Angehörigenhilfe bei beginnender Demenz
Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 300.000 Menschen an Demenz.(1) Etwa zwei Drittel der Betroffenen werden von Angehörigen zuhause versorgt und betreut.(2) Bereits nach kurzer Zeit wird Angehörigen in der Regel bewusst, dass das Thema Demenz künftig viel Zeit beanspruchen wird.
Denn nicht nur die Betroffenen selbst müssen sich dem neuen Alltag stellen – auch Familienmitglieder, die die Demenzerkrankten künftig in ihrer Obhut haben werden, müssen einen Weg finden, um sich mit der neuen Betreuungssituation zurechtzufinden. Vielen stellt sich die Frage, welche Hilfe sie jetzt in Anspruch nehmen können.
Demenz-Test für Angehörige
Deuten die Symptome auf eine beginnende Demenz hin, kann ein Demenz-Test den Angehörigen eine erste Tendenz zeigen. Hierfür stehen verschiedene Tests zur Verfügung, zum Beispiel Online-Tests, die als Selbsttests bezeichnet werden, die der Betroffene absolviert. Das Testergebnis kann Ihre Vermutung fürs Erste bestärken oder verwerfen. Beachten Sie, dass ein solcher Selbsttest keine ärztliche Diagnose ersetzt. Vereinbaren Sie einen Arzttermin und nehmen Sie all Ihre Fragen mit in das Gespräch.
Information und Beratung als Demenz-Hilfe
Stellen Sie bei Ihrem Angehörigen erste Anzeichen von Demenz fest, ist es wichtig, die Situation des Betroffenen weiterhin zu beobachten. Verdeutlichen sich mehr und mehr die Symptome von Demenz, gilt es, sich über die Erkrankung generell und über das individuelle Krankheitsbild des Betroffenen zu informieren. Das kann über den Hausarzt oder aber über eine speziell ausgebildete Demenz-Beratung erfolgen. Eine solche Beratung und Informationen dazu erhalten Sie beispielweise über den Wegweiser Demenz. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, kostenlose Pflegekurse beziehungsweise Pflegeschulungen zu besuchen.
Zu Beginn ist die wichtigste Demenz-Hilfe für Angehörige das Wissen über die Erkrankung mit allen Begleiterscheinungen. Wenn sie verstehen, warum Demenzerkrankte diese und jene Dinge tun und wie Angehörige darauf reagieren können, ist bereits ein großer Schritt vollzogen.
Podcast zu den Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige
Im Rahmen der Demenzwoche 2021 war pflege.de im Gespräch mit Pflegeberaterin Isabella Schüling.
Expertin Isabella Schüling ist als Pflegeberaterin und Pflegesachverständige tätig. Sie berät seit vielen Jahren Menschen, die mit der Pflege konfrontiert werden und ist selbst pflegende Angehörige. Darüber hinaus leitet sie einen monatlichen Demenzzirkel zum Austausch zwischen den Angehörigen.
In einem Podcast spricht pflege.de mit der Pflegeexpertin Isabella Schüling über die Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige von dementiell erkrankten Menschen.
Grundlegende Demenz-Hilfen
Wenn Sie sich dafür entschieden haben, einen Demenzerkrankten zuhause zu betreuen und zu pflegen, bedeutet dies nicht, dass Sie alles allein meistern müssen. Eine Demenz-Hilfe im Alltag kann ganz unterschiedlicher Natur sein. Eine wichtige Demenz-Hilfe für Angehörige ist beispielsweise finanzielle Unterstützung sowie externe Unterstützung bei der Hausarbeit.
Finanzielle Hilfe bei Demenz
Ein wichtiger Indikator für eine finanzielle Hilfe bei Demenz ist das Eingruppieren des Demenzerkrankten in einen Pflegegrad. Bei gesetzlich Versicherten ist der Medizinische Dienst (MD, früher MDK) zuständig, bei privat Versicherten führt ein Gutachter von MEDICPROOF die Einschätzung durch.
Wenn ein Pflegegrad nach dem aktuellen Gesundheitszustand festgestellt wird, haben Pflegebedürftige Anspruch auf bestimmte Pflegeleistungen, mit denen zum Beispiel ein ambulanter Pflegedienst bezahlt werden kann. Pflegegeld, das es für die häusliche Pflege gibt, kann auch mit Pflegesachleistungen durch Dienstleister kombiniert werden. Dann ist die Rede von Kombinationsleistung.
Haushaltshilfe bei Demenz
Als pflegender Angehöriger stehen Sie zwar für die Pflege und Haushaltsführung eines Demenzerkrankten in der Verantwortung, dennoch gibt es die Möglichkeit, eine Haushaltshilfe bei Demenz zu organisieren. Ambulante Pflegedienste übernehmen bis zu einem gewissen Grad die Hausarbeit und entlasten damit erheblich. Kontaktieren Sie einen Pflegedienst in Ihrer Nähe und lassen Sie sich bezüglich Ihrer Entlastungsmöglichkeiten beraten.
Sofern ein Pflegegrad vorliegt, können Sie zur Finanzierung der Haushaltshilfe den Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich verwenden, den es ab Pflegegrad 1 gibt. Sind die Kosten pro Monat höher, ist eine Zuzahlung erforderlich.
Hilfe und Selbsthilfe für Angehörige von Demenzerkrankten
Die Pflege und Betreuung von dementen Menschen kann belastend sein, sodass sich Angehörige, die sich dieser Verantwortung stellen, rechtzeitig nach Entlastungsmöglichkeiten umschauen sollten. Die Pflege und Betreuung einer demenzerkrankten Person darf nicht dazu führen, dass pflegende Angehörige selbst körperlich und seelisch erkranken. Dafür ist es wichtig, sich über Leistungsansprüche zu informieren und zu verstehen, wie wichtig Selbsthilfe und Selbstfürsorge sind. Pflegende können beispielsweise eine Demenz-Selbsthilfegruppe besuchen und sollten sich Pflege-Auszeiten erlauben. Dies ist zum Beispiel mit der Verhinderungspflege möglich. Gute Pflege kann nur gelingen, wenn Pflegende ausreichend Kraft für die Pflege anderer haben.
Welche Arten von Hilfe bei Demenz für Angehörige kommen überhaupt infrage? Hilfe für Demenz-Angehörige werden beispielsweise von diesen Trägern angeboten:
- Demenz-Hilfe durch die Krankenkasse: Für die häusliche Krankenpflege ist eine ärztliche Verordnung erforderlich, die in der Regel der Hausarzt ausstellt. Die Krankenpflege beinhaltet Grundpflege, Behandlungspflege und hauswirtschaftliche Versorgung. (3) Diese Unterstützung ist befristet auf bis zu vier Wochen. Sie kommt meist zum Einsatz, wenn (noch) kein Pflegegrad vorliegt, zum Beispiel als Anschlussbehandlung nach einem Krankenhausaufenthalt.
- Demenz-Hilfe durch die Pflegekasse: Stellen Sie als erstes einen Antrag auf Pflegegrad beziehungsweise einen Antrag auf Höherstufung. Mit einem Pflegegrad stehen dem Betroffenen finanzielle Pflegeleistungen zu, die Sie in Form von sogenannten Pflegesachleistungen zur Unterstützung bei der Demenzbetreuung einsetzen können. Hierzu zählt zum Beispiel die Unterstützung im Zuhause durch einen ambulanten Pflegedienst.
Psychische und körperliche Entlastung für Demenz-Angehörige
Vergesslichkeit, Weglaufen oder Aggressionen bei Demenz: Angehörige haben mit vielen Herausforderungen im Alltag zu kämpfen. Für Pflegende von Demenzerkrankten ist es daher umso wichtiger, sich selbst besser kennenzulernen und geeignete Möglichkeiten zu finden, die der Entspannung dienen. Was für den einen entspannend wirkt, muss nicht auf den nächsten zutreffen. Geben Sie sich Zeit und finden Sie heraus, mit welchen Mitteln Sie gedanklich abschalten können. Möglichkeiten der psychischen und körperlichen Entlastung für Angehörige von Demenzerkrankten können unter anderem folgende sein:
Reden: Sich mit Menschen auszutauschen, die sich in gleicher Situation befinden, kann eine wichtige psychische Entlastungsmöglichkeit für pflegende Angehörige sein. Diese kann in Form von Selbsthilfe- oder Angehörigengruppen stattfinden.
Bewegung: Einfach mal einen Spaziergang oder eine Fahrradtour machen sowie eine Joggingrunde einlegen, kann dazu führen, dass der Energiehaushalt aufgeladen und der Kopf frei wird. Auch wenn es manchmal schwierig ist, sich zu mehr Bewegung zu motivieren, werden Sie sich im Anschluss körperlich ausgeglichener fühlen.
Entspannungstechniken: Viele Krankenkassen bieten kostenlose Online-Kurse für Entspannungstechniken an. Für pflegende Angehörige von Demenzerkrankten eine gute Gelegenheit, sich diese Life-Balance-Übungen anzueignen, um sich vom Pflegealltag zuhause erholen zu können und nicht selbst zu erkranken.
Kuren für Demenzerkrankte und Angehörige
Die Pflege von dementen Personen ist oftmals kräftezehrend und kann im fortgeschrittenen Stadium eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung bedeuten. Pflegende Demenz-Angehörige sind nicht nur häufig mit herausfordernden Situationen überfordert, sondern leiden oftmals auch unter Erschöpfungszuständen. Wenn auch Sie damit zu kämpfen und gelegentlich das Gefühl haben, den Anforderungen einer Betreuung nicht mehr gerecht werden zu können, sollten Sie sich als Demenz-Angehörige Hilfe holen. Eine solche Entlastungshilfe kann eine Kur für Demenzerkrankte und Angehörige sein. Alternativ können Sie eine Kur ohne die pflegebedürftige Person machen. Hierfür muss die Betreuung und Pflege anderweitig organisiert werden, zum Beispiel in Form von Kurzzeitpflege. Um eine Kur zu beantragen, sollten Sie sich an Ihre Krankenkasse werden.
Demenz-Selbsthilfegruppen für Angehörige
Es ist nicht ungewöhnlich, dass pflegende Demenz-Angehörige häufig überfordert sind und sich in ihrer Pflegesituation allein fühlen. Für diese Herausforderung gibt es eine Lösung: Demenz-Selbsthilfegruppen.
Wenn Sie sich als Demenz-Angehörige über die Belastung der täglichen Pflege austauschen und verstanden fühlen möchten, sind Sie in einer solchen Selbsthilfegruppe richtig aufgehoben. In der Regel leitet und begleitet eine speziell ausgebildete Fachkraft eine solche Selbsthilfegruppe. Hier können Demenz-Angehörige mit anderen pflegenden Helfern über ihre Sorgen sprechen und sich gegenseitig Tipps geben. Sich zu unterstützen und gegebenenfalls Mut zuzusprechen, kann oftmals Energien freisetzen, die im Alltag mit Demenzerkrankten vonnöten sind.
Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Demenzerkrankten entlastet Pflegende und bietet neben dem Erfahrungsaustausch auch Informationen: In einer Selbsthilfegruppe für Demenz-Angehörige werden auch formelle Themen angesprochen, die nicht jedem Betroffenen auf Anhieb geläufig sind. Folgende Themen können Teil einer Selbsthilfegruppe bei Demenz sein:
- Vorsorgevollmacht
- Pflegeversicherung
- Rechtliche Fragen bei Demenz
- Finanzielle Hilfen
Demenz-Beratungsstellen für Angehörige von Betroffenen
Demenz-Beratungsstellen klären Sie als Angehörige auf – in der Regel kostenlos –, welche Entlastungsmöglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen. Ob eine Demenzerkrankung gerade erst diagnostiziert oder ob bereits ein Pflegegrad bestimmt wurde: Eine Beratungsstelle bietet Ihnen eine konkrete Demenz-Hilfe für Angehörige, sodass alle Entlastungsmöglichkeiten schnellstmöglich beantragt und auf den Weg gebracht werden können. Auch rechtliche und finanzielle Fragen sind Teil einer umfassenden Demenzberatung für Angehörige. Wo sich die nächste Beratungsstelle für Angehörige von Demenzerkrankten befindet, finden Sie beispielsweise über die Deutsche Alzheimer Gesellschaft heraus.
Demenz-Hotline für Angehörige
Wünschen Sie sich eine individuelle Beratung für Demenz-Angehörige, steht Ihnen verschiedene Optionen zur Verfügung:
- Alzheimer-Telefon: Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist ein kostenloses Demenz-Hilfe-Telefon. Im Gespräch mit speziell demenzgeschulten Sozialarbeitern lassen sich sämtliche Themen klären – von Diagnose und Therapie bis zu Unterstützungsangeboten, auf Wunsch auch anonym.
- Lokale Allianzen: Beratungsstellen für Demenz fasst das Bundesfamilienministerium in seiner Projekt-Landkarte „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ zusammen. Neben Adressen der Ansprechpartner finden Sie auch Telefonkontakte, die Sie anrufen können.
Demenz-Kurse für Angehörige
Da Demenz-Angehörige nach der Demenz-Diagnose eines Familienmitgliedes meist nicht wissen, welche Aufgaben bei der Pflege und Betreuung anfallen und welche Entlastungsmöglichkeiten bestehen, bieten verschiedene Stellen Demenz-Kurse für Angehörige an. Eine solche Pflegeschulung beziehungsweise Demenzschulung für Angehörige wird häufig von den Pflegekassen angeboten. Entweder übernehmen die Pflegekassen die Pflegeschulungen in Eigenregie oder beauftragen einen Leistungserbringer, wie einen ambulanten Pflegedienst vor Ort. Welche Demenzkurse für Angehörige infrage kommen, lesen Sie im Ratgeber zu Pflegekursen.
Häufig gestellte Fragen
Was sind Demenz-Hilfen für Angehörige?
Eine Demenz-Hilfe für Angehörige ist beispielsweise die Inanspruchnahme des ambulanten Pflegedienstes. Demenz-Angehörige können auch finanzielle Hilfe bei Demenz beanspruchen, indem sie den Demenzerkrankten in einen Pflegegrad eingruppieren lassen und für ihre Betreuung einen gewissen Betrag erhalten.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einen speziell ausgebildeten Demenzbetreuer als Unterstützung für pflegende Angehörige hinzuziehen. Die Kosten hierfür werden zum Teil von den Pflegekassen übernommen.
Wer hilft Angehörigen von Demenzerkrankten?
Unterstützung finden Angehörige von Demenzerkrankten vor allem mithilfe von ambulanten Pflegediensten, Selbsthilfegruppen, Tagespflege- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen.
Was können Demenz-Angehörige zur Entlastung tun?
Zur Entlastung von pflegenden Angehörigen sollten Sie in jedem Fall Demenz-Hilfen für Angehörige in Anspruch nehmen. Lassen Sie sich zum Beispiel von einem ambulanten Pflegedienst bei Ihrer Arbeit als Demenz-Angehöriger unterstützen. Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe an und tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus.
Was tun, wenn Demenz-Angehörige überfordert sind?
Angehörige sollten sich grundsätzlich mit Hilfe und Selbsthilfe befassen, um nicht selbst körperlich und seelisch zu erkranken. Die Betreuung von Demenzerkrankten selbst zuhause zu übernehmen, kann eine Herausforderung sein. Angehörige sollten sich frühzeitig informieren, welche Unterstützungsmöglichkeiten bereitstehen, damit sie wissen, an wen sie sich im Überforderungsfall wenden können.
Wo finde ich eine Beratungsstelle für Angehörige von Demenzerkrankten?
Angehörige von Demenzerkrankten finden beispielsweise auf den Seiten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Demenz-Beratungsstelle in ihrer Nähe.