Richtiges Händewaschen: Das A und O der häuslichen Pflege
„Händewaschen rettet Leben“ – das sagen die Mediziner und damit ist die wichtigste Hygienemaßnahme genannt: regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen. Auch unabhängig von der Pflege sollte man sich immer vor den Mahlzeiten, bei der Zubereitung von Speisen, nach dem Toilettengang, nach dem Naseputzen, nach dem Einkauf sowie nach dem Kontakt mit Abfällen stets gründlich die Hände waschen.
3 Tipps zum richtigen Händewaschen
Kümmern Sie sich als pflegender Angehöriger um einen kranken oder pflegebedürftigen Menschen, ist die Händehygiene noch wichtiger. Vor allem vor Aufgaben wie dem Umgang mit Medikamenten (insbesondere vor dem Spritzen von zum Beispiel Insulin), der Wundversorgung, dem Wechsel von Inkontinenzmaterial und Verbandsmaterial, der Zubereitung von Speisen oder Spezialnahrung (zum Beispiel Trinknahrung) sollten Sie unbedingt auf eine strenge Händehygiene achten. Und das geht so:
- Halten Sie die Hände unter fließendes Wasser und seifen Sie die Hände gründlich ein. Reinigen Sie dabei nicht nur die Handinnenflächen, sondern auch die Fingerspitzen, Nagelfalten, den Handrücken sowie die Zwischenräume der Finger.
- Reiben Sie die Hände gründlich mit Seife ein, bevor Sie sie dann unter fließendem Wasser abspülen. Gründliches Händewaschen dauert circa 30 Sekunden.
- Zur richtigen Händehygiene gehört neben dem Waschen auch das sorgfältige Abtrocknen. Nutzen Sie dafür im privaten Umfeld Ihr eigenes Handtuch, das Sie regelmäßig austauschen, und in öffentlichen Toiletten Einmalhandtücher.(1)
Hände desinfizieren schützt vor Keimen
Speziell im pflegerischen Umfeld sind die Hände von Pflegenden gefährliche Keimüberträger. Deshalb ist gerade für professionelle Pflegefachkräfte nicht nur das Händewaschen so wichtig, sondern auch die hygienische Händedesinfektion.
Sofern Ihr pflegebedürftiger Angehöriger an einer Infektionskrankheit leidet, ansteckende Krankheiten oder offene Wunden hat, sollten Sie sich auch als Pflegeperson in der Häuslichkeit vor und nach der Pflege regelmäßig die Hände desinfizieren.
Mein Praxistipp
Wenn in der Häuslichkeit Patienten mit multiresistenten Keimen (zum Beispiel MRSA oder ESBL) versorgt werden, müssen Angehörige unbedingt Handschuhe (und zum Teil einen Mundschutz) tragen, Händedesinfektionsmittel nutzen und bei der Körperpflege auch Schutzschürzen tragen, um den Körper und die Kleidung vor Feuchtigkeit und Keimen zu schützen.

Hygienemaßnahmen bei häuslicher Pflege
Was professionell Pflegende beachten müssen, geht natürlich weit über das hinaus, was Sie als pflegender Angehöriger zu Hause tun können und müssen. Sie werden in der Regel weder eine Wundversorgung noch andere pflegeprofessionelle Aufgaben wie die Beatmung eines Patienten erledigen müssen. Diese Aufgaben gehören im Rahmen der Behandlungspflege in die Hände von professionellen Fachkräften.
Doch auch Sie sind täglich mit Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen in Kontakt. Diese drei Hygienemaßnahmen sollten Sie deshalb auch in der Häuslichkeit beachten:
Die 3 wichtigsten Hygienemaßnahmen für die Häuslichkeit
- Richtiges Händewaschen & Händedesinfektion
Waschen Sie sich jedes Mal gründlich die Hände, bevor und nachdem Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen bei der Ernährung, bei der Mundpflege und beim Toilettengang unterstützen. Für normale Unterstützungen wie etwa beim Anziehen oder Vorlesen müssen Sie sich selbstverständlich nicht extra die Hände waschen.
- Hygienische Umgebung des Pflegebedürftigen
Sofern Ihr Angehöriger eine ansteckende Infektionskrankheit hat oder selbst vor Viren und Keimen geschützt werden muss (zum Beispiel wegen eines schwachen Immunsystems), sollten Sie auf eine hygienische Umgebung achten. Ansonsten gilt für alle: Toilettenstühle, Toilettensitzerhöhungen und andere Hilfsmittel zur Intimhygiene sollten Sie stets desinfizieren um die Weitergabe von Keimen an andere Bewohner zu vermeiden.
- Individualhygiene für Pflegende
Nutzen Sie Hilfsmittel wie Einmalhandschuhe, um Ihr eigenes Infektionsrisiko zu senken.
Hygienemanagement in der professionellen Pflege
Für professionelle Pflegefachkräfte ist das Hygienemanagement im Umgang mit Bewohnern und Hilfsmitteln notwendig und verpflichtend zugleich. Die Beachtung hygienischer Grundsätze ist ein Qualitätskriterium, das in der professionellen Pflege bei jährlichen Prüfungen „abgefragt“ wird.
Deshalb müssen auch ambulante Pflegedienste ein adäquates Hygienemanagement betreiben. Dazu gehören zum Beispiel schriftliche Verfahrensanweisungen zur Desinfektion (Hygienepläne), Konzepte zur Reinigung und zur Ver- und Entsorgung von gefährdenden oder verunreinigten Gegenständen, die Information aller Mitarbeiter über das hygienische Arbeiten und ein Vorrat an Desinfektionsmitteln.
Hygienemaßnahmen zuhause
Bad, Küche, Schlaf- und Wohnzimmer – in diesen Räumen können Sie durch einfache, aber effektive Maßnahmen die häusliche Hygiene erhöhen. Alle folgenden Tipps sind ganz normale herkömmliche Empfehlungen, die man in jedem Zuhause beachten sollte.
Solange keine ansteckenden oder immunschwächenden Krankheiten eines Bewohners bekannt sind, müssen Sie als Pflegender auch keine besonderen Hygienemaßnahmen beachten, sondern können ganz normal zusammenwohnen.
Für die Reinigung der einzelnen Räume, das richtige Lüften sowie für die Speisezubereitung gelten folgende Hygiene-Grundregeln.
Hygiene in der Küche
- Spülschwämme, Lappen und Spülbürsten regelmäßig wechseln (einmal pro Woche)
- Spülbecken täglich reinigen
- Hand- und Geschirrtücher regelmäßig bei 60 Grad waschen und gründlich trocknen lassen (mindestens einmal pro Woche)
- Fußboden regelmäßig feucht wischen (mindestens einmal pro Woche)
- Kühlschrank wöchentlich auf verdorbene Lebensmittel hin überprüfen und alle zwei Monate gründlich reinigen
- Fleisch- und Eierspeisen bei der Zubereitung gut durchgaren
- Müll stets zügig entsorgen
Hygiene im Bad
- Toilettenbürste regelmäßig erneuern
- Toilette sowie Dusche, Waschbecken und Wanne mit separaten Schwämmen oder Lappen reinigen
- Fußboden regelmäßig feucht wischen (mindestens einmal pro Woche)
- Täglich lüften (mit offenem statt gekipptem Fenster)
Hygiene im Schlafzimmer
- Betten regelmäßig neu beziehen (circa alle zwei Wochen)
- Verschmutzte Matratzen und Inlets ersetzen
- Bei Bedarf Bettschutzeinlagen verwenden (sind im Rahmen der Pflegehilfsmittel zum Verbrauch kostenlos)
- Regelmäßig lüften, staubsaugen und gegebenenfalls Flächen und Gegenstände feucht reinigen
Hygiene beim Wäschewaschen
- Waschmaschine regelmäßig bei hoher Temperatur laufen lassen (mindestens 60 Grad)
- Siebe und Filter von Waschmaschine und Trockner regelmäßig reinigen
- Feuchte Wäsche nicht in der Maschine liegen lassen
- Stark verschmutzte Wäsche (durch Urin, Stuhl oder Erbrochenes) separat waschen (bei mindestens 60 Grad)
Individualhygiene: Selbstpflege der pflegenden Angehörigen
Bevor Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen bei der Körperpflege und Hautpflege unterstützen, sind Sie zunächst selbst an der Reihe. Dazu gehört zum Beispiel, dass Sie
- … sich vor und nach jeder Pflegemaßnahme, dem Zubereiten von Speisen oder der Medikamentengabe immer die Hände waschen sollten.
- … Einmalhandschuhe tragen, wenn Sie Ihren Angehörigen bei der Intimpflege unterstützen oder seine Inkontinenz versorgen.
- … dass Sie bei der Körperwäsche Ihres Angehörigen ggf. auch Einmalkittel oder eine entsprechende Schutzschürze tragen, damit auch Ihre Kleidung sauber und trocken bleibt.
Körperpflege & Hautpflege bei Pflegebedürftigen
Im normalen Pflegealltag muss keine private Pflegeperson Einmalhandschuhe und Schutzschürzen tragen, wenn sie ihren Partner oder ein Elternteil bei der Körperpflege und Hautpflege unterstützt. Das wäre für viele wahrscheinlich eher befremdlich.
Hat Ihr Angehöriger aber eine Infektionskrankheit oder unterstützen Sie ihn beim Toilettengang, der Intimhygiene und der Mundhygiene, sollten Sie auch als naher Angehöriger besser auf eine gründliche Händedesinfektion, Einmalhandschuhe und gegebenenfalls Schutzkleidung achten. Nur so können Sie sich selbst und andere Menschen in Ihrem Umfeld vor ansteckenden Keimen schützen.
Wenn Sie das Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen so erklären, wird er auch nicht komisch reagieren. Wichtig ist nur, offen damit umzugehen und die Gründe dafür verständlich zu kommunizieren.
Intimpflege bei Pflegebedürftigen
Unterstützen Sie Ihren Angehörigen bei der Intimhygiene, so gelten dafür besondere Hygienemaßnahmen, die Sie für Ihren eigenen Schutz aber auch für den Ihres pflegebedürftigen Angehörigen ernst nehmen sollten. Sie müssen nicht immer streng Einmalhandschuhe tragen, sofern offene Wunden oder Infektionen vorliegen aber in jedem Falle. Erfahren Sie hierzu mehr im Beitrag Intimhygiene bei Pflegebedürftigen.
Mund- und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen
Dazu gehört häufig auch die richtige Reinigung der Prothese, der Zunge und der Schleimhäute im Mund. Wissenswertes und praktische Tipps können Sie im Beitrag Mundpflege und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen nachlesen.
Bevor Sie diese pflegerischen Tätigkeiten ausüben, sollten Sie außerdem darauf achten, dass Sie alle nötigen Utensilien bereitliegen haben. Dann müssen Sie nicht mittendrin etwas suchen und Ihren Angehörigen womöglich allein lassen. Nutzen Sie stets nur solche Pflegemittel, die der Pflegebedürftige auch verträgt (etwa spezielle Seifen, Zahnpasta etc.). Ganz wichtig: Nehmen Sie reichlich Wasser zu Hilfe, um möglichst viele Keime zu beseitigen. Und achten Sie auch darauf, die Waschlappen und Zahnbürsten regelmäßig zu wechseln.
Ohrenpflege
Auch die Ohrenpflege können Sie als Angehöriger übernehmen. Legen Sie sich dazu alle Utensilien (Seife, Waschlappen, Wattestäbchen, eventuell auch Babyöl) bereit. Mit gewaschenen Händen können Sie dann die Ohren des Pflegebedürftigen reinigen. Dazu wird die Ohrmuschel sanft mit Wasser und Seife gereinigt. Wattestäbchen dürfen Sie nur ganz leicht einführen (gegebenenfalls Babyöl nutzen). Kontrollieren Sie die Ohren regelmäßig – oft ist einfach zu viel Ohrenschmalz der Grund für eine Altersschwerhörigkeit. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Angehörigen zusammen auch mal zu einem Ohrenarzt gehen und dort die Ohren professionell reinigen lassen.
Fußpflege
Füße müssen regelmäßig gereinigt, gründlich abgetrocknet (auch zwischen den Zehen) und eingecremt werden. Eine Pediküre sollten Sie nur dann vornehmen, wenn der Pflegebedürftige nicht an Krankheiten wie Diabetes leidet und auch sonst keine Probleme vorliegen. Das Hantieren mit Schere und Feile birgt immer ein Verletzungsrisiko! In der Regel ist jedoch grundsätzlich der Besuch bei einer medizinischen Fußpflege vorzuziehen.
Selbst professionelle Pflegekräfte in Einrichtungen oder bei ambulanten Pflegediensten dürfen die Fußpflege nicht übernehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Patient Probleme beim Laufen hat, Hautveränderungen aufweist oder sich nicht stillhält. Dann ist es auf jeden Fall besser, in regelmäßigen Abständen (circa alle vier Wochen) eine medizinische Fußpflege zu buchen. Einige Anbieter kommen auch gerne zum Pflegebedürftigen nach Hause.