Inkontinenzmaterial: Artikel & Produkte zur Inkontinenzversorgung
Inhaltsverzeichnis
Das richtige Inkontinenzprodukt für jeden Zweck
Neben der ärztlichen Behandlung und physiotherapeutischen Maßnahmen kann Inkontinenzmaterial (umgangssprachlich auch „Inkomaterial“ genannt) Ihnen dabei helfen, Ihr Leben auch mit Inkontinenz unbeschwert zu genießen.
Für jede Form und jede Ursache von Inkontinenz gibt es verschiedene Inkontinenzprodukte. Einige davon sind speziell an die weibliche oder männliche Anatomie angepasst, andere sind Unisexprodukte.
So finden Sie das richtige Inkontinenzmaterial
Das richtige Inkontinenzhilfsmittel ist entscheidend für Ihr Wohlbefinden und Ihr Gefühl von Sicherheit im Alltag. Nehmen Sie sich deshalb Zeit bei der Auswahl und probieren Sie verschiedene Modelle aus. Besprechen Sie auch mit Ihrem Arzt, welche Optionen für Sie persönlich in Frage kommen.
Diese Fragen sollten Sie sich zunächst stellen:
- Haben Sie Harninkontinenz und/oder Stuhlinkontinenz?
- Handelt es sich um eine Belastungsinkontinenz oder eine Dranginkontinenz?
- Wie schwer ist die Inkontinenz?
- Ist die Inkontinenz in der Nacht oder am Tag stärker?
- Sind Sie regelmäßig körperlich aktiv?
- Benötigen Sie Hilfe beim Anlegen und Wechseln von Inkontinenzmaterial?
- Wie groß ist Ihr Bedürfnis an Sicherheit und Diskretion?
- Wie empfindlich sind die umliegenden Hautpartien (Hautreizungen, Wunden, Druckstellen)?
- Übernachten Sie oft auswärts?
Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, dann haben Sie einen guten Eindruck davon, was das Material bei Inkontinenz für Sie leisten muss und in welchen Situationen Sie welche Unterstützung benötigen.
Schweregrade von Harninkontinenz
Ein wichtiges Kriterium für die Suche nach dem richtigen Inkontinenz-Hilfsmittel ist die Schwere der Harninkontinenz. Entscheidend ist dabei die Menge des abgehenden Urins in einem Zeitraum von vier Stunden sowie der Grad der Kontrolle über den Harndrang.
Leichte Harninkontinenz

Von einigen Tropfen zwischen den Toilettengängen bis hin zu 100 ml in einem Zeitraum von ca. vier Stunden.
Empfohlene Saugfähigkeit des Produkts: 150 ml bis 300 ml
Mittlere Inkontinenz

Unregelmäßiger Abgang von Urinmengen bis zu 200 ml in einem Zeitraum von vier Stunden. Der Harndrang lässt sich nicht unterdrücken.
Empfohlene Saugfähigkeit des Produkts: 300 ml bis 700 ml
Schwere Inkontinenz

Sehr große Blasenentleerungen von mehr als 200 ml innerhalb von vier Stunden. Kein Kontrollgefühl, aber die Blase leert sich nur teilweise.
Empfohlene Saugfähigkeit des Produkts: über 1000 ml
Sehr schwere Inkontinenz

Der gesamte Blaseninhalt entleert sich vollkommen unkontrolliert und stetig.
Empfohlene Saugfähigkeit des Produkts: über 1500 ml
Hilfsmittel für Harninkontinenz im Überblick
Inkontinenzmaterial lässt sich nach seiner Funktionsweise in vier Kategorien unterteilen. Welche Produkte für Sie in Frage kommen, hängt von der Art und Schwere Ihrer Inkontinenz sowie Ihrer Lebensweise und Ihren persönlichen Vorlieben ab.
Erfahren Sie im Folgenden, welche Inkontinenzartikel es in den jeweiligen Kategorien gibt, für wen diese geeignet sind und worauf Sie achten sollten.
Manche Betroffene versuchen, Inkontinenz mithilfe von Monatsbinden zu versorgen. Allerdings haben diese eine zu geringe Saugfähigkeit und eignen sich dafür kaum. Setzen Sie lieber auf richtige Inko-Produkte, damit Sie sich wirklich sicher fühlen können.
1. Aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel
Ein Großteil der Inkontinenz-Patienten entscheidet sich für aufsaugende Hilfsmittel. Sie sind in verschiedenen Varianten und Stärken verfügbar, die eines gemeinsam haben: Sie sind einfach zu nutzen, sicher und diskret.
Arten von aufsaugenden Inkontinenzhilfsmitteln:
- Inkontinenzeinlagen
- Inkontinenzvorlagen mit Fixierhosen
- Inkontinenzhosen und Pants
- Windeln und Inkontinenzslips
- Inkontinenzunterlagen
Der Aufbau ist bei allen aufsaugenden Inkontinenzhilfsmittel ähnlich: Auf der Außenseite besitzen sie eine undurchlässige Folie zum Schutz der darüberliegenden Kleidung. Auf der Innenseite sorgt ein weiches Vlies für ein angenehmes Hautgefühl und leitet die austretende Flüssigkeit rasch an den Kern weiter. Der Saugkern enthält unter anderem Superabsorber – ein Material, das große Mengen Flüssigkeit als Gel binden kann.
Inkontinenzeinlagen
Inkontinenzeinlagen werden innen in die Unterwäsche eingeklebt und saugen dort eine gewisse Menge an Flüssigkeit auf. Sie funktionieren also ähnlich wie Menstruationsbinden, haben aber einen viel stärkeren Saugkern. Und sie sind auch als Variante für Männer verfügbar.
Die Einlagen sind besonders klein, praktisch und diskret. Ausreichende Sicherheit bieten sie aber nur bei einer leichten bis mittleren Harninkontinenz.
Inkontinenzvorlagen mit Fixierhosen
Vorlagen sind leistungsfähiger als Einlagen und benötigen deshalb eine Netzhose oder Fixierhose, um fest an der richtigen Stelle platziert zu werden. Gewechselt werden muss dann zumeist nur die Inkontinenzvorlage, was den Vorgang ebenfalls sehr einfach macht.
Auch die Vorlagen gibt es in Varianten für Frauen und für Männer. Sie eignen sich bei mittlerer bis schwerer Harninkontinenz.
Inkontinenzhosen und Pants
Inkontinenzhosen oder Inkontinenz-Pants umfassen den gesamten Intimbereich, ähnlich wie eine Unterhose. Auf die gleiche Arte werden sie auch angezogen, das heißt Sie schlüpfen mit beiden Beinen in das jeweilige Loch.
Zum Wechseln können Sie die Pants allerdings einfach an den Seiten aufreißen und entsorgen. Die Inkontinenzhosen bieten bei allen Formen und Schweregraden von Inkontinenz große Sicherheit und viel Komfort.
Windeln und Inkontinenzslips
Windeln, auch „Windelhosen“ oder „Inkontinenz-Slips“ genannt, werden beim Anziehen an den Seiten mit Klebe- oder Klettstreifen verschlossen. So lassen sie sich besonders einfach anlegen, auch bei weniger beweglichen oder bettlägerigen Personen.
Sie bieten bei jeder Art und Schwere der Inkontinenz guten Schutz. Zusätzliche Tipps zur Nutzung im Pflegealltag finden Sie im Ratgeber Inkontinenzwindeln.
Inkontinenzunterlagen
Bettschutzeinlagen sind kein Ersatz für andere Inkontinenzhilfsmittel, aber sie sind eine gute Ergänzung. Sie decken zumeist den Hüftbereich auf der Matratze ab und sorgen dafür, dass die Matratze sauber bleibt.
2. Funktionell-anatomische Hilfsmittel bei Inkontinenz
Einige Betroffene spüren ihren Harndrang zwar noch selbst, können den Urin aber nicht mehr zuverlässig einhalten. Als möglicher Grund hierfür kommt zum Beispiel eine schwache Beckenbodenmuskulatur, bei Frauen auch eine durch Schwangerschaft abgesenkte Gebärmutter in Frage.
Bestimmte Krankheiten oder Operationen im Unterleib können ebenfalls dazu führen, dass Blasenschließmuskel oder Harnröhre nicht mehr optimal funktionieren. Für diese Fälle stehen Ihnen verschiedene funktionell-anatomische Hilfsmittel zur Verfügung, welche die normale Blasenfunktion unterstützen.
Funktionell-anatomische Inko-Produkte für Frauen
Für Frauen mit leichterer Harninkontinenz gibt es unterschiedliche funktionell-anatomische Inkontinenzhilfsmittel. Dabei wird entweder Druck auf die Harnröhre ausgeübt oder diese von innen blockiert. Der Vorteil: Die Hilfsmittel sind absolut diskret und von außen unsichtbar.
Eine Variante sind Inkontinenztampons aus speziellem Kunststoffschaum oder Pessare aus Silikon. Beide Hilfsmittel werden in die Vagina eingesetzt und stützen dort den Blasenhals. So wird temporär der Harnverlust verhindert. Beide Hilfsmittel gibt es in unterschiedlichen Ausführungen.
Eine andere Möglichkeit bieten Harnröhren-Plugs für Frauen („Harnröhrenstöpsel“). Bei diesem Einwegartikel wird ein individuell angepasster Schlauch aus Silikon mit einer Einführhilfe in die Harnröhre eingebracht. An seinem Ende befindet sich ein Ballon, der sich über die Einführhilfe entfalten lässt, um die Entleerung der Blase zu verhindern.
Funktionell-anatomische Inko-Produkte für Männer
Für Männer mit leichterer Harninkontinenz gibt es Hilfsmittel, die durch Druck von außen gezielt die Harnröhre am Penis verschließen. Zu diesen Hilfsmitteln gehören die Penisklemme und das Penisbändchen. Wichtig ist bei beiden Systemen, dass sie regelmäßig geöffnet werden müssen, um Urin abzulassen.
Die Penisklemme besteht aus einem flexiblen Kunststoffring, der ein elastisches Klettband in Position hält und auf die Harnröhre drückt. Dabei wird ungewollter Harnverlust verhindert, ohne jedoch die Durchblutung im Penis zu beeinträchtigen.
Ähnlich funktioniert das Inkontinenz-Hilfsmittel Penisbändchen. Es besteht aus einem schmalen Klettband, welches durch einen kleinen Ballon leichten Druck auf die Harnröhre ausübt und diese dadurch verschließt. Zum Wasserlassen wird der Ballon vorsichtig entleert, um den Druck wieder abzubauen.
3. Toilettenhilfen bei Inkontinenz
Nicht alle Patienten mit Inkontinenz sind noch so mobil, dass sie eigenständig eine gewöhnliche Toilette aufsuchen können. In diesem Fall kann eine Toilettenhilfe von Vorteil sein, um zwischendurch bewusste Toilettengänge zu erledigen.
Wenn der Gang zur Toilette Ihnen zwar Schwierigkeiten bereitet, aber theoretisch möglich ist, kommt eine Toilettensitzerhöhung in Frage, die direkt auf die Toilette montiert wird und ein leichteres Sitzen sowie Aufstehen ermöglicht.
Analog dazu gibt es mobile Toilettenstühle für den Toilettengang ohne langen Weg zur Toilette. Im Anschluss muss der Auffangbehälter des Toilettenstuhls gereinigt werden.
Wenn Sie nahezu oder ganz bettlägerig sind, können Urinflaschen und Steckbecken (Bettpfannen) eine Lösung sein. Sie ermöglichen den Toilettengang ganz ohne Aufstehen.
4. Ableitende Hilfsmittel bei Inkontinenz
Bei schwerer oder sehr schwerer Harninkontinenz sind funktionell-anatomische Hilfsmittel und Toilettenhilfen keine sinnvolle Versorgung. Als Ergänzung zu oder anstelle von aufsaugenden Hilfsmitteln können in solchen Fällen ableitende Hilfsmittel in Frage kommen.
Diese Hilfsmittel leiten Harn gezielt ab, zum Beispiel in einen Urinbeutel oder die Toilette.
Zu den ableitenden Inkontinenz-Hilfsmitteln zählen nicht nur invasive Systeme, die in den Körper eingeführt werden müssen (Blasenkatheter), sondern auch nicht-invasive Hilfsmittel, die von außen am Körper getragen werden (Urinalkondome).
Zu den ableitenden Hilfsmitteln gehören:
- Blasenkatheter
- Urinalkondom
- Urinbeutel
Blasenkatheter
Ein Blasenkatheter ist ein Schlauch, der von außen in die Blase der Person eingeführt wird und dort für längere Zeit verbleibt. Über den Schlauch wird Urin direkt aus der Blase und ohne Hautkontakt abgeleitet.
Bei Harninkontinenz kommen diese Katheter in Frage:
• Einmalkatheter für die direkte Entleerung
• Dauerkatheter durch die Harnröhre
• Suprapubischer Blasenkatheter durch die Bauchdecke
Der Einmalkatheter wird von Ihnen selbst oder einer Pflegeperson über die Harnröhre eingeführt, entleert die Blase vollständig und wird anschließend wieder gezogen (Intermittierender Katheterismus). Der Vorteil des Einmalkatheters bei Inkontinenz liegt darin, dass Sie die Blase auch ohne Kontrolle über den Harndrang gezielt entleeren können.
Der Dauerkatheter wird meistens von geschultem Pflegepersonal gelegt und kann, je nach Material, mehrere Wochen oder sogar Monate dort verbleiben. Urin sammelt sich dann nicht mehr in der Blase, sondern wird direkt abgeleitet.
Der suprapubische Blasenkatheter verläuft nicht durch die Harnröhre, sondern gelangt durch die Bauchdecke in die Blase. Gelegt und gewechselt wird er in einer kleinen Operation nur durch geschultes Personal. Der Vorteil ist, dass dieser Katheter sehr lange verbleiben kann und die Harnröhre umgeht, falls hier eine Fehlunktion vorliegt.
Bei allen Arten von Katheterversorgung spielt Hygiene eine entscheidende Rolle, um schmerzhafte Infektionen zu vermeiden. Informieren Sie sich über das Thema Katheterpflege und lassen Sie sich vom Arzt oder von einer Pflegefachkraft den Umgang mit den Hilfsmitteln zeigen.
Urinalkondom
Das Urinalkondom stellt eine nicht-invasive Option für Männer mit Harninkontinenz ohne Kontrolle über ihren Harndrang dar. Hierbei wird ein kondomartiger Überzieher über den Penis gestreift und mit einem hautfreundlichen Kleber fixiert.
Urinalkondome sind am Ende mit einem Schlauch versehen, welcher den ablaufenden Urin in einen Beutel leitet. Moderne Produkte können bis zu 48 Stunden getragen werden, ohne Hautirritationen zu verursachen.
Ja, es gibt auch vergleichbare Urinalkondom-Produkte für Frauen, die ebenfalls geklebt werden. Allerdings ist die Handhabung aufgrund der weiblichen Anatomie schwieriger. Verwendung finden diese Produkte seltener bei Inkontinenz und öfter im Sport, zum Beispiel beim Segelfliegen.
Urinbeutel
Der Urinbeutel dient als Auffangbehältnis, wenn der Urin bei der Anwendung eines Katheters oder eines Urinalkondoms nicht direkt in die Toilette abgeleitet wird. Unterschieden wird dabei zwischen Beinbeutel und Bettbeutel.
Der Beinbeutel wird meist mit einer Manschette um den Oberschenkel oder an der Hüfte unter der Kleidung getragen. Damit sind Sie weitgehend mobil.
Bei bettlägerigen Personen kommt eher der Bettbeutel mit Tropfkammer zum Einsatz, der am Kranken- oder Pflegebett befestigt wird. Je nach Produkt sind unterschiedliche maximale Tragezeiten zu beachten (24 Stunden bis 14 Tage).
Stuhlinkontinenz-Hilfsmittel
Viele Stuhlinkontinenz-Patienten ziehen sich aus Scham zurück und meiden häufig Aktivitäten mit anderen Menschen oder außerhalb der eigenen vier Wände. Um eine soziale Isolation zu verhindern und für mehr Lebensqualität zu sorgen, stehen Betroffenen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung.
Wichtige Stuhlinkontinenz-Hilfsmittel sind:
- Aufsaugendes Inkontinenzmaterial
- Analtampon
- Stuhlauffangbeutel (Fäkalkollektor)
- Anale Irrigation
Diese Hilfsmittel können die Stuhlinkontinenz zwar nicht heilen, aber sie geben Betroffenen ein sichereres Gefühl im Alltag zurück. Auch für Pflegende sind Stuhlinkontinenz-Hilfsmittel eine große Hilfe im Pflegealltag.
Aufsaugendes Inkontinenzmaterial bei Stuhlinkontinenz
Personen, die unter einer Stuhlinkontinenz leiden, können auf aufsaugendes Inkontinenzmaterial zurückgreifen. Bei einer Stuhlinkontinenz eignen sich besonders die umschließenden Systeme. Dazu zählen beispielsweise Produkte wie Inkontinenzhosen oder Inkontinenzslips (umgangssprachlich auch Windeln für Erwachsene).
Beide Systeme umschließen den gesamten Unterleib, ähnlich wie eine Unterhose. Dadurch, dass sie großflächig sind und viel Flüssigkeit aufnehmen können, bieten sie einen sicheren Schutz. Wichtig ist aber, dass Sie die Produkte oft wechseln, damit die Haut nicht lange in Kontakt mit den Darminhalten kommt.
Als Ergänzung können Sie auf Bettschutzeinlagen zurückgreifen. Diese schützen die Matratze und andere Oberflächen , falls doch einmal etwas austritt.
Analtampon
Der Analtampon ist ein diskretes Hilfsmittel, das vorrangig bei einer Stuhlinkontinenz durch einen geschwächten Schließmuskel eingesetzt. Der Tampon verschließt temporär den Darmausgang und verhindert so den unkontrollierten Verlust von festem Stuhl.
Der Analtampon besteht meistens aus hautverträglichem Schaumstoff. Wie ein Zäpfchen kann er selbstständig in das Rektum eingeführt werden. Der Vorteil ist, dass keine unangenehmen Gerüche austreten können.
Stuhlauffangbeutel (Fäkalkollektor)
Stuhlauffangbeutel (Fäkalkollektoren) funktionieren vom Prinzip her wie Stoma-Beutel. Das Hilfsmittel ist eine hygienische Lösung für bettlägerige Patienten, die unter einer Stuhlinkontinenz leiden. Dabei handelt es sich um einen Beutel, der über dem After platziert wird und den Stuhl aufnimmt. Dadurch können keine unangenehmen Gerüche austreten.
Im Gegensatz zu aufsaugendem Inkontinenzmaterial, kommt die Haut dadurch gar nicht erst mit dem Stuhl in Berührung. So werden Hautirritationen von Anfang an verhindert. Der Fäkalkollektor wird in verschiedenen Ausführungen angeboten und kann ein Volumen von bis zu 1000 Millilitern fassen.
Anale Irrigation
Die anale Irrigation (auch: transanale Irrigation) ist ein Verfahren zur kontrollierten Darmentleerung. Dabei wird über den Anus Flüssigkeit in den Darm geleitet. Der Darm wird so etwas angefüllt und dadurch der natürliche Reflex zur Entleerung angeregt. Stuhl und Flüssigkeit werden so ausgeschieden.
Das Hilfsmittel für die anale Irrigation besteht aus einem Rektalkatheter, einem Schlauch, einem Wasserbehälter und einer Pumpe. Das kann entweder eine Handpumpe oder ein elektrisches Gerät sein.
Bei Stuhlinkontinenz ermöglicht die anale Irrigation ein gezieltes Entleeren des Darms, auch wenn keine bewusste Steuerung der Ausscheidungsorgane mehr möglich ist. Ein auf diese Weise gründlich entleerter Darm ermöglicht Ihnen im Anschluss eine ausscheidungsfreie Zeit von bis zu 48 Stunden.
Inkontinenzmaterial auf Rezept
Gemäß Paragraf 33 des Fünften Sozialgesetzbuches (SGB V) können gesetzlich Krankenversicherte mit Inkontinenz unter bestimmten Voraussetzungen einen Zuschuss ihrer Krankenkasse für Inkontinenz-Artikel erhalten.
Die gängigen Produkte sind im Hilfsmittelverzeichnis & Hilfsmittelkatalog in der Produktgruppe 15 gelistet.(1) Sie können im Einzelfall aber auch Produkte nutzen und erstattet bekommen, die dort nicht aufgeführt werden.
Voraussetzungen für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Um den Zuschuss zu erhalten, brauchen Sie eine ärztliche Verordnung für Inkontinenzmaterial. Benötigen Sie eine langfristige Inkontinenzversorgung, lassen Sie sich am besten eine Dauerverordnung für Inkontinenzmaterial ausstellen.
Das Rezept muss folgende Informationen enthalten:
- Diagnose einer mindestens mittleren Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
- Monatlicher Bedarf an Inkontinenzprodukten
- Bezeichnung der Inkontinenzmaterialien
- Voraussichtlicher Behandlungszeitraum
- Medizinische Notwendigkeit der Verwendung von Inkontinenzhilfen
- Grund, warum das Hilfsmittel erforderlich ist (Beispiel: Vermeidung von Folgeerkrankungen)
Rezept für Inkontinenzmaterial: Muster
Hier sehen Sie beispielhaft ein Rezept, das für eine Inkontinenzversorgung mit aufsaugenden Artikeln ausgestellt wurde:

Inkontinenzprodukte auf Rezept – So funktioniert es:
Damit Ihre Krankenkasse die Kosten für das Inkontinenzmaterial übernimmt, sind folgende Schritte erforderlich:
- Rezept einholen: Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden. Wenn dieser Ihren Bedarf sieht, wird er Ihnen ein Rezept für eine oder mehrere Arten von Inkontinenzmaterial ausstellen.
- Rezept einreichen: Reichen Sie das Rezept bei der Apotheke, einem Sanitätshaus oder einem Online-Shop ein. Manche Krankenkassen haben feste Vertragspartner, bei denen Sie die Rezepte einlösen müssen. Informieren Sie sich dazu vorab.
- Testpakete in Anspruch nehmen: Sie haben das Recht, verschiedene Inkontinenzartikel auszuprobieren, um durch Testen das richtige Produkt zu finden. Fragen Sie also zu Beginn nach Testpaketen oder verschiedenen Probeartikeln.
- Inkontinenzartikel erhalten: Sie erhalten das Inkontinenzmaterial entweder direkt vor Ort oder bekommen die Ware nach Hause geliefert. Dabei leisten Sie die gesetzliche Zuzahlung für Hilfsmittel direkt an den Versorger. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Regelversorgung mit Inkontinenzmaterial.
Inkontinenz ist leider immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Deshalb wissen relativ wenige Betroffene von der Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung, weil sie nicht mit ihren Familien oder einem Arzt über ihre Inkontinenz sprechen.

Zuzahlung bei Inkontinenzmaterial
Inkontinenzmaterialien zählen zu den sogenannten Verbrauchshilfsmitteln. Daher bekommen Versicherte die medizinisch erforderlichen Inkontinenzhilfen grundsätzlich von ihrer Krankenkasse erstattet.
Versicherte ab 18 Jahren müssen jedoch, wie bei allen Hilfsmitteln, eine gesetzlich vorgeschriebene Zuzahlung leisten. Das bedeutet: Sie müssen zehn Prozent der Kosten für Inkontinenzartikel selbst tragen, jedoch maximal zehn Euro pro Monat.(2)
Zuzahlungsbefreiung
Grundsätzlich müssen alle Versicherten ab 18 Jahren die gesetzliche Zuzahlung leisten. Kinder und Jugendliche sind von der Zuzahlung befreit.
Für Erwachsene gibt es die Möglichkeit, im laufenden Jahr von der Zuzahlung befreit zu werden, sofern sie ihre persönliche Belastungsgrenze überschritten haben. Wie hoch Ihre Belastungsgrenze ist, wie Sie diese berechnen und wann Sie den Antrag bei Ihrer Krankenkasse stellen, erfahren Sie im Ratgeber Zuzahlungsbefreiung.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Inkontinenzmaterial?
Inkontinenzmaterial sind hygienische Produkte, die unkontrolliert austretenden Urin oder Stuhl auffangen, kontrolliert ableiten oder zur bewussten Kontrolle von Harndrang und Stuhldrang (Kontinenz) beitragen. Menschen mit Inkontinenz gewinnen dadurch viel Lebensqualität und vermeiden Folgeerkrankungen.
Welche Inkontinenzmaterialien gibt es?
Die beliebtesten Inkontinenzprodukte sind aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel. Die gibt es in verschiedenen Größen und Stärken von der dünnen Einlage bis hin zu umfassenden Inkontinenzhosen und Inkontinenzwindeln.
Darüber hinaus gibt es funktionell-anatomische Hilfsmittel, die die natürliche Haltefunktion (Kontinenz) unterstützen. Außerdem Toilettenhilfen zur Erleichterung des Toilettengangs und ableitende Hilfsmittel, die einem kontrollierten Ableiten von Harn oder Stuhl dienen.
Wo bekomme ich Inkontinenzmaterial?
Das kommt auf das Material und Ihren Bedarf an. Haben Sie nur eine leichte Blasenschwäche, reichen möglicherweise Inkontinenzeinlagen aus Drogeriemärkten aus. Bei stärkeren Formen der Inkontinenz können Sie das ärztliche Rezept in Apotheken, Sanitätshäusern oder Online-Händlern einlösen.
Mit einem ärztlichen Rezept erstattet Ihnen die Krankenkasse in der Regel die Kosten. Dazu müssen Sie das Inkontinenzmaterial allerdings von einem Vertragspartner Ihrer Krankenkasse beziehen. Sprechen Sie daher vorab mit Ihrer Krankenkasse, mit welchen Anbietern sie zusammenarbeitet.
Wer bezahlt Inkontinenzmaterial?
Ihre Krankenkasse ist für Ihre medizinisch notwendige Versorgung mit Inkontinenzprodukten zuständig. Voraussetzung ist, dass Sie ein entsprechendes Rezept vom Arzt haben. Dann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Grundversorgung mit den verschriebenen Inkontinenzmaterialien.
Wird Inkontinenzmaterial von der Krankenkasse bezahlt?
Inkontinenzmaterial zählt zu den sogenannten Verbrauchshilfsmitteln. Versicherte erhalten deshalb medizinisch erforderliche Inkontinenzhilfen grundsätzlich von der Krankenkasse erstattet. Versicherte ab 18 Jahren müssen jedoch die gesetzlich vorgeschriebene Zuzahlung von 10 Prozent leisten.
Voraussetzung ist, dass Sie ein ärztliches Rezept für das entsprechende Inkontinenzmaterial haben. Außerdem haben manche Krankenkassen feste Vertragspartner für die Inkontinenzversorgung. In diesem Fall müssen Sie Ihre Rezepte dort einreichen, um die Kosten erstattet zu bekommen.
Wann zahlt die Krankenkasse Inkontinenzmaterial?
Die Krankenkasse bezahlt Inkontinenzmaterial, wenn es medizinisch notwendig ist. Das heißt, dass ein Arzt in einem Rezept mindestens eine mittlere Harninkontinenz oder eine Stuhlinkontinenz attestiert und bestimmte Inkontinenzprodukte verschrieben hat.
Was zahlt die Krankenkasse an Inkontinenzmaterial?
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Versicherten die medizinisch notwendigen Produkte, die vom Arzt verordnet wurden. Dabei handelt es sich um Inkontinenzartikel, die zur Grundversorgung dienen.
Versicherte ab 18 Jahren zahlen dabei die gesetzliche Zuzahlung in Höhe von zehn Prozent, aber maximal zehn Euro im Monat. Die Mehrkosten bei höherwertigen oder mehr Produkten als medizinisch notwendig müssen Sie selbst bezahlen (Aufzahlung).
Wer zahlt für Inkontinenzmaterial im Pflegeheim?
Kosten für Inkontinenzmaterial übernimmt grundsätzlich die Krankenkasse. Das gilt auch im Pflegeheim. Allerdings werden in Pflegeheimen zur Erleichterung der Pflege manchmal auch Inkontinenzhilfen eingesetzt, die nicht medizinisch notwendig sind, also nicht vom Arzt verschrieben wurden. In diesem Fall muss das Heim die Kosten tragen.
Manche Pflegeheime vereinbaren mit Krankenkassen eine sogenannte Inkontinenzpauschale. Dann werden alle Inkontinenzhilfsmittel pauschal darüber abgerechnet und die Kosten müssen nicht mehr für jeden einzelnen Bewohner aufgeschlüsselt werden.
Wieviel Inkontinenzmaterial steht mir zu?
Das ist individuell. Ihre Krankenkasse garantiert Ihre medizinisch notwendige Versorgung mit Inkontinenzprodukten. Dazu brauchen Sie ein Rezept, auf dem der Arzt vermerkt, wie viel Inkontinenzmaterial Sie pro Monat benötigen. Die Kosten für diese sogenannte Grundversorgung übernimmt die Krankenkasse.
Wieviel Inkontinenzmaterial benötigt man pro Tag?
Wieviel aufsaugendes Inkontinenzmaterial Sie pro Tag benötigen, hängt von der Art und Schwere Ihrer Inkontinenz ab. Aber auch die Hilfsmittelart ist entscheidend. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden, sodass er Ihnen ein Rezept mit Ihrem individuellen Bedarf an Inkontinenzmaterialien ausstellen kann.
Wie oft muss ich Inkontinenzmaterial wechseln?
Prinzipiell muss Inkontinenzmaterial gewechselt werden, sobald sich die Nässe staut, also das Produkt sich von innen feucht anfühlt. Oder, bei Stuhlinkontinenz, wenn es Stuhl enthält. Als grober Richtwert gilt ein Wechsel alle 4 Stunden. Längere Tragezeiten sind in Ordnung, solange das Material trocken bleibt und die Haut nicht unnötig belastet wird.