Alltagsbegleiter und Betreuungsassistent

Alltagsbegleiter

Sie sind allein und wünschen sich jemanden, der Sie ab und zu beim Spaziergang begleitet? Oder sind Sie pflegender Angehöriger und wünschen sich eine nette Betreuung, die für ein paar Stunden in der Woche nach Hause oder ins Pflegeheim kommt und Ihren Pflegebedürftigen unterhält, mit ihm etwas unternimmt oder ihm einfach etwas vorliest? All dies ist möglich. Alltagsbegleiter oder Betreuungsassistenten erfüllen diese Wünsche, sorgen für Abwechslung und die kleine Betreuung zwischendurch. pflege.de stellt das Konzept und die Aufgaben eines Alltagsbegleiters vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Alltagsbegleiter/ Betreuungsassistent?

Sowohl stationäre Pflegeeinrichtungen wie Pflegeheime als auch teilstationäre Tagespflege-Einrichtungen können das sogenannte zusätzliche Betreuungspersonal einstellen. Seit 2017 haben nach Paragraf 43b SGB XI alle Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen einen Anspruch auf zusätzliche Betreuung und Aktivierung. Damit wird die bisherige, bis Ende 2016 geltende Regelung des Paragraf 87b SGB XI abgelöst. Aufgabe der Betreuungskräfte ist es unter anderem, in enger Kooperation mit den Pflegekräften bei alltäglichen Aktivitäten wie Spaziergängen, Gesellschaftsspielen, Lesen, Basteln usw. zu begleiten und zu unterstützen.

Aber auch in der häuslichen Pflege sind Alltagsbegleiter und Betreuungskräfte willkommen. Ihre Betreuungsleistungen werden von den Pflegekassen bezahlt, entweder über die Verhinderungspflege oder im Rahmen der zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen.

Info
Alltagsbegleiter und ähnliche Begriffe

Die Grenzen zwischen Alltagsbegleitern, Betreuungsassistenten sowie Besuchs- und Begleitdiensten sind nicht klar zu ziehen. Diese Services werden im Rahmen der stundenweisen Seniorenbetreuung angeboten und können sich gegenseitig gut ergänzen. Die meisten Leistungen sind bei anerkanntem Pflegegrad über den Entlastungsbetrag oder über die Verhinderungspflege aus der Pflegeversicherung finanzierbar.

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Das Wichtigste in Kürze

Was macht ein Alltagsbegleiter?

  • Alltagsbegleiter können stundenweise die Begleitung und Beschäftigung von pflegebedürftigen älteren Menschen in deren Häuslichkeit übernehmen.
  • Es geht dabei nicht um pflegerische Tätigkeiten, sondern um die Unterstützung bei der Alltagsgestaltung und -bewältigung (zum Beispiel Gespräche, Spaziergänge, Spiele, Begleitung zu Seniorengruppen, Hilfen im Haushalt oder im Garten)
  • Die Kosten für eine solche Alltagsbegleitung übernimmt die Pflegekasse in voller Höhe im Rahmen der Verhinderungspflege oder der zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen (bei anerkanntem Pflegegrad).

Konzept & Aufgaben eines Alltagsbegleiters

Das Konzept eines Alltagsbegleiters ist umfassend: Ganz grundsätzlich sollen Alltagsbegleiter ältere und behinderte Menschen aktivieren und begleiten. Das gilt sowohl für den stationären Bereich als auch für die ambulante Versorgung in Privathaushalten, in Senioren-WGs oder Tagespflege-Einrichtungen.

Damit zählt ein Alltagsbegleiter zu den besten Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige. Wenn Sie selbst einmal keine Zeit haben, um sich um Ihren pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern, oder eine Auszeit brauchen, können Sie für ein paar Stunden am Tag die Hilfe eines Alltagsbegleiters in Anspruch nehmen.

  • Malen und basteln
  • Handwerkliche Arbeiten und leichte Gartenarbeiten
  • Haustiere füttern und pflegen
  • Kochen und backen
  • Anfertigung von Erinnerungsalben
  • Musik hören, musizieren, singen
  • Brett- und Kartenspiele
  • Spaziergänge und Ausflüge
  • Bewegungsübungen und Tanzen in der Gruppe
  • Besuch von kulturellen Veranstaltungen, Sportveranstaltungen Gottesdiensten und Friedhöfen
  • Lesen und Vorlesen

Zum Konzept Alltagsbegleiter gehört laut Richtlinien auch, dass die Betreuungskräfte den Betreuten für Gespräche über Alltägliches zur Verfügung stehen; dass sie ihnen Ängste nehmen und Orientierung vermitteln. Betreuungs- und Aktivierungsangebote sollen sich an den Erwartungen, Wünschen, Fähigkeiten und Befindlichkeiten des Anspruchsberechtigten orientieren. Dabei müssen Alltagsbegleiter vor allem darauf achten, die individuelle Biografie des Betreuten zu kennen, denn gute Betreuung ist immer individuell.

Tipp
Wo finde ich einen Alltagsbegleiter?

Wenn Sie auf der Suche nach einem Alltagsbegleiter sind, können Sie sich an unterschiedliche Einrichtungen wenden. Gute Anlaufstellen sind beispielsweise Pflegestützpunkte, ambulante Dienste, große Wohlfahrtsorganisationen (DRK, Paritätischer Wohlfahrtsverband), Seniorenbüros in Ihrer Stadt oder Gemeinde oder private Unternehmen, insbesondere Online-Vermittlungsplattformen.

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Qualifikation eines Betreuungsassistenten/einer Betreuungskraft nach Paragraf 43b, 53c SGB XI

Ein Betreuungsassistent nach Paragraf 43b und 53c SGB XI wird für diese Aufgaben eigens qualifiziert. So muss jeder, der sich anschließend „Betreuungsassistent nach Paragraf 43b und 53c SGB XI“ nennen möchte, 160 Unterrichtsstunden sowie ein zweiwöchiges Betreuungspraktikum absolvieren. In der Regel dauert diese Ausbildung rund vier Monate. Damit ist eine Betreuungskraft keine ausgebildete Pflegekraft. Aber das soll sie auch gar nicht sein, schließlich soll sie vielmehr betreuen und aktivieren statt professionell pflegen.

Info
Unterschied Betreuungsassistent und Altenpflegehelfer

Ein Betreuungsassistent oder eine Betreuungskraft nach Paragraf 43b, 53c SGB XI ist etwas anderes als ein Altenpflegehelfer: Dieser absolviert eine einjährige Ausbildung an einer Berufsfachschule der Altenpflegehilfe und ist vor allem pflegerisch tätig, weniger in der Betreuung und Aktivierung. Die Ausbildung zum Altenpflegehelfer ist auch nicht bundeseinheitlich geregelt. Jedes Bundesland hat sein eigenes Altenpflegehelfer-Gesetz.

Die Ausbildung zur Betreuungskraft nach Paragraf 43b, 53c SGB XI besteht aus einem theoretischen Teil und einem mehrwöchigen Praktikum in einer Senioreneinrichtung. Für die Inhalte der Ausbildung haben die gesetzlichen Krankenkassen bundesweit gültige Richtlinien festgelegt. Während des 160 Stunden umfassenden theoretischen Unterrichts erwirbt die angehende Betreuungskraft folgende Grundkenntnisse:

  • Beschäftigung, Betreuung, Begleitung von Senioren, zum Beispiel auch die Kommunikation in der gerontopsychiatrischen Pflege
  • Typische Krankheiten im Alter
  • Pflege (als Unterstützung bei der Grundpflege)
  • Pflegedokumentation sowie medizin- und verwaltungsrechtliche Aspekte
  • Hygiene-Anforderungen
  • Ernährung und Hauswirtschaft
  • Palliativbegleitung (optional)

Alltagsbegleiter in der Altenpflege

Ältere Menschen im Pflegeheim zu betreuen, sie sinnvoll zu beschäftigen und ihre Freizeit angenehm zu gestalten – das sind die Aufgaben der Alltagsbegleiter. Ob es nun ums Vorlesen geht, um Einzel- oder Gruppenarbeit, um die Gestaltung der Mahlzeiten oder um therapeutische Einzelangebote (zum Beispiel Gedächtnistraining für Senioren): Alltagsbegleiter in der Altenpflege haben ein vielfältiges Aufgabenspektrum. Viele von ihnen sind dabei sehr kreativ, kommen mit den anvertrauten Bewohnern gut zurecht und werden zu unverzichtbaren Begleitern im Alltag.

Alltagsbegleiter im Privathaushalt

Alltagsbegleiter im Privathaushalt haben andere Aufgaben als jene in einem Pflegeheim. Wichtig ist vor allem, dass ein Alltagsbegleiter keine Konkurrenz zu einer Pflegefachkraft eines ambulanten Dienstes ist. Ein Alltagsbegleiter übernimmt keine pflegerischen Aufgaben, verabreicht keine Medikamente (Behandlungspflege) und hilft nicht bei der Körperpflege (Grundpflege). Es sind eben Alltagsaufgaben, die ein Alltagsbegleiter/Alltagsbetreuer übernimmt, wie zum Beispiel

  • Gestaltung des Tagesablaufs
  • Entlastung der pflegenden Angehörigen
  • Begleitung bei Einkäufen, Freizeitaktivitäten, Arztbesuchen
  • Betreuung von Menschen mit Demenz
  • Beschäftigungsangebote wie Spielen, Lesen, Malen etc.
Info
Entlastung von Angehörigen durch Alltagsbegleiter

Alltagsbegleiter können pflegende Angehörige entlasten. Manchmal ist es mit ihnen möglich, dass Pflegebedürftige kurzfristig Termine wahrnehmen können – auch wenn diese nicht in den Terminkalender des Angehörigen passen. Beispielsweise dann, wenn der kurzfristige Termin beim Zahnarzt, bei dem der Zahnersatz des Pflegebedürftigen angepasst wird, von einem Alltagsbegleiter übernommen wird.

Unterschied zum Pflegeassistent/ Pflegehelfer

Der Unterschied zum Pflegeassistent/ Pflegehelfer ist häufig unscharf. Viele Absolventen eines Kurses nach Paragraf 43b, 53c SGB XI werden auch als Pflegehelfer/Pflegeassistent bezeichnet. Das ist zwar nicht ganz korrekt, kommt aber häufig vor. Im Grunde ist auch die Bezeichnung „Pflegeassistent“ längst veraltet. Inzwischen darf man sich erst dann „Gesundheits- und Pflegeassistent“ nennen, wenn man eine mehrjährige (zwei bis drei Jahre) Ausbildung absolviert hat. Das Ziel: die grundpflegerische, soziale und hauswirtschaftliche Versorgung von kranken Menschen, Senioren oder Menschen mit Behinderung, als Unterstützung einer Pflegefachkraft.

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Erstelldatum: 6102.80.52|Zuletzt geändert: 3202.11.72
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Begleitung, Beratung & mehr: Das macht eine Seniorenassistentin

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Larissa Müller
Im Interview
Larissa Müller
Seniorenassistentin

Larissa Müller ist 1959 in Russland geboren und lebt seit 1995 in Deutschland. Sie ist in einer Mehrgenerationenfamilie aufgewachsen, in der die Großmutter eine zentrale Rolle spielte. Diese Erfahrung hat sie geprägt. Eine besondere Sympathie und ihr Respekt für Ältere haben sie motiviert, sich 2009 als Gesellschafterin für Senioren („Seniorenassistentin“) selbständig zu machen. Seit 2016 ist Larissa Müller als Gesundheitspraktikerin zertifiziert. Derzeit befindet sie sich in der Zertifizierungsphase zur Körperpsychotherapeutin.

Larissa Müller ist Seniorenassistentin und besucht seit mehr als 10 Jahren ältere Menschen in der Region Hannover. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen im hohen Alter zu begleiten. Im Interview mit pflege.de verrät sie, was sie an der Tätigkeit fesselt.

Frau Müller, wie sieht Ihr klassischer Arbeitsalltag als Seniorenassistentin aus? Was unternehmen Sie mit den Senioren?

Alles das, was eigentlich ein Sohn oder eine Tochter machen könnte, wenn die Zeit dafür da ist. Je nach Bedürfnis. Ich leiste alten Menschen Gesellschaft, höre zu und unterstütze sie dabei, die kleinen und großen Problemen des Alltags zu meistern. Ich bin Begleiterin, Beraterin, Ansprechpartnerin, erledige Schriftverkehr, führe Telefonate oder mache Bestellungen. Ich organisiere den Besuch kultureller Veranstaltungen oder bin dabei, wenn Handwerker ins Haus kommen. Gemeinsam gehen wir einkaufen, zum Arzt oder einfach spazieren und Kaffee trinken. Das hängt immer auch davon ab, wie die Senioren sich fühlen oder wie sie bspw. geschlafen haben. Wenn es gesundheitlich möglich ist, machen wir Fitness wie Gymnastik, Yoga, Atem-Übungen oder Gedächtnistraining.

Wie alt sind Ihre Kunden?

Die älteste Dame ist 97, die jüngste 69 Jahre alt. Zusätzlich bin ich auch ehrenamtlich als Helferin der Alzheimer Gesellschaft für an Demenz erkrankte Menschen tätig.

Über welchen Zeitraum betreuen Sie die Menschen?

Über mehrere Jahre. Eine an Parkinson erkrankte Frau kenne und betreue ich seit achteinhalb Jahren. Wir duzen uns mittlerweile und sind ganz dicke Freundinnen geworden.

Wie kamen Sie auf die Idee, als Seniorenassistentin zu arbeiten?

Ich bin kein Büromensch, ich kann nicht tagtäglich von 8 Uhr bis 17 Uhr am Schreibtisch sitzen. Ich mag die Herausforderung, immer flexibel bleiben zu müssen und mich auch mit dem nicht so Schönen auseinanderzusetzen. Wenn es um Krankheiten im Alter oder ums Sterben geht, ist das nicht schön. Aber es ist wichtig, mich und mein Leben damit zu konfrontieren.

Ich bin neugierig und gehe gern tiefer ins Gespräch mit den Senioren. Ich kann aus den meisten Charakteren das Positive herauskitzeln.
Larissa Müller

Wie haben Sie sich zur Seniorenassistentin qualifiziert?

Ich habe eine Ausbildung bei einem staatlich anerkannten Träger gemacht. Das ist eine Weiterbildung für Erwachsene: Seniorenassistenz nach dem Plöner-Modell. Sie besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Zwei Mal im Jahr findet eine zweitägige Fortbildung statt, damit man selbst auf dem Laufenden bleibt. Unser Netzwerk ist der größte und seriöseste Anbieter in Deutschland. Die mittlerweile über 800 dort ausgebildeten Seniorenassistenten findet man über ein angegliedertes Portal. Später habe ich noch einen Kurs zum Umgang mit Demenz bei der Alzheimer Gesellschaft gemacht.

Bezahlt die Pflegekasse Ihre Leistung?

Ja, meine Dienste als Seniorenassistentin können pflegebedürftige Menschen mit Pflegegrad über die Verhinderungspflege oder in Einzelfällen Kurzzeitpflege mit der Kasse abrechnen. Wenn ein pflegender Angehöriger für eine bestimmte Zeit verhindert ist, hat er stunden- oder tageweise einen Anspruch auf diese Leistung.

Außerdem können die von mir erbrachten Leistungen durch den Entlastungsbetrag nach § 45a und § 45b abgerechnet werden (Anmerkung der Redaktion: bis zum letzten Jahr waren diese Leistungen als „zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen“ bekannt), sowohl wenn jemand im Pflegeheim wohnt und die Pauschale vom Pflegeheim nicht in Anspruch genommen wird, als auch, wenn der Pflegebedürftige noch zuhause lebt. Es geht dabei vor allem um niedrigschwellige Angebote; also Unterhaltung, Gespräche und Gesellschaft.

Wie oft besuchen Sie die Menschen?

Im Schnitt besuche ich zwei Menschen pro Tag. Meistens anderthalb bis drei Stunden pro Termin. Gelegentlich bin ich auch länger unterwegs, wenn es bspw. um Reisebegleitung oder Ausflüge geht. Momentan betreue ich vier Menschen zuhause und drei Menschen im Seniorenheim. Mit Fahrtzeit und Büroarbeit habe ich also einen Vollzeitjob.

Bei älteren Menschen muss man flexibel sein. Es passiert schon mal, dass ich einen Sturz eines Senioren miterlebe und dann handeln muss.
Larissa Müller

Gibt es auch Kunden, die Sie nicht betreuen?

Grundsätzlich mag ich Menschen (lacht). Ich bin neugierig und gehe gern tiefer ins Gespräch mit den Senioren. Ich kann aus den meisten Charakteren das Positive herauskitzeln. Bei jedem Menschen, der auf den ersten Blick vielleicht nicht so ganz sympathisch ist, denke ich mir: Das kann nicht sein, dass hier nichts Positives ist. Ich versuche dann erst einmal dabei zu bleiben — mit viel Geduld. Meistens werde ich dann auch belohnt. Das ist meine persönliche Herausforderung: Ich versuche mit jedem Menschen klarzukommen. Das verstehe ich auch als Teil meines Berufs. Mittlerweile habe ich aber die Stellung, auch einmal nein sagen zu können. Ich mache grundsätzlich immer erstmal ein bis zwei Termine zum Kennenlernen aus. Einfach, damit wir uns sehen und sprechen können und dann schauen, wie sich das anfühlt. Wenn wir uns das dann beide vorstellen können, dann geht es los.

Auf welche Herausforderungen stoßen Sie bei Ihrer Arbeit?

Eine große Herausforderung ist, dass ich auch unschöne Situationen erlebe, die dann in meinem Leben sind. Bei älteren Menschen muss man flexibel sein. Es passiert schon mal, dass ich einen Sturz eines Senioren miterlebe und dann handeln muss. Einmal ist ein Mensch während meiner Betreuung gestorben. Das war eine so aufwühlende Situation, dass ich dachte, ich höre auf. Denn mit solchen Erlebnissen ist ja immer zu rechnen und dann braucht man natürlich den Raum und die Zeit, um darauf richtig zu reagieren und das auch zu verarbeiten.

Und natürlich gibt es auch schlechte Arbeitstage für mich: Die Menschen haben schlechte Laune, nicht gut geschlafen oder körperliche Beschwerden. Dann wollen sie das kompensieren, indem sie mich beladen mit ihren Problemen. Und ich habe den Anspruch, geduldig zu bleiben und zuzuhören. Wenn ich dann zuhause bin, habe ich aber manchmal keine Lust mehr, mit jemandem zu sprechen.

Was machen Sie am liebsten mit den Senioren?

Ich habe so viele interessante Leute bei meiner Arbeit kennen gelernt. Am liebsten führe ich tiefe und positive Gespräche. Ich mag es, wenn dieses Funkeln in den Augen bei den Senioren entsteht.

Das klingt toll! Welche besonderen Momente machen Ihren Berufsalltag noch aus?

Wenn ich die Verletzlichkeit der Menschen annehme und damit richtig umgehe, gibt das auch meinem Leben eine große Bedeutung. Eine Dame, die ich besuche, ist 91 Jahre alt und wohnt in einem Seniorenheim bei Hannover. Wenn ich sie besuchen komme, sitzt sie meistens schon in ihrem Sessel und wartet. Dann erkennt sie mich und sagt: „Frau Müller, da sind Sie ja!“ und ihre Augen fangen an zu strahlen — weil sie sich wirklich freut, mich zu sehen.

Mit dieser Dame führe ich stets sehr schöne Gespräche. Ich habe sie einmal gefragt: „Sie haben so ein langes Leben: Worauf kommt es an? Was ist wichtig?“. „Zufriedenheit“, antwortete sie mir mit einem Lächeln auf den Lippen. „Man muss das annehmen, was da ist und dafür dankbar sein“.  Sie ist ein feiner Mensch, und ich bin selbst dankbar, sie zu kennen. Diese Zufriedenheit im hohen Alter — das will ich auch erreichen (lacht).

Am liebsten führe ich tiefe und positive Gespräche. Ich mag es, wenn dieses Funkeln in den Augen bei den Senioren entsteht.
Larissa Müller

Der Körperkontakt und Berührungen sind ein wichtiger Teil Ihrer Herangehensweise.

In der professionellen Pflege nennt man das das Konzept der basalen Stimulation. Ja, ich habe früh gemerkt, dass Berührungen gerade bei demenzerkrankten Menschen hilfreich sind. Die Hände massieren, tasten, berühren: Ich glaube, ich kann viel Gutes bewirken, wenn ich auf diese Weise Herzlichkeit und menschliche Nähe gebe. Berührungen können Erstaunliches bewirken.

Welche Ziele haben Sie bei der Arbeit als Seniorenassistentin?

Wenn ich das in einem Satz ausdrücken soll, dann würde ich sagen: Das Gesunde und Vorhandene im Menschen möglichst lange zu erhalten. In Bewegung bleiben — sowohl mental als auch körperlich — bis zum Schluss. Bei alten Menschen steht der Sprung in eine andere Welt bevor. Ich möchte dabei sein, wenn ein Mensch an dieser Grenze steht oder sich in dieser Zeit befindet. Mein Ziel ist, diese Bereitschaft zu zeigen, das zu können und das zu wollen. Für mich ist das eine Aufgabe, die mir Gänsehaut bereitet.

Erstelldatum: 8102.21.72|Zuletzt geändert: 3202.20.12
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© Larissa Müller
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