemaßnahmen werden in verschiedenen Bereichen des Lebens angewandt. Vor allem an Orten, an denen Krankheitserreger vermehrt auftreten, wie in Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Daneben gibt es auch Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege und zur Individualhygiene, also Anstrengungen für die persönliche Hygiene.
Individualhygiene
Seit der Corona-Pandemie ist in allen drei Bereichen das Bewusstsein für Hygienemaßnahmen gewachsen, besonders die Individualhygiene hat „aufgeholt“: Nicht krank zur Arbeit zu gehen, nach dem Anfassen von Türklinken oder Einkaufswagen die Hände zu waschen oder beim Besuch der Arztpraxis eine Maske zu tragen, ist für uns alle jetzt gelernter.(2)
Hygienemanagement in der professionellen Pflege
Besonders für professionelle Pflegefachkräfte ist das Hygienemanagement im Umgang mit Bewohnern und Hilfsmitteln notwendig und schon länger verpflichtend. Der Medizinische Dienst (MD) prüft Pflegeeinrichtungen jährlich in verschiedenen Bereichen, dabei kontrolliert er unter anderem die Einhaltung von Hygienevorschriften.
Deshalb müssen auch ambulante Pflegedienste ein adäquates Hygienemanagement betreiben. Dazu gehören zum Beispiel schriftliche Anweisungen zur Desinfektion (Hygienepläne) oder die Information aller Mitarbeitenden über das hygienische Arbeiten.(3)
Hygienemanagement & Hygieneplan
Gerade für Krankenhäuser und die professionelle Pflege gibt es verschiedene Verordnungen, Richtlinien und Empfehlungen, die Hygiene sicherstellen sollen. Für einen besseren Überblick, besonders für Pflegekräfte, ist Hygienemanagement nötig. Dies regelt verschiedene Aspekte, wie zum Beispiel Verantwortlichkeiten.
Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) sieht vor, dass Einrichtungen der stationären, teilstationären und ambulanten Pflege Hygienepläne erstellen. In diese Pläne gehört nicht nur die Auflistung von Gefahren, Vorschriften und Maßnahmen, sondern auch die Schulung und Kontrolle der Hygienevorschriften.(4)
Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege
Was professionell Pflegende beachten müssen, geht natürlich weit über das hinaus, was Sie als pflegender Angehöriger zu Hause tun können und müssen. Sie werden in der Regel weder eine Wundversorgung noch andere pflegeprofessionelle Aufgaben wie die Beatmung eines Patienten erledigen müssen. Diese Aufgaben gehören im Rahmen der Behandlungspflege in die Hände von professionellen Fachkräften.
Doch auch Sie sind täglich mit Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen in Kontakt. Diese drei Hygienemaßnahmen sollten Sie deshalb auch in der Pflege daheim beachten:
- Individualhygiene für Pflegende
- Hygienische Umgebung des Pflegebedürftigen
- Körper- und Hautpflege des Pflegebedürftigen
Individualhygiene für Pflegende
Die wohl prominenteste Hygienemaßnahme der Individualhygiene ist die Hand-Hygiene, also regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen.
Kümmern Sie sich als pflegender Angehöriger um einen kranken oder pflegebedürftigen Menschen, ist die Händehygiene noch wichtiger. Vor allem vor Aufgaben wie dem Umgang mit Medikamenten (insbesondere vor dem Spritzen von zum Beispiel Insulin), der Wundversorgung, dem Wechsel von Inkontinenzmaterial oder Verbandsmaterial, der Zubereitung von Speisen oder Spezialnahrung (zum Beispiel Trinknahrung) sollten Sie auf eine strenge Händehygiene achten. Und das geht so:(5)
3 Tipps zum richtigen Händewaschen
- Halten Sie die Hände unter fließendes Wasser und seifen Sie die Hände gründlich ein. Reinigen Sie dabei nicht nur die Handinnenflächen, sondern auch die Fingerspitzen, Nagelfalten, den Handrücken sowie die Zwischenräume der Finger.
- Reiben Sie die Hände gründlich mit Seife ein, bevor Sie sie dann unter fließendem Wasser abspülen. Gründliches Händewaschen dauert circa 30 Sekunden.
- Zur richtigen Händehygiene gehört neben dem Waschen auch das sorgfältige Abtrocknen. Nutzen Sie dafür im privaten Umfeld Ihr eigenes Handtuch, das Sie regelmäßig austauschen, und in öffentlichen Toiletten Einmalhandtücher.
Hände desinfizieren schützt vor Keimen
Wenn Ihr pflegebedürftiger Angehöriger an einer Infektionskrankheit leidet, ansteckende Krankheiten oder offene Wunden hat, sollten Sie sich über das Hände waschen hinaus vor und nach der Pflege regelmäßig die Hände desinfizieren.(5)
Mein Praxistipp
Wenn in der Häuslichkeit Patienten mit multiresistenten Keimen (zum Beispiel MRSA oder ESBL) versorgt werden, müssen Angehörige unbedingt Handschuhe (und zum Teil einen Mundschutz) tragen, Händedesinfektionsmittel nutzen und bei der Körperpflege auch Schutzschürzen tragen, um den Körper und die Kleidung vor Feuchtigkeit und Keimen zu schützen.

Schutzkleidung
Einen Schutzkittel oder eine Schürze sollten Sie tragen, wenn Ihre Kleidung mit Körpersekreten in Kontakt kommen könnte. Bei Anzeichen einer Atemwegsinfektion sollten sie eine medizinische Mund-Nasen-Maske benutzen. Eine Schutzbrille wird dann erforderlich, wenn Krankheitserreger in die Augen gelangen könnten, zum Beispiel beim Absaugen von Atemwegssekreten.
Beachten Sie unbedingt die Produktbeschreibungen der Schutzkleidung und verwenden Sie Einmal-Material nicht mehrfach.(6)
Hygienische Umgebung des Pflegebedürftigen
Bad, Küche, Schlaf- und Wohnzimmer: Durch einfache, aber effektive Maßnahmen können Sie in diesen Räumen die häusliche Hygiene erhöhen.
Solange die pflegebedürftige Person keine ansteckenden oder immunschwächenden Krankheiten hat, müssen Sie als Pflegender keine besonderen Hygienemaßnahmen beachten, sondern können diese herkömmlichen Hygiene-Grundregeln befolgen, die man in jedem zuhause anwenden sollte:
Hygiene in der Küche
- Wechseln Sie Spülschwämme, Lappen und Spülbürsten regelmäßig (einmal pro Woche).
- Reinigen Sie das Spülbecken täglich.
- Waschen Sie Hand- und Geschirrtücher regelmäßig bei 60 Grad und lassen Sie sie gründlich trocknen (mindestens einmal pro Woche).
- Wischen Sie den Fußboden regelmäßig feucht (mindestens einmal pro Woche).
- Überprüfen Sie den Kühlschrank wöchentlich auf verdorbene Lebensmittel hin und reinigen Sie ihn alle zwei Monate gründlich.
- Garen Sie Fleisch- und Eierspeisen bei der Zubereitung gut durch.
- Reinigen Sie Geschirr, Besteck und andere Küchenutensilien mit warmem Wasser und reichlich Spülmittel oder in der Spülmaschine bei 60 Grad.
- Entsorgen Sie Müll stets zügig und reinigen Sie Abfallbehälter mindestens einmal pro Woche.(7)
Hygiene im Bad
- Erneuern Sie die Toilettenbürste regelmäßig.
- Reinigen Sie die Toilette sowie Dusche, Waschbecken und Wanne mit separaten Schwämmen oder Lappen.
- Wischen Sie Kontakt-Flächen wie Türklinken und Lichtschalter regelmäßig ab.
- Wischen Sie den Fußboden regelmäßig feucht (mindestens einmal pro Woche).
- Lüften Sie täglich (mit offenem statt gekipptem Fenster).(8)
Hygiene im Schlafzimmer
- Beziehen Sie Betten regelmäßig neu (circa alle zwei Wochen, bei Verunreinigungen sofort).
- Verwenden Sie bei Bedarf Bettschutzeinlagen (diese sind im Rahmen der Pflegehilfsmittel zum Verbrauch kostenlos).
- Ersetzen Sie verschmutzte Matratzen und Inlets.
- Lüften, staubsaugen und reinigen Sie Flächen und Gegenstände regelmäßig.(9)
Hygiene beim Wäschewaschen
- Lassen Sie die Waschmaschine regelmäßig bei hoher Temperatur laufen (mindestens 60 Grad).
- Reinigen Sie Siebe und Filter von Waschmaschine und Trockner regelmäßig.
- Lassen Sie feuchte Wäsche nicht in der Maschine liegen.
- Waschen Sie stark verschmutzte Wäsche (durch Urin, Stuhl oder Erbrochenes) separat (bei mindestens 60 Grad).
- Waschen Sie Spüllappen, Putztücher, Handtücher sowie Waschlappen, aber auch Bett- und Unterwäsche bei mindestens 60 Grad.(10)
Körper- und Hautpflege bei Pflegebedürftigen
Die Körper- und Hautpflege gehört in den Pflegealltag und ist eine der drei Säulen der Hygienemaßnahmen für die Pflege zuhause. In jedem Teilbereich kommt es dabei auf Hygiene an, besonders aber bei:
- Intimpflege
- Mund- und Zahnpflege
- Fußpflege
- Ohrenpflege
Intimpflege bei Pflegebedürftigen
Unterstützen Sie Ihren Angehörigen bei der Intimhygiene, so gelten dafür besondere Hygienemaßnahmen – für Ihren eigenen Schutz, aber auch für den Ihres pflegebedürftigen Angehörigen.
Besonders wichtig ist, dass Sie die allgemeinen Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege einhalten. Dazu gehört auch, dass Sie zur Intimpflege stets Einmalhandschuhe tragen sollten und verwendete Handtücher und Waschlappen danach direkt in die Wäsche (bei mind. 60 Grad) sortieren und nicht mehrfach verwenden. Weitere Tipps sind:(11)
- Waschen Sie vor und nach der Reinigung Ihre Hände.
- Wenn Sie die Intimhygiene im Bett vornehmen, sollten Sie das Bett mit Bettschutzeinlagen vor Wasser schützen.
- Die Reihenfolge machts: Waschen Sie den Intimbereich erst am Ende, nach Gesicht, Ohren, Hals, Brustbereich, Armen und Händen sowie Bauch, Rücken, Achselhöhlen, Beinen und Füßen.
- Nutzen Sie für infizierte Stellen, zum Beispiel bei Pilzbefall, gesonderte Materialien (Waschhandschuhe, Rasierer, Handtücher, Einmal-Handschuhe) und wenden Sie sie nicht im Intimbereich an.
- Trocknen Sie die Körperstellen sanft und gründlich ab.
- Wichtig bei Inkontinenz: Wechseln Sie aufsaugende Produkte für Inkontinenz, zum Beispiel Vorlagen, mehrmals täglich und entfernen Sie Stuhl immer sofort von der Haut, wechseln Sie außerdem Produkte für Stuhl-Inkontinenz nach jeder Ausscheidung.
Im pflege.de-Ratgeber Intimhygiene bei Pflegebedürftigen finden Sie Schritt für Schritt Anleitungen sowie weitere Tipps für den Pflegealltag.
Mund- und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen
Die Mundgesundheit ist nicht nur für das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch für die Gesundheit essenziell. Eine gründliche Reinigung ist hier das A und O: Zur Mund- und Zahnpflege gehört häufig auch die Reinigung der Prothese, der Zunge und der Schleimhäute im Mund.
Anleitungen und praktische Tipps können Sie im Beitrag Mundpflege und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen nachlesen. Grundsätzlich sollten Sie auch bei der Mund- und Zahnpflege besonders auf Hygiene achten:(12)
- Waschen Sie vor und nach der Reinigung Ihre Hände.
- Legen Sie alle nötigen Utensilien bereit und tragen Sie bei der Pflege Einmalhandschuhe.
- Nutzen Sie stets nur solche Pflegemittel, die der Pflegebedürftige auch verträgt (etwa spezielle Seifen, Zahnpasta etc.).
- Reinigen Sie die Hilfsmittel nach jeder Nutzung.
- Zahnbürste und Zungenschaber aus Kunststoff sollten nach vier Wochen erneuert werden, Zahnzwischenraumbürsten bereits nach einer Woche – bei starken Infektionen oder wenn sie stark abgenutzt sind, auch schon früher.
- Achten Sie darauf, Waschlappen und Zahnbürsten regelmäßig zu wechseln.
Ohrenpflege
Auch die Ohrenpflege können Sie als Angehöriger übernehmen. Legen Sie sich dazu alle Utensilien (Seife, Waschlappen, Wattestäbchen, eventuell auch Pflegeöl) bereit. Mit gewaschenen Händen können Sie dann die Ohren des Pflegebedürftigen reinigen. Dazu wird die Ohrmuschel sanft mit Wasser und Seife gereinigt. Wattestäbchen dürfen Sie nur ganz leicht einführen.
Kontrollieren Sie die Ohren regelmäßig – oft ist zu viel Ohrenschmalz der Grund für eine Altersschwerhörigkeit. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Angehörigen zusammen zum Ohrenarzt gehen und dort die Ohren professionell reinigen lassen.(13)
Besonders bei Hörgeräten sollten Sie auf Hygiene achten:(14)
- Überprüfen Sie das Hörgerät täglich auf sichtbare Verunreinigungen und säubern sie es gegebenenfalls, besonders bei Menschen mit hoher Ohrenschmalz- oder Schweißbildung.
- Nutzen Sie für die Reinigung einen weichen Lappen und einen Spezialreiniger, niemals Spülmittel, Alkohol oder Reiniger mit aggressiven Substanzen.
- Ein Hörgeräteakustiker kann hartnäckige Verschmutzungen mit einem Ultraschallbad beseitigen.
Fußpflege
Die Fußpflege ist Bestandteil der Körperpflege: Füße müssen regelmäßig gereinigt, anschließend gründlich abgetrocknet sowie eingecremt werden. Eine Pediküre sollten Sie nur dann selbst vornehmen, wenn der Betroffene nicht an Krankheiten wie Diabetes leidet, denn das Hantieren mit Schere und Feile birgt auch immer ein Verletzungsrisiko: In der Regel ist der Besuch bei einer medizinischen Fußpflege vorzuziehen. Diese sollten Sie in regelmäßigen Abständen buchen – einige Anbieter kommen auch nach Hause.
Die 3 wichtigsten Hygieneregeln für die Pflege zuhause
- Halten Sie die Umgebung des Pflegebedürftigen sauber und tragen Sie durch Desinfektion von Hilfsmitteln wie Toilettenstühlen zur Hygiene bei.
- Unterstützen Sie den Pflegebedürftigen bei der Körper- und Hautpflege.
- Achten Sie auf Ihre Individualhygiene: Waschen Sie vor allem Ihre Hände gründlich & desinfizieren Sie sie bei Bedarf. Nutzen Sie Hilfsmittel wie Einmalhandschuhe, um Ihr eigenes Infektionsrisiko zu senken.
Hilfe bei der Hygiene & Schulungen zu Hygienemaßnahmen
Der Rat von Fachpersonal ist besonders wichtig, wenn der Pflegebedürftige Anzeichen von Infektionen oder einer Immunschwäche hat. Wenn Sie unsicher sind, wie Sie die Hygienemaßnahmen durchführen sollen, sollten Sie sich deshalb fachlichen Rat und Pflegewissen einholen: Von Ärzten oder Pflegefachpersonen.
Sie können sich aber auch in Pflegekursen nach Paragraf 45 SGB XI oder Schulungen weiterbilden.(15)
Häufig gestellte Fragen
Warum ist Hygiene wichtig?
Maßnahmen zur Hygiene tragen dazu bei, die Übertragung von Krankheitserregern verhindern – und dienen damit der Gesundheit aller Beteiligten.
Welche Bereiche von Hygiene gibt es?
Es gibt verschiedene Hygienebereiche, zum Beispiel die Krankenhaus- oder Praxishygiene, die Körperhygiene, aber auch die Lebensmittelhygiene.
Welche Hygienemaßnahmen gibt es?
Hygienemaßnahmen werden in verschiedenen Bereichen des Lebens angewandt, vor allem an Orten, an denen Krankheitserreger vermehrt auftreten, wie in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Daneben gibt es auch Maßnahmen in der häuslichen Pflege und Maßnahmen zur Individualhygiene, also Anstrengungen für die persönliche Hygiene.
Was ist Hygiene in der Pflege?
Hygienemaßnahmen wie das Desinfizieren der Hände sollen die Übertragung von Krankheitskeimen verhindern – und so vor Infektionen schützen. Hygienemaßnahmen sind sowohl in der ambulanten Pflege als auch im Pflegeheim, im Krankenhaus sowie in der häuslichen Pflege notwendig.
Warum ist Hygiene in der Pflege wichtig?
Pflegebedürftige sind aufgrund von Vorerkrankungen oder einem schwachen Immunsystemen besonders von Krankheitserregern gefährdet: Auch in der Pflege verhindern Hygienemaßnahmen die Übertragung.
In der Pflege zuhause sollten Sie darauf achten, die Umgebung des Pflegebedürftigen sauber zu halten. Darüber hinaus sollten Sie die Person bei der Körper- und Hautpflege unterstützen. Achten Sie auch bei sich auf Hygiene: Waschen Sie vor allem Ihre Hände gründlich & desinfizieren Sie sie bei Bedarf. Nutzen Sie Hilfsmittel wie Einmalhandschuhe, um Ihr eigenes Infektionsrisiko zu senken.