Aggressionen bei Demenz: Definition
Aggressives und scheinbar bösartiges Verhalten bei Demenz ist ein komplexes und oft missverstandenes Verhaltensmuster, das bei etwa 50 Prozent der Menschen mit Demenz auftreten kann. Es bezieht sich nicht nur auf körperliche Gewalt, sondern kann auch verbale Angriffe, Wutausbrüche, ablehnendes Verhalten oder andere uns herausfordernde Verhaltensweisen umfassen.
Typische Symptome des Krankheitsbildes Demenz sind neben den kognitiven Beeinträchtigungen, wie Vergesslichkeit, Orientierungsschwierigkeiten und Verlust der Alltagsfähigkeiten eben auch als aggressiv erlebtes Verhalten der Erkrankten, körperliche Unruhe, Veränderung im Tag-Nacht-Rhythmus, Rückzug und mangelnde Impulskontrolle über die eigenen Gefühle.
Hier spielt besonders die Frustration über den kognitiven Abbau sowie äußere Faktoren eine große Rolle. Zu letzteren gehören beispielsweise eine veränderte Wohnumgebung, störende Geräusche oder eine unangemessene Kommunikation mit dem Erkrankten eine Rolle.(1)
Auch wenn der Ausdruck vom „aggressiven Demenzerkrankten“ noch vielfach Verwendung findet, wird in der Fachwelt zunehmend versucht, darauf zu verzichten. Die Definition des Begriffes „Aggression“ beinhaltet, dass von „aggressivem Verhalten“ nur dann gesprochen werden kann, wenn dieses mit Absicht erfolgt. Aggression bedeutet also, dass ich etwas tue, um zielgerichtet einen anderen Menschen oder eine Sache zu schädigen, zu verletzen, zu beleidigen usw.
Ein an einer Demenzursache erkranktes Gehirn jedoch verliert zumeist die Fähigkeit zu geplantem, zielgerichtetem, absichtsvollem Handeln. Die uns herausfordernden Verhaltensweisen von Demenzerkrankten sollten vielmehr als Affekt eingeordnet werden. Also als eine – oft heftige – Gefühlsregung, deren Ursache sehr viel mit Frustration der Erkrankten zu tun hat. Ursachen dieser Missstimmungen und deren oft heftigen Auswirkungen können sowohl an äußeren Umständen als auch am inneren Erleben der Erkrankten liegen.
Wir verwenden hier trotzdem den Begriff der „Aggression“, um das Erleben der Umwelt aufzugreifen.

Beginnende Demenz: Können Aggressionen ein erstes Anzeichen sein?
Mit dem Alter wird man gelassener, heißt es oft. Bittere Lebenserfahrungen können aber auch im Gegenteil dazu führen, dass Menschen misstrauischer und reizbarer werden. Aggressives Verhalten bedeutet nicht automatisch, dass eine beginnende Demenz vorliegt. Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit, die für die Umgebung beängstigend und verstörend sind, kennzeichnen häufig den Beginn einer Demenzerkrankung. Es könnte aber auch eine Depression dahinterstecken, die sehr häufig vorkommt und gut behandelt werden kann.
Auch wenn es vielen Menschen Angst macht, versuchen Sie bitte so früh als möglich eine genaue fachärztliche Diagnose. Viele Ursachen für Vergesslichkeit, Verlust von Alltagsfähigkeiten, Konzentrationsproblemen, Veränderungen der Persönlichkeit usw. können ihre Ursache in sehr gut behandelbaren Erkrankungen haben. Sicher ist, dass der psychische Stress, der mit der Angst vor einer Demenz einhergeht, die Arbeitsfähigkeit unseres Gehirns (sehr) beeinträchtigen kann.

Symptome und Anzeichen von Aggression bei Demenz
Aggressives Verhalten bei Menschen mit Demenz kann sehr unterschiedlich ausfallen und verschiedene Symptome umfassen. Diese Verhaltensauffälligkeiten können plötzlich auftreten oder sich in der Häufigkeit und Intensität allmählich entwickeln und verstärken.
Zu den Symptomen gehören:
- Verbale Aggression: Schreien, Fluchen, beleidigende Bemerkungen oder Drohungen gegenüber der Pflegeperson oder anderen Personen in der Umgebung.
- Körperliche Aggression: Schlagen, Treten, Beißen oder Stoßen, manchmal auch Werfen von Gegenständen.
- Gestörtes Sozialverhalten: Plötzliche Unfreundlichkeit, mangelnde Kooperationsbereitschaft oder ablehnende Verhalten.
- Stimmungsschwankungen: Plötzliche Stimmungswechsel von ruhig zu wütend ohne erkennbaren Grund.
- Unruhe und Reizbarkeit: Ständige Unzufriedenheit und Schwierigkeiten, sich zu beruhigen oder zu entspannen.
- Paranoide Gedanken: Falsche Überzeugungen, Halluzinationen zum Beispiel jemand wolle stehlen oder einem schaden, was zu aggressiven Reaktionen führen kann.
- Zerstörung von Eigentum: Das Zerbrechen oder Beschädigen eigener oder fremder Gegenstände.
- Selbstaggression: Manchmal kann sich die mangelnde Impulskontrolle auch gegen sich selbst richten, beispielsweise sich selbst verletzendes Verhalten.
- Halluzinationen: Sehen, Hören oder Fühlen von Dingen, die nicht vorhanden sind, oft in einer bedrohlichen oder beunruhigenden Weise.
- Wahnvorstellungen: Falsche Überzeugungen, die mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind, wie zum Beispiel der Glaube, bestohlen worden zu sein.
Aggression bei Demenz: Ursachen
Aggression bei Menschen mit Demenz ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das sich im Verlauf der Erkrankung häufig in Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens äußert.
Ursachen sind häufig Verwirrung und Frustration, die direkt durch die Erkrankung selbst ausgelöst werden. Hinzu kommen Veränderungen in bestimmten Hirnregionen, die Verhaltensweisen wie die Impulskontrolle steuern und auch Auslöser für als aggressiv erlebtes Verhalten sein können.
Bitte beachten Sie, dass das demenzerkrankte Gehirn nur noch einen Input, eine Information – also zum Beispiel ein Geräusch in der Umgebung – verarbeiten kann. Schon ein nebenbei laufender Fernseher, Radio oder Gespräche von mehreren Personen gleichzeitig wie auch unsere Missbilligung und Kritik am Tun oder Lassen der Erkrankten, können zu Unruhe und heftigen Reaktionen der Betroffenen führen.

Weitere mögliche Ursachen im Überblick:
- Schmerzen: Körperliche Schmerzen oder Unwohlsein können eine Ursache sein. Da Menschen mit Demenz oft nicht in der Lage sind, ihr Unbehagen auszudrücken, kann Aggression ein Mittel sein, um auf Schmerzen oder Unwohlsein aufmerksam zu machen.
- Zu viele Reize: Umweltfaktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Reizüberflutung kann die Sinne überfordern und Aggressionen auslösen, ebenso plötzliche Veränderungen im Alltag.
- Allgemeiner Stress: Im Alltag von Menschen mit Demenz kommt es immer wieder zu Überforderungssituationen, die Frustration oder Angst auslösen können. Sie reagieren dann oft ungeduldig, gereizt oder verärgert. Die zunehmend verloren gehende Fähigkeit des Gehirns, Gefühle zu kontrollieren und sozial angemessen zu äußern, können zu impulsiven, heftigen und uns beängstigenden Agieren der Erkrankten führen.
Bitte bedenken Sie, dass etwa 80 Prozent der Verhaltensprobleme bei Menschen mit Demenz durch ungeeignete Umgebungsbedingungen verursacht werden. Menschen mit Demenz leben zunehmend im Hier und Jetzt. Ihr Verhalten wird geprägt von aktuellen Bedürfnissen und Gefühlslagen. Die Fähigkeit zu geplantem Handeln, “Böse-Sein“ mit Absicht und Vorsatz, kann das erkrankte Gehirn nicht mehr leisten.

Typische Demenzformen, die zu aggressivem Verhalten führen.
Tatsächlich bringt der Alltag mit Demenzerkrankten häufig sehr schwierige Situationen mit sich. Doch nicht jeder Mensch mit Demenz wird „aggressiv“. Doch ob und wie sich aggressives Verhalten bei Demenz zeigt, hängt auch von der Demenzform ab.
Aggressionen bei Alzheimer
Bei der Alzheimer-Krankheit, der häufigsten Form der Demenz, erlebt die Umwelt oftmals Verhaltensweisen, die als aggressiv interpretiert werden. Das liegt daran, dass sich die Wahrnehmung von Betroffenen verändern kann. Viele leben im Laufe der Erkrankung immer mehr in ihrer eigenen Realität mit eigenen logischen Erklärungsmustern. Sie können dann die Handlungen ihrer Mitmenschen nicht mehr nachvollziehen und agieren ihr eigenes Unverständnis immer wieder drastisch aus.
Die Umwelt erlebt es zum Beispiel auch als wahnhaftes Verhalten, wenn Betroffene meinen, bestohlen worden zu sein. Die Logik der Erkrankten – um sich die eigene Vergesslichkeit nicht eingestehen zu müssen – lautet dann, dass das vermisste Portemonnaie dann nicht selbst verlegt, sondern von anderen gestohlen wurde. Entsprechende Gegenargumente führen bei den Erkrankten zu Unsicherheit und können heftige Attacken gegen die Umwelt auslösen.
Aggressives Verhalten bei Frontotemporaler Demenz
Die speziellen Abbau-Prozesse im Gehirn bei der Frontotemporalen Demenz führen häufig zu sehr schwierigen Verhalten der Betroffenen. Sie verhalten sich plötzlich anders – unsozial – und ihre Persönlichkeit verändert sich. Sie ziehen sich zurück, interessieren sich nicht mehr für Familie und Hobbys, werden teilnahmslos, antriebslos oder sogar apathisch. Einige verhalten sich taktlos, sind leichter reizbar und manchmal rücksichtslos, streitbar. Sie werden von ihrer Umgebung als sehr aggressiv erlebt.(3)
Aggressionen bei vaskulärer Demenz
Bei der vaskulären Demenz sind herausfordernde Verhaltensweisen sehr abhängig vom jeweiligen Krankheitsverlauf. Nicht selten erlebt die Umwelt plötzlich auftretende Stimmungsschwankungen als aggressives Verhalten.
Aggression bei Demenz: Formen und Verhaltensweisen
Menschen mit Demenz können sich im Verlauf der Erkrankung in ihrer Persönlichkeit stark verändern. Diese Veränderungen können sich in unerwarteten Verhaltensweisen zeigen:
Emotionale Veränderungen:
Menschen, die früher ruhig und liebevoll waren, können plötzlich rund um die Uhr gereizt sein. Sie regen sich über Kleinigkeiten auf oder lehnen einzelne Familienmitglieder ab – ein Verhalten, das für sie völlig untypisch ist.
Wutausbrüche:
Wutausbrüche bei Demenz können so extrem werden, dass die Betroffenen ihre Mitmenschen beschimpfen oder mit Gegenständen bewerfen. In manchen Fällen kann es sogar zu körperlicher Gewalt kommen.
Sexuell übergriffige Handlungen:
Ein besonders sensibles Thema ist die sexuelle Enthemmung, die bei einigen Demenzerkrankungen wie der vaskulären Demenz, der frontotemporalen Demenz, der Lewy-Body-Demenz oder der Parkinson-Krankheit auftreten kann. Dies äußert sich unter Umständen in Form von sexuell übergriffigen Handlungen wie beispielsweise durch unerwünschtes Berühren intimer Körperteile. Die Betroffenen haben oft verlernt, mit ihren sexuellen Impulsen angemessen umzugehen und handeln stattdessen impulsiv oder „triebgesteuert“.
Diese demenzbedingten Verhaltensänderungen verlangen Angehörigen und Pflegepersonen viel ab und können auf Dauer äußerst belastend sein. So widersprüchlich es in Extremsituationen wie diesen klingen mag: Gerade dann ist ein hohes Maß an Verständnis und Einfühlungsvermögen gefragt. Aber unbedingt auch ärztliche Hilfe zu suchen, um die medikamentösen Therapiemöglichkeiten zu besprechen.
Strategien und Lösungsvorschläge bei Demenz und Aggressionen
Bei der Pflege von Menschen mit Demenz kann es oft zu schwierigen und verwirrenden Situationen kommen.
Auch wenn Sie viel Liebe und Geduld aufbringen, kann es vorkommen, dass Sie nicht wissen, wie Sie am besten reagieren sollen. Dann kann es sein, dass Sie mit Ihren Reaktionen nicht immer die gewünschte Wirkung erzielen.
In solchen Momenten ist es wichtig, dass Sie sich daran erinnern: Demenz ist eine Krankheit, die das Verhalten verändert und auf die es nicht immer einfache Antworten gibt.
Typische Situationen zu kennen, mögliche Hintergründe zu verstehen und passende Lösungsvorschläge zu entwickeln, kann den Umgang mit diesen Herausforderungen erleichtern. Dies trägt dazu bei, sowohl den Betroffenen als auch Ihnen selbst Unterstützung und Orientierung zu geben.
Umgang mit aggressiven Demenzerkrankten
Für pflegende Angehörige von Demenzerkrankten ist das so erlebte „aggressive“ Verhalten eine der größten Herausforderungen im täglichen Umgang mit Demenz. Versuchen Sie in einer solchen Episode, sich in den Betroffenen einzufühlen und herauszufinden, was die Ursache für das aufgeregte, abwehrende Verhalten sein könnte.
Für alle Menschen, die Demenzerkrankte begleiten und pflegen, ist ein solche „Ursachen-Forschung“ nicht einfach. Es braucht Zeit, um das Lernen zu können. Machen Sie sich als Angehörige nicht noch mehr Stress, wenn es Ihnen nicht (immer) gelingt. Auch Sie müssen sich umgewöhnen und das braucht Zeit. Mit diesem schwierigen und anstrengenden Lernprozess sind Sie nicht allein, vielen anderen Angehörigen geht es genauso.

Auf jeden Fall ist es wichtig, in einem ruhigen Tonfall zu sprechen und in kurzen Sätzen. Anteilnehmende Worte wie „Ja, das regt einen auf.“ oder „Du machst dir Sorgen, was?“ zeigen dem Betroffenen, dass er ernst genommen wird.
Als betreuende Person sollten Sie sich bewusst machen: Ein „aggressives“ Verhalten ist nie persönlich gemeint, sondern auf die Demenz zurückzuführen. Führen Sie sich das immer wieder vor Augen. Es hilft Ihnen dabei, eine Konfrontation zu vermeiden und nicht noch mehr Aufgeregtheit herbeizuführen.
Aggressionen gegen Angehörige
Wenn Demenzerkrankte aggressiv werden, richten sie ihre negativen Gefühle oft gegen Sie als Angehörigen – schließlich sind Sie meist die engste Bezugsperson. Doch genau aus diesem Grund kann es für Sie schwierig sein, diese Aggressionen zu verstehen. Umso wichtiger ist es, dass Sie die Situation genau beleuchten: Was ist vor dem aggressiven Verhalten passiert? Welche Auslöser kann es gegeben haben?
Denken Sie daran, dass Menschen mit Demenz Situationen anders einschätzen als ihre Mitmenschen. Menschen mit demenziellen Veränderungen können sich manchmal nicht richtig ausdrücken, fühlen sich unverstanden, sind gestresst, verängstigt, frustriert oder überfordert. Dann fallen Demenzerkrankte häufig durch aggressives oder vermeintlich bösartiges Verhalten auf.
Verständnis aufzubringen ist nicht immer leicht
Vielen Angehörigen gelingt es nicht, aggressives Verhalten richtig zu deuten, da sie emotional stark involviert sind und die Veränderungen des geliebten Menschen schmerzlich erleben.
Hinzu kommt, dass die Ursachen für Aggressionen bei Demenz vielfältig sein können und nicht immer offensichtlich sind. Oft fehlt auch das Wissen über die Krankheit und ihre Auswirkungen, was die Interpretation des Verhaltens zusätzlich erschwert.
Die Unsicherheit und der Stress, der durch das unberechenbare Verhalten der demenzerkrankten Person entsteht, können Angehörige überfordern und die Beziehung zu den Betroffenen belasten. Hier kann professionelle Unterstützung wichtige und entlastende Hilfestellungen bieten.
Aggressionen bei Demenz: Mögliche Schritte zur Besserung
Wird ein Demenzerkrankter unruhig, verbal ausfällig oder handgreiflich, ist es wichtig herauszufinden, was mögliche Gründe für die Gefühlsausbrüche sind.
Betreuende können sich folgende Fragen stellen:
- Was stresst die betroffene Person?
- Fühlt sie sich überfordert oder unterfordert?
- Hat die Person den Eindruck, nicht verstanden zu werden?
Gefühle ernst nehmen: Wird ein Mensch mit Demenz „boshaft“ oder handgreiflich, will er mit seinem Verhalten vielleicht auf sich aufmerksam machen und Hilfe erhalten. Wichtig ist dabei immer, den Wunsch beziehungsweise Grund, der hinter dem scheinbar boshaften Verhalten steckt, ernst zu nehmen und darauf einzugehen.
Betroffene aktivieren: Studien deuten darauf stark hin, dass Aktivitäten im Freien und körperzentrierte Therapien wie Massagen weitaus effektiver sind als Medikamente, um körperliche und verbale Aggressionen zu mindern. Kaum verwunderlich – schließlich sind all dies Dinge, die auch den meisten gesunden Menschen guttun.
Therapieansätze bei Aggression bei Demenz
Die Behandlung von sogenannten Aggressionen bei Demenz braucht eine sorgfältige Planung. Man kann dabei sowohl Medikamente als auch andere Methoden ohne Medikamente verwenden.
Grundsatz der Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz ist, dass zuerst alle nicht-medikamentösen Maßnahmen ausprobiert werden. Der Einsatz von (beruhigenden) Medikamenten gilt als letzter Schritt.
Aggressives Verhalten bei Menschen mit Demenz kann durch Frustration, Schmerz oder Verwirrung ausgelöst werden. Deswegen richtet sich die geeignete Behandlung nach Ursache und Intensität der Symptome.
Therapie ohne Medikamente
Der nicht-medikamentöse Ansatz zur Behandlung von „Aggressionen bei Demenz“ sollte immer zuerst gewählt werden. Damit kann auf die individuellen Bedürfnisse und die Lebenssituation Ihres Angehörigen spezifisch eingegangen werden und Maßnahmen entsprechend angepasst werden.
Sie können Verhaltensstrategien anwenden, die Umgebung entsprechend anpassen und gegebenenfalls spezielle Schulungen für Pflegende in Anspruch nehmen.
Wenn Sie die Auslöser für aggressives Verhalten wie Schmerzen, Angst, Verwirrung oder nicht erfüllte Bedürfnisse verstehen, können Sie spezifische Maßnahmen entwickeln, um diese Faktoren zu reduzieren.
Strategien für eine medikamentenfreie Betreuung bei Demenz
- Einführung von Routinen.
- Eine klare Kommunikation.
- Eine angenehme Gestaltung der Umgebung.
- Spezielle Techniken zur Stressbewältigung erlernen.
Oft arbeiten Fachleute wie Ergotherapeuten oder Psychologen eng mit den Pflegenden zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, ohne dass Medikamente eingesetzt werden müssen.
Verhaltensstrategien
Wenn die Person auf bestimmte Reize mit Aggression reagiert, kann ein Verhaltensplan helfen, diese Reize zu vermeiden oder darauf zu reagieren. Wenn zum Beispiel laute Geräusche Unruhe auslösen, kann ein ruhigerer Raum geschaffen werden.
Anpassung der Umgebung:
Die Anpassung der Wohn- oder Pflegeumgebung kann wesentlich zur Beruhigung beitragen. Sanfte Beleuchtung, vertraute Gegenstände und beruhigende Farben können helfen, das Aggressionspotenzial zu reduzieren.
Schulung der Pflegenden:
Die Schulung von Angehörigen oder Pflegekräften im Umgang mit Demenz kann ihnen helfen, Warnzeichen zu erkennen und proaktiv zu handeln. Beispielsweise kann das Erkennen von Müdigkeit oder Hunger dazu beitragen, Unruhe und damit verbundene Aggressionen zu vermeiden.
Musiktherapie:
Manche Demenzkranke reagieren positiv auf Musik. Das Abspielen ihrer Lieblingslieder kann beruhigend wirken und Aggressionen abbauen.
Ergotherapie:
Ein Ergotherapeut kann Aktivitäten entwickeln, die sowohl stimulierend als auch beruhigend wirken. Malen, Basteln oder Gartenarbeit können eine therapeutische Wirkung haben.
Tiere in der Therapie:
In manchen Fällen kann der Umgang mit Tieren eine beruhigende Wirkung haben. Therapiehunde oder -katzen sind in vielen Pflegeeinrichtungen ein wertvolles Instrument zur Förderung des Wohlbefindens.
Durch die Kombination dieser Ansätze kann eine Therapie entwickelt werden, die die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben des Einzelnen berücksichtigt, ohne sofort auf Medikamente zurückgreifen zu müssen.
Medikamentöse Therapie
Wie oben erwähnt, können Medikamente bei der Behandlung von „Aggressionen bei Demenz“ unerlässlich sein, wenn andere Therapieansätze keine ausreichende Wirkung zeigen.
Mangelnde Impulskontrolle, Angstzustände, Wahnvorstellungen und Halluzinationen bei Demenz sind komplexe Symptome, die auf die Erkrankung des Gehirns zurückzuführen sind. In einigen Fällen können Medikamente, die speziell zur Beruhigung von Patienten und zur Angstreduzierung entwickelt wurden, helfen, diese Symptome zu therapieren.
Medikamente zur Beruhigung sollten nur unter strenger fachärztlicher Aufsicht eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben können. Auch die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten bedarf der genauen ärztlichen Überprüfung. Beobachten Sie bitte, ob verordnete Psychopharmaka die gewünschte Wirkung bei den Patienten zeigen. Gegebenfalls muss die medikamentöse Behandlung verändert werden. Manche Psychopharmaka wirken auch paradox, das heißt sie führen nicht zur Beruhigung, sondern verstärken das aufgeregte Verhalten der Patienten. Wie erwähnt, muss immer hinterfragt und abgeklärt werden, ob Medikamente tatsächlich die Ursachen der Symptome von Unruhe, Angst und bedrohlichem Verhalten zugrunde liegende Ursache der Aggression oder Angst behandeln können oder ob für das herausfordernde Verhalten andere Ursachen vorliegen.
Risperidon und Haloperidol
Risperidon und Haloperidol sind Medikamente, die bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt werden können, insbesondere wenn die Person sehr streitsüchtig oder aggressiv ist. Haloperidol kann auch eingesetzt werden, wenn der Patient falsche Vorstellungen von der Realität hat oder Stimmen hört. (5)
Medikamenteneinsatz bei Alzheimer: Nur als letzte Option
Medikamente bei Demenz sollten nur eingesetzt werden, wenn andere Behandlungen ohne Medikamente nicht geholfen haben und wenn die Gefahr besteht, dass die Person mit Demenz sich selbst oder andere gefährdet. Es sollte ein Plan mit nicht-medikamentösen und medikamentösen Methoden erstellt werden. Die medikamentöse Behandlung sollte nicht nur das Problem, zum Beispiel die Aggressivität, behandeln, sondern auch die Ursache. Bevor Medikamente für die Psyche gegeben werden, sind andere Krankheiten zu behandeln. Diese Medikamente sollten nur für eine begrenzte Zeit eingesetzt werden, wenn andere Hilfen versagt haben oder wenn ernsthafte Probleme wie Wahnvorstellungen oder Gefährdung bestehen. (1)
Der Einsatz von Psychopharmaka und Medikamente aller Art bei Demenz bedarf der fachärztlichen Erfahrung und Kompetenz. Die medizinische Wissenschaft hat dafür eine spezielle Regel erstellt (S3-Behandlungsleitlinie „Demenzen“ der medizinischen Fachgesellschaften). Als Angehörige finden Sie zum Thema Medikamente bei Demenz einen guten Überblick in einem Informationsblatt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: „Informationsblatt 5: Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen“ (siehe hier).
Grundlage jeglicher medikamentösen Behandlung muss das Gespräch und die beobachtende Begleitung des Facharztes sein.

Sicherheit bei aggressiven Situationen
Aggressive Situationen bei Menschen mit Demenz können für alle Beteiligten potenziell gefährlich werden. Wenn die Sicherheit des Betroffenen und Ihre eigene nicht mehr gewährleistet ist, sind besondere Maßnahmen erforderlich.
Versuchen Sie in solch schwierigen Situationen Folgendes zu beherzigen:
- Die Kommunikation sollte klar und ruhig sein, und spezielle Routinen oder eine beruhigende Umgebung können Ihnen dabei helfen.
- Wenn eine aggressive Reaktion auftritt, halten Sie immer einen sicheren Abstand und versuchen Sie, ruhig zu bleiben, um die Situation nicht zu verschlimmern.
- Spätestens jetzt ist es wichtig, die Unterstützung einer geschulten Fachkraft in Anspruch zu nehmen, um herauszufinden, welche Strategien in der jeweiligen Situation am besten funktionieren.
- Training in Deeskalationstechniken und Notfallmanagement sowie die Erstellung eines individuellen Pflegeplans können entscheidend sein, um das Risiko von Verletzungen und Stress für alle Beteiligten zu verringern.
- Wenn die Situation eskaliert, sollte eine Zwangseinweisung in Erwägung gezogen werden. Dies kann erforderlich sein, wenn eine unmittelbare Gefahr für die betroffene Person oder andere besteht.
Oberste Regel ist, bei entstehender Eskalation, die Handlung zu beenden bzw. die Situation zu verlassen. Und nach einigen Minuten noch einmal zu versuchen, die die anstehende Aktion umzusetzen. Natürlich gibt es Situationen, wo das nicht möglich sein wird, weil etwas unerlässlich getan oder unterlassen werden muss. Dann versuchen Sie bitte nach den folgenden Tipps zu handeln. Und bedenken Sie bitte, dass wenn Sie aufgeregt und nervös sind, Ihr Erkrankter das spüren wird, auch wenn Sie sich noch so viel Mühe geben, es zu verbergen. Menschen mit Demenz haben sehr feine „Antennen“ und spüren unsere emotionale Verfasstheit. Beruhigen Sie bitte sich selbst und versuchen Sie, von Anfang an souverän zu agieren.

Zwangseinweisung bei Aggression bei Demenz
Wenn trotz aller Bemühungen und der Anwendung verschiedener Strategien die aggressive Situation nicht entschärft werden kann und die Sicherheit des Betroffenen und anderer Personen ernsthaft gefährdet ist, kann eine Zwangseinweisung notwendig werden.
In einem solchen Extremfall müssen Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um das Wohl aller Beteiligten zu gewährleisten. Es handelt sich um eine schwerwiegende Entscheidung, die nur nach sorgfältiger Abwägung und in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Bestimmungen getroffen werden darf.
Die Entscheidung, den Erkrankten in ein Pflegeheim umzuziehen, ist oft ein schwerer und schmerzlicher Schritt. Viele Erfahrungen und Berichte von Angehörigen zeigen jedoch, dass es manchmal für alle Beteiligten das bessere Vorgehen ist. Angehörige berichten, dass sie dann entspannt und gelassen ihre Erkrankten im Pflegeheim besuchen können. Und dann auf einmal wieder gemeinsam mit den Erkrankten frohe Momente haben können, weil sie selber weniger gestresst sind.
Machen Sie sich bitte frühzeitig Gedanken, wie lange Sie die häusliche Pflege leisten können und wollen. Und holen Sie Informationen und Beratung zu Pflegeheimen in Ihrer Region ein, die eine zuverlässig demenzgerechte Pflege und Betreuung anbieten.

Häufig gestellte Fragen
Warum werden Demenzerkrankte aggressiv?
Menschen mit Demenz schätzen Situationen oft anders als ihre Mitmenschen ein. Sie haben manchmal Schwierigkeiten, sich richtig auszudrücken, sind leichter gestresst, verängstigt, überfordert und frustriert. Das liegt bei einer Demenz daran, dass sich bestimmte Gehirnregionen verändern, die beispielsweise für die Impulskontrolle zuständig ist. Das Verhalten ist also durch körperliche Veränderungen zu erklären.
Was kann man gegen Aggressionen bei Demenz tun?
Wird ein Demenzerkrankter unruhig, verbal ausfällig oder handgreiflich, ist es wichtig, herauszufinden, was zu den Gefühlsausbrüchen geführt hat. Werden die Auslöser gefunden und die Ausgangssituation verändert, können die Aggressionen zurückgehen. Oft sind die Auslöser im Umfeld zu finden, zum Beispiel störende Hintergrundgeräusche. In schweren Fällen können Medikamente gegen die Aggressionen in Betracht gezogen werden. In jedem Fall sollten die Gefühle des Betroffenen ernst genommen werden. Geben Sie dem Betroffenen das Gefühl, dass er sich gehört, angenommen sowie verstanden fühlt und mit Ihnen verbunden ist. Vermitteln Sie ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Bleiben Sie selbst dabei ruhig und authentisch. Sie können außerdem versuchen, ob nicht auch ein Umgebungswechsel helfen kann.
Wann sind Medikamente bei aggressiven Demenzerkrankten sinnvoll?
Medikamente sollten erst in Erwägung gezogen werden, wenn nichtinvasive Maßnahmen wie demenzgerechte Raumgestaltung oder eine verbesserte Kommunikation nicht helfen. Wenn die Betreuung und Pflege des Demenzerkrankten aufgrund seines Verhaltens nicht mehr gesichert ist – entweder durch Sie als pflegenden Angehörigen oder/und durch eine Pflegekraft – kann die Möglichkeit der Medikamentengabe in Absprache mit dem Neurologen in Betracht gezogen werden. Der Umzug in ein Pflegeheim mit Demenzstation kann eine alternative Lösung sein.