Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz

Bei einer Stuhlinkontinenz (auch Darminkontinenz) verlieren betroffene Personen unwillkürlich Darmgase, Darmschleim oder Stuhl. Vielen fällt es schwer, über ihre Beschwerden zu sprechen. Folglich ziehen sie sich zurück und meiden auch das Arztgespräch. Doch ist eine Stuhlinkontinenz oft gut therapierbar, wenn die Ursachen bekannt und die richtigen Maßnahmen gewählt sind. Darum ist es so wichtig, dass sich Betroffene einem Arzt oder Spezialisten anvertrauen. Eine Stuhlinkontinenz betrifft in Deutschland mehr Personen als gedacht: Laut der Deutschen Kontinenz Gesellschaft leiden hierzulande etwa fünf Prozent aller Menschen an einer Stuhlinkontinenz.(1)

pflege.de informiert Sie als Betroffene oder Angehörige in diesem Ratgeber über die Ursachen sowie Symptome einer Stuhlinkontinenz und stellt Ihnen mögliche Behandlungsansätze vor.

Inhaltsverzeichnis

Stuhlinkontinenz: Definition

Eine Stuhlinkontinenz liegt vor, wenn Darmgase, flüssiger oder fester Stuhl unkontrolliert entweichen. Betroffene können den Zeitpunkt der Entleerung nicht mehr zuverlässig selbst bestimmen. Eine „richtige“ Bezeichnung für die Stuhlinkontinenz lautet Darminkontinenz.

Symptome und Anzeichen bei Stuhlinkontinenz

Erste Symptome einer Stuhlinkontinenz liegen vor, wenn immer wieder Darmgase entweichen, ohne dass Betroffene dies bemerken. In dem Fall können sie den Abgang der Winde nicht mehr beeinflussen.

Ein weiteres Anzeichen einer Stuhlinkontinenz ist, wenn Betroffene regelmäßig Verschmutzungen der Unterwäsche auffinden, weil kleine Mengen an Darmschleim oder Stuhl unkontrolliert austreten. Besonders deutlich zeigt sich diese Form der Inkontinenz, wenn Betroffene flüssigen Stuhl nicht mehr zurückhalten können.

In schweren Fällen von Stuhlinkontinenz können Betroffene selbst festen Stuhl nicht mehr halten.

Tipp
Ärzte und Spezialisten für eine Stuhlinkontinenz

Bei einer Stuhlinkontinenz können Sie sich an die Ärztinnen und Ärzte dieser Fachrichtungen wenden: Proktologie und Neurologie. Wenn Sie 65 Jahre oder älter sind, ist auch die Geriatrie ein geeignetes Fachgebiet.

Stuhlinkontinenz: Grade

Je nachdem, wie stark die Darminkontinenz ausgeprägt ist und welche Symptome auftreten, wird die Stuhlinkontinenz in drei unterschiedliche Grade eingeteilt.

Je höher der Grad, desto schwerer liegt die Stuhlinkontinenz vor:(2)

  • Grad 1: Unkontrollierter Abgang von Winden und Darmschleimhaut mit leichter Wäscheverschmutzung.
  • Grad 2: Unkontrollierter Abgang von Winden und von flüssigem Stuhl.
  • Grad 3: Völlig unkontrollierter Abgang von festem Stuhl, flüssigem Stuhl und von Winden.

Mit einem Punktesystem die Stuhlinkontinenz noch genauer bestimmen

Neben diesen drei Graden gibt es ein Punktesystem, mit dem Ärzte die Schwere der Stuhlinkontinenz noch genauer bestimmen können. Hierbei vergeben Ärzte Punkte für die Häufigkeit und Art der Inkontinenzereignisse.(2)

Betroffene können zwischen 1 und 20 Punkte erreichen. Je höher die Zahl ist, desto schwerer ist die Stuhlinkontinenz.

Arten der Inkontinenzereignisse:

  • Fester Stuhl
  • Flüssiger Stuhl
  • Luft
  • Inkontinenzvorlagen nötig
  • Einfluss auf die Lebensgewohnheiten

Die Häufigkeit des jeweiligen Inkontinenzereignisses wird folgendermaßen bewertet:

  • Nie: 0 Punkte
  • Selten (weniger als einmal pro Monat): 1 Punkt
  • Manchmal (weniger als einmal pro Woche): 2 Punkte
  • Häufig (weniger als einmal pro Tag und mehr als einmal pro Woche): 3 Punkte
  • Immer (mehr als einmal pro Tag): 4 Punkte
Tipp
Führen Sie ein Stuhltagebuch

Ein Stuhltagebuch kann Ihnen dabei helfen, Ihre eigenen Toilettengewohnheiten besser kennenzulernen. Es unterstützt Sie dabei, ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Speisen und Gewohnheiten Ihre Kontinenz entweder fördern oder die Beschwerden verschlimmern. Das hilft nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Arzt bei der Diagnostik weiter.

Stuhlinkontinenz: Formen und ihre Ursachen

Die kontrollierte Ausscheidung von Stuhl ist ein komplexer Vorgang, an dem viele Faktoren beteiligt sind. Daher können ganz unterschiedliche Störungen in diesem Ablauf als Ursache für eine Darminkontinenz in Frage kommen.

Je nach Ursache unterscheidet die Medizin folgende Formen der Stuhlinkontinenz:

  1. Muskuläre Inkontinenz
  2. Neurogene Inkontinenz
  3. Konsistenzbedingte Inkontinenz
  4. Sensorische Inkontinenz
  5. Überlaufinkontinenz
Info
So funktioniert der Ausscheidungsprozess

Die zugeführte Nahrung gelangt zunächst über die Speiseröhre in den Magen, wo sie zersetzt wird. Anschließend wandert der flüssige Mageninhalt über den Dünndarm in den Dickdarm. Dort wird der Stuhl wieder fest in Richtung Enddarm transportiert und in der Regel ein- bis dreimal pro Tag ausgeschieden. Der Enddarm ist dehnbar und kann dadurch Stuhl sammeln. 

Wird der Enddarm gedehnt, erhält das Gehirn über die Nervenbahnen die Botschaft, dass er geleert werden muss. An der Entleerung sind unter anderem zwei Schließmuskeln beteiligt: Der innere Schließmuskel sowie der äußere:

  • Den äußeren Schließmuskel kann der Mensch steuern, sodass er den Stuhl für eine gewisse Zeit zurückhalten kann.
  • Der innere Schließmuskel wird durch Reflexe angespannt und wieder entspannt. Soll der Darm bewusst geleert werden, entspannt sich der äußere Schließmuskel und der Stuhl wird ausgeschieden.

Muskuläre Inkontinenz

Bei der muskulären Stuhlinkontinenz ist der Schließmuskel nicht mehr intakt, der an der Stuhlspeicherung und -ausscheidung beteiligt ist. Schließmuskelschwäche oder Schließmuskeldefekte gelten als häufigste Ursache für eine Stuhlinkontinenz. Ein Schaden des Schließmuskels kann zum Beispiel durch eine Operation ausgelöst werden. Häufig kann auch eine nachlassende Gewebeelastizität im Alter Ursache für die muskulären Störungen sein, die eine Stuhlinkontinenz auslösen können.

Neurogene Inkontinenz

Störungen im Nervensystem können ebenso eine Stuhlinkontinenz zur Folge haben. Bei der neurogenen Stuhlinkontinenz verspüren Betroffene keinen Stuhldrang, weil die Nervenimpulse falsche, unzureichende oder keine Informationen über den Füllstand des Darms an das Gehirn weitergeben. Solche Nervenschäden gehen oftmals mit Krankheiten wie Schlaganfall, Demenz oder Multiple Sklerose (MS) einher.(3)

Konsistenzbedingte Inkontinenz

Die Stuhlkonsistenz spielt bei einer Stuhlinkontinenz ebenfalls eine Rolle. So beeinträchtigt dünnflüssiger Stuhl die Kontinenz. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie die Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn, die vor allem mit Durchfällen einhergehen, führen in vielen Fällen zu einer Stuhlinkontinenz.(4)

Zudem liegen bei einer Colitis Ulcerosa in der Regel entzündliche Veränderungen an der Darmwand vor. Wandveränderungen im Enddarm können zusätzlich die Speicherfunktion der sogenannten Rektumampulle, dem oberen Teil des Mastdarms, einschränken.

Leidet ein Patient an Morbus Crohn am Enddarm, können Fistelbildungen den Schließmuskel nachhaltig stören.

Sensorische Inkontinenz

Bei der sensorischen Stuhlinkontinenz ist die sensible Wahrnehmung der Analkanalschleimhaut gestört, weswegen Betroffene den Stuhldrang nicht mehr spüren können. Mögliche Ursachen sind beispielsweise Hämorrhoiden oder Operationen am Darm.

Überlaufinkontinenz

Wenn bei einer langanhaltenden Verstopfung der Stuhl nicht vollständig ausgeschieden wird und zu lange im Dickdarm verbleibt, verliert er zunehmend Flüssigkeit, dickt ein und staut sich im Darm. In der Folge kann nur flüssiger Stuhl daran vorbei und tritt ungewollt aus. In diesem Fall liegt eine Überlaufinkontinenz vor.(3)

Stuhlinkontinenz bei Männern und Frauen

Laut der Deutschen Kontinenz Gesellschaft leiden mehr Frauen als Männer an einer Darminkontinenz. So kommt die Stuhlinkontinenz bei Frauen etwa vier- bis fünfmal häufiger vor. Neben den unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten im Beckenraum kann die Belastung durch Schwangerschaften und Geburten ein Grund für die ungleiche Verteilung von Stuhlinkontinenz bei Männern und Frauen sein.(1)

Stuhlinkontinenz nach der Geburt

Der Beckenboden bildet als Muskelgeflecht den Abschluss des Beckens nach unten und trägt die Bauchorgane. Der Schließmuskel im Beckenboden dichtet Blase und Anus nach unten ab. Ein geschwächter Beckenboden kann die Entstehung einer Stuhlinkontinenz begünstigen.(4)

Sinkt der Beckenboden in Folge einer Geburt ab, wird auch der Schließmuskel um den Anus nicht mehr in seiner vorgesehenen Position gehalten. Der Schließmuskel dichtet folglich nicht mehr zuverlässig ab, sodass Darmschleim oder sogar fester Stuhl unkontrolliert austreten.

Zudem kann es trotz Vorsichtsmaßnahmen während der Geburt zu einem Dammriss kommen. Ein Dammriss ist eine Verletzung des Gewebes zwischen der Vulva und dem Anus.(3)

In manchen Fällen wird gleichzeitig der nahegelegene Anal-Schließmuskel verletzt, sodass er nicht mehr einwandfrei funktioniert. In der Folge verliert die Betroffene die Kontrolle über den Zeitpunkt der Stuhlausscheidung. Derartige Kontinenzprobleme können entweder unmittelbar nach der Schwangerschaft auftreten oder Monate sowie Jahre nach der Geburt entstehen.

Info
Belastungsinkontinenz nach der Schwangerschaft

Einige Frauen leiden nach ihrer Schwangerschaft und Geburt unter der sogenannten Belastungsinkontinenz, eine Form der Harninkontinenz. Grund dafür ist, dass der untere Bauchbereich einer besonders hohen Belastung ausgesetzt ist, sodass die Beckenbodenmuskulatur schwächer wird.

Stuhlinkontinenz im Alter

Mit zunehmendem Alter nimmt bei Frauen die Gewebeelastizität des Beckenbodens ab, wodurch das Risiko einer Stuhlinkontinenz steigen kann. Generell ist das Risiko einer Stuhlinkontinenz bei beiden Geschlechtern im Alter erhöht, da die Schließmuskulatur auf natürliche Weise schwächer wird.

Stuhlinkontinenz nach einer Operation

Auch nach Operationen im Analbereich kann es zu einer Darminkontinenz kommen. Chirurgische Eingriffe in diesem Bereich sind zum Beispiel nötig, wenn Darmtumore oder Hämorrhoiden entfernt werden müssen oder sich Analfisteln gebildet haben.(4)

Analfisteln sind schmerzhafte röhrenförmige Verbindungen zwischen dem Anus und Organen oder der Haut. Meistens bilden sich Analfisteln als Begleiterscheinung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa.

Zwar werden inzwischen zunehmend schonende Operationsverfahren angewandt, bei denen der Schließmuskel erhalten bleibt. Nichtsdestotrotz können Vernarbungen in der nahen Umgebung und der Verlust von Darmanteilen nach der Operation eine Darminkontinenz auslösen.

Diagnose einer Stuhlinkontinenz

Der betroffenen Person kann es aus Scham unangenehm sein, ein ärztliches Gespräch aufzusuchen. Dabei sich die Beschwerden verbessern, sobald eine genaue Ursache der Stuhlinkontinenz vorliegt.

Zu Beginn erfragt der Arzt in einem Anamnesegespräch die Beschwerden, die Häufigkeit des ungewollten Stuhlverlust und die Stuhlinkontinenz. Hier hilft ein Stuhltagebuch, um einen besseren Überblick zu verschaffen.(1)

Anschließend tastet er den Enddarmbereich mit den Fingern ab. Auf diese Weise kann der Arzt prüfen, ob Störungen im Schließmuskel vorliegen oder das Beckenbodengewebe schwach ist.(1)

Für eine genauere Untersuchung kann eine Spiegelung des Enddarms oder Dickdarms erfolgen, falls Schäden oder Erkrankungen im Darm vermutet werden. Ein Endoskop ermöglicht einen Überblick über das Darmgewebe. Bei einer Darmspiegelung entscheidet der Patient, ob er eine Vollnarkose oder lokale Betäubung wünscht.(1)

Behandlung / Therapie einer Stuhlinkontinenz

Die Behandlungsmethoden einer Darminkontinenz richten sich immer nach der jeweiligen Ursache. Ist eine Krankheit für die Stuhlinkontinenz verantwortlich, muss zunächst diese Grunderkrankung therapiert werden. Auch können bestimmte Medikamente eine Stuhlinkontinenz auslösen oder verstärken. In diesen Fällen sollten Sie nochmal ärztlichen Rat einholen, ob der Medikamentenplan gegebenenfalls verändert werden kann.

Tipp
Kontinenz-Zentren sind auf Inkontinenzstörungen spezialisiert

Wenn Sie weitere Informationen und Unterstützung benötigen, können Sie sich an sogenannte Kontinenz-Zentren wenden. Auf der Internetseite der Deutschen Kontinenz Gesellschaft können Sie schauen, welches Kontinenz-Zentrum bei Ihnen in der Nähe ist. Klicken Sie hier.

In vielen Fällen tragen bereits sogenannte konservative Therapien mit Verhaltenstraining, Ernährungs- und Physiotherapie zu einer Besserung der Beschwerden bei. Erst wenn diese keine Besserung der Beschwerden erzielen, sollten operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden.

Grundsätzlich kommen folgende Behandlungsmöglichkeiten bei einer Stuhlinkontinenz in Frage:(1)

  • Stuhlregulierung
  • Beckenbodentraining
  • Biofeedback
  • Elektrostimulation
  • Operationen
  • Medikamente

Stuhlregulierung bei Stuhlinkontinenz

Ein wichtiger Schritt bei der Stuhlinkontinenz-Therapie ist die sogenannte Stuhlgangsregulierung (auch Stuhlregulierung). Dabei geht es um eine möglichst weiche Stuhlkonsistenz: Ihr Stuhl sollte weder zu fest noch flüssig sein. Ziel der Stuhlregulierung ist es außerdem, dass Sie regelmäßig die Toilette besuchen, um Ihren Darm zu entleeren.

Ernährung bei Stuhlinkontinenz

Zudem hat die Ernährung einen entscheidenden Einfluss auf die Stuhlkonsistenz. Demnach sollten Sie sich bei einer Stuhlinkontinenz möglichst ballaststoffreich und ausgewogen ernähren. Blähende Lebensmittel (Bohnen, Kohl oder Ähnliches) sollten Sie vermeiden. Stark quellende Getreideschalen (Haferflocken, Quinoa) oder Saaten, wie etwa indische Flohsamen, sorgen hingegen für ein höheres Stuhlvolumen und normalisieren dadurch Ihre Stuhlkonsistenz.

Darüber hinaus können Sie mit einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme deutliche Verbesserungen erzielen. Jedoch sollten Sie koffeinhaltige Getränke (Kaffee, schwarzer und grüner Tee) oder Alkohol vermeiden, da sie Ihren Darm zusätzlich reizen. Hilfreich kann außerdem regelmäßige Bewegung sein. Spaziergänge unterstützen bekanntlich die Verdauung.

Beckenbodentraining: Übungen bei Stuhlinkontinenz

Ein geschwächter Beckenboden kann sowohl ein Risikofaktor für die Stuhlinkontinenz als auch für die Harninkontinenz sein. Stärken Sie daher den Beckenboden mit gezielten Übungen. Regelmäßiges Beckenbodentraining dient nicht nur der Stuhlinkontinenz-Behandlung, sondern auch der Vorbeugung.

Tipp
Führen Sie regelmäßig Beckenbodenübungen aus

Um Ihre Muskulatur im Beckenboden wieder zu stärken, eignen sich ein paar Übungen, die Sie ganz einfach mit der kostenlosen Vorlage von pflege.de durchführen können. Lassen Sie sich zunächst bitte von einem Physiotherapeuten anleiten. Sobald Sie mit den Übungen vertraut sind und diese korrekt ausführen, können Sie diese einfach von zuhause aus weiterführen.

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Biofeedback bei Stuhlinkontinenz

Die sogenannte Biofeedback-Methode eignet sich insbesondere für Stuhlinkontinenz-Patienten, die Probleme haben, den eigenen Beckenboden und die Schließmuskelspannung selbst bewusst wahrzunehmen. Ein Biofeedbackgerät kann Betroffenen dabei helfen.

Dazu wird ein kleiner Ballon im Analkanal platziert, der gezielt zusammengedrückt werden muss. Über ein Signal wird der betroffenen Person während des Schließmuskeltrainings angezeigt, wie hoch der jeweilige Kneifdruck ist. Auf diese Weise wird das Beckenbodentraining effizienter.

Elektrostimulation bei Stuhlinkontinenz

Die sogenannte Elektrostimulation kann dabei unterstützen, die Schließmuskelfunktion wieder zu verbessern. Bei dieser gängigen Methode wird der Schließmuskel durch Reizstrom passiv angespannt und langsam gestärkt. Dabei handelt es sich um keine schmerzhafte Therapie und dauert pro Sitzung ungefähr 20 Minuten.

Operationen bei Darminkontinenz

Wenn konservative Therapien keine ausreichende Verbesserung bringen, können bei einer Darminkontinenz auch Operationen wieder zur Kontinenz verhelfen. Hierbei unterscheidet die Medizin zwischen zwei Verfahren:

  • Sakrale Nervenstimulation (sogenannter Darmschrittmacher)
  • Operationen am Schließmuskel

Sakrale Nervenstimulation (sogenannter Darmschrittmacher)

Bei Nervenschäden im Beckenbereich kann die sakrale Nervenstimulation zum Erfolg führen. Bei diesem Verfahren wird ein kleiner Schrittmacher ins Gesäß implantiert, der schwache elektrische Impulse an die sogenannten Sakralnerven abgibt. Die Sakralnerven sind die Nerven, die Beckenboden, Darm und Blase steuern. Das fördert in der Regel die Darm-Kontinenz, kann sich aber auch bei einer Blasenschwäche positiv auswirken. Deshalb wird in diesem Zusammenhang auch vom Darm- oder Blasenschrittmacher gesprochen. Zur Stuhlentleerung beziehungsweise Blasenentleerung wird der Schrittmacher einfach abgeschaltet.

Operationen am Schließmuskel

Ist ein verletzter Schließmuskel für die Darminkontinenz verantwortlich, kommen drei Operationsverfahren am Schließmuskel in Frage:

  1. Sphinkter-Reparatur: Defekte am Schließ- und Ringmuskel (fachsprachlich Sphinkter) werden unter Vollnarkose meistens mit einer Naht repariert.
  2. (Natürliche) Schließmuskel-Rekonstruktion: Der defekte Schließmuskel wird rekonstruiert. Dazu wird die Muskellücke, die beispielsweise durch einen Dammriss entstanden ist, mit einem körpereigenen Implantat ersetzt. Das Implantat wird meist aus einem Muskel des Oberschenkels gewonnen.
  3. (Künstliche) Schließmuskel-Rekonstruktion: Ist eine Schließmuskelrekonstruktion nicht möglich, kann auch ein künstlicher Schließmuskel implantiert werden. Dies ist allerdings ein komplexer Eingriff, der nur selten durchgeführt wird. Das Risiko einer Infektionsgefahr ist durch den Fremdkörper sehr hoch.

Medikamente bei Stuhlinkontinenz

Abführmittel (Laxanzien) können den Stuhlgang fördern oder gegen eine Verstopfung zum Einsatz kommen. Sogenannte Peristaltikhemmer bewirken das Gegenteil und werden bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Beide Medikamente können dadurch die Stuhlgänge der Betroffenen regulieren.

Bei dünnflüssigem Stuhl sorgen Flohsamenschalen dafür, überschüssiges Wasser im Darm zu binden und den Stuhlgang zu formen. Auf diese Weise wird der Stuhl fest.

Experteninfo

Bei der transanalen Irrigation (kurz: TAI) wird das Rektum und der Dickdarm mit warmem Wasser „gespült“. Oft ist diese Form der Darmentleerung nur alle zwei, drei oder auch mehr Tage notwendig. Eine Anleitung durch eine Kontinenzfachkraft, Stomatherapeutin oder Proktologen ist empfehlenswert.

Angelika  Sonnenberg
Pflegetrainerin & Fachkraft zur Kontinenzförderung

Hilfsmittel bei Stuhlinkontinenz

Viele Stuhlinkontinenz-Patienten ziehen sich aus Scham zurück und meiden häufig Aktivitäten mit anderen Menschen oder außerhalb der eigenen vier Wände. Um eine soziale Isolation zu verhindern und für mehr Lebensqualität zu sorgen, stehen Betroffenen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung.

Wichtige Stuhlinkontinenz-Hilfsmittel sind:

  • Aufsaugendes Inkontinenzmaterial
  • Analtampon
  • Stuhlauffangbeutel
  • Anale Irrigation

Diese Hilfsmittel können die Stuhlinkontinenz zwar nicht heilen, aber sie geben Betroffenen ein sichereres Gefühl im Alltag zurück. Auch für Pflegende sind Stuhlinkontinenz-Hilfsmittel eine große Hilfe im Pflegealltag.

Aufsaugendes Inkontinenzmaterial bei Stuhlinkontinenz

Personen, die unter einer Stuhlinkontinenz leiden, können vor allem auf aufsaugendes Inkontinenzmaterial zurückgreifen. Bei einer Stuhlinkontinenz eignen sich insbesondere größere Systeme. Dazu zählen beispielsweise wieder-verschließbare Produkte wie Inkontinenzhosen oder Windeln für Erwachsene. Dadurch, dass sie großflächig sind und viel Flüssigkeit aufnehmen können, bieten sie einen sicheren Rundumschutz.

Zudem können Patienten auf Bettschutzeinlagen zurückgreifen. Diese schützen die Matratze und andere Oberflächen, falls der Stuhl ungewollt austritt. Einweg-Bettschutzeinlagen gehören zu den Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch. Das heißt, wenn Sie einen Pflegegrad haben und zuhause gepflegt werden, können Sie diese kostenfrei erhalten.

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Häufig gestellte Fragen

Was ist Stuhlinkontinenz?

Stuhlinkontinenz beschreibt den Austritt von Gasen, dünnflüssigem oder festem Stuhl, der nicht kontrolliert werden kann. Stuhlinkontinenz wird auch Darminkontinenz genannt. Grundsätzlich sind Frauen aufgrund anatomischer Ursachen und in Folge von Geburten häufiger betroffen als Männer. Zudem steigt das Risiko im Alter an, da die Gewebeelastizität und auch die Schließmuskulatur auf natürliche Weise abnimmt.

Was sollten Patienten bei Stuhlinkontinenz tun?

Bei Anzeichen einer Stuhlinkontinenz, sollte der erste Schritt sein, die Hilfe eines Arztes zu suchen. Auch, wenn es schwerfällt über das Thema Stuhlinkontinenz zu sprechen, weil es nach wie vor mit viel Scham verbunden ist. Dabei können Betroffene in vielen Fällen dank verschiedener Behandlungsmöglichkeiten sogar wieder kontinent werden. Der Arzt wird dem Betroffenen womöglich viele Fragen stellen, um die Ursache seiner Beschwerden zu ermitteln. Daher ist es ratsam, ein sogenanntes Stuhltagebuh zu führen. Dieses hilft auch dem Patienten dabei, sein eigenes Stuhlgangsverhalten kennenzulernen und Auffälligkeiten zu dokumentieren.

Welcher Arzt kann mir bei Stuhlinkontinenz helfen?

Grundsätzlich können Sie sich zunächst an Ihren Hausarzt wenden, falls Sie Stuhlinkontinenz-Symptome bei sich entdecken. Er kann schon erste Untersuchungen vornehmen und die Ursache ermitteln. Womöglich wird er Sie anschließend an einen Arzt mit Spezialwissen überweisen, der dabei hilft, eine Lösung zu finden. Dazu kommen Ärzte folgender Fachrichtungen in Frage:

  • Proktologe, bei Erkrankungen des Enddarmes
  • Neurologe, bei Nervenschäden
  • Geriater, bei altersbedingter Stuhlinkontinenz
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Erstelldatum: 7102.60.22|Zuletzt geändert: 3202.40.42
(1)
Deutsche Kontinenz Gesellschaft (2014): Stuhlinkontinenz
www.kontinenz-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2022/11/DKG_Stuhlink_05-14.pdf (letzter Abruf am 06.12.2022)
(2)
Universitäts Spital Zürich (ohne Jahr): Stuhlinkontinenz. Anorektale Inkontinenz
www.usz.ch/krankheit/stuhlinkontinenz/ (letzter Abruf am 06.12.2022)
(3)
Chirurgisches Zentrum Zürich, Standort Klinik Hirslanden (ohne Jahr): Stuhlinkontinenz
www.hirslanden.ch/de/klinik-hirslanden/centers/chirurgisches-zentrum-zuerich/kompetenzen/mastdarm/stuhlinkontinenz.html (letzter Abruf am 06.12.2022)
(4)
Inkontinenz Selbsthilfe e. V. (2021): Stuhlinkontinenz - Rat & Info
www.inkontinenz-selbsthilfe.com/stuhlinkontinenz (letzter Abruf am 06.12.2022)
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Inkontinenz: Erfahrungsbericht aus der Beratung

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Franziska Baur
Im Interview
Franziska Baur
Examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin

Als Fachberaterin für Kontinenz berät und betreut sie seit mehreren Jahren die Kunden der PAUL HARTMANN AG zum Thema Inkontinenz und hilft Betroffenen, das optimale Produkt für ihre Inkontinenzversorgung zu finden.

Im Gespräch mit pflege.de erzählt die Kontinenzberaterin Franziska Baur von ihrer Erfahrung aus der Beratung. Sie teilt häufig gestellte Fragen und Tipps rund ums Thema Inkontinenz.

Frau Baur, Sie sind Beraterin für Kontinenz. Zu welcher Form von Inkontinenz beraten Sie am häufigsten?

Ich führe jeden Tag viele Beratungsgespräche. Am meisten berate ich ab der mittleren bis schweren Urininkontinenz.

Beraten Sie nur Menschen, die gerade erst inkontinent geworden sind oder auch Menschen mit langjähriger Inkontinenz?

Ich spreche sowohl mit Inkontinenz-Neulingen als auch langjährigen Inkontinenten.

Wozu müssen Sie in der Beratung am meisten aufklären? Was sind häufig gestellte Fragen von Betroffenen?

Häufig sprechen wir über die richtige Anwendung der Produkte. Aber auch Produktauswahl und die finanzielle Frage, welche Kosten die Krankenkasse übernimmt, werden häufig besprochen. Ich erkläre häufig den Unterschied zwischen der gesetzlichen Zuzahlung und der wirtschaftlichen Aufzahlung.

Inkontinenz ist noch immer ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Was sind aus Ihrer Erfahrung heraus die Gründe dafür?

Im Beratungsgespräch höre ich oft heraus, dass sich die Betroffenen schämen und deshalb ihre Erkrankung verschweigen. In ihren Köpfen herrscht das Bild „Nur kleine Kinder machen in die Hose“. Im Kindesalter haben wir Kontinenz als Fähigkeit erlernt, sie dann zu verlieren fühlt sich nach einem plötzlichen Kontrollverlust an. Vor allem Männer fühlen sich nicht mehr als Mann, wenn sie inkontinent werden.

Wir sollten als Gesellschaft einfach viel mehr über das Thema Inkontinenz sprechen, weil es sehr viele Menschen betrifft.
Franziska Baur

Hat sich dahingehend etwas in den letzten Jahren getan?

Ja, ich denke, dass das Thema Inkontinenz in den letzten Jahren durch Werbung und Kommunikation vor allem präsenter geworden ist. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Inkontinenz gesellschaftstauglicher wird. Trotzdem bleibt das Schamgefühl bestehen.

Wieso unterscheidet sich der gesellschaftliche Umgang von Inkontinenz bei Männern von dem bei Frauen?

Weil Frauen Monatshygiene nutzen oder genutzt haben, sind sie es gewohnt, entsprechende Produkte zu verwenden. Männer haben größere Hemmungen darüber zu sprechen und nach Hilfe zu fragen. Viele denken, dass das nicht zum starken Geschlecht bzw. zur Männlichkeit passt.

Welchen Tipp haben Sie für Angehörige, die z. B. ihre Eltern sensibel auf das Thema ansprechen möchten?

Das ist eine gute Frage, die sich sicherlich nicht pauschal beantworten lässt. Ich halte es für wichtig, in dem Gespräch hervorzuheben, dass sie nicht allein in dieser Situation sind. Viele Menschen – besonders im höheren Alter – sind von Inkontinenz betroffen.

Hilfreich kann aber auch sein, konkrete Lösungsvorschläge zu liefern. Zum Beispiel eine Inkontinenzversorgung auf Rezept: Sie bietet Sicherheit im Alltag, so aktiv dieser auch sein mag. Auch finanzielle Vorteile können hier genannt werden. Zeigen Sie Ihren Eltern Produkte, die sie testen können. Die richtige Versorgung oder auch Behandlung ermöglicht ein normales, gesellschaftliches Leben.

Wer klärt über die Behandlungsmöglichkeiten von Inkontinenz auf?

Im Regelfall macht das der behandelnde Arzt. Die Therapie richtet sich nämlich immer nach der Diagnose, weil es viele Ursachen für Inkontinenz gibt. Wichtig ist dafür, dass der Patient offen über seine Symptome spricht.

Ursachen von Inkontinenz sind vielfältig. Welche Therapieansätze gibt es?

Bei leichter bis mäßiger Stressinkontinenz ist regelmäßige Beckenbodengymnastik in jedem Alter erfolgsversprechend. Am Anfang sollte ein Physiotherapeut die Übungen erklären. Eine unterstützende Therapiemöglichkeit ist die Elektrostimulation. Elektrische Impulse stimulieren die Beckenbodenmuskulatur und stärken sie so.

Zu den Ursachen gehört manchmal auch Übergewicht. In diesem Fall kann hilfreich sein, durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung gesund abzunehmen. Auch chronische Verstopfungen können Inkontinenz hervorrufen. Heftiges Pressen kann die Beckenbodenmuskulatur beeinflussen. Gegen Verstopfungen kann der Arzt bspw. stuhlregulierende Maßnahmen verschreiben.

Welche alltäglichen Ängste haben Menschen mit Inkontinenz?

Es gibt vielerlei Ängste, die oftmals mit dem Alltag außerhalb der eigenen Wohnung zusammenhängen. Zum Beispiel besteht die Sorge eines zu saugschwachen Inkontinenzproduktes oder der Geruchsentwicklung. Diskretion ist vor allem außerhalb der Wohnung ein großes Thema.

In der Studie „Breaking the Silence“ haben wir Folgendes herausgefunden:

40 % der Betroffenen meiden gesellschaftliche Anlässe, um ihre Inkontinenz zu verstecken. Das geht allerdings mit der Gefahr einher, zuhause zu vereinsamen.
Franziska Baur

Welche Tipps haben Sie für Betroffene, die ihren Alltag draußen verbringen und sich sicher fühlen wollen?

Betroffene sollten sich mit ihrer Inkontinenz auseinandersetzen und verschiedene Möglichkeiten für sich persönlich durchtesten. Nur so können sie letztlich ein Produkt wählen, welches genügend Saugleistung hat. Unterwegs ist es grundsätzlich hilfreich, Produkte zu verwenden, die leicht gewechselt werden können, z. B. in einer engen Kabine.

Da in vielen Herren-Toiletten noch keine Hygiene-Mülleimer stehen, kann es nützlich sein, eine kleine Plastiktüte für die Entsorgung mitzunehmen.

Zu welchen Pflegemaßnahmen raten Sie? Welche Pflegetipps geben Sie Betroffenen mit an die Hand?

Wenn über Inkontinenz gesprochen wird, sollte auch immer an eine gute und regelmäßige Intimhygiene mit passenden Produkten gedacht werden. Dazu gehört, die Haut zu beobachten. Die richtige Hautpflege ist wichtig, z. B. mit Hautschutzcremes, die speziell für Inkontinenzprodukte konzipiert sind.

Welche Fehler sind vermeidbar?

Ich höre im Gespräch leider immer wieder, dass viele Betroffene Babypflegeprodukte aus dem Drogeriemarkt verwenden. Diese Produkte sind nicht für die Bedürfnisse von reifer Haut konzipiert.

Außerdem wird oft die falsche und zu viel Creme im Intimbereich aufgetragen. Diese dichtet das Vlies des Inkontinenzmaterials ab und die Flüssigkeit kann nicht aufgenommen werden. Somit kommt es zu Ausläufen. Cremes zu verwenden ist zwar grundsätzlich wichtig, sie sollten aber sparsam aufgetragen werden.

Wie und wo sollten Betroffene am besten ihr Inkontinenzmaterial wechseln und entsorgen (lassen)? Wie regelmäßig muss das Material gewechselt werden?

Zuhause wechseln Betroffene das Material am besten auf der Toilette und entsorgen es im Badezimmer-Mülleimer, also im Hausmüll. Unterwegs sollten Betroffene, wie bei Monatshygieneprodukten auch, die ausgelegten Hygienebeutel benutzen.

Grundsätzlich gilt: Bei Stuhlinkontinenz muss das Produkt direkt nach einem unkontrollierten Stuhlabgang gewechselt werden. Bei Urininkontinenz zeigt der Nässeindikator am Produkt – sofern vorhanden – den richtigen Wechselzeitpunkt an.

Welche Tipps haben Sie für pflegende Angehörige, die sich um inkontinente Menschen kümmern?

An erster Stelle steht für mich Geduld und Einfühlungsvermögen. Angehörige sollten sich aber auch eingestehen, wenn sie bei der Pflege Unterstützung benötigen. Hilfe können sie sich z. B. durch einen Pflegedienst oder andere Angehörige holen.

Für den Umgang mit Inkontinenz sollten praktische Voraussetzungen geschaffen werden, wie z. B. das Bereitstellen eines Mülleimers im Badezimmer oder Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel für den pflegenden Angehörigen.

Pflegende Angehörige haben die Möglichkeit, spezielle Pflegeschulungen zu besuchen, in denen Sie über den praktischen Umgang mit Inkontinenz aufgeklärt werden.

Was raten Sie Betroffenen, die mit ihrer Situation als inkontinente Person nicht gut zurechtkommen?

Betroffene sollten eine Beratung in Anspruch nehmen, um ein sicheres Produkt zu bekommen. Es tut aber auch gut, sich dem Partner, Familienangehörigen und dem Freundeskreis zu öffnen und über seine Inkontinenz zu sprechen. Damit fällt das Thema Verheimlichen weg und macht die Situation leichter.

Betroffene können Hilfe und Verständnis auch in einer Selbsthilfegruppe finden. Ein großer Pluspunkt ist neben praktischen Tipps das Gefühl, nicht allein mit der Inkontinenz zu sein.

Danke für das Gespräch, Frau Baur.

Erstelldatum: 0202.10.6|Zuletzt geändert: 2202.40.91
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