Themenwelt

Demenz

Demenz ist eine schwerwiegende Erkrankung im Alter: Rund 1,8 Millionen Menschen sind allein in Deutschland betroffen.(1) Die Verläufe von demenziellen Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein, doch sie führen auf lange Sicht stets zu großen Herausforderungen für die Betroffenen, deren Familien und Freunde. pflege.de klärt über die Krankheit auf und bietet Lösungsansätze für die vielen Fragen, die mit der Diagnose Demenz und den damit verbundenen kognitiven Einschränkungen einhergehen.

Demenz – Definition, Symptome, Demenzformen, Verlauf & mehr

Inhaltsverzeichnis

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Demenz-Definition: Was ist Demenz?

Demenz ist keine eigene Krankheit, sondern ein sogenanntes Syndrom. So nennen Ärzte eine Kombination bestimmter Symptome. Eine Demenz ist vor allem durch diese Symptome gekennzeichnet:

  • Verlust des Kurzzeitgedächtnisses
  • Einschränkung bei der Kommunikation und Sprache
  • Einschränkung des Denkvermögens
  • Auffälliges Verhalten oder psychische Instabilität
  • Veränderung von Wahrnehmung und Orientierung

Treten diese Symptome dauerhaft und länger als sechs Monate auf und werden im Verlauf stärker, handelt es sich vermutlich um ein „demenzielles Syndrom“, also umgangssprachlich eine „Demenz“. Die Symptome, und damit die Demenz, kann von ganz unterschiedlichen Krankheiten hervorgerufen werden. Man spricht dabei von „Demenzformen“. Also zum Beispiel Alzheimer-Demenz oder vaskuläre Demenz.

Info
Demenz ist keine normale Alterserscheinung

Demenz tritt zwar bei Personen im hohen Alter besonders häufig auf, aber sie ist keine normale Alterserscheinung.(2) Der Begriff „Altersdemenz“ lässt die Demenz als normale Begleiterscheinung des Älterwerdens erscheinen und verharmlost eher die enorme psychische und physische Belastung für die Betroffenen und ihre Angehörigen.

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Demenzarten & Demenzformen

Grundlegend werden primäre und sekundäre Demenzen unterschieden. Bei primären Demenzen, der häufigeren Art, liegt die Ursache direkt an Veränderungen im Gehirn. Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst. Die Behandlung von sekundären Demenzen ist sehr individuell, bietet aber oft gute Aussichten auf Heilung.(3)

Wie häufig sind primäre und sekundäre Demenzen

Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden. Denn auch die Symptome, zumindest im Frühstadium, hängen stark von der Demenzform ab.

Primäre Demenzen werden so unterschieden:

  • Neurodegenerative Demenz: Ausgelöst durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn.
  • Vaskuläre Demenz: Ausgelöst durch Störungen der Durchblutung im Gehirn.

primäre demenzformen sekundäre demenzformen

Alzheimer betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten und ist damit mit Abstand die häufigste Form von Demenz. Die zweithäufigste Ursache sind vaskuläre Demenzen.(4) Genaue Aussagen zur Häufigkeit der einzelnen Demenzformen lassen sich leider nicht begründen, weil verschiedene Quellen bei diesem Thema zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Sehr selten ist in jedem Fall die auch als Kinderdemenz bekannte NCL-Krankheit.

Zu den wichtigsten Formen von Demenz gehören:

  • Alzheimer-Demenz
  • Frontotemporale Demenz
  • Lewy-Körperchen-Demenz
  • Parkinson-Demenz
  • Vaskuläre Demenz
Info
Mischformen bei den meisten Patienten

In der Theorie lassen sich die Demenzformen klar trennen, in der Praxis ist das jedoch nur selten der Fall. Die meisten Demenz-Patienten haben nämlich Mischformen von Demenz. Oft zum Beispiel eine neurodegenerative Form von Demenz und gleichzeitig eine vaskuläre Demenz.

Alzheimer-Demenz

Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz. Aus bislang ungeklärten Gründen sterben bei Alzheimer nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was dann die Symptome der Demenz herbeiführt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Alzheimer tritt vor allem im zunehmenden Alter auf.

Frontotemporale Demenz

Die Frontotemporale Demenz / Morbus Pick ist, genau wie Alzheimer, auch eine neurodegenerative Krankheit. Das heißt, sie führt zu einem Rückgang von Nervenzellen im Gehirn. Besonders ist aber, dass die Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurückgehen. Das führt dazu, dass frontotemporale Demenz vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert und weniger das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Frontotemporale Demenz tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf, in Einzelfällen sogar schon ab dem 20. Lebensjahr.(5)

Lewy-Körper-Demenz/ Lewy-Body-Demenz

Die Lewy-Körper-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz) ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung. Ihren Namen hat sie von den sogenannten „Lewy-Körperchen“, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen, auch Halluzinationen genannt, sowie motorische Störungen. Auch ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf kommt häufig vor. Betroffen sind vor allem Menschen ab 60 Jahren.

Parkinson-Demenz

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz. Die Symptome von Parkinson und Demenz lassen sich aber für Laien nicht immer klar unterscheiden, deshalb wird Parkinson-Demenz leider oft spät diagnostiziert.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz bedeutet, dass nicht die Nervenzellen selbst zurückgehen, sondern das Hirngewebe durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt wurde. Als Resultat sterben ebenfalls Nervenzellen ab, aber mit einer anderen Dynamik. Anders als die neurodegenerativen Erkrankungen, die eher schleichend voranschreiten, verändert sich eine vaskuläre Demenz schubweise und damit oft recht plötzlich.

Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck (Morbus Binswanger) oder Schlaganfälle (Multi-Infarkt-Demenz). Die Beeinträchtigungen durch vaskuläre Demenz können sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber vor allem in den Bereichen Gedächtnis, Sprache, Denkvermögen, Bewegung und Orientierung. Vaskuläre Demenzen können, zum Beispiel durch Schlaganfälle, in jedem Alter auftreten. Sie häufen sich aber bei älteren Menschen.

Demenz Früherkennung: Anzeichen und Symptome von Demenz

Wird ein Mensch vergesslich, zerstreut oder zeigt auffälliges Verhalten, das sich nicht ohne Weiteres erklären lässt, liegt schnell der Verdacht auf eine Demenz nahe. Gerade, wenn die Person schon etwas älter ist. Andererseits ist nicht jede Vergesslichkeit ein Zeichen von Demenz und auch ältere Menschen dürfen sich natürlich mal ungewöhnlich verhalten.

Vergessen Sie aber nicht, dass die Diagnose Demenz vielen Menschen Angst macht. Diese Angst ist für viele ein Grund, erste Anzeichen zu verdrängen, zu überspielen und einem klärenden Termin beim Arzt aus dem Weg zu gehen. Dabei hilft eine frühe Diagnose maßgeblich, besser mit der Krankheit umzugehen und noch lange ein gutes Leben mit Demenz zu genießen.

Wenn Sie als Angehöriger den Verdacht haben, dass eine Person an einer Demenzform erkrankt sein könnte, sollten Sie mit Einfühlungsvermögen aber auch Nachdruck darauf bestehen, diesen Verdacht abzuklären.

Diese ersten Anzeichen können bei der Demenz Früherkennung helfen:

  • Die Person hat Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und erzählt immer wieder die gleichen alten Geschichten.
  • Die Person verlegt regelmäßig Gegenstände an ungewöhnlichen Orten.
  • Die Person hat Probleme, die richtigen Worte für Alltagsgegenstände zu finden.
  • Die Person vermeidet komplexe Aufgaben und das Lesen längerer Texte.
  • Die Person zieht sich stark zurück und geht kaum mehr raus.

All diese Anzeichen können, müssen aber nicht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz hindeuten. Demenz-Tests können helfen, einen ersten Verdacht zu erhärten oder zu zerstreuen.

Demenz-Tests

Demenz-Tests sind genau genommen „psychometrische Tests“. Das bedeutet, sie messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen. Diese Tests dauern nicht lange und sind mit wenig Aufwand verbunden, sollten aber von geschultem Personal durchgeführt werden.

Die Tests ersetzen allerdings keine ärztliche Diagnose. Sie dienen nur dazu, einen ersten Verdacht zu prüfen. Bei einem Ergebnis, das auf eine Demenz hindeutet, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, der eine professionelle Diagnose stellt.

Demenz Diagnostik: Ärztliche Diagnose von Demenz

Liegt ein Anfangsverdacht für eine Demenz-Erkrankung vor, sollte der erste Gang zum Hausarzt, zu einer Gedächtnis-Sprechstunde oder einer Memory-Klinik führen. Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen. Zögern Sie also nicht lange und verschaffen Sie sich Gewissheit.

Die Demenz-Diagnostik lässt sich in zwei Schritte einteilen:

  • Schritt 1: Feststellen der demenziellen Symptome
  • Schritt 2: Genaue Klärung der Ursachen (Differentialdiagnostik)

Schritt 1: Diagnostik der demenziellen Symptome

Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests. Oft werden auch Angehörige befragt, damit der Arzt ein vollständiges Bild aller Veränderungen bekommt.

Methoden der Diagnostik demenzieller Symptome:

  • Patientengespräch (Anamnese)
  • Körperliche Untersuchung
  • Demenz-Test
  • Befragung von Angehörigen

Schritt 2: Differentialdiagnostik

Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Dazu gehören sichtbare Veränderungen am Gehirn, bestimmte Blutwerte und in Einzelfällen die Ergebnisse der Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik).

Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet. So sind eine zielgerichtete Behandlung und Beratung überhaupt erst möglich.

Mögliche Methoden der Differentialdiagnostik sind:

  • Ultraschall des Gehirns
  • Labordiagnostik (z. B. Blutwerte)
  • Elektroenzephalographie (EEG)
  • Weitere bildgebende Verfahren (MRT, CT)
  • Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik)
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Demenz: Verlauf & Stadien

Jede Demenz-Erkrankung bringt individuelle Einschränkungen mit sich und verläuft unterschiedlich schnell. Die Einteilung in Demenz Stadien dient lediglich der Übersicht über Phasen, die irgendwann im Verlauf der Krankheit zu erwarten sind. Es ist unmöglich, vorherzusagen, wann diese Phasen eintreten. Und es werden auch nicht immer alle Symptome einer Phase gleichzeitig eintreten.

Der Verlauf von Demenz lässt sich in drei Stadien unterteilen:

  1. Beginnende Demenz
  2. Mittelschwere Demenz
  3. Fortgeschrittene Demenz

 

Phase 1: Beginnende Demenz

Die Frühphase von Demenz bringt erste Symptome mit sich, die allerdings noch keine besonders dramatischen Auswirkungen haben. Die erkrankte Person ist noch weitgehend selbständig und kann oft noch allein leben. Je nach Demenzform macht sich die Erkrankung durch Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Stimmungsschwankungen oder eine allgemeine Verlangsamung bemerkbar.

In dieser Phase können und sollten die betroffenen Personen noch möglichst viel am sozialen Leben teilnehmen und sich auf keinen Fall zurückziehen. Auch Sport und gezielte Physio- und Ergotherapie spielen eine wichtige Rolle. Oft ist zu Beginn der Demenz noch viel mehr möglich, als man denkt. Komplexe und besonders verantwortungsvolle Aufgaben sollten Sie jetzt aber schrittweise und kontrolliert abgeben. Sonst kann die Überforderung schnell zu Frust oder gar Depressionen führen.

Betroffene und Angehörige gleichermaßen sollten sich mit der Erkrankung intensiv auseinandersetzen und auf das vorbereiten, was noch kommt. Das erleichtert den Umgang mit der Demenz für alle Beteiligten, weil sie nicht von den Veränderungen überrollt und überfordert werden.

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Phase 2: Mittelschwere Demenz

Von einer mittelschweren Demenz ist die Rede, wenn die Symptome bereits deutlich ausgeprägt und kaum mehr zu übersehen sind. Betroffene können ihren Alltag nicht mehr ohne Unterstützung meistern, sie sind auf regelmäßige bis dauerhafte Betreuung und vielleicht sogar Pflege angewiesen.

Spätestens jetzt bereitet die räumliche und zeitliche Orientierung erhebliche Schwierigkeiten. Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein und die Sprach- und Bewegungsfähigkeit sind spürbar eingeschränkt. Das Kurzzeitgedächtnis ist so stark beschädigt, dass die erkrankte Person sich kaum noch neue Dinge merken kann.

Soziale Kontakte und gezielte Therapieangebote sind weiterhin wichtig, müssen aber an die aktuellen Fähigkeiten und verfügbaren Möglichkeiten angepasst werden. Beschäftigung und Betätigung für Demenzerkrankte sind wichtig, müssen aber meistens von anderen Personen angeleitet werden.

Phase 3: Fortgeschrittene Demenz

Bei einer schweren Demenz führen die starken Symptome dazu, dass die Person auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen ist. Ohne Hilfe ist die betroffene Person nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu pflegen und zu ernähren.

Die verschiedenen Symptome können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene weitgehend bettlägerig werden. Psychisch besonders belastend für Angehörige kann eine dauerhafte Wesensveränderung sein oder die Tatsache, dass selbst engste Vertraute kaum mehr erkannt werden. Das vermittelt vielen das Gefühl, man hätte den Kontakt zu der „eigentlichen“ Person verloren. In schweren Fällen leidet die erkrankte Person außerdem an Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, die nur mit zusätzlichen Medikamenten behandelt werden können.

Angehörige, die in dieser Phase weiterhin einen Großteil der Betreuung und Pflege übernehmen, müssen unbedingt die eigenen Belastungsgrenzen im Blick behalten. Informieren Sie sich spätestens jetzt über unterstützende Angebote und Hilfe für Angehörige von Demenzerkrankten.

Zumindest sollten Sie ambulante Pflegedienste in Anspruch nehmen und regelmäßig Auszeiten von der Pflege nehmen, um sich richtig zu erholen. Ersatzpflege in Form von Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege macht das möglich.

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Demenz: Therapie und Behandlung

Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und Vaskuläre Demenz sind bis heute leider nicht heilbar. Die grundlegende Ursache der Demenz kann also nicht abschließend behandelt werden.

Dennoch sind die Therapie und Behandlung von Demenz wichtig, weil sie die Lebensqualität der Betroffenen im weiteren Verlauf erheblich steigert. Gleichzeitig reduzieren Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien die Belastung für die Betroffenen und ihre Angehörigen.

Ziele der Therapie und Behandlung von Demenz sind:

  • Den Verlauf der Krankheit verlangsamen
  • Die Fähigkeiten der Erkrankten möglichst lange erhalten
  • Beschwerden und Begleiterscheinungen abmildern

Je nach Demenzform, Stadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien in Frage. Die Entscheidung darüber fällt der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Betroffenen nach einer eingehenden Diagnose.

Behandlung mit Medikamenten

Am häufigsten kommen Antidementiva zum Einsatz, sowie in vielen Fällen Antidepressiva gegen begleitende Depressionen. Darüber hinaus bei Bedarf Schmerzmittel oder Mittel gegen Wahnvorstellungen. Bei vaskulärer Demenz sind oftmals blutdrucksenkende Mittel sinnvoll, um das Risiko einer weiteren Verschlechterung des Zustands zu verringern.

Nicht-medikamentöse Therapie

Die Bandbreite möglicher Therapien ist riesig und für Laien kaum zu überblicken. Besonders weit verbreitet sind Physiotherapie und Ergotherapie, weil sie das Wohlbefinden der Betroffenen fördern und nachweislich länger deren motorische Fähigkeiten erhalten.

Demenz: Ursachen und Risikofaktoren

Die Medizin kann die einzelnen Formen von Demenz genau beschreiben, diagnostizieren und bis zu einem gewissen Grad auch behandeln. Aber trotz intensiver Forschung ist bislang ungeklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Die eigentliche Ursache von Demenzerkrankungen ist also unbekannt.

Risikofaktoren Alter und Geschlecht

Obwohl eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann, ist Demenz vor allem eine Alterserkrankung. Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Demenz-Risiko mit jedem weiteren Jahr deutlich an. In der Altersgruppe 90+ erkranken sogar mehr als ein Drittel aller Menschen eine Demenz.(6)

Demenzrisiko von Frauen vs Demenzrisiko von Männern

Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Dieser Unterschied wird im hohen Alter sogar immer größer. Frauen haben nicht nur ein höheres Erkrankungsrisiko, sondern auch eine höhere Lebenserwartung, was die Zahlen noch verstärkt. Und Frauen leben mit einer Demenzerkrankung länger als Männer mit einer Demenzerkrankung.(6)

Gesundheitliche Risikofaktoren

Sehr wohl bekannt sind allerdings einige Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung drastisch erhöhen. Diese Faktoren konnten in unterschiedlichen Langzeitstudien zweifelsfrei festgestellt werden.

Die größten Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung sind:(7)

  • Schwerhörigkeit (Hörminderung)
  • Alkoholmissbrauch
  • Kopfverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma)
  • Depressionen
  • Bluthochdruck
  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • Geringe geistige Aktivität und fehlende Bildung
  • Wenig soziale Aktivität
  • Bewegungsmangel
  • Rauchen
  • Luftverschmutzung (Feinstaub)

So können Sie einer Demenz vorbeugen

Nicht alle, aber einige der Risikofaktoren für Demenz können Sie positiv beeinflussen, um so einer Demenzerkrankung vorzubeugen.(8) Ganz ausschließen können Sie eine Demenzerkrankung so zwar nicht, aber Sie können Ihr persönliches Risiko einer Erkrankung um bis zu 40 Prozent senken.(7)

9 Tipps, um einer Demenz vorzubeugen:

  1. Ergreifen Sie wirksame Maßnahmen, wenn Ihre Hörfähigkeit sinkt.
  2. Trinken Sie Alkohol nur in Maßen.
  3. Tragen Sie einen Helm bei für Ihren Kopf gefährlichen Handlungen.
  4. Suchen Sie sich Hilfe, falls Sie an Depressionen leiden.
  5. Achten Sie auf Ihren Blutdruck, falls Sie zu Bluthochdruck neigen.
  6. Versuchen Sie, sich viel zu bewegen und ein normales Gewicht zu halten.
  7. Bleiben Sie interessiert, bilden Sie sich fort und halten Sie sich geistig fit.
  8. Pflegen Sie soziale Kontakte und bleiben Sie aktiv.
  9. Vermeiden Sie Zigarettenrauch.

Die meisten dieser Tipps sind vielleicht nicht unbedingt bahnbrechend. Viel Bewegung, mäßiger Alkoholkonsum und Verzicht auf Rauchen – diese Tipps liest man in jedem zweiten Gesundheits-Ratgeber. Besondere Aufmerksamkeit sollten Sie allerdings dem Thema Hörminderung schenken. Tatsächlich ist eine verringerte Hörleistung einer der stärksten Risikofaktoren für eine Demenz, wenn sie nicht behandelt wird.

Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Irgendwann benötigen die betroffenen Personen dann dauerhafte Betreuung und intensive Pflege in Form von tatkräftiger Unterstützung beim Essen, Trinken, Ankleiden und bei der Körperhygiene.

Doch viele Menschen sind bereit, sich selbst so lange wie möglich um ihre Angehörigen zu kümmern, wenn diese an Demenz erkranken. pflege.de möchte für diese Menschen Informationen bereitstellen, Lösungen aufzeigen und Unterstützung vermitteln, damit die Pflege bei Demenz gut gelingt und noch möglichst viel Zeit für die schönen Momente bleibt.

Wichtige Demenz-Themenbereiche bei pflege.de:

  • Umgang mit Demenzerkrankten
  • Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte
  • Hilfe für Angehörige von Demenzerkrankten

Umgang mit Demenzerkrankten

Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Der Themenbereich Umgang mit Demenz: Tipps für Angehörige gibt Ihnen Hinweise, wie Sie ungewohntes Verhalten deuten und damit umgehen können.

Unter anderem geht es um Kommunikation mit Demenzerkrankten, den Umgang mit Aggressionen und den Einsatz von Hilfsmitteln und Orientierungshilfen, die den Alltag erleichtern sollen. Auch das Thema Gedächtnistraining als sinnvolle Übung zu Beginn der Demenz wird behandelt.

Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen. Eine große Rolle spielt hier die veränderte Wahrnehmung durch die Demenz, denn das hat weitreichende Folgen für die Verwendung von Farben, Formen und Mustern.

Expertentipp

Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Das gilt auch in Situationen, bei dem es einem besonders schwer fällt, zum Beispiel, wenn der an Demenz erkrankte dem Pflegenden Vorwürfe macht oder ihn fälschlicherweise beschuldigt. Man darf natürlich seinen Standpunkt vertreten, aber sollte immer darauf achten, die Person nicht zu diskreditieren. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen.

Dr. Cornelius   Weiß
Facharzt für Innere Medizin, Buchautor und Hochschuldozent
Info
Demenzdörfer in Deutschland

In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte

Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil viele Betroffene eine Unruhe entwickeln und zur Beruhigung unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Zum anderen, weil Beschäftigung und Spiele die geistige und körperliche Aktivität anregen und soziale Interaktion erzeugen. Das aktiviert und leistet einen positiven Beitrag zum Wohlbefinden der erkrankten Person.

Hilfe für Angehörige von Demenzerkrankten

Ganz besonders wichtig ist, dass Angehörige sich selbst mit der Betreuung und Pflege nicht überfordern. Das große Stichwort lautet: Entlastung. Dafür gibt es unterschiedliche Angebote und auch Pflegeleistungen, die von der Pflegekasse finanziert werden können.
Mehr zu hilfreichen Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Demenzbetreuung und rechtlichen Fragen zur Demenz finden Sie im Themenbereich Demenz: Hilfe für Angehörige.

Demenz und Inkontinenz

Im Laufe einer Demenzerkrankung kann eine Inkontinenz entstehen. Dabei verliert die demenzerkrankte Person unkontrolliert Harn (Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz). Eine Harninkontinenz, die in Folge einer Demenzerkrankung entsteht, zählt zu den sogenannten neurogenen Blasenentleerungsstörungen.

Je fortgeschrittener die Demenzerkrankung ist, desto ausgeprägter kann die Inkontinenz auftreten:

  • Inkontinenz bei einer beginnenden Demenz durch Gedächtnisverlust
    Beispiel: Die demenzerkrankte Person vergisst, auf die Toilette zu gehen oder sie findet nicht mehr den Weg zur Toilette.
  • Inkontinenz bei einer fortgeschrittenen Demenz durch organische Störungen
    Beispiel: Die demenzerkrankte Person verliert die Kontrolle über ihre Harn- beziehungsweise Darmentleerung. Häufig liegt im fortgeschrittenen Stadium beides vor: eine Harn- sowie Stuhlinkontinenz.(9)

8 Tipps für die Pflege von demenzerkrankten Menschen mit einer Inkontinenz:

  1. Erinnern Sie die betroffene Person höflich an den Toilettengang oder gewöhnen Sie sie an feste Zeiten, das WC aufzusuchen.
  2. Räumen Sie alle potenziellen Hindernisse zur Toilette aus dem Weg.
  3. Kennzeichnen Sie die Toilettentür und lassen Sie sie in der Nacht auf.
  4. Sorgen Sie für eine ausreichende Beleuchtung in der Toilette und für den Weg dorthin.
  5.  Zeigen Sie der demenzerkrankten Person den Weg zur Toilette in ungewohnter Umgebung wie etwa beim Arzt.
  6. Achten Sie auf Signale wie etwa unruhiges Sitzen, die auf Harndrang hinweisen könnten und reagieren Sie entsprechend.
  7. Helfen Sie Betroffenen beim Auskleiden, falls sie Schwierigkeiten haben, den Harn lange zu halten. Achten Sie auf Kleidung, die Sie oder die demenzerkrankte Person leicht ausziehen können – sie sollte keine Verschlüsse haben und elastisch sein.
  8. Toilettenhilfen wie Haltegriffe oder eine Toilettensitzerhöhung geben der betroffenen Person mehr Sicherheit.
Tipp
Dokumentieren Sie im Pflegealltag die Toilettengänge der demenzerkrankten Person

Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz können sich häufig nicht mehr verständlich äußern. Dies ist besonders problematisch, wenn sie Schmerzen haben. Durch Bewegungsmangel und Gedächtnisverlust können Toilettengänge ausbleiben. Häufig kommt es hierdurch zu einer schmerzhaften Verstopfung. Wenn Sie eine demenzerkrankte Person pflegen, haben Sie also auch ihre regelmäßige Harn- und Darmentleerung im Blick. In einem Miktionsprotokoll und Stuhlprotokoll können Sie alle Toilettengänge dokumentieren.

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Demenz: Lebenserwartung

Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. So bleiben oftmals Begleiterkrankungen lange unbehandelt und führen dann zum Tod.

Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie).(10) Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen). Das hat zur Folge, dass oftmals Nahrung in die Luftröhre und in die Lunge gelangt, die sich dort entzündet.

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Demenz:

  • Alzheimer: 1,5 bis 8,5 Jahre ab der Diagnose(11)
  • Vaskuläre Demenz: 1,4 bis 6 Jahre ab der Diagnose(12)
  • Lewy-Körper-Demenz: 6 bis 12 Jahre ab den ersten Symptomen(13)
  • Frontotemporale Demenz: 8 Jahre ab den ersten Symptomen(14)
  • Parkinson-Demenz: Dazu stehen keine verlässlichen Daten zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass die Lebenserwartung im Einzelfall stark von den Durchschnittswerten abweichen kann. Manche Menschen leben mehr als 20 Jahre mit einer Demenzerkrankung.

Der Sterbeprozess bei Demenz

Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ebenso plötzlich sterben, wie alle anderen Menschen auch. Doch es gibt Merkmale bei Personen mit fortgeschrittener Demenz, die auf ein baldiges Ableben hinweisen können.(15)

Typische Anzeichen:

  • Die Atmung verändert sich, oft treten rasselnde Geräusche auf
  • Das Bewusstsein lässt sich kaum mehr aktivieren
  • Die Herzfrequenz ist erhöht und der Blutdruck sinkt
  • Die Haut wird blass und wächsern oder bläulich gemustert

Ein Arzt muss den Tod bestätigen und den Totenschein ausfüllen. Um die Trauer und alle damit verbundenen Gefühle besser bewältigen können, helfen Gespräche mit Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis. Auch Hospizdienste bieten Unterstützung in der Phase der Trauer.(16)

Experten-Tipp

Binden Sie frühzeitig einen ambulanten Palliativdienst aus Ihrer Umgebung ein. Ausgebildete Fachkräfte helfen Ihnen und beraten Sie in der schwierigen Situation, um ein würdevolles Sterben zuhause ohne Schmerzen für den betroffenen Menschen zu sichern. Fragen Sie Ihren ambulanten Pflegedienst oder den Hausarzt danach. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. Diesen Anspruch auf eine spezialisierte palliative Versorgung besteht übrigens auch im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung.(17)

Martina  Rosenberg
Pflegeexpertin & Autorin

Häufig gestellte Fragen

Was ist Demenz?

Die Demenz ist eigentlich ein „demenzielles Syndrom“. Das heißt, Demenz ist eine Kombination von Symptomen, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Gemeinsam haben alle Formen von Demenz, dass die Denkleistung (Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Kreativität, Planen, Orientierung, Vorstellungskraft) rapide abnimmt, was starke Auswirkungen für die betroffenen Personen hat.

Ist Demenz eine psychische Erkrankung?

Eigentlich hat eine Demenz immer organische Ursachen. Das heißt, dass es Veränderungen an den Nervenzellen im Gehirn gibt, die dann die Symptome verursachen. Grund für die Symptome können aber auch psychische Krankheiten sein, wie zum Beispiel Depressionen.

Wie entsteht eine Demenz?

Eine Demenz kann durch primäre Erkrankungen (Alzheimer, Schlaganfall usw.) oder als indirekte Folge anderer Krankheiten und Umstände (Depression, Schilddrüsenerkrankung, Alkoholsucht usw.) hervorgerufen werden. Bei einem Schlaganfall oder Alkoholsucht ist die Ursache klar – anders bei Erkrankungen wie Alzheimer. Hier ist die Ursache nach wie vor ungeklärt.

Welche Demenzformen gibt es?

Es gibt primäre Demenzen, die durch Veränderungen der Nervenzellen im Gehirn hervorgerufen werden. Dazu gehören Alzheimer, Vaskuläre Demenz, Frontotemporale Demenz und Lewy-Körper-Demenz. Seltener sind sekundäre Demenzen, die durch andere Einflüsse (Depression, Schilddrüsenerkrankung, Alkohol usw.) hervorgerufen werden.

Wie beginnt eine Demenz?

Die ersten Symptome einer Demenz äußern sich oft durch eine Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses, der Sprachfähigkeit oder durch plötzliche Wesensveränderungen bis hin zu Aggressionen. Bei Verdacht auf eine Demenz sollten Sie gleich einen Arzt um eine Diagnose bitten.

Woran erkennt man eine Demenz?

Jede Demenz ist anders und gerade bei einer frühen Demenz sind die Symptome oft noch nicht eindeutig. Typisch sind allerdings eine Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses, eingeschränkte Sprachfähigkeit (Wortfindungsstörungen) oder plötzliche Wesensveränderungen. Einen Verdacht auf eine Demenz klären Sie am besten mit dem Hausarzt ab.

Wie wird Demenz diagnostiziert?

Diese Diagnose-Verfahren können Ärzte benutzen: Patientengespräch, Gespräch mit Angehörigen, psychometrische Tests (Demenz-Tests), körperliche Untersuchung, bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall, Röntgen), Bluttests und die Untersuchung des Nervenwassers.

Wie schnell schreitet eine Demenz voran?

Wie schnell eine Demenz voranschreitet, hängt von vielen Faktoren ab. Je älter eine Person ist, desto schneller verläuft die Demenz. Intensive Therapie und Behandlung verlangsamen den Verlauf. Auch die Form der Demenz beeinflusst den Verlauf, denn eine vaskuläre Demenz kann zum Beispiel sehr lange stabil bleiben oder in Schüben auftreten, wohingegen sich eine Alzheimer-Demenz eher stetig steigert.

Wie sieht das Gehirn bei Demenz aus?

Eine Demenz führt zu organischen Veränderungen der Nervenzellen. Das bedeutet, dass am Gehirn ein Abbau von Nervenzellen zu beobachten ist. Bei fortgeschrittener Demenz können sich regelrechte Lücken im Gehirn bilden. Doch aufgepasst: Diese sichtbaren Veränderungen müssen nicht immer zu Symptomen führen! Das allein reicht also für eine Diagnose Demenz nicht aus.

Demenz – ab welchem Alter?

Die meisten Formen von Demenz treten im hohen Alter besonders häufig auf. Alzheimer, die am weitesten verbreitete Ursache von Demenz, tritt vermehrt ab 65 auf. Dennoch ist es möglich, dass in Einzelfällen auch junge Menschen an Demenz zu erkranken. Dann handelt es sich in der Regel um eine Frontotemporale Demenz.

Kann man an Demenz sterben?

Bevor die Demenz selbst zum Tod führt, sterben betroffene Personen meistens an Begleiterkrankungen. Fortgeschrittene Demenz schwächt das Immunsystem und demenzerkrankte Personen sind weniger gut in der Lage, Frühwarnzeichen und Symptome am eigenen Körper rechtzeitig festzustellen und entsprechend zu behandeln. Das führt dazu, dass zum Beispiel Lungenentzündungen und andere Infektionskrankheiten häufiger auftreten und öfter tödlich enden.

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Erstelldatum: 6102.01.62|Zuletzt geändert: 2202.21.31
(1)
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (2022): Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen
www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf (letzter Abruf am 31.08.2022)
(2)
World Health Organization (WHO, übersetzt: Weltgesundheitsorganisation): Dementia: a public health priority (2012)
www.who.int/publications/i/item/dementia-a-public-health-priority (letzter Abruf am 31.08.2022)
(3)
Stiftung Gesundheitswissen (2018): Primäre und sekundäre Demenzen
www.stiftung-gesundheitswissen.de/sites/default/files/pdf/2018_11_29_Prim%C3%A4reSekund%C3%A4reDemenz_v3_ts.pdf (letzter Abruf am 31.08.2022)
(4)
Bundesministerium für Gesundheit (2022): Ratgeber Demenz
www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/ratgeber-demenz.html (letzter Abruf am 31.08.2022)
(5)
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (o. J.): Frontotemporale Demenz (FTD)
www.dzne.de/aktuelles/hintergrund/frontotemporale-demenz-ftd (letzter Abruf am 31.08.2022)
(6)
Zentrum für Qualität in der Pflege (2020): Demenz. Anregungen für Partnerinnen und Partner
www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Demenz.pdf (letzter Abruf am 31.08.2022)
(7)
Prof. Gill Livingston et. Al. (2020): Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Comission.
www.thelancet.com/article/S0140-6736(20)30367-6/fulltext (letzter Abruf am 31.08.2022)
(8)
World Health Organization (WHO, übersetzt: Weltgesundheitsorganisation): Risk reduction of cognitive decline and dementia: WHO guidelines (2019)
https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/312180/9789241550543-eng.pdf?ua=1 (letzter Abruf am 31.08.2022)
(9)
KontinenzZentrum AG (o. J.): Inkontinenz bei Demenz
www.kontinenzzentrum.ch/de/erkrankungen/neurogene-blasenstoerungen/demenz.html (letzter Abruf am 14.11.2022)
(10)
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. (2019): Demenz. Das Wichtigste. Ein kompakter Ratgeber
www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/Broschueren/Demenz-das_wichtigste_.pdf (letzter Abruf am 31.08.2022)
(11)
Stiftung Gesundheitswissen (o. J.): Alzheimer-Demenz
www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/alzheimer-demenz/hintergrund (letzter Abruf am 31.08.2022)
(12)
Stiftung Gesundheitswissen (o. J.): Vaskuläre Demenz
www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/vaskulaere-demenz/hintergrund (letzter Abruf am 31.08.2022)
(13)
MSD Manual (2021): Lewy-Körperchen-Demenz und Parkinson-Demenz
www.msdmanuals.com/de-de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-,-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/delirium-und-demenz/lewy-k%C3%B6rper-demenz-und-parkinson-demenz
(14)
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (2017): Frontotemporale Demenz
www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt11_frontotemporale_demenz.pdf (letzter Abruf am 31.08.2022)
(15)
Wegweiser Demenz (o. J.): Sterbephase
www.wegweiser-demenz.de/wwd/sterbephase-193460 (letzter Abruf am 31.08.2022)
(16)
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. (2019): Fortgeschrittene Demenz und Lebensende
www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/Broschueren/Fortgeschrittene_Demenz_und_Lebensende.pdf (letzter Abruf am 31.08.2022)
(17)
Bundesministerium für Gesundheit (o. J.): Versorgung von schwerstkranken Menschen und Sterbenden (Palliativversorgung)
www.bundesgesundheitsministerium.de/palliativversorgung.html (letzter Abruf am 31.08.2022)
(18)
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Diagnose Demenz in Familie
Gastbeitrag
Die Diagnose Demenz in unserer Familie – Meine Erfahrungen
Gastbeitrag

Die Diagnose Demenz in unserer Familie – So sind wir damit umgegangen

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Hendrik Dohmeyer
 
Hendrik Dohmeyer

Hendrik Dohmeyer hat sich in den fünf Jahren der Alzheimer-Erkrankung seines Vaters intensiv mit dem Thema Demenz beschäftigt. Diese persönlichen Erfahrungen und sein gesammeltes Wissen möchte er im pflege.de-Magazin teilen.

Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt, sind viele Angehörige erst einmal geschockt und machen sich große Sorgen. Nach und nach taucht aber auch Unsicherheit in Bezug auf die Kommunikation über die Krankheit auf. Wie soll man die Diagnose Demenz am besten kommunizieren – sowohl innerhalb der Familie, aber auch im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis? Wer sollte vielleicht von der Krankheit wissen und wer sollte zwingend davon erfahren, um keine Missverständnisse oder schwerwiegenden Folgen zu riskieren? Hendrik Dohmeyers Vater erkrankte an einer Demenz. Im pflege.de-Magazin teilt er seine Erfahrung, wie er und seine Familie mit der Diagnose umgegangen sind und wie sie die Krankheit seines Vaters an andere kommuniziert haben.

Mein Erfahrungsbericht: So haben wir Freunden und Bekannten von der Demenz meines Vaters erzählt

Klatsch und Tratsch interessierte meine Eltern nie besonders. Entsprechend waren Sie auch nie sonderlich mitteilsam in persönlichen Angelegenheiten. Innerhalb der Familie gab es aber so gut wie keine Geheimnisse und so wurde auch über die Demenzerkrankung meines Vaters ganz offen gesprochen. Diese Offenheit half uns allen dabei, mit der Krankheit umzugehen und die später notwendig werdende Betreuung durch uns als Familie und die Pflege durch den ambulanten Pflegedienst zu organisieren. So konnten wir unsere Mutter z. B. auch dazu motivieren, einmal die Woche eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Das offene Ansprechen der Situation mit meinem Vater machte es auch möglich, dass er die Tagespflege besuchte, um so seiner Frau und uns Kindern bewusst entlastende Freiräume zu schenken. Wir haben zudem gute Erfahrungen mit der Aussprache von Erwartungen im Moment der Kommunikation der Diagnose gesammelt und Freunde und Bekannte z. B. konkret um Unterstützung oder die kurzzeitige Betreuung meines Vaters gebeten. Unsere Verwandten und Freunde meiner Eltern schienen dafür immer dankbar und erleichtert zu sein, wenn man die Brücke zu einem positiven Hilfsthema aufgebaut und sie konkret in die Betreuung eingebunden hat.

Meine Kinder, also die Enkelkinder meiner Eltern, hatten schon immer ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Großeltern und kamen selber regelmäßig mit Ideen auf sie zu. Sie haben meine Eltern z. B. zu Tagesausflügen in den Bremer Rhododendronpark abgeholt oder die Omi für ein Wochenende zum „Durchatmen“ an die Ostsee „entführt“ – als kleine Auszeit von der Pflege ihres demenzkranken Ehemannes.

Wie können Sie nun die Diagnose Demenz kommunizieren, falls ein Familienmitglied daran erkrankt ist?

Den einen richtigen Weg, wie man die Diagnose Demenz überbringt, gibt es wohl nicht. Jeder Mensch ist anders und jeder geht mit der Diagnose anders um. Dennoch möchte ich meine positiven Erfahrungen teilen und Ihnen helfen, sich in drei Schritten zu überlegen, wie Sie die Diagnose Demenz innerhalb Ihrer Familie am besten überbringen.

Entscheidungshilfe
In 3 Schritten zur richtigen Kommunikation der Demenz
  1. Helfen Sie als Angehöriger dem Arzt beim Überbringen der Nachricht
  2. Formulieren Sie eine hilfreiche Erwartungshaltung
  3. Übermitteln Sie die Diagnose-Nachricht zusammen mit Ihrer Erwartung an Freunde und Bekannte

1. Helfen Sie als Angehörger dem Arzt beim Überbringen der Nachricht

Vielleicht finden Sie sich in folgender Situation wieder: Sie als Partner, Tochter, Sohn oder Enkelkind begleiten Ihren Angehörigen mit dem Verdacht auf eine Demenz zum Arzt. In letzter Zeit haben Sie und andere Familienmitglieder immer häufiger beobachtet, dass Ihr Angehöriger Dinge vergessen hat, plötzlich orientierungslos war oder Gesprächen nicht mehr so gut folgen konnte wie früher? Liegt der Verdacht auf eine Demenzerkrankung nahe, so ist die Untersuchung beim Arzt der nächste wichtige Schritt.

Expertentipp

Sprechen Sie den Arzt in einem ungestörten Moment selber darauf an, dass er bei einer „schlechten“ Nachricht zuerst mit Ihnen telefoniert, um die Übermittlung der Diagnose vorzubereiten.

Hendrik  Dohmeyer
Hendrik Dohmeyer
Pflegender Angehöriger

Wenn Sie Ihren Angehörigen zum Arzt begleiten, kann es gut sein, dass der Arzt zuerst mit Ihnen sprechen möchte, bevor er die Diagnose an den Betroffenen ausspricht. Diese Chance sollten Sie wahrnehmen. Denn wenn Ihr Angehöriger möglichst einfühlsam und mit den richtigen Worten von seiner Krankheit erfährt, kann er wahrscheinlich am besten damit umgehen. Sie als Angehöriger kennen ihn und wissen am besten, wie er vermutlich auf die Diagnose reagiert bzw. wie man die Nachricht bestmöglich überbringt, so dass er sie gut aufnimmt.

Ihre persönliche Einschätzung und Ihre Beziehung zum Betroffenen sind für den Arzt in der Gesprächsvorbereitung sehr wertvoll – und dadurch können Sie Ihrem Angehörigen indirekt helfen.

Menschen mit Demenz nehmen in einem sehr frühen Stadium die Diagnose schließlich bewusst wahr und die Diagnose kann auf sie ebenso niederschmetternd wirken wie auf die anderen Familienmitglieder.

3 Tipps, was nach der Diagnose Demenz wichtig ist:
  • Setzen Sie sich als pflegender Angehöriger mit der Krankheit auseinander, um sie zu verstehen und mögliche Verhaltensweisen Ihres Angehörigen mit Demenz besser nachvollziehen zu können. Gerade wenn Sie sich vorstellen können, Ihren Angehörigen mit Demenz selbst zu betreuen, sollten Sie die Symptome und Risiken der Krankheit kennen.
  • Nutzen Sie das Angebot zur Beratung und zum Austausch mit anderen betroffenen Familien. So erhalten Sie bestimmt hilfreiche Tipps zum Umgang und zur Kommunikation mit der Krankheit und können auch Ihre individuellen Fragen loswerden.
  • Gehen Sie offen und unmittelbar mit der Diagnose Demenz um. Schrecken Sie nicht vor den Reaktionen zurück, die sowohl offen und hilfsbereit als auch verunsichert und verschlossen sein können. Manche Familien haben bei kognitiven Themen Angst vor einer Stigmatisierung und gerade Betroffene bitten ihre Familien manchmal darum, die Diagnose erst mal für sich zu behalten. Nehmen Sie die Empfindungen und mögliche Befürchtungen des Betroffenen ernst, versuchen Sie jedoch auch deutlich zu machen, welche Nachteile ein „Verschweigen“ der Krankheit haben kann. Zeigen Sie dann auf, welche Vorteile sich aus einem gezielten und abgestimmten Kommunizieren der Situation ergeben können.
Nachteile, die sich ergeben, wenn die Diagnose Demenz verschwiegen wird:
Motivieren Sie Ihre Familie unbedingt zu einem geplant offenen Umgang!
Hendrik Dohmeyer
  • Ungewöhnlichen Verhaltenssituationen des Betroffenen können in seinem Umfeld zu Irritationen führen.
  • Freunde und Bekannte können manche Verhaltensweisen des Betroffenen falsch interpretieren.
  • Die häufige Wiederholung von Fragen kann bei Freunden und Bekannten Unverständnis hervorrufen.
  • Gesprächspartner können bei Wortfindungsstörungen ungeduldig werden.
  • Familienangehörige und Freunde können über die Verheimlichung der Demenz verärgert sein, wenn sie erst später davon erfahren.
  • Niemand kann helfen, wenn er nichts von der Diagnose Demenz weiß.
  • Ist der Betroffene mit Demenz noch berufstätig, kann es durch ungewöhnliche Verhaltensweisen oder Fehler nachhaltige Probleme und Ärger geben.
Vorteile einer offenen Kommunikation bei der Diagnose Demenz
  • Die Ursachen für kognitive Probleme sind für Familienmitglieder, Freunde und Bekannte klar verständlich.
  • Familienangehörige und Freunde können den Betroffenen und seine Angehörigen unterstützen und entlasten.
  • Sie als Familie haben das kommunikative „Ruder“ in der Hand und beugen möglichen Gerüchten vor.
  • Sie als Familie können von Freunden und Bekannten Hilfe und Unterstützung bekommen.
  • Sie können Unterstützungsangebote nutzen – sowohl in der Betreuung des Betroffenen als auch in der Entlastung für pflegende Angehörige.
Info
Tauschen Sie sich im Bekanntenkreis aus

Vielleicht sind in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis schon früher Demenzfälle bekanntgeworden. Besprechen Sie mit Ihrer Familie, wann und wie sie hiervon erfahren haben. Wurden Sie frühzeitig eingeweiht oder erst sehr spät? Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

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Erst wenn Sie innerhalb Ihrer Familie ein gemeinsames Verständnis darüber gefunden haben, wie Sie die Nachricht überbringen möchten, sollten Sie sich Gedanken über mögliche Erwartungen machen (Schritt 2).

2. Formulieren Sie eine hilfreiche Erwartungshaltung

Expertentipp

Sie können die Enkelkinder des Familienmitglieds mit Demenz z. B. auch anregen, sich selber Gedanken zu machen, wie sie die Großeltern in den kommenden Wochen unterstützen können. Sie werden überrascht sein, welche tollen Ideen auf den Tisch kommen. Und die Motivation wird noch viel größer sein, diese selbst ausgedachte Hilfe auch umzusetzen.

Hendrik  Dohmeyer
Hendrik Dohmeyer
Pflegender Angehöriger

Nach der Entscheidung, wie Sie die Diagnose kommunizieren möchten, sollten Sie gemeinsam mit dem Betroffenen über die Erwartungshaltung sprechen, die Sie an Freunde, Bekannte oder Nachbarn haben. Das könnte zum Beispiel konkret der Wunsch sein, dass auch andere Familienmitglieder und Freunde bei der Betreuung helfen oder andere Aufgaben übernehmen. Überlegen Sie sich daher, warum Sie anderen von der Diagnose erzählen möchten und welche Vorteile das für den Betroffenen mit Demenz haben könnte. Beachten Sie auch hierbei: Jeder Mensch hat unterschiedliche Beweggründe und unterschiedliche Erwartungshaltungen, mit der Krankheit umzugehen. Oft ist man in solchen Situationen sehr bescheiden und möchte nicht aufdringlich oder als Bittsteller erscheinen. Dabei verkennt man, dass sehr viele Menschen froh und dankbar sind, wenn sie in einer Notsituation um Hilfe und Unterstützung gebeten werden. Viele Freunde, Nachbarn oder Bekannte freuen sich, wenn sie helfen können und empfinden es oft als Wertschätzung ihrer eigenen Person. Nicht um Hilfe gefragt zu werden, kann im Gegenteil sogar brüskierend auf diese Mitmenschen wirken.

Formulieren Sie innerhalb der Familien gemeinsam die erwartete und gewollte Reaktion möglichst individuell und konkret für jede Person oder zumindest nach Gruppen wie Geschwister, Kinder und Enkelkinder, Nachbarn, enge Freunde, Bekannte.

3. Übermitteln Sie die Diagnose-Nachricht zusammen mit Ihrer Erwartung

Wenn man nicht zeitnah alle persönlich treffen kann, sollte man lieber zum Telefon greifen als Gefahr zu laufen, dass die Nachricht sich von selbst und unkontrolliert verbreitet.
Hendrik Dohmeyer

Nachdem Sie sich innerhalb der Familie einig darüber sind, mit wem Sie über die Demenz sprechen möchten und was Sie von denjenigen erwarten, geht es in die Tat über. Wer in der Familie spricht zu welchem Zeitpunkt mit wem? Denken Sie auch darüber nach, ob Sie mit jedem persönlich sprechen möchten oder andernfalls telefonieren oder einen Brief schreiben.

Wer spricht mit wem über die Diagnose Demenz?

  • Der Betroffene

Überlassen Sie dem Betroffenen die Entscheidung, ob er selbst über seine Erkrankung sprechen möchte. Ein solch couragiertes Vorgehen wird von Freunden, Bekannten und Kollegen sicherlich mit dem größten Respekt und Hochachtung gewürdigt. Es schafft auch den Rahmen, um nicht direkt für sich selber um Unterstützung zu fragen, sondern diese Erwartungshaltung aus der Perspektive der Familie zu formulieren.

Eine mögliche Kommunikationshilfe könnte z. B. sein: „Ich werde in nächster Zeit aufgrund der Krankheit vermehrt Hilfe von meiner Frau/meinem Mann in Anspruch nehmen müssen. Das wird nicht leicht für sie/ihn. Es wäre daher toll, wenn Du Dich ein wenig um sie/ihn kümmern könntest und ihr/ihm bei ihren/seinen Aufgaben Entlastungen schaffen könntest.“

  • Der Partner

Wenn der Betroffene nicht (alleine) über seine Krankheit sprechen möchte, kann das auch der Partner allein oder zusammen mit dem Betroffenen übernehmen. Auch hier kann es Betroffenen leichter fallen, wenn Sie sich zuvor überlegt haben, was Sie von Freunden und Familienmitgliedern erwarten.

Eine mögliche Kommunikationshilfe könnte z. B. sein: „Ich möchte mich zukünftig mehr um die finanziellen Dinge bei uns im Haushalt kümmern und meinen Mann/Frau damit ein wenig entlasten. Kannst Du mir dabei helfen, wie ich das mit der Bank, der Rente und der Krankenkasse organisieren kann?“

  • Die Kinder, Freunde oder Bekannte

Eine ähnliche Gesprächsposition können auch Kinder, Freunde, Verwandte oder Bekannte einnehmen. Erzählen Sie von der Krankheit, erwähnen Sie beiläufig, wie Sie selbst Unterstützung leisten und fragen Sie dann sinngemäß: „Wenn auch Du den beiden in der nächsten Zeit bei der Bewältigung der schwierigen Situation gerne helfen möchtest, wäre es ideal, wenn Du zum Beispiel…“

Beim Gesprächsinhalt und Umfang ist es schwierig, eine allgemein gültige Empfehlung auszusprechen. Jede Familie hat andere Bedürfnisse. Vielleicht lässt sich aber als Tipp „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ mitgeben.

Mögliche Antworten auf häufige Fragen aus dem Familien- und Bekanntenkreis:

  • „Warum hat sich x in letzter Zeit nur so komisch verhalten?“

Um die möglicherweise angespannte Situation etwas zu entkrampfen, können Sie ruhig die eine oder andere vielleicht eher lustige Begebenheit der letzten Wochen erzählen. Vermutlich haben auch andere den einen oder anderen kleinen Aussetzer schon bemerkt und können diesen nun verständnisvoll einordnen.

  • „Wie geht es jetzt mit x weiter?“

Da der Verlauf der meisten Demenzformen nicht exakt vorhersehbar ist, sollten Sie lediglich einen groben Ausblick auf die Zukunft geben. Man kann auf regelmäßige Kontrollen und Tests verweisen, die die Entwicklung dann aufzeigen werden.

Tipp
Betroffene nicht schonen

Machen Sie deutlich, dass eine Schonhaltung von allen Beteiligten vermieden werden sollte. Das erkrankte Familienmitglied ist in der frühen Phase noch relativ normal belastbar und sollte auch so viel und intensiv wie möglich sein ganz normales Leben weiterleben.

Weisen Sie aber auch gleichzeitig darauf hin, dass sich wie bei jeder Krankheit einige Dinge ändern und neue Aufgaben und Belastungen auf die Familie zukommen werden. Äußern Sie ruhig auch die Bitte, dass Sie sich über eine engagierte Begleitung der Krankheit sehr freuen würden. Wenn es Ihnen an dieser Stelle sinnvoll erscheint, können Sie auch ruhig noch einmal über Ihre zuvor formulierte Erwartungshaltung sprechen. Sie werden spüren, wie dankbar die meisten Menschen sind. Sie geben Ihnen in einer ansonsten eher hilflosen Situation etwas, womit sie sich positiv beschäftigen und einbringen können.

Ich wünsche Ihnen gute Gespräche! Hendrik Dohmeyer

Erstelldatum: 7102.50.01|Zuletzt geändert: 1202.30.61
Gastbeitrag

„Ich habe Angst vor einer Demenz“ – Meine Motivation für die Demenz-Prävention

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Hendrik Dohmeyer
 
Hendrik Dohmeyer

Hendrik Dohmeyers Vater ist an Alzheimer erkrankt und gestorben. Als Angehöriger hat er sich intensiv mit dem Thema Demenz beschäftigt und auch damit, wie er sein eigenes Demenz-Risiko senken kann. Henrik Dohmeyer teilt im pflege.de-Magazin seine ganz persönlichen Erfahrungen im Umgang mit der Krankheit Demenz.

Hendrik Dohmeyer hat sich mehrere Jahre um seinen Vater gekümmert, der an einer Demenz vom Typ Alzheimer erkrankt war. Dabei hat sich auch bei ihm selbst eine Sorge bzw. Angst entwickelt, dass er selbst einmal an Demenz erkranken könnte. Sein Erfahrungsbericht auf pflege.de.

„Bei Ihnen ist alles in Ordnung, Sie müssen sich keine Gedanken machen. Sehen Sie, in keinem Hirnareal befinden sich Auffälligkeiten, die …“

Ich sitze neben der Ärztin, die mir gerade am übergroßen Monitor in 3D und Farbe das zeigt, was man eigentlich nicht zu sehen bekommt: Sein eigenes Gehirn. Seit Menschheitsgedenken ist das ein spannendes Forschungsfeld.

Sie zeigt mir meinen Hippocampus, meine Schaltzentrale und mein Kontrollzentrum. Die Alzheimer-Demenz soll sich von hier aus beginnend oft ausbreiten. Auch der obere Teil des Präfrontalen-Kortex (Anm. d. R.: ein Teil der Großhirnrinde) sähe klasse aus, sagt meine nette Ärztin. Hier würde ich meine kognitiven Dinge regeln, also bewusste Erinnerung und logisches Denken steuern. Wir werfen noch einen Blick in das untere limbische System, wo meine Emotionen, Gefühle, Werte und Motivation zu Hause sind.

„Alles prima!“. „Danke, Frau Doktor!“

Demenz Prävention

Zu Hause vergleiche ich die großen und kleinen Fotos der Schichtaufnahmen meines Gehirns mit den Aufnahmen des Gehirns von meinem Vater, die uns vor ein paar Wochen seine Demenz vom Typ Alzheimer bestätigt haben. Die großen dunklen Flächen, die den fortschreitenden Abbau seiner Hirnmasse dokumentierten, machten mir meine unterschwellige Angst wieder einmal deutlich bewusst. Wie hoch ist das Risiko, selber einmal an einer kognitiven Störung erkranken zu können? Ist eine Demenz vererbbar? Die hieraus resultierenden Gedanken motivierten mich, selber einmal meinen Kopf in die Röhre zu stecken. Nun war ich erst einmal beruhigter.

Mein Vater erkrankte 2008 an Alzheimer – jedenfalls wurden hier die ersten Symptome deutlich. Ende 2014 endete seine Reise auf der abschüssigen Einbahnstraße ohne Abbiegemöglichkeit. Das Miterleben aller drei Stufen von Alzheimer als pflegender Angehöriger moduliert die Gedanken über die eigene Lebensperspektive in einer besonderen Art und Weise, die sich Außenstehende kaum vorstellen können.

Demenzangst weit verbreitet: Fast 50 Prozent der Deutschen haben Angst vor einer Demenz

Die Angst in Deutschland vor einer Demenz ist weit verbreitet. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Roten Kreuzes (DRK) benennt fast die Hälfte der Deutschen die Krankheit Demenz als zweitstärkstes Sorgenfeld. Nur Krebs liegt mit knapp 69 Prozent noch darüber.

Mit zunehmendem Alter steigt auch der Angstfaktor. 57 Prozent der über 60-jährigen Befragten sorgen sich vor der Krankheit Demenz. Bei den pflegenden Angehörigen ist aufgrund ihrer besonderen, auf Erfahrung basierenden „Sensibilisierung“, der Wert noch deutlich höher. So gaben in einer amerikanischen Studie 92 Prozent der erwachsenen Kinder von Eltern mit Demenz an, sich vor einer eigenen Erkrankung zu fürchten.

Vermutlich sind die möglichen Konsequenzen einer Demenz wie Einsamkeit, Beziehungsunfähigkeit, Rollentausch, Hilflosigkeit, Fremdbestimmtheit/Abhängigkeit und Veränderung des Selbst die wesentlichen Facetten, die Angehörige an ihren demenzkranken Familienmitgliedern sehen und zur Sorge vor einer Erkrankung führen.

Zudem dürfte die starke mediale Präsenz der Demenz- und insbesondere Alzheimer-Thematik zwangsläufig auch dazu führen, dass sich mehr und mehr Menschen Gedanken dazu machen und bei individuell vorliegender Veranlagung auch Ängste und Sorgen entwickeln.

Prävention von Demenz

Gibt es wirkungsvolle Maßnahmen zur Prävention einer Demenz? Wie können wir unsere Gehirnzellen ausreichend beanspruchen und durch neue Impulse regelmäßig aktivieren und stimulieren? Im Beitrag „Meine 7 Tipps zur Prävention einer Demenz“ habe ich meine persönlichen  Empfehlungen zur Prävention einer Demenz geteilt.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Hendrik Dohmeyer

Erstelldatum: 8102.10.81|Zuletzt geändert: 9102.50.82
(1)
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© sudok1 / Fotolia.com
Gastbeitrag

Meine 7 Tipps zur Prävention einer Demenz

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Hendrik Dohmeyer
 
Hendrik Dohmeyer

Hendrik Dohmeyer hat sich in den fünf Jahren der Alzheimer-Erkrankung seines Vaters intensiv mit dem Thema Demenz beschäftigt und auch damit, wie er sich selbst davor schützen kann. Seine persönlichen Erfahrungen und Tipps möchte er im pflege.de-Magazin teilen.

Viele Menschen haben Sorge und Angst vor einer Demenz – so das Ergebnis einiger Umfragen. Vor allem wenn man im nahen Familien- oder Freundeskreis miterlebt, wie Menschen von einem demenziellen Syndrom betroffen sind, schürt das bei vielen die Sorge, selbst einmal dement zu werden. Daher die Frage: Kann man sich vor einer Demenz schützen und können präventive Strategien helfen? Hendrik Dohmeyer, dessen Vater an einer Demenz litt, teilt auf pflege.de seine sieben persönlichen Tipps zur Prävention einer Demenz. Vorab eine kleine Einführung, welche Formen einer Demenz überhaupt präventiv verhindert werden können.

Grundlage: Bei welchen Demenzformen ist eine Prävention möglich?

Eines vorweg: Nicht jede Form der Demenz kann durch präventive Maßnahmen vermieden werden. Schließlich hat jede Art der Demenz unterschiedliche Ursachen und demzufolge sind es andere präventive Maßnahmen, die je nach Demenzform helfen können. Ein kleiner Überblick über die Ursachen der Demenzformen und mögliche Präventionsmaßnahmen:

  • Prävention einer neurodegenerativen Demenz

Da die Ursachen neurodegenerativer Demenzen wie Alzheimer, frontotemporale Demenz oder Lewy-Body-Demenz nicht eindeutig definiert sind und sich jede Demenz individuell und einmalig gestaltet, ist auch eine Prävention entsprechend schwierig. Daher kann nicht pauschal angenommen werden, dass man eine neurodegenerative Demenz vermeiden kann.

  • Prävention einer vaskulären Demenz

Die häufigsten Ursachen für eine vaskuläre Demenz sind Hirnblutung, Arterienverkalkung und ein Schlaganfall. Diese Ursachen können durch folgende präventive Maßnahmen vermieden werden:

  • Verzicht auf Nikotin
  • Kein oder mäßiger Alkoholkonsum
  • Ausreichende Bewegung
  • Gesunde Ernährung
  • Vermeidung von Übergewicht
  • Kontrolle und Einhaltung empfohlener Werte für Blutzucker, Blutfett und Blutdruck

Prävention einer sekundären Demenz

Um sekundäre Demenzen wie eine infektiöse oder toxische Demenz zu vermeiden, können ähnliche Präventionsmaßnahmen wie einer vaskulären Demenz helfen. Das heißt: Verzicht auf Nikotin und Alkohol, gesunde Ernährung und viel Bewegung sowie Vermeidung von Übergewicht.

Meine 7 Tipps zur Prävention einer Demenz

Seit der Demenz meines Vaters lebe ich viel bewusster und versuche, einer Demenz frühzeitig entgegenzuwirken.
Hendrik Dohmeyer

Mein Vater erhielt im Jahr 2008 die Diagnose einer Demenz vom Typ Alzheimer. Damit änderte sich das Leben unserer Familie (lesen Sie in diesem Beitrag, wie wir damit umgegangen sind) und ich selbst habe angefangen, mich intensiv mit der Krankheit zu beschäftigen. Dabei habe ich selbst auch zwangsläufig Angst bekommen, dass auch ich später einmal an einer Demenz erkranken könnte, und habe mich selbst untersuchen und mein Gehirn im MRT screenen lassen. Das positive Ergebnis: keine Anzeichen für eine Demenz. Dennoch lebe ich seitdem viel bewusster und versuche durch einige Maßnahmen, einer Demenz frühzeitig entgegenzuwirken. Für mich selbst habe ich im Laufe der Jahre sieben Lebensbereiche gefunden, die ich auch Ihnen als Anregung mit auf Ihrem Weg zur Demenz-Prävention geben möchte. Ich habe viele dieser Aspekte selbst ausprobiert und verfolge sie kontinuierlich und regelmäßig. Nicht alle und nicht immer zu 100 Prozent konsequent – aber tendenziell schon. Vielleicht ist ja auch für Sie etwas Passendes dabei.

  1. Gutes Essen und Trinken – gesunde Energie zuführen
  2. Bewegung, Sport, Krafttraining
  3. Sozialer Austausch
  4. Persönliches Engagement
  5. Umgang mit Stress
  6. Gutes Hören
  7. Permanente Weiterbildung und geistige Aktivität

 

1. Gesundes Essen und Trinken – gesunde Energie zuführen

Unser Gehirn ist eine wahre Verbrennungsmaschine. Von den täglich durchschnittlich verbrauchten 200g Glukose (Zucker) beansprucht das Gehirn gute 75 Prozent für sich, um seinen enormen Energiebedarf zu decken.

In den letzten Jahrzehnten wurde das Thema Ernährung immer präsenter – jedoch primär aus körperlicher und weniger aus kognitiv-geistiger Perspektive. Zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktionen oder einer allgemein verbesserten körperlichen Fitness hat ein Teil der Bevölkerung mehr oder weniger konsequent seine Ernährung umgestellt. Genauso wichtig ist eine gesunde Ernährung auch für einen gesunden Geist.

Wer sich intensiver mit seinen eigenen Ernährungsgewohnheiten beschäftigen möchte, dem kann ich das Buch „Alzheimer ist heilbar – rechtzeitig zurück in ein gesundes Leben“ von Dr. Michael Nehls empfehlen. Auch wenn man seiner provokanten Aussage im Titel nicht unbedingt zwingend folgen muss, sind seine Ausführungen zu den ernährungsbedingten Bausteinen, Nährstoffen und Schutzstoffen für den Geist sehr lesenswert.

Info
10 Tipps für eine demenz-präventive Ernährung
  • Kochen Sie selbst und essen Sie zusammen mit Freunden und/oder Ihrer Familie.
  • Eine mediterran orientierte Ernährung versorgt das Gehirn mit wichtigen Nährstoffen und stärkt seine Abwehrbereitschaft.
  • Essen Sie viele gesunde Vitamine in Form von frischem Obst, Gemüse und Nüssen.
  • Reduzieren Sie den Anteil von rotem Fleisch in Ihrem Ernährungsplan.
  • Essen Sie viel fetten Fisch mit hohen Anteilen an Omega-3-Fettsäuren.
  • Vermeiden Sie die Aufnahme von Transfettsäuren weitestgehend (z. B. in Chips, Pommes und vielen Fertiggerichten).
  • Tauschen Sie Butter und Margarine gegen natives Kokosöl und Sonnenblumenöl, Maiskeim- oder Distelöl gegen Oliven-, Raps- oder Leinöl.
  • Verzichten Sie auf stark zuckerhaltige Getränke.
  • Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich (Wasser, Wasser, Wasser und auch Kaffee und Tee).
  • Rotwein in dosierter Form und nicht unbedingt tagtäglich soll Gehirnzellen auch schützen. Daher können Sie sich ab und zu ein Glas Rotwein gönnen.
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Info
Weiterführende Tipps

Eine sehr informative und nützliche Auflistung mit präventiven Lebensmitteln von der Diplom-Oecotrophologin Frau Dr. Brigitte Bauer-Söllner finden Sie im Servicebereich der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg. Hier der Link zum Download des Artikels: Bewusste Ernährung – ein Teil der Demenzprävention.

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2. Bewegung, Sport, Krafttraining

Neben einer gesunden Ernährung soll auch jede Form der Bewegung, des Sports und der Muskelkräftigung eine elementare Säule Ihres Präventions-Konzeptes sein. Seit 15 Jahren trainiere ich moderates Krafttraining insbesondere zur Stärkung der Muskulatur im Lendenwirbelsäulenbereich. Hierzu besuche ich zweimal wöchentlich Kieser-Training. Das Durchschnittsalter der Kieser-Kunden schätze ich auf 60 bis 65 Jahre, ich bin hier eher der Jungspund. Man kennt und grüßt sich mit Kopfnicken, viel „geschnackt“ wird während des Trainings nicht. Das Krafttraining ist für viele ein wichtiger Teil ihrer individuellen Präventions-Strategie.

Die Stärkung der Muskulatur gibt ihnen ein gutes und sicheres Gefühl und die körperliche Fitness hilft bei vielfältigen Aktivitäten – ob bei Spaziergängen und Wanderungen, beim Nordic Walking oder bei kulturellen Erlebnisausflügen. Durch Krafttraining wird der Wachstumsfaktor BDNF (Brain-derived neurotrophic factor) verstärkt produziert. BDNF ist ein körpereigenes Protein, das das Überleben von vorhandenen Nervenzellen im Gehirn schützt und die Bildung von neuen Nervenzellen fördert.

Info
Wissenschaftlich belegt: Spazieren gehen beugt vor

Der Neurologe Kirk Erickson von der University of Pittsburgh hat 299 Personen, ohne Demenz-Symptome zum Studienbeginn, über 13 Jahre lang begleitet. Die damals durchschnittlich 78 Jahre alten Teilnehmer mussten regelmäßig ihre zu Fuß getätigten Strecken dokumentieren. Nach 9 Jahren hatten 40 Prozent von ihnen kognitive Probleme. Die Auswertungen zeigten, dass die Gruppe der intensiveren Spaziergänger (10 bis 16 Kilometer pro Woche) deutlich weniger von demenziellen Symptomen betroffen waren. Das Risiko des Abbaus von Nervenzellen reduzierte sich um die Hälfte.

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3. Sozialer Austausch

Haben Sie schon einmal eine hitzige Debatte am Stammtisch, im Fußballstadion oder im Supermarkt miterlebt? Einfach herrlich. Da laufen die Synapsen auf Hochtouren und die Botenstoffe kommen beim Transport der sprudelnden Informationen richtig ins Schwitzen. Das Gehirn hat richtig Spaß daran, einmal wieder extrem gefordert zu sein. Gleichzeitig müssen viele kognitive Bereiche aktiviert und koordiniert werden: Hör- und Sprachvermögen, Konzentration, Gedächtnis, Emotionen und Gestik. Und das alles parallel und in Bruchteilen von Sekunden.

Alle Aktivitäten, die Sie in Gemeinschaft mit anderen erleben, sind pure Demenz-Prävention.
Hendrik Dohmeyer

Gemeinsames Freuen und Lachen wirken ebenfalls als Balsam für die Nervenzellen. Alle Aktivitäten, die Sie in Gemeinschaft mit anderen erleben, sind pure Demenz-Prävention. Falls Sie zurzeit keinen sehr aktiven sozialen Austausch pflegen, sollten Sie einmal folgende Möglichkeiten überdenken.

Info
5 Tipps für soziale Demenz-Prävention
  • Welche alten Freunde können Sie nach langer Zeit mal wieder anrufen?
  • Mit wem haben Sie früher gern Spiele gespielt? Fragen Sie einfach einmal nach, ob Interesse an einer Runde Skat, Bridge oder einer Partie Schach besteht.
  • Welchen Interessen wollten Sie schon seit Längerem einmal nachgehen? Erkundigen Sie sich, ob es Kurse z. B. von der Volkshochschule oder Interessengruppen gibt.
  • Wann waren Sie das letzte Mal im Kino, im Konzert oder im Theater? Rufen Sie Freunde oder Bekannte an und planen Sie kurzfristig einen gemeinsamen Besuch.
  • Wenn Sie zum Kreis der pflegenden Angehörigen gehören, erkundigen Sie sich über regionale Angebote von Selbsthilfegruppen, die mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, und besuchen Sie deren Treffen.
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4. Persönliches Engagement

Gibt es ein Thema, das Sie besonders bewegt? Haben Sie Lust und etwas Zeit, anderen Menschen zu helfen? Gerade beim Eintritt in den beruflichen Ruhestand fällt bei vielen Menschen die positive Bestätigung des eigenen Wirkens weg und hinterlässt ein „Loch“. Natürlich ist man froh und glücklich, es endlich geschafft zu haben. Unterschätzen Sie aber nicht den inneren Wert, den Sie durch Ihre berufliche Bedeutung emotional erlebt haben. Diesen Verlust gilt es zu kompensieren.

Ohne einen Ausgleich durch das familiäre Umfeld (ja, die lieben Enkelkinder warten auf Oma und Opa) kann der Wechsel, oft lange nicht bewusst wahrgenommen, zu einer Form der Bedeutungslosigkeit führen, die Depressionen und weitere kognitive Problemen mit sich bringt.

In Ihrer Stadt oder Ihrem Dorf finden Sie bestimmt verschiedene Anlaufstellen, die ehrenamtliche Tätigkeiten in Bereichen anbieten, die Ihnen vielleicht liegen – das Spektrum ist sehr groß:

  • in der Kinder- und Jugendarbeit
  • in Sportvereinen
  • beim Umwelt- und Naturschutz
  • in kirchlichen Organisationen
  • bei der Unterstützung von Alleinerziehenden
  • bei der Beschäftigung mit Behinderten
  • bei der Betreuung älterer Menschen

Neben dem guten Gefühl für sich selbst und der wachsenden Bedeutung in der Gemeinschaft führt der in einem Ehrenamt erlebte intensive soziale Kontakt und kommunikative Austausch zu positiven Effekten.

5. Umgang mit Stress

Positiver Stress kann Gehirnzellen im ebenso positiven Sinne aktivieren, negativer Stress kann auf Dauer das Gegenteil bewirken und eine mögliche Demenz begünstigen. Chronischer Stress kann auch zu Depressionen, Burnout-Syndromen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Die Ursachen für negativen Stress und der Intensität des Empfindens können dabei sehr vielseitig sein. Pauschale Empfehlungen zur Prävention sind daher nur bedingt möglich.

Sportliche Aktivitäten sind jedoch hervorragende Ventile für Stress. Wenn Sie sich mit dem Thema Yoga anfreunden können, empfehle ich Ihnen sehr, einmal einen Schnupperkurs bei einem Anbieter in Ihrer Nähe auszuprobieren. Wenn Ihnen eine unangenehme, stressige Situation bewusst wird, halten Sie einem Moment inne und dann:

Tief einatmen, tief ausatmen und lächeln.

Das kann Wunder wirken.

6. Gutes Hören

Mit dem Alter verschleißt auch unser Gehör und Gehirn – daher ist Altersschwerhörigkeit keine Seltenheit. Doch sehr viele Menschen (laut Schätzungen rund 12 Millionen Menschen) nutzen keine Hörhilfe und haben daher ein stark erhöhtes Demenz-Risiko.

Der Grund: Durch die Hörminderung tritt eine direkte Reduzierung der Reize im Gehirn ein. Dies führt zum Abbau von Nervenzellen. Oft werden durch eine Schwerhörigkeit auch soziale Kontakte zunehmend vermieden – das Gehirn kann gar nicht mehr auf Hochtouren kommen. Im Beitrag Hörhilfen erfahren Sie mehr zur Altersschwerhörigkeit und möglichen Therapien.

Sollten Sie bei sich (oder Ihren Mitmenschen) eine Hörschwäche beobachten, ist es eine wichtige präventive Maßnahme, frühzeitig einen Hörtest bei einem Akustiker in Ihrer Nähe zu machen!

7. Permamente Weiterbildung und geistige Aktivität

Mit jeder neuen Information, die Sie lernen, weiten sich die Verknüpfungen in Ihrem neuronalen Netzwerk aus.
Hendrik Dohmeyer

Letztendlich ist die direkte Stimulation der Gehirnzellen sehr wichtig für die Demenz-Prävention. Mit jeder neuen Information, die Sie lernen, weiten sich die Verknüpfungen in Ihrem neuronalen Netzwerk aus und die kognitive Reserve wächst. Viele Experten schwören darauf, im Alter noch eine Fremdsprache zu lernen, da es vielfältige Gehirnareale effektiv aktiviert. Neben dem Erlernen einer neuen Sprache gilt auch das Erlernen und Praktizieren von Musikinstrumenten als wirkvolle Demenz-Prävention.

Ich persönlich habe mich z. B. vor einigen Jahren dazu entschieden, das Erstellen von Webseiten und Blogs im Internet für private Zwecke zu erlernen. So erfahre ich täglich neue spannende technische und gestalterische Entwicklungen und kann meine Kreativität selbstbestimmt ausleben.

Vielleicht ist ja eines der folgenden Lernthemen auch für Sie eine mögliche Anregung:

  • Grundlagen einer neuen Sprache in Kombination mit Urlaubsplanung erlernen
  • Gestaltungstechniken wie Malen, Zeichnen, Töpfern etc. erlernen
  • Angebote zum Erlernen von Musikinstrumenten nutzen
  • Berufliche Fortbildungsmaßnahmen wahrnehmen
  • Komplexere Sportarten entdecken, Segel- oder Tauchschein absolvieren
  • PC-Programme für Textverarbeitung oder Grafikgestaltung erlernen
  • Sich mit einem kulturellen Thema intensiver beschäftigen (Modernes Tanztheater, Renaissance
    Malerei, Französische Filmkunst)
  • Gesellschaftspolitisches Engagement in Parteien, Vereinen oder Verbänden wahrnehmen

Probieren Sie neue Hobbys und Beschäftigungen einfach mal aus! Damit bauen Sie Ihre kognitive Reserve aus und leisten einen wichtigen Beitrag zu Ihrer persönlichen Demenz-Prävention.

Mein persönliches Fazit

Sie sehen: Es sind viele Ansatzpunkte für eine Umstellung von etablierten Verhaltensweisen vorhanden, mit denen das Demenz-Risiko vermutlich reduziert werden kann. Forscher und andere Demenz-Eexperten gehen davon aus, dass auch bei Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung im Anfangsstadium noch Verzögerungen durch präventive Maßnahmen erzielt werden können. Jeder Tag ist hier ein Gewinn und rechtfertigt die Mühen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viel Spaß und Freude bei Ihren Aktivitäten zur Vermeidung und/oder Verlangsamung einer kognitiven Beeinträchtigung!
Hendrik Dohmeyer

Erstelldatum: 8102.10.32|Zuletzt geändert: 9102.50.82
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Bildquelle
©istock.com/JohnnyGreig
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