Trinknahrung: Ernährungsdefizite mit Astronautennahrung ausgleichen

Trinknahrung

Einige ältere oder pflegebedürftige Menschen haben Schwierigkeiten beim Essen, zum Beispiel weil sie schlecht kauen können. Oft nehmen sie dann nicht mehr genug Nahrung über den Mund auf und können daher ihren Nährstoffbedarf nicht ausreichend decken. Trinknahrung hilft diesen Menschen, ihren Körper weiterhin mit allen lebensnotwendigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen zu versorgen. Auch ihren Grundbedarf an Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten decken sie damit auf unkomplizierte Weise.

pflege.de klärt auf, was Trinknahrung ist, welche Arten es gibt und wann sowie für wen sie in Frage kommt.

Inhaltsverzeichnis

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Definition: Trinknahrung / Astronautennahrung

Trinknahrung, oftmals auch Astronautennahrung oder Astronautenkost genannt, ist flüssige oder halbfeste Nahrung mit einem hohen Gehalt an Vitaminen, Kalorien, Mineralstoffen und Eiweißen. Sie zählt zur sogenannten oral bilanzierten Diät (OBD). Dabei beschreibt der Begriff „bilanziert“ (von ital./lat. bilancia = Waage), dass die zugeführte Ernährung mit den Nährstoff-Anforderungen des jeweiligen Körpers im Gleichgewicht ist.

Bilanzierte Diäten haben einen besonderen medizinischen Zweck: So soll Trinknahrung die Nährstoffversorgung von Menschen mit Einschränkungen oder Erkrankungen gewährleisten, auch wenn sie beispielsweise schlecht kauen können.

Trinknahrung gleicht Ernährungsdefizite gezielt aus. Sie kann sowohl ergänzend zum normalen Essen eingesetzt werden als auch diese komplett ersetzen. (1)

Ziele von Trinknahrung

Trinknahrung soll: (2)

  • Die normale Ernährung ergänzen oder ersetzen, wenn die Ernährung aufgrund von Krankheit nicht oder nicht ausreichend möglich ist
  • Die Energie- und Nährstoffzufuhr erhöhen
  • Den Ernährungszustand erhalten oder sogar verbessern

Trinknahrung gibt es je nach Ernährungsbedürfnis in verschiedenen Zusammensetzungen. So eignen sich spezielle Produkte für Menschen mit einem normalen Energiebedarf (normokalorische Variante), während andere einen höheren Energiebedarf (hochkalorische Variante) bedienen, zum Beispiel bei Mangelernährung.

Darreichungsformen von Trinknahrung

Trinknahrung gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Sie kann beispielsweise bei Demenz, Dysphagie (Schluckstörung) oder generell im Alter als ergänzende und unterstützende Maßnahme zur Ernährungstherapie einen wertvollen Beitrag leisten.

Je nach Verwendungszweck und individueller Ernährungssituation gibt es Trinknahrung in unterschiedlichen flüssigen oder halbfesten Darreichungsformen: (3)

  • Gebrauchsfertige Trinknahrung in Flaschen
  • Trinknahrung als Pulver zum Anrühren
  • Gelier- und Andickungsmittel
  • Breie und Cremes
Experten-Tipp

Trinknahrung ist nicht der erste Schritt bei Ernährungsproblemen.

Bevor Sie Trinknahrung einsetzen, sollten Sie sich mit dem behandelnden Arzt austauschen. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die bei Ernährungsproblemen zuerst ausprobiert werden sollten: Zum Beispiel können Sie kalorienreiche Zwischenmahlzeiten einplanen oder Mahlzeiten mit energiereichen Lebensmitteln anreichern. Wenn die Versorgung nicht ausreicht, können Sie auch ausprobieren, die Speisen mit Nährstoffkonzentraten anzureichern, zum Beispiel mit Eiweißkonzentraten. Liegt jedoch schon eine Mangelernährung vor oder besteht der Verdacht, sollte umgehend mit der Trinknahrung begonnen werden.

Tatjana  Brückner
Professionell Pflegende & pflegende Angehörige

Gebrauchsfertige Trinknahrung in Flaschen

Gebrauchsfertige Trinknahrung ist meist in kleinen Fläschchen mit rund 200 Millilitern Inhalt erhältlich. Sie enthalten alle wichtigen Nährstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate, Vitamine und Fette in konzentrierter Form.

Je nach Erkrankung unterscheidet sich der Kalorienbedarf der Patienten. Entsprechend bieten die Hersteller Trinknahrung mit verschiedenem Kaloriengehalt an: In der Regel reicht er von 1,2 bis 3,2 Kilokalorien pro Milliliter Flüssigkeit. (4)

Gebrauchsfertige Trinknahrung in Flaschen gibt es in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, zum Beispiel in Vanille oder Waldfrucht. Sie können aber auch geschmacksneutrale oder sogar herzhafte Varianten wählen.

Trinknahrung als Pulver

Trinknahrung ist auch in Pulverform erhältlich. Häufig bieten Hersteller neben der geschmacksneutralen Variante diverse Geschmacksrichtungen wie Vanille, Schokolade oder Fruchtmischungen an.

Für eine Portion Trinknahrung müssen Sie eine bestimmte Menge Pulver in ein Glas Wasser einrühren. Sie können es aber ebenso gut in verschiedene warme und kalte Gerichte mischen, zum Beispiel in Kartoffelbrei oder in eine Suppe.

Wichtiger Hinweis
Trinknahrung bei Laktoseintoleranz

Das Eiweiß in Trinknahrung wird häufig aus Milcheiweiß gewonnen: Menschen mit Milcheiweißallergie brauchen deshalb ein laktosefreies Präparat. In laktosearmer beziehungsweise laktosefreier Trinknahrung kommt beispielsweise Sojaeiweiß zum Einsatz. Wichtig ist, dass Sie auf den genauen Laktosegehalt achten, der auf dem Etikett angegeben ist.

Weitere Formen von Trinknahrung

Trinknahrung lässt sich nicht nur trinken, sondern auch beim Essen einsetzen. Für eine abwechslungsreiche Ernährung bietet es sich an, dass Sie geschmacksneutrale Trinknahrung in Suppen, Joghurts und Puddings einrühren.

Sie können auch hochkalorische Andickungsmittel nutzen, mit denen Sie pürierte Speisen aus Energie- und Nährstoffsicht aufpeppen und appetitlich in Form bringen können.

Die Wahl der passenden Ernährung hängt von der Störung ab, die Sie oder Ihr Angehöriger haben: Besprechen Sie Ihr Vorgehen am besten mit dem behandelnden Arzt. Ein Großteil, der von Kau- und Schluckstörung Betroffenen kann zum Beispiel auch weiche, nicht pürierte (adaptierte) oder teilpürierte Kost zu sich nehmen.

Experten-Tipp

Schluckbarkeit verbessern

Sie können die Schluckbarkeit von Flüssigkeiten verbessern, indem Sie Speisen verdicken oder gelieren: Es gibt eine Reihe von Verdickungsmitteln, durch die Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Flüssigkeiten und Suppen besser und bequem schlucken kann. Dadurch senken Sie nicht nur das Risiko, dass sich Ihr Angehöriger verschluckt und Nahrung in die Luftröhre gelangt (Aspirationsrisiko), Sie fördern vor allem den Genuss und das Mundgefühl.

Durch Geliermittel können Sie Lebensmittel in die Form bringen, in der Ihr Angehöriger sie am besten greifen und zum Mund führen kann. Auf diese Weise können Sie auch frische Lebensmittel mundgerecht einschließen, so dass sie einfach mit den Fingern gegessen werden können, ohne weiteres Besteck zu benötigen.

Tatjana  Brückner
Professionell Pflegende & pflegende Angehörige

Trinknahrung als Möglichkeit der enteralen Ernährung

Die Versorgung mit Trinknahrung setzt voraus, dass der Verdauungstrakt des Betroffenen funktioniert und er seine Nahrung weiterhin über den Magen-Darm-Trakt verarbeiten kann.

Doch Trinknahrung kann nicht nur als flüssige Trinkform, Brei oder angedickte Speise für die orale Nahrungsaufnahme aufbereitet werden. Ist das Essen und Trinken über den Mund nicht mehr möglich, kann Trinknahrung auch über eine Sonde direkt in den Magen geleitet werden (enterale Ernährung).

Info
Enterale und parenterale Ernährung

Von der enteralen Ernährung muss die parenterale Ernährung abgegrenzt werden. Bei dieser Form der künstlichen Ernährung werden die lebenswichtigen Nährstoffe, Energie, Eiweiß und Fette per Infusion direkt in den Blutkreislauf gebracht.

Arten von Trinknahrung

Trinknahrung enthält wichtige Nährstoffe, die gesunde Menschen normal über Lebensmittel aufnehmen. Sie dient vor allem im Alter, bei Krankheit oder nach einer Operation dazu, den Nährstoffbedarf des Körpers zu decken und einer Unter- oder Mangelernährung vorzubeugen. Je nach Anforderung gibt es verschieden zusammengesetzte Varianten der Trinknahrung:

  • Vollbilanzierte Trinknahrung
  • Teilbilanzierte Trinknahrung
Info
Zusammensetzung von Trinknahrung

Die genauen Inhaltsstoffe von Trinknahrung variieren von Produkt zu Produkt und je nach Einsatzzweck. Im Allgemeinen sind Proteine, Kohlenhydrate, Fette, Ballaststoffe, Vitamine sowie Mineralstoffe enthalten. (5)

Vollbilanzierte Trinknahrung

Vollbilanzierte Trinknahrung ist aufgrund ihrer Zusammensetzung als alleinige Nahrungsquelle geeignet.

Auch von vollbilanzierter Trinknahrung gibt es verschiedene Arten: So hat die sogenannte Standardnahrung eine Standardzusammensetzung von Nährstoffen, während sie bei anderen auf bestimmte Beschwerden oder Krankheiten angepasst ist. Letztere werden auch krankheitsspezifische Nahrungen genannt und sind ebenfalls als alleinige Nahrungsquelle ausgelegt. (3)

Teilbilanzierte Trinknahrung

Trinknahrung, die teilbilanziert ist, ist nicht als alleinige Nahrungsquelle geeignet. Ihre Nährstoffzusammensetzung ist auf eine bestimmte Beschwerde oder Krankheit abgestimmt. (3)

Insbesondere bei Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder Morbus Crohn ist Vorsicht geboten: Hier muss die Zusammensetzung der Trinknahrung unbedingt auf die jeweilige Krankheit abgestimmt sein.

Beraten Sie sich mit dem zuständigen Facharzt, der Apotheke oder einem ausgebildeten Ernährungsberater, welche Trinknahrung sich in Ihrem Fall am besten eignet.

Vorteile von Trinknahrung

Ob Trinknahrung als ergänzende Zusatznahrung oder Vollernährung eingesetzt wird, entscheidet die individuelle Ausgangssituation.

In beiden Fällen ist es möglich, mit Trinknahrung auf spezifische, nährstoffphysiologische Bedürfnisse und Anforderungen durch Erkrankungen wie Diabetes, Demenz, Tumorleiden (Krebs) oder Mangelernährung einzugehen und so eine optimale Energie- und Nährstoffversorgung sicherzustellen.

Weitere Vorteile der Trinknahrung sind:

  • Sie können mit Trinknahrung den gesamten Nährstoff- und Energiebedarf decken.
  • Sie ist leicht verzehrbar und gut zu verdauen.
  • Mit Trinknahrung ist eine Gewichtszunahme möglich.
  • Die flüssige Darreichungsform kann auch bei Schluckbeschwerden angewendet werden.
  • Trinknahrung leistet einen positiven Beitrag zum gesamten Gesundheitszustand.
  • Sie kann Ernährungsmängel durch Krankheiten, bei Mangelernährung oder nach Operationen gezielt ausgleichen.

Nachteile von Trinknahrung

Trinknahrung ist leichter zu verdauen als feste Nahrung. Die Nahrung verbleibt deshalb kürzer im Magen-Darm-Trakt. Das kann zu Veränderungen im Verdauungssystem führen, wie einer anderen Stuhlbeschaffenheit, aber auch Verstopfung oder Durchfall.

Weitere mögliche Nachteile der flüssigen Ernährung sind: (5)

  • Eine unzureichende Zufuhr an Ballaststoffen
  • Eine reduzierte Darmbewegung
  • Eine Minderung der Darmflora, also der Mikroorganismen, die unseren Darm natürlicherweise besiedeln
Experten-Tipp

Nachteile von Trinknahrung gezielt ausgleichen

Sie können auf verschiedene Dinge achten, um die Nachteile von Trinknahrung auszugleichen:

  • Verabreichen Sie zusätzlich zur Trinknahrung Ballaststoffpräparate, zum Beispiel Flohsamenschalen. Diese enthalten Quellstoffe, die den Darm anregen und wie eine Art Schmiermittel funktionieren. Sprechen Sie ausführlich mit Ihrem Apotheker darüber. 
  • Wenn die Darmbewegung reduziert ist, empfehlen sich Bauchmassagen.
  • Es gibt verschiedene Präparate, mit denen Sie gesunde Bakterien im Darm ansiedeln können: So sorgen Sie bei Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen für eine ausgewogene Darmflora. Zu diesen Präparaten kann ein Apotheker sie beraten.
Tatjana  Brückner
Professionell Pflegende & pflegende Angehörige

 

Trinknahrung: Indikation und Einsatzgebiete

Es gibt verschiedene Ursachen, die den Einsatz von Trinknahrung notwendig machen, zum Beispiel: (5)

  • Unter- und Mangelernährung
  • Ungewollter Gewichtsverlust (Kachexie)
  • Abmagerung durch Krebsleiden (Tumorkachexie)
  • Kau- und Schluckbeschwerden
  • Schluckstörungen (Dysphagien)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
  • wenn der Körper einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen hat, zum Beispiel bei Erkrankungen oder auch während der Wundheilung
  • Demenz
  • Appetitlosigkeit durch Krankheit oder medikamentöse Nebenwirkungen

Trinknahrung kann insbesondere in folgenden Gebieten sinnvoll eingesetzt werden:

  • In der Geriatrie und Altenpflege
  • Bei Krankheit oder Operationen
  • In der Palliativpflege

Trinknahrung in der Geriatrie und Altenpflege

Trinknahrung wird in der Geriatrie und Altenpflege eingesetzt, häufig im Rahmen einer Ernährungstherapie. Dabei sind die Ausgangssituationen und Krankheitsbilder sehr unterschiedlich. Sie reichen von der Mangelernährung bis hin zur Krebstherapie.

Die wohl häufigste Verwendung findet die proteinreiche hochkalorische Trinknahrung beim alters- oder krankheitsbedingten Gewichtsverlust, der sogenannten Kachexie – ein häufiges Problem in der Ernährung im Alter. Die geregelte Energie- und Nährstoffzufuhr wirkt dem Teufelskreis der Mangelernährung entgegen, kann diesen im Idealfall sogar stoppen und dazu beitragen, dass die Betroffenen wieder zunehmen.

Info
Trinknahrung und Pflegegrad

Wenn Sie auf Trinknahrung angewiesen sind, haben Sie noch keinen Anspruch auf einen anerkannten Pflegegrad. In bestimmten Fällen lohnt sich aber die Prüfung, zum Beispiel wenn Sie eine leichte bis schwere Pflegebedürftigkeit haben. Aber auch, wenn Sie oder die betroffene Person in der Selbständigkeit sowie in bestimmten Fähigkeiten eingeschränkt sind und deshalb auf Unterstützung einer weiteren Person angewiesen sind. Nutzen Sie gern unseren kostenlosen Pflegegradrechner und ermitteln Sie den voraussichtlichen Pflegegrad in Ihrem speziellen Fall.

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Trinknahrung bei Demenz

Demenz geht häufig mit einer Mangelernährung und allgemeinem Flüssigkeitsmangel einher. Wenn Betroffene vergessen zu essen, nicht mehr richtig kauen beziehungsweise schlucken können, Mahlzeiten nicht mehr selbst zubereiten können oder sogar die Nahrungsaufnahme verweigern, ist die ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen und Kalorien nicht mehr gegeben.

Viele Demenzkranke haben außerdem einen starken Bewegungsdrang. Sie verbrauchen also mehr Energie, als sich zuführen können. So haben manche Betroffene einen Energiebedarf von bis zu 4000 Kilokalorien pro Tag. (6) Zum Vergleich: Ein gesunder älterer Mensch hat einen täglichen Energiebedarf von ungefähr 1900 (weiblich) bis 2500 (männlich) Kilokalorien. (7)

Trinknahrung kann Demenzkranke unterstützen, indem sie den benötigten Energie- und Nährstoffbedarf deckt. Dazu ist sie leicht verzehrbar und verdaulich, was vor allem Betroffenen mit Schluckbeschwerden zugutekommt.

Bei Krankheit oder Operationen

Nicht nur bei Unterernährung, sondern auch zur Vorbereitung akuter Operationen sowie zur schnelleren Genesung bei Infektionen und Krankheiten im Alter ist Trinknahrung eine wirksame Ernährungsmaßnahme.

Außerdem kann Trinknahrung auf krankheitsspezifische Anforderungen wie beispielsweise bei Stoffwechsel- oder Fettverwertungsstörungen reagieren oder einen erhöhten Bedarf an Eiweiß oder speziellen Mineralstoffen decken.

Trinknahrung bei CED

Bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ist die Darmschleimhaut ständig entzündet. Der Körper kann dadurch nicht mehr ausreichend Nährstoffe über die Verdauung aufnehmen und verwerten.

Um Betroffenen mit ausgeprägter Mangelernährung und Gewichtsverlust zu helfen, sind spezielle Trinknahrungen das Mittel der Wahl, die je nach individuellem Bedarf auch als Sondennahrung verabreicht werden können. (8)

In der Palliativpflege

Auch in der Palliativpflege, insbesondere bei Krebsleiden, kommt Trinknahrung im Rahmen der Ernährungstherapie zum Einsatz.

Sie kann die Energieversorgung und damit die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, Gewichtsverlust vorbeugen und ist auch bei typischen krankheitsbedingten oder medikamentösen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit sehr gut einsetzbar. (9)

Weiterhin können Palliativmediziner mit dieser Ernährungsmöglichkeit den Körperabbau bestmöglich eindämmen, wenn Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder Geschmacks- und Schluckstörungen die Gründe für die geringe Nahrungsaufnahme sind. (9)

Info
Wie lange werden Patienten im Schnitt mit Trinknahrung versorgt?

Die Dauer der Trinknahrung-Versorgung ist sehr unterschiedlich. Manche Patienten benötigen nach oder vor einer Operation eine vorübergehende Versorgung mit Trinknahrung für zwei bis drei Monate, andere Patienten ernähren sich langfristig über Jahre hinweg ergänzend oder ausschließlich mit Trinknahrung.

Trinknahrung kaufen: Worauf Sie achten sollten

Es gibt verschiedenste Hersteller von Trinknahrung. In Apotheken sind sowohl frei verfügbare als auch verordnungspflichtige Produkte erhältlich. Sie können frei verfügbare Trinknahrung auch im Internet bestellen, teilweise direkt vom Hersteller.

Der Preis für Trinknahrung variiert stark. Er hängt von der Form und vom Hersteller ab. So bewegen sich die Kosten für gebrauchsfertige Trinknahrung in Fläschchen (meist in 200-Milliliter-Abpackungen) zwischen 20 und 35 Euro pro Liter.

Wichtiger Hinweis
Gehen Sie zum Arzt!

Wenn Sie bei sich oder Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen einen Ernährungsmangel oder auch Probleme wie Kau- oder Schluckbeschwerden beobachten, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Mit einem Screening kann er die individuellen Bedürfnisse und Ernährungsdefizite identifizieren und das passende Trinknahrung-Produkt empfehlen beziehungsweise per Rezept verordnen. In der Apotheke sind viele Produkte auch frei verkäuflich, den maximalen Behandlungserfolg können Sie aber nur dann erzielen, wenn die Trinknahrung wirklich auf Sie oder Ihren pflegebedürftigen Angehörigen abgestimmt ist.

Trinknahrung auf Rezept

In der Arzneimittelrichtlinie (AM-RL Abschnitt I, §§ 18-26) ist die Verordnungsfähigkeit von medizinischer Trinknahrung gesetzlich geregelt. (10) Voraussetzung für die Verordnungsfähigkeit ist, dass eine Indikation, also ein Grund, gegeben ist. In der Richtlinie ist das beschrieben als die „fehlende oder eingeschränkte Fähigkeit zur ausreichenden normalen Ernährung“.

Laut Richtlinie sind folgende Produkte verordnungsfähig:

  • Diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät)
  • Produkte, die zur ausschließlichen Ernährung geeignet sind (vollbilanzierte Diät)
  • Produkte, die einen Energiegehalt von mindestens 1 kcal/ml aufweisen

Liegt eine Indikation vor, verordnet der Arzt norm- oder hochkalorische Trinknahrung wie ein Arzneimittel. Er stellt also Patienten ein Rezept aus, mit dem sie in der Apotheke die empfohlenen Trinknahrungs-Produkte erhalten können.

In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen dann die Kosten für die Trinknahrung.

Tipps zur Verabreichung von Trinknahrung

Grundsätzlich ist die Verabreichung von Trinknahrung nicht komplex. Es gibt jedoch einige Dinge, die Sie beachten sollten, wenn Sie selbst Trinknahrung zu sich nehmen müssen oder einen pflegebedürftigen Angehörigen mit Trinknahrung versorgen:

  • Stellen Sie sicher, dass der behandelnde Arzt die richtige Trinknahrung gewählt hat, und lassen Sie sich genau einweisen, wie es verwendet wird. Lesen Sie auch die Angaben auf der Verpackung zu Menge und Zubereitung sorgfältig durch.
  • Nutzen Sie je nach Vorliebe beziehungsweise motorischer Fähigkeit geeignete Gefäße. Das kann etwa ein Glas oder ein Becher sein.
  • Legen Sie sich für die Zubereitung alle nötigen Dinge bereit, zum Beispiel Becher oder Rührstäbchen.
  • Messen Sie die benötigte Menge genau ab. Handelt es sich um Trinknahrung in Pulverform zum Anrühren, brauchen Sie hierfür eine Waage.
  • Wenn Sie die Trinknahrung für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen anrichten, helfen Sie ihm beim Essen. Betroffene sollten bequem und aufrecht sitzen. Achten Sie auf Schluckbeschwerden oder Atemnot. Alles, was Sie beobachten, sollten Sie für den behandelnden Arzt notieren.
  • Lassen Sie Trinknahrung nicht in der Sonne stehen und verbrauchen Sie angebrochene Flaschen innerhalb von einem Tag. Im Kühlschrank ist Trinknahrung 24 Stunden haltbar.
  • Mischen Sie keine Arzneimittel in die Trinknahrung. (11)
  • Reinigen Sie Trinkgefäße und Utensilien nach dem Verzehr gründlich. Halten Sie unbedingt Hygieneregeln ein. Waschen Sie vor allem Ihre Hände gründlich und desinfizieren Sie sie bei Bedarf. Nutzen Sie gegebenenfalls Hilfsmittel wie Einmalhandschuhe, auch um Ihr eigenes Infektionsrisiko zu senken.
Info
Einmalhandschuhe sind Pflegehilfsmittel zum Verbrauch

Wenn die Pflege zu Hause stattfindet und ein Pflegegrad vorliegt, haben pflegebedürftige Menschen Anspruch auf sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Sie erhalten dann beispielsweise medizinische Desinfektionsmittel oder Einmalhandschuhe – im Wert von bis zu 42 Euro pro Monat. Bequem nach Hause geliefert: Mit der curabox Pflege können Sie sich jeden Monat eine Box mit passenden Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch individuell zusammenstellen.

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Zubereitung von Trinknahrung: Hygiene

Die richtigen Hygienemaßnahmen sind entscheidend, um die Qualität und Sicherheit der Trinknahrung zu gewährleisten. So minimieren Sie das Risiko von Infektionen und gewährleisten die Sicherheit und Gesundheit der betroffenen Person.

Wichtige Hygienemaßnahmen für die häusliche Pflege finden Sie in der praktische Hygiene-Checkliste von pflege.de. Diese können Sie hier ganz einfach kostenlos herunterladen:

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Wie Sie Ihrem Angehörigen Trinknahrung dauerhaft schmackhaft machen können

Sind Sie oder Ihr pflegebedürftiger Angehöriger auf die dauerhafte Versorgung mit Trinknahrung angewiesen, kann der Geschmack mit der Zeit eintönig werden.

Viele Betroffene wünschen sich oft eine herzhafte Alternative, da Trinknahrung meist süß schmeckt.

Experten-Tipp

Trinknahrung schmackhaft machen

Lassen Sie Ihren pflegebedürftigen Angehörigen die verschiedenen Geschmacksrichtungen testen. Servieren Sie die Trinknahrung nicht direkt aus dem Plastikfläschchen, füllen Sie sie besser in die Lieblingstasse oder in ein schönes Glas mit Strohhalm. Fragen Sie auch danach, ob Ihr Angehöriger die Trinknahrung lieber Kühlschrank-kalt oder eher gewärmt angerichtet haben möchte. Werden Sie ruhig kreativ: Bestimmte Trinknahrung können Sie in Pudding anrühren, oder in andere Speisen hinzugeben, wenn Ihr Angehöriger das noch kann und es lediglich um eine erhöhte Kalorienzufuhr geht. Manche gefrieren die Trinknahrung auch mit Früchten zu einem Eis, oder machen ein Dessert daraus. Geschmacklose Trinknahrung kann man mit Gewürzen aufpeppen, oder Sie nutzen direkt herzhafte Sorten. 

Tatjana  Brückner
Professionell Pflegende & pflegende Angehörige

Es gibt einige Kniffe, die den Appetit wieder anregen können: Sie können zum Beispiel den Speiseplan variieren, indem Sie unterschiedliche Zubereitungsarten und Darreichungsformen von Trinknahrung nutzen. Reichen Sie die Trinknahrung mal als Getränk, mal als Suppe, Pudding oder Püree.

Manche Betroffene verlieren den Appetit, wenn sie allzu große Portionen an Essen sehen. Bieten Sie dann lieber kleinere Mengen an, die dafür hochkalorisch sind und wichtige Nährstoffe, Proteine und Kalorien in hoher Dosierung enthalten.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Trinknahrung?

Trinknahrung, oder auch Astronautennahrung, ist flüssige oder halbfeste Nahrung mit einem hohen Gehalt an Vitaminen, Kalorien, Mineralstoffen und Eiweißen. Trinknahrung soll die Nährstoffversorgung von Menschen mit Einschränkungen oder Erkrankungen gewährleisten, zum Beispiel wenn sie schlecht kauen können. Trinknahrung kann ergänzend zum normalen Essen eingesetzt werden, sie kann diese aber auch komplett ersetzen.

Was ist Astronautennahrung?

Astronautennahrung ist ein anderes Wort für Trinknahrung. Astronautennahrung oder Astronautenkost ist demnach flüssige oder halbfeste Nahrung mit einem hohen Gehalt an Vitaminen, Kalorien, Mineralstoffen und Eiweißen. Bei Menschen mit Einschränkungen oder Erkrankungen wie Kauproblemen soll Astronautennahrung die Nährstoffversorgung gewährleisten. Sie kann das normale Essen komplett ersetzen oder aber ergänzen.

Wann ist Trinknahrung sinnvoll?

Wenn die Ernährung aufgrund von Krankheit nicht oder nicht mehr ausreichend möglich ist, soll Trinknahrung diese ergänzen oder ersetzen. Mit Trinknahrung wird so die Energie- und Nähstoffzufuhr von Betroffenen erhöht. Damit soll ihr Ernährungszustand erhalten oder sogar verbessert werden.

Wie gesund ist Trinknahrung?

Trinknahrung lässt sich grundsätzlich leichter verdauen als feste Nahrung und verbleibt deshalb kürzer im Magen-Darm-Trakt. Die daraus entstehenden Verdauungsveränderungen führen zu einer veränderten Stuhlbeschaffenheit, aber auch zu Verstopfung oder Durchfall. Weitere mögliche Komplikationen sind die unzureichende Zufuhr an Ballaststoffen sowie eine reduzierte Darmflora. Trinknahrung sollte deshalb nur eingesetzt werden, wenn sie medizinisch notwendig ist.

Was ist die beste Trinknahrung?

Verschiedene Firmen haben sich auf die Herstellung von Trinknahrung spezialisiert. In der Apotheke sind viele Produkte auch frei verkäuflich, den maximalen Behandlungserfolg können Sie aber nur dann erzielen, wenn die Trinknahrung wirklich auf Sie oder Ihren pflegebedürftigen Angehörigen abgestimmt ist. Wenden Sie sich für eine Beratung deshalb unbedingt an einen Arzt. Er kann Trinknahrung dann auch per Rezept verordnen.

Welche Trinknahrungen gibt es?

Trinknahrung gibt es je nach Ernährungsbedürfnis in verschiedenen Zusammensetzungen. So eignen sich bestimmte Produkte für Menschen mit einem normalen Energiebedarf (normokalorische Variante), während andere einen höheren Energiebedarf (hochkalorische Variante) bedienen, zum Beispiel bei Mangelernährung.

Was kostet Astronautennahrung oder Trinknahrung?

Der Preis für Trinknahrung hängt von der Form und vom Hersteller ab. Er variiert stark: So bewegen sich die Kosten für gebrauchsfertige Astronautennahrung in Fläschchen (meist in 200-Milliliter-Abpackungen) zwischen 20 und 35 Euro pro Liter.

Wann zahlt die Krankenkasse Trinknahrung?

Medizinische Trinknahrung kann verordnet werden. Voraussetzung dafür ist, dass eine Indikation, also ein Grund, gegeben ist. In der Arzneimittelrichtlinie ist der beschrieben als die „fehlende oder eingeschränkte Fähigkeit zur ausreichenden normalen Ernährung“. Liegt ein solcher Grund vor, verordnet der Arzt Trinknahrung wie ein Arzneimittel. Er stellt Ihnen also ein Rezept aus, mit dem Sie in der Apotheke die empfohlenen Trinknahrungs-Produkte erhalten können. In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen dann die Kosten für die Trinknahrung.

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Erstelldatum: 7102.30.32|Zuletzt geändert: 5202.70.1
(1)
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) (2013): Ethische und rechtliche Gesichtspunkte der Künstlichen Ernährung
http://dx.doi.org/10.1055/s-0032-1332986 (letzter Abruf am 25.10.2023)
(2)
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (2020): Grundsatzstellungnahme Essen und Trinken im Alter
https://md-bund.de/fileadmin/dokumente/Publikationen/SPV/Grundsatzstellungnahmen/_EssenTrinken_im_Alter_Lesezeichen.pdf (letzter Abruf am 25.10.2023)
(3)
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (2013): DGEM-Terminologie in der Klinischen Ernährung
https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Leitlinien/Terminologie.pdf (letzter Abruf am 25.10.2023)
(4)
Bundesverband spezielle Lebensmittel (DIÄTVERBAND) e. V. (Ohne Jahr): Was ist Trinknahrung?
https://trinknahrung.pro/ (letzter Abruf am 25.10.2023)
(5)
PRO PflegeManagement Verlag (Ohne Jahr): Flüssige Nahrung bei Senioren: Praxisleitfaden für Pflegefachkräfte zur optimalen Unterstützung und Versorgung
https://www.ppm-online.org/pflegestandards/expertenstandards/ernaehrungsmanagement/fluessige-nahrung-bei-senioren-praxisleitfaden-fuer-pflegefachkraefte-zur-optimalen-unterstuetzung-und-versorgung/ (letzter Abruf am 25.10.2023)
(6)
Gabriele Wolf, Praxis für Ernährungstherapie (Ohne Jahr): Mangelernährung bei Demenzkranken
https://www.ernaehrungsforum.eu/ver%C3%B6ffentlichung/ern%C3%A4hrungempfehlung-bei-demenz/ (letzter Abruf am 25.10.2023)
(7)
Stiftung Gesundheitswissen (2022): Wie viele Kalorien braucht man am Tag?
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/ernaehrung-lebensweise/wie-viele-kalorien-braucht-man-am-tag (letzter Abruf am 25.10.2023)
(8)
Falk Foundation e.V. (Ohne Jahr): Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
http://crohn-colitis-centrum.de/wp-content/uploads/Ern_CED_20Fragen.pdf (letzter Abruf am 25.10.2023)
(9)
Leitlinien der DGP Sektion Pflege (2014): Ernährung und Flüssigkeit in der letzten Lebensphase
https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/pdf/Leitlinie_Ern%C3%A4hrung_end.pdf (letzter Abruf am 25.10.2023)
(10)
Gemeinsamer Bundesausschuss (2023): Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Arzneimittel-Richtlinie/AM-RL)
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-3250/AM-RL-2023-08-17_iK-2023-09-28_AT-27-09-2023-B4.pdf (letzter Abruf am 25.10.2023)
(11)
Uniklinik Freiburg (2015): Leitfaden zum Einsatz von Trinknahrung
https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/07_kliniken/med_innere1/bilder/Sektion_Diaetetik/PDF/Leitfaden_zum_Einsatz_von_Trinknahrung_2015.pdf (letzter Abruf am 25.10.2023)
(12)
Bildquellen
Bild 1: ©istock.com/iprogressman, Bild 2: ©istock.com/brianbalster
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Gabi Kunert
 
Gabi Kunert
Ernährungswissenschaftlerin

Gabi Kunert ist Diplom-Ökotrophologin. Heute arbeitet sie als Ernährungswissenschaftlerin in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Nutricia in Erlangen.

Bei einem vitalen Gesundheitszustand nehmen wir die Nährstoffe, die wir täglich brauchen, in Form von Lebensmitteln und Getränken durch unsere normale Ernährung auf. Sofern Krankheiten vorliegen, die die Nahrungsaufnahme und/oder den Appetit beeinträchtigen oder auch den Nährstoffbedarf erhöhen, ist die normale Ernährung oft nicht mehr ausreichend und das kann zu einer Mangelernährung führen.

Trinknahrung kann als Ergänzung zur normalen Ernährung helfen, um einen erhöhten Nährstoffbedarf im Alter, aufgrund von Krankheiten oder Operationen zu decken und sein Körpergewicht schnell wieder zu stabilisieren. So kann man einer Mangelernährung früh entgegenwirken.

Medizinische Trinknahrung

Medizinische Trinknahrungen sind Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (sogenannte „Bilanzierte Diäten“), die immer dann zum Einsatz kommen sollten, wenn der notwendige Energie- und Nährstoffbedarf nicht über die normale Nahrung gedeckt werden kann.

Trinknahrungen enthalten alle lebensnotwendigen Nährstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie sind schmackhaft und in verschiedenen Konsistenzen und Darreichungsformen erhältlich. Es gibt sie zum Beispiel gebrauchsfertig in der praktischen Trinkflasche, als Pulvernahrung zum Anrühren oder im Portionsbecher zum Löffeln. Zudem sind Trinknahrungen auch in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen (wie zum Beispiel Vanille, Cappuccino, Schokolade, Erdbeere und Waldfrucht) verfügbar und bieten somit eine große Vielfalt und Abwechslung. Auch joghurt-frische Varianten von Trinknahrung sind erhältlich.

Trinknahrung in den Speiseplan integrieren

Mit den richtigen Maßnahmen und praktischen Tipps können Sie Trinknahrung gut für sich selbst oder Ihren Angehörigen in den Alltag integrieren. Neutrale Trinknahrungsvarianten (ohne Geschmack) sind auch zum Anreichern von herzhaften Speisen hervorragend geeignet und liefern besonders viele Nährstoffe in konzentrierter Form.

Expertentipp

Sie können Trinknahrung auch leicht gekühlt anbieten oder im Sommer mit einer Kugel Eis als Zugabe eine herrliche energiereiche Erfrischung zaubern. Oder Sie übergießen frisches Obst nach Belieben mit gekühlter Trinknahrung – auch das schmeckt gut und sorgt für die notwendige Nährstoffzufuhr. Im Winter können Sie zum Beispiel die Geschmacksvariante Schokolade auch einmal als Warmgetränk mit Sahnehäubchen verzehren beziehungsweise anbieten.

Gabi  Kunert
Gabi Kunert
Ernährungswissenschaftlerin

Lassen Sie sich inspirieren und probieren Sie die unterschiedlichen Darreichungsformen aus, um so etwas Abwechslung in Ihren Speiseplan beziehungsweise den Ihres Angehörigen zu bringen.

Die Zubereitung von Speisen mit Trinknahrung muss nicht aufwändig sein und nicht lange dauern. Wir liefern Ihnen zwei Rezeptideen zum Nachkochen: eine Zucchinicremesuppe als pikantes Gericht und einen Vanille-Milchreis als Süßspeise oder Dessert.

 

Trinknahrung als Pulver verwenden – Tipps & Tricks

Neben der gebrauchsfertigen, flüssigen Trinknahrung in Fläschchen sind neutrale Varianten auch als Trinknahrung-Pulver erhältlich. Das Pulver kann in essfertige Speisen und Getränke wie zum Beispiel Suppen, Saucen, Eintöpfe, Püree, Kompott, Mus, Kakao oder Säfte einfach eingerührt werden. Der Geschmack wird dadurch nicht verändert, der Nährstoffgehalt der Speise kann dadurch aber deutlich erhöht werden. Das bedeutet: Die Lieblingsspeise schmeckt so gut wie immer – obwohl sie mit wichtigen Nährstoffen angereichert ist, die der Körper braucht!

Tipp: Nehmen Sie die Trinknahrung zwischen den Mahlzeiten ein

Neben der normalen Nahrung können Sie beziehungsweise Ihr Angehöriger auch zwischen den Mahlzeiten nach Möglichkeit Trinknahrung verzehren. Durch die Anwendung als Zwischenmahlzeit verhindern Sie, dass Ihr Appetit beziehungsweise der Ihres Angehörigen beeinträchtigt wird und Sie können dem Gewichtsverlust und Nährstoffmangel gezielt entgegenwirken.

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Meine 6 Tipps zum Kochen mit Trinknahrung:

  1. Verwenden Sie antihaftbeschichtetes Kochgeschirr.
  2. Rühren Sie immer gut um, damit ein Ansetzen (ähnlich wie beim Kochen mit Milch) vermieden wird.
  3. Würzen Sie nach Geschmack mit Kräutern und Gewürzen, verwenden Sie aber wenn möglich wenig Salz.
  4. Gleichen Sie den etwas süßlichen Geschmack von Trinkpulver wahlweise mit etwas Sauerrahm/saurer Sahne und auch Essig oder Zitronensaft aus.
    Achtung: Sofern Sie mehr als 1 Teelöffel Essig oder Zitronensaft zur Trinknahrung hinzuführen, kann die Trinknahrung durch die Säure gerinnen.
  5. Etwas Abwechslung in den Speisplan bringen Sie, indem Sie statt Gemüsebrühe auch mal Fleischbrühe verwenden.
  6. Fügen Sie Trinknahrung am besten erst zum Ende der Zubereitung von Speisen hinzu, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Das Wichtigste in Kürze: Trinknahrung

  • Aufbewahrung: Kühlen Sie gebrauchsfertige Trinknahrung vor Gebrauch und schütteln Sie das Fläschchen gut durch.
  • Anwendung: Oft ist es hilfreich, Trinknahrung regelmäßig über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. Trinken Sie die Trinknahrung langsam und in kleinen Schlucken.
  • Verzehrempfehlung: Soweit nicht anders verordnet, empfehle ich zur ausschließlichen Ernährung („vollbilanzierte Diät“) fünf bis sieben Flaschen pro Tag, zur ergänzenden Ernährung („bilanzierte Diät“) ein bis drei Flaschen pro Tag.
  • Ernährungstherapie: Sprechen Sie sich für Ihre individuelle Ernährungstherapie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. dem Arzt Ihres Angehörigen ab.
  • Zuschüsse & Kosten: Trinknahrung ist laut Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL 2008 Kapitel I, Paragrafen 18 – 26 ) verordnungsfähig und kann von einem Arzt per Rezept verordnet werden.(#*magazine_67c586b99775c*#) Trinknahrung ist in allen öffentlichen Apotheken und Sanitätshäusern erhältlich.

 

Mehr zum Thema Ernährung und Mangelernährung im pflege.de-Magazin:

Interview
Mangelernährung können Sie frühzeitig erkennen und behandeln
Erstelldatum: 7102.01.62|Zuletzt geändert: 5202.30.4
(1)
Gemeinsamer Bundesausschuss (2008): Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL)
https://www.g-ba.de/downloads/40-268-851/2008-12-18-AMR-Neufassung_TrGr.pdf (letzter Abruf am 03.03.2025)
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Bildquellen
Bild 1: © carsten.kattau@windfall.tv, Bild 2: © JPC-PROD / Fotolia.com
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