Hörminderung im Alter – soziale und gesundheitliche Folgen

Hören im Alter

Ging es im Gespräch gerade um eine Dose oder eine Hose? Oft geht es mit dem Alter einher: Gesprochene Worte können nicht mehr so leicht verstanden oder auseinandergehalten werden und es fällt immer schwerer, Gesprächen zu folgen. Als Reaktion ziehen sich Betroffene oft sozial zurück, was schwerwiegende Folgen haben kann. pflege.de informiert Sie über die sozialen und gesundheitlichen Risiken einer unbehandelten Hörminderung und zeigt auf, wie Sie diesen vorbeugen können.

Inhaltsverzeichnis

Hörprobleme im Alter sind normal – unbehandelt aber ein Gesundheitsrisiko

Mit fortschreitendem Alter hören wir immer schlechter. Eine sogenannte Altersschwerhörigkeit gehört zum natürlichen Alterungsprozess. Aber auch Menschen, die keine generelle Hörminderung haben, können im Alterungsprozess Probleme dabei bekommen, gesprochene Worte zu verstehen. Ursächlich ist oft ein Hochtonhörverlust. Das bedeutet, dass das Gehör sehr hohe Töne nicht mehr wahrnimmt. In der Folge fällt es schwerer, bestimmte Konsonanten auseinanderzuhalten.

Info
Was ist ein Hochtonhörverlust?

Bei einem Hochtonhörverlust nehmen Betroffene das Gesprochene oft als dumpf wahr und können die Konsonanten S, F, T, K, P und H nicht mehr eindeutig hören und auseinanderhalten. Sie können zum Beispiel nicht mehr klar unterscheiden, ob gerade „sein“, „fein“ oder „kein“ gesagt wurde. Wenn Betroffene dies nicht aus dem Kontext verstehen können, kann dies zu großen Verwirrungen führen.

Ob Altersschwerhörigkeit oder Hochtonverlust, oft fällt es Betroffenen vor allem schwer, das Gesprochene zu verstehen. Denn bereits eine schwach ausgeprägte Hörminderung kann zu großen Schwierigkeiten beim richtigen Verstehen von gesprochenen Worten führen. Eine solche unbehandelte Hörminderung kann weitreichende soziale und gesundheitliche Folgen haben.

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Soziale Folgen des Hörverlustes

Hörprobleme im Alter sind für die Betroffenen unangenehm. Es ist nicht einfach, sich einzugestehen, dass man manche Dinge nicht mehr so versteht wie früher und Probleme beim Hören hat. Laute Umgebungen wie volle Restaurants, Straßenverkehr oder andere Menschengruppen erschweren zudem selbst bei schwach ausgeprägten Hörminderungen das Verstehen von gesprochenen Worten.

Um den als peinlich wahrgenommen Situationen zu entgehen, in denen Betroffene in der Kommunikation mit anderen etwas nicht richtig verstanden haben, ist Vermeidung eine oft gewählte Strategie. Sie vermeiden es zunehmend, mit anderen (unbekannten) Menschen zu kommunizieren und in den Kontakt zu treten. Stattdessen isolieren sich Menschen mit Hörproblemen oftmals immer mehr. Dieser sozialer Rückzug kann weitere Folgen nach sich ziehen, die die Lebensqualität mindern: Unbehandelte Hörminderungen führen laut einer Studie der University of British Columbia besonders im Alter zwischen 60 und 69 Jahren zunächst zu sozialer Isolation und im nächsten Schritt zu einem Abbau geistiger Fähigkeiten. (1)

Tipp
Motivieren Sie Betroffene zu sozialen Aktivitäten

Betroffene haben oft Angst, dass ihre Hörprobleme bedeuten, dass sie nun alt sind und als hilflos wahrgenommen werden. Sie ziehen sich als Reaktionen aus sozialen Situationen zurück. Dabei ist gerade der Austausch mit anderen Menschen entscheidend, um unser Gehirn zu aktivieren. (2) Ermuntern Sie Ihren Angehörigen, in den Kontakt zu anderen Menschen zu gehen und die Hörminderung behandeln zu lassen.

Um den Austausch mit anderen zu erleichtern, können Sie im Voraus die Hörminderung klar kommunizieren. Die meisten Menschen nehmen gerne Rücksicht und stellen sich auf Ihr Gegenüber ein. Wichtig: Erklären Sie, dass Ihr Gegenüber nicht unbedingt lauter, sondern vor allem sehr deutlich sprechen sollte.

Depressionen als Folge von Hörminderung im Alter

Die Folgen einer unbehandelten Hörminderung im Alter können aber nicht nur sozial, sondern psychische und körperliche Auswirkungen haben. Schlecht zu hören im Alter kann sich stark auf das körperliche und geistige Wohlbefinden auswirken. Eine Studie der John Hopkins Universität in den Vereinigten Staaten zeigte, dass Menschen mit Hörproblemen nicht nur öfter Depressionen entwickeln, sondern auch öfter ins Krankenhaus müssen. (3)

Depressionen sind dabei oft eine Folgeerscheinung der sozialen Isolation, die aus einer Hörminderung im Alter entstehen kann.

Demenz durch Hörminderung im Alter

Demenz ist eine Erkrankung, die man nicht zwingend im ersten Moment in Zusammenhang mit einer Schwerhörigkeit bringt. Doch die Verbindung von schlechtem Hören und der Entwicklung einer dementiellen Erkrankung ist wissenschaftlich erwiesen. So fand eine Studie der John Hopkins Universität in den USA heraus, dass bereits bei Menschen mit leicht ausgeprägten unbehandelten Hörproblemen das Risiko für eine Demenz doppelt so hoch ist wie bei Menschen ohne Höreinschränkungen. Dieses Risiko verstärkt sich exponentiell, je mehr das Hören eingeschränkt ist: So ist bei mittelschweren Hörproblemen das Risiko für eine Demenz sogar um das Dreifache erhöht, bei schwerer Hörminderung um das Fünffache. (3)

Ursachen für Demenz durch Hörminderung

Warum schlechtes Hören im Alter zu einem erhöhten Demenz-Risiko führt, ist nicht eindeutig geklärt. Forscher vermuten aber folgenden Zusammenhang: Hörminderung führt bewiesen zu sozialer Isolation und dem Abbau geistiger Fähigkeiten, da das Gehirn weniger Reizen ausgesetzt ist. Dieser mentale Abbau könnte die Ursache für die Entstehung einer Demenz sein.

Hörproblemen im Alter und ihren Folgen entgegenwirken

Folgen der Hörminderung wie soziale Isolation, Depressionen oder sogar Demenz entstehen vor allem, wenn die Probleme beim Hören nicht (rechtzeitig) behandelt werden. Wird dem schlechten Hören im Alter aber durch eine Behandlung entgegengewirkt, treten diese Folgen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf. Potentielle Therapiemöglichkeiten sind der Einsatz eines Hörgerätes oder Gehör-Training.

Therapie bei Hörminderung – Je früher die Therapie, desto besser

Besonders Menschen, die nur eine leichte Hörminderung haben und zum Beispiel durch einen Hochtonhörverlust leicht Worte verwechseln, aber generell noch gut hören können, fällt es oftmals schwer, ihre Probleme beim Hören einzugestehen. Oft warten Betroffene von Hörminderung zu lange, bevor sie sich ein Hörgerät anschaffen – im Durchschnitt sogar zehn Jahre. (3) Dies kann mehrere Gründe haben: Meist fällt es Betroffenen schwer, sich ihre Hörprobleme einzugestehen. Dazu kommen häufig dann noch Sorgen vor hohen Kosten der Hörgeräte oder auch vor Schwierigkeiten bei der Anwendung der Geräte.

Checkliste: So motivieren Sie Ihren Angehörigen zu einer Therapie bei Hörproblemen

Jemanden auf seine Hörminderung anzusprechen, wenn sich dieser die Probleme nicht eingestehen will, ist ein sensibles Thema. Es ist wahrscheinlich, dass Sie auf eine abwehrende Haltung stoßen. Sätze wie „Ich verstehe noch alles“ oder „Ich höre noch gut genug, ich brauche doch keine teure Hörhilfe“ sind da nicht ungewöhnlich.

So können Sie Ihren Angehörigen die Bedenken vor einer Therapie nehmen:

  • Seien Sie sich bewusst, dass Sie ein sensibles Thema ansprechen – gehen Sie also so behutsam wie möglich vor.
  • Nutzen Sie eine bestimmte Situation als Beispiel, um die Hörprobleme anzusprechen.
  • Bieten Sie Ihre Hilfe an, Ihren Angehörigen zum Arzt zu begleiten.
  • Machen Sie Mut – mit einem Hörgerät ist eine Hörminderung meist gut auszugleichen.
  • Nehmen Sie die Sorgen vor zu hohen Kosten – Hörgeräte werden von der Krankenkasse bezuschusst.
  • Versichern Sie Ihrem Angehörigen, dass ein Hörgerät nicht „alt“ aussehen lässt – heutige Hörgeräte sind kaum noch sichtbar.
Wichtiger Hinweis
Zuschuss Hörgerätkosten durch Krankenkasse

Die Kosten für ein Hörgerät müssen Sie nicht alleine tragen. Hörgeräte werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen bezuschusst oder sogar komplett übernommen. Voraussetzung für einen Zuschuss oder die Kostenübernahme ist eine Hörgerät-Verordnung. Diese bekommen Sie beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Häufig gestellte Fragen

Welche Auswirkungen hat eine Hörminderung im Alter?

Eine unbehandelte Hörminderung kann zu sozialer Isolation, Depressionen oder Demenz führen. Mit einer Behandlung der Hörprobleme kann diesen Folgen jedoch oftmals entgegengewirkt werden.

Können Hörprobleme Depressionen auslösen?

Ja, in Folge des schlechten Hörens können Depressionen entstehen. Dies ist meist ein Ergebnis der sozialen Isolation, die oft mit einem Hörverlust einhergeht.

Erhöht schlechtes Hören im Alter das Risiko für Demenz?

Ja, eine unbehandelte Hörminderung erhöht das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bereits bei leichten Hörproblemen ist das Risiko für eine Demenz doppelt so hoch wie normal. Bei mittelschweren bis schweren Hörschädigungen ist das Risiko dreifach beziehungsweise fünffach so hoch.

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Erstelldatum: 2202.30.4|Zuletzt geändert: 3202.50.62
(1)
Dr. Paul Mick (2016): Is Hearing Loss Associated with Poorer Health in Older Adults Who Might Benefit from Hearing Screening?. University of British Columbia
https://journals.lww.com/ear-hearing/Abstract/2016/05000/Is_Hearing_Loss_Associated_with_Poorer_Health_in.20.aspx (letzter Abruf am 28.02.2022)
(2)
Matthew Grant (2016): Seniors with undiagnosed hearing loss can become isolated. UBC Okanagan News
https://news.ok.ubc.ca/2016/06/30/seniors-with-undiagnosed-hearing-loss-can-become-isolated/ (letzter Abruf am 25.02.2022)
(3)
John Hopkins University (2022):The Hidden Risks of Hearing Loss.
https://www.hopkinsmedicine.org/health/wellness-and-prevention/the-hidden-risks-of-hearing-loss (letzter Abruf am 25.02.2022)
(4)
Bildquelle
©istock.com/shurkin_son
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