Lewy-Body-Demenz: Definition
Die Lewy-Body-Demenz – auch Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Körper-Demenz genannt – ist eine Form der neurodegenerativen Demenzen. Das bedeutet: Bestimmte Bereiche im Gehirn werden nach und nach geschädigt. Ursache hierfür sind bei der Lewy-Body-Demenz sogenannte Lewy-Körperchen, die sich in den Nervenzellen der Großhirnrinde ansammeln.(1)
Manche Menschen entwickeln eine Lewy-Body-Demenz ohne weitere Erkrankungen. Bei anderen tritt sie zusammen mit Morbus Parkinson auf.
Lewy-Body-Demenz: Symptome und Anzeichen
Bei einer Lewy-Körperchen-Demenz treten meist geistige, psychische und körperliche Symptome kombiniert auf.(5)
Die Beschwerden äußern sich nicht dauerhaft, sondern in Phasen – sie schwanken im Tagesverlauf stark.(3)
Visuelle Halluzinationen bei Lewy-Körper-Demenz
Bereits im frühen Krankheitsstadium erleben viele Menschen mit Lewy-Body-Demenz visuelle Halluzinationen: Sie sehen beispielsweise Personen oder Tiere, die nicht real sind.
Akustische Halluzinationen, wie zum Beispiel Stimmenhören, sind dagegen selten.(6)
Bewegungsstörungen bei Lewy-Body-Demenz
Etwa ein Jahr nach Krankheitsbeginn kommt es bei vielen Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz zu unterschiedlichen Bewegungsstörungen.
Beispiele hierfür sind:(6)
- Erhöhte Muskelspannung und steife Muskulatur (Rigor)
- Einseitiges Zittern (Tremor), meist einer Hand
- Verlangsamte Bewegungen (Akinese)
- Gestörtes Gangbild und schiefe Körperhaltung: Kleine Schritte, nach vorne gebeugt, zur Seite geneigt (Pisa-Syndrom)
- Maskenhafter Gesichtsausdruck (Hypomimie)
Durch einen niedrigen Blutdruck, auch Hypotonie genannt, kann es zusätzlich zu Kreislaufproblemen kommen – etwa nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen oder Stehen.
Im späten Krankheitsverlauf entwickeln viele Patienten eine Inkontinenz, Sprachstörungen (Aphasien) und Schluckstörungen (Dysphagien).(6)
Lewy-Körper-Demenz und die Psyche
Im Verlauf einer Lewy-Körperchen-Demenz kann sich das Verhalten von Betroffenen verändern. Hinter diesen Veränderungen stecken meist seelische und emotionale Beschwerden, die typisch für die Lewy-Body-Demenz sind.
Möglich sind unter anderem:(7)
- Stimmungsschwankungen, auch im Minuten- oder Stundentakt
- Depressive Verstimmungen oder eine sogenannte Altersdepression
- Aggressives oder herausforderndes Verhalten
- Aufmerksamkeitsstörungen und schnelle Verwirrtheit
Viele Betroffene leiden zudem unter massiven Schlafstörungen:(6)
- Lebhafte Träume – sie sprechen, rufen oder bewegen sich im Schlaf (sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung)
- Tagelanger Tiefschlaf ist möglich
Lewy-Körperchen-Demenz: Ursachen und Risikofaktoren
Ursachen der Lewy-Body-Demenz sind spezielle winzige Eiweißablagerungen, namens Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen des Gehirns.
Sie bestehen hauptsächlich aus dem Eiweiß Alpha-Synuclein, das sich verklumpt und so zum Absterben der Nervenzellen führt.
Lewy-Körperchen treten nicht nur bei der Lewy-Body-Demenz auf, sondern auch bei Morbus Parkinson – jedoch in unterschiedlichen Gehirnregionen:(8)
- Bei Parkinson befinden sich die Lewy-Körperchen vor allem im Mittelhirn, das Bewegungen steuert.
- Bei der Lewy-Körperchen-Demenz betreffen sie dagegen auch die Großhirnrinde, die unter anderem für Denken, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zuständig ist.
Wie es zu den Eiweißablagerungen kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass genetische Veränderungen eine Rolle spielen können. Vor allem, wenn die Lewy-Body-Demenz innerhalb einer Familie gehäuft auftritt.(6)
Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) sind bislang auch keine gesicherten Risikofaktoren bekannt, die die Entstehung der Lewy-Körperchen-Demenz begünstigen.(9)
Lewy-Body-Demenz: Diagnose und Tests
Die Diagnose einer Lewy-Körperchen-Demenz ist schwierig – denn viele Symptome ähneln denen von Alzheimer oder Parkinson. Eine hundertprozentige Diagnose ist Stand heute nur nach dem Tod möglich: durch den Nachweis von Lewy-Körperchen in und unter der Großhirnrinde.
Trotzdem gibt es heute gute Möglichkeiten, die Erkrankung bereits zu Lebzeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen. Die Medizin stützt dabei auf typische Symptome, verschiedene Untersuchungen und neuropsychologische Tests.
pflege.de gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Diagnostik-Methoden.
Was deutet auf eine Lewy-Body-Demenz hin?
Auch wenn es keine eindeutigen Labortests gibt, können klinische Symptome wichtige Hinweise liefern.
Fünf mögliche Warnzeichen für eine Lewy-Körperchen-Demenz sind:
- Die Person stürzt häufig und zeigt Parkinson-ähnliche Symptome.
- Die Person entwickelt ein auffälliges Gangbild: Sie geht langsamer als früher oder auffällig nach vorne oder zur Seite gebeugt.
- Die Person hat lebhafte Träume: Sie bewegt sie sich, spricht, schreit oder schlägt um sich.
- Die Person sieht immer wieder nicht reale Objekte wie Menschen oder Tiere.
- Die Person ist in dem einen Moment nicht ansprechbar und im nächsten Moment wieder klar und orientiert.
Das Auftreten dieser Ereignisse kann dem Arzt helfen, eine wahrscheinliche Diagnose zu stellen.(10)(11)
CT, MRT und Bluttest bei Lewy-Body-Demenz
Bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT), geben keinen Hinweis auf eine Lewy-Body-Demenz.
Trotzdem werden sie im Rahmen der Diagnostik durchgeführt, um andere Erkrankungen, wie etwa einen Hirntumor, auszuschließen. Gleiches gilt für Bluttests.(10)(9)
Welche Tests können helfen?
Einige neuropsychologische Tests können Hinweise auf eine Lewy-Körper-Demenz geben. Besonders aufschlussreich sind Verfahren, die sogenannte visuell-konstruktive Fähigkeiten prüfen – also das Zusammenspiel von Sehen, Denken und Motorik. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte Uhrentest.
Dabei soll der Patient eine herkömmliche Uhr zeichnen – mit Ziffernblatt und Zeigern. Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz haben dabei oft Schwierigkeiten, das Gesehene korrekt umzusetzen.
Lewy-Body-Demenz: Therapie
Wie viele andere Demenz-Formen ist auch die Lewy-Körperchen-Demenz bisher leider nicht heilbar.
Doch mit einer gezielten Behandlung – medikamentös und nicht-medikamentös – können Symptome gelindert und der Alltag erleichtert werden.
pflege.de gibt Ihnen einen kurzen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten bei Lewy-Body-Demenz.
Wenn Sie mehr zum Thema „Therapien bei Demenz“ erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen in unserem Ratgeber Demenz behandeln.
Medikamentöse Therapie bei Lewy-Body-Demenz
Zur Behandlung der Lewy-Body-Demenz kommen verschiedene Medikamente infrage – je nach Symptomen und Krankheitsverlauf. Einige zielen darauf ab, die geistige Leistungsfähigkeit zu stabilisieren, andere sollen psychische Beschwerden wie Halluzinationen oder Unruhe lindern.
Bei der medikamentösen Therapie sprechen Menschen mit einer Lewy-Body-Demenz gut auf moderne Antidementiva an.(5)(3)
Antidementiva bei Lewy-Körper-Demenz
Antidementiva sind Medikamente, die die geistige Leistungsfähigkeit stabilisieren und den Krankheitsverlauf verlangsamen sollen.
Bei Lewy-Body-Demenz können sogenannte Cholinesterasehemmer zum Einsatz kommen. Sie wirken oft positiv auf Halluzinationen, Verwirrtheit und Verhaltensstörungen – und sind meist besser verträglich als andere Medikamente.(5)
Neuroleptika bei Lewy-Körper-Demenz
Neuroleptika – auch Antipsychotika genannt – werden zur Behandlung von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen eingesetzt.
Doch bei Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz ist Vorsicht geboten: Viele reagieren überempfindlich auf diese Medikamente. Mögliche Folgen sind starke Nebenwirkungen oder eine Verschlechterung der Beschwerden.(5)
Deshalb gilt: Nur in enger ärztlicher Abstimmung einsetzen – so niedrig dosiert wie möglich.
Nicht-medikamentöse Therapie bei Lewy-Body-Demenz
Bei der Lewy-Body-Demenz können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen sinnvoll sein. Ziel ist es, die geistigen Fähigkeiten zu fördern, den Alltag zu strukturieren und das Wohlbefinden zu verbessern. Angehörige sind dabei wichtige Begleiter im Alltag.
Je nach Gesamtbild kommen unter anderem folgende Therapie-Formen bei Lewy-Body-Demenz in Frage:(11)(3)
- Ergotherapie und Physiotherapie: Beweglichkeit und Selbstständigkeit fördern
- Milieutherapie: Umwelt nach individuellem Bedarf gestalten
- Psychotherapie und Verhaltenstherapie: Emotionale Begleitung
- Kognitives Training: Denkfähigkeiten und Konzentration erhalten
- Kunst- und Musiktherapie: Ausdruck und Emotionen unterstützen
- Selbsterhaltungstherapie (SET): Selbstwertgefühl und Lebensqualität erhalten
- Logopädie: Sprach- und Schlucktraining
- Sensorische Therapie (Snoezelen): Wohlbefinden und Selbstregulation fördern
- Tiergestützte Therapie: Emotionale Bindung fördern
Lewy-Body-Demenz: Verlauf
Die Lewy-Body-Demenz tritt meist ab dem 65. Lebensjahr auf.(6)
Typisch ist ein schleichender Beginn mit ersten kognitiven Einschränkungen oder psychischen Auffälligkeiten.
Im weiteren Verlauf treten oft Parkinson-ähnliche Symptome, wie Muskelsteifigkeit und Bewegungsstörungen, sowie Halluzinationen und starke Stimmungsschwankungen auf.
All das kann zu Fehldiagnosen führen – etwa einer Verwechslung mit Alzheimer oder Morbus Parkinson – und erschwert damit auch den gezielten Therapiebeginn.(1)
Lewy-Körper-Demenz: Endstadium
Im fortgeschrittenen Stadium nehmen die Symptome deutlich zu. Zu den typischen Anzeichen im Endstadium gehören:
- Stürze durch zunehmende Gangunsicherheit und Kreislaufschwankungen
- Bewusstseinsverluste oder zeitweise Desorientierung
- REM-Schlaf-Verhaltensstörungen mit körperlich lebhaften Angstträumen
- Inkontinenz, Schluckstörungen (Dysphagie) und starke Bewegungseinschränkungen
Besonders kritisch sind die häufig auftretenden Schluckstörungen bei Lewy-Körperchen-Demenz, die zu einer Lungenentzündung führen können – oft die direkte Todesursache im Endstadium bei Lewy-Body-Demenz.(3)
Lewy-Body-Demenz: Lebenserwartung
Die Lebenserwartung bei einer Lewy-Body-Demenz liegt nach Auftreten der ersten Symptome im Durchschnitt bei etwa acht Jahren.
In der Praxis kann die Krankheitsdauer jedoch stark schwanken – viele Betroffene leben zwischen sechs und zwölf Jahren, abhängig von individuellen Faktoren wie Begleiterkrankungen, Therapie und Pflegeumfeld.(3)
Hilfen für Angehörige von Menschen mit Lewy-Körper-Demenz
Wenn ein naher Angehöriger plötzlich zwischen wachen, klaren Momenten und verwirrter Unruhe wechselt – und dann vielleicht auch noch körperlich abbaut –, ist das für Angehörige schwer zu ertragen.
Viele der Betroffenen ziehen sich obendrein zurück, sind ängstlich oder gereizt. Und Sie als nahestehende Person bekommen all das hautnah mit.
Umso wichtiger ist es, dass Sie als Angehörige gut über das Krankheitsbild informiert sind. Denn wer die Symptome kennt, kann sie besser einordnen und fühlt sich weniger hilflos.
Wenn Sie jemanden mit Lewy-Körper-Demenz zuhause pflegen oder betreuen, können Sie im Alltag viel für diese Person tun. Gesunde Ernährung, liebevolle Zuwendung und ein wertschätzender Umgang sowie die Teilhabe am sozialen Leben und Freizeitangeboten können den Lebensalltag mit LBD erleichtern.
Doch es ist wichtig, dass Sie bei allem auch auf sich selbst achtgeben.
In unserem Ratgeber Demenz: Hilfe für Angehörige geben wir Ihnen einen Überblick über mögliche Anlaufstellen und Angebote, die Sie bei der Pflege und Betreuung zuhause entlasten sowie unterstützen sollen.
Lewy-Body-Demenz: Erfahrungsberichte
Der Alltag mit Lewy-Body-Demenz bringt viele Herausforderungen – und keine Geschichte gleicht der anderen.
Wenn Sie selbst betroffen sind oder einen Angehörigen mit Lewy-Körper-Demenz begleiten oder begleitet haben, laden wir Sie herzlich ein: Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne mit uns.
Ihre Geschichte kann anderen Betroffenen Mut machen und Orientierung geben – nicht zuletzt auch dazu beitragen, das Thema sichtbarer zu machen.
Wenn Sie Interesse haben, schreiben Sie unserer pflege.de-Fachredaktion gerne eine kurze E-Mail. Die Kontaktdaten finden Sie auf unserer Kontakt-Seite.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Lewy-Body-Demenz?
Die Lewy-Body-Demenz ist eine Form der neurodegenerativen Demenz. Sie wird durch sogenannte Lewy-Körperchen in den Nervenzellen der Großhirnrinde verursacht. Typisch sind Gedächtnisprobleme, Bewegungsstörungen und starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf.
Was sind Lewy-Körperchen?
Lewy-Körperchen sind spezielle Eiweißablagerungen in den Nervenzellen, die bei Parkinson und Lewy-Body-Demenz auftreten – jedoch in verschiedenen Gehirnbereichen. Auch Mischformen mit Alzheimer sind möglich.
Welche Ursachen hat eine Lewy-Körperchen-Demenz?
Die genauen Ursachen sind bislang unbekannt. In seltenen Fällen spielen genetische Veränderungen eine Rolle, ähnlich wie bei Parkinson. Risikofaktoren oder Auslöser für die Eiweißablagerungen sind bisher nicht bekannt.
Welche Symptome zeigen sich bei einer Lewy-Body-Demenz?
Typische Symptome sind: Visuelle Halluzinationen, Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen, starke Leistungs- und Stimmungsschwankungen im Tagesverlauf, Schlafstörungen, Verhaltensstörungen, Depressionen, Wahnvorstellungen, Kreislaufstörungen, Inkontinenz und Schluckstörungen.
Welche Leitlinie gilt für die Lewy-Body-Demenz?
Für die Diagnose und Behandlung gilt die S3-Leitlinie „Demenzen“, herausgegeben von der AWMF. Sie basiert auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
Worin unterscheiden sich die Symptome bei einer Lewy-Body-Demenz und einer Parkinson-Erkrankung?
Bei Lewy-Body-Demenz stehen früh kognitive und psychische Symptome im Vordergrund – wie zum Beispiel Halluzinationen und geistige Leistungsschwankungen. Die typischen Parkinson-Symptome (Zittern, Steifheit) treten meist später auf.
Wie wird eine Lewy-Body-Demenz diagnostiziert?
Die Diagnose ist schwierig, da viele Symptome auch bei Alzheimer oder Parkinson vorkommen. Hinweise liefern die LBD-typischen Symptome wie Halluzinationen und Leistungsschwankungen. MRT und CT schließen andere Erkrankungen aus, weisen aber nicht direkt auf Lewy-Körperchen hin. Geeignete bildgebende Verfahren sind PET und SPECT.
Wie sieht die Therapie bei einer Lewy-Body-Demenz aus?
Eine Lewy-Körperchen-Demenz ist bisher leider nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, Symptome zu lindern – mit Medikamenten und nicht-medikamentösen Maßnahmen.