Definition: Trinknahrung / Astronautennahrung
Trinknahrung (auch „Astronautennahrung“ genannt und als normokalorische oder hochkalorische Variante erhältlich) ist ein gebrauchsfertiges Getränk mit einem hohen Gehalt an Vitaminen, Kalorien, Mineralstoffen und Eiweißen. Sie enthält alle Nährstoffe, die bei einem vitalen Gesundheitszustand über normale Lebensmittel aufgenommen werden können. Trinknahrung dient vor allem im Alter, bei Krankheit oder nach einer Operation dazu, den Nährstoffbedarf des Körpers zu decken und einer Unter- oder Mangelernährung vorzubeugen.
Gerade im hohen Lebensalter kann die Nahrungsaufnahme durch körperliche oder krankheitsbedingte Einschränkungen (z. B. Schluckstörungen oder Kauprobleme) erschwert sein, so dass eine abwechslungsreiche, ausbalancierte Kost wie in jungen Jahren für viele Betroffene nicht mehr ohne Weiteres umsetzbar ist. Trinknahrung hilft diesen Menschen, ihren Körper weiterhin mit allen lebensnotwendigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen zu versorgen sowie den Grundbedarf an Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten auf unkomplizierte Weise zu decken. Bei starker Unter- oder Mangelernährung kann hochkalorische Trinknahrung für eine schnelle Gewichtszunahme sorgen.
Darreichungsformen von Trinknahrung
Inzwischen gibt es unterschiedliche Darreichungsformen von Trinknahrung bzw. von hochkalorischer Trinknahrung:
- Gebrauchsfertige Trinknahrung in Fläschchen
- Trinknahrung-Pulver zum Anrühren
- Gelier- und Andickungsmittel
- Brei und Cremes
Diese können bei Demenz, Dysphagien (Schluckstörungen) und generell im Alter als ergänzende und unterstützende Maßnahme zur Ernährungstherapie einen wertvollen Beitrag leisten.
Trinknahrung als Möglichkeit der enteralen Ernährung
Die Versorgung mit Trinknahrung setzt voraus, dass der Verdauungstrakt des Betroffenen gesund funktioniert und der Patient seine Nahrung weiterhin über den Magen-Darm-Trakt verarbeiten kann (enterale Ernährung). Trinknahrung kann sowohl als flüssige Trinkform, als Brei oder als angedickte Speise für die orale Nahrungsaufnahme aufbereitet werden. Wenn die Nahrungsaufnahme nicht oder nur unzureichend möglich ist, kann Trinknahrung auch über eine künstliche Sonde direkt in den Magen geleitet werden. Letztere nennt sich Sondennahrung. In letzter Zeit wird allerdings zunehmend auf Sondennahrung verzichtet und der Einsatz von Trinknahrung per os (über den Mund) von Ärzten und Pflegekräften bevorzugt.
Davon abgegrenzt werden muss die parenterale Ernährung, bei der die lebenswichtigen Nährstoffe, Energie, Eiweiß und Fette per Infusion direkt in den Blutkreislauf gebracht werden.

Vorteile von Trinknahrung
Trinknahrung hat viele Vorteile:
- Optimal gedeckter Nährstoff- und Energiebedarf möglich
- Leicht verzehrbar und beschwerdefrei verdaulich
- Schnelle Gewichtszunahme möglich
- Viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen sorgen für Abwechslung im Speiseplan
- Fehlende Ballaststoffe können zugeführt werden
- Flüssige Darreichungsform auch bei Schluckbeschwerden möglich
- Positiver Beitrag zum gesamtheitlichen Gesundheitszustand
- Kann Ernährungs-Mängel durch Krankheiten, bei Mangelernährung oder nach Operationen gezielt ausgleichen
Bilanzierte und vollbilanzierte Trinknahrung
Grundsätzlich kann Trinkpulver als Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich zur normalen Ernährung eingesetzt werden („bilanzierte Diät“). Genauso gut kann Trinknahrung aber auch als alleinige, vollwertige Nahrungsquelle dienen („vollbilanzierte Diät“) bei denjenigen, deren gewohnte Nahrungsaufnahme auf Grund von Schwäche, Krankheiten oder Funktionsstörungen wie z. B. Schluckstörungen (Dysphagien) schwierig oder unmöglich ist.
Die Zuführung erfolgt bei einer bilanzierten Diät immer oral, bei einer vollbilanzierten Ernährung je nach Zustand oral oder per Magensonde.
Ob Trinknahrung als ergänzende Zusatznahrung oder Vollernährung eingesetzt wird, entscheidet die individuelle Ausgangssituation. In beiden Fällen ist es möglich, mit Trinknahrung / Astronautennahrung auf spezifische, nährstoffphysiologische Bedürfnisse und Anforderungen durch Erkrankungen wie Diabetes, Demenz, Tumorleiden oder Unterernährung einzugehen und so eine optimale Energie- und Nährstoffversorgung im Alter sicherzustellen. Trinknahrung kann dem Körper insbesondere einen hohen Gehalt an Eiweiß zuführen, wenn der Körper es in großer Menge benötigt.
Anwendungsgebiete: Wo Trinknahrung überall eingesetzt wird
Es gibt verschiedene Bereiche, in denen Trinknahrung sinnvoll eingesetzt werden kann. Beispiele hierfür sind:
- In der Altenpflege
- Bei Krankheit oder Operationen
- In der Palliativpflege
In der Altenpflege (v. a. bei Unterernährung/Kachexie)
Trinknahrung wird vor allem in der Geriatrie und Altenpflege eingesetzt, häufig im Rahmen einer Ernährungstherapie, und zwar bei ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen und Krankheitsbildern: von der Mangelernährung bis hin zur Krebstherapie.
Die wohl häufigste Verwendung findet die proteinreiche, hochkalorische Trinknahrung beim alters- oder krankheitsbedingten Gewichtsverlust, der sogenannten Kachexie. Die geregelte Energie- und Nährstoffzufuhr wirkt dem Teufelskreis der Mangelernährung entgegen, kann diesen im Idealfall sogar stoppen und zu einer Gewichtszunahme beitragen.
Bei Krankheit oder Operationen
Doch nicht nur bei Unterernährung, sondern auch zur Vorbereitung akuter Operationen sowie zur schnelleren Genesung bei Infektionen und Krankheiten im Alter ist Trinknahrung eine wirksame Ernährungsmaßnahme. Zudem kann Trinknahrung auf Rezept durch ärztliche Anweisung bestenfalls auch auf krankheitsspezifische Anforderungen wie z. B. bei Stoffwechsel- oder Fettverwertungsstörungen oder einen erhöhten Bedarf an Eiweiß oder spezielle Mineralstoffe reagieren.
In der Palliativpflege
Auch in der Palliativpflege, insbesondere bei Krebsleiden, kommt (hochkalorische) Trinknahrung im Rahmen der Ernährungstherapie zum Einsatz: Sie kann die Energieversorgung und Lebensqualität der Betroffenen verbessern, Gewichtsverlust vorbeugen und ist auch bei typischen krankheitsbedingten oder medikamentösen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit sehr gut einsetzbar. Weiterhin können Palliativmediziner mit dieser Ernährungsmöglichkeit den Körperabbau durch geringe Nahrungsaufnahme in Folge von Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Geschmacks- und Schluckstörungen bestmöglich eindämmen.
Trinknahrung im Alter
Auch im Alter kann Trinknahrung aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll sein. So wird Trinknahrung beispielsweise eingesetzt bei:
- Unter- und Mangelernährung im Alter allgemein
- Vor oder nach Operationen
- Gewichtsverlust (Kachexie)
- Tumorkachexie (Abmagerung durch Krebsleiden)
- Schluckstörungen (Dysphagien)
- Geschmacksstörungen
- Kauproblemen
- Entzündungen der Mundschleimhäute und des Rachens
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn
- Demenz
- Diabetes mellitus
- Appetitlosigkeit durch Krankheit oder medikamentöse Nebenwirkungen
Trinknahrung: Inhaltsstoffe & Zusammensetzung
In Trinknahrung sind alle lebensnotwendigen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, aber auch Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette in der richtigen Dosierung enthalten. Damit kann Trinknahrung den Energie- und Nährstoffbedarf des Körpers vollständig decken. Mitunter können der Trinknahrung auch Ballaststoffe zur Anregung der Verdauung beigemischt werden.
Entsprechend der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) setzt sich eine Trinknahrung hierzulande genauso zusammen wie eine gesunde, ausgewogene Ernährung, bei der Kohlenhydrate rund 50 Prozent, Fette maximal 30 Prozent und Eiweiß 10 bis 20 Prozent ausmachen. Als eiweißreich ist solche Trinknahrung gekennzeichnet, die mehr als 20 Prozent Eiweiß enthält.
Soll Trinknahrung bei Stoffwechselerkrankungen wie z. B. Diabetes, Morbus Crohn, Nierenschwäche und Leberzirrhose eingesetzt werden, ist Vorsicht geboten: Die Zusammensetzung der Trinknahrung muss dann unbedingt auf Krankheitsspezifika abgestimmt werden. Auskunft hierzu erteilt der zuständige Facharzt, die Apotheke oder ein ausgebildeter Ernährungsberater.
Gebrauchsfertige Trinknahrung in Fläschchen
Gebrauchsfertige Trinknahrung ist von den meisten Herstellern in kleinen Fläschchen mit rund 200 ml Trinknahrung erhältlich. Darin sind in konzentrierter Form alle wichtigen Nährstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate, Vitamine und Fette enthalten. 200 ml dieser gebrauchsfertigen Trinknahrung enthalten rund 300 kcal, hochkalorische Trinknahrung-Varianten enthalten bis zu 1.000 kcal pro 200 ml.
Sofern Betroffene eine bilanzierte Trinknahrung-Diät benötigen, empfehlen Ärzte oftmals 1 bis 3 Flaschen zusätzlich zur normalen Ernährung. Bei einer vollbilanzierten Diät entsprechen zwischen 5 und 8 Fläschchen dem Nährstoffbedarf eines gesunden Erwachsenen.
Trinknahrung als Pulver
Trinknahrung ist auch in Pulverform erhältlich. Häufig sind die Pulver in diversen Geschmacksrichtungen wie Vanille, Schokolade, Himbeere oder bestimmten Fruchtmischungen erhältlich, es gibt aber auch geschmacksneutrale Varianten. Für eine Portion von 200 ml werden z. B. acht Messlöffel des Trinknahrung-Pulvers in ein Glas Wasser eingerührt. Bei einer vollbilanzierten Diät erhält der Patient rund sieben bis acht Portionen dieser Größenordnung pro Tag.
Trinknahrung bei Laktoseintoleranz
Da das Eiweiß in Trinknahrung häufig aus Milcheiweiß gewonnen wird, benötigen Menschen mit Milcheiweißallergie ein laktosefreies Präparat: In laktosearmer bzw. laktosefreier Trinknahrung kommt z. B. Sojaeiweiß zum Einsatz. Wichtig ist, auf den genauen Laktosegehalt auf dem Etikett zu achten.
Weitere Formen von Trinknahrung
Trinknahrung lässt sich nicht nur trinken, sondern auch abwechslungsreich beim Kochen und Essen einsetzen: Für eine abwechslungsreiche Ernährung bietet es sich an, geschmacksneutrale Trinknahrung in Suppen, Joghurts und Puddings einzurühren. Ebenso existieren hochkalorische Andickungsmittel, um pürierte Speisen aus Energie- und Nährstoffsicht aufzupeppen und appetitlich in Form zu bringen.
Trinknahrung kaufen – Worauf sollte man achten?
Bekannte Hersteller von Trinknahrung sind bspw. Nutricia, Hipp, Nestlé, TransCare, Fresenius und Abbott. In Apotheken erhältlich sind sowohl freie als auch verordnungspflichtige Produkte. Der Preis für Trinknahrungspulver bewegt sich zwischen 7 bis 10 Euro pro 400-Gramm-Dose; geschmacksneutrale Andickungspulver sind geringfügig teurer. Gebrauchsfertige Trinknahrung in Fläschchen (meist 200 ml) ist oftmals in 24-er Packs erhältlich. Die Kosten für ein solches Paket liegen zwischen 30 und 50 Euro.
Insbesondere bei Vorerkrankungen wie Diabetes oder Nierenschäden empfiehlt sich der Arztbesuch dringend – Trinknahrung auf Rezept, die von den Kassen auch übernommen wird, erhalten Sie dort genau abgestimmt für Ihren spezifischen Bedarf.
Trinknahrung auf Rezept – Ist Trinknahrung verordnungsfähig?
In der Arzneimittelrichtlinie (AM-RL Abschnitt I, §§ 18-26) ist die Verordnungsfähigkeit von medizinischer Trinknahrung gesetzlich geregelt.
Voraussetzungen für die Verordnungsfähigkeit von Trinknahrung
Voraussetzung für die Verordnungsfähigkeit ist die „fehlende oder eingeschränkte Fähigkeit zur ausreichenden normalen Ernährung, wenn sonstige Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation nicht ausreichen.“
Trinknahrung auf Rezept
Trinknahrung wird von einem Arzt wie ein Arzneimittel verordnet: Patienten erhalten dafür ein Rezept, mit dem sie in der Apotheke die empfohlenen Trinknahrungs-Produkte erhalten können.
Verordnungsfähige Produkte
Folgende Produkte sind verordnungsfähig:
- Diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät).
- Produkte, die zur ausschließlichen Ernährung geeignet sind (vollbilanzierte Diät).
- Produkte, die einen Energiegehalt von mindestens 1 kcal/ml aufweisen.
Trinknahrung für Diabetiker
Trinknahrung für Menschen mit Diabetes mellitus nimmt Rücksicht auf die unzureichende Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse. Sie enthält in erhöhtem Maße ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen, Antioxidantien aus Vitamin C und E sowie komplexe Kohlenhydrate als Ballaststoff für eine langsame Verstoffwechselung. Diabetikergeeignete Trinknahrung kann nicht nur bei bestehendem Diabetes und reduzierter Glukose-Toleranz, sondern auch bereits im Vorfeld zur Vorbeugung angewendet werden. Diabetikergeeignete Trinkpulver gibt es in der Apotheke sowie vom Arzt als verordnungsfähige Trinknahrung auf Rezept.
Trinknahrung bei Demenz
Die abnehmende Gedächtnisleistung bei Demenz im Alter geht häufig mit einer Mangelernährung und allgemeinem Flüssigkeitsmangel einher: Wenn Betroffene Mahlzeiten vergessen, nicht mehr richtig kauen bzw. schlucken können, Mahlzeiten nicht mehr selbst zubereiten können oder die Nahrungszufuhr verweigern, kann die ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen und Kalorien nicht mehr sichergestellt werden. Zudem kann eine Schluckstörung die Nahrungszufuhr erschweren bzw. verhindern. Trinknahrung unterstützt Demenzkranke, indem sie den benötigten Energie- und Nährstoffbedarf deckt und dazu leicht verzehrbar und leicht verdaulich ist.
Trinknahrung bei CED wie Morbus Crohn
Bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) Morbus Crohn liegt eine chronisch-entzündete Darmschleimhaut vor. Die charakteristischen Symptome Durchfall und Bauchschmerzen werden häufig von Gewichtsverlust, Appetitmangel, Erbrechen und Übelkeit begleitet. Um Betroffenen mit einem entzündeten Verdauungsapparat zu helfen, sind spezielle Trinknahrungen das Mittel der Wahl, die je nach individuellem Bedarf ballaststofffrei sind und in Akutfällen auch als Sondennahrung verabreicht werden können.
3 Tipps für Angehörige: Wie können Sie Ihrem Angehörigen die Trinknahrung dauerhaft schmackhaft machen?
Sofern Patienten auf die dauerhafte Versorgung mit Trinknahrung angewiesen sind, kann der Geschmack für sie auf Dauer eintönig werden. Viele Patienten wünschen sich oft eine herzhafte Alternative, da Trinknahrung meistens süß schmeckt.
- Durch unterschiedliche Zubereitungsarten und Darreichungsformen von Trinknahrung kann der Speiseplan varriert werden. Reichen Sie die (hochkalorische) Trinknahrung mal als Getränk, mal als Suppe, Pudding oder Püree.
- Manche Patienten verlieren den Appetit, wenn sie allzu große Portionen an Essen sehen. Reichen Sie lieber kleinere Mengen, die dafür hochkalorisch sind und wichtige Nährstoffe, Proteine und Kalorien in hoher Dosierung enthalten.
- Vielen Patienten schmeckt Trinknahrung gekühlt am besten. Das macht sie weniger süß und kann eine willkommene Erfrischung für zwischendurch se