Intimhygiene bei Pflegebedürftigen

Intimhygiene bei Pflegebedürftigen

Einen Teil der Körperpflege und Hautpflege bei Pflegebedürftigen bildet die Intimhygiene. Die Intimhygiene oder Intimpflege bei Pflegebedürftigen ist wie keine andere pflegerische Aufgabe mehr mit Scham belastet. Niemandem ist es schließlich angenehm, seine Intimhygiene einer anderen Person zu überlassen – und meistens auch umgekehrt: Nur wenige Pflegende übernehmen diese Aufgabe bei einem anderen wirklich gerne. Dennoch ist die Intimhygiene bei Pflegebedürftigen eine sehr wichtige und notwendige Aufgabe, um auch Erkrankungen vorzubeugen.

pflege.de gibt hilfreiche Tipps und praktisches Pflegewissen zur Intimpflege Ihres Angehörigen.

Inhaltsverzeichnis

Definition: Intimpflege bei Pflegebedürftigen

Unter Intimhygiene oder Intimpflege werden alle Handlungen verstanden, die zum Bereich der Körperpflege und zur Hilfe beim Toilettengang gehören.

Immobile Personen sind meistens nicht mehr in der Lage, ihre Intimpflege selbst durchzuführen. Sei es durch Bewegungseinschränkungen (zum Beispiel aufgrund von Bettlägerigkeit) oder mangelnder Einsicht (zum Beispiel im Falle einer Demenzerkrankung). Dann sind Betroffene beim Toilettengang, bei der Versorgung einer Inkontinenz und bei der Reinigung des Intimbereichs auf Unterstützung angewiesen.

Für viele pflegende Angehörige ist das zunächst unangenehm und schambehaftet, denn welche Tochter möchte schon gerne dem Vater bei der Intimhygiene helfen oder diese ganz übernehmen? Viele pflegende Angehörige überwinden aber mit jedem Mal diese Hürde aus Scham und befremdlichen Gefühlen – schließlich gehört es einfach zur täglichen Pflege dazu und ist eine so wichtige Aufgabe im Pflegealltag.

Besonders wichtig ist bei der Intimhygiene die Einhaltung der allgemeinen Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege. Dazu gehört auch, dass pflegende Angehörige oder andere Pflegepersonen zur Intimpflege stets Einmalhandschuhe tragen sollten und verwendete Handtücher und Waschlappen danach direkt in die Wäsche (bei mind. 60°C) gehören und nicht mehrfach verwendet werden sollten.

Tipp
Nutzen Sie Ihren Anspruch auf Pflegehilfsmittel

Die Pflegekasse gewährt Versicherten mit anerkanntem Pflegegrad und bei ambulanter Pflege eine monatliche Pauschale für die Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Dazu gehören die Einmalhandschuhe, die bei der Intimhygiene besonders wichtig sind und wie ein professionelles Schutzschild funktionieren. Nehmen Sie die Pflegeleistung unbedingt in Anspruch!

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10 Tipps: Intimhygiene bei Pflegebedürftigen

  1. Sorgen Sie für eine behagliche Umgebung während der Intimpflege. Schließen Sie Fenster und Türen, ziehen Sie Gardinen zu und achten Sie darauf, dass Raum- und Wassertemperatur für Ihren Angehörigen angenehm sind. Zudem sollten Sie als Pflegeperson die Intimhygiene wenn möglich alleine bei Ihrem Pflegebedürftigen durchführen, damit keine weiteren Personen im Raum anwesend sind. Das könnte die Situation für den Pflegebedürftigen noch unangenehmer machen.
  2. Legen Sie alle benötigten Utensilien für die Intimhygiene griffbereit. Dazu gehören zum Beispiel Einmal-Waschlappen, pH-neutrale Waschlotion und Handtücher.
  3. Achten Sie bei der Intimhygiene Ihres Angehörigen auch auf den Schutz Ihrer Kleidung und tragen Sie Einmalhandschuhe.
  4. Wenn Sie die Intimhygiene im Bett vornehmen, sollten Sie das Bett mit Bettschutzeinlagen vor Wasser schützen.
  5. Informieren Sie Ihren Angehörigen immer über jeden Schritt, bevor Sie etwas tun. Ansonsten empfiehlt es sich, während der Körperpflege über ganz andere Themen zu sprechen. Das lenkt Sie beide ab und die Intimpflege gelingt beiläufig.
  6. Lassen Sie Ihren Angehörigen so viel tun, wie er selbst noch kann und möchte. Motivieren Sie ihn dazu, auch kleine Teilschritte noch selbst auszuführen, um seine vorhandenen Ressourcen zu erhalten und zu fördern. Das stärkt auch sein Selbstwertgefühl und es freut ihn, Sie unterstützen zu können.
  7. Reinigen Sie die Intimregion nur dann mit Seife oder Waschgel, wenn die Verschmutzungen zu stark sind, um sie mit klarem Wasser abzuwaschen. Dazu ist es jedoch wichtig, sich vorab beim Arzt zu informieren, welche Pflegeempfehlungen individuell für Ihren Pflegebedürftigen gelten. Vor allem wenn Ihr Familienmitglied unter Dekubitus, einer Inkontinenz oder unter offenen Wunden leidet, müssen Sie vorab mit dem behandelnden Arzt über Pflegeprodukte sprechen.
  8. Achten Sie auf wunde Stellen und säubern Sie um die Wunden herum. Besonders Stellen, an denen Hautfalten aneinander reiben (zum Beispiel Po-Falte, sogenannte Analfalte), sind häufige Entzündungsherde.
  9. Verwenden Sie kein Intimspray.
  10. Trocknen Sie die Haut nach der Intimpflege gut ab und pflegen Sie sie mit einer hautverträglichen Lotion oder einer Wasser-in-Öl-Emulsion, um ein Austrocknen der Haut zu vermeiden. Beachten Sie auch dabei, dass Sie Pflegeprodukte verwenden, die Ihr Angehöriger gerne mag oder früher vielleicht selbst gerne verwendet hat.
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Intimpflege – Schritt für Schritt Anleitung

Grundsätzlich unterscheidet sich der Vorgang der Intimpflege je nach Geschlecht.

Intimpflege bei der Frau – Schritt für Schritt

Bei der Reinigung des Intimbereichs einer Frau gehen Sie wie folgt vor:

  1. Bedecken Sie bei der Intimpflege im Bett Oberkörper und Beine Ihrer Angehörigen mit einer Decke oder einem Handtuch und lassen Sie sie nicht komplett nackt. Damit kühlt Ihre Angehörige auch nicht aus und die Situation ist weniger unangenehm für sie. Wird die Intimpflege im Stehen durchgeführt, bleibt der Oberkörper ohnehin durch Kleidung bedeckt.
  2. Säubern Sie zunächst die Bauchdecke, Leisten und Oberschenkel mit lauwarmem Wasser und einem Waschlappen und trocknen Sie sie danach gut ab. Achten Sie jedoch darauf, nicht zu stark zu rubbeln, damit die Haut nicht verletzt wird.
  3. Spreizen Sie mit den Fingern die äußeren Schamlippen und waschen Sie danach vorsichtig die Vagina und die inneren Schamlippen Ihrer Angehörigen.
  4. Waschen Sie danach auch die äußeren Schamlippen ab und tupfen Sie sie danach trocken nach. Es gilt dabei immer der Grundsatz: von innen nach außen reinigen.
  5. Waschen Sie die Anal- und Gesäßregion, indem Sie mit einem Waschlappen vom Damm bis zur Analregion waschen. Trocknen Sie sie danach durch Tupfen gut ab, auch zwischen den Hautfalten. Durch Tupfen statt Rubbeln können Hautdefekte vermieden werden.

 

 

Intimpflege bei Mann – Schritt für Schritt

Bei der Pflege des Intimbereichs eines Mannes gehen Sie wie folgt vor:

  1. Bedecken Sie den Oberkörper und die Beine Ihres Angehörigen bei der Intimpflege im Bett mit einer Decke oder einem Handtuch. So ist Ihr Angehöriger nicht ganz nackt und kühlt nicht aus. Wird die Intimpflege im Stehen durchgeführt, bleibt der Oberkörper ohnehin durch Kleidung bedeckt.
  2. Beginnen Sie, die Bauchdecke, Leisten und Oberschenkel mit lauwarmem Wasser und einem Waschlappen zu reinigen. Trocknen Sie die Haut danach gut ab, aber rubbeln Sie nicht zu stark. Das könnte die Haut verletzen.
  3. Schieben Sie zum Waschen des Penis die Vorhaut sanft zurück und waschen Sie evtl. angesammelten Belag vorsichtig ab. Schieben Sie anschließend die Vorhaut wieder sanft zurück.
  4. Waschen Sie danach die Hoden ab und trocknen Sie sie ab.
  5. Waschen Sie zuletzt die Anal- und Gesäßregion, indem Sie mit einem Waschlappen und lauwarmem Wasser vom Damm zur Analregion waschen und sie danach gut abtrocknen.
Info
Saubere Umgebung ist Teil der Intimhygiene

Auch das Wechseln von Inkontinenzeinlagen, der Unterwäsche und der Laken des Bettes ist Teil der Intimhygiene.

Intimpflege bei Pflegebedürftigkeit – Vom Umgang mit Scham

Die Erektion bei der Intimpflege, Kot und Urin in Hose und Bett – es sind solche Erlebnisse, die pflegende Angehörige an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen. Wenn Ihnen das auch schon einmal so ergangen ist, dann seien Sie unbesorgt. Auch die professionellen Pflegekräfte müssen erst lernen, mit ihren Gefühlen von Scham umzugehen, wenn sie bei fremden Menschen intime Handlungen vornehmen müssen. In der professionellen Ausbildungsliteratur gibt es dazu einige Tipps, die auch Ihnen weiterhelfen können:

  • Decken Sie den Körper nur so weit auf, wie es für die Wäsche (Intimhygiene) nötig ist.
  • Fragen Sie, ob und was Ihr Angehöriger noch selber tun möchte.
  • Sprechen Sie Ihr Schamgefühl an. Eine gute Möglichkeit dafür ist zum Beispiel ein Pflegekurs, wo auch andere Betroffene von ihren Erfahrungen berichten und ihr Pflegewissen teilen können.
  • Arbeiten sie zügig und eher beiläufig. Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen über ein ganz anderes Thema, sodass die Intimpflege eher Nebensache wird.

Gerade wenn es um Harn- oder Kotverschmutzungen geht, ekeln sich oft beide, sowohl der Pflegebedürftige selbst als auch sein Pflegender. Man darf sich auch mal ekeln, sollte aber unbedingt respektvoll damit umgehen und es nicht abwertend ansprechen. Schließlich ist es für Ihren Angehörigen ebenso unangenehm. Zudem sollte Sie Ihre Scham nicht davon abhalten, eine gründliche, sanfte und hygienische Intimpflege durchzuführen.

Folgende Tipps sollen Ihnen helfen:

  1. Handeln Sie ruhig und überlegt. Verschärfen Sie die Situation nicht noch durch unangemessene Äußerungen wie „Was für eine Schweinerei…“ oder ähnliches.
  2. Ziehen Sie Einmalhandschuhe an, nutzen Sie einen Einmalwaschlappen und gegebenenfalls eine Schutzschürze. Legen Sie verschmutzte Kleidung in einen Plastikbeutel, um sie nachher zu waschen oder zu entsorgen.
  3. Informieren Sie Ihren Angehörigen vor jedem Schritt, was Sie gleich tun werden.
  4. Führen Sie die Intimhygiene sanft und ohne Zeitdruck durch.
  5. Ziehen Sie Ihrem Angehörigen nach der Intimhygiene frische Kleidung an und lüften Sie sein Zimmer gut durch. So stärken Sie sein Wohlbefinden und das angenehme Gefühl von Sauberkeit.
Tipp
Holen Sie sich professionelle Hilfe

Bei Menschen mit Demenz kann es oft zu Abwehr kommen, wenn eine Intimhygiene durchgeführt werden muss. Holen Sie sich hier professionelle Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst und lassen Sie sich zeigen, wie Sie mit der Abwehr umgehen können. Und natürlich können Sie die Intimpflege, die Teil der Grundpflege ist, auch vollständig in die Hände eines ambulanten Pflegedienstes legen. Sie müssen nicht alles selbst machen. Auch Ihre Grenzen dürfen und sollen Sie akzeptieren!

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Erstelldatum: 8102.10.61|Zuletzt geändert: 2202.11.12
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