Die Ziele der Demenz Therapie
Wie schnell eine Demenzerkrankung voranschreitet, lässt sich schwer vorhersagen. Doch meistens steigern sich die Symptome im Verlauf von leichten Gedächtnisproblemen bis hin zu Orientierungslosigkeit und starken Wahrnehmungsstörungen. Bedeutende Verbesserungen des Zustands sind selten und oft nur vorübergehend.
Therapie und Behandlung von Demenz haben vor allem das Ziel, das Voranschreiten der Krankheit zu verzögern und kognitive Fähigkeiten länger zu erhalten. Ist eine Demenz bereits sehr weit fortgeschritten, richtet sich die Behandlung vor allem auf das Wohlsein und die Zufriedenheit des Betroffenen.
Bei allen Formen der Demenz sind nicht-medikamentöse Therapien sehr wichtig. Bei den meisten Formen der Demenz spielt auch die medikamentöse Behandlung eine wichtige Rolle, sodass in der Regel medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien kombiniert werden.(1)
Demenz-Therapie mit Medikamenten
Ob und wenn ja welche Medikamente bei der Demenz-Behandlung zum Einsatz kommen können, hängt in erster Linie von der Form der Demenz, also ihrer konkreten Ursache ab.(2)
- Alzheimer: Antidementiva, ggf. Antidepressiva
- Frontotemporale Demenz: ggf. Antidepressiva
- Lewy-Body-Demenz: evtl. Antidementiva, ggf. Antidepressiva
- Parkinson-Demenz: evtl. Antidementiva, ggf. Antidepressiva
- Vaskuläre Demenz: Blutdrucksenker, ggf. Antidepressiva
Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz. In solchen Fällen werden oftmals Antidepressiva eingesetzt. Treten keine Depressionen auf, sind diese Medikamente überflüssig.
Der Einsatz von Neuroleptika (Antipsychotika) zur Beruhigung von Demenzerkrankten ist mittlerweile sehr umstritten und sollte im Einzelfall vom behandelnden Arzt genau geprüft werden.
Antidementiva
Antidementiva sind Arzneistoffe zur Behandlung von Demenz. Anders, als der Name vermuten lässt, sind sie aber vor allem bei Alzheimer-Demenz wirksam. Bei Lewy-Body-Demenz und Parkinson-Demenz sind ebenfalls positive Effekte belegt. Bei frontotemporaler Demenz und vaskulärer Demenz haben sie in der Regel keine Wirkung.
Aktuell sind in Deutschland vier Antidementiva zugelassen, davon drei Acetylcholinesterase-Hemmer und ein Glutamat-Antagonist. Die Herausforderung ist oftmals, die richtige Kombination beider Wirkstoffe für die demenzerkrankte Person zu finden.
Die Alzheimer-Behandlung mit Antidementiva wird von den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften empfohlen. In der Praxis werden zwei Drittel der Patienten über ein Jahr damit behandelt. Weniger als die Hälfte über zwei Jahre und länger.

Acetylcholinesterase-Hemmer
Acetylcholinesterase-Hemmer blockieren das Enzym Cholinesterase und wirken damit dem Abbau von Acetylcholin entgegen. Acetylcholin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn. Die Hemmer wirken deshalb leistungsfördernd auf das Gehirn und sollen den Krankheitsverlauf verlangsamen.
Glutamat-Antagonisten
Glutamat-Antagonisten, also Glutamat-Gegenspieler, sind auch als NMDA-Rezeptor-Antagonisten bekannt. Sie wirken im Zusammenspiel mit dem Botenstoff Glutamat und regulieren dessen Ausschüttung. Das schützt die Nervenzellen vor einem Überschuss Glutamat und soll so die Lernfähigkeit und Gedächtnisleistung länger erhalten.
Blutdrucksenker (Antihypertensiva) bei vaskulärer Demenz
Bei der vaskulären Demenz liegt die Ursache nicht in einem Verfall von Nervenzellen im Gehirn, sondern in einer Durchblutungsstörung dieser Nervenzellen. Der Hauptrisikofaktor dafür liegt in zu hohem Blutdruck.
Deshalb sind Antidementiva bei vaskulärer Demenz nicht sinnvoll. Blutdrucksenkende und blutverdünnende Medikamente können hingegen eine sinnvolle Maßnahme gegen die Durchblutungsstörungen darstellen. Damit kann oft zumindest ein Fortschreiten der Demenz verzögert werden.
Antidepressiva bei Demenz
Antidepressiva sind psychopharmazeutische Medikamente, die stimmungsaufhellend wirken. Je nach Medikament wirken sie außerdem antriebssteigernd oder beruhigend. Sie werden eingesetzt, um Depressionen entgegenzuwirken.
Sie wirken also nicht gegen die Demenz an sich, sondern gegen Depressionen, die als Begleiterscheinung häufig auftreten. Selbstverständlich gibt es auch nicht-medikamentöse Möglichkeiten, eine Depression zu lindern. Doch Antidepressiva können bei geregelter Einnahme konstant wirken und so den Gemütszustand dauerhaft und zuverlässig stabilisieren.
Neuroleptika (Antipsychotika): Beruhigungsmittel bei Demenz
Neuroleptika (oder Antipsychotika) sind psychopharmazeutische Medikamente, die bei Psychosen eingesetzt werden. Sie können lähmende Ängste, Wahnvorstellungen und schwere Denkstörungen verhindern. In der Regel wirken sie dämpfend, also stark beruhigend.
Sie werden bei Demenzerkrankten gegen Halluzinationen und starke innere Unruhe eingesetzt. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die Wirksamkeit oft sehr beschränkt ist. Gleichzeitig sind die Nebenwirkungen beträchtlich, sogar eine erhöhte Sterblichkeit ist nachgewiesen.(3)(4)
Neuroleptika sind dennoch sinnvoll, wenn die betroffene Person stark unter psychotischen Symptomen leidet und die Reduzierung dieses Leidensdrucks eine sehr starke Erleichterung für diese Person darstellt.(5) Zeigen sie jedoch kaum Wirkung oder ist der Leidensdruck durch die psychotischen Symptome nicht besonders groß, sind Neuroleptika aufgrund der starken Nebenwirkungen eher nicht ratsam.
Schmerzmittel bei Demenz
Demenz ist keine an sich schmerzhafte Krankheit. Aber sie kann dazu führen, dass Betroffene ihre eigenen Schmerzen zwar fühlen, aber nicht mehr als solche identifizieren können. Sie können also nicht mehr zum Ausdruck bringen, dass sie bestimmte Schmerzen spüren. So wird dann weder die Ursache für den Schmerz behoben, noch werden Schmerzmittel eingenommen, um das Leiden zu verringern.
Manchmal äußert sich Schmerzempfinden bei Demenzerkrankten auch durch auffälliges Verhalten. Der Einsatz von Schmerzmitteln kann also manchmal den Auslöser solcher Verhaltensweisen bekämpfen und stark zum Wohlbefinden der Person beitragen.
Wann genau und in welchem Umfang Schmerzmittel zum Einsatz kommen sollte grundsätzlich der behandelnde Arzt entscheiden. Dabei ist es jedoch nicht unüblich, dass dieser ab einem gewissen Stadium der Demenz dauerhaft, also ohne besonderen Anlass, Schmerzmittel verabreichen lässt.
Nicht-medikamentöse Therapie von Demenz
Es gibt eine Reihe von nicht-medikamentösen Therapien, die Demenzerkrankten und ihren Angehörigen gut helfen können.
Ziele nicht-medikamentöser Therapien sind:
- Erhalt kognitiver und körperlicher Fähigkeiten
- Teilhabe am sozialen Leben
- Lebenswerte Alltagsgestaltung
So wird das Wohlbefinden der Demenzerkrankten gesteigert und die Eigenständigkeit möglichst lange erhalten. Das hilft indirekt auch den pflegenden Angehörigen.(6)
Methoden der nicht-medikamentösen Demenz-Therapie:
- Ergotherapie und Physiotherapie
- Milieutherapie
- Psychotherapie und Verhaltenstherapie
- Kognitives Training
- Kunsttherapie
- Musiktherapie
- Selbsterhaltungstherapie SET
- Logopädie
- Sensorische Therapie (Snoezelen)
- Tiergestützte Therapie
In der Behandlung von Verhaltensänderungen stehen nicht-medikamentöse Therapieverfahren idealerweise an erster Stelle. Besonders wichtig sind dabei kognitive Stimulation, Ergotherapie und Physiotherapie.

Ergotherapie und Physiotherapie bei Demenz
Bei der ergotherapeutischen Demenz-Therapie geht es in erster Linie darum, motorische Fähigkeiten zu erhalten und zu trainieren. Denn im Laufe der Erkrankung gehen selbst einfachste Fähigkeiten wie das Ankleiden und Kochen verloren. Ergotherapie fördert also sehr stark die Eigenständigkeit des Demenzerkrankten. Das kann so wirksam sein, dass eine dauerhafte oder stationäre Betreuung bis zu eineinhalb Jahre später notwendig wird als ohne Ergotherapie.(7)
Mit fortschreitender Erkrankung liegt der Fokus mehr auf der Körperwahrnehmung und einfachen Bewegungsabläufen. Es geht dann weniger um die Verrichtung von Aufgaben im Alltag und mehr um das Wohlfühlen im eigenen Körper.
Einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgt die physiotherapeutische Demenz-Therapie. Auch hier geht es darum, Mobilität zu erhalten und Bewegung zu fördern. Das Ziel ist aber weniger, konkrete Alltags-Verrichtungen zu üben, sondern allgemein Beweglichkeit zu fördern und das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Bewegung im Alltag zu stärken.(6)
Milieutherapie bei Demenz
Je stärker eine dementielle Erkrankung fortschreitet, desto weniger sind Betroffene in der Lage, sich selbst der Umwelt anzupassen. Deshalb verfolgt die Milieu-Therapie den Ansatz, die Umwelt an den Betroffenen anzupassen.
Die Milieutherapie ist also keine Behandlung am Menschen, sondern betrifft die demenzgerechte Gestaltung der Umwelt der Erkrankten. Ein demenzgerecht gestaltetes Umfeld entfaltet dauerhaft seine therapeutische Wirkung. Insbesondere das Wohlbefinden können Sie durch die Milieutherapie steigen und in vielen Fällen sogar herausforderndes Verhalten verringern. Auch gefährlichen Lauftendenzen können Sie entgegenwirken.
Was demenzgerecht ist, erfahren Sie im pflege.de-Ratgeber zum Thema Demenzgerechte Raumgestaltung. Dort erhalten Sie praktische Tipps zur Umgestaltung und zur Verwendung von Farben, Formen und Mustern.
Psychotherapie und Verhaltenstherapie bei Demenz
Psychotherapie nimmt keinen direkten Einfluss auf den Verlauf der Krankheit. Dasselbe gilt für die Verhaltenstherapie als spezielle Form der Psychotherapie. Dennoch sind diese Ansätze in vielen Fällen ein wichtiger Teil der Demenz-Therapie.
Psychotherapie kann in erster Linie die Gedanken, Einstellungen und Bewertungen einer Person gegenüber der Diagnose Demenz verändern. Zu erfahren, dass man selbst an Demenz leidet, ist niederschmetternd und kann gerade Menschen, die sich noch für fit gehalten haben, in eine schwere Krise stürzen. Hier können psychotherapeutische Maßnahmen helfen, die Krankheit zu akzeptieren und Depressionen zu vermeiden.
Bei der Verhaltenstherapie geht es gezielt darum, einen guten Umgang mit der Demenz im Alltag zu finden. Dafür ausschlaggebend sind vor allem die grundlegenden Wertvorstellungen einer Person gegenüber bestimmten Erfahrungen und Verhaltensweisen. Denn diese führen oft zu Konflikten mit den Einschnitten und Veränderungen, die im Verlauf der Demenzerkrankung leider unausweichlich auf die erkrankte Person zukommen. Durch die Verhaltenstherapie sollen sich die intuitiven Verhaltensweisen der Person dauerhaft ändern und zu einem besseren Umgang mit der Demenz beitragen.
Wird eine Verhaltenstherapie im Rahmen einer Demenz-Behandlung ärztlich verordnet, erstattet die Krankenkasse die anfallenden Kosten.(6)
Kognitives Training und Gedächtnistraining bei Demenz
Unser Denkvermögen kann trainiert werden. Das gilt für gesunde Menschen ebenso, wie für Demenzerkrankte. Bei Demenzerkrankten können regelmäßige Übungen dazu führen, dass kognitive Fähigkeiten länger erhalten bleiben und die Symptome der Demenz deutlich langsamer zunehmen.
Sie sollten also unbedingt berücksichtigen, dass Demenzerkrankte ein Bedürfnis danach haben, ihre verbliebenen Fähigkeiten einzusetzen. Sinnlose Beschäftigungen, die einen Demenzerkrankten vor allem ruhigstellen, tragen nichts zur Zufriedenheit bei und lassen die Krankheit ungehindert fortschreiten.
Konkrete Tipps für kognitives Training und Übungen für das Gedächtnis finden Sie im pflege.de-Ratgeber zum Thema Gedächtnistraining bei Demenz. Dort finden Sie auch eine Erläuterung der weit verbreiteten 10-Minuten-Aktivierung nach Schmidt-Hackenberg.
Kunsttherapie: Malen mit Demenzerkrankten
Zeichnen, Malen und Gestalten sind nicht nur eine Beschäftigung, sondern auch eine Ausdrucksform. Sie erfordern motorisches Geschick, Konzentration und eine Auseinandersetzung mit eigenen Erinnerungen und Emotionen. Gleichzeitig bietet das Schaffen eigener Werke eine sinnvolle Beschäftigung und steigert den Selbstwert und die Lebensfreude der Betroffenen.(8)
Oft macht das Malen in der Gruppe noch mehr Freude. Wenn die Kunsttherapie also auf fruchtbaren Boden fällt, können Sie nach entsprechenden Angeboten von professionellen Kunsttherapeuten suchen.
Musiktherapie bei Demenz
Bei der Musiktherapie gibt es grundsätzlich zwei Formen:(9)
- Aktive Therapie: Musik machen, Singen, Tanzen
- Rezeptive Musiktherapie: Hören von Musik mit biografischem Bezug
Die aktive Musiktherapie setzt voraus, dass die Erkrankung ein aktives Musizieren, Tanzen oder Singen in Gruppen erlaubt. Außerdem sollte der Betroffene Freude an Musik haben. Ziele der aktiven Therapie sind die Förderung von sozialen Fertigkeiten und die Steigerung des Selbstwertgefühls sowie der Lebensqualität.
Die rezeptive Musiktherapie ist einfach umzusetzen und kann in allen Phasen der Erkrankung das Wohlbefinden steigern und Erinnerungen wecken. Idealerweise hört der Demenzerkrankte bewusst und ohne Ablenkung Musik, zu der er einen starken biografischen Bezug hat. Gerade Lieder aus der eigenen Jugend wecken oft lebendige Erinnerungen.
In den offiziellen Leitlinien wird Musiktherapie als relevante Möglichkeit genannt, herausforderndes Verhalten zu verringern und das Wohlbefinden zu steigern.(5)
Selbsterhaltungstherapie SET bei Demenz
Hinter dem Kürzel SET verbirgt sich ein neuropsychologisch fundiertes Konzept zur Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz. Dieses wurde vor über 30 Jahren von Barbara Romero entwickelt, deshalb spricht man auch von Selbsterhaltungstherapie nach Romero.
Kern dieser Therapie ist die Idee, dass Menschen mit Demenz besonders gefährdet sind, ihr Selbstbild und ihre Wahrnehmung von sich selbst als Person zu verlieren. Denn mit fortschreitender Demenz häufen sich Wahrnehmungen und Erfahrungen, die mit dem bestehenden Bild von der Welt schwer in Einklang zu bringen sind.
Um dem entgegenzuwirken wird versucht, die Kommunikation, den Umgang und den Alltag der demenzerkrankten Person eng an die aktuellen Fähigkeiten und den Erfahrungshorizont anzupassen.
Was heißt das konkret? Sie sollten einen respektvollen Umgang pflegen und nicht jedes Missgeschick oder Fehlverhalten kritisch zur Sprache zu bringen. Es dürfen sogar falsche Angaben bestätigt werden, wenn dies dem Ziel dient, Stabilität und Zuverlässigkeit zu vermitteln. Denn jede Zurückweisung oder Korrektur vergrößert die Verunsicherung.
Außerdem sollten Sie die betroffene Person aktiv ermutigen, Erledigungen selbst zu machen, Wünsche zu äußern und an Aktivitäten teilzunehmen. Auch wenn das nicht immer sachlich zielführend ist, wird so doch die Grundaktivität gewährleistet und die Person zieht sich nicht in die Passivität zurück.(10)
Logopädie bei Demenz
Für viele Demenzerkrankte wird es mit der Zeit immer schwieriger, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Wortfindungsprobleme, schlechte Aussprache und mangelndes Sprachverständnis können aber gezielt mit sprach-therapeutischen Maßnahmen bekämpft werden. Dazu gehören Übungen für die Stimmbänder, den Rachenraum und den Mund, sowie Sprechübungen und vieles mehr.
Außerdem können Logopäden bei auftretenden Schluckstörungen helfen, indem sie mit entsprechenden Übungen den Kau- und Schluckapparat trainieren. Auch das kann entscheidend zur Lebensqualität beitragen. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse, wenn die Maßnahme ärztlich verordnet wurde.(11)
Sensorische Therapie bei Demenz (Snoezelen)
Ist die Demenzerkrankung weiter fortgeschritten, wird die Auswahl relevanter Behandlungen und Aktivitäten immer kleiner. Dann wird vielleicht gerade jetzt die sensorische Therapie interessant. Bekannt wurde dieser Ansatz vor allem als „Snoezelen“. Snoezelen ist eine kreative Wortschöpfung aus den Niederlanden, wo dieses Konzept entwickelt wurde.
Beim Snoezelen geht es in erster Linie darum, einer Person möglichst vielfältige sinnliche Wahrnehmungen zu ermöglichen. Insbesondere der Sehsinn, Hörsinn, Geruchssinn und Tastsinn werden mit positiven Reizen angesprochen. Das soll entspannen, die Stimmung verbessern und das Gehirn sanft stimulieren.
Dafür gibt es in vielen Pflege-Einrichtungen extra Snoezelen-Räume in denen mit Lichtprojektionen, beruhigender Musik, Duftstoffen und Gegenständen zum Befühlen die ideale Atmosphäre geschaffen wird, um sich ganz in der sinnlichen Wahrnehmung zu verlieren. Aber auch mobile Snoezelen-Wagen sind oft im Einsatz.(12)
Die medizinische Wirkung von Snoezelen ist nach wie vor umstritten. Und nicht jeder Demenzerkrankte findet Gefallen an der oft sehr spielerisch anmutenden Umgebung. Doch wenn der Betroffene Spaß daran hat, ist die sensorische Therapie eine schöne Methode, um den Alltag aufzulockern und für Entspannung zu sorgen.
Tiergestützte Therapie bei Demenz
Hinter dem Begriff „tiergestützte Therapie“ verbirgt sich ganz einfach der Umgang mit Tieren. Also das Streicheln und die Interaktion mit Tieren unterschiedlichster Art. Aber auch die Versorgung von Tieren, als verantwortungsvolle Aufgabe, kann Teil einer tiergestützten Demenz-Therapie sein.
Dabei werden die sinnliche Wahrnehmung und die Sozialfähigkeit der demenzerkrankten Person angesprochen. Oft öffnen sich Demenzerkrankte Tieren gegenüber viel schneller und ungehemmter als gegenüber Menschen, weil die Kommunikation leichter und intuitiver abläuft.(13)
Die Demenz-Therapie mit Tieren kann auf viele Arten positiv wirken:
- Depressive Neigungen können verringert werden
- Aggressives Verhalten kann vermindert werden
- Sinn und Bestätigung durch eine verantwortungsvolle Aufgabe
Leider ist der Umgang mit Tieren bei der Pflege zuhause oft schwer zu realisieren. Es lohnt sich aber, in der Umgebung einmal nach entsprechenden Angeboten zu suchen. Besonders interessant ist diese Therapieform, wenn die betroffene Person einen starken biografischen Bezug zu bestimmten Tieren hat.
Umgang mit Demenzerkrankten
Demenz ist eine Erkrankung, die immer auch das soziale Umfeld des Erkrankten betrifft. Oft müssen die Angehörigen über viele Jahre hinweg immer wieder lernen, mit neuen Symptomen umzugehen. Und zu sehen, wie Nahestehende nach und nach ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten verlieren, ist alles andere als leicht. Vor allem, wenn die erkrankte Person selbst Schwierigkeiten hat, die Diagnose zu akzeptieren und die neue Realität anzunehmen.
Deshalb ist es so wichtig, dass Angehörige und enge Freunde so früh wie möglich ins Boot geholt werden. Sie müssen zumindest in Grundzügen lernen, was Demenz bedeutet, welche Symptome auftreten können und wie sie am besten damit umgehen. Das erleichtert den Umgang mit der Demenz einer geliebten Person für alle Beteiligten.
Die folgenden Themen spielen beim Umgang mit Demenz eine große Rolle:
- Kommunikation und Validation
- Realitätsorientierung
- Hilfsmittel für den Alltag mit Demenz
- Umgang mit Aggressionen
Kommunikation und Validation bei Demenz
Die angemessene Kommunikation mit Demenzerkrankten setzt voraus, dass Sie ein Gespür für die veränderte Wahrnehmung des Betroffenen entwickeln. Ansonsten sind Probleme vorprogrammiert, die für beide Seiten belastend werden.
In jedem Fall sollten Sie einen wertschätzenden Umgang pflegen und die demenzerkrankte Person nicht ständig bevormunden, herabwürdigen oder vom Alltag ausschließen. Die erkrankte Person ist ein Individuum mit einer persönlichen Lebensleistung. Sie kann nichts für ihre Krankheit.
Sehr hilfreich für einen guten Umgang sind die Konzepte der Validation und integrativen Validation. Hintergründe und praktische Tipps finden Sie im pflege.de Ratgeber Kommunikation mit Demenzerkrankten.
Realitätsorientierung ROT bei Demenz
Das Konzept der Realitätsorientierung sieht vor, dass Sie der betroffenen Person durch entsprechende Kommunikation und Hilfsmittel immer wieder die Möglichkeit zur Orientierung in Zeit, Raum und hinsichtlich der eigenen Identität geben.
Zum Realitäts-Orientierungs-Training (ROT) gehört das Aufstellen von großen Kalendern und Uhren sowie Fotos und anderen identitätsstiftenden Gegenständen. Aber auch die Verwendung von orientierenden Sätzen in der Kommunikation. Zum Beispiel: „Du Maria, es ist jetzt 15 Uhr und Samstag, hast du Lust auf einen Tee und ein Stück Kuchen?“.(14)
Das Konzept ist leicht umzusetzen und kann dazu beitragen, dass Demenzerkrankte länger den Bezug zur Umwelt aufrechterhalten.
Hilfsmittel bei Demenz
Technische Hilfen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Orientierung und Eigenständigkeit von Demenzerkrankten länger zu erhalten. Im Ratgeber Hilfsmittel bei Demenz finden Sie einen guten Überblick über kleine und große Hilfsmittel zu den Themen Alltag, Orientierung, Sicherheit und Lauftendenz.
Umgang mit Aggressionen bei Demenz
Jede Demenzerkrankung ist individuell ausgeprägt, doch häufig wird problematisches Verhalten, wie zum Beispiel Wut und Aggression, zu einem echten Problem für Pflegende. Insbesondere bei frontotemporaler Demenz ist das häufig der Fall. Im pflege.de Ratgeber Aggressionen bei Demenz lernen Sie, diese Gefühle zu verstehen und erhalten konkrete Tipps zum Umgang mit solchen Verhaltensweisen.
Pflege und Betreuung von Demenzerkrankten
Zu Beginn einer Demenzerkrankung reicht es aus, wenn ab und zu mal jemand nach dem Rechten sieht. Doch im Verlauf der Erkrankung steigt dieser Bedarf und wenn die erkrankte Person selbst nicht mehr in der Lage ist, sich zu versorgen, wird handfeste Pflege notwendig.
Als pflegender Angehöriger können Sie sich rechtzeitig auf diesen Fall vorbereiten. Es macht Sinn, kurze Zeit nach der Diagnose nahestehende Angehörige und den Demenzerkrankten an einen Tisch zu bringen. Jetzt können Sie noch in aller Ruhe besprechen, wer zukünftig welche Pflegetätigkeiten leisten kann und möchte und wo die individuelle Belastungsgrenze liegt.
Auch Finanzierungsfragen sollten offen kommuniziert werden. Natürlich übernimmt die Pflegekasse viele Kosten, doch wie viel genau, hängt vor allem vom anerkannten Pflegegrad der demenzerkrankten Person ab. Mit dem Pflegegradrechner finden Sie schnell und unverbindlich heraus, welchen Pflegegrad Sie aktuell beantragen können.
Häufig gestellte Fragen
Welche Medikamente helfen bei Demenz?
Welche Medikamente bei einer Demenz helfen, hängt von der Form der Demenz ab. Bei Alzheimer können zum Beispiel Antidementiva helfen, bei einer vaskulären Demenz hingegen blutdrucksenkende Mittel. Heilbar ist Demenz in ihrer primären Form aber nicht.
Welche Beruhigungsmittel eigenen sich für Menschen mit Demenz?
Starke Beruhigungsmittel wie Neuroleptika (Antipsychotika) haben gravierende Nebenwirkungen und sollten nur das letzte Mittel der Wahl sein. Vorher sollten milde Beruhigungsmittel oder auch Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Erst wenn diese keine Wirkung mehr zeigen und der Leidensdruck hoch ist, können starke Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Darüber muss ein Arzt entscheiden.
Sind Demenz Medikamente verschreibungspflichtig?
Ja, die klassischen Medikamente der medikamentösen Demenz-Therapie sind verschreibungspflichtig. Dazu gehören Antidementiva, aber auch Antidepressiva und Antipsychotika.
Hilft Ginkgo bei Demenz?
In den Blättern des Ginkgo-Baumes sind Wirkstoffe enthalten, die die Durchblutung in bestimmten Teilen des Gehirns fördern. Damit bekämpfen Ginkgo-Präparate aber nicht die Ursache für Demenz, deshalb haben sie keine direkten Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf. Sie können aber Begleiterscheinungen einer Demenz im Frühstadium spürbar lindern.