Was ist ein Notfallpass? Was ist eine Notfallmappe?
Notfallpass und Notfallmappe sollen im Notfall dem medizinischen Personal helfen, schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Je nach Art des Notfalls können ganz unterschiedliche Informationen relevant sein. Ein Notfallpass oder Notfallausweis fasst die wichtigsten medizinischen Fakten über den Besitzer zusammen, die in einem gesundheitlichen Notfall von Bedeutung sind. Er sollte so klein sein, dass er zum Beispiel im Geldbeutel oder der Handtasche immer mitgeführt werden kann. Es gibt auch digitale Notfallpässe für das Smartphone.
Eine Liste mit den wichtigsten Inhalten eines Notfallpasses:
- Biografische Angaben
- Foto
- Allergien
- Impfungen
- Chronische Krankheiten
- Regelmäßig eingenommene Medikamente
- Weitere medizinische Besonderheiten (Implantate, Herzschrittmacher etc.)
- Gegebenenfalls Pflegegrad
- Name und Kontaktdaten des Hausarztes
- Hinweise auf Patientenverfügungen und Vollmachten
- Bereitschaft zur Organspende im Ernstfall
- Kontaktdaten von Angehörigen
Eine Notfallmappe ist, wie der Name schon sagt, umfangreicher als ein Notfallpass. Die in der Notfallmappe hinterlegten Informationen können sogar weit über medizinische Aspekte hinausgehen und zum Beispiel Hinweise zu finanziellen Aspekten, Versicherungen, Immobilien, Haustieren oder einem Testament enthalten.
Ist ein Notfallpass kostenlos?
Notfallpässe und Notfallmappen sind prinzipiell kostenlos. Denn Sie erstellen die Notfalldokumente selbst und sind dabei an keine besondere Form gebunden. Kostenlose Vorlagen zum Ausfüllen helfen natürlich sehr. Solche stellen zum Beispiel die Krankenversicherungen zur Verfügung. Wichtig ist in jedem Fall, dass schnell und zweifelsfrei erkennbar ist, zu wem Notfallpass und Notfallmappe gehören. Name, Geburtsdatum und ein aktuelles Passfoto sind deshalb unerlässlich.
Europäischer Notfallausweis
Der europäische Notfallausweis erfüllt den gleichen Zweck wie jeder andere Notfallpass. Allerdings ist er mehrsprachig und hat eine europaweit einheitliche Form, damit er auch im Ausland schnell ausgelesen werden kann. Einen Vordruck erhalten Sie gegen eine geringe Gebühr beim Hausarzt oder in der Apotheke. Unter Pflegebedürftigen sind Auslandsaufenthalte die Ausnahme, deshalb reicht für diese Personen in der Regel ein deutscher Notfallpass.
Digitale Notfalldokumente: Handy Notfallpass
Einen Notfallpass aus Papier oder gar eine Notfallmappe tragen weniger Menschen stets bei sich, als ihr Handy. Deshalb können wichtige Daten für den Notfall auch auf Smartphones gespeichert werden. Für Pflegebedürftige kann ein digitaler Notfallpass Sinn ergeben, wenn sie das Handy meist in Reichweite aufbewahren.
Wie funktioniert der Notfallpass auf dem Handy?
Neuere Android- und iOS- Smartphones haben einen integrierten digitalen Notfallpass. Sie müssen also keine App herunterladen, um einen Notfallpass zu erstellen. Diesen können Sie auch aufrufen, ohne das Telefon zu entsperren. Das kann im Notfall sehr wichtig sein.
- Notfallpass Android-Handy (ab Android 7): Klicken Sie auf dem gesperrten Bildschirm auf „Notfall“ oder auf „Notruf“. Dann auf „Notfallinformationen“. Nun werden bereits auf dem noch gesperrten Handy die gespeicherten Notfallinformationen dargestellt. Zum Bearbeiten klicken Sie auf das Stift-Symbol. Nun müssen Sie das Telefon entsperren und können dann die Informationen eingeben.
- Notfallpass iPhone (ab iOS 8): Hier ist der Notfallpass Teil der „Health App“. Um Informationen zu hinterlegen, navigieren Sie über das Benutzer Icon oben rechts zu „Medizinische Daten“ > „Notfallpass“ > „Notfallpass konfigurieren“. Wichtig ist, dass Sie die Option „Im Sperrzustand zeigen“ aktivieren. Nur dann können Sanitäter den Notfallpass lesen, ohne Ihr iPhone zu entsperren.
Notfallpass-Apps mit erweiterten Funktionen
Falls Sie nicht die Bordmittel von Android und iOS nutzen möchten oder können, gibt es auch spezielle Notfallpass-Apps zum Download. Auch hier werden Informationen hinterlegt, die im Notfall ohne eine Entsperrung des Handys abgerufen werden können. Der Vorteil gegenüber der Standardfunktion von iOS und Android: Sie können mehr Informationen hinterlegen und besondere Zusatzangebote der jeweiligen App nutzen. Zum Teil sind diese Apps jedoch kostenpflichtig.
Notfalldaten auf Ihrer Versicherungskarte
Seit Mitte 2020 gibt es die Möglichkeit, wichtige Notfalldaten auch auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), also der umgangssprachlichen „Versicherungskarte“, zu speichern. Mit einem entsprechenden Lesegerät können Ärzte dann im Notfall darauf zugreifen. Das wird auch als „Notfalldatenmanagement“ (NFDM) bezeichnet.(1)
Doch nicht nur in Notfällen, sondern auch bei normalen Behandlungen in Arztpraxen oder Krankenhäusern können die Informationen hilfreich sein. Denn neben wichtigen Gesundheitsdaten wie zum Beispiel Vorerkrankungen, Allergien und Medikamenteneinnahme können dort auch Erklärungen von Ihnen gespeichert werden. Also zum Beispiel Hinweise auf vorhandene Organspendeausweise oder Patientenverfügungen.
Um Notfalldaten auf Ihrer Gesundheitskarte zu speichern müssen Sie sich an einen Arzt wenden. Sie müssen zunächst eine Einwilligung in die Speicherung dieser Daten auf Ihrer Karte unterzeichnen. Dann können Sie gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, welche Informationen und Erklärungen gespeichert werden sollen.
Notfallmappe in Papierform
Anders als Notfallpässe dienen Notfallmappen nicht allein dem akuten medizinischen Notfall. Sie sollen ganz allgemein in einem Krisenfall dafür sorgen, dass wichtige Entscheidungen der Person respektiert werden und Angehörigen der Umgang mit einem Notfall erleichtert wird. Ob jemand bereits pflegebedürftig ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Eine Notfallmappe für Senioren und gesundheitlich gefährdete Menschen ist immer eine sinnvolle Vorsorge, zu der auch Vollmachten und Verfügungen gehören.
Notfallmappe selbst erstellen: Was gehört hinein?
Grundsätzlich gilt: Je mehr Informationen, desto besser. Sie können also gar nicht zu viele Themen erwähnen, solange Sie die Mappe gut strukturieren. Am Anfang sollten Sie aber auf jeden Fall wichtige medizinische Informationen in Kurzfassung niederschreiben, damit Sie im Notfall schnell darauf zugreifen können.
Das gehört in eine Notfallmappe:
- Name, Adresse, Alter und ein Foto
- Medizinisch relevante Informationen (Vorerkrankungen, Medikamentenplan, Allergien, usw.)
- Ausführliche Informationen zu Verletzungen, OPs und Behandlungen
- Namen und Kontaktdaten behandelnder Ärzte
- Patientenverfügungen
- Vollmachten (Vorsorgevollmacht, Betreuungsvollmacht)
- Organspendeausweis oder Ähnliches
- Hinweise auf Versicherungen und finanzielle Absicherung
- Hinweise auf Besitztümer (Kraftfahrzeuge, Immobilien, usw.)
- Verfügungen für den Todesfall und die Bestattung
- Testament
Ist der Besitzer der Notfallmappe bereits pflegebedürftig, so sind in einer Notfallmappe neben medizinischen Informationen auch die Kontaktdaten der pflegenden Angehörigen oder der jeweiligen Einrichtung, die Patientenverfügung und die bestehenden Vollmachten wichtig, sofern es diese gibt.
Sonderfall: Notfallmappe bei Demenz
Notfallpatienten mit einer Demenz stellen einen besonderen Fall dar, weil sie selbst keine verlässlichen Auskünfte geben können. In diesem Fall ist eine Notfallmappe empfehlenswert, denn sie bietet ausreichend Platz für alle relevanten Informationen. Zusätzlich zu den üblichen medizinischen Themen sollten Sie dann auch auf allgemeine Gewohnheiten des Demenzerkrankten und pflegerische Besonderheiten eingehen. Also zum Beispiel, welche Vorgänge bei dem Demenzerkrankten problematisch sind und welche besonders wichtig.
Wo kann ich eine Notfallmappe bestellen?
Vorgefertigte Notfallmappen zum Ausfüllen finden Sie bei den meisten Krankenkassen kostenlos als Download . Sie können die entsprechenden Dateien herunterladen und die Notfallmappe am PC ausfüllen oder gleich ausdrucken und dann per Hand ausfüllen. Natürlich können Sie auch fertige Vordrucke online bestellen oder im Buchhandel kaufen, wenn Sie sich das Ausdrucken ersparen möchten.
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Notfallpass?
Ein Notfallpass ist ein Dokument für medizinische Notfälle. Es soll Ersthelfern, Sanitätern und Ärzten wichtige Informationen über den Patienten liefern, falls dieser selbst keine Auskunft geben kann.
Wo finde ich den Notfallpass auf dem Handy?
Egal ob iPhone oder Android: Der Notfallpass sollte abrufbar sein, auch wenn das Handy noch gesperrt ist. Klicken Sie einfach auf dem Sperrbildschirm auf „Notfall“ oder „Notruf“ und dann auf „Notfallinformationen“ oder „Notfallpass“. Falls ein digitaler Notfallpass auf dem Handy eingerichtet worden ist, können Sie die Informationen jetzt auslesen.
Was steht in einem Notfallpass?
Folgende Informationen gehören unbedingt in einen Notfallpass:
- Name, Adresse, Alter
- Foto
- Allergien
- Impfungen
- Chronische Krankheiten
- Regelmäßig eingenommene Medikamente
- Weitere medizinische Besonderheiten (Implantate, Herzschrittmacher etc.)
- Name und Kontaktdaten des Hausarztes
- Hinweise auf Patientenverfügungen und Vollmachten
- Bereitschaft zur Organspende im Ernstfall
- Kontaktdaten von Angehörigen
Was gehört in eine Notfallmappe?
Eine Notfallmappe ist eine umfangreichere Version eines Notfallpasses. Sie sollte alle Informationen enthalten, die in einem medizinischen Notfall wichtig sind. Darüber hinaus gehören in eine Notfallmappe Patientenverfügungen, Vollmachten und alle Informationen, die Angehörige im Falle eintretender Pflegebedürftigkeit oder im Todesfall benötigen oder unbedingt berücksichtigen sollen.
Kann ich auf meiner Gesundheitskarte Notfalldaten speichern?
Ja, aber nur mit Hilfe eines Arztes. Unter dem Stichwort „Notfalldatenmanagement“ (NFDM) können Ärzte Notfalldaten auf Ihrer elektronischen Gesundheitskarte speichern. Aber nur mit Ihrer ausdrücklichen Einwilligung.
Benötige ich eine PIN um Notfalldaten auf der Gesundheitskarte einzusehen?
Nein, dafür reicht ein spezielles Lesegerät. Solche Lesegeräte stehen nur medizinischem Personal zur Verfügung. Sie selbst müssen sich an einen Arzt wenden, wenn Sie Ihre Notfalldaten auf Ihrer Gesundheitskarte anpassen möchten.