Überlaufblase / Überlaufinkontinenz

Abbildung

Wenn die Blase voll ist, sie aber nicht entleert werden kann, läuft sie irgendwann über. Wer hatte nicht schon einmal das Gefühl, nicht länger anhalten zu können, weil einfach keine Toilette in der Nähe war? Doch bei einigen Menschen gehört dieses Problem zum Alltag. Sie leiden an einer sogenannten Überlaufblase, die unweigerlich zu einer Überlaufinkontinenz führt.(1)

pflege.de beschreibt, wie es dazu kommen kann, wie Sie am besten damit umgehen und welche Therapiemöglichkeiten Sie haben.

Inhaltsverzeichnis

Definition: Überlaufblase

Ist die Blase immer voll, weil die betroffene Person unfähig ist, sie kontrolliert zu entleeren, läuft sie irgendwann buchstäblich über. Die Folge ist kontinuierliches Harntröpfeln – typisches Symptom einer sogenannten Überlaufinkontinenz, auch bekannt als Tröpfcheninkontinenz. Insgesamt kommt sie bei Männern häufiger vor als bei Frauen.(2)

Experteninfo

„Inkontinenz bei chronischer Harnretention“ (Harnverhalt) löst den Begriff der „Überlaufblase“ ab. Diese Form der Inkontinenz ist nicht zu unterschätzen, denn durch einen eventuellen Harnstau oder Harnwegsinfektionen können die Nieren geschädigt werden. Es ist somit wichtig, dass Sie frühzeitig zum Arzt gehen, wenn Sie Probleme beim Wasserlassen feststellen.

Angelika  Sonnenberg
Pflegetrainerin & Fachkraft zur Kontinenzförderung

Symptome bei Überlaufinkontinenz

Genau genommen ist eine Überlaufblase keine Harninkontinenz im eigentlichen Sinne, sondern die Folge einer Entleerungsstörung: Obwohl die Betroffenen häufig urinieren, geht pro Toilettengang nur eine geringe Harnmenge ab. Der größte Anteil des Urins verbleibt in der Blase (Restharn). Der Druck steigt und kleinere Urinmengen überwinden das Abflusshindernis der Blase.

Dieses kontinuierliche Harntröpfeln ist ein typisches Symptom der Überlaufinkontinenz.

Weitere Anzeichen sind:

  • Anhaltender Harndrang
  • Startverzögerung beim Wasserlassen
  • Unterbrechungen beim Urinieren
  • Komplettes Unvermögen die Blase zu entleeren (Harnverhalt)
  • Spürbares Restharngefühl
  • Schmerzen im Unterleib

 

Wichtiger Hinweis
Harnverhalt verhindern

Im Gegensatz zur Überlaufblase, die sich schleichend entwickelt, tritt der akute Harnverhalt plötzlich auf. Er geht mit starken Schmerzen im Unterleib einher und muss schnellstmöglich behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, den Arzt aufzusuchen, bevor Sie wegen eines Harnverhalts zu einem medizinischen Notfall werden.

Ursachen einer Überlaufblase

Die Ursachen für eine Überlaufblase sind bei Frauen und Männern unterschiedlich. Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Überlaufinkontinenz:

  • Bei einer obstruktiven Überlaufinkontinenz ist der Blasenausgang durch ein Hindernis verengt oder versperrt, etwa aufgrund eines Tumors. Der Urin kann nur unvollständig abfließen.
  • Bei der funktionellen Überlaufinkontinenz ist der Blasenmuskel zu schwach, um sich ausreichend zusammenzuziehen. Die Blase kann nicht entleert werden. Verantwortlich sind entweder neurologische Erkrankungen oder Nervenschädigungen.

Je nach Geschlecht, können sich die Ursachen für eine Überlaufblase weiter unterscheiden:

Art der Überlaufinkontinenz Ursachen bei Frauen Ursachen bei Männern
Obstruktive Überlaufinkontinenz:
  • Gebärmuttersenkung
  • Tumore
  • Harnsteine
  • BPH
  • Tumore (z. B. bei Prostatakrebs)
  • Harnsteine
Funktionelle Überlaufinkontinenz:
  • Neurologische Grunderkrankungen (z. B. Morbus Parkinson, Demenz oder Multiple Sklerose)
  • Nervenschädigung (z. B. bei Diabetes mellitus oder der Einnahme bestimmter Beruhigungsmittel)
  • Neurologische Grunderkrankungen (z. B. Morbus Parkinson, Demenz oder Multiple Sklerose)
  • Nervenschädigung (z. B. bei Diabetes mellitus oder der Einnahme bestimmter Beruhigungsmittel)

Ursachen bei Frauen

Bei Frauen tritt eine Überlaufblase meist aufgrund einer schwachen Blasenmuskulatur auf (funktionelle Überlaufinkontinenz). Neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Demenz oder Multiple Sklerose (MS) können dafür die Ursache sein.

Aber auch Nervenschädigungen beispielsweise als Folge einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie etwa Beruhigungsmitteln gegen Depressionen können dafür verantwortlich sein.

Außerdem ist die Überlaufblase bei Frauen manchmal die Folge einer Gebärmuttersenkung (obstruktive Überlaufinkontinenz). Tumore oder Harnsteine sind vergleichsweise selten der Grund.

Ursachen bei Männern

Bei Männern ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata der häufigste Grund für eine obstruktive Überlaufinkontinenz. Sie engt die Harnröhre so sehr ein, dass der Urin nicht mehr ungehindert abfließen kann. Da das viele Männer ab einem Alter von 50 Jahren betrifft, kommt eine Überlaufblase bei ihnen häufiger vor als bei Frauen.(1)

Eine ebenfalls verbreitete Ursache einer obstruktiven Überlaufinkontinenz bei Männern ist Prostatakrebs. Hier kann ein Tumor den Ablauf des Urins blockieren.

Die Ursachen einer funktionellen Überlaufinkontinenz sind dieselben wie bei Frauen: Zum einen sind es neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Demenz oder Multiple Sklerose. Zum anderen bedingen Nervenschädigungen, die bei Diabetes mellitus oder durch die Einnahme von Beruhigungsmittel auftreten können, eine Muskelschwäche der Blase.

Diagnose bei Überlaufblase

Die Diagnose einer Überlaufblase ist in der Regel unkompliziert: Ein erster Hinweis ist oft der sichtbar geschwollene Unterbauch. Im Ultraschall kann der Urologe oder Gynäkologe dann sehen, wie groß die Harnblase inzwischen ist.

Außerdem liefert eine Messung des Harnstrahls mit anschließender Restharnbestimmung Aufschluss über die Schwere der Tröpfcheninkontinenz.

Und schließlich gilt es abzuklären, welche Erkrankung die Überlaufinkontinenz verursacht. So kann der Arzt mithilfe einer Computertomographie (CT) beispielswese einen Tumor im Bauchraum ausschließen. Mit einer Blut- und Urinuntersuchung im Labor kann er anderen Krankheiten auf den Grund gehen.

Je früher eine Überlaufblase erkannt wird, desto besser können gesundheitliche Gefahren einer anhaltenden Überlaufinkontinenz verhindert werden. So kann etwa ein anhaltender Rückstau von Urin im Harnleiter vermehrt zu bakteriellen Infektionen führen. Langfristige Folgen können Nierenbeckenentzündungen bis hin zu Nierenschäden sein.

Therapie bei Überlaufinkontinenz

Die Therapie einer Überlaufblase ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung.(3) Je nach Leidensdruck kann der erste Behandlungsschritt eine kontrollierte Entleerung der Harnblase über einen Harnröhrenkatheter mit eventuellen Folgemaßnahmen sein:

  • Bei der obstruktiven Überlaufinkontinenz muss der Facharzt dann das Hindernis entfernen, das die Harnröhre einengt oder vor dem Blasenausgang liegt. Das geschieht in der Regel medikamentös oder durch eine Operation. So wird etwa die vergrößerte Prostata chirurgisch verkleinert, sodass der Urin wieder ungestört durch die Harnröhre fließen kann.
  • Bei der funktionellen Überlaufinkontinenz ist das vornehmliche Therapieziel, die Blasenmuskulatur zu aktivieren. Das kann mittels Elektrostimulation geschehen und/oder mit Medikamenten.
Tipp
Keimbelastung minimieren

 Egal ob nach Operationen oder bei der Verwendung von Kathedern – Bakterien und andere krankheitserregenden Keime sind der größte Feind bei der Genesung. Deshalb ist Hygiene in der häuslichen Pflege das A und O, um Komplikationen zu vermeiden.

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Inkontinenzprodukte bei Überlaufblase

Lassen Sie sich von Ihrer Tröpfcheninkontinenz nicht ausbremsen. Es gibt verschiedene Hilfsmittel, auf die Sie zurückgreifen können. Die Auswahl an Inkontinenzmaterialien ist groß. Egal ob Vorlagen, Einlagen, Pants oder Windeln, es gibt für jeden einen geeigneten Schutz.

Tipp
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Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten Sie von Ihrer Krankenkasse einen Zuschuss für Ihre Inkontinenz-Artikel. Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung.

Häufig gestellte Fragen

Was ist eine Überlaufblase?

Eine Überlaufblase entsteht, wenn der Betroffene unfähig ist, seine Blase kontrolliert zu entleeren. Irgendwann ist sie dann so voll, dass sie buchstäblich überläuft. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich: Entweder ein Hindernis verhindert, dass der Urin abfließen kann, zum Beispiel eine vergrößerte Prostata beim Mann beziehungsweise eine Gebärmuttersenkung bei der Frau. Oder die Blasenmuskulatur ist zu schwach.

Was ist Überlaufinkontinenz?

Eine Überlaufkontinenz ist eine Blasenentleerungsstörung. Sie wird auch Tröpfcheninkontinenz genannt. Kontinuierliches Harntröpfeln sind die typischen Symptome. Sie ist die Folge einer sogenannten Überlaufblase.

Was tun bei Überlaufblase?

Je nachdem welche Ursache für die Überlaufblase verantwortlich ist, helfen Medikamente, eine Operation oder die Aktivierung der Blasenmuskulatur. Manchmal wird der Urin mithilfe eines Blasenkatheders abgelassen, um Entspannung zu schaffen. Inkontinenzmaterial verhindert in der akuten Phase, dass Urin in die Unterwäsche gelangt.

Wie kommt es zu einer Überlaufblase?

Ein Überlaufblase entsteht entweder, weil ein Hindernis den Ablauf verengt (obstruktive Überlaufinkontinenz). Das können eine vergrößerte Prostata, eine abgesenkte Gebärmutter, ein Tumor oder Harnsteine sein. Oder die Blasenmuskulatur ist nicht mehr in der Lage, für die komplette Entleerung der Blase zu sorgen (funktionelle Überlaufinkontinenz). Hier liegt die Ursache in einer Nervenschädigung oder sie hat neurologische Gründe.

Wie entsteht eine Überlaufinkontinenz?

Aus unterschiedlichen Gründen können einige Menschen ihre Blase nicht mehr vollständig entleeren. Irgendwann ist sie so voll, dass die Barriere zur Harnröhre dem Druck nicht mehr standhalten kann. Die Blase läuft über.

Ist eine Überlaufblase heilbar?

Ist ein Hindernis der Grund für die Überlaufblase, kann dieses entfernt werden und die Blase kann wieder normal funktionieren. Bei neurologischer Ursache oder Nervenschädigungen, kann die ursächliche Grunderkrankung zwar oft therapiert, aber nicht vollständig geheilt werden. Medikamente und eine Aktivierung der Blasenmuskulatur können die Symptomatik dennoch in vielen Fällen verbessern.

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Erstelldatum: 3202.50.9|Zuletzt geändert: 3202.11.82
(1)
Deutsche Kontinenz Gesellschaft (DKG) (2019): Harn- und Stuhlinkontinenz (Blasen- und Darmschwäche)
www.kontinenz-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2022/11/211455_DKG_H-uS_02-22_V3.pdf (letzter Abruf am 30.11.2022)
(2)
Urologische Stiftung Gesundheit: Lexikon-Eintrag Überlaufblase
https://urologische-stiftung-gesundheit.de/lexikon/lexikon-u/ (letzter Abruf 27.04.2023)
(3)
MSD Manuals (2021): Harninkontinenz bei Erwachsenen
www.msdmanuals.com/de-de/profi/urogenitaltrakt/miktionsst%C3%B6rungen/harninkontinenz-bei-erwachsenen (letzter Abruf 02.05.2023)
(4)
Bildquelle
© Orawan / AdobeStock
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