Thromboseprophylaxe: Definition und Ziele
Vielen Personen ist die Thromboseprophylaxe aus dem Krankenhaus bekannt. Dort werden Patienten nach einer Operation oder bei längerer Bettlägerigkeit mit Thrombose-Strümpfen versorgt. Zudem erhalten sie nach einer Operation in vielen Fällen eine Heparin-Spritze in die Bauchdecke, die auch unter dem Namen „Thrombose-Spritze“ bekannt ist.
Beide Maßnahmen sollen eine Thrombose verhindern. Die sogenannten Anti-Thrombose-Strümpfe unterstützen den venösen Rückfluss des Blutes aus den Beinen und die Heparin-Spritze vermindert die Blutgerinnung.
Darum ist eine Thromboseprophylaxe so wichtig
Eine Thrombose kann gefährliche Komplikationen zur Folge haben. Lebensbedrohlich kann sie beispielsweise werden, wenn sich ein Thrombus von der Gefäßwand löst, mit dem Blutstrom Richtung Herz fließt und die Arterie eines lebenswichtigen Organes (zum Beispiel die Lunge) verschließt. In diesem Fall wird von einer Embolie gesprochen, die tödlich sein kann. Darum ist es wichtig, die Thrombose-Symptome zu kennen und einer Thrombose rechtzeitig vorzubeugen.
Kompressionstherapie durch Thrombose-Strümpfe und IPK
Zur Prophylaxe bei Thrombose können sowohl physikalische Maßnahmen als auch medikamentöse Mittel eingesetzt werden. Physikalische Maßnahmen sollen das Blut in den Venen schneller fließen lassen.
Dazu gehören beispielsweise medizinische Thromboseprophylaxe-Strümpfe, Kompressionsverbände sowie die Intermittierende pneumatische Kompression. Die Maßnahmen werden an den Beinen angewendet und sollen das Thrombose-Risiko senken.
Venenkompression zur Thromboseprophylaxe, © pflege.de
Medizinische Thromboseprophylaxe-Strümpfe (MTPS)
Kompressionsstrümpfe sind besonders feste, enge Strümpfe, die mindestens den kompletten Unterschenkel bedecken. Die sogenannten Thrombosestrümpfe erzeugen Druck auf die (erweiterten) Venen in den Beinen, sodass die Venenklappen besser schließen. Dadurch versackt das Blut nicht in den Beinen und kann wieder effektiver aus den Beinen zurück zum Herzen fließen.
Die Therapie mit sogenannten „Anti-Thrombose-Strümpfen“ kann nicht nur das Risiko einer Thrombose mindern, sondern auch zur Heilung nach einer Thrombose-Erkrankung beitragen.
Intermittierende pneumatische Kompression (IPK)
Bei der sogenannten intermittierenden pneumatischen Kompression werden die Beine eines Patienten in eine große Manschette gelegt, die mit Luft gefüllt wird, sodass sie Druck auf das Bein ausüben kann. Bei Patienten, die sich nicht bewegen können, kann so die Wadenmuskelpumpe unterstützt werden.
Medikamente zur Thromboseprophylaxe
Neben der Kompressionstherapie erhalten Patienten in der Regel auch eine medikamentöse Prophylaxe gegen Thrombosen. Im Rahmen der medikamentösen Maßnahmen sollen Medikamente das Blut verdünnen und so der Bildung von Thromben vorbeugen. Umgangssprachlich werden solche Medikamente auch „Blutverdünner“ genannt. Abhängig vom Wirkstoff werden sie entweder in Tablettenform verabreicht oder unter die Haut gespritzt. Zu den Wirkstoffen gehören unter anderem Heparine oder Kumarine.
Heparin wird meist kurzfristig bei Krankenhauspatienten eingesetzt, um eine Thrombose nach einer OP zu verhindern. Heparinpräparate werden nicht in Tablettenform eingenommen, sondern unter die Haut gespritzt. Tabletten kommen meist bei Personen zum Einsatz, bei denen eine Blutverdünnung längerfristig notwendig ist.
Thrombose-Spritzen
Im Rahmen der Thromboseprophylaxe werden die sogenannten Thrombose-Spritzen (auch „Anti-Thrombose-Spritzen“ genannt) dann verordnet, wenn Personen für einen längeren Zeitraum immobil sind oder einzelne Körperteile ruhiggestellt werden müssen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn das Bein nach einer Verletzung oder Operation gegipst wird.
Durch die mangelnde Bewegung des betroffenen Beins, kann es dazu kommen, dass das Blut in den Venen langsamer fließt und einen Thrombus bildet (Beinvenenthrombose). In solchen Fällen erhalten Betroffene Heparin per Spritze unter die Haut injiziert, um die Blutgerinnung zu hemmen. Meist muss die Behandlung auch zu Hause weiter fortgeführt werden, sodass sich Patienten die Thrombose-Spritze trotz Bewegung selbst verabreichen müssen.
Frühmobilisation: Thrombose nach OP verhindern
Um eine Thrombose nach einer OP zu verhindern, erhalten Krankenhauspatienten in der Regel die sogenannten Thrombosestrümpfe (auch „Kompressionsstrümpfe“ genannt) und Spritzen gegen Thrombose. Doch das frühe Aufstehen kann in vielen Fällen ebenfalls zur Thromboseprophylaxe nach einer OP zählen.
„Frühmobilisation“ nennen es die Ärzte, wenn sich Patienten nach einer Operation frühzeitig aus dem Bett bewegen müssen. So unangenehm das erste Sitzen am Bettrand oder das Aufstehen auch ist: Frühzeitige Bewegung ist gut für die Gesundheit der Blutgefäße. Gezielte Bewegungsübungen mit einem Physiotherapeuten können das Herz-Kreislaufsystem fördern.
Pflege-Tipps zur Thromboseprophylaxe
Eine längerfristige Bettlägerigkeit kann eine Thrombose-Erkrankung begünstigen. Daher bedarf es in der Pflege von hilfsbedürftigen, immobilen Personen einer besonderen Pflegeplanung für die Thromboseprophylaxe. Diese sollte mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden und umfasst in der Regel folgende pflegerische Maßnahmen:(4)
- Entstauende Positionierung: Die Pflegeperson sollte den Betroffenen so lagern, dass die Beine höher als das Herz positioniert sind. Die Position fördert den venösen Rückfluss zum Herzen und dient der Vorbeugung einer Beinvenenthrombose.
- Regelmäßige Mobilisation: Durch regelmäßiges Aufstehen und Umhergehen oder Bewegungsübungen im Bett mit Unterstützung des Pflegenden werden die Muskeln des Betroffenen beansprucht. Da die Muskelpumpe eine entscheidende Rolle für den einwandfreien Blutstrom spielt, gehört Bewegung ebenso zur Thrombose-Prävention.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Die Pflegeperson sollte darauf achten, dass der Patient genügend trinkt. Ausreichend Flüssigkeit verhindert, dass das Blut dicker wird und gerinnt.
- Kompressionstherapie nach Verordnung: Der Pflegende unterstützt den Patienten beim Anlegen von Kompressionsverbänden oder Thrombose-Strümpfen nach Vorschrift des Arztes.
- Medikamentöse Behandlung: Falls dem Patienten Medikamente zur Gerinnungshemmung verschrieben wurden, erfolgt die Medikamentengabe nach Vorschrift des Arztes.
Thrombose vermeiden: Maßnahmen und Übungen
Neben der Thrombose-Therapie durch Medikamente und Kompression, eignen sich weitere Maßnahmen der Thromboseprophylaxe, die in Eigeninitiative umgesetzt werden können. Um die Gefäße gesund zu halten, gilt: Regelmäßig aktiv zu sein, ist wichtig.
Durch Bewegung und gezielte Bewegungsübungen erhalten Menschen ihre Muskulatur und aktivieren ihre Muskelpumpe. Das erzeugt Druck auf die Venen, sodass das Blut leichter wieder zurück zum Herzen transportiert werden kann. Sport ist aber nicht nur wichtig für einen gesunden Blutstrom, sondern auch um ein normales Körpergewicht zu halten. Denn Übergewicht gehört ebenso zu den Risikofaktoren für Thrombose. Schwimmen oder Radfahren gehören zu den optimalen Sportarten, die einer venösen Thrombose vorbeugen können.
Maßnahmen zur Prophylaxe bei Thrombose: Fünf Beispiele
Abgesehen vom wirksamsten und wichtigsten Schutz vor Thrombose, der Förderung der Mobilität(5), können die folgenden Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe beitragen:
- Lagerung der Beine um 20 Grad erhöht
Wer die Beine höher legt, tut – ganz ohne Anstrengung – etwas für seine Venen: Liegen Ihre Beine höher, entsteht ein Gefälle und Ihre Venen haben es leichter, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren.
- Ausreichend viel trinken
Trinken Sie ausreichend. Flüssigkeit (Wasser, Tee) löscht nicht nur den Durst, sie sorgt auch dafür, dass Ihr Blut möglichst dünnflüssig bleibt und ungehindert durch Ihren Körper strömen kann.(6) - Thrombose vorbeugen durch gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung im Alter dient der Vorsorge. Ballaststoffreiche Lebensmittel sowie einfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Nüssen und Fisch enthalten sind, können Ihr Thrombose-Risiko senken.(6) - Bewegung tut gut
Bewegen Sie sich. Das ist nicht nur gut für das allgemeine Wohlbefinden, sondern bringt auch Ihr Herz-Kreislaufsystem in Schwung.(6) - Übergewicht vermeiden
Übergewicht zählt zu den Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren für Thrombose, denn zu viel Körperfett ist nicht nur anstrengend für Ihren Körper, sondern belastet auch Ihr Herz, Ihren Kreislauf und Ihre Gefäße.
Alle (pflegerischen) Maßnahmen müssen nach Anweisung des Arztes beziehungsweise in Absprache mit ihm durchgeführt werden. Punkt 1 sollten Sie beispielweise nicht anwenden, wenn Sie an Herzerkrankungen wie einer Herzinsuffizienz leiden.
Thrombose-Prophylaxe: Übungen im Bett
Viele Thrombose-Gefährdete haben auf lange oder kurze Sicht nicht die Möglichkeit, (regelmäßig) Sport zu treiben, weil sie zum Beispiel verletzt oder sogar bettlägerig sind. Für solche Fälle gibt es Übungen, die sich auch im Bett durchführen lassen. Die folgende Darstellung zeigt vier Übungen, die bettlägerigen Patienten zu einem gesunden Blutstrom verhelfen können:

Bewegungsübungen zur Thromboseprophylaxe, © pflege.de
Die Übungen sollten Betroffene allerdings nicht allein durchführen, sondern nur unter Anleitung, zum Beispiel durch einen Physiotherapeuten oder eine fachkundige Pflegekraft.
Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter Thromboseprophylaxe?
Eine Thromboseprophylaxe umfasst alle (medikamentösen) Maßnahmen, die einer Thrombose vorbeugen sollen. Dazu gehören neben Medikamenten wie Heparin, besonders das Tragen von Kompressionsstrümpfen und körperliche Bewegung.
Wie entsteht eine Thrombose?
Die Blutgerinnung hilft dabei, blutende Wunden zu verschließen und den Körper somit vor dem Verbluten zu schützen. Jedoch kann sich ein Blutgerinnsel auch in einem Blutgefäß (Vene oder Arterie) bilden und den Blutstrom hindern. Dann wird von einer Thrombose gesprochen. Wieso sich ein Thrombus in einem Blutgefäß bildet, kann verschiedene Ursachen haben:
- Gestörter Blutfluss etwa aufgrund von Bettlägerigkeit
- Veränderungen an der Gefäßwand zum Beispiel bei Verletzungen
- Veränderte Blutzusammensetzung beispielsweise durch eine angeborene Blutgerinnungsstörung
Am häufigsten entwickeln sich Blutpfropfe in den tiefen Beinvenen, sodass es zu einer Thrombose im Bein kommt.
Wie bekommt man eine Thrombose?
Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Thrombose-Erkrankung begünstigen können. In vielen Fällen kommen mehrere Faktoren zusammen, bevor ein Blutgerinnsel in den Blutgefäßen entsteht. Zu möglichen Risikofaktoren gehören:
- Vorangegangene / frühere Venenthrombose
- (Genetisch bedingte ) Blutgerinnungsstörungen
- Krebserkrankungen
- Höheres Lebensalter
- Thrombosen bei Familienmitgliedern
- Herzschwäche
- Akute Infektionen
- Krampfadern
- Längeres Liegen
- Bewegungsmangel
- Orthopädische oder größere Operation
- Genetisch bedingte Störung der Blutgerinnung
Hinzu kommen Faktoren, die zwar weniger Einfluss auf die Entstehung einer Thrombose haben, welche aber dennoch (wenn möglich) vermieden werden sollten. Dazu zählen beispielsweise Übergewicht, Nikotin- und Alkoholkonsum, Bluthochdruck oder die Einnahme von Hormonersatzpräparaten.
Wie entsteht ein Thrombus?
Ein Thrombus ist der medizinische Begriff für ein Blutgerinnsel. Normalerweise ist es ein Schutzmechanismus des Körpers, dass das Blut gerinnt. So verhindert die Blutgerinnung beispielsweise das Verbluten in Folge einer offenen Wunde. Jedoch können sich Thromben auch ohne äußere Verletzung in einem Blutgefäß (Arterie oder Vene) entwickeln, zum Beispiel wenn das Blut durch langes Liegen zu langsam fließt. Dann neigt es dazu, einen Blutpfropf zu bilden.
Wie kann man einer Beinthrombose vorbeugen?
Neben der Einnahme gerinnungshemmender Medikamente wie beispielsweise Heparin können folgende Maßnahmen einer Beinthrombose vorbeugen:
- Kompressionsverbände oder -strümpfe
- Bewegung (zum Beispiel Schwimmen oder Radfahren)
- Frühmobilisation nach einer OP
- Genügend Flüssigkeit
- Ausgewogene Ernährung
- Übergewicht vermeiden
- Nikotinkonsum meiden
Wie lange dauert die Thromboseprophylaxe nach einer OP?
Die Dauer der Thromboseprophylaxe nach einer OP ist von Patient zu Patient unterschiedlich. In der Regel erhalten Patienten im Rahmen der Thromboseprophylaxe das Medikament Heparin in Form von sogenannten Thrombose-Spritzen. Die Thrombose-Spritze (auch Heparin-Spritze genannt) vermindert die Blutgerinnung und damit die Gefahr einer Thrombose.
Die Heparin-Spritze wird meist kurzfristig, in der Regel für maximal vier bis fünf Wochen eingesetzt. Je nach Heilungsprozess nach der OP, müssen Betroffene die Behandlung oftmals zu Hause fortführen, sodass sie sich die Thrombose-Spritze selbst verabreichen müssen.