Schmetterlingskrankheit: Epidermolysis bullosa

Schmetterlingskrankheit Teasergrafik

Ihr Name klingt so schön, doch die Schmetterlingskrankheit ist eine schmerzhafte, chronische Hauterkrankung. Wenn Sie selbst oder ein nahestehendes Familienmitglied mit der Diagnose Epidermolysis bullosa leben, kennen Sie die besonderen Herausforderungen, die damit einhergehen können. pflege.de informiert Sie in diesem Ratgeber über die Symptome, Ursachen sowie Behandlungsmöglichkeiten der Schmetterlingskrankheit – und zeigt Wege auf, wie Patienten und ihre Angehörigen den Alltag meistern können.

Inhaltsverzeichnis

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Was ist die Schmetterlingskrankheit?

Die Schmetterlingskrankheit, medizinisch Epidermolysis bullosa oder kurz EB genannt, ist eine seltene, genetisch bedingte Hauterkrankung, bei der die Haut extrem verletzlich ist – bereits leichte Reibung kann Blasen und Wunden verursachen. Patienten haben eine sehr empfindliche Haut, die so zart ist wie die Flügel eines Schmetterlings – daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung.

Es gibt verschiedene Formen und Schweregrade. Je nachdem können nicht nur die äußeren Hautschichten betroffen sein, sondern auch Schleimhäute oder innere Organe.(1)

Info
Wie viele Menschen haben die Schmetterlingskrankheit?

In Deutschland leben bis zu 2.000 Menschen mit Epidermolysis bullosa. Weltweit sind es schätzungsweise rund 500.000 Patienten. Die Erkrankung tritt bei allen Geschlechtern, Gesellschaftsschichten und Herkunftsländern gleichermaßen auf.(2)(3)

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Schmetterlingskrankheit: Ursachen

Epidermolysis bullosa ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das Immunsystem statt Krankheitserregern auch körpereigene Zellen und gesundes Gewebe angreift. Bei der Schmetterlingskrankheit zeigt sich das vor allem durch eine extreme Empfindlichkeit der Haut.

Die Rolle der Proteine: Warum die Haut bei EB so verletzlich ist

Damit die Haut flexibel und widerstandsfähig ist, sind bestimmte Proteine nötig, unter anderem Laminin und Kollagen. Sie verbinden die Hautzellen miteinander, die so wiederum die verschiedenen Hautschichten zusammenfügen.

Bei Menschen, die mit der Schmetterlingskrankheit leben, sind diese wichtigen Proteine defekt, in zu geringer Anzahl oder gar nicht vorhanden. Deswegen können schon kleinste Reizungen zu Blasenbildung oder Entzündungen führen.(4)

Vererbung der Schmetterlingskrankheit: Was Familien wissen sollten

Epidermolysis bullosa ist nicht ansteckend, da sie weder durch Viren noch durch Bakterien übertragen werden kann.

Es handelt sich um eine genetisch bedingte Erkrankung, die folglich häufig vererbt wird. Dabei sind verschiedene Szenarien möglich:

  • Wenn Sie selbst an EB erkrankt sind, Ihre Partnerin oder Ihr Partner jedoch nicht, liegt das Risiko bei 50 Prozent, dass Ihr Kind ebenfalls erkrankt.
  • Einer oder beide Elternteile nur Träger des defekten Gens sind, jedoch nicht selbst erkranken. Auch in dieser Kombination kann es beim Kind zum Ausbruch der Schmetterlingskrankheit kommen.

Seltener tritt die EB spontan und erstmalig in der Familie auf.(3)

Schwere der eigenen EB-Erkrankung

Das Vererbungsrisiko hängt auch von Form und Schweregrad der eigenen EB-Erkrankung ab:

  • Rezessive beziehungsweise schwächere Formen werden seltener vererbt, weil beide Eltern das fehlerhafte Gen haben müssen, damit das Kind an EB erkrankt.
  • Dominante beziehungsweise stärkere Formen werden häufiger vererbt, weil schon ein Elternteil mit dem fehlerhaften Gen ausreicht, damit das Kind an EB erkranken kann.
Info
Genetische Untersuchung und Beratung in spezialisierten EB-Zentren

In spezialisierten EB-Zentren können Sie die notwendigen Untersuchungen durchführen lassen, um Gewissheit über Ihre Erkrankung zu bekommen. Dort können Sie Fachspezialisten auch zum Thema Kinderwunsch und Schwangerschaft beraten. Welche Untersuchungen von Ihrer Krankenkasse übernommen werden, sollten Sie vorab mit Ihrer zuständigen Krankenkasse klären.(5)

Schmetterlingskrankheit: Symptome und Erscheinungsbild

Alle Symptome, die im Rahmen der Schmetterlingskrankheit möglich sind, können unterschiedlich stark ausfallen. Dabei kommt es hauptsächlich auf die Unterform und den Schweregrad der Epidermolysis bullosa an.

pflege.de gibt Ihnen einen Überblick über mögliche Beschwerden.(3)

Beschwerden der Haut und Schleimhäute

  • Extrem sensible Haut: Reagiert bei Berührung mit Hautflecken, Rötungen, schmerzhaften Blasen oder Rissen, besonders an Füßen, Händen, Gesicht, Ellenbogen und Knien
  • Blasenbildung der Schleimhäute im Mund
  • Blasenbildung in den Augen
  • Juckreiz
  • Wundheilungsstörungen
Info
EBA-ähnlich, aber nicht dasselbe

Eine Erkrankung, die der Schmetterlingskrankheit ähnelt, ist die sogenannte Epidermolysis bullosa acquisita, kurz EBA. Auch bei ihr kommt es zu Blasenbildung der Haut und Schleimhaut. Bei diesem Krankheitsbild greift das Immunsystem fälschlicherweise das Kollagen VII an. Zwar handelt es sich bei der EBA auch um eine Autoimmunerkrankung, doch sie entwickelt sich erst im Laufe des Lebens und ist nicht, wie die Schmetterlingskrankheit, angeboren.(6)

Beschwerden an Finger und Zehen

  • Verdickung, Verwachsung oder Verformung der Finger- und Zehennägel
  • Verwachsungen an Zehen und Fingern

Beschwerden des Verdauungstraktes und Stoffwechsels

  • Bewegungseinschränkung von Mund und Zunge
  • Vermehrt Karies und Parodontitis sowie Zahn- oder Kieferfehlstellungen
  • Schluckbeschwerden
  • Verengung von Speiseröhre und Atemwegen
  • Verstopfung
  • Blutarmut (Anämie)

Sonstige Beschwerden und Komplikationen

  • Sehbeschwerden durch Blasenbildung in den Augen
  • Schädigung innerer Organe wie Herz oder Lunge
  • Hohes Risiko für Knochenbrüche aufgrund fragiler Knochensubstanz
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen (bei Kindern und Jugendlichen)
  • Haarausfall und spärlicher Haarwuchs
  • Depressionen oder Angststörungen
Tipp
Prüfen Sie Ihren möglichen Anspruch auf Pflegegrad

Beschwerden wie diese können die Selbstständigkeit im Alltag beeinträchtigen. Wenn dies auf Ihre Situation zutrifft, liegt eventuell ein Pflegegrad vor. Mit diesem stehen der pflegebedürftigen Person verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zu. Nutzen Sie gerne den kostenlosen Pflegegradrechner von pflege.de und ermitteln Sie in wenigen Minuten den voraussichtlichen Pflegegrad in Ihrem individuellen Fall.

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Schmetterlingskrankheit: Formen und Schweregrade

Es gibt verschiedene Formen der Epidermolysis bullosa. Jede Form kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, daher werden die Formen nochmal nach einzelnen Schweregraden unterteilt.

Epidermolysis bullosa hereditaria simplex

Die häufigste und gleichzeitig leichteste Form der Epidermolysis bullosa ist die Epidermolysis bullosa hereditaria simplex, kurz EBS. Hauptsymptome sind Blasen in der obersten Hautschicht, der Epidermis.

Wenn Sie oder Ihr Kind an dieser Form erkrankt sind, müssen Sie nur mit geringer Bildung von Narben rechnen. Die Haut heilt trotz ihrer Empfindlichkeit in der Regel wieder vollständig aus.

Epidermolysis bullosa hereditaria simplex kann auch dann vererbt werden, wenn nur ein Elternteil Träger des defekten Gens ist.(4)

Es gibt drei Unterarten:(3)

  1. Lokalisierte EBS: Die Blasen entwickeln sich hauptsächlich an Händen und Füßen. An den Füßen kann sich auch die Haut verdicken. Fuß- und Zehnägel können sich ebenfalls verdicken, sich verformen oder sich verfärben. Außerdem kommt es häufig zu Juckreiz und es besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Übergewicht. Bei einigen Patienten bessern sich die Symptome während der Pubertät.
  2. Intermediäre EBS: Es kommt zu einer weitreichenderen Blasenbildung als bei der leichten Form.
  3. Schwere EBS: In der Kindheit kann zusätzlich die Mundhöhle betroffen sein. Im ersten Lebensjahr kann die EBS in dieser extremen Form auch lebensbedrohlich werden.

Epidermolysis bullosa hereditaria junctionalis

Typisch für Epidermolysis bullosa hereditaria junctionalis, kurz JEB, ist die Blasenbildung in dem Hautbereich, der die Oberhaut und die Lederhaut verbindet, der sogenannten Basalmembranzone. Diese Form geht eher mit einer geringen Narbenbildung einher.

Die Epidermolysis bullosa hereditaria junctionalis wird dann an ein Kind vererbt, wenn beide Elternteile das mutierte Gen weitergeben.(4)

Man unterscheidet zwei Unterformen:(3)

  1. Intermediäre JEB: Die Haut weist Farbveränderungen und Flecken auf, außerdem kann sie stark jucken und Blasen bilden. Finger- und Fußnägel sind ebenfalls betroffen. Im Mund können Schleimhaut und Zahnschmelz angegriffen sein. Üblicherweise sind auch die Augen am Krankheitsgeschehen beteiligt. Das Risiko, an Anämie oder Hautkrebs zu erkranken, ist relativ hoch.
  2. Schwere JEB: Zusätzlich zu den Symptomen der intermediären JEB können bei der schweren Form vermehrt schlecht heilende Wunden auftreten. Zudem sind neben der Mundhöhle häufig auch die Luft- und Speiseröhre sowie die Nase angegriffen. Wer an dieser Form erkrankt ist, hat leider eine stark herabgesetzte Lebenserwartung, die oft auf nur einige Wochen oder Jahre beschränkt ist.

Epidermolysis bullosa hereditaria dystrophicans

Bei Epidermolysis bullosa hereditaria dystrophicans, kurz dystrophe EB – DEB, müssen Sie leider mit einer Narbenbildung rechnen, da sich die Blasen in der Lederhaut (Dermis) befinden.

Stark verwachsene Narben können zu Bewegungseinschränkungen der betroffenen Körperstelle führen.

Die DEB kann sowohl von nur einem als auch von beiden Elternteilen weitergegeben werden.(4)

Mediziner unterscheiden diese Unterformen:(3)

  • Lokalisierte dominante DEB: Die Haut ist äußerst empfindlich und reißt schnell, Finger- und Zehnägel sind häufig verdickt, verformt und verfärbt. Häufig ist die Mundschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt eine starke Neigung zu Durchfall. Bei allen vier Unterformen ist das Hautkrebsrisiko erhöht.
  • Intermediäre dominante DEB und intermediäre rezessive DEB: Zusätzlich zu den Symptomen der lokalisierten DDEB sind in diesen zweiten Schweregrad-Stufen auch Wundheilungsstörungen üblich. Finger und Zehen können miteinander verwachsen, Gelenke sind bewegungseingeschränkt. Relativ häufig sind auch die Speiseröhre und die Augen von der Blasenbildung betroffen.
  • Schwere rezessive DEB: Bei dieser schweren Form leiden Betroffene unter einer großflächigen Blasenbildung. Die Hände können zu Fäusten verwachsen. Bereits im ersten Lebensjahr verlieren viele ihre Finger- und Zehnägel. Oft wird eine Blutarmut diagnostiziert. Leider sind Todesfälle durch Hautkrebs bei dieser Form relativ häufig zu beobachten.
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Kindler Epidermolysis bullosa

Kindler Epidermolysis bullosa oder auch das sogenannte Kindler-Syndrom ist eine seltene Unterform der Epidermolysis bullosa. Es vereint die Merkmale von anderen EB-Formen und die Symptome können sich in Ausprägung und Schweregrad im Lauf des Lebens verändern.

Wenn Sie mit der Diagnose Kindler Epidermolysis bullosa leben, kennen Sie Symptome wie Blasenbildung am ganzen Körper sowie an den Augen, Verlust der Rillen und Furchen und Verwachsungen an den Fingern, verdickte Haut an Fingern und Füßen sowie verdickte und verformte Finger- und Zehnägel.

Außerdem sind viele Betroffene sehr lichtempfindlich. Die Harnröhre und die Geschlechtsorgane können ebenfalls Verwachsungen aufweisen. Besonders im Kindesalter besteht ein erhöhtes Hautkrebsrisiko.

Das Kindler-Syndrom wird vererbt, wenn beide Eltern Träger des defekten Gens sind.(4)

Diagnose: Schmetterlingskrankheit

Bei den meisten betroffenen Menschen wird die Schmetterlingskrankheit schon kurz nach der Geburt diagnostiziert. In manchen Fällen bricht die Erkrankung auch erst im Schulkindalter oder in der Pubertät aus.

Um den Verdacht auf die Erkrankung zu bestätigen und andere Ursachen auszuschließen, werden üblicherweise verschiedene Untersuchungen, Tests und Analysen durchgeführt.(7)

Untersuchung der Haut

Bei Hinweisen auf die Schmetterlingskrankheit wird als erstes die Haut eingehend betrachtet und untersucht. Ist ein enges blutsverwandtes Familienmitglied sicher an Epidermolysis bullosa erkrankt, ist die Diagnose schon fast gesichert.

Eine entnommene Hautprobe kann darüber hinaus den Verdacht innerhalb weniger Stunden bestätigen. Zusätzlich gibt sie darüber Aufschluss, ob ein bestimmtes Protein komplett fehlt oder nur verringert vorhanden ist.

Genanalyse mittels Blutprobe

Mithilfe einer Blutprobe kann eine Genanalyse durchgeführt werden. Dadurch kann die Genvariante, die die Schmetterlingskrankheit auslöst, durch die Analyse eines oder aller spezifischen EB-Gene identifiziert werden.

Es ist wichtig, den genauen Subtyp herauszufinden, weil dadurch eine gewisse Vorhersage über den Schweregrad und den zukünftigen Verlauf möglich wird. So können Mediziner die Behandlung individuell anpassen.(3)

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Schmetterlingskrankheit: Therapien im Überblick

Leider ist die Epidermolysis bullosa derzeit noch nicht heilbar. Oftmals können die Symptome jedoch soweit behandelt und gelindert werden, dass sich die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert.(8)

Umso wichtiger ist es, individuelle Behandlungswege zu finden. Dafür ist eine multimodale beziehungsweise interdisziplinäre Therapie am sinnvollsten.

Interdisziplinäre Therapie bei EB

Bei einer interdisziplinären Therapie arbeiten Arztpraxen und therapeutische Praxen verschiedener Fachrichtungen zusammen, um die Symptome so gut es geht zu lindern.

Im Fall von Epidermolysis bullosa können das – je nach individuellem Krankheitsbild – unter anderem hausärztliche, dermatologische, augenärztliche, zahnmedizinische, kardiologische oder psychotherapeutische Praxen sein.(9)

Folgende Ansätze gehören üblicherweise zu einem interdisziplinären Therapiekonzept:

  • Hautpflege
  • Wundversorgung
  • Infektionsschutz
  • Ernährungstherapie
  • Physiotherapie
  • Schmerztherapie
  • Psychotherapie
  • Gentherapie

pflege.de geht auf die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten kurz ein.

Hautpflege bei Epidermolysis bullosa

Eine sanfte, aber gründliche Hautpflege gehört zur täglichen Routine von Menschen mit Epidermolysis bullosa.

Es können sowohl wundheilende Salben als auch Feuchtigkeitsgels, entzündungshemmende oder juckreizstillende Cremes zum Einsatz kommen.

Welche Salben und Hautpflegemittel in Ihrem individuellen Fall geeignet sind, sollten Sie mit der behandelnden Arztpraxis oder Klinik absprechen.

Wundversorgung bei Epidermolysis bullosa

Eine sorgfältige Wundversorgung ist zentral, um Schmerzen zu lindern, Infektionen vorzubeugen und die Lebensqualität zu verbessern.
Herkömmliche Verbände und Pflaster sind für Menschen mit EB allerdings ungeeignet. Sie kleben zu stark und können beim Entfernen die darunterliegende Haut verletzen.

Deshalb sollten Sie möglichst nicht-klebende Verbandsmaterialien verwenden. Sollten doch einmal selbstklebende Materialien, wie etwa Elektroden beim EKG, aufgebracht worden sein, sollten Sie diese sehr vorsichtig und mithilfe von feuchten Tüchern oder Pflasterlösern ablösen.

Infektionsschutz bei Epidermolysis bullosa

Leider kann sich verwundete Haut schnell entzünden. Umso wichtiger ist, dass Sie die Maßnahmen der sogenannten Infektionsprophylaxe kennen und konsequent umsetzen. Achten Sie auf die sorgfältige Einhaltung von Hygienemaßnahmen, vor allem während des Verbandswechsels.

Dazu gehört beispielsweise:

  • Nutzung von Einmalhandschuhen (gehören zu den Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch)
  • Hilfsmittel wie Pinzetten desinfizieren
  • Oberteile mit kurzen Ärmeln tragen
  • Verbandswechsel in einem möglichst sauberen Umfeld durchführen
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Ernährungstherapie bei Epidermolysis bullosa

Vor allem, wenn bei Ihnen oder Ihrem Kind auch die Mundschleimhaut betroffen ist, sollten Ihnen Experten zur Seite stehen. Eine professionelle Ernährungsberatung kann Ihnen geeignete Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Ersatznahrung empfehlen und mit Ihnen einen Ernährungsplan erstellen, um eine Mangelernährung zu vermeiden.

Physiotherapie bei Epidermolysis bullosa

Bei der Schmetterlingskrankheit weisen die Gelenke häufig Bewegungseinschränkungen auf. Aber auch bei Verwachsungen und einer Anfälligkeit für Knochenbrüche können physiotherapeutische Übungen die Beschwerden und Einschränkungen verbessern.

Schmerztherapie bei Epidermolysis bullosa

Leider geht die Schmetterlingskrankheit oft mit Schmerzen einher. Je nach Alter des Patienten können dagegen verschiedene Schmerzmittel eingenommen werden. Ein gut durchdachtes und organisiertes Schmerzmanagement kann Linderung verschaffen.

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Psychotherapie bei Epidermolysis bullosa

Schwere chronische Erkrankungen wie die Schmetterlingskrankheit können sich oftmals auf die Psyche von Patienten und Angehörigen auswirken. Im Rahmen einer Psychotherapie erlernen Sie einen Umgang mit den individuellen Herausforderungen.(10)

Gentherapie bei Epidermolysis bullosa

Die neueste Hoffnung für Menschen mit EB sind verschiedene Ansätze der Gentherapie. Forschende auf der ganzen Welt verfolgen diverse Ansätze.

Ein Medikament ist bereits in Deutschland in der Erprobungsphase. Es handelt sich um ein Gel, das auf einem im Labor genetisch verändertem Herpesvirus basiert. Auf die Wunden aufgetragen, liefert es dort neue Kollagen-Gene. So können die Hautschichten wieder besser zusammenhalten, die Wundheilung wird beschleunigt. Ob und wann das Medikament in Deutschland auf den Markt kommt, ist leider noch ungewiss.(11)

Schmetterlingskrankheit im Verlauf bei Kindern und Erwachsenen

Wie die Schmetterlingskrankheit bei Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen verläuft, lässt sich stets nur schätzen.

Bei den milderen Ausprägungen können Sie oder Ihr Kind ein weitgehend normales Leben führen. In einigen Fällen verbessern sich die Symptome von „Schmetterlingskindern“ während oder nach der Pubertät.

Schwerere Formen von Epidermolysis bullosa können erhebliche Einschränkungen des Alltags und eine Pflegebedürftigkeit mit sich bringen.

Lebenserwartung mit Schmetterlingskrankheit

Wie lange Menschen mit EB leben, hängt stark von der Form und dem Schweregrad der Erkrankung ab. Handelt es sich um eine milde Form, ähnelt die Lebenserwartung der von Menschen ohne EB. Bei schweren Formen kann sich die Lebenserwartung leider deutlich reduzieren.

Info
Wann verläuft EB tödlich?

Mögliche Todesursachen bei Epidermolysis bullosa-Patienten sind unter anderem Hautkrebs oder Herzerkrankungen. Aber auch schwere Knochenbrüche, Verwachsungen der Atemwege und Infektionen der Wunden können bei ausbleibendem Therapieerfolg tödlich verlaufen.(8)

Leben mit der Schmetterlingskrankheit: Hilfe und Tipps

Mit einigen Tipps und Tricks können Sie sich oder Ihrem Kind den Alltag mit der Schmetterlingskrankheit erleichtern.

Wählen Sie möglichst weiche und unbehandelte Kleidung ohne einengende Gummizüge. Bei härteren Nähten können Sie die Kleidungsstücke auf links drehen. Kratzige Schilder sollten Sie vor dem Tragen rückstandslos entfernen.

Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und verwenden Sie möglichst immer einen hochprozentigen Sonnenschutz. Auch UV-Kleidung ist empfehlenswert.

Beim Schwitzen wird die Haut besonders empfindlich, daher sollten Sie in den warmen Monaten durch Abkühlung durch einen Ventilator oder eine Klimaanlage sorgen.(3)

Spezielle Tipps für den Umgang mit Babys und Kleinkindern mit EB

Vor allem, wenn bei Ihrem Kind gerade erst Epidermolysis bullosa diagnostiziert wurde, stehen viele Fragen und Herausforderungen im Raum.

pflege.de gibt Ihnen ein paar Tipps an die Hand:

  • Achten Sie auf gutsitzende, nicht reibende Windeln. Sie können die Ränder auch noch mit Watte oder weichem Stoff abpolstern.
  • Das Baby möglichst immer bekleidet lassen. In nacktem Zustand ist die Haut noch verletzlicher.
  • Schneiden Sie die Finger- und Zehennägel möglichst kurz oder ziehen Sie Ihrem Kind schützende Fäustlinge an, um Kratzer zu vermeiden.
  • Legen Sie Ihr Baby stets auf weiche Unterlagen.
  • Berührung ist für Neugeborene lebenswichtig, Sie sollten darauf keinesfalls verzichten. In der Klinik oder Arztpraxis kann man Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Baby möglichst schonend halten können. Keinesfalls sollten Sie es zum Beispiel unter den Armen hochheben.
Tipp
Anlaufstelle für Menschen mit Epidermolysis bullosa und Angehörige

Für Menschen mit EB und Angehörige ist die Interessengemeinschaft Epidermolysis Bullosa e. V. DEBRA Deutschland (IEB) eine gute Anlaufstelle. Sie finden hier unter anderem Beratung und Hilfe bei medizinischen, psychologischen und sozialen Fragen. Außerdem gibt es die Möglichkeit zum Austausch mit anderen EB-Patienten im innerhalb sowie außerhalb von Deutschland.

Häufig gestellte Fragen

Was ist die Schmetterlingskrankheit?

Die Schmetterlingskrankheit, medizinisch Epidermolysis bullosa oder kurz EB genannt, ist eine seltene, genetisch bedingte Hauterkrankung, bei der die Haut extrem verletzlich ist – bereits leichte Reibung kann Blasen und Wunden verursachen.

Ab wann kann man die Schmetterlingskrankheit bekommen?

Epidermolysis bullosa tritt üblicherweise schon kurz nach der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten auf. In manchen Fällen bricht die Erkrankung auch erst im Schulkindalter oder in der Pubertät aus.

Welches Organ ist bei der Schmetterlingskrankheit betroffen?

Am meisten betroffen ist die Haut. Aber auch das Herz oder andere innere Organe können Schädigungen aufweisen, da die Erkrankung sich auch auf die Schleimhäute auswirken kann.

Kann man die Schmetterlingskrankheit heilen?

Epidermolysis bullosa ist leider noch nicht heilbar. Oftmals können die Symptome jedoch soweit behandelt und gelindert werden, dass sich die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert.

Wie bekommt man die Schmetterlingskrankheit?

Epidermolysis bullosa entsteht durch Mutationen in den Genen und kann vererbt werden.

Wie alt werden Menschen mit Epidermolysis bullosa?

Die Lebenserwartung bei Menschen, die an Epidermolysis bullosa erkrankt sind, kann je nach Form und Schweregrad herabgesetzt sein.

Wie sieht die Schmetterlingskrankheit aus?

Äußerliche Merkmale der Epidermolysis bullosa sind Risse und Wunden der Haut, Verwachsungen an Fingern und Zehen sowie Veränderungen an Finger- und Zehennägeln, außerdem dünnes Haar.

Wie wird Epidermolysis bullosa behandelt?

Die Behandlung von Epidermolysis bullosa konzentriert sich in erster Linie darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Ist die Schmetterlingskrankheit ansteckend?

Epidermolysis bullosa ist nicht ansteckend, da sie weder durch Viren noch durch Bakterien übertragen werden kann. Sie ist eine genetische Autoimmunerkrankung, die durch Veränderungen in bestimmten Genen verursacht wird.

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Erstelldatum: 5202.40.11|Zuletzt geändert: 5202.90.4
(1)
Interessengemeinschaft Epidermolysis Bullosa e. V. DEBRA Deutschland (ohne Jahr): Was ist Epidermolysis bullosa (EB)?
www.ieb-debra.de/schmetterlingskrankheit-epidermolysis-bullosa/ (letzter Abruf am 11.04.2025)
(2)
Eva Luise und Horst Köhler Stiftung (2022): Verletzlich wie ein Schmetterling – Neue Medikamente gegen Epidermolysis bullosa
https://elhks.de/forschungspreis-2009-epidermis-bullosa/ (letzter Abruf am 11.04.2025)
(3)
Interessengemeinschaft Epidermolysis Bullosa e. V. DEBRA Deutschland (ohne Jahr): WAS IST EB?
www.ieb-debra.de/wp-content/uploads/Was-ist-Epidermolysis-bullosa-EB.pdf (letzter Abruf am 11.04.2025)
(4)
T. Bobinger (ohne Jahr): Wissenswertes zur Schmetterlingskrankheit (Epidermolysis bullosa)
https://klinikradar.de/schmetterlingskrankheit (letzter Abruf am 11.04.2025)
(5)
A. Schwieger-Briel (ohne Jahr): Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt bei Frauen mit Epidermolysis bullosa (EB)
www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/07_kliniken/derm_dermatologie/pdf/Kinderwunsch__Schwangerschaft_und_Geburt_bei_Epidermolysis_bullosa.pdf (letzter Abruf am 11.04.2025)
(6)
C. Schinaia & Weitere (2023): Epidermolysis bullosa acquisita
https://flexikon.doccheck.com/de/Epidermolysis_bullosa_acquisita (letzter Abruf am 11.04.2025)
(7)
Universitätsklinikum Freiburg (2023): Diagnostik der Epidermolysis bullosa
www.uniklinik-freiburg.de/hautklinik/kompetenzzentrum-fuer-fragile-haut-und-epidermolysis-bullosa/epidermolysis-bullosa-zentrum/diagnostik.html (letzter Abruf am 11.04.2025)
(8)
B. Neuhaus (2022): Epidermolysis bullosa: Was ist die Schmetterlingskrankheit?
www.onmeda.de/krankheiten/epidermolysis-bullosa-id212802/ (letzter Abruf am 11.04.2025)
(9)
Universitätsklinikum Freiburg (2023): Therapie der Epidermolysis Bullosa
www.uniklinik-freiburg.de/hautklinik/kompetenzzentrum-fuer-fragile-haut-und-epidermolysis-bullosa/epidermolysis-bullosa-zentrum/therapie.html (letzter Abruf am 11.04.2025)
(10)
Chiesi GmbH (ohne Jahr): Nach der Diagnose Diagnose Epidermolysis bullosa – Wie geht es weiter?
https://epidermolysis-bullosa.chiesirarediseases.de/leben-mit-epidermolysis-bullosa (letzter Abruf am 11.04.2025)
(11)
G+J Medien GmbH (2024): Verletzlich wie ein Schmetterling: Hoffnung auf Gentherapie
www.geo.de/wissen/krankheit--verletzlich-wie-ein-schmetterling--hoffnung-auf-gentherapie-34777458.html (letzter Abruf am 11.04.2025)
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Interview

"Ich bin nicht aus Zucker" – Patientin spricht über ihren Alltag mit Epidermolysis bullosa

Clara
Im Interview
Clara
Lebt mit Epidermolysis bullosa (Schmetterlingskrankheit)

Clara lebt seit ihrer Geburt mit der seltenen Hautkrankheit Epidermolysis bullosa, kurz EB, oder auch Schmetterlingskrankheit genannt. Seit 2016 hat sich ihre Erkrankung nach und nach verschlechtert. Auf ihrem Instagram-Account schmetterlingclara klärt sie aktiv über ihre Erkrankung, das Leben mit Behinderung und über Inklusion auf. Dabei nimmt sie ihre Follower mit durch ihren Alltag – mit allen Höhen und Tiefen.

Clara ist 25 Jahre alt und lebt mit Epidermolysis bullosa (EB), einer seltenen genetischen Hauterkrankung, bei der die Haut so verletzlich ist wie ein Schmetterlingsflügel. Im Interview mit pflege.de spricht Clara offen über ihren Alltag mit EB – und räumt das eine oder andere Vorurteil ein.

Hallo Clara! Können Sie uns erzählen, wann und wie bei Ihnen die Diagnose „Epidermolysis bullosa“ gestellt wurde?

Clara: Gerne. Ich wurde 1999 in einer reinen Entbindungsklinik in Würzburg geboren. Die Schwangerschaft meiner Mutter verlief völlig unauffällig – EB ist im Ultraschall nicht erkennbar, da der Embryo im Mutterleib noch gut geschützt ist.

Durch den normalen Geburtsvorgang hat es mir allerdings die Haut an den Füßen weggerissen und innerhalb von Minuten haben sich auch schon Blasen auf meiner Haut gebildet. Daraufhin wurde ich in eine Uniklinik gebracht, wo ein Professor die Erkrankung kannte und relativ schnell den Verdacht auf EB stellen konnte.

Nach weiteren Untersuchungen innerhalb weniger Tage wurde die Diagnose Epidermolysis bullosa gestellt. Die genaue Form der EB wurde drei Monate später in der Uniklinik Freiburg festgestellt.

Und welche genaue Form liegt bei Ihnen vor?

Clara: Bei mir liegt die dystrophe Form der EB vor – also eine der schweren Formen, bei der auch die inneren Schleimhäute betroffen sind und die Finger sowie die Zehen zusammenwachsen können.

Wie hat sich die Erkrankung bei Ihnen über die Jahre entwickelt?

Clara: Meine Kindheit und Jugend waren vergleichsweise normal – Wunden und tägliche Verbandswechsel gehörten zwar dazu, aber insgesamt kam ich gut zurecht. Ab 2016 verschlechterte sich dann mein Zustand zunehmend.

Gab es in der Zeit bestimmte Erlebnisse, die Sie besonders geprägt haben?

Clara: Oh ja. 2019 hatte ich eine schwere Sepsis, an der ich fast gestorben wäre – das war definitiv ein Wendepunkt in meinem Leben.

Zwar habe ich mich von der Sepsis wieder relativ gut erholt, doch habe ich seitdem mehr Wunden, mehr Schmerzen und dadurch auch mehr Bewegungseinschränkungen.

Ich bin heute auf einen Rollstuhl angewiesen, sobald ich das Haus verlasse, und auch zu Hause brauche ich Unterstützung beim Laufen. Durch die Schmerzen bin ich täglich auf starke Schmerzmittel und viel Hilfe im Alltag angewiesen. Wenn ich mal allein bin, muss alles vorbereitet sein, damit ich dann zurechtkomme.

Auch die Dauer des Verbandswechsels hat sich verändert: Früher dauerte er zwischen 30 und 90 Minuten – heute sind es jeden Vormittag zwei bis drei Stunden, die für mich sehr schmerzhaft sind.

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Leben aus?

Clara: Meine Morgen-Routine sieht eigentlich immer gleich aus.

Gegen 5:30 Uhr nehme ich meine ersten Medikamente und schlafe dann nochmal, bis ich gegen 9 Uhr geweckt werde. Frühstück bekomme ich über meine Magensonde.

Dann geht’s ins Verbandszimmer – dort starten meine Mutter und ich gegen 9:30 Uhr mit dem Verbandswechsel. Eine Krankenschwester unterstützt uns dabei, an zwei Tagen pro Woche übernimmt sie den Wechsel auch komplett zusammen mit einer anderen Schwester.

Der Wechsel dauert zwei bis drei Stunden – je nach Hautzustand. Danach esse ich zu Mittag und nehme weitere Medikamente.

Je nach Tagesform ruhe ich mich etwas aus – aber oft unternehme ich nachmittags auch etwas: treffe Freunde, gehe ins Kino, Eis essen oder arbeite, denn ich bin selbstständig im Social Media Bereich.

Abends gegen 18 Uhr nehme ich wieder Medikamente, esse anschließend zu Abend und schaue meine Serien – am liebsten Arzt- oder Krankenhausserien.

Gegen 21 Uhr gehen wir nochmal ins Verbandszimmer, um Blasen zu kontrollieren und Verbände zu prüfen. Danach unterstützen mich meine Eltern beim Umziehen, Zähneputzen und bei der letzten Medikamenteneinnahme.

Gegen 22 Uhr bin ich in meinem Zimmer, meist noch eine Weile am Handy, bis ich um Mitternacht schlafen gehe.

Gibt es bestimmte Routinen, die für Sie unerlässlich sind?

Clara: Gerade meine Morgen-Routine ist mir sehr wichtig, denn sie gibt mir Sicherheit – auch wenn ich unterwegs bin, wird sie angepasst beibehalten.

Die Abend-Routine hingegen sieht öfter mal auch anders aus, wenn wir länger unterwegs sind oder ich am Abend mal ins Kino gehe oder Ähnliches.

Begegnen Ihnen Missverständnisse oder Vorurteile im Zusammenhang mit der Schmetterlingskrankheit?

Clara: Ja, sehr oft. Viele Menschen glauben, EB sei ansteckend – das stimmt natürlich nicht.

Andere trauen sich nicht, mich zu berühren, zu umarmen oder mir die Hand zu schütteln – aus Angst, sie könnten mich verletzen.

Aber: Man kann mich ganz normal anfassen, ohne dass dabei neue Wunden, Blasen oder Schmerzen entstehen.

Viele denken auch, ich hätte keine Finger mehr und wäre „ohne meine Finger“ zu 100 Prozent auf Hilfe angewiesen. Aufgrund meiner Erkrankung und den damit verbundenen Vernarbungen sind meine Finger zwar zu einer Faust zusammengewachsen, trotzdem bin ich nicht komplett unselbstständig.

Ja, ich brauche viel Hilfe im Alltag, aber solche Dinge wie am Handy oder am Laptop tippen, meinen Rollstuhl bedienen, alleine essen, schreiben, zeichnen und so weiter – all das kann ich komplett alleine.

Ich habe in den letzten Jahren meine eigenen Wege gefunden, um so selbstständig wie nur möglich zu bleiben.

Wie gehen Sie mit diesen Situationen um?

Clara: Ich kläre auf. Ich sage den Menschen, dass sie keine Angst haben müssen – ich bin nicht aus Zucker.

Wenn ich Hilfe brauche, sage ich das schon. Und dann beweise ich ihnen oft einfach auch das Gegenteil, indem ich zeige, was ich trotz meiner zusammengewachsenen Finger alles noch selbstständig machen kann.

Was gibt Ihnen Kraft und Motivation im Umgang mit Ihrer Erkrankung?

Clara: Zeit mit Familie und Freunden – ein schöner Nachmittag mit Eis, ein Konzertbesuch, eine Shoppingtour oder Zeit mit meinem Patenkind – all das gibt mir Energie auch für die schlechten Phasen des Lebens.

Auch mein Hobby, das therapeutische Reiten, hilft mir – körperlich, um beweglich zu bleiben, und psychisch, weil mir der Kontakt zum Pferd einfach guttut.

Und nicht zuletzt: Meine Arbeit auf Instagram. Die vielen positiven Nachrichten und Kommentare motivieren mich, weiter aufzuklären und sichtbar zu bleiben. Das gibt mir ebenfalls Kraft.

Ich wünsche mir, das auch künftig tun zu dürfen – sei es auf Social Media, in Artikeln wie diesem hier oder wieder im Fernsehen.

Social Media – ein gutes Stichwort! Auf Instagram geben Sie Einblicke in Ihr Leben und klären über Epidermolysis bullosa auf. Welche Rolle spielen Ihre Aktivitäten in den sozialen Medien in Ihrem Leben?

Clara: Social Media ist für mich in vielerlei Hinsicht wichtig. Einerseits ermöglicht es mir, selbstständig zu arbeiten. Nur durch meine Reichweite konnte ich meine Selbstständigkeit in den letzten Monaten aufbauen – und damit ein Stück Unabhängigkeit gewinnen.

Ich verdiene inzwischen etwas eigenes Geld und kann mir dadurch kleine Dinge selbst leisten wie Klamotten, technische Geräte oder den einen oder anderen Ausflug.

Außerdem haben sich durch Social Media berufliche Chancen ergeben: Ich war zu Gast in der Talkshow Nachtcafé, es wurde ein Bericht im ZDF über mich gezeigt, ich durfte in Podcasts sprechen – und einige Zeitungen haben bereits über mich berichtet. Ohne Instagram wären viele dieser Kontakte nie entstanden.

Aber auch privat bedeutet Social Media sehr viel für mich. Der Austausch mit anderen EB-Betroffenen – aber auch mit Menschen, die andere Erkrankungen oder Behinderungen haben – ist unglaublich bereichernd. Ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, aus manchen Kontakten sind echte Freundschaften entstanden.

Gerade in Zeiten, in denen es mir körperlich nicht gut geht, ist Social Media mein Tor zur Außenwelt. Es ist für mich auch eine Art Tagebuch geworden, in dem ich Gedanken und Gefühle teile – und fast immer bekomme ich liebevolle, unterstützende Rückmeldungen. Das tut einfach gut.

Tipp
Claras Aufklärungsarbeit auf Instagram

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Lassen Sie uns einmal über die gesundheitliche Versorgung bei EB sprechen. Was sind hier Ihre Erfahrungen?

Clara: Es gibt nur wenige Kliniken und Ärzte, die sich wirklich gut mit EB auskennen. Und zumindest von meinem Heimatort aus ist der Weg zu diesen Kliniken immer sehr weit. Deshalb habe ich mir natürlich auch in meinem Wohnumfeld Ärzte und Therapeuten gesucht, die sich zutrauen, mich zu behandeln.

Oftmals mussten meine Eltern und ich den Ärzten erst mal meine Erkrankung erklären.

Aber was das angeht, hatte ich meistens Glück. Meine Ärzte und Therapeuten waren bisher offen und interessiert, sodass sie sich meinem Fall angenommen haben.

Für eine ausgiebige Haut-Kontrolle, Operationen oder andere größere Untersuchungen muss ich dann aber natürlich in eine entfernte Spezialklinik fahren.

Welche medizinischen und/oder therapeutischen Maßnahmen unterstützen Sie am meisten in Ihrem Alltag?

Clara: Der Pflegedienst, der meine Eltern beim Verbandswechsel unterstützt, ist eine große Entlastung.

Auch meine Apotheke hilft sehr – sie organisiert die Medikamente und Verbandsmaterialien, holt Rezepte direkt beim Arzt und liefert alles nach Hause.

Wenn mal etwas fehlt, setzen sie alles daran, es trotzdem zu beschaffen. Das ist eine riesige Hilfe. Genauso unterstützen uns Freunde der Familie.

Gibt es spezielle Hilfsmittel, die Ihre Lebensqualität verbessern?

Clara: Auf jeden Fall. Mein elektrischer Rollstuhl erleichtert mir meinen Alltag sehr und gibt mir Freiheit und Selbstständigkeit zurück.

Wenn auch kein klassisches Hilfsmittel, aber mein Handy ist ebenfalls sehr wichtig für mich – gerade an schlechten Tagen kann ich so dennoch Kontakt zur Außenwelt haben.

Aber natürlich habe ich über die Jahre auch einige kleine Tricks entwickelt, die mir den Alltag einfacher machen.

Verraten Sie uns den einen oder anderen Trick?

Clara: Na klar. Ich nutze zum Beispiel eine Schere mit Federmechanismus, damit sie sich von selbst wieder öffnet. An Reißverschlüssen mache ich Schlaufen, die ich mit dem Daumen greifen kann.

Ich schreibe und zeichne, indem ich den Stift zwischen beiden Händen halte. Tippen klappt super mit meinem rechten Daumen, den ich noch „zur Verfügung habe“.

Besteck stecke ich in meinen Verband, so kann ich trotzdem alleine und mit einer Hand essen.

Und da ich mich nicht so gut bücken kann, habe ich vieles so organisiert, dass ich gut drankomme, ohne mich zu bücken. Mit meinen Füßen hebe ich viele Sachen vom Boden auf, die heruntergefallen sind und lege die Sachen dann auf die nächsthöher gelegene Ebene, sodass ich sie von da aus mit den Händen nehmen kann.

Haben Sie einen Schwerbehindertenausweis?

Clara: Ja, ich habe einen Schwerbehindertenausweis mit einem GdB 100 und den Merkzeichen H für Hilflos, aG für außergewöhnlich gehbehindert, G für gehbehindert und B für Begleitung.

Wie lief das Antragsverfahren rund um den Schwerbehindertenausweis ab?

Clara: Den Schwerbehindertenausweis habe ich relativ problemlos bekommen – er wurde mir nach der Bewilligung meines Pflegegrades recht schnell ausgestellt.

Allerdings gab es beim Behindertenparkausweis anfangs Schwierigkeiten: Zunächst habe ich nur einen bayerischen Parkausweis erhalten, mit dem man nur innerhalb Bayerns auf Behindertenparkplätzen parken darf.

Um den europaweit gültigen blauen Parkausweis zu bekommen, mussten wir dann ziemlich lange kämpfen.

Der Schwerbehindertenausweis soll Nachteile im Alltagsleben ausgleichen. Welche Nachteilsausgleiche sind für Sie besonders hilfreich im Alltag?

Clara: Besonders hilfreich im Alltag ist für mich die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs gemeinsam mit einer Begleitperson – dafür brauche ich nur die Wertmarke. Im Fernverkehr muss ich zwar selbst ein Ticket kaufen, aber meine Begleitung fährt dann kostenlos mit.

Auch bei kulturellen Veranstaltungen, Messen oder Ausstellungen erhalte ich häufig ermäßigten Eintritt, oft auch mit freiem Eintritt für die Begleitperson.

Außerdem bekommen meine Eltern weiterhin Kindergeld für mich, da ich trotz meiner selbstständigen Tätigkeit und ein paar Stunden Arbeit pro Woche nicht in der Lage bin, meinen Lebensunterhalt vollständig allein zu bestreiten.

Ein weiterer „Vorteil“ des Schwerbehindertenausweises ist, dass Menschen wie ich bei der Bearbeitung von Anträgen – etwa für Pflegeleistungen oder Hilfsmittel – oft bevorzugt behandelt werden. Das ermöglicht eine schnellere Versorgung. Zudem habe ich einen erhöhten Anspruch auf Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Rollstuhl oder ein Pflegebett.

Diese Unterstützungen entlasten mich im Alltag sehr – besonders finanziell. Denn das Leben mit einer chronischen Erkrankung ist ohnehin oft mit hohen Kosten verbunden, etwa für barrierefreie Unterkünfte, die zum Beispiel deutlich teurer sein können.

Sie erwähnten eben einen Pflegegrad. Wann haben Sie diesen erstmals beantragt?

Clara: Ich habe schon relativ kurz nach meiner Geburt die damalige Pflegestufe 3 erhalten – das war zu der Zeit die höchste Stufe.

Später, im Jugendalter, wurde ich zunächst auf Pflegegrad 3 eingestuft, weil es mir gesundheitlich etwas besser ging. Nachdem sich aber mein Zustand verschlechtert hat – vor allem nach der Sepsis – wurde ich schließlich auf den höchsten Pflegegrad, Pflegegrad 5, hochgestuft.

Welche Leistungen der Pflegeversicherung nutzen Sie?

Clara: Ich nutze verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung: das Pflegegeld, häusliche Pflege, Verhinderungspflege, den Entlastungsbetrag sowie die Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Auch Zuschüsse zur Wohnraumanpassung habe ich bereits in Anspruch genommen.

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In Deutschland leben schätzungsweise 5.000 Menschen mit EB – sind Ihnen bestimmte Patientenorganisationen bekannt, oder sind Sie sogar in einer aktiv?

Clara: Es gibt mehrere Patientenorganisationen, die sich mit EB befassen. Eine der größten ist die Selbsthilfegruppe DEBRA – sie ist international aufgestellt: Es gibt sie in Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen weiteren Ländern.

Ich selbst bin Mitglied bei DEBRA Deutschland – eher still im Hintergrund – und auch bei DEBRA Austria. Bei DEBRA Austria nehme ich regelmäßig an Veranstaltungen teil, zum Beispiel am Jahrestreffen oder am Familienwochenende, das einmal jährlich stattfindet.

Es gibt aber auch weitere Organisationen wie DermaKIDS e.V. oder Alligatura, die ebenfalls wertvolle Arbeit leisten.

Was würden Sie Menschen mitgeben, die gerade erst mit der Diagnose „Epidermolysis bullosa“ konfrontiert werden?

Clara: Meistens sind es zuerst die Angehörigen, die mit der Diagnose konfrontiert werden, da EB ein angeborener Gendefekt ist, der oft direkt nach der Geburt sichtbar wird. Nur in milderen Formen wird die Erkrankung manchmal erst später diagnostiziert.

Ich empfehle Angehörigen, den Kontakt zu anderen Betroffenen oder deren Familien zu suchen – das hilft sehr, um zu sehen, dass ein Leben mit EB trotz aller Herausforderungen schön und lebenswert sein kann.

Auch der Austausch in Selbsthilfegruppen oder mit Spezialkliniken wie dem EB-Haus in Salzburg, der Uniklinik Freiburg, der Charité Berlin, der MHH Hannover oder dem Universitätsklinikum Münster ist sehr hilfreich.

Wichtig ist auch: Das Kind nicht in Watte packen. Natürlich ist Vorsicht nötig, aber man kann sein Kind trotzdem anfassen, kuscheln und ihm ein möglichst normales Leben ermöglichen. Der Alltag sollte nicht nur um die Krankheit kreisen.

Und gibt es etwas, dass Sie anderen Menschen mit Epidermolysis bullosa ans Herzen legen möchten?

Clara: Ja, vor allem Mut. Tauscht euch mit anderen aus, geht offen mit der Erkrankung um – im Kindergarten, in der Schule oder später im Job. Erklärt, was EB bedeutet, aber zeigt auch, was alles möglich ist.

Man ist mehr als seine Erkrankung. Man sollte sich nicht zu viele Gedanken darüber machen, was andere denken – ich weiß, das ist schwer. Aber es hilft, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist – mit Wunden, Verbänden und allem, was dazugehört.

Es wird schwere Phasen geben, ja – aber es wird auch wieder gute geben. Diese guten Phasen sollte man nutzen, um Kraft zu tanken für die nächste Herausforderung. Denn auch wenn das Leben mit EB nicht einfach ist: Es ist trotzdem lebenswert.

Vielen Dank für diesen Austausch und Ihre wertvolle Arbeit, Clara!

Erstelldatum: 5202.40.41|Zuletzt geändert: 5202.60.71
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