Krebsentstehung: Wie entsteht Krebs?
Die Frage, wie aus einer gesunden Körperzelle eine bösartige Tumorzelle (Krebszelle) werden kann, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Sicher ist aber, dass es bei der Entstehung von Krebs zu einem veränderten Erbgut in der Zelle gekommen ist oder dass bei der Zellteilung ein Fehler beim Ablesen des Erbguts stattgefunden hat.
Zellteilung & Abwehrreaktion
Um zu verstehen, wie Krebs entsteht, ist also das Verständnis der Zellteilung im Körper wichtig. Die nächste Infografik veranschaulicht die Zellteilung.
Der obere Zweig zeigt den Ablauf einer erfolgreichen Abwehrreaktion im Körper. Also die kontrollierte Selbstzerstörung einer geschädigten Zelle.
Der untere Zweig stellt die gescheiterte Abwehr einer geschädigten Zelle dar. Also keine kontrollierte Selbstzerstörung der geschädigten Zelle. In der Folge entstehen hier ungehindert potenzielle Krebszellen.
Oberer Zweig: Gesunde Zellteilung (grün = gesunde Zellen)
Unterer Zweig: Zellteilung bei Krebs (lila = geschädigte Zellen)
© pflege.de
- Punkt 1: Zellteilung
Das Erbgut enthält alle Informationen, die etwa über Funktion und Aussehen der Zellen entscheiden. Wenn sich eine Zelle teilt, verdoppelt sich die darin enthaltene Erbinformation. Diese wiederum verteilt sich auf zwei Tochterzellen. Bei der Teilung kann es aber zu Fehlern kommen, woraus eine geschädigte Tochterzelle hervorgeht. - Punkt 2: Kontrollierte Selbstzerstörung
Hier wird die geschädigte Zelle vom körpereigenen Immunsystem kontrolliert selbst zerstört und abtransportiert, damit sie sich nicht weiter teilen kann. Die Vermehrung dieser potenziellen Krebszelle wird somit gestoppt. - Punkt 3: Keine kontrollierte Selbstzerstörung
Hier findet diese kontrollierte Selbstzerstörung nicht statt. Die potenziellen Krebszellen können sich ungehindert weiter teilen und vermehren. - Punkt 4: Tumorentstehung
Mit der Zeit wächst auf diese Weise ein Tumor heran, der gutartig, halbbösartig oder bösartig sein kann.
Es gibt eine Reihe an Risikofaktoren für Krebs, die diese krankhaften Veränderungen begünstigen. Aber auch beim normalen, gut funktionierenden Zellstoffwechsel fallen Stoffe an, die dem Erbgut schaden können. Im Laufe des Lebens sammeln sich so immer mehr Fehler und Schäden an. Daher steigt mit zunehmendem Alter auch das Risiko, an Krebs zu erkranken.(1)
Krebszellen: Was ist der Unterschied zu gesunden Körperzellen?
Krebszellen erfüllen keine Aufgaben im Körper. Wenn sie sich zum Beispiel in der Niere gebildet haben, leisten Krebszellen keinen Beitrag zu den dort anfallenden Aufgaben, wie etwa der Urinbildung.
Krebszellen verhalten sich also nicht wie normale Körperzellen, sondern …
- unterscheiden sich in Wachstum und Teilung,
- weisen ein anderes Verhalten beim Altern und Absterben auf und
- können ihren ursprünglichen Platz im Körper verlassen, sich in anderem Gewebe ansiedeln und dort weiterwachsen.(1)
Wachstum eines bösartigen Tumors im Verlauf: Die Krebszellen (violett) wachsen in das umliegende Gewebe ein und bilden Ausläufer, © pflege.de
Ursachen & Risikofaktoren für Krebs
Wissenschaft und Forschung haben rund um das Thema Krebs bereits viel Licht ins Dunkel gebracht. Die individuelle Frage nach dem „Warum?“ bleibt in vielen Fällen allerdings ungeklärt. Ein Erkrankungsfall lässt sich also nicht zwangsläufig auf eine genaue Ursache zurückführen. Umgekehrt gilt auch, dass nicht jeder, der zu einer Risikogruppe zählt, auch an Krebs erkranken wird.(1)
Es gibt jedoch eine ganze Reihe Faktoren, die das Krebsrisiko nachweisbar erhöhen können. Hauptsächlich liegen diese Risikofaktoren in folgenden Bereichen:(2)
- Lebensstil: Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum
- Umwelt: Mangelhafte Wasser- und Luftverhältnisse
- Vireninfektionen: Einige Viren können nach einer Infektion das Krebsrisiko für bestimmte Krebsarten erhöhen
- Arbeitsumgebung: Kontakt zu Strahlung, Dämpfen, Gasen, Chemikalien und anderen krebserregenden Substanzen
Krebsrisiko: Ist Krebs vererbbar?
Ist Krebs oder Krebsrisiko innerhalb der Familie vererbbar? Diese Frage stellt sich, wenn eine Krebsart innerhalb der Familie vermehrt auftritt. Die Krebserkrankung selbst kann nicht direkt vererbt werden. Wenn aber das Erbmaterial in sämtlichen Körperzellen krankhaft verändert ist, kann dies auf ein familiäres Risiko hindeuten.
Die krankhafte Veränderung des Erbmaterials wurde entweder
- von den Eltern vererbt oder
- hat sich sehr früh im Mutterleib entwickelt.
In beiden Fällen ist das Risiko für eine Krebserkrankung höher. Forschende gehen davon aus, dass 5 bis 10 von 100 Krebserkrankungen aufgrund einer erblichen Veranlagung entstehen.(1)
Krebsrisiko: Was sind krebsauslösende Faktoren?
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) gehört zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und erforscht, ob bestimmte Stoffe krebserregend auf den Menschen wirken.
Die IARC veröffentlicht dazu regelmäßig ihre aktuelle Liste. Derzeit beinhaltet die Liste 127 Stoffe, die von der IARC als krebserregend eingestuft werden.(3)
IARC-Liste: Die 10 bekanntesten krebserregenden Stoffe
- Infektionen mit Viren oder Bakterien
- Alkoholische Getränke
- Tabakrauch und Passivrauchen
- Verbrannte beziehungsweise verkohlte Lebensmittel
- Östrogen-Präparate nach den Wechseljahren
- Östrogen-Progesteron-Präparate in den Wechseljahren
- Hormonelle Verhütung mit Östrogen-Progesteron-Präparaten („Anti-Baby-Pille“)
- Benzin- und Dieselmotor-Abgase
- Ruß und Kohlestaub
- Radioaktive Strahlung (4)
Risikofaktor: Adipositas
Von Fettleibigkeit beziehungsweise Adipositas ist die Rede, wenn der Body-Mass-Index (BMI) bei 30 oder darüber liegt. Der BMI gibt an, wie das Verhältnis zwischen Körpergröße und Gewicht ist. Studien zeigen, dass Adipositas als Risikofaktor für bestimmte Krebserkrankungen gilt.(5)
Risikofaktoren: Stress & Psyche
Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass psychische Probleme und Stress Tumorerkrankungen auslösen können. Allerdings können belastende Lebensereignisse, dauerhaft negativer Stress und andere psychische Probleme dazu führen, dass sich der Lebensstil hinsichtlich Ernährung, Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum negativ verändert. Dadurch steigt die Anzahl an Risikofaktoren für eine Krebserkrankung.
Risikofaktor: Rauchen
Als bedeutendster Risikofaktor gilt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Rauchen. Rauchen ist für rund 22 Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich. Es kann sowohl die Lebensqualität mindern, unter anderem durch Folgeerkrankungen wie COPD und Lungenkrebs, als auch die allgemeine Lebensdauer verkürzen.(6)
Risikofaktor: Alter
Eine Krebserkrankung kann sich in jedem Lebensalter entwickeln. Dennoch treten im höheren Alter nahezu alle Krebsarten sehr viel häufiger auf als bei jungen Menschen. Das liegt hauptsächlich an der fortgeschrittenen Lebenszeit: Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko für Schäden im Erbgut der Zellen. Geschädigtes Erbmaterial begünstigt die Entstehung von Krebszellen.(7)
Häufig gestellte Fragen
Wie bekommt man Krebs?
Die Frage, wie aus einer normalen, gesunden Körperzelle eine Krebszelle werden kann, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Sicher ist, dass es bei der Entstehung von Krebs zu einer Veränderung des Erbguts in der Zelle gekommen ist oder dass bei der Zellteilung ein Fehler beim Ablesen des Erbguts stattgefunden hat. Bestimmte Faktoren des Lebensstils (sog. Risikofaktoren) können das Krebsrisiko jedoch erhöhen.
Ist ein Tumor Krebs?
Nein. Nicht jeder Tumor ist mit Krebs gleichzusetzen. In der Medizin steht der Begriff „Tumor“ zunächst für eine Geschwulst oder Schwellung. Das heißt, es handelt sich um Zellen, die sich übermäßig vermehren. Grund für einen Tumor, im Sinne einer Schwellung, kann ebenso eine Entzündung sein. Ein Tumor ist demnach nicht immer gleich Krebs, es kommt auf die Art und die Ursache der Schwellung/ der Geschwulst an. Die Heilungschancen bei gutartigen Tumoren stehen i. d. R. gut.
Bei Krebs handelt es sich hingegen um einen bösartigen Tumor, d. h. die Krebszellen wachsen unkontrolliert, schnell sowie aggressiv in das umliegende Gewebe ein und zerstören es. Hier unterscheiden sich die Krebssymptome, der Krebsverlauf, die Behandlungsform sowie die Aussicht auf Behandlungserfolg je nach Krebsart.
Ist Krebs vererbbar?
Die Krebserkrankung selbst kann nicht direkt vererbt werden. Wenn jedoch das Erbmaterial in mehreren Körperzellen krankhaft verändert ist, kann das auf ein familiäres Risiko schließen lassen. Die Veränderung des Erbmaterials wurde entweder von den Eltern vererbt oder hat sich sehr früh im Mutterleib entwickelt. In beiden Fällen ist das Risiko für eine Krebserkrankung höher.
Wie entsteht Krebs?
In Folge einer Schädigung des Erbguts in den Zellen kann Krebs entstehen. Es kommt dann zur Bildung von Geschwülsten (bösartigen Tumoren). Sie dringen in das umliegende Gewebe ein und zerstören es.
Wie schnell wächst Krebs?
Krebszellen vermehren sich und dringen in umliegendes Gewebe ein. Wie schnell dieser Vorgang stattfindet, ist u. a. von der Tumorart und dem Krebsstadium abhängig. Je schneller eine Krebserkrankung diagnostiziert wird, desto besser kann dem Krebswachstum entgegengewirkt werden.
Welche Krebsarten sind vererbbar?
Experten schätzen, dass 5 bis 10 von 100 Krebserkrankungen aufgrund einer erblichen Veranlagung entstehen. Bei den folgenden Krebsarten konnte eine erbliche Veranlagung festgestellt werden:
- Brust- und Eierstockkrebs: 5 bis 10 Prozent der Diagnose „Brust- oder Eierstockkrebs“ lassen sich auf eine erbliche Veranlagung zurückführen. Auch zwischen Männern, die nahe Verwandte mit Brust- oder Eierstockkrebs haben, steigt das Risiko für eine Erkrankung an Prostatakrebs.
- Prostatakrebs: Ist ein naher Verwandter an Prostatakrebs erkrankt, steigt das eigene Risiko um ca. das Dreifache.
- Dickdarm- oder Enddarmkrebs: Bei dieser Diagnose sind 5 bis 10 Prozent der Fälle auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen. Auch ist ein Zusammenhang zum Auftreten von Gebärmutterhalskrebs in betroffenen Familien zu erkennen.
- Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom): Auch bei schwarzem Hautkrebs lassen sich 5 bis 10 Prozent auf das Erbgut zurückführen. Ebenso treten in betroffenen Familien manche Formen von Hirntumoren oder Bauchspeicheldrüsenkrebs häufiger auf (s. Quelle 14).
Warum bekommt man Krebs?
Krebs kann entstehen, wenn bspw. Schäden im Erbmaterial bestehen und Zellen sich folglich unkontrolliert teilen. Die Entstehung von Krebszellen kann von verschiedenen Faktoren begünstigt werden. Dazu zählen bspw. äußere Einflüsse, wie Strahlung, Luftqualität oder chemische Substanzen. Ebenso kann der Lebensstil einen Einfluss haben, bspw. zählt das Rauchen als erheblicher Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs.
Hat jeder Mensch Krebszellen?
Krebszellen sind körpereigene Zellen, die in ihrem Erbgut verändert wurden. Dies passiert im Laufe des Lebens bei den meisten Menschen. Teilweise entstehen gutartige, teilweise bösartige Krebszellen. Es muss jedoch nicht zwangsläufig zu einer Krebserkrankung kommen. Oftmals werden sie durch das körpereigene Immunsystem erkannt und bekämpft.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Krebs & Adipositas?
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt bei Adipositas nicht nur das Risiko, an Krebs zu erkranken, sondern auch das Risiko, an Krebs zu versterben.