Blasenkrebs: Definition
Blasenkrebs, auch Harnblasenkrebs oder Harnblasenkarzinom genannt, umfasst bösartige Tumore der Harnblase. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt Tumore im harnableitenden System nach zwei Arten. Entscheidend für die Einteilung von Blasenkrebs ist, ob der Tumor die Muskelschicht der Harnblase durchdringt.(1)
Einteilung von Blasenkrebs: Arten und Stadien
Blasenkrebs wird in nicht-muskelinvasive Blasentumore und muskelinvasive Blasentumore eingeteilt:(1)
- Nicht-muskelinvasive Blasentumore wachsen nur oberflächlich in der Harnblase und sind auf die Schleimhaut begrenzt.
- Muskelinvasive Blasentumore dringen in die Muskelschicht der Harnblase ein. Auf diese Weise breitet sich der Krebs zunehmend in umliegendes Gewebe aus.
Blasenkrebs-Stadium 0, 1, 2, 3 und 4
Blasentumore werden, so wie die Tumore bei den meisten Krebsarten, nach dem TNM-Klassifikationssystem in ein Krebsstadium von 0 bis 4 eingeteilt. Die Abkürzung TNM steht für die Kriterien, die im Rahmen der Krebsdiagnostik beurteilt werden und wichtig für die weitere Krebstherapie sind:(2)
- T: Tumorgröße
- N: Befall von Lymphknoten mit Krebszellen (N steht für „Nodus“, was Knoten bedeutet)
- M: Vorhandensein von Tochtergeschwüren im Körper, sogenannte Metastasen
Weitere Stadien von Blasentumoren
Nicht-muskelinvasive Blasentumore lassen sich noch weiter einteilen in:(1)
- Nicht-invasive papilläre Blasentumore (Klassifikation: Ta): Der Tumor wächst warzenförmig in die Blase hinein. Es handelt sich um eine frühe Form vom Blasenkrebs.
- Flächig wachsender Blasenkrebs (Klassifikation: Tis): Diese Art von Blasenkrebs im Inneren der Blase wird „Carcinoma in situ“ genannt und beschreibt Krebs am Ort seiner Entstehung. Der Tumor wächst sehr flächig auf der Harnblasenschleimhaut, hat ein hohes Risiko für einen fortschreitenden Verlauf und für Rezidive, was die Rückkehr von Krebs meint.
Ausbreitung der nicht-muskelinvasiven und muskelinvasiven Tumore in der Harnblase, © pflege.de
Metastasen: Wohin streut Blasenkrebs?
Wenn sich einzelne Krebszellen aus dem muskelinvasiven Blasentumor ablösen und sich anschließend mit dem Blutstrom oder in den Lymphgefäßen im Körper verteilen, können sich in anderem Gewebe und Organen Metastasen bilden. Blasenkrebs bildet hauptsächlich Metastasen in Lunge, Leber und Knochen.(3)
Harnblase: Aufbau und Funktion beim Menschen
Die Harnblase ist ein Hohlorgan, das sich im kleinen Becken befindet. In unmittelbarer Nähe befinden sich bei Frauen die Gebärmutter und die vordere Scheidenwand, beim Mann die Prostata. Im Inneren ist die Blase mit einer widerstandsfähigen Schleimhaut ausgekleidet.
Die Funktion der Blase ist, den Urin zu sammeln, der zuvor in beiden Nieren gebildet wurde. Der Urin gelangt durch die beiden Harnleiter in die Harnblase. Dort verbleibt er, bis der Mensch einen Harndrang verspürt und daraufhin die Blase entleert. Dazu ist die Entspannung des Schließmuskels am unteren Ende der Harnblase notwendig. Der Urin fließt dann aus der Blase durch die Harnröhre, die sich an das untere Ende der Harnblase anschließt.
Nieren und ableitende Harnwege bei Frau (links) und Mann (rechts), © pflege.de
Blasenkrebs: Alter und Häufigkeit
In Deutschland erkranken jährlich circa 30.000 Menschen an Blasenkrebs. Rund 23.000 davon sind männlich. Männer erkranken im Vergleich zu Frauen somit etwa dreimal so häufig an Blasenkrebs. Im Durchschnitt sind die Patienten 75 Jahre alt, wenn die Diagnose Blasenkrebs gestellt wird. Damit gehört Blasenkrebs bei den Männern zu den häufigsten Arten von Krebs im Alter.(2)
Blasenkrebs: Symptome und Anzeichen bei Frauen und Männern
Für Blasenkrebs gibt es in Deutschland kein geregeltes Screening zur sogenannten Krebsvorsorge. Umso wichtiger ist es, dass Sie die möglichen Anzeichen für Blasenkrebs kennen.
Alle genannten Anzeichen können auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein. Wenn Sie jedoch die aufgeführten Anzeichen bei sich oder Ihrem zu pflegenden Angehörigen feststellen, zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin beim Hausarzt. Der Arzt kann beispielsweise mithilfe von Urintests schon erste Aussagen zu den Symptomen treffen.
Blasenkrebs: Erste Warnsignale
Folgende Symptome können bei Frauen sowie Männern erste Warnsignale für Blasenkrebs sein:(2)(4)
- Blut im Urin ohne Schmerzen: Eine Rot- oder Braunfärbung des Urins kann auf eine Blutung in der Blase hindeuten.
- Nicht sichtbares Blut im Urin: Nicht sichtbares Blut kann mit einem Urintest festgestellt werden.
- Dranginkontinenz: Häufiger Harndrang, aber beim Wasserlassen kommen nur geringe Mengen Urin.
- Erschwerte Blasenentleerung: Die Blasenentleerung wird durch einen schwächeren Harnstrahl oder verzögertes Wasserlassen erschwert.
Blasenkrebs: Anzeichen einer fortgeschrittenen Erkrankung
Folgende Symptome können auf Blasenkrebs im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium hinweisen:(1)(2)(4)
- Verändertes Wasserlassen: Betroffene müssen häufig Wasserlassen und verspüren dabei Schmerzen.
- Schmerzen: Wenn der Urin aus der Niere nicht mehr abfließen kann, kommt es zu einem sogenannten Nierenstau. Schmerzen treten dann vor allem im Unterleib und in der Nierengegend im unteren, seitlichen Rücken auf.
- Schwellungen und Lymphstau: Wenn der Blasentumor umliegende Venen oder Lymphbahnen abdrückt, kann es zu Schwellungen und Lymphstau kommen.
- Knochenschmerzen: Schmerzende Knochen können ein Anzeichen für Knochenmetastasen sein.
Unterscheiden sich die Blasenkrebs-Symptome bei Männern und Frauen?
Grundsätzlich unterscheiden sich die Anzeichen von Blasenkrebs bei Männern und Frauen nicht voneinander.
Die Symptome können allerdings unterschiedlich gedeutet werden: Treten die genannten Beschwerden bei Männern auf, denken Betroffene eher zuerst an eine Erkrankung der Prostata, während Frauen zunächst eine Blasenentzündung im Sinn haben können.(2)
Blasenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Die Krebsentstehung bei Blasenkrebs lässt sich nicht auf eine exakte Ursache zurückführen. Krebs entwickelt sich meistens aus einem Zusammenspiel unterschiedlicher Umstände. Folgende Faktoren können das Risiko für Blasenkrebs jedoch erwiesenermaßen erhöhen:(1)
- Aktives und passives Zigarettenrauchen: Das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, steigt mit der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten und der Dauer des Rauchens bemessen an den Jahren.
- Unausgewogene Ernährung: Studien weisen darauf hin, dass eine fettreiche und obstarme Ernährung das Erkrankungsrisiko erhöhen kann.
- Chronische Entzündungen der Harnblase: Chronische Blasenentzündungen oder Blasensteine begünstigen die Entstehung von Harnblasenkarzinomen.
Hinzu kommen weitere Risikogruppen: Zum Beispiel Menschen, die mit bestimmten Krebstherapien behandelt wurden und Personen, die im Beruf krebserregenden Stoffen ausgesetzt waren.
Risikogruppen: Blasenkrebs als Spätfolge einer früheren Krebstherapie
Ein höheres Erkrankungsrisiko besteht auch als Spätfolge bestimmter Krebstherapien:(1)
- Spätfolge einer Strahlentherapie: Wurde das kleine Becken bestrahlt, beispielweise im Rahmen einer Behandlung von Gebärmutterhalskrebs oder Prostatakrebs, besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Blasenkrebs als Spätfolge von Bestrahlung ist vor allem nach Bestrahlungstechniken möglich, die heute als veraltet gelten.
- Chemo-Medikament: Blasenkrebs kann durch die Einnahme verschiedener Arzneistoffe ausgelöst werden. Dazu gehört auch Cyclophosphamid, das als wachstumshemmendes Zytostatikum in Chemotherapien bei verschiedenen Krebserkrankungen eingesetzt wird.
Risikogruppen: Blasenkrebs als Berufskrankheit
Dass bestimmte Stoffe Blasenkrebs hervorrufen können, ist seit vielen Jahren bekannt. Selbst wenn einige krebserregende Stoffe heute weniger im Berufsalltag vorkommen, kann der berufsbedingte Kontakt auch Jahrzehnte später zu Harnblasenkrebs führen und als Berufskrankheit festgestellt werden.
Risikogruppen für Blasenkrebs: Gefährdete Berufsgruppen
Folgende Berufsgruppen gelten aufgrund ihres Kontakts zu krebserregenden Stoffen als gefährdet, an Blasenkrebs zu erkranken:(1)
- Maler und Lackierer
- Beschäftigte der Gummi-Industrie
- Steinkohlebergleute
- Fahrzeugführer von Autos, zum Beispiel Taxifahrer und Fahrer von Lieferwagen
- Hochofenarbeiter und Schmelzer
Risikogruppen: Blasenkrebs durch Vererbung?
Die Vererbung spielt bei Blasenkrebs eine untergeordnete Rolle. Bei vererbbaren genetischen Syndromen ist das Risiko für Blasenkrebs jedoch deutlich erhöht. Dazu gehört das sogenannte Lynch-Syndrom (auch HNPCC-Syndrom), das zum einen das Risiko für Darmkrebs maßgeblich erhöht, aber auch das Risiko für bösartige Blasentumore.(1)
Blasenkrebs: Untersuchungen & Diagnose
Hausärzte oder Frauenärzte sind in der Regel die erste Anlaufstelle, wenn Sie oder Ihr zu pflegender Angehöriger Probleme beim Wasserlassen haben oder andere der genannten Symptome aufweisen. Haus- oder Frauenärzte können erste Untersuchungen durchführen:(2)
- Anamnese: Befragung zu den Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenten
- Körperliche Untersuchung: Abtasten vom Bauch und der Nierengegend
Zusätzlich beim Mann: Abtasten der Prostata über den Enddarm
Zusätzlich bei der Frau: Abtasten der Blase durch die Scheide - Urinuntersuchung: Untersuchung auf Blut im Urin
Untersuchungsmöglichkeiten bei Verdacht auf Blasenkrebs
Wenn erste Tests und Untersuchungen den Verdacht auf Blasenkrebs erhärten, erfolgt in der Regel eine Überweisung zum Urologen oder in eine urologische Ambulanz. Dort stehen spezielle Diagnostikverfahren zur Verfügung. Folgende Untersuchungen können in Frage kommen, um Veränderungen der Harnwege oder Blasenkrebs zu erkennen:(1)
- Ultraschall
- Blasenspiegelung (sogenannte Zytoskopie)
- Erweiterte Form der Blasenspiegelung (sogenannte transurethrale Resektion)
- Gegebenenfalls weitere bildgebende Verfahren
Ultraschall-Untersuchung
Bei einer Ultraschall-Untersuchung werden Nieren, Harnleiter und Blase beurteilt und auf Veränderungen untersucht. Wenn Blasenkrebs mit der Ultraschall-Untersuchung nicht ausgeschlossen werden kann, werden weitere Untersuchungen veranlasst.
Blasenspiegelung: Die Zytoskopie
Eine Blasenspiegelung (Zytoskopie) ist eine endoskopische Untersuchung von Harnröhre und Blase mit einem biegsamen Schlauch, der über die Harnröhre eingeführt wird. Am vorderen Ende hat der Schlauch eine kleine Videokamera, mit der die Blasenschleimhaut auf sichtbare Veränderungen untersucht wird. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten. Bei Bedarf können während der Untersuchung schmerzfrei Gewebeproben entnommen werden. Anschließend werden die Gewebeproben im Labor auf Zellveränderungen untersucht. Die Blasenspiegelung kann mit örtlicher Betäubung oder einem leichten Beruhigungsmittel erfolgen.
Erweiterte Form der Blasenspiegelung: Die transurethrale Resektion
Bei der transurethralen Resektion (kurz: TUR) handelt es sich um eine erweiterte Form der Blasenspiegelung, genauer gesagt um einen operativen Eingriff ohne Bauchschnitt. Vorteilhaft an dieser Methode ist, dass Diagnostik und Therapie in einem Schritt erfolgen können: Es ist möglich, größere Mengen an Gewebeproben zu entnehmen. So werden kleine Blasentumore, die oberflächlich auf der Blasenschleimhaut gewachsen sind, während der TUR entfernt.(1)
Für dieses Verfahren ist in der Regel eine Teil- oder Vollnarkose notwendig, weil der Eingriff zwischen 20 und 60 Minuten dauern kann und größere Instrumente erforderlich sind.(2)
Tumormarker bei Blasenkrebs?
Es gibt bislang keine Schnelltests als Blut- oder Urinuntersuchungen, die Blasenkrebs zuverlässig ausschließen oder erkennen können. Es gibt zwar freiverkäufliche Tumormarker-Tests, jedoch konnte deren Untersuchungsqualität in Studien bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden.(1)
Weitere Diagnostik beim nicht-muskelinvasiven Blasenkrebs
Wenn nicht-muskelinvasive Karzinome in der Harnblase an mehreren Stellen entstanden sind, kann eine Untersuchung der gesamten Harnwege notwendig sein. Damit wird abgeklärt, ob sich weitere Tumore in den Nieren oder Harnleitern befinden. Dazu kommen die Computertomographie (kurz: CT), die Magnetresonanztomographie (kurz: MRT) oder eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung in Frage.(2)
Weitere Diagnostik beim muskelinvasiven Blasenkrebs
Wenn der Blasenkrebs bereits in die Muskelschicht der Harnblase eingewachsen ist, kann es auch sein, dass sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) im Körper ausgebreitet haben. Die Metastasen-Suche kann beispielsweise mit einer Computertomographie (kurz: CT), einer Magnetresonanztomographie (kurz: MRT) oder einer Knochenszintigraphie erfolgen.(2)
Blasenkrebs: Lebenserwartung & Prognose
Bei Männern wird Blasenkrebs im Vergleich zu Frauen häufiger in einem frühen Krebsstadium festgestellt, das heißt in Krebsstadium 1 oder 2. Deshalb ist die Chance für Männer, fünf Jahre nach der Diagnosestellung noch zu leben, höher als bei Frauen.
Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 55 Prozent bei Männern und 45 Prozent bei Frauen. Das bedeutet, dass 55 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen fünf Jahre nach der Diagnose noch leben. Diese relative Rate berücksichtigt, dass Menschen nicht nur an Krebs versterben und bezieht die Gesamtbevölkerung mit ein.
Grundsätzlich wird die Prognose stark davon beeinflusst, in welchem Krebsstadium Blasenkrebs diagnostiziert wird. Je früher Blasenkrebs entdeckt wird, desto besser die Prognose.(6)
Rückkehr von Blasenkrebs: Das Rezidiv-Risiko
Ob der Blasenkrebs nach abgeschlossener Behandlung wieder auftritt, kann von folgenden Faktoren abhängen:
- Anzahl der Tumore in der Blase: Wie viele Tumorherde gibt es?
- Aggressivität des Tumors: Wie schnell und zerstörend wächst der Tumor?
- Eindringtiefe: Wie tief ist der Tumor in das Blasengewebe eingewachsen?
Das Risiko für ein Rezidiv, also für eine Wiederkehr des Blasenkrebs, liegt in den ersten fünf Jahren nach abgeschlossener Behandlung zwischen 50 und 70 Prozent.(3)
Aus diesem Grund ist die regelmäßige Teilnahme an den Untersuchungen zur Krebsnachsorge wichtig, über die Sie der behandelnde Arzt informiert.
Behandlung von Harnblasenkarzinomen: Therapie nach Leitlinie
Die sogenannte S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom ist eine Empfehlung für die Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge von Blasenkrebs. Sie basiert auf den aktuellen Erkenntnissen der Medizin und zielt darauf ab, eine angemessene Gesundheitsversorgung zu empfehlen. Nach dieser Leitlinie richtet sich die Behandlung hauptsächlich nach der Art, Größe und Ausdehnung des Blasenkarzinoms.(1)
Die folgenden Behandlungsoptionen sind als Übersicht der Möglichkeiten zu verstehen, nicht aber als individuelle Therapieempfehlung. Die Entscheidung über Ihre eigene Krebstherapie treffen Sie in enger Abstimmung mit Ihrem behandelnden Arzt.
Therapie des nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms
Nicht-muskelinvasive Blasenkarzinome wachsen oberflächlich an der Blasenschleimhaut. Sie können in vielen Fällen während der transurethralen Resektion (kurz: TUR), einem operativen Verfahren per Blasenspiegelung unter Vollnarkose, entfernt werden. Ziel ist es, das gesamte Tumorgewebe zu entfernen.
War das nicht möglich oder handelt es sich um einen Tumor, der ein hohes Entartungsrisiko hat, kann das ein Fortschreiten oder eine Wiederkehr des Blasenkrebs zur Folge haben. Dann kann eine sogenannte Spülungsbehandlung in Frage kommen. Dabei werden Chemo-Medikamente – sogenannte Zytostatika – direkt in die Blase eingespült, sodass die Chemotherapie lokal wirken kann.(7)
Therapie des muskelinvasiven Blasenkarzinoms
Weil muskelinvasive Blasenkarzinome auch außerhalb der Blase wachsen, erfordern sie in der Regel eine umfassendere Behandlung.
Blasenkrebs-Operation: Blasenentfernung
Bei muskelinvasiven Blasenkarzinomen ist meist eine Operation notwendig, bei der die Harnblase samt nahegelegener Lymphknoten und gegebenenfalls auch benachbarter Organe entfernt wird.
- Bei Männern kann das neben der Harnblase die Prostata, die Samenblase sowie Teile von Samen- und Harnleiter betreffen.
- Bei Frauen kann neben der Harnblase und Teilen der Harnleiter auch die Entfernung der Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter sowie der vorderen Scheidenwand notwendig sein.
In Abhängigkeit von der Größe des Tumors kann die Operation auch laparoskopisch, das heißt mit der sogenannten Schlüssellochmethode, durchgeführt werden.(1)
Radiochemotherapie als Alternative zur Blasenentfernung
Bei einem kleinen muskelinvasiven Blasentumor gibt es neben der operativen Blasenentfernung auch eine Alternative, mit der die Blase erhalten werden soll. Der Tumor wird zunächst mit einer transurethralen Resektion (TUR) entfernt und anschließend mit einer Radiochemotherapie behandelt. Dabei werden Chemo- und Strahlentherapie miteinander kombiniert. Experten weisen jedoch darauf hin, dass diese Behandlung starke Nebenwirkungen auslöst, was eine stabile körperliche Verfassung erfordert.(8)
Chemotherapie bei Blasenkrebs
Eine Chemotherapie kann vor und/oder nach der Blasenentfernung in Frage kommen. Ziel ist es, entweder den Tumor vor der Operation zu verkleinern oder Krebszellen, die nach der Operation im Körper verblieben sind, zu zerstören.(1)
Immuntherapie
Die Immuntherapie kann bei fortgeschrittenem Blasenkrebs eingesetzt werden, um die Tumorzellen mithilfe des Immunsystems gezielt zu zerstören. Sie ist auch unter dem Begriff zielgerichtete Krebstherapie geläufig.(9)
Blasenersatz: Formen der künstlichen Harnableitung im Überblick
Wurde die Blase operativ entfernt, muss eine dauerhafte Harnableitung angelegt werden. Nur so kann der Urin weiterhin aus dem Körper befördert werden. Dafür gibt es zwei Optionen:(8)
- Inkontinente Harnableitungen (auch „nasse“ Harnableitung)
- Kontinente Harnableitungen (auch „trockene“ Harnableitung)
Welche Form in Frage kommt, ist immer eine Einzelfallentscheidung und hängt in erster Linie vom Krebs-Stadium, dem Allgemeinzustand und Wunsch des Patienten ab.
Inkontinente Harnableitung
Bei der inkontinenten oder auch nassen Harnableitung handelt es sich um die einfachste Form der Harnableitung nach einer entfernten Harnblase. Hier wird der Urin über den direkten Weg durch die Bauchdecke nach draußen befördert.
Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:(10)
- Urostoma: Die Harnleiter werden über eine neu geschaffene Öffnung in der Haut (Stoma) am Bauch direkt nach außen geleitet. Auf der Bauchdecke wird um den künstlichen Ausgang herum eine Klebeplatte angebracht, an der ein Auffangbeutel für den Urin befestigt wird. Dieser Weg ist zwar der einfachste, allerdings wird er seltener gewählt.
- Conduit: Die am häufigsten gewählte Methode ist das sogenannte Conduit. Dieses wird meist aus einem Teil des Dünndarms (Ileum-Conduit) hergestellt, in manchen Fällen auch aus Teilen des Dickdarms (Kolon-Conduit). Die Harnleiter werden an dieses Conduit angeschlossen, das dann durch die Haut nach außen geführt wird. Der Urin wird hier ebenfalls in einem Stomabeutel gesammelt, der an der Haut befestigt ist.
Kontinente Harnableitung
Ziel der kontinenten oder auch trockenen Harnableitung ist, die natürliche Blasenfunktion durch einen künstlich angelegten Urinspeicher im Körperinneren wiederherzustellen. Auf diese Weise soll der Patient die Kontrolle über sein Wasserlassen bestenfalls erhalten.
Der neue Urinspeicher kann auf unterschiedliche Arten angelegt werden:(11)
- Neoblase: Aus Teilen des Dünndarmgewebes wird eine künstliche Blase angelegt. Diese künstliche Ersatzblase speichert den Urin und gibt ihn über die Harnröhre ab. Das kommt dem normalen Wasserlassen am nächsten.
- Pouch-Blase: Aus Darmgewebe wird ein künstlicher Auffangbeutel (Pouch) gebildet und im Körper platziert, der mit einem Ablassventil im Bauchnabel abgedichtet ist. Der Pouch muss mehrmals täglich mit einem Katheter entleert werden.
- Enddarmblase: Die beiden Harnleiter werden in den Enddarm eingepflanzt, sodass der Urin von dort aus gemeinsam mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden kann.
Inkontinenz nach Blasenkrebs
Blasenkrebs-Patienten, die eine künstliche Blase bekommen haben, können unter unkontrolliertem Harnverlust leiden, auch bekannt als Harninkontinenz. Oft tritt dann Urin unter Stress oder während der Nacht aus, wenn die Blase überfüllt ist oder die Muskeln entspannt sind. In solchen Fällen kann Inkontinenzmaterial den Alltag erleichtern.
Tipps zur Selbsthilfe bei Blasenkrebs
Maßnahmen zur Selbsthilfe bei Blasenkrebs können die professionelle medizinische Behandlung wertvoll ergänzen. Sie können beispielsweise dabei helfen, die Herausforderungen mit Blasenkrebs zu bewältigen, den Umgang mit der Krebserkrankung zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern. Die meisten Maßnahmen betreffen Ihren Lebensstil.
pflege.de gibt Ihnen hierzu einige Beispiele an die Hand:
- Informationsbeschaffung: Informationen über Blasenkrebs, Behandlungsoptionen und mögliche Nebenwirkungen können dazu beitragen, dass Sie Ihre Erkrankung besser verstehen und dadurch besser bewältigen können. Achten Sie darauf, dass Sie hierfür verlässliche Informationsquellen nutzen. Beispielsweise Fachliteratur, seriöse Internetseiten oder Beratungen durch qualifizierte Fachpersonen.
- Ernährungsanpassung: Eine ausgewogene Ernährung bei Krebs kann helfen, das Wohlbefinden zu steigern und die Energie zu erhalten. Wenn Sie individuelle Ernährungstipps benötigen, kann eine professionelle Ernährungsberatung sinnvoll sein.
- Körperliche Aktivitäten: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, Nebenwirkungen der Krebstherapie zu lindern, Ihre Muskeln zu stärken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Ergänzend hierzu ist ein Beckenbodentraining bei Blasenkrebs empfehlenswert. Hierbei werden die Muskeln rund um die Blase gezielt gestärkt und einer Inkontinenz vorgebeugt.
- Stressmanagement: Techniken zur Stressreduktion wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen, emotionale Belastungen zu bewältigen.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann wertvolle Einblicke und gegenseitige Unterstützung im Lebensalltag mit Blasenkrebs bieten.
- Psychoonkologische Unterstützung: Professionelle psychologische Unterstützung kann helfen, die mit dem Blasenkrebs verbundenen emotionalen und psychischen Herausforderungen zu bewältigen.
- Alternative und komplementäre Therapien: Manche Menschen finden Linderung durch alternative oder komplementäre Behandlungen wie Akupunktur oder Aromatherapie.
Welche Form der Selbsthilfe für Sie in Frage kommt, richtet sich immer nach Ihrer individuellen Situation. Bitte halten Sie neue Selbsthilfestrategien mit Ihrem behandelnden Team in Absprache. So stellen Sie sicher, dass die Maßnahmen in Ihrem individuellen Fall sicher und geeignet sind. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie die verschiedenen Möglichkeiten auch einfach mal ausprobieren und bewerten, wie es Ihnen damit geht.
Im Ratgeber Krebshilfe informiert Sie pflege.de über weitere Unterstützungsmöglichkeiten bei einer Krebserkrankung allgemein.
Blasenkrebs im Endstadium
Im Endstadium hat sich der Krebs über die Harnblase hinaus ausgebreitet und kann andere Körperteile, wie Lymphknoten, Knochen, Lunge oder Leber, betreffen. Die Symptome und Verläufe können sich je nach betroffenen Bereichen und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten unterscheiden.
Es gibt aber einige allgemeine Merkmale für Blasenkrebs im Endstadium:
- In den meisten Fällen geht eine Krebserkrankung im Endstadium mit Müdigkeit, Erschöpfung, allgemeinem Unwohlsein, Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit einher. Der Körper ist geschwächt und braucht nun viel Ruhe.
- Hinzu kommen oftmals Schmerzen und weitere Beschwerden in den Bereichen, die von Krebszellen befallen sind. Bei Blasenkrebs betrifft dies oftmals den Beckenbereich und die Knochen.
- Auch äußert sich eine beeinträchtigte Blasenfunktion durch beispielsweise häufiges oder schmerzhaftes Wasserlassen oder Blut im Urin.
- Wenn die Lymphknoten durch den Blasenkrebs beeinträchtigt sind, können Schwellungen (sogenannte Ödeme) am Körper auftreten. Oft zeigen sich diese an den Beinen.
Die Therapie im Endstadium von Blasenkrebs konzentriert sich in der Regel auf die Palliativpflege, deren Ziel es ist, die individuelle Lebensqualität zu verbessern und Symptome zu lindern.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Blasenkrebs (Blasenkarzinom)?
Blasenkrebs umfasst bösartige Tumore der Harnblase. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt Tumore im harnableitenden System nach zwei Arten. Entscheidend für die Einteilung ist, ob der Tumor die Muskelschicht der Harnblase durchdringt:
- Nicht-muskelinvasive Blasentumore: Das Tumorwachstum ist auf die Blasenschleimhaut begrenzt. Der Tumor wächst innerhalb der Harnblase.
- Muskelinvasive Blasentumore: Der Tumor wächst durch die Muskelschicht der Harnblase in das umliegende Gewebe ein.
Wie häufig tritt Blasenkrebs bei Männern und Frauen auf?
In Deutschland erkranken jährlich circa 30.000 Menschen an Blasenkrebs. Rund 23.000 davon sind männlich. Männer erkranken im Vergleich zu Frauen somit etwa dreimal so häufig an Blasenkrebs. Im Durchschnitt sind die Patienten 75 Jahre alt, wenn die Diagnose Blasenkrebs gestellt wird. Damit gehört Blasenkrebs bei den Männern zu den häufigsten Arten von Krebs im Alter.
Welche Symptome können bei Blasenkrebs auftreten?
Folgende Symptome können bei Frauen sowie Männern erste Warnsignale für Blasenkrebs sein: Blut im Urin ohne Schmerzen, nicht sichtbares Blut im Urin, eine Dranginkontinenz (häufiger Harndrang, aber beim Wasserlassen kommen nur geringe Mengen Urin), erschwerte Blasenentleerung. Im fortgeschrittenen Stadium von Blasenkrebs nehmen die Schmerzen zu und es können Ödeme (Schwellungen) am Körper entstehen. Auch Knochenschmerzen können auftreten, wenn der Blasenkrebs beispielsweise in die Knochen gestreut hat.
Was sind die Ursachen von Blasenkrebs?
Die Entstehung von Blasenkrebs lässt sich nicht auf eine exakte Ursache zurückführen. Krebs entwickelt sich meist aus einem Zusammenspiel unterschiedlicher Umstände. Folgende Faktoren können jedoch das Risiko für Blasenkrebs erhöhen: Aktives und passives Zigarettenrauchen, eine unausgewogene Ernährung und chronische Entzündungen der Harnblase. Hinzu kommen weitere Risikogruppen, wie zum Beispiel: Menschen, die mit bestimmten Krebstherapien behandelt wurden und Personen, die im Beruf krebserregenden Stoffen ausgesetzt waren.
Wohin streut Blasenkrebs?
Wenn sich einzelne Krebszellen aus dem muskelinvasiven Blasentumor ablösen und sich anschließend mit dem Blutstrom oder in den Lymphgefäßen im Körper verteilen, können sich in anderem Gewebe und Organen Metastasen bilden. Blasenkrebs bildet hauptsächlich Metastasen in Lunge, Leber und Knochen.
Was passiert im Endstadium von Blasenkrebs?
Im Endstadium hat sich der Krebs über die Harnblase hinaus ausgebreitet und kann andere Körperteile, wie Lymphknoten, Knochen, Lunge oder Leber, betreffen. Die Symptome und Verläufe im Blasenkrebs-Endstadium können sich je nach Patient und dessen Allgemeinzustand unterscheiden. Es gibt aber einige allgemeine Merkmale für Blasenkrebs im Endstadium: Müdigkeit, Erschöpfung, allgemeines Unwohlsein, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Schmerzen (oftmals im Beckenbereich und in den Knochen), eine beeinträchtigte Blasenfunktion und Schwellungen (Ödeme) am Körper (oftmals an den Beinen).