Ambulante Intensivpflege – Definition
Intensivpflege ist eine 24-Stunden-Versorgung von Menschen mit lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Erkrankungen. Geschieht dies außerhalb eines Krankenhauses oder einer klinischen Einrichtung, bezeichnet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dies außerklinische Intensivpflege.(1) Die Patienten werden zuhause, in einer betreuten Wohngemeinschaft oder spezialisierten Pflegeeinrichtung betreut.
Das Ziel der außerklinischen Intensivpflege ist es, den Patienten eine individuelle und qualitativ hochwertige Versorgung zu ermöglichen, während er in seiner gewohnten Umgebung verbleibt. Dazu werden speziell geschulte Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal eingesetzt, um die erforderliche Überwachung, Behandlung und Versorgung sicherzustellen.
Formen der Intensivpflege
Die Versorgung kranker Menschen folgt in Deutschland dem Grundsatz „ambulant vor stationär“. Mit diesem Leitsatz kommt die Gesundheitspolitik dem Wunsch vieler Menschen nach, trotz Pflegebedürftigkeit zuhause wohnen zu bleiben.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Patienten mit hohem medizinischen Pflegebedarf außerhalb einer Klinik in einer Wohngruppe zu betreuen.
Ambulante Intensivpflege zuhause
Die häusliche Pflege eines schwerkranken Menschen durch eine Pflegefachkraft wird auch als 1:1-Intensivpflege bezeichnet, weil sich eine Person um nur einen Patienten kümmert.
Dafür benötigen Sie Pflegepersonal, das mindestens eine dreijährige Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft absolviert hat. Außerdem müssen die Pflegekräfte in der ambulanten Intensivpflege jährliche Fortbildungen vorweisen können, etwa zum Thema „Reanimation“, „außerklinische Beatmung“ oder „Erste Hilfe“. Im Optimalfall verfügen sie darüber hinaus über eine Zusatzqualifikation, beispielsweise als Fachpflegekraft für Anästhesie und Intensivpflege.
Am besten wenden Sie sich zunächst an Ihre Krankenversicherung. Bei gesetzlich Versicherten übernimmt sie lediglich die Kosten von Pflegediensten, die einen Versorgungsvertrag mit ihr abgeschlossen hat. Sie wird Ihnen einen entsprechenden Intensivpflegedienst empfehlen.
Ein interessantes Modell ist auch das Persönliche Budget. Insbesondere in der Kinderintensivpflege wird es häufig angewendet. Das Persönliche Budget ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben, Inklusion und Teilhabe, indem der individuelle Bedarf ermittelt und vollständig von den Kostenträgern übernommen wird. Es ist eine Alternative zum Pflegedienst und funktioniert quasi wie ein Arbeitgebermodell, bei dem der pflegebedürftige Mensch die Verantwortung für die Organisation seiner Pflege übernimmt.

Ambulante Intensivpflege in einer Wohngruppe
Nicht immer ist die Pflege eines schwerkranken Angehörigen, der auf Intensivpflege angewiesen ist, zuhause möglich. Wohngemeinschaften, die hauptsächlich aus Intensivpatienten bestehen, stellen dann eine gute Alternative dar. Sie bieten Schwerstpflegebedürftigen eine professionelle Versorgung in wohnlicher Umgebung.
Es gibt zum Beispiel sogenannte Beatmungs-WGs, in denen mehrere Beatmungspatienten untergebracht sind. Dort werden zwei bis maximal drei Patienten von jeweils einer Person versorgt. Dieser Versorgungsschlüssel gilt in der Regel auch für Pflegeheime.(2)
Intensivpflege im Pflegeheim
Es existieren Einrichtungen, die sich auf die Intensivpflege spezialisiert haben, ebenso wie Altenpflegeheime mit entsprechenden Abteilungen. Sie widmen sich der Betreuung schwerstkranker Patienten außerhalb eines Krankenhauses.
Oft ist die Unterbringung eines Angehörigen in einem Pflegeheim eine Übergangslösung zwischen Krankenhaus und ambulanter Intensivpflege zuhause oder in einer WG.
Ambulante Intensivpflege – das Leistungsspektrum
Die Anforderungen an eine ambulante Intensivpflege sind komplex und müssen individuell abgestimmt werden. Achten Sie bei der Suche nach einer geeigneten Lösung darauf, dass bestimmte Leistungen abgedeckt werden.
Folgende Maßnahmen müssen zum Beispiel dabei sein:
- Überwachen des allgemeinen Gesundheitszustandes inklusive Interventionen (zum Beispiel Reanimation)
- Sachgerechter Umgang mit Medizintechnik wie Infusions- und Spritzenpumpen, Beatmungs- und Überwachungsgeräten
- Verabreichen von Injektionen und Infusionen
- Wundversorgung
- Legen von Blasenkatheter, Magensonde und ähnliches
- Versorgung einer künstlichen Öffnung der Luftröhre (Tracheostoma) inklusive Absaugen
- Körperpflege des Patienten
- Mobilisation oder spezielle Positionierungen des Patienten
- Anleitung der Angehörigen
Die Intensivpflege stellt sowohl an pflegende Angehörige als auch an Pflegefachkräfte hohe Anforderungen. Damit die häusliche Intensivpflege gut gelingt, sind eine Reihe von Schulungen und Fortbildungen nötig. Pflegekassen bieten kostenlose Pflegekurse für Angehörige an.
Intensivpflege-Optionen auf einen Blick
Zuhause, in der Wohngruppe oder im Pflegeheim – welche Lösung ist für Sie die Beste? pflege.de hat die Vor- und Nachteile für Sie auf einen Blick zusammengetragen.
Für wen eignet sich eine außerklinische Intensivpflege?
Eine Intensivpflege außerhalb der Klinik ist für eine Reihe von Patienten eine gute Alternative. Mögliche Intensivpflege-Patienten sind zum Beispiel:
- Menschen mit Lähmungen & Querschnittslähmung
- Patienten mit apallischem Syndrom (Wachkoma)
- Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung
- Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata oder anderen neurologischen Erkrankungen, Bewusstlosigkeit/Koma
- Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder Störungen im Flüssigkeits-, Elektrolyt-, Säure- und/oder Basenhaushalt
- Schwerstpflegebedürftige Kinder mit lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Behinderungen
- Beatmungspflichtige (COPD-)Patienten beziehungsweise Patienten mit respiratorischer Insuffizienz
Sonderfall Heimbeatmung
Bei der ambulanten Intensivpflege gibt es den Spezialfall der Heimbeatmung, oft auch außerklinische Beatmung genannt. Das trifft auf Patienten zu, die stundenweise oder dauerhaft beatmet werden müssen.
Hier besteht die Hauptaufgabe des Intensivpflegedienst für zuhause, den Gesundheitszustand und die Beatmung des Pflegebedürftigen zu überwachen. Außerdem unterstützt er Sie als pflegende Angehörige und stellt sicher, dass Sie gegebenenfalls die Beatmungstechnik und das Beatmungszubehör korrekt bedienen können.
Kosten für die außerklinische Intensivpflege
Die Pflege schwerstkranker Menschen außerhalb einer Klinik ist eine große Aufgabe – nicht nur emotional, sondern auch finanziell. Grundpflege, Behandlungspflege und die hauswirtschaftliche Versorgung kosten Geld.
Wer was bezahlt, ist im deutschen Sozialgesetz verankert. Danach sind Kranken- und Pflegekassen zu unterschiedlichen Teilen für die Kostenübernahme einer Intensivpflege zuständig.
Krankenkasse – Behandlungspflege
Kostenträger für die sogenannte Behandlungspflege ist die Krankenversicherung. Darunter fallen Leistungen der Pflege, Überwachung und Versorgung durch einen Intensivpflegedienst. Voraussetzung hierfür ist eine ärztliche Verordnung. Diese ist in der Regel zeitlich begrenzt, kann aber auf ärztliche Anordnung unbefristet erteilt werden.
Die Versicherten müssen an 28 Tagen pro Kalenderjahr einen Eigenanteil von 10 Prozent der Behandlungspflege zahlen, allerdings nicht mehr als 10 Euro pro Tag. Danach entfällt der Eigenanteil automatisch.
Pflegeversicherung – Pflegeleistungen
Kostenträger für die sogenannte Grundpflege ist die Pflegeversicherung. Darunter fallen Leistungen der Körperpflege, Ernährung oder Mobilität. Zusätzlich gibt es Pflegeleistungen, wie zum Beispiel den Entlastungsbetrag über 125 Euro im Monat, der unter anderem für Haushaltshilfen genutzt werden kann.
Anspruch auf Grundpflege und unterschiedliche Pflegeleistungen haben Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad. Übernimmt ein pflegender Angehöriger die täglichen pflegerischen Maßnahmen, bekommt er ein monatliches Pflegegeld dafür. Werden die Leistungen von einem ambulanten Pflegedienst durchgeführt, rechnet dieser die sogenannten Pflegesachleistungen direkt mit der Pflegekasse ab. Die Höhe dieser Zuwendungen richten sich nach dem Pflegegrad.
Sozialhilfe bei ambulanter Intensivpflege?
Sollten Sie in Ihrer konkreten Situation erkennen, dass Ihre finanziellen Möglichkeiten an Grenzen stoßen, können Sie Sozialhilfe oder die sogenannte Hilfe zur Pflege in Anspruch nehmen. Um Leistungen zu erhalten, müssen Sie allerdings Ihre finanzielle Situation beim Sozialamt offenlegen.
Checkliste: Vorbereitungen für die Intensivpflege zuhause
Sie möchten, dass Ihr schwerkranker Angehöriger zuhause betreut wird? Dann hilft Ihnen diese Checkliste bei den Vorbereitungen:
- Ist der Pflegegrad beantragt?
- Haben Sie einen zuverlässigen und kompetenten Pflegedienst?
- Müssen Sie Umbaumaßnahmen vornehmen, etwa ein barrierefreies Bad, breitere Türen oder ähnliches? Wenn Sie einen Pflegegrad haben, finanziert die Pflegekasse wohnumfeldverbessernde Maßnahmen mit bis zu 4000 Euro.
- Welche Medizintechnik brauchen Sie? Dazu gehören etwa Beatmungsgeräte, Trachealkanülen und Absauggeräte. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten. Auch die Stromkosten dafür können Sie sich erstatten lassen.
- Welche Hilfsmittel benötigen Sie? Je nach Pflegeaufwand brauchen Sie einen Rollstuhl, Spezialmatratzen, ein Pflegebett, Patientenlifter, Lagerungskissen, Rampen, Badehilfen und vieles mehr. Wenn sie ärztlich verordnet werden, übernimmt normalerweise die Krankenkasse die Kosten.
- Werden Sie mit Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch versorgt? Dazu gehören beispielsweise Einmalhandschuhe, Mundschutzmasken, Flächendesinfektionsmittel, Handdesinfektion und Bettschutzeinlagen. Die Pflegekasse bezuschusst das mit 40 Euro pro Monat. Mit der curabox von pflege.de können Sie sich Ihre persönliche Auswahl an Pflegehilfsmitteln bequem nach Hause liefern lassen.
Bedenken Sie aber, dass einiges auf Sie zu kommt. Lassen Sie sich unbedingt beraten, wo Sie auf professionelle Entlastung zählen können.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Intensivpflege?
Wenn ein Mensch lebensbedrohlich erkrankt, benötigt er eine besondere Pflege. Muss er rund um die Uhr beatmet oder seine Vitalwerte überwacht werden, fällt das in den Bereich der sogenannten Intensivpflege.
Was bedeutet eine außerklinische Intensivpflege für die Angehörigen?
Die Pflege schwerstkranker Menschen kann für Sie als pflegender Angehöriger eine große Belastung sein. Deshalb sollten Sie sich genau überlegen, welche Form der außerklinischen Intensivpflege Sie für Ihren schwerstkranken Angehörigen wählen: zuhause, in einer Wohngruppe oder in einem Pflegeheim.
Was macht ein Intensivpfleger?
Die Anforderungen an eine ambulante Intensivpflege sind komplex und müssen individuell abgestimmt werden. Ein Intensivpfleger überwachen den allgemeinen Gesundheitszustand und leitet wenn nötig medizinische Interventionen (zum Beispiel Reanimation) ein. Er bedient die Medizintechnik, verabreicht Injektionen und Infusionen, versorgt Wunden, legt Katheter und vieles mehr. Außerdem leitet er Sie als pflegenden Angehörigen in verschiedene Tätigkeiten an.
Wie stelle ich einen Krankenpfleger für die häusliche Intensivpflege ein?
Am besten wenden Sie sich an einen Intensivpflegedienst, der einen Versorgungsvertrag mit ihrer Krankenversicherung hat. Der Pflegedienst kümmert sich dann um qualifiziertes Pflegepersonal.
Was kostet ambulante Intensivpflege zuhause?
Intensivpflege ist individuell unterschiedlich. Zum Glück ist gesetzlich geregelt, dass die Kranken- und Pflegekasse die Kosten anteilig übernehmen. Für die Pflegebedürftigen bleibt ein Eigenanteil von 10 Prozent, allerdings nur für die ersten 28 Tage pro Kalenderjahr und maximal 10 Euro pro Tag. Danach entfällt der Eigenanteil automatisch.
Was kostet ein Intensivpflegeplatz?
Je nach Art der Intensivpflege und dem benötigten Pflege- und Betreuungsumfang variieren die Intensivpflege-Kosten. Oft bestehen zwischen den Krankenversicherungen und Intensivpflegediensten Rahmenverträge. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, mit welchen Einrichtungen oder Pflegedienste sie zusammenarbeiten.