Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)

Inkontinenz assoziierte Dermatitis

Grundsätzlich kann eine Inkontinenz in jedem Alter auftreten – nichtsdestotrotz ist sie vor allem bei älteren und pflegebedürftigen Menschen weit verbreitet. Durch den ständigen Kontakt mit Urin oder Stuhl haben Betroffene ein erhöhtes Risiko Hautprobleme zu entwickeln, die sogenannte Inkontinenz-assoziierte Dermatitis. Was genau das ist, wie es dazu kommt und vor allem, wie Sie das Risiko minimieren können, erfahren Sie in diesem Ratgeber von pflege.de.

Inhaltsverzeichnis

Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Definition

Bei einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, ist die Haut im Intimbereich und/oder am Gesäß durch wiederholten oder längeren Kontakt mit Urin und/oder Stuhl oberflächlich entzündlich verändert. Da es hierzu vor allem infolge einer Inkontinenz kommt, betrifft die IAD in erster Linie Menschen mit Inkontinenz.(1)

Experteninfo

„Derma“ steht für die Oberhaut und „itis“ für Entzündung. Bekannt sind auch weitere, ähnlich aussehende Veränderungen, wie durch starkes Schwitzen. Speziell von einer IAD spricht man jedoch bei Hautveränderungen in Folge einer Inkontinenz.

Gabriele  Ungethüm
Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz & Wunde

Begriff Windeldermatitis nur bei Kindern üblich

Im Bereich der Kindermedizin wird der Begriff Windeldermatitis verwendet und dort auch explizit empfohlen.

Bei erwachsenen Menschen wird hingegen von einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis beziehungsweise IAD gesprochen.(1)

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Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Symptome

Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis wird sichtbar durch Hautveränderungen im Genitalbereich und/oder Analbereich sichtbar.

Anzeichen sind:(1)(2)

  • Rötungen
  • Hautschäden wie Schuppungen, Schwellungen, Bläschen oder Krusten
  • Oberflächliche Wunden
  • Blutungen

Aber noch weitere Symptome können mit einer IAD einhergehen:(1)

  • Übler Geruch nach abgestandenem Urin
  • Betroffene Stelle ist übermäßig warm
  • Brennende Schmerzen
  • Juckreiz
Tipp
Mithilfe gezielter Strategien können Sie einer IAD vorbeugen oder sie behandeln

Wenn bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen eine Inkontinenz vorliegt, besteht ein erhöhtes Risiko für eine IAD. Doch es gibt wirksame Strategien, mit denen Sie einer IAD vorbeugen sowie diese behandeln können. Sie umfassen individuelle Maßnahmen, wie beispielsweise die Verwendung leistungsfähiger, aufsaugender Hilfsmittel sowie die sorgfältige Hautreinigung und Hautschutz.(1)

Entstehung: Ursachen für IAD

Die Entstehung und Ursachen einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis sind kurz und einfach erklärt:(2)

  1. Durch den längeren Kontakt mit Urin und/oder Stuhl wird die Hautoberfläche feucht.
  2. Die dauerhafte Feuchtigkeit quillt die Haut auf beziehungsweise weicht sie auf – die Oberhaut verliert ihre Stabilität.
  3. Zudem wird durch den Kontakt mit bestimmten Stoffen, die im Urin und/oder Stuhl enthalten sind, der natürliche Säureschutzmantel angegriffen und der normale pH Wert verändert sich.
  4. In Folge ist die natürliche Hautschutzbarriere gestört, die oberste Hautschicht wird angreifbar und es bilden sich Wunden.
  5. Über die zerstörte Haut können Erreger leicht in die Haut eindringen und Entzündungen auslösen.

Eine IAD kann mit einer leichten Rötung beginnen und im fortgeschrittenen Verlauf unter Umständen eine schwere Infektion auslösen, die erhebliche Beschwerden nach sich zieht.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, informiert Sie pflege.de, worauf Sie im Alltag mit Inkontinenz genau achten sollten.

Risikofaktoren für IAD

Ein erhöhtes Risiko für die IAD besteht in mehreren Fällen:(2)

Tipp
Prüfen Sie Ihren Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung

Viele dieser Risikofaktoren können den Alltag beeinträchtigen. Wenn Sie oder Ihr Angehöriger auf Unterstützung im Alltag angewiesen ist, besteht möglicherweise Anspruch auf einen Pflegegrad. Damit stehen Ihnen verschiedene Leistungen der Pflegekasse zu, die den Alltag erleichtern sollen. Nutzen Sie gerne den kostenlosen Pflegegradrechner von pflege.de und berechnen Sie in wenigen Minuten den voraussichtlichen Pflegegrad in Ihrem individuellen Fall.

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Diese Körperstellen sind besonders IAD-gefährdet

Es gibt bestimmte Stellen am Körper, die für eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis besonders anfällig sind. Diese sogenannten Prädilektionsstellen für eine IAD sind Folgende:(1)

  • Die Dammregion – der Raum zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen
  • Der Bereich rund um den Anus
  • Die Oberschenkelinnenseiten
  • Das Gesäß
Experteninfo

Im Alter verändern sich die Funktionen der Haut, wie die Produktion von Talg oder von Flüssigkeit. Dies führt dazu, das die Haut sich nicht wie im jüngeren Alter bei Kontakt mit Flüssigkeiten wieder normalisiert. Zudem werden die Hautschichten dünner und unelastischer und reagieren somit empfindlicher auf Reibung und Scherkräfte

Gabriele  Ungethüm
Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz & Wunde

Tipps und Maßnahmen zur IAD-Prävention

Wenn bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen das Risiko für eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis erhöht ist, sollten Sie besondere Schutzmaßnahmen ergreifen.

pflege.de gibt Ihnen dazu folgende Tipps:(2)

  • Beobachten Sie die Haut regelmäßig, bestenfalls bei der täglichen Körper- und Hautpflege.
  • Benutzen Sie individuell geeignete Hautpflegeprodukte, bestenfalls mit einem hautneutralen pH-Wert von 5,5.
  • Verwenden Sie geeignetes Inkontinenzmaterial, das dem individuellen Bedarf entspricht.
  • Wechseln Sie die Produkte regelmäßig, bei Stuhlausscheidungen so zeitnah wie möglich und trocknen Sie die Haut.
  • Achten Sie auf sorgfältige Hygiene im Pflegealltag und verwenden Sie hierfür gegebenenfalls Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
  • Achten Sie auf eine sorgfältige und richtige Intimhygiene.
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Welches Inkontinenzmaterial bei IAD?

Es ist wichtig, dass Menschen mit Inkontinenz mit einem individuell geeigneten Inkontinenzmaterial versorgt sind. Inkontinenzprodukte gibt es in unterschiedlichen Varianten und Größen, je nach Bedarf und individuellen Wünschen.

Zur Vorbeugung sowie Behandlung einer IAD werden leistungsfähige, aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel empfohlen.

Experteninfo

Aufsaugende Hilfsmittel sollten eng am Körper liegen, damit die Ausscheidung drin aufgenommen werden kann. Achten Sie darauf, dass Sie das Produkt regelmäßig wechseln, je nach Saugkapazität und Ausscheidungsmenge. Sogenannte „Superabsorber“, sind in der Lage, große Mengen an Flüssigkeit zu binden, sodass der Urin nicht auf der Haut verbleibt.

Gabriele  Ungethüm
Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz & Wunde

Kostenfreier Infektionsschutz für die häusliche Pflege

Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad, die zuhause gepflegt werden, haben Anspruch auf sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.

Dazu gehören unter anderem Mundschutz, Einmalhandschuhe oder Flächen- und Händedesinfektion. Im Bedarfsfall, erstattet die Pflegekasse die monatlichen Kosten hierfür im Wert von bis zu 42 Euro.

Experteninfo

Bitte informieren Sie sich vorab, wie Sie die anerkannten Pflegehilfsmittel zum Verbrauch richtig einsetzen. Hände- oder Flächendesinfektionsmittel sind beispielsweise nicht zur Reinigung von infizierten Hautstellen vorgesehen, sondern sollen ausschließlich Hände und umliegende Flächen hygienisch reinhalten. Darüber hinaus können Pflegepersonen auf weitere Schutzmaßnahmen achten, wie beispielsweise die Verwendung sauberer Waschlappen und Handtücher.

Gabriele  Ungethüm
Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz & Wunde
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Diagnose: Inkontinenz-assoziierte Dermatitis

Damit Ihre Hautbeschwerden bestmöglich behandelt werden können, muss die Ursache zuerst sorgfältig abgeklärt werden.

Die Diagnostik einer IAD ist teilweise gar nicht so einfach, weil ihr Erscheinungsbild den Symptomen anderer Krankheitsbilder ähnelt oder auch gemeinsam mit diesen auftreten kann.

Beispielsweise sieht eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis im Frühstadium so ähnlich aus wie ein beginnender Dekubitus beziehungsweise Wundliegen, eine Pilzinfektion oder eine allergische Reaktion.

In allen Fällen ist eine fachgerechte Versorgung gefragt, weshalb es sehr wichtig ist, dass Sie bei anhaltenden Auffälligkeiten oder Veränderungen Ihren Hausarzt kontaktieren. Dieser führt mit Ihnen ein ausführliches Gespräch und wird sich die betroffenen Stellen genauer ansehen. Gegebenenfalls wird er Sie zur weiteren Abklärung und Behandlung an einen Facharzt überweisen.

IAD und Dekubitus: Unterschiede im Überblick

Es gibt bestimmte Merkmale und Eigenschaften, die eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis von einem Dekubitus unterscheiden.

pflege.de zeigt Ihnen die Unterschiede jeweils in einer kurzen Übersicht:(3)

Merkmale einer IAD

  • Ursache: Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
  • Ort: Intimbereich und/oder rund ums Gesäß
  • Form: Undeutliche bis unregelmäßige Ränder
  • Tiefe: Betrifft nur die Hautoberfläche
  • Farbe: Unpräzise Rötung

Merkmale eines Dekubitus

  • Ursache: Druck und/oder Scherkräfte auf die Haut und das darunter liegende Gewebe
  • Ort: Über Knochenvorsprüngen (vor allem beim Übergang zwischen Oberschenkel und Gesäß)
  • Form: Klar umrandet und begrenzt
  • Tiefe: Oberflächlich bis tief in die Haut
  • Farbe: Abgegrenzte Rötung (Überwärmung, Verhärtung)

Trotz dieser Unterschiede kann eine IAD die Entstehung von Dekubitus begünstigen, da sich die Belastbarkeit der Haut verändert oder auch gleichzeitig mit ihr vorliegen.

Wenn bei Ihnen oder Ihrem pflegebedürftigen und gegebenenfalls bettlägerigen Angehörigen eine Inkontinenz vorliegt, sollten Sie auf zwei wesentliche Dinge achten: Erstens, auf eine gründliche Hautreinigung und -pflege. Zweitens, auf gezielte Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe.

Experteninfo

Betroffen sind Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, selbstständig ihre Position im Liegen wie auch im Sitzen zu verändern, um so auf anhaltenden Druck aufs Gewebe zu reagieren. Beide Gewebeveränderungen sind sehr schmerzhaft und führen unbehandelt zu chronischen Wunden.

Gabriele  Ungethüm
Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz & Wunde

Einteilung nach IAD-Kategorien

Im Rahmen ihrer Diagnostik wird die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis in eine Kategorie eingeteilt. Diese Kategorie drückt den jeweiligen Schweregrad aus. Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien, die nochmal jeweils in zwei verschiedenen Varianten vorliegen können:(3)

  • Kategorie 1: Anhaltende Rötung (mit oder ohne Zeichen einer Infektion)
  • Kategorie 2: Hautverlust (mit oder ohne Zeichen einer Infektion)

Je nach Form der IAD folgen nach der Diagnose weitere Therapie-Maßnahmen.

Info
Diagnostik-Kriterien mit Beispielbildern einer IAD

Die Einteilung einer IAD erfolgt mit dem sogenannten GLOBIAD-Instrument, das spezielle Diagnosekriterien für die einzelnen IAD-Kategorien umfasst. Die deutsche Version dieser Diagnosekriterien mit Beispielbildern der einzelnen IAD-Kategorien finden Sie hier.

Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Behandlung

Alle grundlegenden Maßnahmen zur Behandlung einer IAD sind identisch mit den weiter oben beschriebenen Maßnahmen zur IAD-Prävention. Sie umfassen also folgende Punkte:(2)

  • Regelmäßige Beobachtung der Haut
  • Regelmäßige und bedarfsgerechte Hautreinigung und -pflege
  • Verwendung hautschonender Produkte zur Reinigung und Pflege, beispielsweise saubere Handtücher und weiche Waschlappen
  • Vermeidung von zu häufigem Waschen
  • Individuell geeignete Inkontinenzversorgung mit ausreichender Saugstärke und gutem Sitz
  • Regelmäßiger Wechsel des Inkontinenzmaterials
  • Zeitnahe und vollständige Entfernung der Stuhlausscheidung
  • Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe im häuslichen Umfeld

Darüber hinaus gehende Therapiemaßnahmen richten sich nach dem jeweiligen Erscheinungsbild beziehungsweise dem Schweregrad der Inkontinenz-assoziierten Dermatitis.

Ist die Haut infolge der IAD geschädigt, kommt beispielsweise ein zusätzliches Wundmanagement in Frage. Hierbei wird die Wunde professionell versorgt, um schwerere Folgenschäden zu vermeiden und die Wundheilung bestmöglich voranzutreiben.

Tipp
Hautschutz bei Inkontinenz

Im Interview mit pflege.de gibt Ihnen Pflegetrainerin und Fachkraft zur Kontinenzförderung Angelika Sonnenberg Tipps für den Hautschutz bei Inkontinenz.

Häufig gestellte Fragen

Was ist eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis?

Bei einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, ist die Haut rund um den Intimbereich und/oder das Gesäß durch wiederholten oder längeren Kontakt mit Urin oder Stuhl entzündet.

Was ist der Unterschied zwischen Windeldermatitis und IAD?

Im Bereich der Kindermedizin wird der Begriff Windeldermatitis verwendet und dort auch explizit empfohlen. Bei erwachsenen Menschen wird hingegen von einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, gesprochen.

Was sind die Symptome bei einer IAD?

Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis wird meist durch Hautveränderungen rund um den Intimbereich und/oder das Gesäß sichtbar. Typisch sind Rötungen, Hautschäden wie Schuppungen, Schwellungen, Bläschen oder Krusten, aber auch Wunden und Blutungen. Weitere Symptome einer sogenannten IAD sind ein übler Geruch nach abgestandenem Urin, übermäßige Wärme der betroffenen Stelle, brennende Schmerzen und Juckreiz.

Wie entsteht eine IAD?

Durch längeren Kontakt mit Urin und/oder Stuhl wird die umliegende Haut feucht. Die Haut quillt auf und durch den Kontakt mit speziellen Stoffen im Urin und/oder Stuhl verändert sich der pH-Wert. Die natürliche Hautschutzbarriere beziehungsweise der Säureschutzmantel ist dadurch gestört und wird somit angreifbar. Erreger können so einfacher in die Haut eindringen und Entzündungen auslösen. Es kommt zur Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD.

Wie wird eine IAD behandelt?

Die Therapie einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, umfasst eine regelmäßige Beobachtung der Haut, bedarfsgerechte Hautpflege, individuell geeignete Inkontinenzversorgung, zeitnahe Entfernung von Stuhl und/oder Urin, Maßnahmen zum Infektionsschutz, sorgfältige Intimpflege und gegebenenfalls auch ein professionelles Wundmanagement.

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Erstelldatum: 4202.70.4|Zuletzt geändert: 5202.90.4
(1)
Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW) (2023): Standards der ICW – Diagnostik und Therapie chronischer Wunden
www.icwunden.de/wp-content/uploads/2023/09/230803_Broschuere_Standards_Chronische_Wunden.pdf (letzter Abruf am 10.04.2025)
(2)
Wundzentrum Hamburg (2023): Behandlungsstandard: Inkontinenz Assoziierte Dermatitis (IAD)
www.wundzentrum-hamburg.de/wp-content/uploads/Standards/03-2021/WZ-BS-012-V03-Inkontinenz-Assoziierte-Dermatitis-IAD.pdf (letzter Abruf am 10.04.2025)
(3)
D. Beeckman & Weitere (2017): Ghent Global IAD Categorisation Tool (GLOBIAD) (deutsche Version)
https://images.skintghent.be/2018111216251173_globiad-german-final2.pdf (letzter Abruf am 10.04.2025)
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Interview

Tipps für den Hautschutz bei Inkontinenz

Angelika Sonnenberg
Im Interview
Angelika Sonnenberg
Pflegetrainerin & Fachkraft zur Kontinenzförderung

Eine durchdachte Pflege und die richtige Auswahl an Produkten sind entscheidend, um Hautirritationen und -schädigungen bei einer Inkontinenz vorzubeugen. Mit dem richtigen Wissen lassen sich viele typische Fehler vermeiden – und die Hautgesundheit von Menschen mit Inkontinenz nachhaltig schützen. Letztlich geht es darum, die Lebensqualität der betroffenen Person zu verbessern und ihr einen weitestgehend beschwerdefreien Alltag zu ermöglichen.

Im Gespräch mit pflege.de gibt Pflegetrainerin und Fachkraft zur Kontinenzförderung Angelika Sonnenberg Tipps, wie Sie die Haut bei Inkontinenz pflegen und vor Schäden schützen können.

Welche Rolle spielen Reinigung, Feuchtigkeitspflege und Schutz in der täglichen Hautpflege von Menschen mit Inkontinenz?

Angelika Sonnenberg: Urin und Stuhl können die Haut stark irritieren und sogar schädigen. Deshalb sind eine sorgfältige Reinigung und Pflege der Haut bei Menschen mit Inkontinenz besonders wichtig. Hier geht es vor allem darum, Hautschäden vorzubeugen und die sogenannte Hautintegrität zu erhalten – also die Unversehrtheit und Funktionsfähigkeit der Haut.

Bei der Reinigung werden unerwünschte Substanzen wie Urin oder Stuhlreste entfernt. Feuchtigkeitspflegende Produkte und Barriereschutzcremes helfen dabei, den natürlichen Säureschutzmantel der Haut zu bewahren. Dieser Schutzfilm ist entscheidend, da er Krankheitserreger wie Bakterien und Schadstoffe davon abhält, in die Haut einzudringen.

Welche häufigen Fehler beobachten Sie bei der Hautpflege von Personen mit Inkontinenz?

Angelika Sonnenberg: Es gibt einige typische Fehler, die wir häufig sehen. Ich nenne mal ein paar Beispiele:

Oft wird die Haut nicht regelmäßig oder gründlich genug gereinigt, was dazu führen kann, dass Rückstände von Urin oder Stuhl auf der Haut verbleiben. Das kann zu Reizungen, Rötungen oder sogar Infektionen führen. Andererseits ist eine übermäßige Reinigung ebenfalls nicht gut.

Häufig wird zu viel gereinigt und geschrubbt, was schlussendlich auch zu Hautschäden führen kann.

Ein weiteres Problem ist der Einsatz von aggressiven Seifen, parfümierten Produkten und manchmal sogar Desinfektionsmitteln. Diese können die Haut austrocknen oder zusätzlich reizen, was das Risiko für Hautschäden erhöht.

Auch unzureichendes oder übermäßiges Abtrocknen ist ein häufiger Fehler. Wenn die Haut – vor allem in den Falten – nicht richtig getrocknet wird, kann Feuchtigkeit eingeschlossen werden, was die Haut aufweichen lässt und damit anfälliger für Schäden und Infektionen macht. Andererseits kann zu starkes Reiben beim Abtrocknen die Haut zusätzlich reizen oder sogar verletzen.

Ein weiterer häufiger Fehler ist der Verzicht auf Schutzcremes. Ohne diesen Schutz können Urin und Stuhl leicht zu Reizungen oder einer IAD führen. Allerdings sollte man darauf achten, dass Barriereschutzcremes nicht zu dick aufgetragen werden, da dies die Luftzufuhr behindern und die Hautstruktur beeinträchtigen kann.

Aber auch eine mangelnde Feuchtigkeitsversorgung kann problematisch werden. Denn zu trockene Haut kann leichter reißen und ist dann anfälliger für Infektionen. Besonders bei älteren Menschen, die häufig unter trockener Haut leiden, ist eine ausreichende Feuchtigkeitsversorgung entscheidend.

Fehler im Umgang oder der Wahl des Inkontinenzmaterials treten im Alltag mit Inkontinenz häufig auf. Wenn Inkontinenzmaterialien wie beispielsweise Windeln oder Einlagen nicht oft genug gewechselt werden, kann es zu einem Feuchtigkeitsstau kommen, der die Haut aufweicht und anfälliger für Schäden macht. Dauerhaftes Tragen von Inkontinenzprodukten kann die Luftzufuhr zur Haut einschränken, was das Risiko für ein Aufweichen der Haut ebenfalls erhöht. Zu enge oder schlechtsitzende Produkte können Druckstellen oder Reibungen verursachen, was wiederum zu Wunden und Hautreizungen führen kann.

Bei der Wahl des geeigneten Inkontinenzmaterials ist eine individuelle Fachberatung das A und O.

Das sind jetzt erst mal viele Aspekte und es wirkt auf den ersten Blick so, als könnte man es nur falsch machen. Aber ich kann da Ihre Leserinnen und Leser beruhigen: Mit einer guten, regelmäßigen Hautpflege und dem richtigen Umgang mit Inkontinenzprodukten sind diese Fehler alle vermeidbar. Hier braucht es einfach nur das Wissen und etwas Schulung.

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Welche Schulungs-Möglichkeiten gibt es denn für Betroffene und Angehörige?

Angelika Sonnenberg: Es gibt eine Reihe von Schulungsangeboten, die sowohl von Betroffenen als auch Angehörigen genutzt werden können. Zum Beispiel gibt es kostenlose Pflegekurse, die jedem offenstehen, der sich privat oder ehrenamtlich in der Pflege engagieren möchte. Diese Kurse werden oft von Pflegekassen oder lokalen Einrichtungen wie Sozialstationen oder Volkshochschulen organisiert. Interessierte können sich einfach bei ihrer Krankenkasse oder Pflegekasse erkundigen, wann und wo der nächste Kurs in der Nähe stattfindet.

Zusätzlich bieten auch Pflegedienste häufig individuelle Beratungen direkt vor Ort an. Seniorenberatungsstellen oder spezialisierte Zentren wie Kontinenz- und Beckenbodenzentren können ebenfalls hilfreiche Informationen und Unterstützung bieten. Für Betroffene gibt es außerdem die Möglichkeit, sich Selbsthilfegruppen anzuschließen – ein wertvoller Austausch unter Menschen in ähnlicher Situation, der oft zusätzlich unterstützt.

Kommen wir zurück zu den typischen Fehlern bei der Hautpflege. Wie können diese denn möglichst vermieden werden?

Angelika Sonnenberg: Wie ich eben bereits erwähnt habe, ist es entscheidend, dass sowohl Betroffene als auch Pflegepersonen – sei es im familiären Umfeld oder im professionellen Bereich – entsprechend geschult sind.

Es gibt aber auch einige grundlegende Maßnahmen, die bei der Hautpflege beachtet werden sollten.

Erstens, die Haut sollte regelmäßig und sanft gereinigt werden, besonders nach jedem Inkontinenz-Ereignis.

Nach der Reinigung sollte die Haut sanft, aber gründlich trocken getupft werden – ohne zu reiben. Besonders in Hautfalten und empfindlichen Bereichen ist es wichtig, darauf zu achten, dass keine Feuchtigkeit zurückbleibt.

Für zusätzlichen Schutz sollten Barriereschutzcremes oder -salben aufgetragen werden. Diese bilden eine Schutzschicht auf der Haut, die in einer dünnen, gleichmäßigen Schicht aufgetragen werden sollte, um die gefährdeten Hautpartien vollständig zu bedecken.

Auch die Feuchtigkeitsversorgung der Haut spielt eine große Rolle. Regelmäßiges Auftragen von feuchtigkeitsspendenden Cremes unterstützt die Hautbarriere und hält die Haut geschmeidig.

Ein weiterer Punkt ist der regelmäßige Wechsel der Inkontinenzprodukte. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Produkte in der richtigen Größe und Passform gewählt werden, um Druckstellen zu vermeiden und eine gute Luftzirkulation zu ermöglichen.

Und nicht zu vergessen:

Es ist sehr wichtig, dass Betroffene und Pflegepersonen die Haut sorgfältig im Blick behalten. Bei der täglichen Körper- und Hautpflege sollte auf frühe Warnzeichen wie Rötungen, Juckreiz oder kleine Verletzungen geachtet werden – so können Hautschäden frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Wie oft sollte die Haut bei Inkontinenz gereinigt und gepflegt werden, um eine optimale Hautgesundheit sicherzustellen?

Angelika Sonnenberg: Urin und Stuhl müssen immer von der Haut entfernt werden. Hier gilt: Je schneller, desto besser. Nach der Hautreinigung folgt die Hautpflege mit geeigneten Produkten. Barriereschutzcremes sollten nur einmal in 24 Stunden anwendet werden, um das Auftragen einer zu dicken Schicht zu vermeiden.

Bonus
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Welche spezifischen Hautpflegeprodukte empfehlen Sie für Personen mit Inkontinenz, um Hautirritationen und -schädigungen zu vermeiden?

Angelika Sonnenberg: Für die Reinigung empfehle ich milde und pH-neutrale Reinigungsprodukte, die die Haut nicht austrocknen. Hautschonend sind außerdem Produkte, die frei von Seife und Parfüm sind.

Reinigungstücher bieten eine sanfte Alternative zu herkömmlichen Waschlappen, die häufig eine raue Oberfläche haben und zum „Schrubben“ verleiten. Wichtig bei der Hautreinigung mit einem feuchten Tuch ist, dass es frei von Alkoholen ist. Eine weitere sanfte Reinigungsmethode ist, den Intimbereich mit lauwarmem Wasser „abzugießen“.

Für die anschließende Hautpflege eignen sich feuchtigkeitsspendende Lotionen und Barriereschutzcremes.

Bei Rötungen oder Verletzungen der Haut können weiche Zinkpasten dünn auf die entsprechende Stelle aufgetragen werden.

Worauf sollte man bei der Auswahl der richtigen Inkontinenzmaterialien achten?

Angelika Sonnenberg: Betroffene sollten Inkontinenzmaterialien wie Vorlagen, Einlagen oder Pants mit Superabsorbern verwenden, da diese große Mengen Flüssigkeit aufnehmen können und im Inneren binden. Zudem sind regelmäßiges Wechseln und die passende Größe wichtig. Das Produkt sollte eng am Körper anliegen, ohne einzuschnüren.

Herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Interview, Frau Sonnenberg!

 

Mehr zum Thema erfahren Sie hier:

Interview
Inkontinenzmaterial auf Rezept: So geht’s
Erstelldatum: 4202.01.81|Zuletzt geändert: 5202.80.91
(1)
Bildquelle
© Angelika Sonnenberg
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