Miktionsprotokoll und Trinkprotokoll: Definition
Der Begriff Miktionsprotokoll wird häufig als Synonym für ein Trinkprotokoll verwendet. Genau genommen ist dies aber nicht ganz richtig. Miktion bezeichnet die Entleerung der Harnblase, daher nennen es manche auch Urinprotokoll. In einem Miktionsprotokoll oder auch Miktionstagebuch dokumentieren Sie detailliert Ihren Harnabgang. Ein Miktionsprotokoll umfasst meistens auch ein Trinkprotokoll. Hier drin halten Sie fest, wie viel Flüssigkeit Sie oder Ihr Angehöriger zu welcher Uhrzeit zu sich genommen haben.
Das Miktionstagebuch ist eine wichtige Grundlage für die Diagnose und Therapie der Inkontinenz, insbesondere der Harninkontinenz.
Trinkprotokoll und Miktionsprotokoll: Kostenlose Muster-Vorlage
Üblich in einem Miktionsprotokoll sind folgende Angaben:
- Uhrzeit: Zu welcher Uhrzeit wurde getrunken?
- Trinkmenge: Wie viel wurde getrunken?
- Harnmenge: Wie viel Urin wurde gelassen?
- Harndrang: Wurde vor dem Wasserlassen ein Harndrang verspürt?
- Urinverlust: Kam es zu einem gewollten oder ungewollten Urinverlust?
Anleitung für Ihr Trink- und Miktionsprotokoll mit Tipps zum Ausfüllen
Damit Sie mit der Dokumentation direkt beginnen können, geben wir Ihnen eine kleine Anleitung zum Ausfüllen an die Hand. Dazu vorab noch zwei grundlegende Protokoll-Tipps:
- Wann Sie am besten protokollieren:
Füllen Sie das Miktionsprotokoll am besten gleich nach dem Trinken beziehungsweise Harnlassen aus. Wenn Sie die Daten nur einmal am Tag gesammelt eintragen, besteht die Gefahr, dass Sie etwas vergessen oder ungenaue Angaben machen. - Wie lange Sie am besten protokollieren:
Ein Miktionsprotokoll sollten Sie über einen Zeitraum von mindestens drei bis 14 Tagen führen. Sinnvollerweise wählen Sie dafür eine Phase, in der Sie oder Ihr Angehöriger in gewohnter Umgebung sind und der Alltag in üblichen Bahnen verläuft. In der Phase des Protokollierens ist es wichtig, dass Sie die Flüssigkeitsaufnahme sowie Flüssigkeitsabgabe bewusst wahrnehmen und sich auf diese Vorgänge gezielt konzentrieren können.
Die Trinkmenge bestimmen
Die Trinkmenge tragen Sie in Milliliter ein. Sollten Sie keinen Becher mit Mess-Skala nutzen, können Sie auch Angaben wie „halbe Tasse“ einfügen. Jedoch sollten Sie möglichst immer dieselbe Tasse verwenden beziehungsweise eine Tasse mit derselben Füllmenge.
Die Harnmenge bestimmen
Um die Harnmenge beim Toilettengang ganz genau zu messen, ist ein Messbecher hilfreich. Hier reicht ein einfacher Messbecher aus dem Supermarkt (Kostenpunkt: circa 1 Euro). Nur grobe Schätzungen führen zu Fehleinschätzungen. Inkontinenzvorlagen können Sie ebenfalls wiegen und damit das Protokoll führen.
Protokollieren Sie die Harnmenge am besten mit folgenden Kürzeln:
- X steht für sehr wenig (Tropfen)
- XX steht für wenig
- XXX steht für viel
Ein Beispiel zum Vergleich: Im Durchschnitt scheidet ein Erwachsener etwa ein 1,5 bis zwei Liter pro Tag aus. Pro Blasenentleerung sind das etwa 200 bis 400 Milliliter.
Harndrang protokollieren
In der Spalte zum Harndrang tragen Sie ein, ob vor dem Wasserlassen ein Drang beziehungsweise Blasendruck zu verspüren war oder nicht.
Wie stark der ausgeprägt war, können Sie mithilfe von folgenden Kürzeln eintragen:
- X steht für schwach
- XX steht für mittel
- XXX steht für stark
Ungewollten Urinverlust eintragen
Bei einem ungewollten Urinverlust dokumentieren Sie ebenfalls die Harnmenge. Diese können Sie zum Beispiel daran ablesen, wie feucht die Wäsche oder das Inkontinenzmaterial war:
- X steht für Tropfen
- XX steht für sehr feucht
- XXX steht für sehr nass
Für das Arztgespräch ist es sehr hilfreich, wenn Sie den Grund für das ungewollte Wasserlassen benennen können. Das geht natürlich nur, wenn Sie den Grund auch kennen. Bei einer Stressinkontinenz (eine Form der Harninkontinenz) verlieren Betroffene beispielsweise ungewollt Urin bei körperlicher Belastung. Etwa beim Husten oder Heben.
Trink- und Miktionsprotokoll: Auswertung
Die Auswertung des Miktionstagebuchs sollte ein Facharzt der Urologie oder Gynäkologie oder eine Kontinenzfachkraft im Beckenbodenzentrum übernehmen. Mithilfe der Notizen über das Trinkverhalten und Wasserlassen ist eine erste Diagnose möglich. Denn die Informationen über die Trinkmenge, Toilettengänge und unkontrolliertes Wasserlassen erlauben häufig Rückschlüsse auf Verhaltensweisen, die eine Inkontinenz begünstigen können. In manchen Fällen trägt deshalb schon eine Umstellung der Trinkgewohnheiten zur Linderung der Beschwerden bei.
Im Laufe einer Behandlung kann es erforderlich werden, dass Sie wiederholt ein Miktionsprotokoll erstellen. Denn durch solche eine Dokumentation lassen sich mögliche Behandlungserfolge leichter ablesen.
In der Regel wird der Facharzt parallel zur Auswertung des Miktionsprotokolls weitere klinische Untersuchungen bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen vornehmen, um Fehlfunktionen der Blase auf den Grund zu gehen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Blasenspiegelung
- Laboruntersuchungen
- Urinuntersuchungen
- Sonografie oder andere bildgebende Verfahren
- Neurologische Untersuchungen
Trinkprotokoll für Senioren
Besonders im Alter ist es wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Denn ältere Menschen können weniger Durst verspüren und mehr Flüssigkeit am Tag ausscheiden. Wenn über eine längere Zeit wenig getrunken wird, können diese Beschwerden auftreten:
- Verwirrung, Schwindel und Schwäche
- Kreislaufprobleme
- Mundtrockenheit
- Verstopfung
In der stationären Altenpflege gehört ein Trinkprotokoll daher zum festen Tagesablauf. Die Dokumentation übernehmen Mitarbeitende des Pflegeheims.
In der ambulanten Pflege wird ein Trinkprotokoll seltener geführt. Pflegende Angehörige gehen einer Menge an unerlässlichen Aufgaben nach. So bleibt unter Umständen wenig Zeit, das Trinkverhalten der pflegebedürftigen Person zu dokumentieren. Wenn Sie bisher noch kein Trinkprotokoll geführt haben, starten Sie doch mal den Versuch.
Miktionsprotokoll-Apps: Damit sind Sie immer mobil
Je nach Pflegesituation kann es lästig werden, das Trink- und Miktionsprotokoll in Papierform auszufüllen und immer mit sich herumzutragen.
Noch einfacher gelingt die Dokumentation mithilfe einer digitalen Anwendung beziehungsweise App. Auf dem Markt finden Sie verschiedene Digitale Apps für die Pflege & Gesundheit, die zum Teil sowohl für Betroffene als auch für Pflegepersonen entwickelt wurden.
Derzeit gehören zu möglichen Apps etwa „SeniControl“ oder „Mic Chart“ sowie „Uroli“ für Android oder iPhone (Stand: 2022).
Vorteile einer Miktionsprotokoll-App
Eine digitale Miktionsprotokoll-App ist ähnlich aufgebaut wie ein analoges Miktionsprotokoll, nur bietet ein digitales Protokoll per App gewisse Vorteile:
Trink- und Miktionsprotokoll: Expertenstandard
Auch das Deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) widmet sich ausführlich dem Thema Harninkontinenz. Das DNQP hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Pflegerat bisher sieben sogenannte Expertenstandards zu bestimmten Themen in der stationären sowie ambulanten Pflege entwickelt.
Im Expertenstandard „Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“ stehen auch Vorgaben für das Miktionsprotokoll. Mithilfe des „Miktionsprotokolls-Expertenstandard“ erstellen Mitarbeitende in der professionellen Altenpflege individuelle Kontinenzprofile von Betroffenen. Auf der Grundlage der gesammelten Daten können sie schließlich ablesen, welche Faktoren eine Inkontinenz verstärken oder zur Linderung beitragen.(1)
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Miktionsprotokoll?
In einem Miktionsprotokoll dokumentieren Sie Ihren Harnabgang sowie Ihr Trinkverhalten. Miktion steht für die Blasenentleerung.
Was trage ich in einem Miktionsprotokoll ein?
Üblich in einem Miktionsprotokoll sind folgende Angaben:
- Uhrzeit: Zu welcher Uhrzeit wurde getrunken?
- Trinkmenge: Wie viel wurde getrunken?
- Harnmenge: Wie viel Wasser wurde gelassen?
- Harndrang: Wurde vor dem Wasserlassen ein Harndrang verspürt?
- Urinverlust: Kam es zu einem gewollten oder ungewollten Urinverlust?
Wann dokumentiere ich am besten bei einem Miktionsprotokoll?
Füllen Sie das Miktionsprotokoll am besten gleich nach dem Trinken oder Harnlassen aus. Wenn Sie die Daten nur einmal am Tag gesammelt eintragen, besteht die Gefahr, dass Sie etwas vergessen oder ungenaue Angaben machen.
Wie lange führe ich am besten das Miktionsprotokoll?
Ein Miktionsprotokoll sollten Sie über einen Zeitraum von mindestens drei bis 14 Tagen führen.
Welche Werte sind normal in einem Miktionsprotokoll?
Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, da das Trink- und Harnverhalten ganz individuell ist. Am besten nehmen Sie Ihr Protokoll beim nächsten Arztbesuch mit und besprechen Ihre Notizen vor Ort. Ihr Arzt kann Sie ganzheitlich betrachten und weiß, welche Werte in Ihrem speziellen Fall im normalen beziehungsweise gesunden Bereich liegen.