Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger Menschen betroffen waren, zählt Magenkrebs noch immer zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Grund ist die mangelnde Früherkennung. Weil sie im Frühstadium kaum Beschwerden verursachen, werden die Magentumore oft zu spät erkannt.
pflege.de gibt Ihnen einen Überblick, welche Arten von Magenkrebs es gibt. Außerdem erfahren Sie mehr zu den Symptomen, Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten dieser Krebserkrankung sowie zur speziellen Ernährung bei Magenkrebs.
Bösartige Tumore des Magens werden unter dem Begriff Magenkrebs zusammengefasst. Hauptsächlich entstehen die Krebszellen aus den Drüsenzellen der Magenschleimhaut. Diese sogenannten Adenokarzinome kommen mit 95 Prozent aller Magenkrebsfälle am häufigsten vor.(1)
Aufbau und Funktion des Magens
Der Magen ist ein sackförmiges Hohlorgan, das beim Menschen im linken Oberbauch liegt. Er besteht aus folgenden Abschnitten:
Beim Mageneingang mündet die Speiseröhre in den Magen.
Der Magengrund ist die Wölbung am oberen Teil des Magens.
Der Magenkörper ist der größte Teil des Magens. Hier wird die Nahrung permanent durchmischt.
Beim Magenausgang wird der Magen wieder enger. Er liegt kurz vor dem Dünndarm.
Der Magenpförtner ist ein Schließmuskel, der Speisebrei portionsweise an den ersten Abschnitt des Dünndarms, den sogenannten Zwölffingerdarm, abgibt.
Natürlich aufgenommene Nahrung und Flüssigkeiten gelangen über die Speiseröhre in den Magen. Dort werden sie zerkleinert, mit saurem Magensaft und Enzymen vermischt und vorverdaut. Magenwand und Magenschleimhaut übernehmen dabei unterschiedliche Aufgaben:
Die Magenwand besteht aus elastischer Muskulatur. Indem sie sich zusammenzieht und wieder entspannt, durchmischt sie permanent den Speisebrei. Das ist wichtig, damit die Nahrung in immer kleinere Bestandteile zersetzt wird und diese später vom Darm aufgenommen werden können.
Die Magenschleimhaut ist die innere Schicht der Magenwand. In den Drüsenzellen der Magenschleimhaut wird ein Verdauungssaft gebildet, der bei der Zersetzung der Nahrung hilft. 95 Prozent aller Magenkrebsfälle entstehen in der Magenschleimhaut. (1)
Arten von Magenkrebs
Es gibt verschiedene Arten von Magenkrebs. Die Frage nach der Art ist wichtig, um beispielsweise geeignete Behandlungsmöglichkeiten auswählen und angemessene Prognosen geben zu können.
Mediziner nutzen zwei wesentliche Betrachtungsweisen, um die Art eines Magenkrebs einzuteilen:
Ursprungsgewebe: Aus welchen Zellen ist Magenkrebs entstanden?
Aggressivität des Tumors: Wie sehr unterscheiden sich die Krebszellen von den gesunden Zellen des Magens und wie schnell breiten sie sich aus?
Einteilung nach Ursprungsgewebe des Magentumors
Magenkrebsarten lassen sich unter anderem danach einteilen, aus welchen Zellen sich der Tumor entwickelt. Den Zellursprung zu bestimmen, ist wichtig, weil die sich daraus entwickelnden Tumore unterschiedliche Eigenschaften haben. Und jede Tumorart erfordert bei Magenkrebs eine spezielle Behandlung.
Folgende Tumorarten gibt es:
Medizinische Bezeichnung
Ursprungsgewebe
Häufigkeit
Adenokarzinom
Drüsenzellen der Magenschleimhaut
95 Prozent(1)
Gastrointestinale Stroma-Tumore
Binde- und Stützgewebe des Magens (Weichteilsarkome)
1 bis 2 von 100.000 Menschen pro Jahr(2)
Leiomyosarkome
Muskelzellen der Magenwand (Weichteilsarkome)
selten
Neuroendokrine Tumore
Hormonbildende Zellen des Magens
selten
MALT-Lymphom
Lymphgewebe im Magen (Non-Hodgkin-Lymphom)
selten
Wichtiger Hinweis
Adenokarzinom: Fokus auf Magenkrebs aus Drüsenzellen
Weil das Adenokarzinom des Magens am häufigsten auftritt, informiert dieser Ratgeber im weiteren Verlauf vorrangig über Krebs, der sich aus den Drüsenzellen des Magens entwickelt.
Einteilung nach Aggressivität des Magentumors
Nach der ersten groben Einteilung lässt sich das Magenkarzinom zusätzlich anhand seiner Bösartigkeit einteilen. Ausschlaggebend dafür sind zum einen die Ähnlichkeit der Krebszellen zu den gesunden Magenzellen und zum anderen die Ausbreitung des Tumors im Magen. Diese Einteilung bezieht sich allerdings ausschließlich auf Magenkarzinome, nicht auf andere Tumorarten.
Intestinales Magenkarzinom: Die Tumorzellen sind den gesunden Magenzellen noch recht ähnlich. Diese Tumore wachsen meist kompakt an einer Stelle und können in der Regel gut entfernt werden.
Diffuses Magenkarzinom: Die Tumorzellen unterscheiden sich stärker von den gesunden Magenzellen und sind bösartiger als intestinale Tumorzellen. Diese Tumore bilden meist im Magen verteilt viele kleine sogenannte Tumorherde.
Mischtyp: Im Tumor sind sowohl Krebszellen vorhanden, die den gesunden Magenzellen ähneln, als auch stärker veränderte Krebszellen.(3)
Die Erkrankungsfälle an Magenkrebs sind laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut (RKI) seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2018 sind in Deutschland rund 15.000 Männer und Frauen an Magenkrebs erkrankt.(4)
Bei Männern ist Magenkrebs die zehnthäufigste Krebserkrankung. Die bösartigen Magentumore werden bei ihnen in den meisten Fällen am Mageneingang diagnostiziert.
Bei Frauen ist Magenkrebs die achthäufigste Krebserkrankung. Bei ihnen entstehen die meisten bösartigen Magentumore im Magengrund und Magenkörper.
Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter. Es handelt sich also um eine Art von Krebs im Alter. Männer erkranken durchschnittlich im Alter von 72 Jahren und Frauen mit 75 Jahren an Magenkrebs.(1)
Symptome: Anzeichen von Magenkrebs
Es gibt eine ganze Reihe an Symptomen, mit denen sich Magenkrebs bemerkbar machen kann. Allerdings können erste Anzeichen auch bei anderen Krankheiten im Alter vorkommen.
Drückt es im Bauch, denken daher viele nicht sofort an Magenkrebs, sondern zunächst etwa an eine Magenverstimmung. Leider werden Tumore im Magen aus diesem Grund häufig erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt, weshalb diese Krebsart oft erst spät erkannt wird.
Wichtiger Hinweis
Symptome, die auf Magenkrebs hinweisen, abklären lassen
Suchen Sie oder Ihr zu pflegender Angehöriger einen Arzt auf, wenn ein oder mehrere der folgenden Symptome über Wochen oder wiederkehrend auftreten.
Typische Symptomesind:(6)(7)
Völlegefühl, Druckgefühl im Oberbauch
Schmerzen in der Magengegend während und nach dem Essen
Schluckstörungen beim Essen
Übelkeit
Wiederholtes Erbrechen
Appetitlosigkeit
Unbeabsichtigter Gewichtsverlust
Plötzlicher Leistungseinbruch
Magen-Blutungen, die sich durch eine Dunkelfärbung des Stuhls zeigen
Blutarmut in Form einer sogenannten Eisenmangelanämie ohne erkennbare Ursache
Ursachen und Risikofaktoren von Magenkrebs
Eine Magenkrebserkrankung kann nicht auf einzelne Ursachen zurückgeführt werden. Es gibt aber Faktoren, die das Risiko für Magenkarzinome nachweislich erhöhen. Dazu gehören unter anderem:
Infektionen mit dem Magenkeim Helicobacter pylori
Faktoren, die den Lebensstil oder die Biografie betreffen
Familiäre Vorbelastung
Helicobacter pylori als Risikofaktor von Magenkrebs
Wenn die Magenschleimhaut mit dem Magenkeim Helicobacter pylori besiedelt ist, steigt das Risiko für Magenkrebs. Das Bakterium ist weit verbreitet. Übertragen wird es hauptsächlich über den Speichel, also beispielsweise durch Küsse oder bereits im Kindesalter über das Ablecken von Schnuller oder Löffel.
Helicobacter pylori ist für die meisten Menschen ungefährlich. Bei einigen kann es aber eine chronische Magenschleimhautentzündung (medizinisch: Gastritis) verursachen. Im Laufe der Zeit kann eine Gastritis dann die Magenschleimhaut zunehmend schädigen und ein Tumor entwickelt sich.
Allgemeine Risikofaktoren von Magenkrebs
Es gibt weitere Risikofaktoren, die eine Entstehung von Magenkrebs begünstigen. Einige davon kann die Person selbst beeinflussen, andere Faktoren wiederum nicht:(6)
Bei einer chronischen Magenschleimhautentzündung kann es zur Zerstörung der Zellen kommen, die in der Magenschleimhaut einen bestimmten Verdauungsstoff produzieren. Dieser sogenannte Intrinsic-Faktor ist zuständig für die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung. Mangelt es an diesem Verdauungsstoff, kann das Vitamin B12 nicht mehr ausreichend vom Körper aufgenommen werden. Vitamin B12 ist wichtig für eine Reihe von Stoffwechsel-Aufgaben und wird für die Blutbildung gebraucht. Mangelt es an Vitamin B12, kann es also zu einer Blutarmut kommen, die perniziöse Anämie genannt wird.(6)
Vererbung als Risiko von Magenkrebs
Ebenfalls ein Risikofaktor ist die sogenannte familiäre Vorbelastung. Leiden Familienmitglieder ersten Grades – also Eltern, Kinder oder Geschwister – an Magenkrebs, besteht ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für die Verwandten, ebenfalls daran zu erkranken. Das kann entweder an ähnlichen Lebensgewohnheiten liegen oder auf genetische Faktoren zurückgehen.(6)
Außerdem gibt es vererbbare genetische Veränderungen, die das Risiko für Magenkrebs deutlich erhöhen. Dazu gehört zum Beispiel das Lynch-Syndrom, das auch HNPCC-Syndrom genannt wird. Betroffenen oder Personen, bei denen der Verdacht auf diese Genveränderung besteht, empfehlen Experten, ein spezialisiertes Krebszentrum für die weitere Diagnostik und Therapie aufzusuchen.(6)
Info
Gentest für Familienangehörige
Mit einem Gentest lässt sich feststellen, ob eine Genveränderung weitervererbt wurde, die das Risiko erhöhen kann, an Magenkrebs zu erkranken. Vor dem Test findet eine umfassende genetische Beratung mit einer Aufklärung über die Art und die Aussagekraft des Gentests statt. Gentests sind gesetzlich geregelt. Das Gendiagnostikgesetz legt fest, dass die Teilnahme freiwillig ist und das „Recht auf Unwissen“ nicht verletzt werden darf.
Diagnose & Erkennung von Magenkrebs
Die S3-Leitlinie „Magenkarzinom“ ist eine Empfehlung für Diagnostik und Therapie von Magenkrebs. Sie basiert auf den aktuellen Erkenntnissen der Medizin und soll eine angemessene Gesundheitsversorgung gewährleisten.
Die Experten empfehlen in dieser Leitlinie vor allem eine Magenspiegelung inklusive Gewebeuntersuchung durchzuführen, um die Diagnose Magenkrebs zu stellen.(6)
Ergänzend dazu können weitere Untersuchungen vorgenommen werden, die wichtige Informationen vor und während der Krebsbehandlung liefern:
Suche nach Metastasen mit bildgebenden Verfahren
Bauchspiegelung
Blutwerte
Magenspiegelung und Bauchspiegelung
Um Tumore im Magen aufzuspüren, bietet sich eine Magenspiegelung an, medizinisch: Gastroskopie. Gemeint ist eine endoskopische Untersuchung des Körperinneren. Mithilfe eines flexiblen Schlauches, an dessen Spitze eine Kamera befestigt ist, untersucht der Arzt Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm.
Entdeckt er sichtbare Veränderungen, etwa in der Magenschleimhaut, kann der Mediziner direkt während der Untersuchung Gewebeproben entnehmen. Diese werden anschließend im Labor auf Zellveränderungen untersucht. Erst danach kann er eine eindeutige Diagnose stellen, ob es sich um Magenkrebs handelt.
Manchmal ist vor Beginn der Krebstherapie zusätzlich eine Bauchspiegelung notwendig, um den Magentumor sorgfältig beurteilen zu können. Dann sprechen Mediziner von einer Laparoskopie.(6)
Suche nach Metastasen
Lautet die Diagnose Magenkrebs, findet im nächsten Schritt die Suche nach Fernmetastasen statt. Dabei handelt es sich um Tochtergeschwüre des ursprünglichen Magenkrebses, der sich mit dem Blut- und Lymphstrom im Körper verteilen kann.
Dafür kommen zum Beispiel Ultraschall-Untersuchungen der Lymphknoten im Halsbereich und der Leber zum Einsatz. Eine Computertomografie (kurz: CT) hilft bei der Metastasen-Suche im Brustkorb, Bauchraum und im Becken.(6)
Blutwerte zur Verlaufskontrolle bei Magenkrebs
Die Untersuchung der Blutwerte ist nicht die vorrangige Diagnostikmethode bei Magenkrebs. Sie dient aber der Verlaufskontrolle, da sie Aufschluss über die Zusammensetzung des Blutes und die Organfunktionen gibt.
Diese Informationen sind vor allem wichtig, um den Erfolg der Krebsbehandlung zu beurteilen beziehungsweise die weitere Therapie zu planen.(6)
Info
Tumormarker unbedeutend bei Magenkrebs
Tumormarker sind Eiweiße im Blut, die vor allem von Tumorzellen gebildet werden. Aufgrund der mangelnden Aussagekraft dieses Blutwertes bei Magenkrebs spielt dieser Wert hier laut Leitlinie allerdings keine Rolle.(6)
Magenkrebs-Behandlung: Therapie nach Leitlinie
Für die Behandlung von Magenkrebs stehen unterschiedliche Therapieformen zur Verfügung:
Operation
Chemotherapie
Radiochemotherapie
Behandlung von Helicobacter pylori
Welche Therapie im Einzelfall angewendet wird, hängt von der jeweiligen Magenkrebserkrankung ab.
Die behandelnden Ärzte orientieren sich bei der Therapieentscheidung an der S3-Leitlinie „Magenkarzinom“.(6)
Magenkrebs-Operation
Bei fortgeschrittenen Magentumoren kommt in der Regel eine Operation in Frage, bei der der Bauchraum geöffnet wird. Je nachdem, an welcher Stelle sich der Tumor im Magen befindet, gibt es zwei operative Optionen:
Die Entfernung von einem Teil des Magens (Magenteilresektion): Wenn der Tumor weit unten im Magen sitzt, kann der obere Teil des Magens gegebenenfalls erhalten bleiben.
Die Entfernung des gesamten Magens (Gastrektomie): Das betrifft in der Regel Tumore, die oben in Richtung des Mageneingangs sitzen. Sind die Speiseröhre oder andere nahegelegene Bauchorgane ebenfalls von Tumorzellen befallen, kann es sein, dass auch hier Gewebe entfernt werden muss.(6)
Nach der Entfernung eines Teils oder des gesamten Magens, stellt der Operateur die Verbindung zwischen der Speiseröhre und dem Restmagen oder dem Dünndarm wieder her, indem er die Enden miteinander verbindet.(6)
Info
Ein Leben ohne Magen?
Es ist möglich, ohne Magen zu leben. Weil aber seine natürliche Funktion nicht mehr gegeben ist, müssen die Betroffenen bestimmte Enzyme zu sich nehmen, die die Bestandteile der Nahrung für den Körper verwertbar machen. Außerdem ist es wichtig, dass sie eine ärztlich begleitete Ernährungstherapie machen. So kann sichergestellt werden, dass ihr Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist. Mehr dazu lesen Sie im Abschnitt Ernährung bei Magenkrebs.
Manchmal reichen aber auch minimal-invasive Methoden. Dann wird das Magenkarzinom mit einem Endoskop entfernt. Das geschieht entweder über die Speiseröhre (Endoskopie) oder durch die Haut (Laparoskopie).
Endoskopische Tumorentfernung
Es gibt Magentumore, die endoskopisch entfernt werden können. Ziel ist es, den gesamten Tumor herauszuschneiden. Der Eingriff läuft in etwa so ab, wie bei einer Magenspiegelung.
Ob diese Therapie in Frage kommt, hängt im Wesentlichen vom Krebsstadium ab – das heißt, wie groß der Tumor ist und wie tief er in die Magenschleimhaut eingewachsen ist.(6)
Laparoskopische Tumorentfernung
Einige Magentumore können im Frühstadium auch mit der sogenannten laparoskopischen Operationsmethode entfernt werden. Sie wird auch als Schlüsselloch-Methode bezeichnet.
Dazu führt der Operateur über kleine Schnitte in der Haut verschiedene Endoskope in den Magen ein. Über Kameras an der Spitze der Endoskope erhält er Einblicke in den Magen. An einem Endoskop befindet sich darüber hinaus das Operationsbesteck, womit er den Tumor entfernen kann.
Die laparoskopische Operationsmethode hat sich als schonendste Methode erwiesen, von der sich die Patienten in der Regel schnell wieder erholen.(6)
Chemotherapie bei Magenkrebs
In manchen Fällen kommt eine Chemotherapie vor der Operation in Frage, um den Tumor zu verkleinern und damit die Operation zu erleichtern.
Nach der Operation können mit einer Chemotherapie die im Körper verbliebene Krebszellen bekämpft werden.(6)
Palliative Chemotherapie
Die Chemotherapie kann auch in der palliativen Behandlung eingesetzt werden. Das ist der Fall, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist und die Linderung der tumorbedingten Beschwerden im Fokus steht.
Ein höheres Lebensalter stellt dafür keinen Hinderungsgrund dar. Die Experten der S3-Leitlinie empfehlen eine palliative Chemotherapie auch im fortgeschrittenen Lebensalter, wenn dadurch die Lebensqualität der Patienten verbessert werden kann.(6)
Viele Betroffene möchten in der letzten Lebensphase in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und ihre Familie um sich herum wissen. Gute Palliativpflege kann auch mit der Unterstützung von ambulanten Palliativpflegekräften im eigenen Zuhause stattfinden.
Radiochemotherapie bei Magenkrebs
Wenn eine Magen-Operation nicht möglich ist oder bei der Operation nicht alle Krebszellen entfernt werden konnten, kann sich eine Radiochemotherapie anschließen. Das ist eine Kombination aus Methoden der klassischen Krebstherapie, also aus Bestrahlung und Chemotherapie.(6)
Tipp
Pflegebedürftig? Prüfen Sie Ihren Anspruch auf Pflegeleistungen
Patienten, die während oder nach der Magenkrebstherapie eingeschränkt sind, können auf Hilfe angewiesen sein. Wer für mindestens sechs Monate im Alltag Unterstützung benötigt, hat unter Umständen Anspruch auf Leistungen durch die Pflegekasse. Grundlage dafür ist ein Pflegegrad, den Betroffene oder Angehörige bei der zuständigen Pflegekasse beantragen können.
Mit dem Pflegegradrechner von pflege.de können Sie kostenlos prüfen, ob in Ihrem Fall Aussicht auf einen Pflegegrad und die damit verbundenen Unterstützungsmöglichkeiten besteht.
Behandlung des Magenkeims Helicobacter pylori
Egal ob eine Krebsdiagnose gestellt wurde oder nicht – wenn das Bakterium Helicobacter pylori im Magen nachgewiesen wurde, sollte der Keim medikamentös behandelt werden, um ihn aus der Magenschleimhaut zu entfernen.
Dieses Vorgehen empfiehlt die S3-Leitlinie vor allem bei betroffenen Patienten, die zusätzliche Risikofaktoren für Magenkrebs aufweisen – also bereits bevor Krebs entsteht. In einigen Fällen kann die Behandlung des Magenkeims aber auch bei Magenkrebs im Frühstadium sinnvoll sein.(6)
Ernährung bei Magenkrebs
Bereits mit der Diagnosestellung empfehlen die Experten der S3-Leitlinie eine engmaschige Ernährungstherapie. Magenkrebs-Patienten brauchen körperliche Reserven, denn Erkrankung und Therapie können an den Kräften zehren. Ziel ist es, eine Mangelernährung zu verhindern und Nebenwirkungen der Krebsbehandlung mit ärztlicher Unterstützung zu lindern.
Deshalb klären Ärzte und Ernährungsfachkräfte gemeinsam mit den an Magenkrebs Erkrankten, ob spezielle Ernährungsmaßnahmen ergriffen werden müssen. Die Maßnahmen reichen von Nahrung anreichern bis zur künstlichen Ernährung.
Tipp
Ernährung bei Krebs
Natürlich sollen die Betroffenen essen, was ihnen schmeckt und was sie gut vertragen. Allerdings kann das Essen mit einer Krebserkrankung oder aufgrund der Therapie erschwert sein. Im Ratgeber Ernährung bei Krebs gibt pflege.de Ihnen hilfreiche Tipps, wie Sie den Appetit Ihres Angehörigen anregen können und was es bei der Ernährung und Krebs zu beachten gibt.
Magelernährung verhindern
Es gibt verschiedene Wege, einer Mangelernährung entgegenzuwirken:(6)
Blutwerte bestimmen: Vor allem, wenn der Magen operativ entfernt wurde, kann der Körper nicht mehr alle notwendigen Nährstoffe aufnehmen. Deshalb ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen das Blut zu untersuchen. Der behandelnde Arzt kann so dem Mangel wichtiger Vitamine rechtzeitig entgegenwirken. So muss etwa bei den meisten Magenkrebspatienten Vitamin B12 auf künstlichem Wege zugeführt werden.
Nahrung anreichern: Trinknahrung, die sogenannte Astronautenkost, kann für die Anreicherung der Nahrung mit Eiweiß oder Fett hilfreich sein. Es kann außerdem wichtig sein, sicherzustellen, dass die Betroffenen ausreichend Mikronährstoffe zu sich nehmen. Das bedeutet, die Nahrung kann individuell mit Vitaminen und Spurenelementen angereichert werden. Das sollte allerdings immer nur in Absprache mit dem Arzt und dem Behandlungsteam geschehen.
Künstliche Ernährung: Eine künstliche Ernährung bei Magenkrebs sollte nur dann erfolgen, wenn andere Ernährungsmaßnahmen nicht greifen und der Patient zustimmt.
Enterale Ernährung: Eine Ernährungssonde, die sogenannte PEG-Sonde, wird durch die Bauchdecke in den Dünndarm gelegt. Diese künstliche Form der Ernährung wird enterale Ernährung genannt.
Parenterale Ernährung: Eine weitere Möglichkeit ist die Nährstoffzufuhr über eine Infusion, die parenterale Ernährung genannt wird. Die Nährstoffe gelangen hierbei direkt in das Blut.
Tipp
Mund- und Zahnpflege bei Sondenkost
Sobald die Nahrung auf anderen Wegen zugeführt wird als über den Mund, gewinnt die sorgfältige Mund- und Zahnpflege an Bedeutung. Wenn Sie nicht essen und trinken, verringert sich der Speichelfluss über den Mund. Das kann eine Reihe an Folgeproblemen, wie Entzündungen und Pilzbefall, sogenannten Mundsoor, nach sich ziehen. Anleitungen und Tipps erhalten Sie im Ratgeber Mundpflege und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen.
Verlauf & Stadien von Magenkrebs
Nach umfangreicher Diagnostik lässt sich Magenkrebs in ein Krebsstadium zwischen 0 bis 4 einteilen. Je höher das Stadium, desto weiter ist die Krebserkrankung fortgeschritten. Ausschlaggebend für die Einteilung in ein Stadium ist die Ausbreitung des Krebses im Magen und gegebenenfalls im Körper. Dafür werden die Kriterien der sogenannten TNM-Krebsklassifikation genutzt:
T: Größe und Ausbreitung des Tumors
N: Befall von Lymphknoten
M: Vorhandensein bzw. Nicht-Vorhandensein von Metastasen(8)
Metastasen bei Magenkrebs
Wenn Krebszellen aus dem Magenkarzinom in die Blutbahn oder in die Lymphgefäße gelangen, können sie sich im Körper verteilen und Tochtergeschwüre, sogenannte Metastasen, in anderen Organen und Geweben bilden.
Magenkrebs metastasiert am häufigsten in folgende Organe und Gewebe:(8)
Bauchfell
Leber
Lymphknoten
Lunge
Magenkrebs: Überlebenschancen & Prognose
Die Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf hängt maßgeblich vom Krebsstadium zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ab.
Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt laut Leitlinie bei 30 Prozent bei Männern und 33 Prozent bei Frauen. Das bedeutet, dass nur knapp ein Drittel der Betroffenen fünf Jahre nach der Diagnose noch leben.
Der Grund für die schlechten Überlebenschancen ist, dass Magenkarzinome oft erst entdeckt werden, wenn sie bereits weit fortgeschritten sind, also im Krebsstadium 3 oder 4.
Fakt ist: Je früher der Krebs diagnostiziert wird, desto besser sind die Überlebenschancen. Es ist also ratsam, bereits erste Anzeichen von Magenkrebs ärztlich abklären zu lassen und frühzeitige Vorsorgemaßnahmen zu treffen.(1)
Tipp
Holen Sie sich Unterstützung
Die Belastung für Menschen, die an Magenkrebs erkrankt sind, und ihre Angehörigen ist nicht nur körperlich groß, sondern auch seelisch. Holen Sie sich Hilfe. Im Ratgeber Krebshilfe erfahren Sie mehr zu psychologischer Betreuung, Beratung und Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige. Vielen hilft es auch, sich in diesen schweren Zeiten, rechtlich abzusichern. Eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht hilft ihnen dabei.
Häufig gestellte Fragen
Was verursacht Magenkrebs?
Eine Magenkrebserkrankung kann nicht auf einzelne Ursachen zurückgeführt werden. Es gibt aber Faktoren, die das Risiko einer Krebserkrankung nachweislich erhöhen. Dazu gehören unter anderem:
Infektionen mit dem Magenkeim Helicobacter pylori
Faktoren, die Lebensstil oder Biografie betreffen
Tabak- und Alkoholkonsum, Lebensalter, chronisches Sodbrennen, Blutarmut infolge chronischer Magenschleimhautentzündungen
Familiäre Veranlagung
Wie erkennt man Magenkrebs?
Folgende Symptome können auf Magenkrebs hinweisen:
Völlegefühl, Druckgefühl im Oberbauch
Schmerzen in der Magengegend während und nach dem Essen
Schluckstörungen beim Essen
Übelkeit oder wiederholtes Erbrechen
Appetitlosigkeit und unbeabsichtigter Gewichtsverlust
Magenkrebsvorsorge: Wie oft?
Es gibt in Deutschland kein gesetzlich geregeltes Früherkennungsprogramm für Magenkrebs. Deshalb sollten Sie einen Termin beim Arzt vereinbaren, wenn Sie Symptome von Magenkrebs bei sich oder Ihrem zu pflegenden Angehörigen feststellen.
Magenkrebs: Ab welchem Alter?
Das Erkrankungsrisiko für Magenkrebs steigt mit zunehmendem Lebensalter: Männer erkranken durchschnittlich im Alter von 72 Jahren und Frauen mit 75 Jahren.
Magenkrebs: Was sollte man essen?
Bei einer Magenkrebs-Erkrankung ist das oberste Ziel, eine Mangelernährung zu vermeiden. Deshalb steht einer abwechslungsreichen Ernährung nach dem Grundsatz „Essen, was schmeckt“ nichts im Wege. Lebensmittel sollten außerdem vom Betroffenen auf ihre Verträglichkeit getestet werden. Vor allem nach einer Magenoperation ist es wichtig, regelmäßig die Blutwerte untersuchen zu lassen, da dann der Körper nicht mehr alle notwendigen Nährstoffe aufnehmen kann. Der behandelnde Arzt kann so dem Mangel bestimmter Vitamine entgegenwirken.
Je nach Gesundheitszustand können folgende Maßnahmen in Absprache mit dem Arzt getroffen werden:
Anreicherung der Nahrung mit sogenannter Astronautenkost
Künstliche Ernährung über die Bauchdecke (enterale Ernährung) oder per Infusion über die Blutbahn (parenterale Ernährung) – allerdings nur, wenn andere Ernährungsmaßnahmen nicht greifen
Wohin streut Magenkrebs?
Wenn Krebszellen aus dem Magenkarzinom in die Blut- oder Lymphbahnen gelangen, können sie sich im Körper verteilen und Metastasen in anderen Organen und Geweben bilden. Magenkrebs metastasiert am häufigsten in folgende Organe und Gewebe:
Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) (2020): Magenkrebs (Magenkarzinom)
www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/magenkrebs-definition-und-haeufigkeit/articles/onko-internetportal-basis-informationen-krebs-krebsarten-magenkrebs-definition-und-haeufigkeit.html (letzter Abruf am 05.12.2023)
(2)
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) (2021): GIST (Gastrointestinaler Stromatumor)
www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gist/index.php (letzter Abruf am 05.12.2023)
(3)
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) (2020)
www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/behandlungsplanung.php (letzter Abruf am 05.12.2023)
(4)
Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) & Gesellschaft der Epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (GEKID) (2020)
www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2019/krebs_in_deutschland_2019.pdf (letzter Abruf am 05.12.2023)
(5)
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) (2020): Magenkrebs (Magenkarzinom)
https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/index.php (letzter Abruf am 05.12.2023)
(6)
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) (2019)
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-009l_S3_Magenkarzinom_Diagnostik_Therapie_Adenokarzinome_oesophagogastraler_Uebergang_2019-12.pdf (letzter Abruf am 05.12.2023)
(7)
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) (2020)
www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/symptome.php (letzter Abruf am 05.12.2023)
(8)
Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) (2020)
www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/magenkrebs/magenkrebs-erkrankungsverlauf.html (letzter Abruf am 05.12.2023)