Neben dem Begriff der Harninkontinenz hat sich umgangssprachlich auch der Begriff Blasenschwäche etabliert. Dabei ist dieser Begriff irreführend, weil die Blase nicht immer für eine Harninkontinenz verantwortlich ist. Eine Harninkontinenz kann vielfältige Ursachen haben. Da der Begriff der Blasenschwäche jedoch allgemein gebräuchlich ist, verwendet pflege.de im folgenden Ratgeber beide Bezeichnungen.
Harninkontinenz: Definition
Eine Harninkontinenz beschreibt den unwillkürlichen Urinverlust. Betroffene können ihre Blase weniger bis gar nicht bewusst steuern. Dies betrifft also auch die Blasenentleerung. Umgangssprachlich wird die Harninkontinenz auch Blasenschwäche oder Urininkontinenz genannt. Eine Harninkontinenz ist weniger eine Krankheit, sondern vielmehr als Symptom zu verstehen, da ihr in vielen Fällen eine Erkrankung zugrunde liegt. Je nach Ursache, kann eine Harninkontinenz in verschiedene Formen und Schweregrade eingeteilt werden.
Vorkommen und Häufigkeit der Harninkontinenz
Grundsätzlich kann eine Harninkontinenz Personen jeder Altersstufe betreffen. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit von Harninkontinenz-Fällen allerdings deutlich zu. Frauen sind aufgrund ihrer Anatomie und der von Natur aus schwächeren Beckenbodenmuskulatur häufiger harninkontinent als Männer.(2) Neben der Belastung durch Geburtsprozesse erhöht ebenso der Östrogenmangel nach den Wechseljahren das Risiko einer Harninkontinenz.
Blasenschwäche im Alter
Das Risiko, inkontinent zu werden, ist im Alter deutlich höher. Laut der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sind circa 40 Prozent der über 70-Jährigen in Deutschland von einer Inkontinenz betroffen.(3) Ein Grund dafür ist, dass die Elastizität des Gewebes sowie die Beckenbodenmuskulatur mit dem Alter auf natürliche Weise abnehmen. Dadurch werden die Organe des Bauchraums (unter anderem die Blase) nicht mehr optimal unterstützt.(4)
Ein anderer Grund ist, dass Inkontinenz meist als Symptom der typischen Krankheiten im Alter auftritt. Bei Männern ist das beispielsweise eine vergrößerte Prostata. Altersbedingte Mobilitätseinschränkungen oder die Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig begünstigen die Entstehung einer Harninkontinenz ebenfalls.(4)
Blasenschwäche bei Kindern
Auch Kinder können unwillkürlich Urin ablassen. Die Medizin unterscheidet im Kindesalter zwischen reinem Bettnässen (sogenannte Enuresis) und einer kindlichen Harninkontinenz.(5)
Leichte bis schwere Blasenschwäche: Schweregrade der Harninkontinenz
Je nachdem, wie viel Urin ungewollt austritt, wird eine Harninkontinenz in verschiedene Schweregrade eingeteilt: leichte, mittlere, schwere und sehr schwere Inkontinenz. Eine leichte Harninkontinenz liegt bereits vor, wenn die betroffene Person zwischen den Toilettengängen den Urin nicht halten kann und ein paar Tröpfchen verliert. In Fällen sehr schwerer Harninkontinenz kann es aber auch zu schwallartigem Harnverlust mehrmals am Tag kommen.
Die folgende Grafik gibt Ihnen einen Überblick über die Ausprägungen, die von einer leichten bis sehr schweren Harninkontinenz reichen können:
Schweregrade der Harninkontinenz, © pflege.de
Harninkontinenz-Formen im Überblick
Je nachdem, welche Ursache vorliegt und welche Symptome sich zeigen, werden bestimmte Harninkontinenz-Formen unterschieden.
Dazu gehören:(6)
- Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz)
- Dranginkontinenz (auch Syndrom der überaktiven Blase)
- Giggle Inkontinenz (auch Lachinkontinenz, Unterform der Dranginkontinenz)
- Mischinkontinenz (Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz)
- Reflexinkontinenz (auch neurogene Blase)
- Überlaufinkontinenz (auch Inkontinenz bei chronischer Harnretention)
- Extraurethrale Inkontinenz
- Nykturie (nächtlicher Harndrang im Erwachsenenalter)
- Enuresis (Bettnässen im Kindesalter)
- Kindliche Harninkontinenz
Häufige Harninkontinenz-Formen im Überblick, © pflege.de
Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), © pflege.de
Eine Stressinkontinenz wird nicht durch psychischen Stress verursacht, wie fälschlicherweise oft angenommen wird. Vielmehr wird diese Form der Harninkontinenz auch als Belastungsinkontinenz bezeichnet, weil der Harnverlust durch körperliche Belastung ausgelöst wird.
Das kann zum Beispiel während des Hustens, Niesens, Lachens oder auch bei schwerem Tragen der Fall sein. Häufig können Betroffene auch während des Sports ihren Urin nicht zurückhalten. In den meisten Fällen ist der Blasenschließmuskel zu schwach, um den Urin auch bei erhöhtem Druck im Bauchraum zuverlässig zurückzuhalten.(6)
Die Stressinkontinenz beziehungsweise Belastungsinkontinenz ist die häufigste Form der sogenannten Blasenschwäche bei Frauen.
Dranginkontinenz & Reizblase

Dranginkontinenz, © pflege.de
Bei der Dranginkontinenz handelt es sich um unwillkürlichen Urinverlust in Folge einer Speicherungsstörung der Blase. Betroffene verspüren dabei einen unkontrollierbaren, überfallartigen Harndrang, obwohl ihre Blase nicht maximal gefüllt ist.
Häufig tritt der Harndrang so plötzlich auf, sodass Betroffene den Urin nicht länger halten können und es nicht mehr bis zur Toilette schaffen.
Darüber hinaus verspüren Betroffene übermäßig oft den Drang, auf Toilette zu müssen. Auch nachts müssen sie in der Regel mehrmals die Toilette aufsuchen.(6)
Unterschied: Reizblase & Dranginkontinenz
Die sogenannte Reizblase wird häufig als Synonym für die Dranginkontinenz genutzt. Ganz richtig ist dies allerdings nicht. Die überaktive Blase, kurz ÜAB, ist eine offizielle Krankheitsbezeichnung und muss nicht zwangsläufig mit einer Dranginkontinenz einhergehen. Typische Symptome der Reizblase sind, dass die betroffene Person ihre Blase häufig und in kleinen Mengen entleert.
Sonderform der Dranginkontinenz: Giggle Inkontinenz
Die Giggle Inkontinenz (auch Lachinkontinenz) gilt als Sonderform der Dranginkontinenz. Anders als bei der Stressinkontinenz löst hier nicht der Druck im Bauchraum den ungewollten Urinabgang aus, sondern ein Reflex. Ausgelassenes Lachen führt bei der Giggle Inkontinenz zu einer nicht steuerbaren kompletten Blasenentleerung, obwohl vorher keinerlei Harndrang verspürt wurde.
Die Giggle Inkontinenz ist sehr selten und tritt vor allem bei Kindern auf. Insbesondere Mädchen vor der Pubertät sind davon betroffen. In seltenen Fällen bleibt die Giggle Inkontinenz auch bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Giggle Inkontinenz: Behandlung / Therapie
Zur Behandlung der Giggle Inkontinenz wird konsequentes Beckenbodentraining empfohlen. Als Therapie der Lachinkontinenz bei Erwachsenen haben sich auch Botox-Injektionen in den Blasenmuskel bewährt. Ergänzend zum Beckenbodentraining können bei der Behandlung der Giggle Inkontinenz Medikamente aus der Gruppe der Anticholinergika verabreicht werden. Das ist dieselbe Wirkstoffgruppe, die auch bei Dranginkontinenz eingesetzt wird, um eine Entspannung der Blasenmuskulatur zu bewirken.
Mischinkontinenz
Wenn die betroffene Person zugleich Symptome der Dranginkontinenz sowie Symptome der Belastungsinkontinenz zeigt, spricht die Medizin von einer Mischinkontinenz. Beispielsweise leiden die Betroffenen dann nicht nur unter einem ausgeprägten Harndrang, sondern verlieren zudem bei körperlicher Belastung ungewollt Urin. Dementsprechend liegen die Ursachen der Mischinkontinenz in einer Schwäche des Blasenschließmuskels und einer Speicherungsstörung oder Überaktivität der Blase.(6)
Die Mischinkontinenz tritt gehäuft bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr auf. Oft überwiegen in diesen Fällen die Symptome der Belastungsinkontinenz. Seltener leiden Männer unter einer Mischinkontinenz. Bei ihnen ist meist die Dranginkontinenz stärker ausgeprägt.
Mischinkontinenz: Ein Mix aus Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz, © pflege.de
Mischinkontinenz: Behandlung / Therapie
Bei Mischinkontinenz-Symptomen ist ein Arztbesuch erforderlich, um individuelle Therapiemöglichkeiten zu ermitteln. Denn hier stehen sowohl Behandlungsmethoden der Belastungsinkontinenz als auch Therapieverfahren der Dranginkontinenz zur Auswahl.
In vielen Fällen steht eine der beiden Inkontinenz-Formen im Vordergrund. Je nach Ausprägung konzentriert sich die Therapie der Mischkontinenz dann in der Regel auf die dominantere Inkontinenz-Form. Treten beide Inkontinenz-Formen ähnlich stark ausgeprägt auf, besteht die Behandlung der Mischinkontinenz meist aus einer Kombination aus Beckenbodentraining und Medikamenten.
Reflexinkontinenz (neurogene Blase)

Reflexinkontinenz, © pflege.de
Eine Reflexinkontinenz entsteht, wenn die Hirnsignale (Nervenimpulse) auf ihrem Weg zur Blasenmuskulatur gestört oder unterbrochen übertragen werden, sodass die betroffene Person ihre Muskulatur nicht wie gewollt steuern kann. Daher wird diese Form auch neurogene Blase oder neurogene Harninkontinenz genannt.
Die Blase entleert sich dabei nicht gewollt, sondern durch Reflexe. Typisches Symptom der Reflexinkontinenz ist die unwillkürliche Blasenentleerung, die in der Regel ohne vorherigen Harndrang auftritt. Betroffene Männer leiden zudem häufig an Erektionsstörungen.
Die Reflexinkontinenz tritt als Folge einer jeweils bestehenden Grunderkrankung bei Männern und Frauen gleichermaßen häufig auf. Je nach Ursache wird die Reflexinkontinenz in zwei Formen unterschieden:
- Spinale Reflexinkontinenz: Die Nervenverbindungen zwischen Harntrakt und Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) sind gestört. Dem können Rückenmarksverletzungen oder andere Erkrankungen wie Multiple Sklerose zugrunde liegen.
- Supraspinale Reflexinkontinenz: Die Nervenverbindungen funktionieren aufgrund von Hirnleistungsstörungen nicht mehr. Das kann zum Beispiel in Folge eines Schlaganfalls oder begleitend zu einer Demenz vorkommen.
Reflexinkontinenz: Behandlung / Therapie
Die Therapiemöglichkeiten bei einer Reflexinkontinenz richten sich nach der Diagnose durch den Facharzt. Liegen der Harninkontinenz wie bei dieser Form neurogene Ursachen zugrunde, zielt die Therapie in erster Linie darauf ab, die Niere zu schützen. Denn Menschen mit einer neurogenen Blase haben ein erhöhtes Risiko für eine sogenannte Stauungsniere (Hydronephrose). Hierbei staut sich der Urin in den Nieren auf und es kommt zu dem sogenannten Nierenstau. Bleibt dieser unbehandelt, kann es zu Infektionen, einem Nierenversagen und lebensbedrohlichen Blutvergiftungen kommen.(7)
Wichtig ist also, dass Betroffene ihre Blase regelmäßig vollständig entleeren und darauf achten, dass der Druck im Harntrakt möglichst niedrig gehalten wird. In der Regel wird dazu ein sogenannter ISK-Katheter eingesetzt. Zur weiteren Unterstützung kann auch eine Elektrostimulation erfolgen. In manchen Fällen bringt eine Operation Besserung.
Überlaufinkontinenz
Trotz voller Blase kann bei der Überlaufinkontinenz nur tröpfchenweise Urin abgegeben werden. Damit bleiben große Mengen an Restharn in der Blase zurück, sodass die Blase irgendwann überläuft. In der Folge tritt ein kontinuierliches Harntröpfeln als typisches Symptom der Überlaufinkontinenz auf. Daher wird diese Form auch Inkontinenz bei chronischer Harnretention genannt. Harnretention bedeutet die Unfähigkeit des Wasserlassens (auch Harnverhalt) oder die unvollständige Blasenentleerung.
Extraurethrale Inkontinenz
Die extraurethrale Inkontinenz gehört grundsätzlich zu den seltenen Inkontinenzformen. Extraurethral bedeutet außerhalb der Harnwege. Bei der extraurethralen Inkontinenz tritt der Urin somit statt durch die Harnröhre, durch fehlgelegte oder fehlgebildete Gänge aus.(6)
Bei Kindern ist die Ursache meist eine organische Fehlbildung der unteren Harnleiter. Im Erwachsenenalter können Fisteln eine extraurethrale Inkontinenz auslösen.
Bei Fisteln handelt es sich um neu gebildete Verbindungskanäle, die sich im Körperinneren bilden können. Symptom der extraurethralen Harninkontinenz ist ein ununterbrochener Abgang von Urin über die falschen Ausgänge wie Vagina oder After.
Mögliche Ursachen für die Fistelbildung sind unter anderem:
- Chronische Darmentzündungen
- Operationen
- Geburten
- Bestrahlungen
- Verletzungen
Extraurethrale Inkontinenz: Behandlung / Therapie
Bei der angeborenen extraurethralen Inkontinenz kommen, je nach Fehlbildung, als Therapie operative Verfahren in Frage oder der Harn muss über einen Katheter abgeleitet werden.
Zur Behandlung der erworbenen extraurethralen Inkontinenz wird in der Regel der Fistelgang operativ verschlossen und damit der natürliche Weg über die Harnröhre dauerhaft wiederhergestellt.
Nächtlicher Harndrang bei Erwachsenen (Nykturie)
Nykturie, also der nächtliche Harndrang bei Erwachsenen, ist eine häufige Inkontinenz-Form im höheren Alter. Betroffene haben nachts einen verstärkten Harndrang und müssen mehrmals ihren Schlaf unterbrechen, um zur Toilette zu gehen. Auf die Dauer wird dadurch der Schlaf erheblich gestört und kann sich auf das Wohlbefinden auswirken.(6)
Häufige Auslöser sind Erkrankungen, wie zum Beispiel Herzerkrankungen oder Diabetes mellitus, und entwässernde beziehungsweise harnfördernde Medikamente. Aber auch hormonelle Ursachen oder größere Trinkmengen zum Abend können der Grund für Ihren nächtlichen Harndrang sein. Wenn Sie an nächtlichem Harndrang leiden, wenden Sie sich an Ihren Arzt und klären Sie bei ihm die genaue Ursache ab.
Bettnässen im Kindesalter (Enuresis)
Nächtliches Bettnässen ist die häufigste Form des Einnässens bei Kindern. Eine Enuresis liegt vor, wenn ein schlafendes Kind nach seinem fünften Lebensjahr mindestens zwei Nächte im Monat Urin verliert, ohne dass es einen Harnwegsinfekt hat oder sich tagsüber einnässt. Meist entwickelt sich die Blasenkontrolle bei Kindern mit einer Enuresis ganz einfach langsamer als bei anderen gleichaltrigen Kindern. Dies ist überwiegend genetisch bedingt. Dennoch sollten Sie als Elternteil, einen Arzt beziehungsweise Urologen aufsuchen, um andere Ursachen sicher auszuschließen.(5)
Kindliche Harninkontinenz
Eine Harninkontinenz bei Kindern tritt seltener auf als die Enuresis. Inkontinente Kinder nässen sich nachts ein und haben auch tagsüber Schwierigkeiten mit ihrer Harnkontrolle. Oftmals leiden die betroffenen Kinder unter einer krankheitsbedingten Dranginkontinenz. Manche Kinder wollen ihr Spiel nicht unterbrechen und schieben daher den Toilettengang auf.(5)
Einige wollen auch die Toilette in bestimmten Situationen nicht aufsuchen (sogenannter Miktionsaufschub). Irgendwann können sie den Urin nicht mehr halten und entleeren ihre Blase schließlich ungewollt. In diesen Fällen wird von einer sogenannten Harninkontinenz bei Miktionsaufschub gesprochen, die betroffene Personen mit einem Arzt abklären sollten.(5)
Ursachen für Harninkontinenz frühzeitig abklären
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Ursachen, die zu einer Harninkontinenz führen können. Risikofaktoren sind beispielsweise Operationen am Unterleib, Schwangerschaften, angeborene Fehlbildungen, Nervenschädigungen und bestimmte Krankheiten wie:(4)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Diabetes mellitus (sogenannte Zuckerkrankheit)
- Parkinson
- Schlaganfall
- Multiple Sklerose (MS)
- Demenz
Welche Ursachen für die Harninkontinenz verantwortlich sind, kann nur eine ärztliche Untersuchung zeigen. In einem Anamnesegespräch mit dem Betroffenen und/oder seinen Zugehörigen über die individuellen Beschwerden, einer körperlichen sowie klinischen Untersuchung kann ein Arzt die genaue Ursache ermitteln.
Mit dem Wissen darüber lassen sich schließlich geeignete Therapiemaßnahmen finden, mit denen die Symptome der Harninkontinenz gelindert oder unter Umständen auch geheilt werden können.
Blasenschwäche behandeln
Leider wird der Inkontinenz immer noch nachgesagt, sie könne nicht behandelt werden. Allerdings gibt es eine Reihe von verschiedenen Maßnahmen, mit denen sich eine Inkontinenz therapieren lässt. Je nach Form der Harninkontinenz ist in vielen Fällen sogar eine vollständige Heilung möglich. Aus dem Grund sollten sich Betroffene vertrauensvoll an einen Arzt wenden. Der erste Schritt beginnt also bei Ihnen selbst: Suchen Sie einen Arzt auf.
Anlaufstellen bei Harninkontinenz-Beschwerden
Ihnen stehen spezielle Kontinenz- und Beckenbodenzentren zur Verfügung, die sich auf die Behandlung von Inkontinenz konzentrieren. Neben diesen Spezial-Zentren, sind weitere Anlaufstellen bei einer Harninkontinenz zum Beispiel:
- Hausarzt-Praxen
- Urologie-Praxen
- Gynäkologie-Praxen
- Neurologie-Praxen
- Geriatrie-Einrichtungen (für Patienten ab 65 Jahren)
Hier finden Sie medizinische Anlaufstellen in Ihrer Nähe.
Therapie-Maßnahmen bei Harninkontinenz
Die Behandlung einer Harninkontinenz muss immer individuell auf die jeweilige Inkontinenz-Form, ihre Ursachen und an die Lebensumstände der betroffenen Person angepasst werden und ist unter anderem von folgenden Faktoren abhängig:
- Wie groß ist der Leidensdruck der Person?
- Spielt möglicherweise das Alter eine Rolle?
- Wie sieht das Trinkverhalten und Stuhlverhalten der Person aus?
- Liegen der Harninkontinenz psychische Erkrankungen zugrunde?
- Handelt es sich um eine leichte oder schwere Harninkontinenz?
Abgesehen von den Ursachen-spezifischen Therapiemöglichkeiten, können die folgenden Behandlungsmethoden ganz grundsätzlich Teil der Harninkontinenz-Therapie sein:(4)
- Verhaltenstherapie
- Physiotherapie
- Medikamente
- Operation
Verhaltenstherapie durch Toilettentraining oder Blasentraining
Mit Blasentraining können Sie ihre Blase durch regelmäßige Toilettengänge bei optimaler Flüssigkeitszufuhr trainieren. In einem Miktionsprotokoll können Sie die tägliche Flüssigkeitszufuhr sowie Toilettengänge dokumentieren. Nutzen Sie gerne unsere kostenlose Vorlage.
Physiotherapie bei Harninkontinenz
Beckenbodentherapie ist eine sinnvolle Maßnahme zur Kontinenzförderung, die Sie – mit und ohne Technik – in jedem Alter erlernen können. Mit der sogenannten Biofeedback-Methode wird Ihnen über einen Monitor durch Signale vermittelt, ob Sie die Beckenbodenübungen korrekt ausführen. Ziel dabei ist es, dass Sie Ihre Beckenbodenmuskulatur wieder effektiv spüren und beeinflussen können.
Medikamente gegen Blasenschwäche
Als Blasenschwäche-Medikament für alle Formen der Harninkontinenz eignet sich beispielsweise der Wirkstoff Desmopressin. Dieser reduziert übermäßigen Durst und Harndrang. Sie können ihn als Tablette oder Nasenspray einnehmen.
Operation: Chirurgische Therapie
Ein künstlicher Schließmuskel ersetzt den natürlichen Schließmuskel der Harnröhre und wird von Ihnen selbst bedient. Diese Maßnahme wird meist als letzte Option eingesetzt, wenn die vorherigen Methoden erfolglos sind.
Hilfsmittel bei Harninkontinenz
Für die Versorgung einer Inkontinenz gibt es unterschiedliche Hilfsmittel, die das Leben der betroffenen Menschen erleichtern und ihre Lebensqualität wieder verbessern sollen. Dabei werden grundsätzlich vier Hilfsmittelarten unterschieden, die je nach Schweregrad und Ursache der Inkontinenz zum Einsatz kommen können:(4)
- Aufsaugende Hilfsmittel
- Ableitende Hilfsmittel
- Funktionell-anatomische Hilfsmittel
- Toilettenhilfen
Aufsaugende Hilfsmittel
Aufsaugende Inkontinenz-Hilfsmittel werden am Körper getragen. Sie saugen den Urin auf und verschließen Gerüche. Hierzu ein paar Beispiele:
- Inkontinenzeinlagen
- Inkontinenzhosen (auch Pants)
- Inkontinenzvorlagen (kombiniert mit einer Fixierhose)
- Inkontinenzslips mit wieder-verschließbaren Klebebändern (umgangssprachlich Erwachsenen-Windeln)
- Bettschutzeinlagen (einweg oder waschbar)
Ableitende Hilfsmittel
Ableitende Inkontinenz-Hilfsmittel leiten den Urin in einen Auffangbehälter (Urinbeutel) ab. Beispiele hierfür sind:
- Katheter (Dauerkatheter oder intermittierender Selbstkatheterismus, kurz: ISK)
- Urinalkondom (auch Kondomurinal, für Männer)
- Urinkollektoren (externe Urinableiter)
Funktionell-anatomische Hilfsmittel
Funktionell-anatomische Inkontinenz-Hilfsmittel passen sich an die Anatomie des jeweiligen Geschlechts an und verbessern die natürliche Haltefunktion. Dazu ein paar Beispiele:
Für Männer:
- Penisbändchen (auch Harnröhrenband, wird als Band um den Penis gebunden)
- Penisklemme (auch Inkontinenzklemme, wird als Kunststoffring am Penis befestigt)
Für Frauen:
- Vaginaltampon (auch Inkontinenztampon, wird eingeführt)
- Pessar (auch Gebärmutterzapfen, wird eingeführt, beispielsweise in Würfelform)
Funktionell-anatomische Hilfsmittel können eine sinnvolle Möglichkeit der Kontinenzförderung von Frauen sein. Die Schulung und Unterweisung ist Voraussetzung für die erfolgreiche Therapie. Unter Anleitung einer erfahrenen und qualifizierten Pflegefachkraft können Frauen den selbstständigen Umgang mit diesen Hilfsmitteln erlernen.

Toilettenhilfen
Toilettenhilfen unterstützen Inkontinenz-Patienten beim Toilettengang und geben ihnen Sicherheit. Dazu gehören beispielsweise:
- Haltegriffe
- Toilettensitzerhöhung
- Toilettenstühle
Tipps und Pflegemaßnahmen bei Harninkontinenz
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) gibt pflegenden Angehörigen verschiedene Pflegetipps bei Inkontinenz, unter anderem:(4)
- Sprechen Sie über die Inkontinenz-Beschwerden.
- Holen Sie sich ärztlichen Rat ein.
- Bewahren Sie die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen der betroffenen Person.
- Respektieren Sie das Recht auf Selbstbestimmung und zwingen Sie die betroffene Person zu nichts.
- Achten Sie auf regelmäßige Toilettengänge (etwa alle 2 bis 3 Stunden).
- Hetzen Sie die betroffene Person nicht zur Toilette und vermeiden Sie allgemeinen Stress, denn dieser kann eine Inkontinenz verstärken.
- Achten Sie auf eine gezielte Sturzprophylaxe (besorgen Sie zum Beispiel rutschfeste Hausschuhe und räumen Sie mögliche Stolperfallen aus dem Weg).
- Verwenden Sie geeignetes Inkontinenzmaterial sowie weitere Inkontinenz-Hilfsmittel, die zu den Bedürfnissen der betroffenen Person passen.
- Achten Sie auf Infektionsschutz, indem Sie klare Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege einhalten (verwenden Sie beim Inkontinenzmaterial-Wechsel beispielsweise Pflegehilfsmittel zum Verbrauch).
Pflegekurse und Pflegeberatung bei Harninkontinenz
Eine Harninkontinenz erfordert im Pflegealltag besondere Pflegemaßnahmen, die pflegende Angehörige kennen sollten. In speziellen Pflegekursen können sich pflegende Angehörige wichtiges Pflegewissen aneignen. Wenn Sie in Ihrem Pflegealltag einen Menschen mit Inkontinenz unterstützen und/oder pflegen, möchten wir Sie dazu ermutigen, einen Kurs zu besuchen. Dieser ist ein Angebot der Pflegekasse (nach § 45 SGB XI) und für Sie kostenlos.
Eine gute Ergänzung bietet eine regelmäßige Pflegeberatung. Bei Pflegegeldbezug ist der kostenlose Beratungseinsatz nach § 37.3 sogar verpflichtend. Hier kommt eine zertifizierte Pflegefachkraft zur pflegebedürftigen Person nachhause und prüft, ob die häusliche Pflege und Betreuung sichergestellt ist. Pflegende Angehörige sind hierbei in der Regel anwesend und können sich fachlichen Rat zu Pflege-Fragen einholen.
Folgen der Harninkontinenz
Da das Thema Inkontinenz leider häufig mit sehr viel Schamgefühl verbunden ist, verschweigen viele Betroffene ihre Beschwerden und ziehen sich immer mehr zurück. Inkontinenz-Beschwerden mindern meist nicht nur das eigene Selbstwertgefühl, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen. Aus Sorge, es könnte ein unangenehmes Missgeschick passieren, meiden viele Inkontinenz-Patienten Unternehmungen in der Öffentlichkeit. Der Rückzug aus dem sozialen Umfeld kann sich negativ auf die Psyche der Betroffenen auswirken. Bei einigen Betroffenen kann die Inkontinenz durch Isolation und Einsamkeit auch zu Depressionen führen.(4)
Darüber hinaus kann eine Harninkontinenz bei unzureichender Pflege ebenso das Risiko für die Entstehung eines Dekubitus (Wundliegen) oder Hautentzündungen im Intimbereich erhöhen. Oftmals gehen Infektionen der Harnwege mit einer Harninkontinenz einher, welche Auslöser einer Nierenbeckenentzündung sein können. Solche Folgen lassen sich in der Regel durch entsprechende Pflegemaßnahmen bei einer Harninkontinenz verhindern.(4)
Harninkontinenz vorbeugen: Prävention
Um eine Harninkontinenz und damit einhergehende Folgen zu vermeiden, können einige Maßnahmen von potenziell betroffenen Personengruppen vorbeugend getroffen werden. Grundsätzlich muss über das Thema viel früher und offener gesprochen werden. Die Aufklärung über Kontinenz und Inkontinenz macht daher schon im Kindes- und Jugendalter Sinn.
In unserer Gesellschaft gilt es als Regel und Zeichen von Autonomie, die Ausscheidungen des Körpers willentlich, zu einer angemessenen Zeit und an einem passenden Ort zu erledigen. Dieses Denken macht es für Betroffene mit einer Inkontinenz schwer, über ihre Beschwerden zu sprechen. Aus diesem Grund sollten bereits Kinder und Jugendliche für das Thema sensibilisiert werden. Gespräche über Trink- und Miktionsgewohnheiten sollten hierbei normalisiert werden.

Weil eine schwache Beckenbodenmuskulatur ein häufiger Auslöser für die Harninkontinenz darstellt und ein starker Beckenboden essenziell für eine funktionierende Harnblase ist, zählt das Beckenbodentraining zu den wichtigsten Vorbeugemaßnahmen. Schwangeren Frauen sollte ein Programm zum Beckenbodentraining empfohlen werden.
Zudem können psychische Belastungen die Entstehung einer Harninkontinenz begünstigen. Um dem entgegenzuwirken, können möglicherweise Entspannungsübungen helfen. Denn Übungen zur Entspannung können sich positiv auf die Psyche auswirken und dabei unterstützen, das Nervensystem zu beruhigen.
Übergewicht erhöht das Risiko, eine Harninkontinenz zu erleiden. Überflüssiges Körperfett belastet die Organe des Bauchraums und schwächt zugleich die Beckenbodenmuskulatur. Aus dem Grund kann eine Gewichtsreduktion helfen, eine Inkontinenz zu vermeiden.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Harninkontinenz?
Harninkontinenz bezeichnet die Unfähigkeit, den Harndrang zurückzuhalten, sodass es zu einem ungewollten Urinverlust kommt.
Wie äußert sich Blasenschwäche?
Eine Blasenschwäche beziehungsweise Harninkontinenz kennzeichnet sich dadurch, dass Betroffene ungewollt Urin verlieren. In vielen Fällen haben Personen mit einer Blasenschwäche ständigen oder plötzlich einschießenden Harndrang oder verlieren Urin infolge von körperlicher Belastung, zum Beispiel beim Husten.
Warum kann ich meinen Urin nicht mehr halten?
Verlieren Sie ungewollt Urin, leiden Sie möglicherweise an einer Harninkontinenz, die verschiedene Ursachen haben kann. Wichtig ist, dass Sie sich mit Ihren Beschwerden an einen Arzt wenden. Denn in vielen Fällen steckt eine Erkrankung dahinter, die es zu behandeln gilt. Eine andere Ursache könnte sein, dass Ihre Beckenbodenmuskulatur zu schwach ist, um dem Harndrang standzuhalten. Jedoch kann nur ein Arzt eine sichere Diagnose stellen, indem er eine umfangreiche Untersuchung bei Ihnen durchführt.
Welcher Arzt kann mir bei Blasenschwäche helfen?
Der erste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung Ihrer Blasenschwäche besteht darin, dass Sie mit einem Arzt über Ihre Beschwerden sprechen. Dazu stehen Ihnen verschiedene Anlaufstellen zur Verfügung:
- Hausarzt-Praxen
- Spezialisierte Kontinenz- und Beckenbodenzentren
- Urologie-Praxen
- Gynäkologie-Praxen
- Neurologie-Praxen
- Geriatrie-Einrichtungen (für Menschen ab 65 Jahren, die an alterstypischen Erkrankungen leiden)
Was kann man bei Blasenschwäche tun?
Die Behandlung einer Blasenschwäche muss immer individuell an die Inkontinenz-Form und ihre Ursachen sowie an das Ausmaß des Leidens angepasst werden. Dazu müssen Betroffene in einem ersten Schritt, ihren Arzt oder ein Kontinenz-Zentrum aufsuchen.
Nach der Untersuchung können geeignete Therapiemaßnahmen mit dem Arzt besprochen werden. Zu möglichen Maßnahmen gehören beispielsweise:
- Verhaltenstherapie: Zur Verhaltenstherapie gehört es, die Blase durch regelmäßige Toilettengänge zu trainieren. Daneben sollten Betroffene darauf achten, genügend Flüssigkeit zu sich zunehmen, um die Blase nicht zu reizen.
- Physiotherapie: Mit Hilfe von gezielten Übungen kann die Muskulatur des Beckenbodens gestärkt werden, um den Urin besser halten zu können.
- Medikamentöse Therapie: Desmopressin in Form von Tabletten oder Nasenspray mindert übermäßigen Durst und Harndrang.
- Chirurgische Therapie: Ein künstlicher Schließmuskel ersetzt den natürlichen Schließmuskel der Harnröhre und wird vom Betroffenen bedient.
Was kann man gegen Blasenschwäche bei Husten tun?
Der erste Schritt in Richtung Behandlung ist der Weg zum Arzt. Denn nur ein Arzt kann die konkrete Ursache für Ihre Blasenschwäche abklären und Ihnen entsprechende Therapiemaßnahmen empfehlen.
Grundsätzlich wird bei einer Belastungsinkontinenz ein intensives Beckenbodentraining empfohlen. Denn in einem Großteil der Fälle liegt die Ursache einer Stressinkontinenz in einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur.
Erzielen solche konservativen Maßnahmen keinen Erfolg, kann gegebenenfalls nur noch ein operativer Eingriff die Beschwerden lindern. In vielen Fällen wird dazu ein spannungsfreies Band unter der Harnröhre platziert.
Was hilft bei Blasenschwäche?
Besteht bereits eine Blasenschwäche, können Betroffene auf eine Reihe verschiedener Hilfsmittel zurückgreifen. Alle verfolgen dabei das Ziel, das Leben der Betroffenen zu erleichtern und ihre Lebensqualität zu steigern. Grundsätzlich werden hier vier Hilfsmittelarten unterschieden:
- Aufsaugende Hilfsmittel
- Funktionell-anatomische Hilfsmittel
- Toilettenhilfen
- Ableitende Hilfsmittel
Was ist eine Überlaufblase?
Eine sogenannte Überlaufblase liegt vor, wenn die Blase aufgrund einer Blasenentleerungsstörung stark vergrößert ist und kleinere Mengen an Urin verliert, ohne dass die betroffene Person willentlich dazu beigetragen hat.
Welche Formen der Harninkontinenz gibt es?
Je nach Ursache der Inkontinenz unterscheidet die Medizin zwischen folgenden Harninkontinenz-Formen:
- Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz)
- Dranginkontinenz (auch Syndrom der überaktiven Blase)
- Giggle Inkontinenz (auch Lachinkontinenz, Unterform der Dranginkontinenz)
- Mischinkontinenz (Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz)
- Reflexinkontinenz (auch neurogene Blase)
- Überlaufinkontinenz (auch Inkontinenz bei chronischer Harnretention)
- Extraurethrale Inkontinenz
- Nykturie (nächtlicher Harndrang im Erwachsenenalter)
- Enuresis (Bettnässen im Kindesalter)
- Kindliche Harninkontinenz
Was ist eine Überlaufinkontinenz?
Die Überlaufinkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz. Bei ihr können Betroffene ihre Blase nicht vollständig leeren, sodass sie früher oder später tröpfchenweise überläuft.
Was ist eine extraurethrale Inkontinenz?
Bei einer extraurethralen Inkontinenz tritt der Urin nicht über die Harnröhre aus, sondern wird in umliegende Organe umgeleitet und von dort aus ausgeschieden.
Was ist eine Mischinkontinenz?
Eine Mischinkontinenz liegt vor, wenn eine Person gleichzeitig Symptome der Belastungs- sowie der Dranginkontinenz hat. Betroffene haben ständigen Harndrang und verlieren bei körperlicher Belastung unwillkürlich Urin.
Was ist die funktionelle Inkontinenz?
Die funktionelle Inkontinenz ist eine Harninkontinenz-Art, bei der es die betroffene Person nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schafft, obwohl der Urogenital-Trakt einwandfrei funktioniert. Beispielsweise tritt eine funktionelle Inkontinenz bei Bewegungseinschränkungen oder Orientierungsschwierigkeiten auf.