Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Definition
Bei einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, ist die Haut im Intimbereich und/oder am Gesäß durch wiederholten oder längeren Kontakt mit Urin und/oder Stuhl oberflächlich entzündlich verändert. Da es hierzu vor allem infolge einer Inkontinenz kommt, betrifft die IAD in erster Linie Menschen mit Inkontinenz.(1)
„Derma“ steht für die Oberhaut und „itis“ für Entzündung. Bekannt sind auch weitere, ähnlich aussehende Veränderungen, wie durch starkes Schwitzen. Speziell von einer IAD spricht man jedoch bei Hautveränderungen in Folge einer Inkontinenz.

Begriff Windeldermatitis nur bei Kindern üblich
Im Bereich der Kindermedizin wird der Begriff Windeldermatitis verwendet und dort auch explizit empfohlen.
Bei erwachsenen Menschen wird hingegen von einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis beziehungsweise IAD gesprochen.(1)
Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Symptome
Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis wird sichtbar durch Hautveränderungen im Genitalbereich und/oder Analbereich sichtbar.
Anzeichen sind:(1)(2)
- Rötungen
- Hautschäden wie Schuppungen, Schwellungen, Bläschen oder Krusten
- Oberflächliche Wunden
- Blutungen
Aber noch weitere Symptome können mit einer IAD einhergehen:(1)
- Übler Geruch nach abgestandenem Urin
- Betroffene Stelle ist übermäßig warm
- Brennende Schmerzen
- Juckreiz
Entstehung: Ursachen für IAD
Die Entstehung und Ursachen einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis sind kurz und einfach erklärt:(2)
- Durch den längeren Kontakt mit Urin und/oder Stuhl wird die Hautoberfläche feucht.
- Die dauerhafte Feuchtigkeit quillt die Haut auf beziehungsweise weicht sie auf – die Oberhaut verliert ihre Stabilität.
- Zudem wird durch den Kontakt mit bestimmten Stoffen, die im Urin und/oder Stuhl enthalten sind, der natürliche Säureschutzmantel angegriffen und der normale pH Wert verändert sich.
- In Folge ist die natürliche Hautschutzbarriere gestört, die oberste Hautschicht wird angreifbar und es bilden sich Wunden.
- Über die zerstörte Haut können Erreger leicht in die Haut eindringen und Entzündungen auslösen.
So entsteht eine IAD, © pflege.de
Eine IAD kann mit einer leichten Rötung beginnen und im fortgeschrittenen Verlauf unter Umständen eine schwere Infektion auslösen, die erhebliche Beschwerden nach sich zieht.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, informiert Sie pflege.de, worauf Sie im Alltag mit Inkontinenz genau achten sollten.
Risikofaktoren für IAD
Ein erhöhtes Risiko für die IAD besteht in mehreren Fällen:(2)
- Bei vorliegender Inkontinenz (Stuhlinkontinenz und/oder Harninkontinenz)
- Bei mehreren Erkrankungen gleichzeitig (zum Beispiel Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz)
- Bei Pflegebedürftigkeit
- Bei eingeschränkter Mobilität (vor allem bei Bettlägerigkeit)
- Bei eingeschränkter Körperhygiene
- Im höheren Alter
- Bei bestimmten Medikamenten (zum Beispiel Antibiotika)
- Bei empfindlicher Haut (zum Beispiel Pergamenthaut, bei Diabetes mellitus)
- Bei Adipositas
- Bei Flüssigkeitsmangel (Dehydration)
- Bei Mangelernährung
Diese Körperstellen sind besonders IAD-gefährdet
Es gibt bestimmte Stellen am Körper, die für eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis besonders anfällig sind. Diese sogenannten Prädilektionsstellen für eine IAD sind Folgende:(1)
- Die Dammregion – der Raum zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen
- Der Bereich rund um den Anus
- Die Oberschenkelinnenseiten
- Das Gesäß
Im Alter verändern sich die Funktionen der Haut, wie die Produktion von Talg oder von Flüssigkeit. Dies führt dazu, das die Haut sich nicht wie im jüngeren Alter bei Kontakt mit Flüssigkeiten wieder normalisiert. Zudem werden die Hautschichten dünner und unelastischer und reagieren somit empfindlicher auf Reibung und Scherkräfte

Tipps und Maßnahmen zur IAD-Prävention
Wenn bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen das Risiko für eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis erhöht ist, sollten Sie besondere Schutzmaßnahmen ergreifen.
pflege.de gibt Ihnen dazu folgende Tipps:(2)
Welches Inkontinenzmaterial bei IAD?
Es ist wichtig, dass Menschen mit Inkontinenz mit einem individuell geeigneten Inkontinenzmaterial versorgt sind. Inkontinenzprodukte gibt es in unterschiedlichen Varianten und Größen, je nach Bedarf und individuellen Wünschen.
Zur Vorbeugung sowie Behandlung einer IAD werden leistungsfähige, aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel empfohlen.
Aufsaugende Hilfsmittel sollten eng am Körper liegen, damit die Ausscheidung drin aufgenommen werden kann. Achten Sie darauf, dass Sie das Produkt regelmäßig wechseln, je nach Saugkapazität und Ausscheidungsmenge. Sogenannte „Superabsorber“, sind in der Lage, große Mengen an Flüssigkeit zu binden, sodass der Urin nicht auf der Haut verbleibt.

Kostenfreier Infektionsschutz für die häusliche Pflege
Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad, die zuhause gepflegt werden, haben Anspruch auf sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
Dazu gehören unter anderem Mundschutz, Einmalhandschuhe oder Flächen- und Händedesinfektion. Im Bedarfsfall, erstattet die Pflegekasse die monatlichen Kosten hierfür im Wert von bis zu 42 Euro.
Bitte informieren Sie sich vorab, wie Sie die anerkannten Pflegehilfsmittel zum Verbrauch richtig einsetzen. Hände- oder Flächendesinfektionsmittel sind beispielsweise nicht zur Reinigung von infizierten Hautstellen vorgesehen, sondern sollen ausschließlich Hände und umliegende Flächen hygienisch reinhalten. Darüber hinaus können Pflegepersonen auf weitere Schutzmaßnahmen achten, wie beispielsweise die Verwendung sauberer Waschlappen und Handtücher.

Diagnose: Inkontinenz-assoziierte Dermatitis
Damit Ihre Hautbeschwerden bestmöglich behandelt werden können, muss die Ursache zuerst sorgfältig abgeklärt werden.
Die Diagnostik einer IAD ist teilweise gar nicht so einfach, weil ihr Erscheinungsbild den Symptomen anderer Krankheitsbilder ähnelt oder auch gemeinsam mit diesen auftreten kann.
Beispielsweise sieht eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis im Frühstadium so ähnlich aus wie ein beginnender Dekubitus beziehungsweise Wundliegen, eine Pilzinfektion oder eine allergische Reaktion.
In allen Fällen ist eine fachgerechte Versorgung gefragt, weshalb es sehr wichtig ist, dass Sie bei anhaltenden Auffälligkeiten oder Veränderungen Ihren Hausarzt kontaktieren. Dieser führt mit Ihnen ein ausführliches Gespräch und wird sich die betroffenen Stellen genauer ansehen. Gegebenenfalls wird er Sie zur weiteren Abklärung und Behandlung an einen Facharzt überweisen.
IAD und Dekubitus: Unterschiede im Überblick
Es gibt bestimmte Merkmale und Eigenschaften, die eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis von einem Dekubitus unterscheiden.
pflege.de zeigt Ihnen die Unterschiede jeweils in einer kurzen Übersicht:(3)
Merkmale einer IAD
- Ursache: Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
- Ort: Intimbereich und/oder rund ums Gesäß
- Form: Undeutliche bis unregelmäßige Ränder
- Tiefe: Betrifft nur die Hautoberfläche
- Farbe: Unpräzise Rötung
Merkmale eines Dekubitus
- Ursache: Druck und/oder Scherkräfte auf die Haut und das darunter liegende Gewebe
- Ort: Über Knochenvorsprüngen (vor allem beim Übergang zwischen Oberschenkel und Gesäß)
- Form: Klar umrandet und begrenzt
- Tiefe: Oberflächlich bis tief in die Haut
- Farbe: Abgegrenzte Rötung (Überwärmung, Verhärtung)
Trotz dieser Unterschiede kann eine IAD die Entstehung von Dekubitus begünstigen, da sich die Belastbarkeit der Haut verändert oder auch gleichzeitig mit ihr vorliegen.
Wenn bei Ihnen oder Ihrem pflegebedürftigen und gegebenenfalls bettlägerigen Angehörigen eine Inkontinenz vorliegt, sollten Sie auf zwei wesentliche Dinge achten: Erstens, auf eine gründliche Hautreinigung und -pflege. Zweitens, auf gezielte Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe.
Betroffen sind Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, selbstständig ihre Position im Liegen wie auch im Sitzen zu verändern, um so auf anhaltenden Druck aufs Gewebe zu reagieren. Beide Gewebeveränderungen sind sehr schmerzhaft und führen unbehandelt zu chronischen Wunden.

Einteilung nach IAD-Kategorien
Im Rahmen ihrer Diagnostik wird die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis in eine Kategorie eingeteilt. Diese Kategorie drückt den jeweiligen Schweregrad aus. Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien, die nochmal jeweils in zwei verschiedenen Varianten vorliegen können:(3)
- Kategorie 1: Anhaltende Rötung (mit oder ohne Zeichen einer Infektion)
- Kategorie 2: Hautverlust (mit oder ohne Zeichen einer Infektion)
Je nach Form der IAD folgen nach der Diagnose weitere Therapie-Maßnahmen.
Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Behandlung
Alle grundlegenden Maßnahmen zur Behandlung einer IAD sind identisch mit den weiter oben beschriebenen Maßnahmen zur IAD-Prävention. Sie umfassen also folgende Punkte:(2)
- Regelmäßige Beobachtung der Haut
- Regelmäßige und bedarfsgerechte Hautreinigung und -pflege
- Verwendung hautschonender Produkte zur Reinigung und Pflege, beispielsweise saubere Handtücher und weiche Waschlappen
- Vermeidung von zu häufigem Waschen
- Individuell geeignete Inkontinenzversorgung mit ausreichender Saugstärke und gutem Sitz
- Regelmäßiger Wechsel des Inkontinenzmaterials
- Zeitnahe und vollständige Entfernung der Stuhlausscheidung
- Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe im häuslichen Umfeld
Darüber hinaus gehende Therapiemaßnahmen richten sich nach dem jeweiligen Erscheinungsbild beziehungsweise dem Schweregrad der Inkontinenz-assoziierten Dermatitis.
Ist die Haut infolge der IAD geschädigt, kommt beispielsweise ein zusätzliches Wundmanagement in Frage. Hierbei wird die Wunde professionell versorgt, um schwerere Folgenschäden zu vermeiden und die Wundheilung bestmöglich voranzutreiben.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis?
Bei einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, ist die Haut rund um den Intimbereich und/oder das Gesäß durch wiederholten oder längeren Kontakt mit Urin oder Stuhl entzündet.
Was ist der Unterschied zwischen Windeldermatitis und IAD?
Im Bereich der Kindermedizin wird der Begriff Windeldermatitis verwendet und dort auch explizit empfohlen. Bei erwachsenen Menschen wird hingegen von einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, gesprochen.
Was sind die Symptome bei einer IAD?
Eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis wird meist durch Hautveränderungen rund um den Intimbereich und/oder das Gesäß sichtbar. Typisch sind Rötungen, Hautschäden wie Schuppungen, Schwellungen, Bläschen oder Krusten, aber auch Wunden und Blutungen. Weitere Symptome einer sogenannten IAD sind ein übler Geruch nach abgestandenem Urin, übermäßige Wärme der betroffenen Stelle, brennende Schmerzen und Juckreiz.
Wie entsteht eine IAD?
Durch längeren Kontakt mit Urin und/oder Stuhl wird die umliegende Haut feucht. Die Haut quillt auf und durch den Kontakt mit speziellen Stoffen im Urin und/oder Stuhl verändert sich der pH-Wert. Die natürliche Hautschutzbarriere beziehungsweise der Säureschutzmantel ist dadurch gestört und wird somit angreifbar. Erreger können so einfacher in die Haut eindringen und Entzündungen auslösen. Es kommt zur Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD.
Wie wird eine IAD behandelt?
Die Therapie einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis, kurz IAD, umfasst eine regelmäßige Beobachtung der Haut, bedarfsgerechte Hautpflege, individuell geeignete Inkontinenzversorgung, zeitnahe Entfernung von Stuhl und/oder Urin, Maßnahmen zum Infektionsschutz, sorgfältige Intimpflege und gegebenenfalls auch ein professionelles Wundmanagement.