Lewy-Body-Demenz: Definition
Die Lewy-Body-Demenz ist eine Form einer neurodegenerativen Demenz, die durch kleine Proteineinschlüsse in den Nervenzellen der Großhirnrinde ausgelöst wird. Charakteristisch für diese Form der Demenz sind vor allem psychotische Störungen, Bewegungsstörungen und auffallend starke Schwankungen der geistigen und körperlichen Verfassung des Betroffenen sowie der Aufmerksamkeit im Tagesverlauf.
Eine Lewy-Body-Demenz bzw. Lewy-Körperchen-Demenz kann allein oder als Begleiterkrankung eines Parkinson-Syndroms auftreten.

Lewy-Body-Demenz: Symptome
Im Gegensatz zu den Eiweißablagerungen (sog. Plaques), die bei einer Demenz vom Typ Alzheimer auftreten, sind die Lewy-Körperchen viel seltener, doch sie verursachen fast von Anfang an heftige Symptome:
- Optische und akustische Halluzinationen
Diese Symptome treten schon früh im Krankheitsverlauf auf. Betroffene sehen häufig Menschen oder größere Tiere und hören nicht vorhandene Musik, Stimmen oder Geräusche. - Bewegungsstörungen
Patienten mit Lewy-Body-Demenz zeigen etwa ein Jahr nach Beginn der Erkrankung motorische Muskelsteifigkeit, Zittern der Hände, verlangsamte Bewegungen und ein gestörtes Gangbild. Sie gehen in sehr kleinen Schritten, nach vorne gebeugt oder zu einer Körperseite geneigt (sog. Pisa-Syndrom). Viele Lewy-Body-Demenz-Patienten stürzen häufiger und verlieren manchmal für mehrere Minuten das Bewusstsein. - Aufmerksamkeitsstörungen und Schwankungen in der geistigen Verfassung
Betroffene zeigen starke Schwankungen in der Aufmerksamkeit und Wachheit im Tagesverlauf. Mal sind sie völlig fit, gesprächig und munter, plötzlich ziehen sie sich zurück, sind verwirrt und orientierungslos. - Schlafstörungen bzw. Verhaltensstörungen im Traumschlaf
Aufgrund fehlender motorischer Hemmung können Betroffene ihre Träume tatsächlich ausleben, so dass sie im Schlaf z. B. sprechen, schreien oder sich bewegen. Manche Patienten können auch tagelang in einen Tiefschlaf fallen. - Depressionen
Patienten, die an einer Lewy-Body-Demenz erkrankt sind, entwickeln im Laufe der Erkrankung in den meisten Fällen auch eine Depression bzw. einer Altersdepression.
Risikofaktoren der Lewy-Body-Demenz
Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sind bislang keine Risikofaktoren bekannt, die eine Lewy-Körperchen-Demenz begünstigen. Lediglich in ein paar Familien wurde die Erkrankung durch verändertes Erbgut hervorgerufen und nachgewiesen.
Diagnostik von Lewy-Body-Demenz
Die Diagnose zu Lebzeiten ist eher schwierig, denn viele Symptome deuten auf Alzheimer und Parkinson hin. Wichtige Hinweise liefern allerdings die psychischen Auffälligkeiten und die oft starken Schwankungen der kognitiven Leistungsfähigkeit tagsüber.
5 mögliche Warnzeichen und Alarmsignale für eine Lewy-Body-Demenz können sein:
- Der Betroffene stürzt häufig.
- Der Betroffene entwickelt ein auffälliges Gangbild: Er geht langsamer als früher oder auffällig nach vorne bzw. zur Seite gebeugt.
- Der Betroffene verliert häufig das Bewusstsein (z. B. morgens nach dem Aufstehen).
- Es treten häufiger optische und akustische Halluzinationen auf. Das heißt: Der Betroffene hört z. B. nicht vorhandene Stimmen oder sieht angsteinflößende Menschen oder Tiere.
- Manchmal ist er/sie gar nicht ansprechbar und kurz darauf doch wieder klar und orientiert.
Die Häufigkeit dieser Ereignisse kann dem Arzt helfen, eine Diagnose zu treffen. Durch technische Untersuchungsverfahren wie z. B. der Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) kann man lediglich andere Erkrankungen (wie z. B. einen Hirntumor) ausschließen, sie sind jedoch keine große Hilfe bei der Diagnosestellung einer Lewy-Body-Demenz.
Letztlich lässt sich eine Lewy-Body-Demenz erst sicher nachweisen, wenn bei der Obduktion nach dem Tod die Eiweißeinschlüsse, die Lewy-Körperchen, in und unter der Großhirnrinde nachgewiesen werden.
Lewy-Body-Demenz: Verlauf / Stadien
Eine Lewy-Body-Demenz beginnt zumeist erst im höheren Lebensalter ab dem 65. Lebensjahr, die durchschnittliche Krankheitsdauer liegt bei acht Jahren. Die Lewy-Körperchen-Demenz entwickelt sich höchst unterschiedlich schnell. Wegen der Parkinson-ähnlichen Symptome (z. B. Muskelzittern, langsame Bewegungen und eingeschränkte Mimik) besteht auch hier eine Verwechslungsgefahr mit einem anderen Krankheitsbild, das wiederum andere Therapien erfordert und auch einen anderen Verlauf nimmt.
Besonders herausfordernd für die Angehörigen sind bei einer Lewy-Body-Demenz die Verhaltensauffälligkeiten des Betroffenen. Wahnhafte Perioden, Halluzinationen und körperliche Beeinträchtigungen führen oft zu einem Rückzug der Betroffenen. Umso wichtiger ist es, dass Angehörige gut über das Krankheitsbild informiert sind – um wiederum auch andere, nahestehende Personen und Pflegekräfte über die Erkrankung mitsamt ihrer Symptome aufklären zu können.
Gerade für Angehörige ist die Lewy-Body-Demenz besonders schwierig. Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass der Betroffene oft stürzt, im Schlaf um sich schlägt (weil er z. B. Angstträume hat und darauf auch körperlich reagiert), plötzlich das Bewusstsein verliert oder an Inkontinenz leidet.
Vor allem die Bewegungseinschränkungen und die Sturzgefahr führen dazu, dass die Betroffenen schließlich bettlägerig werden. Sehr häufig kommt es im Endstadium zu Schluckstörungen (Dysphagie) und dadurch zu einer Lungenentzündung, die zum Tode führen kann.
Therapie bei Lewy-Body-Demenz
Wie bei vielen anderen Demenzerkrankungen kann auch die Lewy-Körperchen-Demenz bisher nicht aufgehalten werden. Es gibt jedoch medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten, um die Symptome zu lindern.
1. Medikamentöse Therapie bei Lewy-Body-Demenz
a) Cholinesterasehemmer
Die Betroffenen reagieren häufig mit Angst, Aggression und Wahnideen. Der Einsatz von Neuroleptika ist bei ihnen extrem schwierig, weil Menschen mit einer Lewy-Body-Demenz sehr sensibel darauf reagieren und diese Medikamente sehr schlecht vertragen. Cholinesterasehemmer können sich dagegen positiv auf Halluzinationen, Verwirrtheit und Verhaltensstörungen auswirken.
b) Antipsychotika
Auch der Einsatz von Antipsychotika ist genau abzuwägen. Viele Medikamente sind nicht für die Behandlung einer Lewy-Body-Demenz zugelassen, wirken aber dennoch im Einzelfall gut. Hier müssen Ärzte sehr sensibel vorgehen.
- Nicht-medikamentöse Therapie bei Lewy-Body-Demenz
Gerade die nicht-medikamentöse Therapie ist bei einer Lewy-Body-Demenz besonders wichtig – und damit sind auch pflegende Angehörige in besonderer Weise gefordert.
4 wichtige Faktoren einer nicht-medikamentösen Therapie bei einer Lewy-Body-Demenz
- Kognitives Training (z. B. Realitätsorientierungstraining, kurz „ROT“)
- Bewegung, Sport
- Gesunde Ernährung, ggf. Nahrungsergänzung
- Gedächtnistraining
Lewy Body Demenz: Lebenserwartung
Eine Lewy-Body-Demenz ist ein besonderer Typus von Demenz. Durch die zunehmende Immobilität kommt es zu Bettlägerigkeit und einer Schluckstörung, die häufig zu einer Lungenentzündung führt. Die Lebenserwartung bei dieser Demenzform beträgt rund sieben bis acht Jahre nach der Diagnosestellung.