Uhrentest: Definition
Der Uhrentest gehört zur Gruppe der psychometrischen Tests und kann die Früherkennung einer Demenz unterstützen. Der Uhrentest untersucht zwei zentrale Kompetenzen des Probanden, die Gedächtnisleistung und Raumwahrnehmung, und erlaubt dadurch Rückschlüsse auf demenzielle Veränderungen.
Liegt der Verdacht auf Demenz nahe, so ist der Uhrentest ein erstes wichtiges und bekanntes Instrument in der Diagnostik. Er ist einfach, geht schnell und das benötigte Material beschränkt sich auf ein Blatt Papier und einen Stift. Meistens wird der Uhrentest nach Shulman angewandt, der den Uhrentest (englisch: „Clock-drawing“) im Jahr 1993 entwickelt hat. Daneben gibt es noch einen Demenz-Uhrentest nach Sunderland und einen Uhrentest nach Watson.
Uhrentest nach Shulman: Vorteile
Die Ausführung ist einfach: Der Proband muss einen Kreis zeichnen und an der richtigen Stelle 12 Ziffern einfügen. Am Anschluss soll er eine Uhrzeit nach Vorgabe mit dem Stunden- und Minutenzeiger in der skizzierten Uhr eintragen. Diese Aufgabe gelingt nur, wenn der Proband die nötigen geistigen Fähigkeiten (Erinnerung, Merkfähigkeit, visuelle Orientierung etc.) noch ausreichend besitzt. Weitere Vorteile des Demenz-Uhrentests nach Shulman sind:
Das Wichtigste in Kürze
- Er dauert nur fünf bis zehn Minuten.
- Er ist fast unabhängig von Sprache oder einer bestimmten Kultur.
- Das Zeichnen einer Uhr ist eine einfache und neutrale Aufgabe, die die meisten Probanden beherrschen. Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) ist beispielsweise wesentlich aufwändiger.
Uhrentest nach Shulman: Durchführung
Ein Uhrentest gliedert sich in vier Teilbereiche:
- Der Proband erhält ein Blatt Papier mit einem Kreis darauf. Der Arzt erklärt kurz, wo oben und unten sein soll.
Hinweis: Beim Uhrentest nach Sunderland muss der Proband auch den Kreis selbst aufzeichnen. - Der Arzt gibt die Anweisung: „Dieser Kreis soll eine Uhr sein. Ich möchte gerne, dass Sie die fehlenden Ziffern darauf eintragen. Tragen Sie danach mit dem Minuten- und Stundenzeiger bitte die Uhrzeit „10 nach 11“ ein.“
- Während der Proband zeichnet, macht sich der Arzt Notizen:
a) In welcher Reihenfolge geht der Proband vor?
b) Muss er häufig Korrekturen vornehmen?
c) Wie viel Zeit braucht er, um die Aufgaben zu erledigen?
d) Bereitet ihm das Zeichen Schwierigkeiten? Wo zögert er? Etc. - Der Arzt bewertet die Zeichnung des Probanden nach festen Kriterien, notiert dann Punktwert, Namen der Person und das Datum auf dem Blatt.
Dieser Demenz-Uhrentest verrät eine ganze Menge über den Probanden: Er zeigt,
- ob er Anleitungen („Tragen Sie die Uhrzeit ein“) versteht;
- ob er richtig planen kann (zuerst der Kreis, dann die Ziffern, dann die Uhrzeit);
- ob sein visuelles Gedächtnis noch funktioniert (Wie sieht eine Uhr eigentlich aus?);
- ob er ein komplexes Muster – Kreis, Zifferblatt, Uhrzeit – erfassen und praktisch ausführen kann (sog. visuokonstruktive Ausführungsleistung).
Uhrentest: Auswertung des Demenz-Uhrentests
Bei der Auswertung des Uhrentests gibt es zwei Skalen:
- Auswertungsskala nach Shulman: 1 bis 6 (1 = korrekt, 6= keine Uhr erkennbar)
- Auswertungsskala nach Sunderland: 1 bis 10 (10 = korrekt, 1 = keine Uhr erkennbar)
Im Folgenden beschreibt pflege.de beispielhaft die Auswertung des Uhrentests nach Shulman.
Uhrentest: Alzheimer & Demenz richtig erkennen?
Der Demenz-Uhrentest ist einfach und recht schnell erledigt. Seine Aussagekraft hinsichtlich der Früherkennung einer Demenz ist unter Experten unbestritten. Gerade bei Demenz gehören Störungen der räumlichen Wahrnehmung zum Symptomkomplex. Diese visuelle-räumlichen Kompetenzen können mit einer kleinen Uhrenzeichnung gut überprüft werden.
Dennoch reicht ein Uhrentest allein nicht aus, um wirklich eine qualitative Diagnose über Demenz oder Alzheimer zu treffen. So wird er oft ergänzt mit dem Mini-Mental-Status-Test (MMST) und genau diese Kombination erweist sich in Studien auch als sinnvoll. Die Kombination aus MMST und Uhrentest prüft sozusagen unterschiedliche Merkmale ab und ergibt in der Summe eine gute Ersteinschätzung. Allerdings nur, wenn die Tests wirklich von Experten, z. B. in einer Memory-Klinik, durchgeführt werden.