Definition: Was ist eine Pflegezusatzversicherung?
Eine Pflegezusatzversicherung ist eine private Zusatzversicherung für den Pflegefall. Pflegezusatzversicherungen bauen auf dem Basisschutz durch die gesetzliche Pflegeversicherung (oder die Pflege-Pflichtversicherung für Privatversicherte) auf. Im Pflegefall werden die Leistungen kombiniert und bilden so zusammen eine bessere finanzielle Absicherung gegen Pflegekosten.
In der Regel sind Pflegezusatzversicherungen auch an Pflegegrade gekoppelt. Das heißt, sie zahlen dann, wenn die versicherte Person einen Pflegegrad bekommen hat. Oft hängt auch die Leistungshöhe von der Höhe des Pflegegrads ab.
Pflegezusatzversicherung: Leistungen und Varianten
Pflegezusatzversicherungen bieten unterschiedliche Leistungen und Konditionen. Es handelt sich dabei immer um individuelle Angebote von privaten Versicherungsunternehmen. Einheitlicher sind die Angebote nur beim Pflege-Bahr, weil hier der Zuschuss an gesetzliche Vorgaben geknüpft ist.
Drei Arten von Pflegezusatzversicherungen sind zu unterscheiden:
- Pflegetagegeldversicherung
- Pflegetagegeld mit Förderung: Pflege-Bahr-Versicherung
- Pflegerentenversicherung
- Pflegekostenversicherung
Grundsätzlich gilt: Die Höhe der Versicherungsprämie, also der monatliche Beitrag für die Versicherung, ist in der Regel von Ihrem Alter und Gesundheitszustand beim Vertragsabschluss abhängig. Der Pflege-Bahr ist die einzige Ausnahme: Hier zählt nur das Alter.
Pflegetagegeldversicherung
Eine Pflegetagegeldversicherung zahlt im Pflegefall ein festgelegtes Pflegetagegeld als monatliche Zahlung. Üblich sind Tagessätze zwischen 10 und 100 Euro, die mit 30 multipliziert den monatlichen Auszahlungsbetrag ergeben.
Die Höhe der Tagessätze legen Sie bei Vertragsabschluss fest. Üblich ist, dass für jeden Pflegegrad andere Leistungshöhen vereinbart werden. Möglich ist aber auch, dass Sie bei jedem Pflegegrad die gleiche Summe erhalten.
Über das Geld aus der Pflegetagegeldversicherung verfügen Sie frei und können damit anfallende Pflegekosten flexibel finanzieren. Ob die Leistungen Ihre tatsächlichen Kosten decken oder sogar übersteigen, hängt allein von der vereinbarten Prämienhöhe und dem Pflegeaufwand ab.
Pflegetagegeldversicherung: Vor- und Nachteile
Ist die Pflegetagegeldversicherung die richtige Wahl für Sie? pflege.de stellt für Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile gegenüber.
Pflege-Bahr: Die geförderte Pflegetagegeldversicherung
Wenn Sie eine Pflegezusatzversicherung ohne Gesundheitsprüfung suchen, steht Ihnen die Pflege-Bahr-Versicherung zur Verfügung. Diese Form der Pflegetagegeldversicherung wird mit 5 Euro pro Monat vom Staat bezuschusst und darf im Gegenzug unter anderem keine Gesundheitsprüfung voraussetzen.
Das entscheidende Kriterium für die Höhe der Prämien ist deshalb allein das Alter. Je älter Sie bei Vertragsabschluss sind, desto höher fallen die monatlichen Beiträge aus. Risikozuschläge oder Leistungseinschränkungen sind nicht zulässig.
Gefördert werden Pflege-Bahr-Versicherungen ab einem Monatsbeitrag von 10 Euro. Da der Pflege-Bahr aber auch an Mindestleistungen gekoppelt ist, können Sie mit so niedrigen Prämien nur rechnen, wenn Sie die Versicherung bereits in jungen Jahren abschließen.
Pflege-Bahr-Versicherung: Vor- und Nachteile
Der Pflege-Bahr ist explizit für Menschen gemacht, die bei anderen Pflegezusatzversicherungen nur sehr teure oder gar keine Verträge abschließen können, weil sie zum Beispiel Vorerkrankungen haben. Die staatliche Förderung gilt aber für alle Versicherungsnehmer. Machen Sie sich selbst ein Bild, ob für Sie die Vor- oder Nachteile überwiegen.
Pflegerentenversicherung
Eine Pflegerentenversicherung funktioniert ähnlich wie eine Lebensversicherung: Sie sparen mit Ihren Prämien Geld an und erhalten im Pflegefall eine monatliche, lebenslange Pflegerente oder eine Einmalzahlung.
Die volle Pflegerente erhalten Sie meistens erst mit Pflegegrad 5. Mit einem niedrigeren Pflegegrad zahlt die Versicherung Ihnen einen niedrigeren Prozentsatz aus, der sich aber erhöht, sobald Ihr Pflegegrad steigt.
Die Höhe der Pflegerente hängt auch davon ab, ob der Versicherer mit den gezahlten Beiträgen Gewinne am Kapitalmarkt erwirtschaftet. Bei erfolgreichen Kapitalanlagen zahlt die Versicherung einen Überschussbetrag aus. Andernfalls wird ein garantierter Mindestbetrag ausgezahlt.
Pflegerentenversicherung: Vor- und Nachteile
Eine Pflegerentenversicherung hat viele Vorteile, sie birgt aber auch Risiken. pflege.de führt die wichtigsten Vor- und Nachteile auf, damit Sie sich informiert entscheiden können.
Pflegekostenversicherung
Die Pflegekostenversicherung erstattet im Pflegefall die tatsächlich entstehenden Kosten, die Sie als Versicherter selbst tragen müssen. Sie müssen also Rechnungen vorlegen können, um Versicherungsleistungen zu erhalten.
Dabei sind zwei Modelle möglich:
- Der Versicherer erhöht die gesetzlichen Leistungen um einen bestimmten Prozentsatz – allerdings in der Regel nur bis zur Höhe der tatsächlich entstandenen Kosten.
- Der Versicherer erstattet einen vereinbarten Prozentsatz Ihrer Eigenanteile für vorher festgelegte Pflegeleistungen.
Bei Pflegekostenversicherungen wird vorab genau geregelt, welche Pflegeleistungen unter welchen Bedingungen von der Versicherung abgedeckt sind und welche nicht. Prüfen Sie deshalb genau, was in Ihren Versicherungsschutz fällt und was nicht.
Werden Sie später stationär gepflegt, ist die Kostenerstattung relativ einfach zu handhaben, da alle Kosten in Rechnung gestellt werden. Anders bei der häuslichen Pflege: Leistungen von Angehörigen können Sie oft nicht mit Versicherungsleistungen honorieren, da keine Rechnungen gestellt werden.
Pflegekostenversicherung: Vor- und Nachteile
Pflegekostenversicherungen sind beliebt, da sie die tatsächlichen Pflegekosten weitgehend versichern und somit wenig finanzielles Restrisiko bleibt. pflege.de zeigt Ihnen alle Vor- und Nachteile in einer Übersicht, um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern.
Pflegezusatzversicherung: Kosten
Jede Pflegezusatzversicherung ist eine private Versicherung und deren individueller Preis hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören vor allem Ihr Alter und Ihr Gesundheitszustand, aber auch das konkrete Leistungsangebot des Versicherungsunternehmens.
Besonders günstig ist oft eine Pflege-Bahr-Versicherung, die staatlich bezuschusst wird. Das ändert sich jedoch, wenn Sie bei Vertragsabschluss bereits etwas älter sind. Sinnvoll ist der Pflege-Bahr immer für Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen, da diese hier keinen Einfluss haben.
Die teuersten Pflegezusatzversicherungen sind oft die Pflegerentenversicherungen. Allerdings haben Sie dabei den Vorteil, dass die Versicherung zum Teil eine Art Geldanlage ist und Sie von möglichen Renditen profitieren können – auch dann, wenn kein Pflegefall eintritt.
Pflegezusatzversicherung: Sinnvoll oder nicht?
Das Risiko, einmal selbst pflegebedürftig zu werden, sollten Sie nicht unterschätzen. Durch die steigende Lebenserwartung erreichen immer mehr Menschen ein hohes Alter und werden, unter anderem dadurch, häufiger pflegebedürftig.
Tatsache ist auch: Die gesetzliche Pflegeversicherung oder die private Pflege-Pflichtversicherung (PPV) decken nicht alle Pflegekosten. Das werden Sie höchstwahrscheinlich auch in Zukunft nicht tun. Das Risiko für einen Pflegefall ist also auch ein finanzielles Risiko.
Wenn Sie viel Vermögen und eine gute Rente in Aussicht haben, stehen die Chancen zwar gut, auch ohne Pflegezusatzversicherung eine gute Pflege finanzieren zu können. Allerdings riskieren Sie dabei Ihre gesamten Lebensersparnisse und das potenzielle Erbe für Ihre Nachfahren.
Eine Pflegezusatzversicherung kann Ihnen in so einem Fall eine große Sorge abnehmen und Ihre finanziellen Reserven im Pflegefall schützen. Außerdem bleiben Sie so eigenständig und können Ihre eigene Pflege freier gestalten.
Aber: Die Zusatzversicherung für die Pflege muss für Sie finanzierbar sein. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie jetzt und auch noch in 10, 20 oder 30 Jahren die oftmals steigenden Prämien finanzieren können, sollten Sie sich gut überlegen, ob das der richtige Weg ist.
Pflegezusatzversicherung: Tipps für den Vergleich
Wenn Sie eine Pflegezusatzversicherung abschließen möchten, sollten Sie sich zunächst entscheiden, welche Varianten in Frage kommen. Dabei hilft Ihnen dieser pflege.de Ratgeber.
Im zweiten Schritt holen Sie sich konkrete Angebote von verschiedenen Versicherungsunternehmen ein und vergleichen diese.
Achten Sie dabei auch auf diese Kriterien:
- Leistungsumfang: Zahlt die Versicherung bei allen Pflegegraden sowohl bei Aufenthalt im Pflegeheim als auch bei einer Pflege zu Hause? Wie hoch sind die Leistungen im Pflegefall?
- Eintritt der Pflegebedürftigkeit: Entscheidet die Versicherung anhand eigener Untersuchungen über die Feststellung der Pflegebedürftigkeit oder übernimmt sie die Einstufung in einen Pflegegrad der Pflegekasse?
- Wartezeit: Muss man auf Leistungen der Versicherung warten (Wartezeit) oder sind sie sofort verfügbar?
- Beitragsbefreiung: Müssen die Beiträge im Versicherungsfall weitergezahlt werden?
- Prämienzahlung: Was geschieht, wenn Sie in finanzielle Not geraten und Ihre Prämien gerade nicht finanzieren können?
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Pflegezusatzversicherung?
Eine Pflegezusatzversicherung ist eine freiwillige private Zusatzversicherung für den Pflegefall. Sie soll die Versorgungslücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung (oder der PPV) und den tatsächlichen Pflegekosten verkleinern.
Was kostet eine Pflegezusatzversicherung?
Die Kosten für eine Pflegezusatzversicherung hängen von vielen Faktoren ab. Allen voran sind Ihr Alter und Ihr Gesundheitszustand wichtig, da die Anbieter so Ihr Pflegerisiko einschätzen. Außerdem spielt das konkrete Leistungsangebot der Versicherung eine Rolle, das sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Braucht man eine Pflegezusatzversicherung?
Pflegebedürftig zu werden ist immer auch eine große finanzielle Belastung für die Person und vielleicht auch für die Angehörigen. Wenn Sie sich gegen dieses reale Risiko absichern und den finanziellen Spielraum für gute Pflege erhalten möchten, ist eine Pflegezusatzversicherung sinnvoll.
Ist eine freiwillige Pflegezusatzversicherung steuerlich absetzbar?
Ja, Sie können die Prämienzahlungen für eine Pflegezusatzversicherungen als Vorsorgeaufwendungen steuerlich geltend machen.(1)