Pflegewissen für pflegende Angehörige
Inhaltsverzeichnis
Verwandte Artikel
Pflegewissen für die Pflegepraxis zuhause
Wird ein Mensch pflegebedürftig, übernehmen in vielen Fällen Angehörige die Pflege ihres Familienmitglieds. Den meisten davon geht es so wie Ihnen vielleicht auch: Sie führen eine Fülle von pflegerischen Aufgaben aus, ohne dafür professionell ausgebildet zu sein.
Nicht selten steht man nach einem plötzlichen Pflegefall von heute auf morgen vor dieser verantwortungsvollen Aufgabe und stellt fest: Es ist nicht eine, sondern sehr viele einzelne Pflegeaufgaben, für die viel Wissen notwendig ist.
Mit dem Begriff Pflegewissen beschreibt man das Wissen, das man für eine sowohl effektive als auch einfühlsame Pflege von Pflegebedürftigen benötigt. Pflegewissen umfasst somit eine breite Palette an Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnissen.
Zum Pflegewissen zählen:
- Pflegerische Kompetenzen
- Medizinische Kenntnisse
- Kommunikation, Einfühlungsvermögen und Selbstfürsorge
Pflegewissen befähigt Sie als pflegenden Angehörigen dazu, angemessene Entscheidungen im Pflegealltag zu treffen, Gesundheitszustände zu überwachen, notwendige medizinische Maßnahmen durchzuführen oder zu veranlassen sowie eine unterstützende, respektvolle Beziehung zum Pflegebedürftigen aufrechtzuerhalten.
Praktisches Pflegewissen
Einen großen Teil des Pflegewissens bilden pflegerische Kompetenzen, also ganz praktische Pflegefertigkeiten, wie beispielsweise:
- Körperpflege, wie Waschen und Anziehen
- Wissen um eine gesunde Ernährung und an Ernährungsprobleme angepasste Nahrung
- Unterstützung bei der Mobilität und der Positionierung
- Basale Stimulation
- Der gezielte Einsatz von Hilfsmitteln
Körperpflege und Hautpflege
Körperpflege und Hautpflege sind wichtige Bestandteile des Pflegealltags, die gleichzeitig sehr herausfordernd sein können.
Eine einheitliche Anleitung für die Körperpflege gibt es nicht, vielmehr richten sich die einzelnen Schritte nach den individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen der pflegebedürftigen Person: Kann sie die Körperwäsche beispielsweise noch allein oder mit wenig Hilfe am Waschbecken verrichten oder braucht sie mehr bis vollständige Unterstützung, weil sie bettlägerig ist?
Für eine gute Körperpflege sind nicht nur Wasser und Seife wichtig, sondern auch die Wahl der richtigen Utensilien, der konkrete Ablauf sowie praktische Hilfsmittel für das Badezimmer und die Toilette.
Pflegewissen und praktische Tipps helfen dabei, diesen wichtigen Teil der Pflegeroutine leichter und angenehmer zu gestalten. Anleitungen und wertvolle Tipps können Sie in unserem Ratgeber zur Körper- und Hautpflege nachlesen.
Ältere Menschen leiden oft unter empfindlicher und sehr trockener Haut, der sogenannten Altershaut. (1) Pflegen Sie einen älteren pflegebedürftigen Angehörigen, müssen Sie deshalb neben der gründlichen Körperpflege größeren Wert auf eine altersgerechte Hautpflege legen.
In unserem Ratgeber Trockene und juckende Haut im Alter erfahren Sie mehr dazu, wie der Alterungsprozess unsere Haut verändert und was Sie gegen trockene und juckende Haut im Alter tun können.
Intimhygiene
Intimhygiene oder auch Intimpflege genannt, ist ein wichtiger Teil der Körperpflege. Mit fortschreitendem Alter beziehungsweise Pflegebedürftigkeit können viele die Intimpflege jedoch nicht mehr eigenständig durchführen.
Wenn Sie diesen Teil der Körperpflege übernehmen, gibt es einige Dinge, die Sie beachten sollten, beispielsweise
- wie Sie die Selbstständigkeit Ihres pflegebedürftigen Angehörigen fördern können,
- wie Sie mit aufkommender Scham umgehen können,
- welche Reihenfolge der einzelnen Reinigungsschritte Sie einhalten müssen,
- welche Unterschiede es in der Intimpflege von Mann und Frau gibt,
- welche Hygienemaßnahmen Sie beachten müssen und
- wie Sie nützliche Hilfsmittel wie Einmalhandschuhe gezielt einsetzen können.
Anleitungen und Tipps zur Intimhygiene bei Pflegebedürftigen können Sie in unserem Ratgeber nachlesen.
Mundpflege und Zahnpflege
Mundpflege ist ein wichtiger Bestandteil zur Aufrechterhaltung der Mundgesundheit. Besonders ältere Menschen und einige pflegebedürftige Menschen sind aufgrund eines geschwächten Immunsystems zusätzlich anfälliger für Infektionen im Mund. Daher spielt bei ihnen die richtige Mundpflege eine noch größere Rolle. (2)
Mit einer sorgfältigen Mundpflege und Zahnpflege sowie einer gründlichen Reinigung von Zahnprothesen verhindern Sie Entzündungen, die den Pflegealltag beeinträchtigen können.
Sie werden merken: Während Ihnen die eigene Mundpflege fast wie im Schlaf gelingt, verlangt die korrekte und sorgsame Mundpflege eines pflegebedürftigen Angehörigen sowohl Wissen um nützliche Hilfsmittel als auch sehr viel Übung.
pflege.de hat detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Zähneputzen für Sie in einem praktischen PDF zusammengestellt: Ideal zum Herunterladen, Ausdrucken und immer wieder zur Hand nehmen.
Katheterpflege
Hat Ihr pflegebedürftiger Angehöriger einen Katheter, gehört auch die Katheterpflege zum praktischen Pflegewissen. Ein Katheter, sei es zur Ableitung von Urin oder anderen Körperflüssigkeiten, erfordert eine sorgfältige Pflege, um das Risiko von Infektionen und Komplikationen zu minimieren.
Wenn Sie mit der Katheterpflege vertraut sind, können Sie nicht nur potenzielle Gesundheitsprobleme frühzeitig erkennen, sondern auch aktiv dazu beitragen, dass Ihr Angehöriger ein Höchstmaß an Komfort und Würde erfährt.
Hygienemaßnahmen
Mit verschiedenen Hygienemaßnahmen tragen Sie aktiv dazu bei, die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden – und damit sowohl die Gesundheit Ihres pflegebedürftigen Angehörigen als auch Ihre eigene zu schützen. Zu den wichtigsten Hygienemaßnahmen gehören
- die gezielte Flächendesinfektion,
- hygienische Handdesinfektion sowie
- die Benutzung von Einmalhandschuhen.
Erfahren Sie in unserem Ratgeber Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege mehr dazu, wie Sie mit gezielten Maßnahmen die Hygiene in der häuslichen Pflege sicherstellen können.
Mobilisation und Kinästhetik
Mit Maßnahmen zur Mobilisation können Sie die Mobilität Ihres pflegebedürftigen Angehörigen aktiv unterstützen, also seine Fähigkeit, sich zu bewegen – eigenständig oder mit Ihrer Hilfe.
Mit sogenannten Mobilisationsübungen aktivieren Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen und fördern seine Beweglichkeit. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist oder eine Bettlägerigkeit vorliegt.
Damit Sie die Mobilisationsübungen rückenschonend anwenden können, sollten Sie zusätzliche Techniken, wie die Kinästhetik, erlernen.
Die Lehre der Kinästhetik stellt in den Mittelpunkt, wie Sie Ihre eigenen Körperbewegungen und die Ihres Gegenübers am schonendsten nutzen können. Führen Sie beispielsweise Mobilisationsübungen nach kinästhetischen Grundsätzen aus, gelingen Ihnen die Bewegungsabläufe kraftsparend und einfach. (3)
Kenntnisse in Mobilisation und Kinästhetik ermöglichen also nicht nur die Vermeidung von Immobilitätsproblemen wie Wundliegen (Dekubitus). Wenden Sie kinästhetische Grundsätze in den Mobilitätsübungen an, unterstützen Sie damit auch Ihren pflegebedürftigen Angehörigen in seinen Bewegungen, verhelfen ihm zu mehr Selbstständigkeit – und schützen damit auch Ihre eigene Gesundheit.
Basale Stimulation: Förderung der Wahrnehmung und Kommunikation
Die basale Stimulation ist eine pflegerische Methode, die vor allem bei Menschen mit schweren Beeinträchtigungen der Wahrnehmung oder Bewegung eingesetzt wird.
Durch Übungen, die genau an die Bedürfnisse von Betroffenen angepasst sind, sollen die Körperwahrnehmung und Kommunikation auf einer basalen, also grundlegenden Ebene, verbessert werden. Diese Form der Stimulation unterstützt nicht nur das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen, sie stärkt auch das Vertrauen und die Beziehung zwischen pflegender Person und Pflegebedürftigem.
Im Ratgeber Basale Stimulation in der Pflege zuhause erfahren Sie, was basale Stimulation ist, wie Sie sie anwenden und welche Methoden Sie dafür nutzen können. Außerdem lernen Sie konkrete Übungen kennen und erhalten Hinweise zum Erlernen dieser Techniken.
Transfer und Positionierung (veraltet: Lagerung)
Wenn es um die Mobilitätserhaltung Ihres pflegebedürftigen Angehörigen geht, spielen auch die korrekte Positionierung (veraltet: Lagerung) und der sichere Transfer eine entscheidende Rolle.
Sind Sie mit den Grundlagen der Positionierung vertraut, können Sie dazu beitragen, dass Ihr pflegebedürftiger Angehöriger in einer ergonomisch günstigen Haltung verweilt. Die richtige Lagerung, heute als Positionierung bezeichnet, ist aber nicht nur für den Komfort von Pflegebedürftigen entscheidend, sie dient auch der Vorbeugung von beispielsweise Wundliegen (Dekubitus) oder Gelenkbeschwerden. (4)
Ebenso spielt der sichere Transfer eine entscheidende Rolle, die Gesundheit Ihres Angehörigen zu erhalten. Mit geeigneten Transfertechniken verhindern Sie Verletzungen bei Bewegungen während eines größeren Positionswechsels, wie beispielsweise vom Bett in den Rollstuhl.
Sturzprophylaxe
Stürze haben oft schwerwiegende Folgen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pflegebedürftigen. Durch das Verständnis und die Umsetzung von Maßnahmen zur sogenannten Sturzprophylaxe können Sie aktiv dazu beitragen, das Risiko von Stürzen im Pflegealltag zu minimieren.
Welche konkreten Maßnahmen zur Sturzprophylaxe gehören und wie Sie sie anwenden, erfahren Sie in unserem Ratgeber zur Sturzprophylaxe.
Medizinische Kenntnisse
Zum Pflegewissen für pflegende Angehörige gehört neben pflegepraktischen Kenntnissen auch der Einblick in medizinisches Wissen.
Sie müssen nicht Medizin studieren, um Ihren Angehörigen pflegen zu können. Sie sollten aber seinen aktuellen gesundheitlichen Zustand kennen, Veränderungen bemerken und im Rahmen Ihrer Möglichkeiten reagieren können.
Medizinische Kenntnisse im Pflegealltag beruhen unter anderem auf
- dem Wissen über Alterskrankheiten und Krankheiten mit Pflegebezug,
- dem Verständnis von Medikamenten und deren Verabreichung (Medikamentengabe) und
- grundlegenden medizinischen Kompetenzen.
Vitalzeichen messen
Das Erheben der sogenannten Vitalwerte gehört zum Pflegewissen: Kontrollieren Sie regelmäßig Vitalparameter wie Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Atmung und Bewusstsein, können Sie frühzeitig auf Veränderungen reagieren und angemessene medizinische Maßnahmen einleiten.
Mehr Informationen über die verschiedenen Vitalzeichen erhalten Sie in unserem Ratgeber Vitalzeichen messen. Dort erfahren Sie außerdem, wie Sie die Vitalwerte korrekt messen beziehungsweise überprüfen können und worauf Sie jeweils achten müssen.
Wissen über Alterskrankheiten und Krankheiten mit Pflegebezug
Sie müssen nicht alle Alterskrankheiten und Krankheiten mit Pflegebezug kennen, wohl aber wissen, was Ihren pflegebedürftigen Angehörigen betrifft. Möglicherweise hängt davon die Krankenbeobachtung ab: Diese ist wichtig, damit Sie keine Erkrankungen oder gar Schmerzen beim Pflegebedürftigen übersehen.
Medikamentengabe und Medikamentenplan
Als pflegender Angehöriger müssen Sie oft die Medikamentengabe organisieren und verschiedene Verabreichungstechniken beherrschen. Gerade, wenn mehrere Erkrankungen vorliegen, müssen oftmals verschiedene Medikamente gleichzeitig eingenommen werden (sogenannte Multimedikation).
Besonders in diesen Fällen kann Sie ein Medikamentenplan im Pflegealltag dabei unterstützen, den Überblick zu behalten.
Wechselwirkungen von Medikamenten
Dass ältere und pflegebedürftige Menschen täglich mehrere Medikamente einnehmen, birgt Risiken: Werden verschiedene Arzneimittel gleichzeitig eingenommen, können unerwünschte Wechselwirkungen auftreten.
Was Wechselwirkungen von Medikamenten auslösen kann, wie Sie sie erkennen und in der häuslichen Pflege vermeiden können, erfahren Sie in unserem Ratgeber Wechselwirkungen von Medikamenten.
Schmerzmanagement
Die effektive Kontrolle von Schmerzen ist eine grundlegende Voraussetzung für das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Pflegebedürftigen. Das Schmerzmanagement nimmt deshalb einen zentralen Platz im Pflegewissen für pflegende Angehörige ein.
Sie sollten sich mit verschiedenen Schmerzarten, deren Ursachen und geeigneten Maßnahmen vertraut machen. Weiterhin sollten Sie ein Verständnis für die individuelle Schmerzwahrnehmung Ihres pflegebedürftigen Angehörigen entwickeln: Nur so können Sie angemessene Maßnahmen zur Schmerzlinderung ergreifen.
Schmerztagebuch
Für das Schmerzmanagement kann das sogenannte Schmerztagebuch hilfreich sein. Darin notieren Sie neben der Schmerzstärke, zum Beispiel auch die Schmerzhäufigkeit und mögliche Auslöser.
Wenn Sie diese Daten regelmäßig dokumentieren, können behandelnde Ärzte Muster und Zusammenhänge besser erkennen, die Therapie individuell anpassen und den Behandlungserfolg besser kontrollieren.
Die Informationen aus dem Schmerztagebuch helfen also nicht nur bei der Diagnose, sondern auch bei der Behandlung von Schmerzen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Ratgeber.
Grundlegende medizinische Kompetenzen
Welche medizinischen Kompetenzen Sie benötigen, richtet sich immer nach dem individuellen Zustand Ihres pflegebedürftigen Angehörigen.
Prophylaxen in der Pflege
So können unter anderem spezielle Prophylaxen im Pflegealltag notwendig sein. Sinn und Zweck hiervon ist es, die pflegebedürftige Person mit gezielten Maßnahmen vor bestimmten Erkrankungen und Verletzungen zu schützen. Beispiele hierfür sind die sogenannte Dekubitusprophylaxe, um einem Wundliegen vorzubeugen oder die Thromboseprophylaxe.
Katheterpflege
Darüber hinaus müssen Sie sich gegebenenfalls mit der hygienischen und korrekten Handhabung unterschiedlicher Medizinprodukte auseinandersetzen, beispielsweise mit der Katheterpflege.
Stoma-Versorgung
Das Wissen über die richtige Anwendung verschiedener Medizinprodukte wird auch relevant, wenn Ihr Angehöriger eine künstliche Körperöffnung hat, das sogenannte Stoma. Hier gibt es verschiedene Arten:
- Enterostoma (künstlicher Darmausgang)
- Gastrostoma (künstlicher Magenausgang)
- Urostoma (künstliche Harnableitung)
- Tracheostoma (künstliche Öffnung an der Luftröhre)
Alle Stoma-Arten erfordern verschiedene Handhabungen. Sie müssen sich daher mit der Stoma-Versorgung und Pflege auskennen, sollte Ihr pflegebedürftiger Angehöriger darauf angewiesen sein. Mehr zu den unterschiedlichen Arten von Stomata erfahren Sie in unseren Ratgebern.
Als pflegender Angehöriger müssen Sie viel wissen und anwenden. Sie sollten aber auch erkennen, was Sie nicht wissen und können müssen: Das Wundmanagement bei chronischen Wunden beispielsweise gehört, wie viele andere medizinische Aufgaben, zur sogenannten Behandlungspflege und in die Hände von Fachkräften.
Kommunikation, Einfühlungsvermögen und Selbstfürsorge
Neben pflegepraktischem Wissen und medizinischen Kompetenzen nehmen persönliche Eigenschaften und zwischenmenschliche Fähigkeiten einen großen Stellenwert im Pflegewissen ein. Dazu gehören:
- Kommunikation und Empathie
- Emotionale Unterstützung
- Selbstfürsorge
Kommunikation und Empathie
Es ist unabdingbar, dass Sie mit Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen sowohl einfühlsam als auch klar kommunizieren – auch dann, wenn er sich selbst nicht mehr durch Sprache äußern kann.
Beziehen Sie ihn in unterschiedliche Schritte mit ein und erklären Sie ihm, was Sie jeweils vorhaben. Versuchen Sie, sich in Ihren Angehörigen einzufühlen. Denn auch für Ihren Angehörigen können bestimmte Situationen herausfordernd sein. Gerade, wenn es um schambehaftete Themen wie beispielsweise die Intimpflege geht. Hier ist eine vertrauensvolle Kommunikation das A und O.
Emotionale Unterstützung
Als pflegender Angehöriger leisten Sie auch wichtige emotionale Unterstützung für die pflegebedürftige Person. Sie spüren, wenn es Ihrem Angehörigen gut geht, bekommen aber auch direkt mit, wenn er Stress empfindet oder einsam ist.
Die Pflege ist oftmals tagesformabhängig und anspruchsvoll. Trotzdem sollten Sie Wert darauf legen, dass Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Gesellschaft hat und am sozialen Leben teilhaben kann. Wenn Sie hierbei Unterstützung benötigen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das Konzept der Alltagsbegleitung hat sich in der Pflege beispielsweise bewährt, ebenso die stundenweise Seniorenbetreuung.
Selbstfürsorge
Sie können sich nur um Ihren pflegebedürftigen Angehörigen kümmern, wenn es Ihnen selbst gut geht. Gehen Sie deshalb auch verantwortungsbewusst mit sich selbst um: Nehmen Sie sich Pausen vom Pflegealltag, in denen Sie bewusst für sich selbst sorgen.
Darüber hinaus sollten Sie
- das eigene Wohlbefinden und ihre Gesundheit im Blick behalten,
- sich ein gutes Zeitmanagement aneignen,
- Strategien zur Stressbewältigung erlernen sowie
- sich ein unterstützendes Netzwerk aufbauen.
Gewalt in der Pflege
Ein Thema, für das Sie sich weniger informieren, als vielmehr sensibilisieren sollten, ist Gewalt in der Pflege. Einen Angehörigen zu pflegen beziehungsweise von einem Angehörigen gepflegt zu werden, ist nicht immer einfach. Diese Situation ist herausfordernd und teilweise für beide Seiten nervenaufreibend.
Gewalt in der Pflege kann unterschiedliche Dimensionen annehmen und hat sehr verschiedene Ursachen. Einige Menschen würden ihr Verhalten beispielsweise gar nicht als unangemessen oder übergriffig einschätzen. Die Gewaltausübung ist keine boshafte Absicht, die Gründe dafür sind häufig schlicht Unwissenheit oder Überforderung. (5)
Erfahren Sie in unserem Ratgeber mehr dazu, wie sich Gewalt in der Pflege äußern kann und wie Sie ihr entgegenwirken können.
Wissen, was hilft: Beratungsangebote für pflegende Angehörige
Pflegewissen ist umfassend und je nach Ausgangslage sehr individuell. Sie müssen sich dieses sehr spezielle Wissen nicht komplett in Eigenregie beibringen. Denn: Pflegepersonen stehen verschiedene Beratungsmöglichkeiten und Schulungen zur Verfügung, in denen sie mehr lernen können.
Beratung: Pflegeberatung und Beratungseinsatz
Jeder Pflegebedürftige beziehungsweise seine Angehörigen haben nach Paragraf 7a des Elften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XI) Anspruch auf eine individuelle Pflegeberatung. (6)
In Rahmen einer Pflegeberatung werden im ersten Schritt unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten wie etwa Entlastungsangebote, Sozialleistungen und Hilfsangebote für den Pflegebedürftigen sowie seine pflegenden Angehörigen vorgestellt.
Ein zertifizierter Pflegeberater betrachtet den individuellen Pflegefall und schneidet die Beratung auf die pflegebedürftige Person und ihre Bedürfnisse zu. Anschließend wird ein individueller Versorgungsplan erarbeitet.
Erfahren Sie in unserem Ratgeber mehr dazu, wie eine Pflegeberatung abläuft, was Sie als pflegender Angehöriger hierbei lernen können und wo Sie eine Pflegeberatung finden.
Pflegegeldempfänger ab Pflegegrad 2, die keine professionelle Unterstützung bei der häuslichen Pflege in Anspruch nehmen, müssen sich in regelmäßigen Abständen überprüfen beziehungsweise beraten lassen. (7) Dies geschieht im Rahmen des Beratungseinsatzes nach Paragraf 37.3 SGB XI. Der Vorteil: Professionelle Pflegeexperten geben Betroffenen und Ihren pflegenden Angehörigen individuelle Tipps zur Pflegepraxis.
Wie Sie den Beratungseinsatz nach Paragraf 37.3 auch ab Pflegegrad 1 in Anspruch nehmen können, in welchen Abständen Sie ihn ab Pflegegerad 2 wahrnehmen müssen und wie ein Beratungseinsatz abläuft, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Weiterbildung: Pflegekurse für pflegende Angehörige
Als pflegender Angehöriger haben Sie das Recht, an kostenlosen Pflegekursen teilzunehmen. (8) Dort erhalten Sie nicht nur Grundkenntnisse zu Pflegethemen wie etwa den Umgang mit dem Pflegebedürftigen oder Pflegetechniken, Sie lernen auch andere pflegende Angehörige kennen.
Der Besuch eines Pflegekurses kostet zwar ein paar Stunden Zeit – diese sollten Sie sich aber unbedingt nehmen. Der Austausch untereinander kann Ihnen mehr Sicherheit und Rückhalt in Ihrer Rolle als pflegender Angehöriger bieten.
Erfahren Sie in unserem Ratgeber Pflegekurse für Angehörige, welche Inhalte in Pflegekursen und Pflegeschulungen vermittelt werden und wie Sie einen Kurs finden können.
Neben Pflegekursen können Sie auch sogenannte Pflegestützpunkte besuchen. Das sind ortsnahe Anlaufstellen für Pflegebedürftige und Angehörige. Dort beraten Sie professionelle Experten rund um Ihr Anliegen zu Pflegethemen und vermitteln Sie gegebenenfalls an weitere Adressen.
Häufig gestellte Fragen
Welche Aufgaben übernehmen pflegende Angehörige?
Zum Pflegealltag gehören viele verschiedene Tätigkeiten. Zu den Aufgaben, die Sie als pflegender Angehöriger übernehmen, zählen zum Beispiel: Das Aneignen von Wissen über unterschiedliche Krankheiten und Spezialwissen in Sachen Hygienemaßnahmen. Aber auch das Beherrschen von körperlich anstrengenden pflegerischen Maßnahmen wie Positionierungstechniken sowie das Verrichten von Körperpflege, Intimpflege und Mundpflege. Auch die Medikamentengabe und bestimmte Prophylaxen fallen in Ihren Aufgabenbereich, zum Beispiel bei Dekubitus oder Intertrigo (Wundsein).
Was muss ich als pflegender Angehöriger beachten?
Pflegen Sie einen Angehörigen, müssen Sie verschiedene Dinge beachten und konkretes Pflegewissen anwenden können: Unter anderem sollten Sie Mobilisierungstechniken nach kinästhetischen Grundsätzen nutzen können, um nicht nur Ihren Angehörigen vor Schmerzen oder Verletzungen zu bewahren, sondern auch Ihre Gesundheit zu schonen. Darüber hinaus sollten Sie Hygieneregeln einhalten und eine korrekte Körperpflege durchführen können. Auch der Umgang mit Bettlägerigkeit erfordert spezielles Wissen, zum Beispiel über die Umgebungsgestaltung oder erforderliche Aktivierungsmaßnahmen. Zu den Dingen, die Sie als pflegender Angehöriger beachten müssen, gehört unter anderem auch eine richtige und ausführliche Krankenbeobachtung, damit Sie keine Erkrankungen oder Schmerzen bei Ihren pflegebedürftigen Angehörigen übersehen.
Welche Leistungen stehen pflegenden Angehörigen zu?
Die Pflege eines Angehörigen zu übernehmen, ist nicht leicht. Um sich das nötige Wissen anzueignen, haben pflegende Angehörige deshalb einen Anspruch auf individuelle Pflegeberatung nach Paragraf 7a des Elften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XI). Im Rahmen dieser Beratung erhalten Sie Informationen zu unterschiedlichen Unterstützungsmöglichkeiten wie etwa Sozialleistungen sowie Entlastungs- und Hilfsangeboten. Sie haben als pflegender Angehöriger auch das Recht, an Pflegekursen teilzunehmen. Dort erlangen Sie Grundkenntnisse zu Pflegethemen wie etwa den Umgang mit dem Pflegebedürftigen oder Pflegetechniken. An bestimmten Punkten werden Sie in der häuslichen Pflege an Ihre Grenzen kommen: Sie sollen sich als pflegender Angehöriger deshalb regelmäßig eine Auszeit nehmen. Damit Ihr pflegebedürftiger Angehöriger weiterhin versorgt wird, können Sie zum Beispiel eine stundenweise Betreuung durch die Verhinderungspflege in Anspruch nehmen.