Demenz – Demenzformen, Symptome & mehr
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Definition: Demenz bzw. „demenzielles Syndrom“
Alle Welt spricht von „Demenz“, doch genau genommen heißt die Krankheit „demenzielles Syndrom“. Denn das Syndrom, also ein Zusammentreffen verschiedener Symptome, ist es, was letztlich die Erkrankung ausmacht.
Wer an einer Demenz, einem demenziellen Syndrom, erkrankt, verliert Schritt für Schritt seine geistigen und intellektuellen Fähigkeiten. Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache und praktisches Geschick verschlechtern sich kontinuierlich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert das demenzielle Syndrom als Folge einer chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns, das eine Reihe von schwerwiegenden Folgen hat:
- Eine Demenz führt zu Störungen von Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen.
- Die Symptome müssen über mindestens 6 Monate bestehen.
- Es kommt auch zu Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation.
Der Begriff „Demenz“ stammt übrigens aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „ohne Geist“, „ohne Verstand“. Das klingt dramatisch, beschreibt aber keineswegs das Krankheitsbild einer Demenz.
Demenz: Statistik
Aktuell sind weltweit mehr als 47 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Experten zufolge soll sich diese Zahl bis 2050 verdreifachen. In Deutschland sind derzeit (Stand: 2018) 1,7 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt, bis zum Jahr 2050 sollen es rund 3 Millionen sein. Schätzungen Sollen in Deutschland 300.000 Menschen jährlich neu an einer Demenz erkranken. Abzüglich der Sterbefälle steigt die Zahl der Menschen mit Demenz in Deutschland somit jedes Jahr um 40.000 – das sind rund 100 pro Tag. Die meisten (ca. 70 Prozent) von ihnen leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer.
Grundsätzlich wächst mit steigendem Alter das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Dennoch trifft es statistisch gesehen vor allem ältere Frauen. Sind bei Menschen zwischen 65 bis 69 Jahren lediglich 1,6 % an einer Demenz erkrankt, so sind es bei den über 90-Jährigen bereits 40,95 %. Zwei Drittel der Menschen mit Demenz sind über 80 Jahre alt, 65 Prozent von ihnen sind Frauen.

Statistik: Demenz-Risiko bei Frauen und Männern nach Altersstufen
Altersdemenz – ein umgangssprachlicher Begriff
Demenz gehört zu den häufigsten Krankheiten im Alter, daher hat sich auch der Begriff „Altersdemenz“ eingebürgert. Der Begriff ist jedoch unscharf, weil es eine „Altersdemenz“ als medizinische Bezeichnung einer spezifischen Erkrankung nicht gibt. „Altersdemenz“ ist eher eine umgangssprachliche Bezeichnung der Tatsache, dass eben vor allem ältere Menschen an einer Demenz erkranken.
Wenn auch die meisten Menschen erst in höherem Lebensalter an einer Demenz erkranken, so gibt es leider Ausnahmen. Eine Demenz mit 20, 30, 40 oder 50 Jahren ist zwar selten, aber keineswegs unmöglich. Vor allem eine frontotemporale Demenz (FTD), bei der Gehirnzellen im Frontalhirn oder im Schläfenlappen (Temporalhirn) absterben, kann auch jüngere Menschen treffen. Sie ist mit 3 bis 9 Prozent aller Demenzfälle selten, verändert Betroffene aber besonders stark, weil sie zu Persönlichkeits-, Verhaltens- und Sprachauffälligkeiten führt. Tatsächlich treten frontotemporale Demenzen häufig zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, sie können aber auch schon mit 20 oder 30 Jahren beginnen.
Demenzarten & Demenzformen: primäre Demenz & sekundäre Demenz
„Demenz“ ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Krankheiten, die höchst unterschiedlich verlaufen, aber alle die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Die erste, grundlegende Unterscheidung der Demenzarten ist die zwischen primärer (hirnorganischer/kortikaler) bzw. sekundärer (nicht-hirnorganischer) Demenz:

Neurodegenerative Demenz
Als „neurodegenerativ“ beschreiben Mediziner Erkrankungen des Nervensystems, bei denen es zum Verlust von Nervenzellen kommt (Neurodegeneration). Genau das ist bei einer Demenz der Fall. Ob es nun Eiweißablagerungen sind, die die Nervenzellen beschädigen (wie bei Alzheimer) oder Schlaganfälle (wie bei einer vaskulären Demenz) – die Konsequenzen sind ähnlich: Die Kommunikation der Nervenzellen ist gestört.
Zu den neurodegenerativen Demenzen gehören:
- Alzheimer
- Frontotemporale Demenz
- Lewy-Body-Demenz
Bei Alzheimer– bzw. Lewy-Body-Demenz (auch: Lewy-Körperchen-Demenz) ist die Ursache die gleiche: Es kommt zu Eiweißablagerungen an den Nervenzellen im Gehirn. Diese Ablagerungen behindern die Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Vergesslichkeit, Sprachstörungen, Orientierungsschwierigkeiten – die Symptome von Alzheimer und Lewy-Körperchen-Demenz ähneln sich.
Bei der Lewy-Körperchen-Demenz, benannt nach dem Pathologen Friedrich Lewy, einem Mitarbeiter von Alois Alzheimer, kommen noch spezifische Symptome hinzu:
- Es kommt – auch in den frühen Stadien – zu Halluzinationen.
- Der Gesundheitszustand der Betroffenen schwankt stark. Es gibt gute Tage, fast ohne Symptome.
- Das Gedächtnis bleibt länger erhalten.
Eine weitere neurodegenerative Demenzform ist die Frontoremporale Demenz / Morbus Pick. Im Gegensatz zu Alzheimer ist hier besonders das Sozialverhalten der Betroffenen beeinträchtigt: Manche Menschen werden plötzlich aggressiv, obwohl sie sonst immer eher ruhig waren. Sie schimpfen los, ohne sich bei der Wortwahl zu beschränken, sind reizbar und stehen ihren Mitmenschen eher kalt und verächtlich gegenüber.
All das sind Entgleisungen, die erst dann auffallen, wenn sie sich häufen und gar nicht mit dem Charakter des Betroffenen zu vereinbaren sind. Erst wenn die sprachlichen Fähigkeiten beeinträchtigt sind und wenn auch die Gedächtnis- und Orientierungsfähigkeiten abnehmen, liegt der Verdacht einer Demenz nahe. Die Verhaltensauffälligkeiten haben ihre Ursache darin, dass die Neurodegeneration zunächst in jenen Hirnregionen wütet, die das soziale Verhalten steuern.
Vaskuläre Demenz
Durchblutungsstörungen im Gehirn können die sog. vaskuläre Demenz auslösen, wenn Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, verengt oder gar verstopft sind. Die Nervenzellen werden nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt und sterben ab (Neurodegeneration). Manchmal ist es eine Reihe von vielen kleinen Schlaganfällen, die zu einer Demenz führen: der Multi-Infarkt-Demenz.
Bei einem großen Schlaganfall sind die Symptome fast unübersehbar. Doch bei kleineren Schlaganfällen (Multi-Infarkt-Demenz) können sie lange Zeit unbemerkt bleiben. Wenn aber Sie oder Ihr Partner plötzlich unsicher gehen oder ganz plötzlich an einer Inkontinenz leiden, sollten Sie immer auch an einen kleinen Schlaganfall denken. Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn solche Symptome auftreten.
Zu den vaskulären Demenzen gehören:
- Multi-Infarkt-Demenz
- Morbus Binswanger
Demenz bei Parkinson
Eine Demenz bei Parkinson hat als typisches Kennzeichen, dass eine Parkinson-Erkrankung vorliegt, in deren Verlauf es zu einer Demenz kommt. Das ist bei rund 40 % der Parkinson-Betroffenen der Fall. Die Ursache dafür liegt in der Parkinson-Erkrankung, die durch einen Mangel an Acetylcholin, eines Botenstoffes, die Übertragung zwischen den Nervenzellen ermöglicht.
Im Gegensatz zu einer Alzheimer-Demenz sind bei einer Parkinson-Demenz nicht zuerst die Gedächtnisleistungen betroffen. Es kommt im Rahmen der Parkinson-Symptome eher zu Störungen der Aufmerksamkeit oder zu Problemen bei der Gestaltung des Alltages (Probleme lösen, Handlungen planen).
Kortikale Demenz / hirnorganische Demenz (z.B. Alzheimer)

Grafik: Gehirn-Querschnitt bei Alzheimer
Bei einer kortikalen Demenz treten Schädigungen der Gehirnrinde, des Cortex, auf. Das ist z. B. bei Alzheimer der Fall. Andere Demenzen, z. B. die Demenz bei Parkinson, haben ihre Ursache in Schädigungen von Bereichen, die unterhalb des Cortex (subkortikal) liegen. Je nach betroffener Hirnregion sind die Symptome einer Demenz daher höchst unterschiedlich.
Der lateinische Begriff „Cortex“ bedeutet übersetzt „Rinde“. Im medizinischen Sprachgebrauch ist damit eine Schicht gemeint, die unser Gehirn überzieht, sowohl das Großhirn als auch das Kleinhirn. Zumeist bezieht sich der Begriff Cortex aber auf die Großhirnrinde. Diese bildet fast die Hälfte unseres gesamten Gehirns, legt sich in Furchen und Windungen, um den Platz innerhalb des Schädels maximal zu nutzen. Die Großhirnrinde ist der entwicklungsgeschichtlich jüngste Teil unseres Gehirns – und zugleich der wichtigste. In der Großhirnrinde entsteht unser Bild der Welt. Dort werden Sinneseindrücke empfangen und verarbeitet, Informationen gespeichert und interpretiert, Handlungen angeregt, Emotionen ausgelöst. Ohne Großhirnrinde wäre der Mensch nicht Mensch. Sie ist der Sitz unseres Bewusstseins.
Demenz: Symptome & Anzeichen
Sie wissen nun: „Die eine“ Demenz gibt es nicht, sondern eine ganze Reihe von verschiedenen Demenzformen und –typen. Insofern ist es immer schwierig, eine Demenz schon sehr früh zu identifizieren und einen Arzt aufzusuchen. Es gibt folgende Symptome & Anzeichen, die für eine Demenz sprechen können:
- Betroffene vergessen immer wieder, wo sie ihre Brille, ihr Portemonnaie oder ihre Schlüssel hingelegt haben – und finden sie dann an ungewöhnlichen Orten (z. B. im Kühlschrank).
- Sie finden sich in gewohnten Gegenden nicht mehr zurecht, obwohl sie sich dort immer auskannten (z. B. der Weg zum Supermarkt).
- Betroffene haben Schwierigkeiten, einen Zeitungsartikel oder ein Buch zu lesen, weil sie nicht mehr wissen, was am Anfang des Artikels oder der Buchseite geschrieben stand.
- Ihnen fallen die Worte für Gegenstände des Alltages nicht mehr ein.
- Es fällt den Personen zunehmend schwerer, Gesprächen zu folgen. Sie vergessen immer häufiger, was ihr Gesprächspartner gerade gesagt hat.
- Die Betroffenen haben immer weniger Lust, etwas zu unternehmen. Alles wird ihnen zu viel und sie möchten am liebsten gar nichts mehr unternehmen.
Demenz-Symptome und –anzeichen sind höchst unterschiedlich. Auch anhaltende Unruhe, Müdigkeit, plötzliche Aggressionen oder sogar Halluzinationen können Hinweise auf eine Demenz geben.
Diagnose Demenz
Tatsächlich fällt die Diagnose „Demenz“ erst am Ende eines langen Prozesses. Grundbedingung für die Diagnose einer Demenz sind Einschränkungen, die mindestens sechs Monate bestehen. Zwei Störungen stehen im Vordergrund:
- Gedächtnisstörungen (neue Informationen werden nicht mehr gespeichert, Erinnerungen gehen allmählich verloren)
- Beeinträchtigung des Denkvermögens (z. B. fällt es immer schwerer, Entscheidungen zu treffen)
Die Diagnose einer demenziellen Erkrankung hat Kriterien. Festgelegt sind sie im ICD, einer Art Krankheitenkatalog: „International statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (englisch Originaltitel: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems – kurz „ICD“). In der aktuellen Ausgabe, dem ICD-10, werden vier Demenz-Gruppen unterschieden:
- Demenz bei Alzheimerkrankheit
- Vaskuläre Demenz (z. B. nach einem Schlaganfall)
- Demenz bei andernorts klassifizierten Erkrankungen
(z. B. bei Parkinson) - Sekundäre Demenzen (z. B. bei Alkoholmissbrauch)
Die Diagnostik verläuft in zwei Stufen:
a) Diagnostik der demenziellen Symptome (Anamnese, körperliche Untersuchung, Labordiagnostik, neuropsychologischeTests zur Früherkennung wie Uhrentest, Fragebögen; Befragungen der Angehörigen, Funktionstest zur Überprüfung der Alltagsfähigkeiten)
b) Differentialdiagnostik (Ultraschall des Gehirns, EEG, Liquordiagnostik, bildgebende Verfahren wie Positronen-Emissions-Tomografie etc.)
Demenz oder Depression?
Manchmal hat eine Depression Symptome, die denen einer Demenz sehr ähneln: allgemeine Unlust, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Doch all diese Symptome werden bei einer Depression nicht durch Abbauprozesse im Gehirn ausgelöst, sondern durch die Psyche des Betroffenen. Es ist daher wichtig herauszufinden, ob wirklich eine Demenz oder aber eine Pseudodemenz, eine Depression, vorliegt. Eine Depression ist in vielen Fällen gut behandelbar, sodass die Symptome sich zurückbilden. Im Gegensatz zu einer Demenz treten die Symptome bei einer Depression auch plötzlich auf, evtl. nach einer schweren Krisensituation.
Demenz: Verlauf der Krankheit & Stadien
Die Einstufung des Schweregrads der Demenz erfolgt gewöhnlich in drei Stadien:
- Frühes Stadium (v. a. Störungen des Kurzzeitgedächtnisses)
- Mittleres Stadium (Schwierigkeiten bei den Aufgaben des Alltags)
- Spätes Stadium (Gravierende Einschränkungen der Sprache, Angehörige werden nicht mehr erkannt. Betroffene sind in allen Bereichen auf Hilfe angewiesen, können z. B. nicht mehr allein essen oder zur Toilette gehen.)
Jeder Demenz-Verlauf ist anders und die Demenz-Stadien sind nur unscharf voneinander abzugrenzen. Manchmal verharrt der Betroffene länger oder kürzer in einem Stadium, der Krankheitsverlauf ist höchst individuell. Dennoch gehört es zu den Kennzeichen einer Demenz, dass die Einschränkungen im Laufe der Erkrankung immer massiver werden. Wenn bei einer leichten Demenz noch ein relativ selbständiges Leben möglich ist, wird es bei einer schweren Demenz zunehmend schwieriger. Bei einer Demenz im Endstadium ist ein Betroffener vollständig auf die Hilfe seiner Umgebung angewiesen. Er ist nicht mehr in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Er ist vollkommen hilflos.

Grafik: Die häufigsten Demenzformen im Überblick
Ursachen von Demenz
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Ursache von Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache von Demenz. Nicht nur bei uns in Deutschland, sondern weltweit erkranken zwei Drittel aller Demenzkranken an einer Demenz vom Alzheimer-Typ. Noch weiß niemand, warum es im Gehirn zum Abbau von Nervenzellen kommt – der Ursache bei der Demenz vom Typ Alzheimer.
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Ursache einer vaskulären Demenz
Die Ursachen einer vaskulären Demenz, der zweithäufigsten Demenzform, sind dagegen fassbarer: Blutgefäße im Gehirn verengen sich oder verstopfen komplett, Nervenzellen werden nicht mehr versorgt und sterben ab.
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Andere Ursachen
Bei einigen Demenzformen (z. B. Korsakow-Syndrom) ist ein übermäßiger Alkohol- oder Tablettenkonsum für die Schädigung des Gehirns, und damit für die Demenz, verantwortlich.
Demenz: Lebenserwartung
Es ist oft nicht die Demenz, die die Lebenserwartung einschränkt, sondern einfach der Faktor Zeit: Wenn ältere Menschen erkranken, dann sterben sie nicht unbedingt früher wegen der Erkrankung. Sie sterben einen normalen Alterstod – mit, aber nicht unbedingt aufgrund ihrer Krankheit.
Insofern ist es nicht so, dass eine Demenz unbedingt die Lebenserwartung verkürzt. Es gibt Menschen, die mehr als 20 Jahre mit einer Demenz gelebt haben, aber auch 85-Jährige, die an Demenz erkrankten, und ein Jahr später starben. Eine Demenzerkrankung zieht jedoch weite Kreise. Sie setzt gerade die Betroffenen unter großen Stress, beeinflusst dadurch auch evtl. vorhandene Erkrankungen wie Bluthochdruck und beschränkt insofern potentiell die Lebenserwartung.
Europäische Studien haben ergeben, dass Menschen, bei denen die Demenz vor dem 65. Lebensjahr eintrat, eine Lebenserwartung von acht bis zehn Jahren haben. Tritt eine Demenz zwischen dem 65. und 75. Lebensjahr auf, so zeigen die Statistiken eine Lebenserwartung von weniger als fünf Jahren. Erkrankt ein Mensch nach dem 85. Lebensjahr an einer Demenz, so verringert sich die Lebenserwartung auf weniger als drei Jahre. (Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.)
Ist eine Demenz tödlich? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort, denn viele Menschen mit Demenz sind eben auch schon älter und dem Tode näher. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass gegen Ende der Erkrankung, wenn sie also im schweren Stadium ist, das Immunsystem versagt. 80 % aller Alzheimer-Patienten sterben an den Folgen einer Lungenentzündung. (Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.)
Demenz vorbeugen: Prävention einer Demenz
Je nach Demenzart kann man der Krankheit vorbeugen oder nicht. Alzheimer kann man nicht vermeiden, denn gegen den Abbau der Nervenzellen ist noch kein Mittel gefunden. Anders sieht es bei der vaskulären Demenz aus, deren Ursache verengte oder verstopfte Blutgefäße sind. Die Risiken dafür lassen sich erkennen – und mitunter auch abbauen. Rauchen und Übergewicht schaden den Blutgefäßen und sind zumindest zum großen Teil vermeidbar. Auch ein erhöhter Blutdruck lässt sich in den Griff bekommen. Chronischer Alkoholmissbrauch erhöht das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Eine Reihe von Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen lassen sich wirksam behandeln.
Nicht jedes Risiko lässt sich ganz vermeiden, aber dennoch lässt sich einer Demenz zumindest teilweise vorbeugen. Die größten Risikofaktoren für eine Demenz sind:
- Herzrhythmusstörungen (6- bis 18-fach erhöhtes Risiko)
- Bluthochdruck (4- bis 6-fach erhöhtes Risiko)
- Erkrankte Herzkrankgefäße (2- bis 4-fach erhöhtes Risiko)
- Diabetes (2- bis 3-fach erhöhtes Risiko)
- Alkoholsucht (2- bis 3-fach erhöhtes Risiko)
- Hohes Cholesterin (2-fach erhöhtes Risiko)
- Übergewicht (1- bis 2-fach erhöhtes Risiko)
Demenz & Alkohol bilden eine unheilige Allianz, denn fortgesetzter Alkoholmissbrauch kann eine Demenz auslösen und eine bestehende verstärken. Bei einer Demenz sollte Alkohol im Übermaß vermieden werden, um nicht bestehende Symptome zu verstärken. Das Bier oder das Gläschen Wein am Abend sind aber auf jeden Fall erlaubt, schließlich ist es auch Teil der Lebensqualität.
Eine spezielle Ernährung bei Demenz ist ein schwieriges Thema, denn viele Demenzkranke verlieren ihren Appetit, erkennen Speisen nicht mehr und sind deshalb oft dem Risiko einer Mangelernährung ausgesetzt. Eine ausgewogene Ernährung mit Speisen, die dem Erkrankten vertraut sind und die er gerne isst, sollte deshalb bevorzugt werden. Viele Demenzkranke essen gern mit den Fingern, weil sie mit Besteck nur schlecht umgehen können. Fingerfood ist eine gute Idee, um dennoch für eine ausreichende Ernährung zu sorgen. Was Sie speziell bei der Ernährung von Demenkranken beachten sollten, erfahren Sie im Artikel „Ernährung im Alter“.
Umgang mit Demenz: Betreuungsangebote, Pflegeleistungen und Demenz-WGs
Eine Demenz hat große Auswirkungen auf den Betroffenen – und auch auf sein Umfeld. Das Krankheitsbild bringt Verhaltensänderungen mit sich und erfordert je nach Schweregrad der Krankheit teilweise intensive Betreuung und Beschäftigung. Die Pflege und Betreuung eines Menschen mit Demenz ist eine verantwortungsvolle, extrem belastende Situation. Viele Menschen mit Demenz werden zuhause gepflegt. Anfänglich gelingt das noch allein, doch mit dem Fortschreiten der Erkrankung ist die Hilfe von Fachkräften und Dienstleistungen für Senioren unumgänglich.
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Anspruch auf Pflegeleistungen bei Pflegegrad bzw. ehemals Pflegestufe
Gerade das Betreuungsangebot für Demenzkranke hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Mit anerkanntem Pflegegrad (bis 31.12.2016: Pflegestufe) haben Menschen mit Demenz schon im Anfangsstadium der Erkrankung Anspruch auf Leistungen aus der Pflegekasse. Erkrankte mit Pflegegrad 2, Pflegegrad 3, Pflegegrad 4 und Pflegegrad 5 haben Anspruch auf Pflegegeld und/oder Pflegesachleistungen, Leistungen der stationären Pflege, Pflegehilfsmittel zum Verbrauch, Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, Zuschüsse für die Wohnraumanpassung, Tages- und Nachtpflege und Pflegeberatung und -schulungen. Hinzu kommen weitere Hilfen nach § 45b SGB XI, die sog. zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleitungen, z. B. in Form der stundenweisen Seniorenbetreuung. Versicherte mit Pflegegrad 1 haben lediglich Anspruch auf monatlich 125 Euro für Betreuungs- und Entlastungsleistungen.
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Demenz WGs
In den vergangenen Jahren entstanden in Deutschland immer mehr ambulant betreute Wohngemeinschaften, die sich speziell an Menschen mit Demenz wenden. Zwischen sechs und maximal zwölf Personen wohnen gemeinsam in einer Demenz-WG und werden durch einen ambulanten Pflegedienst betreut.
Therapie & Behandlungsmöglichkeiten bei Demenz
Zur Behandlung von Demenz gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Je nach Art und Stadium der Krankheit versprechen die Therapien mehr oder weniger großen Erfolg.
Die aktuelle „Leitlinie Demenz“ der Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) fasst das derzeitige Wissen um die Erkennung, Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz zusammen. Sie enthält so etwas wie geprüfte allgemeingültige Behandlungsansätze und Therapien. Die wichtigsten Aspekte sind:
1. Psychosoziale Interventionen wirken so gut wie Medikamente
Gerade ergotherapeutische Maßnahmen sorgen bei Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz dafür, dass Alltagsfunktionen erhalten bleiben. Bewegung und Musik verbessern die geistige Leistungsfähigkeit, sorgen für mehr Beweglichkeit und Balance.
2. Demenz: Medikamente
Zurzeit forschen etwa 50.000 Wissenschaftler an Dutzenden von Wirkstoffen, doch noch gibt es kein Medikament, das eine Demenz wirksam beeinflussen kann. Allerdings gibt es eine kleine Gruppe von Medikamenten, u. a. die Acetylcholinesterase-Hemmer, die stabilisierend wirken und den Krankheitsverlauf verzögern.
Die Basistherapie bei einer medikamentösen Demenzbehandlung besteht aus drei Medikamentengruppen:
- Antidementiva, die gegen den zunehmenden kognitiven Leistungsverlust wirken (Acetylcholinesterase-Hemmer). Diese Medikamente gibt es als Tabletten und auch als Pflaster.
- Neuroleptika, die gegen die Begleitsymptome einer Demenz wirken und eine beruhigende Wirkung haben.
- Antidepressiva gegen die Behandlung depressiver Verstimmungen.
Die professionelle Pflegewissenschaft und -praxis hat eine ganze Reihe von Therapien herausgebildet, die helfen können. Dazu gehört z. B. das Realitätsorientierungstraining („ROT“).
ROT bei Demenz: Realitätsorientierungstraining
Gerade bei Demenz im Anfangsstadium wird häufig das Realitätsorientierungstraining (kurz: „ROT“) eingesetzt. Mit Uhren, Kalendern, Namensschildern etc. sollen die Betroffenen sich besser in Bezug auf Zeit und Umgebung orientieren. ROT kann dabei helfen, die Abbauprozesse des Gehirns zu verlangsamen. Darüber hinaus hilft es den Betroffenen, wenn sie sich jederzeit bei der Orientierung in Zeit und Raum behelfen können, indem sie etwa auf Schilder, Uhren, Kalender etc. blicken können.
Heilung bei Demenz
Eine Heilung oder zumindest ein Stillstand ist bei manchen Demenzformen möglich, z. B. wenn Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch die Ursache für die Demenz waren. Bei Alzheimer, dem häufigsten Demenz-Typ, gibt es nach wie vor keine Heilung. Deshalb liegt der Fokus der Behandlung auch eher auf der Linderung der Symptome in Form von Medikamenten gegen Depression.
Demenz: Pflege & Betreuung
Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist in höchstem Maße von der Kompetenz der Pflegenden abhängig. Viele pflegende Angehörige müssen diese Kompetenzen notgedrungen erlangen, sind sie doch täglich mit dem Betroffenen konfrontiert, der immer weiter in die Demenz hineingleitet.
Gerade das Thema Sexualität mit Demenz ist schwierig. Je schwerer die Demenz ist, umso mehr lässt das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Sexualität nach. Dagegen kommt es häufiger zu einem enthemmten Verhalten in Sachen Sexualität. Pflegefachkräfte sind manchmal mit Situationen konfrontiert, in denen sie sich gegen sexuelle Übergriffe wehren müssen.
Die Pflege und Betreuung eines Demenzkranken stellt ganz besondere Herausforderungen an pflegende Angehörige. Versorgen Sie Ihren Angehörigen mit Demenz im häuslichen Umfeld, sollten Sie sich regelmäßig Auszeiten gönnen und auch hilfreiche Dienstleistungen wie Einkaufshilfen, Besuchsdienste und Alltagsbegleiter in Anspruch nehmen. Im Rahmen der Verhinderungspflege können Sie auch einmal Urlaub ohne Ihren Pflegebedürftigen machen oder zusammen in ein Pflegehotel fahren, um einen Auszeit aus der Pflege zu bekommen und gemeinsam Neues zu erleben.
Demenz im Krankenhaus
Eine besondere Herausforderung ist es, wenn Menschen mit Demenz wegen einer anderen körperlichen Erkrankung ins Krankenhaus müssen. Die ungewohnte Umgebung kann die Symptome wie Orientierungsstörungen verstärken. Zudem werden ärztliche Anweisungen evtl. nicht verstanden oder Therapien nicht eingehalten. Viele Krankenhäuser sind nicht auf diese besondere Patientengruppe eingerichtet.
Demenz: Ihre Rechte
Die Diagnose „Demenz“ bedeutet nicht automatisch, dass der Betroffene nun keine Rechte mehr hat. Es ist vielmehr in jedem Einzelfall zu fragen, welche rechtlichen Angelegenheiten ein Betroffener noch hat. Eine Vorsorgevollmacht kann gerade bei einer Demenz hervorragende Dienste leisten. Mit einer Betreuungsverfügung stellen Sie sicher, dass Sie bzw. Ihr demenzkranker Angehöriger durch eine bestimmte Person vertreten werden kann. Doch abseits der Dokumente zur Pflegevorsorge für das Alter gibt es vor allem ein Problem, das vielen – Betroffenen und Angehörigen – besonders unter den Nägeln brennt: Das Autofahren.
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Autofahren mit Demenz
Wenn Ihr demenzkranker Angehöriger noch selbst Auto fährt und Sie Angst um ihn und andere Verkehrsteilnehmer haben, dann suchen Sie am besten frühzeitig das Gespräch mit ihm. Sprechen Sie dieses sensible Thema am besten in Ruhe an und legen Sie sich ein paar gute Argumente bereit. Vielleicht ist Ihr Angehöriger ja einsichtig und möchte seinen Führerschein freiwillig abgeben.
Rechtlich gesehen kann die Straßenverkehrsbehörde bei einer Demenz nach Anlage 4a der Fahrerlaubnisverordnung den Führerschein entziehen, wenn die Demenz zu schweren Persönlichkeitsveränderungen geführt hat und weit fortgeschritten ist. Bei Bedarf kann die Behörde dazu ein Gutachten von einem Psychiater oder Neurologen anfordern, um die Fahruntüchtigkeit zu beweisen.
„Ich bin noch immer derselbe Mensch“
Es gibt noch keine Heilung, stattdessen erkranken immer mehr Menschen an einer Demenz. Umso wichtiger ist es, dass wir alle so zusammenleben, dass die Erkrankung „Demenz“ nicht den sozialen Zusammenhalt sprengt. Die „European Foundations‘ Initiative on Dementia (EFID) veröffentliche vor einigen Jahren eine Broschüre: „Ich bin noch immer derselbe Mensch – Aufruf zu einer neuen Art der Kommunikation über Demenz“.
Viele Organisationen beraten und helfen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Eine Hilfe, die dringend gebraucht wird. Einige erste Anlaufstellen, die Sie interessieren könnten, sind:
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Demenz Support Stuttgart
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.