Verbandsmaterial und Verbandmittel: Definition
Verbandsmaterial ist der umgangssprachliche Sammelbegriff für alle Wundversorgungsprodukte. Häufig wird dieser Begriff als Synonym für sogenannte Verbandmittel verwendet.
Für Verbandmittel gibt es eine offizielle Definition:(1)
Verbandmittel sind Gegenstände einschließlich Fixiermaterialien, die Wunden bedecken und/oder Wundflüssigkeiten aufsaugen sollen. Dabei handelt es sich um Medizinprodukte, deren Kosten unter klar definierten Voraussetzungen von der Krankenkasse entweder anteilig oder vollständig übernommen werden. Grundvoraussetzung hierfür ist ein ärztlich ausgestelltes Rezept.
Verbandsarten
Ein Verband ist eine äußere Behandlungstechnik im Bereich der Wundversorgung. Beim klassischen Verband haben die meisten Menschen eine Mullbinde vor Augen – eine weiße, sehr dünne Rollbinde.
Allerdings kommen je nach Wunde ganz unterschiedliche Verbandsarten in Frage:
- Pflasterverbände
- Bindenverbände
- Schlauch- und Netzverbände
- Wundverbände
- Hartverbände
- Folienverbände
Hygieneschutz beim Umgang mit Verbandsmaterial
Hygiene spielt bei der Wundversorgung eine essenzielle Rolle. Eine saubere und gepflegte Umgebung ist wichtig, damit keine Krankheitskeime in die Wunde gelangen, die zu Entzündungen führen können. Gerade im Pflegealltag hat der Infektionsschutz höchste Priorität. Denn kranke Menschen haben ein geschwächtes Immunsystem und sind daher anfälliger für Infektionskrankheiten.
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Traditionelle (trockene) Wundauflagen in der Übersicht
Klassisch für die traditionelle (trockene) Wundbehandlung ist die Verwendung von Pflaster und Kompressen. Sie wird in der Regel bei kleinen, leicht heilenden Wunden eingesetzt.
Es gibt verschiedene trockene Wundauflagen, die im Folgenden beschrieben werden:
- Pflaster
- Mull- oder Wundkompressen
- Saugkompressen
- Wundgaze, Wundgitter, Fettgaze
- Aktivkohlekompressen
Pflaster: Wundschnellverband, Wundpflaster, Haushaltspflaster, Heftpflaster
Für eine schnelle Versorgung akuter Wunden, zum Beispiel einer Schnittwunde, die beim Schneiden mit einem scharfen Messer entstanden ist, sind klassische Pflaster das erste Mittel der Wahl. Sie gehören zur Grundausstattung einer jeden Hausapotheke und decken die Wunde hygienisch sauber ab. Kleinere Blutmengen werden durch die innenliegende saugende Auflage aufgenommen.(3)
Mull- oder Wundkompressen
Mull- oder Wundkompressen gibt es in steriler (keimfreier) und unsteriler (keimarmer) Form. Sie werden aufgrund ihrer rauen Oberfläche auch zur Wundreinigung verwendet. Es handelt sich um ein feines bis grobes Baumwollgewebe mit mäßiger Saugkraft. Auch sie sind das erste Mittel der Wahl, wenn im Haushalt ein Unfall passiert ist und eine Wunde schnell und unkompliziert abgedeckt werden muss.
Für die Behandlung chronischer Wunden sind sie jedoch weniger gut geeignet, da sie mit der Wunde verkleben können. Eine verklebte Kompresse abzulösen, ist sehr schmerzhaft und stört zudem die Wundheilung.(3)
Saugkompressen
Wenn eine Wunde stark nässt, können spezielle Saugkompressen verwendet werden. Sie schützen die Wunde auch durch ihre gute Polstereigenschaft.(3)
Wundgaze, Wundgitter, Gazeverband
Wundgaze (auch Gaze- oder Gitterwundauflage) besteht aus einem Gitternetz, das mit einer speziellen fetthaltigen Salbe getränkt ist. Sie ist eine hydrophobe (wasserabweisende) Wundauflage und sorgt dafür, dass die darüberliegende Kompresse nicht mit der Wunde verklebt.(3)
Aktivkohlekompressen
Wundauflagen mit Aktivkohle eignen sich, um unangenehme Gerüche aus der Wunde zu binden. Darüber hinaus haben sie eine keimreduzierende Wirkung. Wichtig zu wissen ist, dass diese Kompressen nicht zerschnitten werden dürfen.(3)
Moderne/hydroaktive Wundauflagen in der Übersicht
Die moderne oder hydroaktive Wundbehandlung ist heute die verbreitetste Art, eine Wunde abzudecken. Sie zielt darauf ab, die Wundheilung durch ein feuchtwarmes Milieu zu fördern. Ein feuchtes Wundmilieu fördert die Wundheilung, da es die neuen Gewebezellen sowie Blutgefäße schneller an ihren Zielort befördert.
Entsprechend wirken moderne Wundauflagen einer Austrocknung der Wunde entgegen und verhindern so ein Verkleben mit der Wundauflage.(3)
Hydroaktive Wundauflagen kommen insbesondere bei folgenden chronischen Wunden zum Einsatz:
- Ulcus cruris (offenes Bein)
- Dekubitus (Wundliegen)
- Diabetischer Fuß
Es gibt verschiedene moderne Wundauflagen, die im Folgenden beschrieben werden:
- Hydrofaser/Hydrofiberverbände
- Alginate
- Hydrogele
- Silberhaltige Wundauflagen
- Schaumverbände, Schaumstoffwundauflagen, Hydropolymere
- Hydrokolloide Wundauflagen
- Semipermeable (halbdurchlässige) Wundfolien, Filmverbände
Hydrofaser/Hydrofiberverband
Wundauflagen mit Hydrofasern bilden ein Gel, sobald es überschüssige Wundflüssigkeit aufnimmt. Das ermöglicht es, die Wundauflage sanft abzulösen und die Wundheilung wird nicht gestört.(3)
Alginat
Alginat besitzt die Eigenschaft, dass es überschüssige Wundflüssigkeit und Gewebereste aufnehmen kann. Hierbei bildet sich ein Gel, das die Wunde feucht hält. Dadurch wird die Wunde gereinigt und die Wundheilung angeregt.(3)
Hydrogel
Bevor Hydrogel auf eine Wunde aufgetragen werden kann, muss diese gereinigt werden. Hydrogel kann zusätzlich zur Wundreinigung, aber auch beispielsweise zur Wundbefeuchtung und Säuberung infizierter Wunden angewendet werden.(3)
Silberhaltige Wundauflagen
Seit langer Zeit ist bekannt, dass Silber eine keimabtötende Wirkung besitzt. Aus diesem Grund wird es auch heute noch bei infektionsgefährdeten oder bereits infizierten Wunden als Wundauflage eingesetzt.(3)
Schaumstoffwundauflagen, Schaumverband, Hydropolymere
Wundauflagen aus Schaumstoff zeichnen sich dadurch aus, dass überschüssige Wundflüssigkeit besonders gut aufnehmen kann. Außerdem verkleben sie nicht mit der Wunde. Ein weiterer Vorteil: Sie können in Kombination mit Kompressionsverbänden angewendet werden.(3)
Hydrokolloide Wundauflagen
Die wohl bekannteste hydrokolloide Wundauflage ist das klassische Blasenpflaster. Es ist selbsthaftend, wasserfest und es bildet an der Oberfläche ein Gel, das die Wundreinigung fördert.(3)
Semipermeable Wundfolie, Filmverband
Semipermeable Wundfolien sind halbdurchlässig – das heißt, sie schützen die Wunde von außen und leiten überschüssige Wundflüssigkeit in Form von Wasserdampf nach außen. Aufnehmen können sie das Wundsekret allerdings nicht. Die meist durchsichtige, selbstklebende und wasserfeste Folie kann auf trockenen, oberflächlichen Wunden aufgeklebt werden, um dort ein feuchtes Wundmilieu zu schaffen. Ein weiterer Vorteil von durchsichtigen Wundfolien ist, dass die Wunde gut beobachtet werden kann und erste Entzündungsanzeichen frühzeitig erkannt werden. (3)
Tipps zur Auswahl geeigneter Wundauflagen und Verbandsmaterialien
Nach heutigem Stand der Wissenschaft sollte sich die Auswahl der Verbandsmaterialien insbesondere
- am Patientenkomfort,
- an der jeweiligen Phase der Wundheilung,
- der Menge an Wundflüssigkeit,
- den Kosten und
- an den individuellen Erfahrungen der Betroffenen und der versorgenden Angehörigen sowie Fachkräften orientieren.(5)
Wundauflagen je nach Wunde
Grundsätzlich eignen sich drei verschiedene Wundauflagen-Typen für unterschiedliche Wunden:
Besonders wichtig ist es, bestehende Materialallergien oder -unverträglichkeiten zu berücksichtigen. Die Haut wird mit zunehmendem Alter trockener, dünner und damit auch empfindlicher gegenüber bestimmten Materialien. Trockene und juckende Haut im Alter hat spezielle Bedürfnisse, denen Sie mit angemessener Pflege gut begegnen können.
Verbandsmaterial kaufen
Wer zahlt die Verbandsmaterialien eigentlich? Verbandmittel können vom Arzt verordnet werden. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten. Achten Sie aber darauf, dass die jeweiligen Verbandmittel nicht gemeinsam mit Hilfs- oder Pflegehilfsmitteln auf einem Rezept verordnet werden, sondern getrennt voneinander.(4)
Mit Ihrem Rezept können Sie die verordneten Verbandmittel beispielsweise bei folgenden Leistungserbringern besorgen:
- Apotheken
- Homecare-Unternehmen
- Sanitätshäuser
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Wundauflage?
Wundauflagen werden auf eine äußere Wunde gelegt. Je nach Art und Schweregrad der Wunde kommen verschiedene Wundauflagen in Frage.
Welche Wundauflagen gibt es?
Es gibt drei Arten von Wundauflagen:
- Inaktive Wundauflagen
- Interaktive Wundauflagen
- Aktive Wundauflagen
Welche Wundauflage ist bei welcher Wunde am besten?
- Inaktive Wundauflagen: Bei trockener Wundbehandlung und leicht heilenden Wunden
- Interaktive Wundauflagen: Bei feuchter Wundbehandlung und chronischen Wunden
- Aktive Wundauflagen: Bei zeitlich begrenzter Wundbehandlung, beispielsweise bei Brandwunden
Welche Verbandsarten gibt es?
Es gibt unterschiedliche Verbandsarten:
- Pflasterverbände
- Bindenverbände
- Schlauch- und Netzverbände
- Wundverbände
- Hartverbände
- Folienverbände
Wie lange soll man ein Pflaster auf der Wunde lassen?
Je nach Art und Schwere der Wunde sollte ein Pflaster unterschiedlich lange auf der Wunde bleiben. Bei leicht heilenden Wunden (etwa bei einem oberflächlichen Einschnitt mit dem Küchenmesser) kann das Pflaster meist an Tag 4 abgenommen werden. Wichtig ist: Halten Sie die betroffene Stelle (also auch das Pflaster) nach Möglichkeit sauber. Bei sichtbaren Verschmutzungen sollten Sie das Pflaster in jedem Fall wechseln, um Entzündungen vorzubeugen.
Was ist eine Kompresse?
Eine Kompresse gehört zu den sogenannten Wundauflagen und soll in erster Linie Blutungen stillen oder die Wunde vor Verunreinigungen schützen. Je nach Größe und Form der Wunde kommen verschiedene Kompressen aus unterschiedlichen Materialien in Frage. Gängige Materialien sind Mull, Tuch oder Vlies. Des Weiteren gibt es sterile sowie unsterile Kompressen.
Welche Seite auf die Wunde bei einer Kompresse?
Bei der klassischen Kompresse ist es egal, welche Seite die Wunde berührt. Ausnahmen bilden spezielle Formen, beispielsweise sogenannte Aluminium-Kompressen. Hier sollten Sie darauf achten, dass die aluminiumbeschichtete Seite (grau-silber) auf die Wunde gelegt wird.
Was ist eine Mullbinde?
Mullbinden werden zum Fixieren von sterilen Wundauflagen eingesetzt. Die Mullbinden selbst sind in der Regel unsteril.
Was kann man tun, damit das Pflaster nicht an der Wunde klebt?
Tipp 1: Achten Sie auf ausreichend Sicherheitsabstand zum Wundrand
Manchmal kann es sein, dass der Wundrand unter dem Klebestreifen des Pflasters liegt. Wenn Sie das Pflaster dann abnehmen, reißen Sie die Wunde am Wundrand unter Umständen wieder auf. Dies können Sie vermeiden, indem Sie ein Pflaster wählen, das noch genug Sicherheitsabstand zum Wundrand offen lässt.
Tipp 2: Tränken Sie das Pflaster in einer medizinischen Spüllösung
Im Zuge der natürlichen Wundheilung kann es vorkommen, dass das Pflaster mit der Wunde verklebt. Sofern dies der Fall ist und Sie einen Pflasterwechsel vornehmen möchten, können Sie das Pflaster mit einer medizinischen Spüllösung einweichen, bis es sich von der Wunde löst.
Welche Kompressen verkleben nicht mit der Wunde?
Schaumstoff-Kompressen zeichnen sich durch ihre sehr gute Aufnahme von überschüssiger Wundflüssigkeit aus. Zusätzlich handelt es sich hier um eine Wundauflage, die nicht mit der Wunde verklebt.