Lewy-Body-Demenz / Lewy-Körperchen-Demenz: Definition & Bedeutung
Die Lewy-Body-Demenz (kurz: LBD, auch: Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Körper-Demenz, englisch Lewy-Body-Dementia) ist eine Form einer neurodegenerativen Demenz. Sie wird durch kleine Proteineinschlüsse in den Nervenzellen der Großhirnrinde ausgelöst. Charakteristisch für diese Form der Demenz sind vor allem psychotische Störungen, Bewegungsstörungen und im Tagesverlauf auffallend starke Schwankungen der Aufmerksamkeit sowie der geistigen und körperlichen Verfassung des Betroffenen.
Eine Lewy-Body-Demenz beziehungsweise Lewy-Körperchen-Demenz kann allein oder als Begleiterkrankung eines Parkinson-Syndroms auftreten.
Was sind Lewy-Körperchen?
Der deutsche Nervenarzt Friedrich Lewy forschte um 1910 an Parkinson und entdeckte dabei kleine Eiweißablagerungen in den Nervenzellen des Mittelhirns bei Parkinson-Patienten. Diese runden Protein-Ablagerungen beziehungsweise „Körperchen“, wurden nach ihm („Lewy-Körperchen“) benannt.(4) Sie treten bei Parkinson und einer Lewy-Body-Demenz auf, jedoch in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns. Es kann ebenfalls vorkommen, dass sich bei Alzheimer Patienten Lewy-Body-Körperchen im Gehirn finden lassen, und bei Lewy-Body-Patienten die sogenannten Alzheimer Plaques.
Durch neue neuropathologische Untersuchungsverfahren wurde um 1989 bekannt, dass solche Lewy-Körperchen nicht nur im Mittelhirn, sondern auch in und unter der Großhirnrinde (kortikal und subkortikal) vorkommen können. Und dies auch bei Demenz-Patienten, die keine oder erst spät Parkinson-Symptome zeigten. Außerdem lösen sie nicht Parkinson aus, sondern ein anderes Krankheitsbild: die Lewy-Body-Demenz oder Demenz mit Lewy-Körperchen (kurz: „DLB“).(5)
Häufigkeit der Lewy-Körperdemenz
Um die Häufigkeit einer Lewy-Body-Demenz einzuordnen, müssen die verschiedenen Formen der Demenz beachtet werden. Bei den Demenz-Erkrankungen werden folgende Formen unterschieden: primäre und sekundäre Demenzen. Bei den primären wird noch die Unterscheidung in vaskuläre und neurodegenerative Demenzen vorgenommen.
Wenn man nur die neurodegenerativen Demenzen betrachtet, ist die Lewy-Body-Demenz nach Alzheimer die zweithäufigste Demenzform.(6) Werden alle Formen der Demenz untersucht, dann tritt die Lewy-Body-Demenz nach Alzheimer und den vaskulären Demenzen am dritthäufigsten auf.(7)
Lewy-Körperchen-Demenz: Symptome & Anzeichen
Im Gegensatz zu den Eiweißablagerungen (sogenannte Plaques), die bei einer Demenz vom Typ Alzheimer auftreten, sind die Lewy-Körperchen viel seltener. Doch bereits im frühen Stadium können sie heftige Symptome auslösen.(2) Diese müssen jedoch nicht alle auftreten. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die möglichen Symptome bei einer Lewy-Body-Demenz:
Ursachen & Risikofaktoren der Lewy-Körperchen-Demenz
Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) sind bislang keine Risikofaktoren bekannt, die eine Lewy-Körperchen-Demenz begünstigen. In wenigen Familien wurde die Erkrankung durch ein verändertes Erbgut hervorgerufen und nachgewiesen. Dabei waren die gleichen Gene betroffen, deren Mutation auch Parkinson auslöst.(2) Auch die Ursachen für die Entstehung der Eiweißablagerungen sind nicht bekannt.
Diagnostik von Lewy-Body-Demenz
Die Diagnose einer Lewy-Body-Demenz zu Lebzeiten ist eher schwierig, denn viele Symptome deuten auf die Krankheitsbilder Alzheimer und Parkinson hin. Wichtige Hinweise liefern allerdings die psychischen Auffälligkeiten und die oft starken Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit am Tag. Ein wesentlicher Fokus bei der Diagnostik liegt daher auf den typischen klinischen Symptomen.(4)
Patienten mit einer Lewy-Body-Demenz haben oft visuell-konstruktive Defizite. Dies kann sich darin äußern, dass der Betroffene zum Beispiel Schwierigkeiten hat, etwas auf ein Blatt Papier zu zeichnen oder aus seinem Gedächtnis auf das Papier zu übertragen. Um diese Defizite aufzuzeigen, kann der sogenannte Uhrentest sinnvoll sein. Andere neurologische Tests, wie beispielsweise der Mini Mental Status Test (MMST), helfen hingegen in der Regel nicht bei der Diagnose einer Lewy-Körper-Demenz.(8)
Fünf mögliche Warnzeichen für eine Lewy-Körperchen-Demenz:
- Der Betroffene stürzt häufig und zeigt Parkinson-ähnliche Symptome.
- Die Person entwickelt ein auffälliges Gangbild: Sie geht langsamer als früher oder auffällig nach vorne beziehungsweise zur Seite gebeugt.
- Der Betroffene verliert häufig das Bewusstsein (zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen).
- Es treten häufig visuelle Halluzinationen auf. Das heißt, der Betroffene sieht angsteinflößende Menschen oder Tiere.
- Manchmal ist er/sie gar nicht ansprechbar und kurz darauf doch wieder klar und orientiert.
Die Häufigkeit dieser Ereignisse kann dem Arzt helfen, eine Diagnose zu treffen. Technische, bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT), geben keinen Hinweis auf eine Lewy-Body-Demenz. Sie werden im Rahmen der Diagnose jedoch trotzdem durchgeführt, um andere Erkrankungen, wie etwa einen Hirntumor, auszuschließen.(4) Das gleiche gilt für Bluttests.
Letztlich lässt sich eine Lewy-Body-Demenz erst nach dem Tod sicher nachweisen, wenn bei der Obduktion (Untersuchung des Toten) die Eiweißeinschlüsse (Lewy-Körperchen) in und unter der Großhirnrinde nachgewiesen werden.
Lewy-Body-Demenz: Verlauf
Die Lewy-Body-Demenz beginnt zumeist ab dem 65. Lebensjahr. Die durchschnittliche Krankheitsdauer liegt bei acht Jahren.(2)
Eine Lewy-Körperchen-Demenz entwickelt sich unterschiedlich schnell. Wegen der Parkinson-ähnlichen Symptome (zum Beispiel Muskelzittern, langsame Bewegungen und eingeschränkte Mimik) besteht auch hier eine Verwechslungsgefahr mit einem anderen Krankheitsbild, das wiederum andere Therapien erfordert und auch einen anderen Verlauf nimmt.
Besonders herausfordernd für die Angehörigen sind die Verhaltensauffälligkeiten des Betroffenen bei einer Lewy-Body-Demenz. Wahnhafte Perioden, Halluzinationen und körperliche Beeinträchtigungen führen oft zu einem Rückzug der erkrankten Person. Umso wichtiger ist es, dass Angehörige gut über das Krankheitsbild informiert sind – um wiederum auch andere, nahestehende Personen und Pflegekräfte über die Erkrankung mitsamt ihren Symptomen aufklären zu können.
Lewy-Körper-Demenz: Endstadium
Gerade für Angehörige ist die Lewy-Body-Demenz besonders fordernd. Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass der Betroffene oft stürzt, im Schlaf um sich schlägt (weil er zum Beispiel Angstträume hat und darauf auch körperlich reagiert), plötzlich das Bewusstsein verliert oder beginnt, an Inkontinenz zu leiden.
Vor allem die Bewegungseinschränkungen und die Sturzgefahr führen dazu, dass die Betroffenen schließlich bettlägerig werden. Sehr häufig kommt es im Endstadium zu Schluckstörungen (Dysphagie) und dadurch zu einer Lungenentzündung, die zum Tode führen kann.
Pflegegrad bei Lewy-Körper-Demenz
Mit einem anerkannten Pflegegrad haben Betroffene einer Lewy-Body-Demenz und deren Angehörige unter anderem Anspruch auf Hilfsmittel. Sie sind sich unsicher, ob bei Ihrem demenzerkrankten Angehörigen ein Pflegegrad (ehemals Pflegestufe) vorliegt? Der kostenlose Pflegegradrechner von pflege.de unterstützt Sie bei der Errechnung des voraussichtlichen Pflegegrads und bringt Sie in nur wenigen Schritten zu Ihrem persönlichen Ergebnis.
Therapie bei Lewy-Body-Demenz
Wie viele andere Demenzerkrankungen, lässt sich auch die Lewy-Körperchen-Demenz bisher nicht heilen.(9) Mit medikamentösen und nicht-medikamentösen Demenz-Therapien können jedoch die Symptome gelindert werden.
Medikamentöse Therapie bei einer Lewy-Body-Demenz
Bei einer Therapie sprechen Lewy-Body-Betroffene gut auf moderne Antidementiva an. Antidementiva sind Medikamente, welche die geistige Leistungsfähigkeit verbessern und das Fortschreiten von einer Lewy-Body-Demenz verlangsamen sollen.(10) Daher werden sie bei der Behandlung von Demenzen eingesetzt. Zu diesen Antidementiva-Medikamenten gehören auch die sogenannten Cholinesterasehemmer. Diese können sich zum Beispiel positiv auf optische Halluzinationen, Verwirrtheit und Verhaltensstörungen auswirken.(11)
Neuroleptika beziehungsweise Antipsychotika
Der Einsatz von Neuroleptika, auch Antipsychotika genannt, ist bei Menschen mit einer Lewy-Body-Demenz schwierig. Antipsychotika werden unter anderem bei der Behandlung von Psychosen, wie beispielsweise einer Schizophrenie, eingesetzt. Sie wirken Wahnvorstellungen sowie Halluzinationen entgegen und haben gleichzeitig meist eine beruhigende Wirkung. Bei Demenzen sollen vor allem Verwirrtheitszustände und starke Unruhe gemildert werden.(12)
Personen mit einer Lewy-Body-Erkrankung reagieren jedoch meistens sehr sensibel beziehungsweise überempfindlich auf Neuroleptika. Sie vertragen diese Medikamente daher eher schlecht. Diese Überempfindlichkeit bezeichnet man als neuroleptische Sensitivität. Hier müssen Ärzte deshalb sehr behutsam vorgehen.(7)
Nicht-medikamentöse Therapie bei einer Lewy-Body-Demenz
Gerade die nicht-medikamentöse Therapie ist bei einer Lewy-Body-Demenz besonders wichtig – und damit sind auch pflegende Angehörige in besonderer Weise gefordert. Bei den Behandlungsformen gelten die gleichen Empfehlungen wie bei der Alzheimer-Krankheit. Die Maßnahmen sollen geistige Fähigkeiten aufrechterhalten, das Wohlbefinden erhöhen und dem Patienten helfen, seinen Alltag besser zu meistern.(4)
Folgende nicht-medikamentöse Behandlungsformen werden unter anderem bei einer Lewy-Body-Demenz empfohlen:(13)
- Ergotherapie und Physiotherapie
- Milieutherapie
- Psychotherapie und Verhaltenstherapie
- Kognitives Training
- Kunsttherapie
- Musiktherapie
- Selbsterhaltungstherapie SET
- Logopädie
- Sensorische Therapie (Snoezelen)
- Tiergestützte Therapie
Angehörige können auch im Alltag viel für die Betroffenen tun. Gesunde Ernährung, liebevolle Zuwendung und ein wertschätzender Umgang sowie die Teilhabe am sozialen Leben und Freizeitangeboten können Lewy-Body-Erkrankten das Leben angenehmer machen. Denn auch Menschen mit einer Demenz wollen akzeptiert werden.
Lewy-Body-Demenz: Lebenserwartung
Eine Lewy-Body-Demenz ist ein besonderer Typus von Demenz. Daher kann auch die Krankheitsdauer sehr unterschiedlich ausfallen. Nach dem ersten Einsetzen der Symptome beträgt die Lebenserwartung durchschnittlich meist sechs bis zwölf Jahre.(7)
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Lewy-Body-Demenz?
Die Lewy-Body-Demenz zählt zu den neurodegenerativen Demenzformen und wird durch die namensgebenden Lewy-Körperchen in den Nervenzellen der Hirnrinde ausgelöst. Die Lewy-Body-Demenz ist seltener als Alzheimer und wird bei rund fünf Prozent aller Demenzerkrankungen diagnostiziert. Betroffene zeigen neben einer fortschreitenden Gedächtnis- und Bewegungsstörung auch auffällig schnelle Schwankungen ihrer geistigen Fähigkeiten und ihrer Wachheit im Tagesverlauf.
Was sind Lewy-Körperchen?
Der deutsche Nervenarzt Friedrich Lewy forschte um 1910 an Parkinson und entdeckte dabei kleine Eiweißreste in den Nervenzellen des Mittelhirns bei Parkinson-Patienten. Diese „Körperchen“ wurden nach ihm („Lewy-Körperchen“) benannt. Sie treten bei Parkinson und einer Lewy-Body-Demenz auf, jedoch in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns. Es kann ebenfalls vorkommen, dass sich bei Alzheimer Patienten Lewy-Body-Körperchen im Gehirn finden lassen, und bei Lewy-Body-Patienten die sogenannten Alzheimer Plaques.
Welche Ursachen hat eine Lewy-Körperchen-Demenz?
Bislang sind keine Risikofaktoren bekannt, die eine Lewy-Körperchen-Demenz begünstigen. In wenigen Familien wurde die Erkrankung durch ein verändertes Erbgut hervorgerufen und nachgewiesen. Dabei waren die gleichen Gene betroffen, deren Mutation auch Parkinson auslöst. Auch die Ursachen für die Entstehung der Eiweißablagerungen sind nicht bekannt.
Welche Symptome zeigen sich bei einer Lewy-Body-Demenz?
Folgende Symptome treten bei einer Lewy-Body-Demenz auf: Optische beziehungsweise visuelle Halluzinationen, Bewegungsstörungen und Störungen im Gangbild, Aufmerksamkeitsstörungen und Schwankungen in der geistigen Verfassung, Schlafstörungen beziehungsweise Verhaltensstörungen im Traumschlaf, Depressionen und Wahn, Kreislaufstörungen, körperliche Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Inkontinenz.
Welche Leitlinie gilt für die Lewy-Body-Demenz?
Für die Lewy-Body-Demenz und andere Arten der Demenz gilt die sogenannte S3-Leitlinie „Demenzen“. Diese lässt sich auf dem Portal der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) finden.
Worin unterscheiden sich die Symptome bei einer Lewy-Body-Demenz und einer Parkinson-Erkrankung?
Bei einer Lewy-Körper-Demenz treten die motorischen Störungen wie Händezittern im Gegensatz zu Parkinson erst im späteren Krankheitsverlauf auf. Dafür zeigen sich typische Demenz-Symptome früher. Wichtige Hinweise auf eine Lewy-Body-Demenz liefern daher die psychischen Auffälligkeiten und die oft starken Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf.
Wie wird eine Lewy-Body-Demenz diagnostiziert?
Die Diagnose einer Lewy-Body-Demenz zu Lebzeiten ist eher schwierig, denn viele Symptome deuten auf die Krankheitsbilder Alzheimer und Parkinson hin. Wichtige Hinweise liefern allerdings die psychischen Auffälligkeiten. Die Häufigkeit dieser Ereignisse kann dem Arzt helfen, eine Diagnose zu treffen. Technische, bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT), geben keinen Hinweis auf eine Lewy-Body-Demenz. Sie werden jedoch trotzdem durchgeführt, um andere Erkrankungen auszuschließen. Letztlich lässt sich eine Lewy-Body-Demenz erst nach dem Tod sicher nachweisen, wenn bei der Obduktion (Untersuchung des Toten) die Eiweißeinschlüsse (Lewy-Körperchen) in und unter der Großhirnrinde nachgewiesen werden.
Wie sieht die Therapie bei einer Lewy-Body-Demenz aus?
Eine Lewy-Körperchen-Demenz lässt sich bisher nicht heilen. Mit einer Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Demenz Therapie können jedoch die Symptome gelindert und das Fortschreiten des Krankheitsverlaufs verlangsamt werden.