Wer ein Stoma tragen muss, hat gerade zu Anfang viele Fragen: Wie oft muss ein Beutel gewechselt werden? Welche Hygieneregeln sind zu beachten? Kann ich das Stoma selbst versorgen? Auch pflegende Angehörige wissen anfangs meist nicht, wie die Versorgung eines Stomas funktioniert. Dabei ist der Umgang mit einem Stoma gar nicht so schwer. pflege.de stellt Ihnen die wichtigsten Informationen zur Versorgung und Pflege der unterschiedlichen Stoma-Arten zusammen.
Ein Stoma ist eine operativ hergestellte Öffnung am Körper, die lebensnotwendige Funktionen wie Ausscheidung, Ernährung oder Atmung unterstützt. Zu einem Stoma gehört meistens eine Anlage am Körper, zum Beispiel ein Beutelsystem zum Auffangen der Ausscheidungen oder eine Kanüle, über die die Atmung gewährleistet wird.
Unter einer Stomaversorgung wird meist der Wechsel der Stomaanlage ( = Stomasystem) oder des Stomabeutels verstanden, wenn von einem Blasenstoma oder Darmstoma die Rede ist. Bei der Versorgung eines Luftröhrenstomas geht es in der Regel um den Wechsel beziehungsweise die Reinigung der Kanüle sowie um das Sekretmanagement. Zur Versorgung eines Stomas zählt außerdem die Reinigung und Pflege des Stomas und der umliegenden Haut.
Abhängig davon, welche Stoma-Art verwendet wird, können verschiedene Bestandteile zur Stomaversorgung zählen. Zu den häufigen Stoma-Arten zählen folgende:
Stoma-Art
Versorgung
Enterostomata
Ileostoma (Dünndarmstoma)
Kolostoma (Dickdarmstoma)
Beutelwechsel oder Wechsel des gesamten Stomasystems, Reinigung & Pflege
Urostoma (Blasenstoma)
Beutelwechsel oder Wechsel des gesamten Stomasystems, Reinigung & Pflege
Tracheostoma (Luftröhrenstoma)
Kanülwechsel, Wechsel des gesamten Stomasystems, Reinigung & Pflege
Bei der Stomapflege verwenden Betroffene spezielle Reinigungstechniken und Pflegeprodukte, um den umliegenden Hautbereich zu pflegen und zu schützen. Es ist besonders wichtig, dass die Haut um das Stoma herum gesund bleibt. Eine saubere Stomaversorgung und gute Stomapflege ist die beste Prävention, um mögliche Beschwerden und Stomakomplikationen zu vermeiden. (1)
Stomabetreuung: Unterstützung bei der Stomaversorgung
In den meisten Fällen versorgen Stoma-Patienten ihr Stoma selbst. Sie kennen ihren Körper am besten und können so die Pflege und Versorgung optimal auf ihre eigenen Bedürfnisse anpassen. Es ist allerdings in jedem Falle ratsam, einen sogenannten Stomatherapeuten zurate zu ziehen.
Tipp
Sprechen Sie mit einem Stomatherapeuten
Ein Stomatherapeut ist Experte für künstliche Körperausgänge. Er berät Patienten in der Regel im Krankenhaus nach der Stoma-OP. Der Therapeut kann Sie auch zuhause beraten und im Umgang mit einem Stoma unterstützen. Er versorgt Sie mit Praxiswissen und Tipps im Auftrag Ihrer Krankenkasse und rechnet auch direkt mit ihr ab.
Die Versorgung von Darm- und Blasenstoma sind in der Regel einfach zu erlernen. Die Versorgung eines Stomas an der Luftröhre ist eine sensiblere Angelegenheit. Träger oder Angehörige können die selbstständige Versorgung zwar erlernen, doch ist hier mehr fachliche und medizinische Begleitung vonnöten.
Wenn Angehörige von Patienten ausreichend geschult sind und sich sicher fühlen, können sie auch ein Tracheostoma selbst versorgen. Meist wird die Versorgung eines Tracheostomas allerdings von einem ambulanten Pflegedienst übernommen.
Stomaversorgung durch pflegende Angehörige oder den ambulanten Pflegedienst
Wenn Stoma-Patienten die Versorgung ihres Stomas nicht (mehr) eigenständig durchführen können, werden in der Regel pflegende Angehörige oder ein Pflegedienst in die Versorgung eingebunden.
Gerade in der häuslichen Pflege leisten pflegende Angehörige wichtige Unterstützungsarbeit bei der Stomaversorgung. Daher ist die Schulung zum Umgang mit dem Stoma besonders wichtig. Die Schulung kann der Stomatherapeut übernehmen oder eine Pflegefachkraft des ambulanten Pflegedienstes.
Tipp
Pflegegrad bei Unterstützungsbedarf
Menschen, die Unterstützung im Alltag oder bei Verrichtungen wie beispielsweise der Versorgung des Stomas benötigen, haben eventuell Anspruch auf einen Pflegegrad und damit auf finanzielle Unterstützung. Prüfen Sie mit dem kostenlosen Pflegegradrechner, ob Sie Anspruch auf einen Pflegegrad haben.
Stomaanlagen & Stomaversorgungssysteme
Es gibt Stomasysteme für Urostoma ( = Blasenstoma) und Stomasysteme für Enterostoma ( = künstlicher Darmausgang). Grundsätzlich lassen sich dabei zwei Systeme unterscheiden.
1. Einteiliges Stomasystem: Ein einteiliges Stomasystem besteht aus einer Hautschutzplatte, auch Basisplatte genannt, und einem fest integrierten Beutel. Die Platte kann glatt oder konvex (gerundet) sein, um besser an runden Hautstellen zu haften. Das einteilige Stomasystem muss ein bis drei Mal pro Tag gewechselt werden.
Bessere Haftung
Lässt sich besser unter der Kleidung kaschieren
Viele Träger empfinden das System als bequemer, da es keinen Rastring hat
Haut wird geschont durch weniger Wechsel
Wechsel ist aufwändiger, da die Haut jedes Mal gereinigt werden muss
Es wird mehr Material verschwendet
2. Zweiteiliges Stomasystem: Eine zweiteilige Stomaanlage besteht aus der Basisplatte und einem Beutel, den man über einen Rastring ablösen kann. Der Beutel kann weggeworfen oder ausgeleert werden, zum Beispiel mit einem Ausstreifbeutel.
Basisplatte ist einfacher aufzukleben, da der Beutel erst im zweiten Schritt befestigt wird
Es können flexibel unterschiedliche Beutel verwendet werden, zum Beispiel nachts größere als tagsüber
Die Haut wird nicht so stark beansprucht, da die Platte weniger oft abgezogen wird
Rastring wird von manchem als störend empfunden (kein optimales Tragegefühl)
Bei starker Beanspruchung kann sich Beutel schneller lösen, zum Beispiel beim Toben mit Kindern oder Hunden
Tracheostoma: Zu einem Tracheostoma gehört ein komplett anderes Stomasystem. Es besteht aus mehreren Kanülelementen. Oft gibt es eine innere Kanüle, die mehrmals täglich gereinigt werden muss. Die äußere Kanüle wird durch Fachpersonal oder einen Arzt etwa einmal wöchentlich steril gereinigt.
Stomabeutel werden verwendet, um Urin oder Stuhl aufzufangen. Sie kommen bei Enterostoma (Darmstoma) und Urostoma (Blasenstoma) zum Einsatz.
Stomabeutel für das Enterostoma
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Stomabeutel für das Enterostoma:
1. Geschlossene Beutel („Einmal-Beutel“): Geschlossene Beutel werden bei Bedarf gewechselt oder dann, wenn maximal die Hälfte des Füllstandes erreicht ist. Der Beutel darf nicht zu voll werden, da er sonst platzen kann. Es wird empfohlen, den Beutel alle zwei bis vier Stunden zu wechseln. (2)
2. Ausstreifbeutel: Ausstreifbeutel werden entleert, gereinigt und erneut verwendet. Ein neuer Beutel wird erst benötigt, wenn der verwendete Beutel undicht ist, nicht mehr an der Platte befestigt bleibt oder das Befestigungssystem defekt ist.
Stomabeutel für das Urostoma
Urostomabeutel haben in der Regel ein Ventil zum Entleeren der Flüssigkeit. Zusätzlich verfügen Sie über eine Rücklaufsperre, die verhindert, dass der Urin zurück zum Stoma fließt. Dies ist wichtig, um Infektionen zu verhindern. Praktisch für die Versorgung in der Nacht: Adaptersysteme bieten die Möglichkeit, einen größeren Beutel „anzuschließen“.
Welches Füllvolumen sollten die Beutel haben?
Stomabeutel gibt es in den Größen Mini, Midi und Maxi. Welche Größe richtige ist, entscheidet sich nach der Häufigkeit der Ausscheidung und des Wechsels beziehungsweise der Entleerung des Beutels. Kleinere Beutel haben den Vorteil, dass sie besser unter der Kleidung kaschiert werden können, jedoch müssen sie entsprechend häufiger versorgt werden. Ein Beutel mit mehr Füllvolumen kann zudem die Haftung an der Haut beeinträchtigen.
Stomabeutel wechseln
Die Versorgung eines Urostomas unterscheidet sich technisch nicht wesentlich von der Versorgung eines Enterostomas (Ileostoma und Kolostoma). Gemeint ist in beiden Fällen das Auswechseln bzw. Leeren des Stomabeutels. Der Unterschied liegt darin, ob ein einteiliges oder zweiteiliges Stomasystem verwendet wird. Allerdings ist beim Wechsel des Illeostomas und des Urostomas darauf zu achten, dass aus dem Stoma kontinuierlich Ausscheidung austreten kann.
Tipp
Wählen Sie einen guten Zeitpunkt zum Wechseln des Stomas
Um das Risiko eines unkontrollierten Austritts von Ausscheidungen zu vermeiden, können Betroffene die beste Tageszeit zum Wechsel abpassen. Ein Urostoma sollte direkt nach dem Aufstehen gewechselt werden. Ein Ileostoma-Wechsel bietet sich vor der Mahlzeit an.
Wechsel einteiliges Stomasystem
Beim Wechsel eines einteiligen Stomasystems wird die gesamte Stomaanlage vorsichtig von oben nach unten von der Haut abgezogen. Der Träger löst das Stomasystem also vom Bauch abwärts. Alle benutzten Materialien werden in einem Entsorgungsbeutel im Restmüll oder Hausmüll entsorgt. Der Wechsel des einteiligen Stomasystems sollte ein bis drei Mal am Tag und nach Bedarf durchgeführt werden.
Wechsel zweiteiliges Stomasystem
Bei einem zweiteiligen Stomasystem wird nur der Beutel gewechselt. Die Basisplatte bleibt an der Haut und an ihr wird ein neuer Beutel befestigt. Der Wechsel des gesamten Systems sollte einmal am Tag durchgeführt werden.
Info
Handhygiene ist wichtig bei Stoma-Versorgung
Achten Sie bei der Versorgung Ihres Stomas auf eine gute Handhygiene. Bei der Versorgung eines Darmstomas oder Blasenstomas ist eine Desinfektion nicht nötig. Sie sollten sich aber vor und nach der Versorgung gründlich die Hände waschen.
Beachten Sie, dass bei der Versorgung eines Tracheostomas vor und nach dem Kanülenwechsel eine Handdesinfektion stattfindet.
Was tun, wenn die Hautschutzplatte nicht richtig haftet?
Um Unebenheiten auf der Haut auszugleichen und einen höheren Haftschutz Ihrer Hautschutzplatte zu erreichen, können Sie Modellierstreifen und Stomapasten verwenden, die zwischen Haut und Basisplatte aufgetragen werden. Auch dazu berät Sie im besten Fall Ihr Stomatherapeut.
Tipp
Hautschutzplatte anschmiegsamer machen
Um die Hautschutzplatte anschmiegsamer zu machen, können Sie sie vor dem Auftragen für ein paar Minuten nah am Körper halten, zum Beispiel im Hosenbund. Sie wird so auf Körpertemperatur erwärmt und damit flexibler. Nutzen Sie nicht die Mikrowelle oder den Ofen, so wird die Haftungsfähigkeit der Platte wahrscheinlich zerstört.
Achten Sie zudem darauf, dass keine Ausscheidung zwischen Hautschutzplatte und die Haut gerät. In diesem Fall ist die Hautschutzplatte in jedem Fall zu wechseln.
Reinigung des Stomas (Enterostoma & Urostoma)
Nachdem die Stomaanlage entfernt ist, sollte die umliegende Haut bis hin zur Stomaöffnung gereinigt werden. Je nach Stoma-Art unterscheidet sich dabei die Wischrichtung.
Reinigung des Urostomas: Ein Urostoma wird von innen nach außen gereinigt, also von der Stomaöffnung kommend nach außen. Mit dieser Technik soll verhindert werden, dass Bakterien und Keime über das Stoma in die Harnblase gelangen.
Reinigung des Enterostomas (Kolostoma/Ileostoma): Ein Enterostoma wird von außen nach innen gereinigt. Es wird zunächst in kreisförmige Bewegungen um das Stoma herum gereinigt. Die Kreise werden dann immer kleiner ausgeführt, bis hin zum Innenpunkt, dem Stoma.
3 Tipps für die Reinigung und Pflege des Stomas
Benutzen Sie keinen Zellstoff oder Taschentücher. Geraten Fussel in das Stoma, könnte im schlimmsten Fall eine Entzündung entstehen. Verwenden Sie stattdessen weiche und saugfähige Materialen wie Mull oder Kompressen.
Verzichten Sie darauf, Öle, Pflegeschaum oder Enthaarungscremes zu verwenden. Ihr Stoma könnte die Haftung verlieren und nicht gut an der Haut kleben.
Verwenden Sie benutzte Materialien nur einmal. (2)
Stomaversorgung: Wundversorgung und Hautschutz
Es ist wichtig, dass die Haut, die das Stoma umgibt, intakt und gesund ist. Über ein Stoma scheidet der Körper zum Beispiel Urin oder Kot aus. Kommen diese Ausscheidungsprodukte direkt mit der Haut in Kontakt, kann sie gereizt werden oder sich entzünden. Eine gesunde und gepflegte Haut ist wichtig, damit das Stoma gut haftet und somit richtig funktionieren kann.
Stellen Sie Anzeichen für eine Entzündung fest, weil die Haut rot oder geschwollen ist oder weil Sie Schmerzen empfinden, halten Sie bitte Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Stomatherapeuten.
Bevor ein neues Stomasystem verwendet werden kann, sollten Sie dafür sorgen, dass die Stoma-umgebende Haut sauber und trocken ist. Trocknen Sie das Stoma, indem Sie es behutsam abtupfen. Versuchen Sie nicht zu reiben oder fest zu wischen, um die Haut direkt an der Stomaöffnung nicht zu verletzen.
Stomapflege: Die richtige Hautpflege
Reinigen Sie die Stoma-umgebende Haut mit feuchten und weichen Kompressen. Dafür können Sie warmes Wasser verwenden. Es gibt zudem spezielle Feuchttücher, die Stoma-Patienten zur Reinigung verwenden können und die in der Apotheke erhältlich sind.
Für die Hautpflege eignen sich pH-neutrale und fettfreie Pflegeprodukte. Es gibt Pflegeprodukte und -cremes, welche für die Stomapflege besonders gut geeignet sind. Diese sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, zum Beispiel als Lotion oder Spray. Welches Produkt Sie für Ihr individuelles Stoma verwenden, besprechen Sie mit Ihrem Stomatherapeuten.
Rasur für Stoma
Damit Sie Ihr Stoma gut auf der Haut befestigen können, ist es hilfreich, die entsprechende Hautumgebung von Haaren zu befreien. Sie können mit einem herkömmlichen Rasierer die Haare entfernen, bestenfalls einen Einwegrasierer.
Wichtiger Hinweis
Nassrasur bei Tracheostoma
Als Nutzer eines Tracheostomas sollten Sie bei Bartwuchs eine Nassrasur durchführen. Bei einer Trockenrasur besteht die Gefahr, dass kleine Haare in das Stoma gelangen. Dadurch könnte das Atmen schwerfallen.
4 Tipps für eine gesunde Haut bei Enterostoma & Urostoma
Vermeiden Sie den direkten Hautkontakt mit Stuhl oder Urin.
Reinigen Sie die Haut in der Nähe des Stomas mit Wasser.
Halten Sie die entsprechende Hautstelle trocken und sauber, bevor Sie eine neue Basisplatte aufkleben.
Die Basisplatte sollte nur die Haut um das Stoma herum abdecken. Die Basisplatte sollte nicht die Schleimhaut direkt an der Stomaöffnung berühren.
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Stomabeutel?
In einen Stomabeutel werden Urin oder Stuhl abgeleitet. Der Beutel ist an einer Hautschutzplatte befestigt, die um das Stoma herum angeklebt wird. Es gibt geschlossene Stomabeutel und solche, die zum Entleeren und Wiederverwenden geeignet sind. Dazu gehören zum Beispiel Ausstreifbeutel. Bei einem zweiteiligen Stomasystem kann der Beutel abgenommen werden, während die Hautschutzplatte auf der Haut verbleibt.
Wie oft wechselt man einen Stoma-Ausstreifbeutel?
Ausstreifbeutel werden nach dem Entleeren gespült und wiederverwendet. Sie sind also im Sinne des Umweltschutzes zu bevorzugen. Ausstreifbeutel werden in der Regel erst dann gewechselt, wenn der Stomabeutel undicht ist, nicht mehr an der Platte befestigt bleibt oder das Befestigungssystem defekt ist.
Was gehört zur Stomaversorgung?
Was zur Stomaversorgung gehört, hängt von der Stoma-Art ab: Bei einem Enterostoma (Kolostoma & Ileostoma) und bei einem Urostoma gehören erstens der Wechsel des Beutels, zweitens das Entleeren des Beutels und drittens die Pflege und Reinigung des Stomas zur Stomaversorgung.
Bei einem Tracheostoma sind der Wechsel und die Reinigung der Kanülen sowie die Hautpflege und das regelmäßige Absaugen von Sekret und Schleim Bestandteile der Versorgung.