Arten von Zahnersatz: Festsitzend und herausnehmbar
Umgangssprachlich wird bei Zahnersatz oftmals von den „dritten Zähnen“ gesprochen. Grundsätzlich lässt sich Zahnersatz grob einteilen in festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatz. Festsitzender Zahnersatz wird in der Regel gewählt, wenn nur wenige eigene Zähne fehlen. Herausnehmbarer Zahnersatz wiederum kommt eher dann zum Einsatz, wenn größere Lücken entstehen und mehrere Zähne im Kiefer fehlen – allerdings immer abhängig davon, wie die Zahnlücken angeordnet sind.
Zu festsitzendem Zahnersatz gehören Zahnkronen, Zahnimplantate und Zahnbrücken. Im Falle eines festsitzenden Zahnimplantats wird eine künstliche Zahnwurzel in den Kieferknochen eingesetzt – Brücken und Kronen werden auf sogenannten Pfeilerzähnen befestigt. Bedingung für diese Art von Zahnersatz ist, dass ausreichend feste Zähne im Kiefer des Patienten vorhanden sind. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick zu den Möglichkeiten von festsitzendem Zahnersatz.
Dem gegenüber steht der herausnehmbare Zahnersatz. Hierzu gehören Vollprothesen, die auch Totalprothesen genannt werden, sowie verschiedene Arten von Teilprothesen. Laut der fünften Mundgesundheitsstudie haben ältere, pflegebedürftige Menschen meist nur noch wenige eigene Zähne in ihrem Kiefer.(1) Aus diesem Grund fokussiert dieser Ratgeber im Weiteren auf herausnehmbaren Zahnersatz.
Herausnehmbarer Zahnersatz: Voll- und Teilprothesen
Die nachfolgende Tabelle verschafft Ihnen einen Überblick zu den Arten von herausnehmbarem Zahnersatz und wie diese jeweils zum Einsatz kommen.
Welcher Zahnersatz sich für Sie am besten eignet, richtet sich nach Ihren individuellen Wünschen, Ihren finanziellen Gegebenheiten, der Lage Ihrer verbliebenen Zähne sowie danach, ob diese Zähne für eine Prothese nutzbar sind. Dieser Ratgeber dient also einem ersten Überblick. Lassen Sie sich für Ihre individuelle Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt umfangreich aufklären und beraten.
Vollprothese / Totalprothese

Totalprothese / Vollprothese: A ist der zahnlose Oberkiefer, B die Totalprothese, © pflege.de
Ein Patient mit einer Vollprothese hat keine eigenen Zähne mehr. Sein Ober- beziehungsweise Unterkiefer ist somit vollständig zahnlos. Alle Zähne sind durch Prothesenzähne ersetzt ebenso wie Teile des Zahnfleisches. Gegenüber zahnlosen Patienten ohne dritte Zähne profitieren Menschen mit Totalprothesen von mehr Lebensqualität beim Essen und Sprechen sowie der Ästhetik, die Zähne mit sich bringen.
Prothesenhalt einer Totalprothese
Weil bei der Vollprothese kein eigener Zahn mehr vorhanden ist, trägt die Mundschleimhaut den künstlichen Zahnersatz. Zahnmediziner sprechen dabei von einer schleimhautgetragenen Prothese. Sollte der Patient unter Mundtrockenheit leiden, hält die Totalprothese meist schlechter. Für den richtigen Prothesenhalt im Oberkiefer braucht es einen dünnen Speichelfilm zwischen dem künstlichen Zahnersatz und dem Zahnfleisch, damit sich die Prothese „ansaugen“ kann.(2)
Betroffene und Angehörige sollten sich bewusst machen, dass ein zahnfleischgetragener Zahnersatz vor allem im Unterkiefer weniger Halt findet. Wer zuvor eine Teilprothese getragen hat, muss sich zu Beginn meist an den veränderten Halt einer Vollprothese gewöhnen.
Prothesenhalt durch Zahnimplantate verbessern
Haftcreme ist eine Möglichkeit, den Prothesenhalt kurzfristig zu verbessern. Eine längerfristige Alternative ist, dass sich Patienten zwei bis vier Zahnimplantate setzen lassen, die dann eine Teilprothese stabilisieren. Vor allem in einem zahnlosen Unterkiefer sitzt die Prothese besser. Zahnimplantate entsprechen bei Zahnlosigkeit allerdings nicht der Regelversorgung – Patienten müssen sie also in Eigenleistung zahlen. Die Preise für Implantate variieren je nach Berzirk und Bundesland. Pro Implantat fallen rund 750 bis 1.500 Euro an.

Vor- und Nachteile einer Totalprothese
Teilprothese: Teleskopprothese

Teleskopprothese: A ist der Oberkiefer mit einem Restzahnbestand von mehr als drei Zähnen, B die Teleskopprothese, © pflege.de
Beim Teleskop-Zahnersatz sprechen Zahnmediziner von einem zahngetragenen Zahnersatz, der festeren Halt bietet als schleimhautgetragene Vollprothesen. Die Zähne, die die Prothese tragen, werden Pfeilerzähne genannt. Diese werden für eine Teleskopprothese entsprechend beschliffen und mit einer Metallkappe dauerhaft überzogen. Diese prothesenverankernden Zähne sollten nach Möglichkeit gut im Kiefer verteilt sein, um den besten Halt bieten zu können.
Teleskopprothesen und Modellgussprothesen können dieselbe Zahnsituation versorgen: Beide Varianten können eingesetzt werden, wenn größere Zahnlücken entstanden, aber noch mehrere Restzähne vorhanden sind. In diesem Fall entspricht die günstigere Modellgussprothese der Regelversorgung. Das bedeutet, dass Patienten bei der Teleskopprothese einen höheren Eigenanteil zahlen müssen.
Vor- und Nachteile einer Teleskopprothese
Modellgussprothese / Klammerprothese

Modellgussprothese / Klammerprothese: A ist der Oberkiefer mit Restzähnen, B die Klammerprothese, © pflege.de
Eine Modellgussprothese ist eine bleibende Zahnersatz-Versorgung, wenn noch mehrere eigene Zähne vorhanden sind. Sie ist die einfachste und kostengünstigste Variante einer herausnehmbaren Teilprothese. Fehlende Zähne werden künstlich ersetzt und für einen festeren Halt mit sichtbaren Metallklammern an bestimmten Zähnen, den sogenannten Klammerzähnen, fixiert. Aus diesem Grund ist auch der Begriff Klammerprothese geläufig. Es handelt sich also um einen zahngetragenen Zahnersatz.
Die Klammerzähne müssen in der Regel nicht überkront und oftmals nicht anderweitig behandelt werden. Damit diese Zähne aber langfristig erhalten bleiben, können sie überkront und zahnfarben verblendet werden. Mit diesen Maßnahmen sind die Klammerzähne weniger anfällig für Karies – unter der Bedingung, dass sich Patienten an eine gründliche Mundpflege halten.
Die Prothese findet Halt an den Klammerzähnen. Bei Bedarf können Betroffene auch sparsam Haftcreme oder Haftpulver auf die Protheseninnenseite geben, die auf dem Zahnfleisch aufliegt.
Vor- und Nachteile einer Modellgussprothese
Erweiterung einer Modellgussprothese
Bei weiterem Zahnverlust kann eine Modellgussprothese unter Umständen erweitert werden. Wenn allerdings ein haltgebender Klammerzahn verloren geht, muss der Zahntechniker eine neue Klammer anfertigen. Während er die Klammer bei der Erstanfertigung gießt, biegt er für diese Erweiterung einen Draht per Hand. Die handgebogene Drahtklammer kann sich verbiegen und der Halt schnell nachlassen. Dann ist eine neu angefertigte Teilprothese unumgänglich, welche mit höheren Kosten verbunden sein kann – die Krankenkasse bezuschusst eine neue Prothese nämlich erst nach zwei Jahren.

Coverdenture-Prothese / Deckprothese

Coverdenture-Prothese / Deckprothese: A ist der Oberkiefer mit Restzahnbestand von 3 oder weniger Zähnen, B die Deckprothese, © pflege.de
Eine Deckprothese wird auch Coverdenture oder Coverdenture-Prothese genannt. Sie kommt als Basistherapie (Regelversorgung) zum Einsatz, wenn nur noch wenig Restzahnbestand im Kiefer vorhanden ist – nämlich drei oder weniger Zähne pro Kiefer. Die Deckprothese überdeckt diese verbleibenden Zähne vollständig.
Der Zahnarzt bereitet die restlichen Zähne zu stützenden Pfeilerzähnen auf. Diese verankern den künstlichen Zahnersatz und verhindern, dass sich die Prothese seitwärts bewegt. Ansonsten wird die Deckprothese von der Schleimhaut getragen und sollte bei Bedarf zusätzlich mit Haftcreme oder Haftpulver fixiert werden. Optisch gleicht die Coverdenture-Prothese einer Totalprothese. Im Unterschied zur Totalprothese wird die Deckprothese auf Pfeilerzähnen verankert.
Vor- und Nachteile einer Coverdenture-Prothese
Mundgesundheit bei herausnehmbarem Zahnersatz: Was ist zu beachten?
Teil- und Vollprothesen ersetzen fehlende Zähne. Trotzdem ist eine gründliche Mund- und Prothesenpflege wichtig. Was sollten Betroffene und Angehörige speziell bei Prothesen beachten?
Was tun bei Druckstellen durch Prothesen?
Vor allem wenn der herausnehmbare Zahnersatz neu angefertigt ist, kommt es vor, dass er noch drückt. Druckstellen, die durch eine Prothese entstehen, sollten vom Zahnarzt behandelt werden. Für Ihren Zahnarzt ist es wichtig, die Druckstelle zu sehen, damit Ihre Prothese an der richtigen Stelle ausgebessert werden kann. Dafür ist es notwendig, dass Sie Ihre Prothese bis zum Zahnarzttermin weiterhin tragen. Nur so bleibt die Druckstelle sichtbar.
Lassen Sie Druckstellen behandeln – ansonsten besteht mit der Zeit die Gefahr für eine Mangelernährung im Alter.
Die richtige Mundhygiene bei herausnehmbarem Zahnersatz
Künstlicher Zahnersatz erfordert tägliche Pflege – so wie Ihr Mund und Ihre Zähne auch:
- Zahnersatz reinigen: Reste von Haftcreme oder Haftpulver, Speisereste und Bakterien müssen gründlich entfernt werden. Reinigen Sie dafür den herausnehmbaren Zahnersatz zweimal täglich. Putzen Sie die Prothese mit einer Prothesenbürste und Zahnpasta. Achten Sie darauf, dass die Zahnpasta keine groben Putzpartikel enthält, die die Prothesenoberfläche anrauen können.
- Zähne und Zahnfleisch reinigen: Putzen Sie die Zähne zweimal täglich. Selbst bei Zahnlosigkeit ist die gründliche Mundpflege weiterhin wichtig. Putzen Sie die Zunge und das Zahnfleisch mit einer Zahnbürste, um die Bakterien im Mundraum zu reduzieren. Ansonsten drohen Zahnfleischentzündungen.
Kosten & Festzuschüsse für herausnehmbaren Zahnersatz
Die Kosten für dritte Zähne richten sich nach vielen Faktoren. Dazu zählen unter anderem:
- Um welche Art von Zahnersatz handelt es sich?
- Wünscht der Patient die Regelversorgung oder eine hochwertigere Sonderleistung?
- Welche Materialien wurden verwendet?
- Wie regelmäßig war der Patient in den letzten Jahren beim Zahnarzt? Hat er ein Bonusheft geführt?
- Liegt eine Zahnzusatzversicherung vor?
- Hat der Patient einen erfolgreichen Härtefall-Antrag gestellt?
Die Kosten für herausnehmbaren Zahnersatz teilen sich auf in den
- Festzuschuss der gesetzlichen Krankenkassen und den
- Eigenanteil, der vom Patienten gezahlt wird. Mit einer Zahnzusatzversicherung oder im Härtefall kann der Eigenanteil finanziell übernommen werden.
Der Heil- und Kostenplan: Die Grundlage für den Festzuschuss von Zahnersatz
Grundlegend für Ihre Versorgung mit einem herausnehmbaren Zahnersatz ist der Heil- und Kostenplan (kurz: HKP). Ihr Zahnarzt erstellt für Sie einen individuellen Heil- und Kostenplan, der Ihren zahnmedizinischen Befund und die entsprechende Regelversorgung aufführt. Er enthält außerdem die mit Ihnen geplante und gewünschte Therapie sowie die voraussichtlichen Gesamtkosten.
Auch Sie als Patient sind gefordert: Sie unterschreiben den Heil- und Kostenplan und stimmen damit zu, dass Sie über die Therapie sowie die anfallenden Kosten aufgeklärt wurden und damit einverstanden sind. Bevor die Behandlung rund um Ihre dritten Zähne beginnen kann, muss Ihre Krankenkasse diesen Heil- und Kostenplan prüfen und bewilligen. Nach der Bewilligung steht fest, wie hoch der Festzuschuss der Kasse ist. Für die Differenz kommen Sie als Patient in Form der Eigenleistung auf.(3) Sollten Sie eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen haben, sollten Sie mit Ihrer Versicherung klären, ob sie die Kosten anteilig oder vollständig übernimmt.
Kosten für die Regelversorgung von Zahnersatz
Wird im Zusammenhang von herausnehmbarem Zahnersatz von der „Regelversorgung“ gesprochen, ist die notwendige Basistherapie gemeint, mit der die Zahnlücken des Patienten geschlossen werden können. Welche Versorgung notwendig ist, richtet sich immer nach der individuellen Gebisssituation. Die Regelversorgung, die dem aktuellen Stand der Zahnmedizin entspricht, ist die Bemessungsgrundlage für den Festzuschuss der Krankenkassen. Laut fünftem Sozialgesetzbuch, das die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung regelt, ist die Kasse nach § 12 SGB V dem sogenannten Wirtschaftlichkeitsgebot unterworfen. Demzufolge muss die von der Kasse bezuschusste zahnmedizinische Versorgung ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein. Alle darüberhinausgehenden Sonderleistungen müssen vom Patienten selbst gezahlt werden.
Ein Teil der Kosten für Zahnersatz ist befundabhängig: Die Festzuschuss-Richtlinie legt fest, welcher Befund welchen Zuschuss erhält. Die Festzuschüsse werden jährlich neu festgesetzt. Die folgende Tabelle entspricht den gerundeten Kosten der befundabhängigen Regelversorgung (Stand 2021).(4)
Teleskopprothesen werden in den meisten Fällen als hochwertigere Lösung privat abgerechnet. Diese Art von Teilprothese kann bezuschusst werden – nämlich mit dem Festzuschuss der Krankenkasse für die einfachere Regelversorgung. Spricht der Befund also für eine Modellgussprothese, der Patient entscheidet sich aber für die hochwertigere Telekopprothese, so muss er die Mehrkosten als Eigenleistung tragen.
Kosten für herausnehmbaren Zahnersatz von der Steuer absetzen
Genauso wie Sie Pflegekosten von der Steuer absetzen können, können Sie auch die Kosten für Ihre dritten Zähne als außergewöhnliche Belastungen steuerlich geltend machen. Dabei geben Sie nicht die Gesamtkosten an, sondern Ihren selbstgezahlten Eigenanteil. Beachten Sie, dass Sie eine zumutbare Belastungsgrenze überschreiten müssen.
Festzuschüsse von der Krankenkasse für Zahnersatz
Patienten werden von ihrer gesetzlichen Krankenkasse finanziell entlastet, wenn Zahnersatz aus medizinischer Sicht erforderlich ist. Die Festzuschüsse, die die Krankenkasse leistet, sind unabhängig von der Art des Zahnersatzes. Die nachfolgenden Prozentwerte entsprechen immer den Kosten, die durch die Regelversorgung entstehen:
- Ohne Bonus: Besucht ein Patient die Kontrolltermine bei Zahnarzt unregelmäßig, stehen ihm 60 Prozent Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Bonus 1: Kann ein Patient in seinem Bonusheft die jährlichen Kontrolltermine der letzten fünf Jahre lückenlos nachweisen, stehen ihm 70 Prozent Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Bonus 2: Kann ein Patient in seinem Bonusheft die jährlichen Kontrolltermine der letzten zehn Jahre lückenlos nachweisen, stehen ihm 75 Prozent Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Härtefall: Sind die Kosten des Zahnersatzes unzumutbar, stehen dem Patienten 100 Prozent Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
Wählt der Patient eine anspruchsvollere Versorgung als die Regelversorgung, bleibt der Festzuschuss unverändert. Die Kosten für die Zusatzleistung trägt der Patient.(5)
Das Bonusheft als Nachweis von Zahngesundheitsuntersuchungen
Bisher ist das Zahn-Bonusheft ein kleines Klappheft, das Patienten zur jährlichen Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt mitbringen müssen. Das Datum des Kontrolltermins wird eingetragen, mit einem Praxisstempel versehen und unterschrieben. Auch für Träger von Totalprothesen gilt die Pflicht der jährlichen Zahnarztkontrolle: Zahnärzte überprüfen den Prothesensitz. Außerdem dient der Kontrolltermin auch der Krebsvorsorge: Zahnmediziner können Veränderungen der Mundschleimhaut frühzeitig erkennen.
Ein neues Bonusheft erhalten Sie bei Ihrem Zahnarzt. Heben Sie das alte Heft gut auf! Wer den Bonus erhalten möchte, muss mindestens für die letzten fünf bis zehn Jahre eine jährliche Zahnarztkontrolle nachweisen können. Achtung: Hierbei handelt es sich um das Zahn-Bonusheft („Nachweis von Zahngesundheitsuntersuchungen“), nicht um ein Gesundheits-Bonusprogramm der jeweiligen Krankenkasse.
Als Bestandteil der elektronischen Patientenakte (ePA) soll das Zahn-Bonusheft ab 2022 digital werden. Das hat den Vorteil, dass Patienten ihre Kontrolltermine nicht mehr nachtragen lassen müssen, wenn sie das Bonusheft am Termin vergessen haben.(6)
Verpasst ein Patient seinen Kontrolltermin beim Zahnarzt einmal in zehn Jahren, kann er mit einer ausreichenden Begründung für sein Fehlen weiterhin vom höheren Bonus profitieren. Fehlt der Patient wiederum unbegründet beim Kontrolltermin oder geht nur unregelmäßig zur Zahnarztkontrolle, verfällt der Anspruch auf die Bonusregelung. Der Anspruch besteht erst wieder, wenn der Patient die Kontrolltermine der vergangenen fünf Jahre lückenlos nachweisen kann.(5)
Härtefall-Zuschuss: Wer hat Anspruch?
Unter gewissen Umständen können Personen vom Eigenanteil, den sie selbst zahlen müssen, befreit werden. Der sogenannte Härtefall-Zuschuss deckt 100 Prozent der Kosten für die Regelversorgung. Wer allerdings eine höherwertige Versorgung wünscht, muss die Mehrkosten aus eigenen Mitteln zahlen. Dies ist nach § 55 Absatz 4 SGB V gesetzlich verankert.
Wer kann einen Härtefall-Zuschuss beantragen? Für Personen, bei denen die Kosten als unzumutbar gelten, kann die Härtefallregelung greifen. Dazu zählen nach § 55 SGB V unter anderem:
- Geringverdiener: monatliche Einkommensgrenzen (Stand 2021)
- Alleinstehende: 1.316 € (Brutto)
- mit einem weiteren Angehörigen (etwa Ehepartner) 1.809,50 € (Brutto)
- je weiterem Angehörigen (familienversicherte Kinder) zuzüglich 329 €
- Sozialhilfeempfänger
- Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
- Hartz-IV-Empfänger / Arbeitslosengeld-II-Empfänger
- Empfänger von Kriegsopferfürsorge
Wer als gesetzlich Krankenversicherter leicht über der Einkommensgrenze liegt, kann trotzdem einen erhöhten Festzuschuss in Form einer sogenannten gleitenden Härtefallregelung von der Krankenkasse erhalten. Die Höhe des Zuschusses wird von der zuständigen Krankenkasse berechnet und hängt von der finanziellen Situation des Versicherten ab.(7)
Zahnarztbesuch & Pflegebedürftigkeit: Besonderheiten und Unterstützungsmöglichkeiten
Laut der fünften Mundgesundheitsstudie stehen pflegebedürftige Menschen vor drei zentralen Herausforderungen:(1)
- Sie sind weniger belastbar: Ältere Menschen mit Pflegebedarf sind während einer Zahnarztbehandlung weniger belastbar, Arzttermine fallen kürzer aus. Somit kann nicht jede Behandlungsoption infrage kommen. Die Wahl eines geeigneten Zahnersatzes kann sich also auch daran orientieren, wie belastbar eine pflegebedürftige Person ist.
- Sie benötigen Hilfe bei Mund- und Prothesenpflege: Etwa ein Drittel der Pflegebedürftigen sind nicht mehr selbst in der Lage, ihre Zähne und Zahnprothesen eigenständig zu reinigen und zu pflegen. Sie benötigen Unterstützung bei der täglichen Mund- und Prothesenpflege durch ihre Angehörigen oder den ambulanten Pflegedienst. Kostenlose Pflegeschulungen können pflegenden Angehörigen helfen, praktisches Wissen rund um die Mundhygiene von Pflegebedürftigen zu erlernen.
Wer seine Prothesen eigenständig putzen möchte, kann beim Zahnarzt nach Prothesen mit glatten Oberflächen fragen. Rillen und Furchen im künstlichen Zahnfleisch sehen zwar natürlicher aus, sind aber auch schwerer zu reinigen als glatte Oberflächen. - Sie können weniger eigenverantwortlich handeln: Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen benötigt Unterstützung, einen Zahnarzttermin zu vereinbaren und diesen wahrzunehmen. Alltagsbegleiter oder Betreuungsassistenten können Pflegebedürftige hierbei unterstützen.
Pflegebedürftigkeit ist immer unterschiedlich: Während einige pflegebedürftige Personen ihre Prothesen noch selbstständig putzen können, können andere – etwa nach einem Schlaganfall – motorisch stark eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen sein. Der Zahnarzt sollte deshalb gut beraten, welcher herausnehmbare Zahnersatz am besten für die jeweilige Pflegesituation geeignet ist.
Krankenfahrten zur Zahnarztbehandlung
Unter gewissen Voraussetzungen ist es möglich, dass die Krankenkasse die Kosten für Taxi- oder Krankenfahrten zur Behandlung in die Zahnarztpraxis übernimmt. Zu den Voraussetzungen zählen:
- Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen „aG“, „Bl“ oder „H“
- Pflegegrad 3 inklusive Nachweis über eine dauerhafte Mobilitätsbeeinträchtigung
- Pflegegrad 4 oder 5
Die Verordnung für die Krankenfahrt erhält der Patient von seinem Zahnarzt. Die Fahrt ist mit einer kleinen Zuzahlung verbunden. Der Patient zahlt hier einen Eigenanteil von 10 Prozent der Fahrtkosten, die mindestens 5 und maximal 10 Euro betragen.
Sollte ein qualifizierter Krankentransport erforderlich sein, der von einer medizinischen Fachkraft begleitet wird, muss die Krankenkasse den Transport im Voraus genehmigen.
Mobile Zahnarztbehandlung
Sollte eine Behandlung beim Zahnarzt nicht möglich sein, sind auch Behandlungen außerhalb der Zahnarztpraxis möglich. Die zahnärztliche Versorgung vor Ort – ob im Pflegeheim oder beim Pflegebedürftigen zuhause – kann allerdings aufgrund der Gegebenheiten nicht so umfassend sein wie in der Praxis. Eine Zahnarztpraxis muss diese Sonderleistung anbieten und für mobile Behandlungen entsprechend ausgestattet sein.
Möglichkeiten der mobilen Zahnarztbehandlung sind beispielsweise
- die Behandlung der Mundschleimhaut,
- das Entfernen von Zahnstein,
- das Anpassen der Prothesen bei Druckstellen und
- das Verbessern des Prothesenhalts.
Umfangreichere zahnärztliche Behandlungen – wie aufwendige Füllungen, chirurgische Eingriffe oder Zähne ziehen – können nur in einer Zahnarztpraxis durchgeführt werden.(8)
Häufig gestellte Fragen
Welcher Zahnersatz ist der beste?
Welche Art von Zahnersatz die beste ist, hängt vom Mundstatus des Patienten ab. Dazu zählen unter anderem die Anzahl der restlichen Zähne und deren Verteilung im Kiefer sowie ihre prothetische Nutzbarkeit. Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach den Ansprüchen des Patienten und der Frage, wie viel Eigenleistung er gewillt ist, zu zahlen.
Was zahlt die Krankenkasse bei Zahnersatz?
Wie viel Zuschuss ein Patient von seiner gesetzlichen Krankenkasse erhält, hängt davon ab, wie viele Jahre in Folge er zu den Kontrollterminen beim Zahnarzt gegangen ist.
- Ohne Bonus: Besucht ein Patient die Kontrolltermine bei Zahnarzt unregelmäßig, stehen ihm 60 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Bonus 1: Kann ein Patient in seinem Bonusheft die jährlichen Kontrolltermine der letzten fünf Jahre lückenlos nachweisen, stehen ihm 70 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Bonus 2: Kann ein Patient in seinem Bonusheft die jährlichen Kontrolltermine der letzten zehn Jahre lückenlos nachweisen, stehen ihm 75 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Härtefall: Sind die Kosten des Zahnersatzes unzumutbar, stehen dem Patienten 100 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
Was kostet ein Zahnersatz?
Die Kosten für Zahnersatz sind je nach Art unterschiedlich hoch. Außerdem richten sich die Kosten auch nach dem Zuschuss durch die Krankenkasse und dem Anspruch des Patienten. Alle Kosten, die über die Regelversorgung hinausgehen, müssen in Eigenleistung gezahlt werden.
Welchen Zahnersatz gibt es?
Es gibt festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatz.
- Zum festsitzenden Zahnersatz zählen Zahnkronen, Zahnbrücken und Zahnimplantate.
- Zum herausnehmbaren Zahnersatz zählen Totalprothesen (Vollprothesen) sowie Teilprothesen wie Teleskopprothesen, Modellgussprothesen (Klammerprothesen) und Coverdenture-Prothesen (Deckprothesen).
Wo wird Zahnersatz in der Steuererklärung eingetragen?
Die Eigenleistung, die Patienten zum Zahnersatz selbstzahlen muss, können Betroffene als „außergewöhnliche Belastungen“ in ihrer Steuererklärung geltend machen.
Wie hoch ist der Festzuschuss bei Zahnersatz?
Der Festzuschuss der Krankenkassen kann variieren. Die Höhe des Zuschusses hängt davon ab, welche Bonushöhe der Patient erhält.
- Ohne Bonus: Besucht ein Patient die Kontrolltermine bei Zahnarzt unregelmäßig, stehen ihm 60 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Bonus 1: Kann ein Patient in seinem Bonusheft die jährlichen Kontrolltermine der letzten fünf Jahre lückenlos nachweisen, stehen ihm 70 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Bonus 2: Kann ein Patient in seinem Bonusheft die jährlichen Kontrolltermine der letzten zehn Jahre lückenlos nachweisen, stehen ihm 75 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.
- Härtefall: Sind die Kosten des Zahnersatzes unzumutbar, stehen dem Patienten 100 % Festzuschuss ausgehend von der Regelversorgung zu.