Was bedeutet Bettlägerigkeit?
Die Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin hat sich als eine der ersten Wissenschaftlerinnen überhaupt mit dem Phänomen der Bettlägerigkeit beschäftigt. Sie sagt:
Bettlägerigkeit bedeutet, dass Menschen dauerhaft die meiste Zeit des Tages im Bett liegen. Sie können gar nicht mehr aufstehen, selbst wenn sie es wollten.(1)
Häufige Gründe für eine Bettlägerigkeit
Bettlägerig sein ist kein plötzliches Ereignis, sondern vielmehr der Endpunkt eines schleichenden Verlaufs. Die Gründe hierfür sind verschieden. Geradezu im Alter ist das Risiko hoch, über einen längeren Zeitraum an das Bett gebunden zu sein. Einschneidende Ereignisse oder auch besondere Lebensumstände können dabei wesentliche Treibkräfte für eine spätere Bettlägerigkeit sein.
Unfälle als Auslöser für eine langfristige Bettlägerigkeit
Einer der häufigsten Gründe für die Bettlägerigkeit ist ein schwerer Sturz, beziehungsweise dessen mögliche Folgen, wie etwa der Oberschenkelhalsbruch. Um das erhöhte Sturzrisiko im Alter zu senken, eignen sich verschiedene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe.
Erkrankungen als Ursache für Bettlägerigkeit
Im Zuge verschiedener Erkrankungen und körperlicher Beeinträchtigungen kann sich eine Bettlägerigkeit über die Zeit anbahnen. Etwa dann, wenn die Symptomatik eine (vorübergehend) verordnete Bettruhe erfordert. Erkrankungen können den Betroffenen auch körperlich schwächen und/oder dessen Bewegungsfähigkeit stark beeinträchtigen.
Mögliche Erkrankungen und Beeinträchtigungen, die die Bewegung auf Dauer einschränken können, sind beispielsweise.:
- Erkrankungen des Nervensystems (wie Multiple Sklerose, Parkinson)
- Erkrankungen der Atemwege (wie COPD)
- Herzerkrankungen (wie Herzinsuffizienz)
- Infektionskrankheiten
- Erkrankungen mit starken Behandlungsnebenwirkungen (wie zum Beispiel bei einer Krebstherapie)
- Altersbedingte Erkrankungen sowie Beeinträchtigungen (wie Inkontinenz, Knochenschwund (Osteoporose), Blutdruckstörungen, regelmäßiger Schwindel, Atemnot oder eine verschlechterte Sehleistung)
- Psychische Erkrankungen (wie Demenz oder Altersdepression)
Psychische Faktoren und Bettlägerigkeit
Neben körperlichen Einschränkungen können auch psychische Faktoren eine Bettlägerigkeit begünstigen. So können beispielsweise verändernde Lebensbedingungen wie etwa der Umzug in ein Pflegeheim oder der langfristige Verlust von sozialen Kontakten bestimmend sein.
Auch können gesellschaftliche Rollenwechsel belastend sein und zum sozialen Rückzug führen – etwa der Wechsel vom Rentner zum Pflegebedürftigen oder von der Ehefrau zur Witwe. Betroffene zieht es dann häufig ins Bett.
Die Angst, nach einem Sturz erneut zu fallen, kann Betroffene unsicher stimmen. In der Folge scheuen sie oftmals Bewegung, um Stürze von vornherein zu vermeiden. Allerdings sollten sich Betroffene klar machen, dass gerade ein Bewegungsmangel das Sturzrisiko erhöht.
Wenn Menschen im Alter das Gefühl bekommen, die Dinge aus eigenen Kräften nicht mehr steuern zu können, kann das negative Auswirkungen auf das eigene Selbstwertgefühl haben. Doch gerade im Alter ist die eigene Überzeugung, die Lebensumstände um sich herum kontrollieren zu können, enorm wichtig. Ein positives Selbstbild und optimistische Sichtweisen sind wesentlich für die Bewältigung kritischer Lebensereignisse, wie beispielsweise die Rückkehr ins geregelte Alltagsleben nach einer längeren Bettlägerigkeit.

Bettlägerigkeit und die „erlernte Hilflosigkeit“
Eine belastende Diagnose oder ein schwerer Sturz sind oftmals Ereignisse, die Menschen nicht weiter kontrollieren können. Gerade im höheren Alter können unkontrollierbare Erlebnisse dazu führen, dass der betroffene Mensch eine gleichgültige Haltung einnimmt. Positive Erfahrungen können diesen Zustand meist wieder entschärfen.
Ist eine Person jedoch bereits durch mehrere Faktoren belastet und erfährt über einen längeren Zeitraum keine Erfolge, kann die Gleichgültigkeit in einen mentalen Dauerzustand übergehen.
In diesem Zusammenhang stoßen pflegende Angehörige oft auf Aussagen wie „Ich kann jetzt doch sowieso nichts mehr daran ändern!“ oder „Ich verstehe das eh nicht!“. Dieses Geschehen wird als „erlernte Hilflosigkeit“ bezeichnet.
Die Folgen einer „erlernten Hilflosigkeit“ werden im Pflegealltag oft unterschätzt. Im Extremfall kann sie dazu führen, dass die betroffene Person ihre eigenen Entscheidungen und Handlungen als unbedeutsam einschätzt. Tritt dieser Fall ein, nehmen viele Betroffene ihre Lebenssituation widerstandslos hin und eine passive Rolle darin ein. Erlernte Hilflosigkeit kann sich auf vielen Ebenen äußern. Zwei Kernmerkmale sind Antriebslosigkeit und die schwindende Fähigkeit, zu erkennen, welche Ereignisse durch das eigene Verhalten tatsächlich noch beeinflussbar sind. Hier ist es also besonders wichtig, Betroffene „zurück ins Geschehen zu holen“. Sorgen Sie für kleine Erfolgserlebnisse und geben Sie Ihrem bettlägerigen Angehörigen positiven Zuspruch. Sie können hierbei unter anderem Mittel der sogenannten aktivierenden Pflege anwenden. Üben Sie beispielsweise gemeinsam verschiedene Bewegungsmuster ein (soweit wie noch möglich) und bestärken Sie den bettlägerigen Menschen, wenn eine bestimmte Bewegung richtig gut geklappt hat.

Die 5 Phasen der Bettlägerigkeit
Den Weg zur Bettlägerigkeit unterscheiden Wissenschaftler nach fünf wesentlichen Phasen: (2)
- Instabilität
- Ereignis
- Immobilität
- Örtliche Fixierung
- Vollständige Immobilität
1. Phase: Instabilität
In der ersten Phase fühlt sich die betroffene Person zunehmend unsicher auf den Beinen. Mit unterstützenden Gehhilfen wie beispielsweise einem Stock oder Rollator kann sie diese Unsicherheit unter Umständen noch kompensieren. Doch viele ältere Menschen verzichten Stück für Stück auf ihre Bewegungsfreiheit. Sie verlassen ihre Wohnung kaum noch, weil sie befürchten, sie könnten stürzen.
2. Phase: Ereignis
In der zweiten Phase ist die betroffene Person bereits überwiegend unsicher auf den Beinen. Ausbleibende Bewegungstrainings und die Angst vor einem Sturz führen in vielen Fällen tatsächlich zum Sturz. In der Folge entsteht meist noch mehr Angst und die Person bewegt sich umso weniger.
Auch der Umzug in ein Pflegeheim kann dazu führen, dass die Mobilität immer mehr abnimmt. Insbesondere dann, wenn dem Bewohner vermehrt Tätigkeiten abgenommen werden, obwohl er noch körperlich in der Lage wäre, diese auszuführen.
Ebenso ein überschaubares Freizeitangebot kann dazu führen, dass die Person ihre meiste Zeit auf dem eigenen Zimmer verbringt und den Weg ins Bett sucht.
3. Phase: Immobilität
In der dritten Phase führt die Angst vor einem weiteren Sturz dazu, dass die betroffene Person am liebsten nur noch sitzt oder liegt. Zur Fortbewegung nutzt sie den Rollstuhl. Das selbstständige Aufstehen aus dem Bett oder der Wechsel in den Rollstuhl kann nur noch mithilfe einer anderen Person bewältigt werden.
4. Phase: Örtliche Fixierung
In der vierten Phase braucht die betroffene Person nun vermehrt Hilfe durch andere, da sie das Bett nicht mehr selbstständig verlassen kann. Dadurch wird die Mobilität noch weiter eingeschränkt.
5. Phase: Vollständige Immobilität
In der fünften und letzten Phase wird das Bett für die betroffene Person zum Lebensmittelpunkt. Sie verlässt das Bett nur noch für wenige Stunden am Tag und ist vollkommen auf die Hilfe anderer angewiesen. Sie braucht eine alltägliche Rund-um-Unterstützung.(2)
Folgen und Komplikationen der Bettlägerigkeit
Wenn das Leben überwiegend oder nur noch im Bett erfolgt, werden die Muskeln immer weniger beansprucht. Es kommt zu einem massiven Muskelabbau. Selbst wenn der Betroffene aufstehen möchte, fehlt ihm dazu die Kraft. Eine zusätzliche Mangelernährung kann diesen Prozess sogar noch beschleunigen beziehungsweise verstärken.
Darunter kann das eigene Selbstvertrauen stark leiden. Der Verlust der eigenen Selbstständigkeit und die damit verbundene Abhängigkeit von anderen können sehr belastend sein. Auf lange Sicht können diese Umstände schwere Depressionen auslösen. Die depressiven Stimmungen verstärken dann meist noch den Drang, im Bett liegen zu bleiben. In dieser Phase befindet sich der Betroffene sozusagen in einem Kreislauf, dem er sich nur noch schwer entziehen kann.
Das andauernde Liegen hat außerdem noch weitere Folgen:
- Die Knochendichte nimmt ab – das Risiko für Knochenschwund (Osteoporose) steigt.
- Die Gelenke verlieren zunehmend ihre Beweglichkeit – der Bewegungsapparat wird steifer.
- Durch ausbleibende Bewegung wird der gesunde Stoffwechsel gebremst – Gewichtszunahme, Appetitmangel und Verstopfung können mögliche Folgen sein.
- Die Lunge wird im Liegen nicht richtig durchlüftet – das Risiko für eine Lungenentzündung steigt.
- Die Herzleistung verringert sich – das Risiko für eine Herzinsuffizienz steigt.
- Die Urinausscheidung erhöht sich, wodurch der Körper wichtige Mineralien verliert – dies kann den Säure-Basen-Haushalt sowie Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und sämtliche Nerven- und Muskelfunktionen beeinträchtigen.
- Das andauernde Liegen ohne selbstständige Bewegung kann zu schmerzhaften Druckgeschwüren (Dekubitus) führen, und das wiederum zu chronischen Wunden.
- Die mangelnde Bewegung verhindert auch, dass das Blut kräftig durch die Venen strömt. Das Risiko für eine Thrombose steigt.
Pflegegrad bei Bettlägerigkeit
Bettlägerige Menschen sind in ihrer Selbstständigkeit überwiegend in einem hohen Maß eingeschränkt. In der Folge sind sie meist pflegebedürftig und nicht selten auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung angewiesen.
Menschen, bei denen dies der Fall ist, erhalten im Rahmen von Pflegebegutachtungen in aller Regel einen höheren Pflegegrad. Mit dem anerkannten Pflegegrad (ehemals Pflegestufe) stehen dem pflegebedürftigen Versicherten umfangreiche Sach- und Geldleistungen zur Verfügung, die im Bedarfsfall bei der zuständigen Pflegekasse beantragt werden können.
Falls noch kein Pflegegrad beantragt wurde, können Sie sich mit dem kostenlosen Pflegegradrechner von pflege.de auf die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (sogenannter MDK, bei gesetzlich Versicherten) oder MEDICPROOF (bei privat Versicherten) vorbereiten und den voraussichtlichen Pflegegrad schon vorab berechnen.
Welche Pflegeform ist die richtige?
Zusätzlich unterscheiden sich viele Abläufe in der Pflege bettlägeriger Personen von denen mobiler Pflegebedürftiger. Der Betreuungsbedarf wird im Einzelfall ermittelt und richtet sich nach der Lebenssituation des Bettlägerigen.
- Pflege durch pflegende Angehörige: Oftmals übernehmen auch Angehörige die pflegerischen Aufgaben im Zuhause. Die Pflege durch einen nahestehenden Menschen kann die Scham des Pflegebedürftigen mindern und eine große Erleichterung für ihn darstellen.
- Pflege durch ambulanten Pflegedienst: Ist die Pflege durch einen Angehörigen nicht gewünscht oder realisierbar, können Betroffene auch die Dienstleistungen eines ambulanten Pflegedienstes oder einer 24-Stunden-Betreuung in Anspruch nehmen. So kann der bettlägerige Patient weiterhin in seiner gewohnten Umgebung bleiben.
- Pflege im Pflegeheim: Sehen es die Begebenheiten im eigenen Zuhause oder die individuelle Lebenssituation nicht vor, dass die Pflege von zuhause stattfinden kann, zählt die Unterbringung in einer stationären Pflegeeinrichtung auch zu den Betreuungsmöglichkeiten.
Tipps für pflegende Angehörige: Die richtige Pflege von Bettlägerigen
Wenn das Bett zum Lebensmittelpunkt wird und die Pflege von zuhause stattfindet, sollten gezielte Maßnahmen getroffen werden, um die Pflegesituation zu erleichtern – nicht nur für den Pflegebedürftigen selbst, sondern auch seinen pflegenden Angehörigen.
Während sich nämlich der bettlägerige Patient nicht mehr eigenständig versorgen kann, kommen auf seinen pflegenden Angehörigen umso mehr Pflichten zu. Bettlägerige Menschen müssen mehrmals am Tag umgesetzt beziehungsweise umpositioniert werden, damit die grundlegende Versorgung sichergestellt und unter anderem auch schmerzhaften Druckgeschwüren (Dekubitus) vorgebeugt werden können.
Körperpflege, Kleidung wechseln, Harn- und Stuhlabgänge, Mund- und Zahnpflege, Mahlzeiten, Thromboseprophylaxe, Bewegungsübungen – all das fällt darunter und kann nur mit der Unterstützung der Pflegeperson gelingen.
Auch wenn Ihr Angehöriger im Bett liegen muss, weil er selbst nicht mehr aufstehen kann, können Sie dafür sorgen, dass er sich immer noch als Person mit eigenen Wünschen wahrnimmt:
- Lassen Sie ihm das Mitspracherecht bei der Kleidung. Warum soll das gute Kleidungsstück nicht auch im Bett getragen werden?
- Sorgen Sie dafür, dass die Körperpflege nach den Wünschen des Bettlägerigen stattfindet. Dazu gehört auch eine schöne Frisur, Kosmetik etc.
- Berücksichtigen Sie die Wünsche hinsichtlich der Mahlzeiten. Vielleicht lockt der Duft des Lieblingsgerichtes den Bettlägerigen zumindest bis an die Bettkante?
- Die besondere Ernährung im Alter sollte reich an Eiweiß sein, um dem Muskelabbau entgegen zu wirken. Tierisches Eiweiß ist vor allem in Fleisch, Eiern oder Milchprodukten enthalten, pflanzliches Eiweiß in Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen oder Nüssen und Kernen.
Pflegekurse für den geübten Umgang mit Bettlägerigen
Die Pflege einer bettlägerigen Person erfordert oftmals einen hohen Kraftaufwand vom pflegenden Angehörigen und kann ihm – bei falscher Ausführung – auf Dauer körperlich schaden. Es ist daher besonders wichtig, dass Sie sich als Pflegeperson ausreichend Wissen und Techniken zur Bewältigung dieser besonderen Situation aneignen. Dafür gibt es Pflegekurse, die Sie entsprechend zu Ihrer Pflegesituation auswählen können. Diese Kurse sind für Sie kostenlos, weil die Pflegekasse die Kosten übernimmt.
Geeignete Hilfsmittel bei Bettlägerigkeit
Hilfsmittel können Ihren Pflegealltag zusätzlich erleichtern. Im Hilfsmittelverzeichnis (beziehungsweise Hilfsmittelkatalog) sind alle anerkannten Hilfsmittel gelistet, die Ihnen der Arzt im Bedarfsfall verschreiben kann. Bei ärztlicher Verordnung beteiligen sich die Pflegekassen und/oder Krankenkassen an den Kosten für anerkannte Hilfsmittel und tragen diese gegebenenfalls auch vollständig.
Geeignete Hilfsmittel, die den bettlägerigen Pflegealltag erleichtern können, sind unter anderem:
- Positionierungshilfen (zum Beispiel spezielle Kissen oder Spezialbetten zur Dekubitusprophylaxe)
- Mobilitätshilfen (zum Beispiel Rollstuhl)
- Umsetz- und Hebehilfen (zum Beispiel Hebe- und Haltegurte)
- Pflegehilfsmittel zur Körperpflege/ Hygiene (zum Beispiel Urinflaschen)
- Geräte zur Überwachung von Körperfunktionen (zum Beispiel Blutdruckmessgerät)
Pflegehilfsmittel von der Pflegekasse bei Bettlägerigkeit
Hat Ihr bettlägeriger Angehöriger einen anerkannten Pflegegrad und Sie pflegen ihn zuhause, stehen Ihnen monatlich sogenannte zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel zu. Pflegehilfsmittel zum Verbrauch sollen die Hygienebedingungen in der häuslichen Pflege verbessern und dadurch das Infektionsrisiko aller Beteiligten minimieren. Dabei handelt es sich in der Regel um Einwegprodukte für den täglichen Gebrauch wie zum Beispiel Bettschutzunterlagen und Desinfektionsmittel. Die Kosten für diese Hygieneprodukte übernehmen die Pflegekassen bis zu einem Betrag von 40 Euro pro Monat.
Umgebung und Beschäftigung für Bettlägerige
Versuchen Sie, Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen das Leben im Bett so leicht und angenehm wie möglich zu gestalten. Schaffen Sie dafür eine komfortable Umgebung, in der er sich wohlfühlt. Gemeinsame Gespräche über Wünsche und Vorlieben können hierbei äußerst wertvoll sein. Wenn körperliche Beschäftigung nicht mehr möglich ist, versuchen Sie den Weg über die Sinne zu gehen. Seien Sie hier ruhig kreativ und sorgen Sie für Abwechslung, indem Sie zu unterschiedlichen Mitteln greifen:
- Stellen Sie das Bett so, dass der Bettlägerige aus dem Fenster schauen kann.
- Sorgen Sie für eine abwechslungsreiche Beleuchtung (zum Beispiel durch farbwechselnde Leuchtmittel).
- Hängen Sie Bilder an die Wand und wechseln Sie sie regelmäßig nach den Vorlieben und Interessen Ihres Angehörigen.
- Arbeiten Sie mit frischen Düften.
- Lassen Sie beruhigende Klänge oder die Lieblingsmusik Ihres Angehörigen laufen.
- Versuchen Sie seine Greif-Motorik anzusprechen, indem Sie Ihrem Angehörigen etwas zum Anfassen geben (zum Beispiel ein Stofftier).
- Nutzen Sie Aktivierungsideen, wie gemeinsames Zeitunglesen, um das Interesse an der Umwelt wachzuhalten oder neu zu entdecken.
- Es gibt viele Bewegungsübungen, die sich auch im Bett durchführen lassen. Das macht nicht nur Spaß, sondern hält auch die Muskeln und Gelenke geschmeidig. Außerdem fördert es die Atmung und das Herz-Kreislauf-System. So fällt der Muskelaufbau nach einer längeren Bettlägerigkeit entsprechend leichter.
Das Bett bei Bettlägerigkeit: Die richtige Ausstattung
Zwickt es hier, reibt es da – bei bettlägerigen Patienten dreht sich im Grunde genommen alles um die richtige Position im richtigen Bett. Es sollte daher immer den Bedürfnissen des bettlägerigen Patienten optimal angepasst werden.
Ein pflegeerleichterndes Bett
Ein professionelles Pflegebett stellt hierbei nicht nur für den Pflegebedürftigen selbst eine unverzichtbare Erleichterung dar, sondern auch für sein pflegerisches Umfeld. Ein Pflegebett verfügt in der Regel über eine Liegefläche von 90 x 200 Zentimeter und ist in den meisten Fällen höhenverstellbar. Zudem ermöglichen feststellbare Rollen unter dem Pflegebett einen flexiblen Positionswechsel im Raum. Auch die pflegeleichte Oberflächenbeschaffenheit von Pflegebetten ermöglicht eine gründliche, regelmäßige, hygienische Reinigung des Möbelstückes.
Pflege- beziehungsweise Krankenbetten zählen zu den sogenannten technischen Hilfsmitteln. Kostenträger hier sind in der Regel die Krankenkassen. Für ein von der Krankenkasse bezahltes Krankenbett ist zunächst kein Pflegegrad erforderlich. Erst im Falle der Kostenablehnung durch die Krankenkasse, kommt die Pflegekasse als alternativer Kostenträger für das Pflegebett in Frage. Für die Antragstellung auf Kostenübernahme durch die Pflegekasse ist dann ein anerkannter Pflegegrad notwendig.
Geeignete Kissen und Bettdecken
- Achten Sie darauf, dass Ihr Angehöriger immer in einer ergonomischen Position liegt. So können Sie Verspannungen verhindern und die Durchblutung unterstützen. Spezielle Nackenstützkissen können die Halswirbelsäule gut stabilisieren.
- Achten Sie beim Kissen und der Bettdecke möglichst auf ein Inlett aus Kunstfaser. Es schützt in großen Teilen vor Milben, wirkt hygienisch und beugt Allergien vor.
- Sowohl Decken als auch Kissen sollten Sie immer bei 90 Grad waschen.
Eine geeignete Bettwäsche
- Bevorzugen Sie beim Kauf der geeigneten Bettwäsche Baumwolle als Material. Sie ist atmungsaktiv, kochfest und saugt Feuchtigkeit auf. Diese Eigenschaften sorgen für ein angenehmes Klima im Bett und unterstützen die hygienischen Verhältnisse.
- Beziehen Sie das Bett je nach Jahreszeit: Im Sommer empfiehlt sich eine glatte, kühlende Bettwäsche (zum Beispiel aus Baumwoll-Satin). Im Winter können Sie zu einer wärmeren Bettwäsche greifen (zum Beispiel aus Baumwoll-Flanell).
- Die Bettwäsche ummantelt den Bettlägerigen zum überwiegenden Teil seines Alltags. Motive und Farben sollten daher in gemeinsamer Absprache gewählt werden.
- Die Bettwäsche sollten Sie immer bei mind. 60 Grad waschen und mind. alle zwei Wochen wechseln.
- Für Dekubitus-Patienten gibt es spezielle Kunstfaser-Bettlaken, die der Entwicklung von Druckstellen entgegenwirken sollen.
Eine geeignete Matratze
Je nach Pflegebedarf oder Erkrankung gibt es unterschiedliche Pflegematratzen. Die Kosten für bestimmte Pflegematratzen werden im Bedarfsfall als Hilfsmittel von den Pflegekassen beziehungsweise Krankenkassen anteilig übernommen.
Geeignete Matratzen für bettlägerige Menschen sind beispielsweise sogenannte Antidekubitusmatratzen. Diese gibt es unter anderem mit Wechseldruck-Funktionen oder zur Weichlagerung.
- Sogenannte Wechseldruckmatratzen sind mit Luft gefüllt und können in ihrem Druck verändert werden. Sie bestehen aus zwei Luftzellen, die mithilfe einer elektrischen Pumpe gleichmäßig auf- und abgepumpt werden. Dadurch können einzelne Hautpartien bei Bedarf entlastet werden.
- Sogenannte Weichlagerungsmatratzen sind besonders weich, beugen Liegebeschwerden vor und wirken schmerzlindernd.
- Sogenannte Demenz-Matratzen haben eine besondere Füllung, die das Liegegefühl festigt. Dadurch liegen bettlägerige Demenzerkrankte fixierter und ergonomischer im Bett.
Besondere Pflege bei Bettlägerigen mit Demenz
Gerade in der Endphase einer Demenz ist eine Bettlägerigkeit oft unausweichlich. Der Betroffene kann nicht mehr dazu animiert werden, sein Bett zu verlassen. Doch das einsame Liegen im Bett ohne viel Ansprache von außen führt zu einem Mangel an Sinnesreizen, einer sogenannten Deprivation (von deprivare = entbehren, rauben). Betroffene leiden dann unter Verwirrtheit, Denkstörungen oder Halluzinationen.
Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet Bettlägerigkeit?
Bettlägerigkeit beschreibt einen Zustand, in dem der Betroffene einen Großteil der Zeit in seinem Bett verbringt. Selbst wenn der Bettlägerige es wollte, ist es ihm nicht mehr möglich, aus eigener Kraft aus dem Bett aufzustehen.
Was sind die Gründe für Bettlägerigkeit?
Die Gründe für Bettlägerigkeit sind verschieden. Gerade im Alter ist das Risiko hoch, bettlägerig zu werden. Zu den häufigsten Ursachen zählen Unfälle oder Erkrankungen, die die Bewegungsfähigkeit stark beeinträchtigen.
Neben körperlichen Einschränkungen können auch psychische Belastungen eine Bettlägerigkeit begünstigen. Hierunter fallen etwa:
- einschneidende Ereignisse (zum Beispiel schwerer Sturz mit anschließender Sturzangst)
- oder verändernde Lebensbedingungen (zum Beispiel Verlust einer nahestehenden Person mit anschließender Altersdepression)
Welche Formen der Bettlägerigkeit gibt es?
Da es sich bei der Bettlägerigkeit in der Regel weniger um ein plötzliches Ereignis, sondern mehr um einen Prozess handelt, unterscheiden Wissenschaftler zwischen den verschiedenen Phasen einer Bettlägerigkeit. Dieser Prozess gliedert sich in fünf Phasen:
- Phase – Instabilität: Der Betroffene fühlt sich zunehmend unsicher auf den Beinen und verzichtet immer mehr auf seine Bewegungsfreiheit.
- Phase – Ereignis: Die betroffene Person ist bereits sehr unsicher und bewegt sich aufgrund der Angst vor einem Sturz zunehmend weniger. Der Person werden mehr und mehr Tätigkeiten abgenommen.
- Phase – Immobilität: Der Patient liegt oder sitzt am liebsten. Das Aufstehen aus dem Bett oder der Wechsel in den Rollstuhl kann nur noch mithilfe einer anderen Person bewältigt werden.
- Phase – Örtliche Fixierung: Der Betroffene benötigt vermehrt Hilfe durch andere, da er das Bett nicht mehr eigenständig verlassen kann.
- Phase – Vollständige Immobilität: Die Mobilität ist so eingeschränkt, dass die betroffene Person eine alltägliche Rund-um-Unterstützung braucht. Das Bett wird zum Lebensmittelpunkt.
Was kann ich gegen Bettlägerigkeit tun?
Oftmals werden Senioren mit steigendem Alter zunehmend unsicher auf den Beinen. Die Angst vor einem Sturz lassen den Betroffenen im Alltag immer immobiler werden. Um für mehr Sicherheit auf den Beinen zu sorgen und die Sturzgefahr zu verringern, eignen sich verschiedene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe. Dazu zählen Mobilitätshilfen, Bewegungsübungen zur Verbesserung der Kraft und des Gleichgewichts oder die Beseitigung von möglichen Gefahren im Alltag (zum Beispiel rutschige Teppiche, freiliegende Kabel et cetera).
Kommt es doch zu einem Unfall oder wird die Person aus einem anderen Grund bettlägerig, bedarf es in erster Linie positiven Zuspruch. Der Betroffene muss davon überzeugt werden, dass es sich lohnt, wieder aufzustehen. Um dafür die nötige Kraft und den Mut zu entwickeln, sollte bei der Pflege die Mobilisation des Patienten im Vordergrund stehen. Regelmäßige Mobilisation hilft nicht nur dabei, die Muskeln und Knochen, sondern auch die wesentlichen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Das erleichtert die Rückkehr in einen mobileren und selbstständigeren Alltag.
Welche Pflegestufe steht mir zu, wenn ich bettlägerig bin?
Grundsätzlich entscheidet hier der Medizinische Dienst (MDK, bei gesetzlich Versicherten) oder MEDICPROOF (bei privat Versicherten) nach dem neuen Begutachtungsverfahren (sogenanntes NBA). Da Bettlägerige weitestgehend unselbstständig und folglich auf einen außergewöhnlich hohen Pflegeaufwand angewiesen sind, werden sie nicht selten einem höheren Pflegegrad zugeordnet.
Welche Betreuungsangebote gibt es für bettlägerige Patienten?
Je nach Lebenssituation kann die Pflege eines Bettlägerigen organisiert werden. Grundsätzlich benötigen bettlägerige Patienten jedoch eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Hierzu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
- Pflege durch pflegende Angehörige: Die Pflege findet von zuhause statt. Dabei ist ausreichendes Pflegewissen enorm wichtig. Dieses Wissen wird beispielsweise im Rahmen von kostenlosen Pflegekursen vermittelt.
- Ambulante Pflegedienste oder 24-Stunden-Betreuung: Die Pflege findet durch speziell ausgebildete Pflegekräfte von zuhause statt.
- Pflegeheim: Ist die Pflege von zuhause nicht möglich, kann auch eine stationäre Unterbringung in einem Pflegeheim in Frage kommen. Hierzu muss der pflegebedürftige Bettlägerige jedoch aus seiner gewohnten Umgebung ausziehen.
Welche Risikofaktoren gibt es für Bettlägerigkeit?
Bettlägerige sind einem hohen Risiko für Folgekrankheiten ausgesetzt. Das andauernde Liegen kann beispielsweise folgende körperliche Schäden verursachen:
- Knochenschwund (Osteoporose)
- Gewichtszunahme, Appetitmangel und Verstopfung
- Lungenentzündung
- Herzinsuffizienz
- Beeinträchtigung der Nerven-und Muskelfunktionen
- Druckgeschwüre (Dekubitus)
- Thrombose
Neben körperlichen Schäden, sind Bettlägerige aber auch in besonderem Maße gefährdet, psychische Folgekrankheiten zu erleiden. Der Verlust der eigenen Selbstständigkeit kann auf lange Sicht zum Beispiel Depressionen auslösen.
Welche Therapiemaßnahmen eignen sich beim bettlägerigen Patienten?
Bettlägerigkeit lässt sich nur bedingt therapieren. Um Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Pflegesituation zu erleichtern, sollten aber verschiedene Maßnahmen getroffen werden. Bei der Pflege eines bettlägerigen Patienten spielt die Mobilisation eine entscheidende Rolle. Um die Muskeln zu erhalten und den Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung zu bringen, muss die pflegebedürftige Person mehrmals am Tag umgesetzt beziehungsweise umpositioniert werden. Hier gilt es, mit dem behandelnden Arzt über professionelle Unterstützungsmöglichkeiten, wie etwa durch einen Physiotherapeuten, zu sprechen.
Des Weiteren stehen zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung, um die Bettlägerigkeit für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu gestalten und Folgeschäden zu lindern. Dazu gehören zum Beispiel Positionierungshilfen oder Pflegehilfsmittel zur Körperpflege. Auch ein professionelles Pflegebett stellt nicht nur für den Pflegebedürftigen, sondern auch für sein pflegerisches Umfeld selbst eine unverzichtbare Erleichterung dar.
Ist der Zustand der Bettlägerigkeit dauerhaft oder endgültig, sollte dem Patienten das Leben im Bett so angenehm wie möglich gestaltet werden. Wie bei allen Pflegedürftigen sollte sich die Pflege auch bei bettlägerigen Menschen nach dem gewohnten Rhythmus und den individuellen Wünschen der Betroffenen richten. Das trägt zum psychischen und seelischen Wohlbefinden bei.
Welche Beschäftigung gibt es für Bettlägerige?
Auch wenn der Betroffene im Bett liegen muss, lässt sich der Tag abwechslungsreich gestalten. Es gibt verschiedene Aktivitäten, um das Leben im Bett so angenehm wie möglich zu gestalten und depressiven Stimmungen entgegenzuwirken.
- Lesen und Gedächtnis-Spiele fördern die geistigen Fähigkeiten des Betroffenen. Zeitunglesen hilft dabei, das Interesse an der Umwelt zu bewahren oder neu zu entdecken.
- Spezielle Bewegungsübungen helfen dabei, den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Muskeln und Gelenke geschmeidig zu halten. Außerdem fördern sie die Atmung und das Herz-Kreislauf-System. So fällt der Muskelaufbau nach einer längeren Bettlägerigkeit entsprechend leichter.
- Wenn eine körperliche Beschäftigung nicht mehr möglich ist, sollten Pflegepersonen bestenfalls die Sinne des Patienten ansprechen. Die Lieblingsmusik, farbwechselnde Leuchtmittel oder Wandbilder sorgen für eine positive Stimmung.
Wie hoch ist der Kalorienbedarf bei Bettlägerigen?
Wie hoch der Kalorienbedarf ist, ist auch bei Bettlägerigen individuell. Er richtet sich unter anderem nach der Größe, dem Gewicht, dem gesundheitlichen Zustand und dem Geschlecht. Prinzipiell sollte bei Bettlägerigkeit die Kalorienaufnahme reduziert werden, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Der Grund dafür ist, dass der Körper des Patienten aufgrund von Bewegungsmangel generell weniger Energie benötigt.
Nichtsdestotrotz ist der Körper auf eine ausreichende Menge an Nährstoffen und Vitaminen angewiesen. Auch auf eine ausreichende Zufuhr von tierischem oder pflanzlichem Eiweiß sollte bei der Ernährungsanpassung geachtet werden. Proteine können positiv zum Erhalt der Muskelmasse beitragen.
Wird man bei Parkinson bettlägerig?
Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Die gestörten Bewegungsabläufe von Parkinson-Erkrankten haben zur Folge, dass die Patienten eine verstärkte Fallneigung aufweisen. Das kann eine Bettlägerigkeit begünstigen. Grundsätzlich muss Parkinson aber nicht zwingend zur Bettlägerigkeit führen. Neben dem individuellen Erkrankungsverlauf kommt es auch darauf an, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Eine langfristige Bindung an das Bett ist meist im Endstadium unumgänglich.
Wird man mit Multiple Sklerose (MS) bettlägerig?
Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Das ist nicht nur von dem individuellen Erkrankungsverlauf abhängig, sondern auch davon, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist. Multiple Sklerose lässt sich zwar nicht heilen, aber durch eine konsequente Behandlung in ihrem Verlauf positiv beeinflussen. Folglich muss Multiple Sklerose nicht zwingend zur Bettlägerigkeit führen. Meist werden Patienten erst im Endstadium so immobil, dass eine Bettlägerigkeit eintritt.
Ist man bettlägerig, wenn man krankgeschrieben ist?
Nein, krankgeschrieben bedeutet nicht zwangsläufig bettlägerig. In vielen Fällen verordnet der Arzt beispielsweise Bettruhe. Dann liegt der Betroffene für eine bestimmte Zeit zum Zwecke seiner Genesung im Bett. Das kommt zum Beispiel häufig nach einer Operation vor. Der Zustand der Bettruhe ist aber nicht mit Bettlägerigkeit zu verwechseln.
Was darf ich, wenn ich krankgeschrieben bin, aber nicht bettlägerig?
Eine pauschale Antwort darauf, was Sie tun dürfen und was nicht, gibt es nicht. Es handelt sich hier immer um eine Einzelfallentscheidung. Grundsätzlich sollten Sie nur das tun, was Ihre eigene Genesung nicht beeinträchtigt. Der Arbeitgeber verlässt sich darauf, dass Sie sich so verhalten, dass Sie schnellstmöglich wieder einsatzfähig sind. Unternehmen Sie also Aktivitäten, die einer Genesung entgegenwirken, kann Ihr Arbeitgeber Ihnen ggf. eine Abmahnung erteilen.