Ab wann wird Hilfe bei Parkinson benötigt?
Ab wann Hilfe bei Parkinson erforderlich wird, ist genauso individuell wieder jeder Parkinson-Patient selbst.
Gerade zu Beginn muss die Diagnose Parkinson erst einmal verdaut werden – sowohl von den Patienten als auch von den Angehörigen. Bereits hier können Sie erste Angebote wahrnehmen beziehungsweise Maßnahmen ergreifen, die hilfreich sein können. pflege.de gibt Ihnen hierzu einige Beispiele und Tipps.
Informieren Sie sich über die Parkinson-Krankheit
Sie können verschiedene Informationsangebote nutzen, um sich mehr Wissen über Parkinson anzueignen.
Es gibt viele Gründe, warum es für Patienten und ihre Angehörigen wertvoll sein kann, sich über die Parkinson-Erkrankung zu informieren. Das Wissen über die Grundlagen der Parkinson-Krankheit, einschließlich ihrer Symptome, Ursachen und des Verlaufs, kann Ihnen dabei helfen, die Erkrankung besser zu verstehen. Auch hilft es Ihnen dabei, Ihre persönlichen Erfahrungen und mögliche bevorstehende Veränderungen, leichter einzuordnen.
Wenn Patienten und Angehörige gut informiert sind, können Arztbesuche weniger überfordernd sein. Sie können vielleicht sogar gezielte Fragen stellen und sind besser in der Lage, Entscheidungen über mögliche Behandlungsoptionen zu treffen.
Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus
Im Rahmen von Parkinson-Selbsthilfegruppen oder ähnlichen Veranstaltungen können Sie sich mit anderen Patienten oder Angehörigen austauschen. Selbsthilfegruppen bieten ein Umfeld, in dem Sie wertvolle Informationen und praktische Ratschläge erhalten können, die aus den direkten Erfahrungen anderer stammen. Dies kann auch das Gefühl stärken, mit den Herausforderungen der Erkrankung nicht allein zu sein.
Zudem bilden Mitglieder einer Selbsthilfegruppe oft eine zusätzliche Gemeinschaft, in der Sie Ihre Psyche durch Ermutigung und gegenseitiges Verständnis stärken können.
Bauen Sie sich ein unterstützendes Netzwerk auf
Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, wer Ihnen vor Ort weiterhelfen kann und notieren Sie sich relevante Kontakte und Empfehlungen. Damit haben Sie wichtige Anlaufstellen stets im Überblick und wissen bei Bedarf genau, an wen Sie sich wenden können. Ein solches Netzwerk kann unter anderem aus Personen aus Ihrem Umfeld oder medizinischen Kontakten bestehen.
Dieses Netzwerk wird wahrscheinlich über die Zeit wachsen. Umso hilfreicher ist es, wenn Sie entsprechende Notizen in einem Ordner sammeln.
Schaffen Sie ein Gefühl für die aktuelle Situation
Die Vielfalt an Symptomen und die fortschreitende Natur der Parkinson-Krankheit erfordern meist Anpassungen im Lebensstil, um die Lebensqualität so weit wie möglich zu erhalten. Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf ist in der Regel eine umfassende Betreuung erforderlich. Damit Sie wissen, wo Sie stehen, beobachten Sie zunächst einmal die Symptome und inwiefern diese Ihren Alltag beeinflussen.
Die Notizen können Sie zum Beispiel in einem kleinen Symptom-Tagebuch festhalten. Symptom-Tagebücher unterstützen Sie außerdem bei der Vorbereitung auf Arzttermine und können auch für Ihren Arzt wertvoll sein.
Sprechen Sie miteinander
Es ist wichtig, dass Sie offen miteinander sprechen und so einen Weg finden, den Sie gemeinsam gehen können. Dazu gehören auch Gespräche über das wichtige Thema der rechtlichen Vorsorge beziehungsweise Vollmachten und Verfügungen, genauso wie über Ihre Vorstellungen und Wünsche im Pflegefall.
Folgen von Parkinson
Wie eine Parkinson-Erkrankung im Einzelfall verläuft, ist nicht vorhersehbar. Es gibt jedoch einige mögliche Folgen, die im Laufe der Parkinson-Krankheit auftreten können. pflege.de nennt Ihnen hierzu einige Beispiele.
Psychische Erkrankungen bei Parkinson
Kognitive Einschränkungen, geminderte Problemlösefähigkeit und Gedächtnisstörungen treten bei der Parkinson-Krankheit häufig auf. Fast immer verstärken solche Faktoren das Gefühl der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Anhaltende Gedanken, nächtliches Grübeln, Antriebsverlust, Reizbarkeit sowie Libidoverlust können zu möglichen Folgen für die Psyche gehören.
Darüber hinaus lassen sich die typischen Symptome nicht immer verbergen, sodass Betroffene sich in vielen Fällen schämen. Daher ziehen sie sich zunehmend zurück und meiden die Öffentlichkeit. Das erhöht das Risiko, eine Depression zu entwickeln. Leidet der Betroffene (zeitweise) unter Depressionen, kann das seine Lebensqualität deutlich mindern.
Persönlichkeitsveränderung bei Parkinson
Neben dem Dopamin-Mangel kann es im Krankheitsverlauf zugleich zu einem Mangel an anderen Botenstoffen kommen, wie etwa dem Botenstoff Serotonin. Dieser ist als Glückshormon bekannt und hat Einfluss auf die Stimmung.
Neben den psychischen Veränderungen können auch einzelne Parkinson-Medikamente Auswirkungen auf die Persönlichkeit und das Verhalten des Betroffenen haben. Ist beispielsweise durch die L-Dopa-Therapie beim Idiopathischen Parkinson-Syndrom zu viel Levodopa im Körper, kann die psychische Stabilität ins Wanken geraten.
Die Patienten fühlen sich in vielen Fällen unglücklich, weshalb es zu Albträumen, extremer Eifersucht, Verfolgungswahn oder Halluzinationen bei Parkinson kommen kann.
Impulskontrollstörungen können durch die Einnahme von Dopaminagonisten ausgelöst werden. Spiel- oder Kaufsucht können die Folge sein. Eine Anpassung der Medikamente kann in diesen Fällen Abhilfe schaffen. Daher sollten Betroffene bei solchen Anzeichen einen Arzt aufsuchen.
Gedächtnisprobleme bei Parkinson
Vor allem bei älteren Patienten kann es bereits im frühen Stadium zu geistigen Veränderungen kommen. Der Denkprozess wird langsamer, sich zurechtzufinden wird schwieriger und die Dinge zu planen fällt zunehmend schwerer. Die geistige Leistungsfähigkeit kann von Zeit zu Zeit, sogar von Stunde zu Stunde schwanken.
Ein Teil der Patienten entwickelt im Zuge ihrer Parkinson-Krankheit einen deutlichen geistigen Abbau. Neben den typischen Parkinson-Symptomen zeigen Betroffene zusätzlich Anzeichen einer Demenz.
In solchen Fällen wird von der sogenannten Parkinson-Demenz gesprochen, die mit Verwirrtheitsphasen einhergehen kann. Zwischen 30 und 40 Prozent der Parkinson-Patienten leiden zusätzlich an einer Demenz.(1)
Mehr über die Besonderheiten, Ursachen und mögliche Prävention erfahren Sie im pflege.de-Ratgeber zur Parkinson-Demenz.
Schluckbeschwerden bei Parkinson
Das Schlucken ist ein komplexer Vorgang, an dem Muskeln sowie Nerven beteiligt sind. Parkinson kann das Zusammenspiel beeinträchtigen. Ist das Zusammenspiel der Muskeln gestört, können Speisereste oder Flüssigkeiten in die Luftröhre gelangen. Dies kann wiederum die Atemwege blockieren oder eine Entzündung und Infektion in der Lunge verursachen. Lesen Sie dazu mehr in unserem Ratgeber zur Schluckstörung.
Inkontinenz bei Parkinson
Störungen des autonomen Nervensystems können auch eine Harninkontinenz auslösen. Laut der Deutschen Kontinenz Gesellschaft (DKG) haben rund 40 bis 90 Prozent der Parkinson-Patienten Blasenfunktionsstörungen.
Im Krankheitsverlauf entwickeln sie vor allem eine Dranginkontinenz, welche auch unter der Bezeichnung Reizblase bekannt ist. Diese kennzeichnet sich dadurch, dass Betroffene plötzlich einen ausgeprägten Harndrang haben, den sie nicht zurückhalten können. Dadurch kommt es zu einem ungewollten Harnverlust.
Störungen des Magen- und Darmtrakts bei Parkinson
Viele Personen mit Parkinson berichten über Verdauungsprobleme, die sich in Form von Völlegefühl oder Verstopfung äußern können. Aber auch Durchfall ist möglich. Ursächlich dafür ist, dass die Erkrankung auch Auswirkungen auf die Funktionen der Organe des Verdauungstrakts hat. Die Magenentleerung findet zeitverzögert statt und die Darmtätigkeit funktioniert nur eingeschränkt.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson kann das Leben für Betroffene und seine Angehörigen zunächst auf den Kopf stellen und die Gefühlswelt durcheinanderbringen. Für die einen ist es ein Schock, für die anderen womöglich eine Erleichterung, da seine Beschwerden einen Namen bekommen. Gerade im Frühstadium lassen sich die Symptome von Parkinson meist mit Hilfe von Medikamenten gut behandeln.
Im weiteren Verlauf der Parkinson-Krankheit können sich die Symptome auf verschiedene Lebensbereiche auswirken – ob Beruf, Familie oder bei alltäglichen Aktivitäten wie dem Autofahren. Dadurch haben viele Betroffene Angst, zunehmend auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Es ist ratsam, dass sich Betroffene ausführlich über die Krankheit informieren und sich in eine gute ärztliche Behandlung begeben.
Ernährung bei Parkinson
Eine ausgewogene Ernährung ist immer wichtig: Nicht nur um gesund zu bleiben, sondern auch sein Leiden zu lindern. Gerade bei einem Parkinson-Syndrom spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Einzelne Nahrungsmittel können einen Einfluss auf die Wirksamkeit von Parkinson-Medikamenten haben.
Während der Verdauung können Eiweiße, die beispielsweise in Lebensmitteln wie Fleisch oder Milch enthalten sind, die Aufnahme von Levodopa stören. So kommt es in manchen Fällen dazu, dass die motorischen Symptome unterschiedlich stark auftreten. Dann wird von sogenannten On- und Off-Phasen gesprochen.
Sollten derartige Schwankungen häufiger auftreten, ist es ratsam, dass Betroffene ihren behandelnden Arzt informieren. Grundsätzlich wird empfohlen, die Parkinson-Medikamente etwa 30 Minuten vor oder 90 Minuten nach der Mahlzeit einzunehmen.
Leidet der Patient bereits unter Schluckstörungen in Folge seiner Parkinson-Erkrankung, sollte er insbesondere auf die Konsistenz seiner Nahrung und Flüssigkeit achten.
Umgang mit Parkinson: Tipps bei Beschwerden und Veränderungen
Die Symptome von Parkinson wie das Zittern oder ein verlangsamter Gang lassen sich meist mit Medikamenten behandeln. Ergänzend dazu kann sich regelmäßige Bewegung positiv auf die motorischen Fähigkeiten auswirken. Grundsätzlich berichten viele Betroffene, dass ihnen Aktivität guttut – auch für die Seele und das Gemüt. Aktiv zu sein hilft, optimistisch zu sein und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Manche Patienten neigen dazu, sich aus Scham zurückzuziehen, insbesondere wenn erste Symptome für andere sichtbar werden. Auch Zukunftsängste können zu depressiven Stimmungen führen. Jedoch machen viele Betroffene die Erfahrung, dass sie besser mit ihrer Erkrankung umgehen, je offener sie damit umgehen. Darüber zu reden kann in vielen Fällen erleichternd und entlastend sein.
Hilfsmittel bei Parkinson
Neben medikamentösen, physikalischen und alternativen Therapien können auch schon einfache Hilfsmittel im eigenen Haushalt Betroffenen das Leben mit der Parkinson-Krankheit erleichtern. Damit können Betroffene eventuelle Einbüßen in der Selbstständigkeit abbauen und Bewegungsabläufe trainieren. Zu möglichen Hilfsmitteln gehören:
- Mobilitäts- und Gehhilfen: Bei den typischen Gangstörungen durch Parkinson können Mobilitäts- und Gehhilfen im Alltag unterstützen und die Bewegungsroutine trainieren.
- Schlüsselhilfe / Aufsperrhilfe: Parkinson-Patienten mit starkem Muskelzittern in der Hand haben oft Probleme, den Schlüssel ins Schlüsselloch zu treffen. Zur Unterstützung gibt es kleine Schlüsselaufsätze, die die Position fixieren und das Einstecken des Schlüssels wesentlich erleichtern.
- Hilfsmittel für das Essen, Trinken und Kochen: Spezielles Essbesteck aus dickem Edelstahl liegt besonders gut in der Hand und kann Parkinson-Patienten dabei unterstützen, trotz starkem Muskelzittern in der Hand weiterhin selbstständig zu essen. Es gibt auch spezielle Gabeln und Löffel für Parkinson-Patienten (sogenanntes Stabilisationsbesteck), die das Zittern kompensieren, so dass Betroffene Mahlzeiten problemloser und selbstständig einnehmen können.
- Hilfsmittel zum Anziehen: Gerade feinmotorische Handgriffe wie das Anziehen von Strümpfen, Schuhen oder das Zuknöpfen von Kleidungsstücken stellt Parkinson-Patienten vor Herausforderungen. Spezielle Anziehhilfen erleichtern die alltäglichen Handgriffe beim Anziehen wesentlich und erhalten dem Betroffenen mehr Selbstständigkeit und Privatsphäre.
- Pflegehilfsmittel zum Verbrauch: Bestimmte Hygieneprodukte wie beispielsweise Einmalhandschuhe oder Desinfektionsmittel sollen im Pflegealltag vor Infektionen schützen. Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die Pflegekasse die Kosten für derartige Artikel im Wert von bis zu 42 Euro pro Monat.
Bobath-Konzept bei Parkinson
Bei pflegebedürftigen Menschen mit Parkinson kann es sinnvoll sein, Übungen des sogenannten Bobath-Konzepts in den Pflegealltag zu integrieren. Es kann dabei helfen, Bewegungen zu stabilisieren und Muskelspannungen zu regulieren. pflege.de stellt Ihnen hierzu kostenlose Übungen zum Herunterladen bereit.
Selbsthilfegruppe für Parkinson-Patienten und Angehörige
Über die eigenen Beschwerden und Ängste zu sprechen, kann sehr hilfreich sein – sowohl für die Patienten als auch für deren Angehörige. Ein Gespräch mit dem Hausarzt oder einer nahestehenden Person kann schon die eine oder andere Sorge nehmen.
Viele Patienten und Angehörige wünschen sich außerdem einen Austausch mit Personen in ähnlicher Lebenslage. Diese Möglichkeit bekommen sie beispielsweise in einer Parkinson-Selbsthilfegruppe. Hier können sich sie sich mit anderen Betroffenen austauschen, die die Herausforderungen des Alltags mit Parkinson kennen.
Grad der Behinderung (GdB) bei Parkinson
Der Grad der Behinderung, kurz GdB, bei der Parkinson-Krankheit hängt von den Symptomen und dem Ausmaß ab, in dem sie die alltägliche Funktionsfähigkeit einer Person beeinträchtigen. In Deutschland wird der GdB auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet, wobei höhere Werte eine schwerere Behinderung anzeigen.
Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Mit diesem Ausweis können Sie verschiedene Rechte und Nachteilsausgleiche in Anspruch nehmen.
Für Parkinson-Patienten kann der GdB wie folgt variieren:
- Leichte Fälle: Bei nur leichten Symptomen, die wenig Einfluss auf die tägliche Funktionsfähigkeit haben, könnte der GdB zwischen 20 und 40 liegen.
- Moderate Fälle: Bei deutlicheren Symptomen, die regelmäßige Medikation und möglicherweise Anpassungen im Lebensstil erfordern, kann der GdB zwischen 50 und 70 angesiedelt sein.
- Schwere Fälle: Wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist und die Person in ihrer Mobilität und Selbstständigkeit stark eingeschränkt ist, kann der GdB 80 oder höher sein.
Bitte beachten Sie, dass dies Ihnen nur eine grobe Orientierung geben soll. Der GdB wird immer individuell festgelegt und berücksichtigt neben den motorischen Synptomen auch nicht-motorische Symptome wie psychische und kognitive Beeinträchtigungen. Daher ist es wichtig, dass eine gründliche medizinische Bewertung durchgeführt wird, um den korrekten GdB zu bestimmen. Wenden Sie sich dafür bitte an Ihren Hausarzt oder an das zuständige Versorgungsamt. Auf der Internetseite REHADAT finden Sie Ihr zuständiges Versorgungsamt. REHADAT ist ein unabhängiges Informationsangebot zur beruflichen Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen.
Häufig gestellte Fragen
Welchen Pflegegrad gibt es bei Parkinson?
Wie die Chancen auf einen Pflegegrad bei Parkinson stehen, hängt vom individuellen Allgemeinzustand ab. Als Faustregel gilt: Je stärker die Selbstständigkeit des Patienten beeinträchtigt ist, desto wahrscheinlicher ist sein Anspruch auf einen von insgesamt fünf Pflegegraden.