Medizinisches Cannabis auf Rezept

Medizinisches Cannabis auf Rezept

Zu therapeutischen Zwecken ist medizinisches Cannabis bereits seit März 2017 in Deutschland auf Rezept möglich. Ob als Tropfen, Tablette, Zäpfchen, Spray oder per Inhalation über einen Verdampfer – die Darreichungsformen und Anwendungsmöglichkeiten von medizinischem Cannabis sind vielfältig. Vor allem im Bereich der Pflege, Palliativmedizin und Schmerzmedizin wird medizinisches Cannabis zunehmend eingesetzt.

pflege.de informiert Sie in diesem Ratgeber umfassend über das Thema und gibt Ihnen Tipps von einem Arzt an die Hand.

Inhaltsverzeichnis

Medizinisches Cannabis: Definition

Cannabis ist der lateinische Begriff für Hanf – eine Pflanze, deren Blätter und Blüten spezielle Stoffe beinhalten, die sich je nach Art, Qualität und Dosierung auf das menschliche Nervensystem auswirken können.

Lange Zeit war Cannabis nur als Rauschmittel bekannt, obwohl es in der Geschichte der Menschheit durchaus vielseitig verwendet wurde – beispielsweise für die Herstellung von Papier, Seilen und Garnen.

Seit März 2017 wird die Hanfpflanze in Deutschland auch zu therapeutischen Zwecken in der Medizin verwendet, um verschiedene Symptome wie beispielsweise Schmerzen oder Spastiken zu lindern. In diesem Kontext ist die Rede von medizinischem Cannabis oder auch Cannabisarzneimitteln oder Medizinal-Cannabis.

Dieses gibt es in Form von getrockneten Blüten oder flüssigem Blütenextrakt. Darüber hinaus gibt es Cannabismedikamente mit speziellen Wirkstoffen.(1)

Info
Cannabis als Medizin: Voraussetzungen für medizinisches Cannabis in Deutschland

In Deutschland gelten für den Anbau und die Ernte von medizinischem Cannabis strenge Richtlinien, um eine hohe Qualität sicherzustellen. Zuständige Aufsichtsbehörde ist die Cannabisagentur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).(2)

Ein Angebot von pflege.de
curabox Pflege Teaser
Gratis Markenprodukte für die Pflege zuhause

Mit der curabox Pflege erhalten Sie benötigte Pflegehilfsmittel nach Hause – regelmäßig und kostenfrei!

  • Für alle Pflegegrade
  • Produkte im Wert von bis zu 42 € monatlich
  • Einmal beantragt, regelmäßig geliefert
  • Boxinhalt jederzeit anpassbar

Indikation: Für wen kommt medizinisches Cannabis in Frage?

Es gibt verschiedene Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis bestimmte Beschwerden bei diesen Erkrankungen lindern kann:(3)

Symptome, die mit diesen Erkrankungen einhergehen können, sind unter anderem Schmerzen, Schlafstörungen und mentale Beschwerden. Vor allem hier kann Medizinal-Cannabis eine mögliche Linderung verschaffen. Je nach Beschwerdebild kann medizinisches Cannabis auch im Pflegealltag eine sinnvolle Maßnahme sein.

Experteninfo

Einzelne Studien weisen darauf hin, dass sich cannabisbasierte Medikamente auch bei Zwangserkrankungen, Tic-Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten bei Demenz als wirksam erweisen können. Die Wirkweise von medizinischem Cannabis kann darüber hinaus in vielerlei Hinsicht therapeutisch genutzt werden. Hierzu ein paar Beispiele: Bei Schlafstörungen, indem es die Müdigkeit fördert. Bei starkem Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit, indem es den Appetit anregt. Bei Parkinson, indem es die Muskeln entspannt. Bei übermäßigem Schwitzen oder Speichelfluss, indem es die Drüsenaktivität senkt.

Dr. Rolf-Wilhelm  Schlüter
Arzt & Medizinischer Leiter bei Kanna Medics

Weitere Studien sind wichtig, damit tiefergehende Erkenntnisse über das Potenzial von Cannabis in der Behandlung von verschiedenen Erkrankungen gesammelt werden können.

In diesen Fällen ist medizinisches Cannabis keine Option

Eine absolute Kontraindikation für die Therapie mit medizinischem Cannabis ist eine Schizophrenie oder Psychose in der Vergangenheit oder Gegenwart. Ebenfalls kontraindiziert sind Cannabisarzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit, aufgrund möglicher Entwicklungsstörungen des Kindes.

Relative Kontraindikationen können außerdem schwere Leber-, Herz- oder Nierenerkrankungen sein.

Tipp
Prüfen Sie Ihren Anspruch auf Pflegeleistungen

Wenn die Selbstständigkeit im Alltag beeinträchtigt ist, besteht möglicherweise Anspruch auf einen Pflegegrad. Mit diesem stehen Ihnen verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zu, die den Pflegealltag erleichtern sollen. Nutzen Sie gerne den kostenlosen Pflegegradrechner von pflege.de und ermitteln Sie in wenigen Minuten den voraussichtlichen Pflegegrad in Ihrem individuellen Fall.

Ein Service von pflege.de
Pflegegradrechner von pflege.de
Jetzt Pflegegrad berechnen!

Der Pflegegradrechner zeigt Ihnen auf Basis Ihrer Angaben eine erste Einschätzung des Pflegegrads auf.

  • Detaillierte Erfassung der Situation
  • Am Begutachtungsverfahren orientiert
  • Einfach & kostenlos

Medizinische Cannabisblüten: Wirkung

Cannabis ist eine Pflanze, deren Blätter und Blüten spezielle Stoffe beinhalten, die auch Cannabinoide genannt werden. Dazu gehören unter anderem THC und CBD.

Je nach Art, Anwendung, Dosis und Qualität wirken Cannabinoide unterschiedlich auf das sogenannte endogene Cannabinoidsystem – ein Teil des menschlichen Nervensystems, der viele Funktionen wie Schmerzempfinden, Stimmung, Appetit und Schlaf steuert.

THC hat eine eher entspannende und berauschende Wirkung.

CBD wirkt eher angstlösend und entzündungshemmend.

Experteninfo

Die Wirkweise von Cannabis erfolgt hauptsächlich über die veränderte Wahrnehmung, wodurch Schmerzen oder psychische Beschwerden als weniger belastend empfunden werden können. Dies ermöglicht einigen Menschen eine verbesserte Lebensqualität trotz ihrer Erkrankung.

Dr. Rolf-Wilhelm  Schlüter
Arzt & Medizinischer Leiter bei Kanna Medics

Medizinisches Cannabis: Nebenwirkungen und Risiken?

Im Gespräch mit pflege.de informiert Arzt Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter über die möglichen Nebenwirkungen und Risiken im Rahmen einer Cannabistherapie und in welchen Fällen sie beendet werden sollte. Das vollständige Interview lesen Sie hier.

Medizinisches Cannabis: Erfahrungen

In einer US-amerikanischen Studie wurden zwischen 2016 und 2018 insgesamt 808 Patienten zu ihren Erfahrungen mit medizinischem Cannabis befragt. Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass die Mehrheit positive Effekte durch die Einnahme verspürte. pflege.de fasst für Sie die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Positiv hervorgehoben wurden gelinderte Schmerzen, eine verbesserte Schlafqualität sowie weniger Angstzustände und Depressionen. Viele Patienten berichteten, dass sie medizinisches Cannabis als Alternative nutzen, weil herkömmliche Behandlungen entweder wirkungslos oder mit starken Nebenwirkungen verbunden waren.

Neben diesen Vorteilen wurden auch Herausforderungen genannt. Rund 41 Prozent der Befragten erwähnten unerwünschte Nebenwirkungen wie zum Beispiel Müdigkeit oder Übelkeit, hohe Kosten und mangelnde medizinische Unterstützung.

Trotz dieser Herausforderungen sahen viele Patienten in medizinischem Cannabis eine wertvolle Alternative zu herkömmlichen Medikamenten und berichteten von einer gesteigerten Lebensqualität.(4)

Tipp
Cannabis-Patientin spricht über ihre Erfahrungen

Im Interview mit pflege.de spricht eine Schmerzpatientin über ihre Erfahrungen mit medizinischem Cannabis: Was waren anfängliche Bedenken? Wie kam es zur Therapie und wie hat medizinisches Cannabis ihren Lebensalltag verändert? Ihre ganz persönliche Geschichte lesen Sie hier.

Medizinisches Cannabis: Sorten und Anwendung

Medizinisches Cannabis gibt es inzwischen in über 700 verschiedenen „Sorten“, die sich in ihrer Wirkung unterscheiden. Hauptsächlich werden sie in drei Gruppen eingeteilt:(5)

  • Indica: Häufig mit einer beruhigenden oder entspannenden Wirkung verbunden.
  • Sativa: Wird oft als anregend und energetisierend beschrieben.
  • Hybrid: Diese Sorten kombinieren Eigenschaften von Indica und Sativa.

Die tatsächliche Wirkung einer Cannabissorte hängt jedoch nicht nur von dieser Einteilung ab, sondern auch von der chemischen Zusammensetzung der Pflanze. Genauer gesagt, von den spezifischen Wirkstoffen und deren Konzentrationen.

Wichtiger Hinweis
Medizinisches Cannabis unterliegt hohen Qualitätsanforderungen

Bitte sehen Sie davon ab, für therapeutische Zwecke auf herkömmliches Cannabis für den Freizeitkonsum zurückzugreifen, denn dieses erfüllt nicht die medizinischen Qualitätsstandards und ist nicht an Ihren individuellen Bedarf angepasst. Um die Qualität von medizinischem Cannabis sicherzustellen, unterliegt es in Deutschland strengen Richtlinien. Aus dem Grund ist es nicht frei verkäuflich, sondern verschreibungspflichtig.

Medizinal-Cannabis: Formen und Einnahme

Medizinisches Cannabis kann über verschiedene Wege verabreicht werden. pflege.de gibt Ihnen einen Überblick:

Art der Einnahme Darreichungsform
Inhalation (mittels Verdampfer bzw. Vaporizer) Erhitzen von Cannabis-Blüten oder -Extrakt
Oral (über den Mund) Einnehmen von Cannabis-Öl oder -Kapseln, Spray, Tropfen
Rektal (über den Darmausgang) Einführen von CBD-Zäpfchen
Vaginal (über die Vagina) Einführen von CBD-Zäpfchen

Welche Sorte, Darreichungsform und Dosis in Ihrem individuellen Fall geeignet sind, besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt.

Cannabis-Medikamente und Formen

In Deutschland gibt es derzeit zwei zugelassene Cannabis-Medikamente. Eines dieser beiden Medikamente wird als Spray verabreicht und kann bei MS-Patienten mit Muskelkrämpfen eingesetzt werden. Bei dem anderen Medikament handelt es sich um Kapseln, die gegen Übelkeit bei einer Chemotherapie eingesetzt werden können.(6)

Medizinisches Cannabis auf Rezept

Medizinisches Cannabis kann sowohl auf Kassenrezept als auch auf Privatrezept vom Arzt verschrieben werden. Die beiden Rezept-Arten unterscheiden sich hauptsächlich in puncto Kostenübernahme und Verschreibungsrichtlinien.

Medizinisches Cannabis auf Kassenrezept: Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Die Verschreibung von medizinischem Cannabis auf Kassenrezept erfolgt in der Regel elektronisch als E-Rezept, das 28 Tage gültig ist.

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für medizinisches Cannabis unter diesen Voraussetzungen:(7)

  • Es muss eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen.
  • Eine herkömmliche Therapiemethode steht entweder nicht zur Verfügung oder kommt im Einzelfall nicht in Frage.
  • Es besteht die Möglichkeit, dass durch den Einsatz von medizinischem Cannabis der Krankheitsverlauf verbessert oder die Beschwerden des Patienten gelindert werden.

Als Patient entrichten Sie bei jedem Rezept nur noch eine sogenannte Rezeptgebühr zwischen fünf und zehn Euro. In bestimmten Fällen können Sie sich von dieser gesetzlich geregelten Zuzahlung befreien lassen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber zum Thema Zuzahlungsbefreiung.

Bonus
Antrag auf Zuzahlungsbefreiung
  • Zuzahlungsbefreiung im Voraus
  • Erstattung zu viel geleisteter Zuzahlungen
  • Mit praktischer Ausfüllhilfe

Medizinisches Cannabis auf Privatrezept: Kosten trägt der Patient

Sind die Voraussetzungen für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse nicht erfüllt oder wünscht der Patient eine schnellere Verschreibung, können Ärzte medizinisches Cannabis auch auf Privatrezept verschreiben. Hierbei trägt der Patient die vollen Kosten für das verordnete medizinische Cannabis.

Ein Privatrezept ist normalerweise drei Monate gültig.

Experteninfo

In Deutschland können wir von mindestens 330.000 Patienten ausgehen, die eine Therapie mit medizinischem Cannabis erhalten. Etwa drei Viertel von ihnen werden privat behandelt, was mehrere Gründe hat. Private Verschreibungen werden allerdings nirgends zentral erfasst, weshalb sich die Zahl nur grob durch die importierten Mengen an Cannabis schätzen lässt.

Dr. Rolf-Wilhelm  Schlüter
Arzt & Medizinischer Leiter bei Kanna Medics

Rezept in der Apotheke einlösen: Online oder vor Ort

Ob medizinisches Cannabis auf Kassenrezept oder Privatrezept – beide Rezeptarten können Sie in einer Apotheke vor Ort oder online einlösen.

Expertenmeinung

Da es nur wenige Apotheken mit wirklich gutem Blütenbestand und Expertise gibt, erfolgt das Einlösen des Rezeptes immer häufiger bei diesen Apotheken, die auch gleichzeitig Versandapotheken sind.

Dr. Rolf-Wilhelm  Schlüter
Arzt & Medizinischer Leiter bei Kanna Medics
Ein Angebot von pflege.de
curabox Pflege Teaser
Gratis Markenprodukte für die Pflege zuhause

Mit der curabox Pflege erhalten Sie benötigte Pflegehilfsmittel nach Hause – regelmäßig und kostenfrei!

  • Für alle Pflegegrade
  • Produkte im Wert von bis zu 42 € monatlich
  • Einmal beantragt, regelmäßig geliefert
  • Boxinhalt jederzeit anpassbar

Medizinisches Cannabis beantragen

Wenn Sie medizinisches Cannabis zur Linderung Ihrer Beschwerden gerne ausprobieren möchten, wenden Sie sich bitte an einen Arzt und sprechen Sie über die Möglichkeiten in Ihrem individuellen Fall.

Wenn Sie dieses Thema lieber diskret besprechen möchten, können Sie auch auf Online-Angebote zurückgreifen. Inzwischen gibt es verschiedene Anbieter im Internet, die unter anderem auch Videosprechstunden anbieten, Sie beraten und eine Therapie mit medizinischem Cannabis in die Wege leiten können.

Genehmigung der Krankenkasse einholen

Sollte das Arztgespräch ergeben, dass medizinisches Cannabis in Ihrem Fall zu therapeutischen Zwecken in Frage kommt, können Sie sich entweder ein Privatrezept ausstellen lassen – hierbei tragen Sie die Kosten für das medizinische Cannabis jedoch in voller Höhe.

Oder aber Sie stellen einen Antrag auf Kostenübernahme bei Ihrer zuständigen Krankenkasse. Viele Krankenkassen bieten dazu auf ihrer Internetseite kostenlose Antrags-Vorlagen an.

Dieses Antrags-Verfahren ist nur bei der Erstverordnung erforderlich. Bei allen Folge-Rezepten, einem Arztwechsel, Anpassungen der Dosis oder Darreichungsform müssen Sie keinen erneuten Antrag bei Ihrer Krankenkasse stellen.

Tipp
Darauf können Sie beim Antrag achten

Es ist wichtig, dass im Antrag deutlich wird, warum medizinisches Cannabis in Ihrem Fall eine angemessene Therapiemethode darstellt. Ihr behandelnder Arzt kann Ihnen eine schriftliche Stellungnahme anfertigen, aus der die medizinische Notwendigkeit in Ihrem speziellen Fall hervorgeht. Auch kann es sinnvoll sein, Notizen zur Ihrer Krankheitsgeschichte und relevante Unterlagen wie Befunde oder Medikamentenpläne dem Antrag beizulegen.

Rückmeldefrist der Krankenkasse

Ihre Krankenkasse hat zwei Wochen Zeit, um Ihren Antrag zu bearbeiten. Bei Bedarf kann sie ein Begutachtungsverfahren einleiten, dass die Bearbeitungszeit auf vier Wochen verlängert.

In speziellen Situationen müssen Krankenkassen eine verkürzte Frist von drei Tagen einhalten. Dies gilt für Cannabisverordnungen in der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung oder, wenn eine stationär gestartete Cannabistherapie ambulant fortgesetzt werden soll.

Verlaufskontrolle beim Arzt

Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt im Gespräch bleiben. Nur so können Erkenntnisse darüber gewonnen werden, ob medizinisches Cannabis in Ihrem individuellen Fall auch tatsächlich eine sinnvolle Therapiemaßnahme ist.

Experteninfo

Die spannenden Verlaufskontrollen sind die nach den ersten Wochen und Monaten. Denn hier sind die Veränderungen der Symptomlast sehr frisch und der „Vorher-Nachher-Kontrast“ meist groß. Auch mögliche Nebenwirkungen werden bei der Verlaufskontrolle erfragt. Im Optimalfall sollte es schon in der Frühphase der Therapie zu mehr guten als schlechten Wirkungen kommen. Am Anfang kann das Präparat noch häufig gewechselt werden, denn es gibt viele Unterschiede zwischen Blüten oder Extrakten, die teils sehr relevant für die Wirkung sind. Ist ein Patient gut eingestellt, reichen Kontrollgespräche auch in dreimonatigen Intervallen aus.

Dr. Rolf-Wilhelm  Schlüter
Arzt & Medizinischer Leiter bei Kanna Medics
Bonus
Schmerztagebuch
  • Wie Sie Schmerzen korrekt erfassen
  • Tagebuch im praktischen Format
  • Kostenlos, selbsterklärend und umfassend

Medizinisches Cannabis: Reisen im Ausland

Wenn Sie mit medizinischem Cannabis ins Ausland verreisen möchten, ist es wichtig, dass Sie gut vorbereitet sind. Jedes Land hat eigene Regeln für Cannabis, deshalb müssen Sie sich vorab gut informieren.

pflege.de gibt Ihnen hierzu ein paar Tipps an die Hand:

  1. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt eine mehrsprachige Bescheinigung geben. Diese sollte Angaben zu Ihrer Dosierung, dem Wirkstoff und der Reisedauer enthalten.
  2. Die Bescheinigung muss von einer offiziellen Gesundheitsbehörde beglaubigt werden.
  3. Informieren Sie sich unbedingt vor der Reise über die Gesetze im Zielland. Manche Länder erlauben nur begrenzte Mengen oder verbieten die Mitnahme ganz.
  4. Erkundigen Sie sich beim Auswärtigem Amt in Deutschland nach den gesetzlichen Bestimmungen in Ihrem Zielland. Sie können Ihnen genaue Informationen geben.
  5. Nehmen Sie alle Dokumente auf Ihrer Reise mit.

Denken Sie daran: Die Regeln können von Land zu Land sehr unterschiedlich sein und sich jederzeit ändern. Daher ist es wichtig, dass Sie sich vor jeder Reise aufs Neue gut informieren.

Häufig gestellte Fragen

Was ist medizinisches Cannabis?

Cannabis ist der lateinische Begriff für Hanf – eine Pflanze, deren Blätter und Blüten spezielle Stoffe beinhalten, die sich je nach Art, Qualität und Dosierung auf das menschliche Nervensystem auswirken können. Seit März 2017 wird die Hanfpflanze in Deutschland auch zu therapeutischen Zwecken in der Medizin verwendet, um verschiedene Symptome wie beispielsweise Schmerzen oder Spastiken zu lindern. In diesem Kontext ist die Rede von medizinischem Cannabis oder auch Cannabisarzneimitteln oder Medizinal-Cannabis.

Wie wirkt medizinisches Cannabis?

Cannabis ist eine Pflanze, deren Blätter und Blüten spezielle Stoffe beinhalten, die auch Cannabinoide genannt werden. Dazu gehören unter anderem THC und CBD. Je nach Art, Anwendung, Dosis und Qualität wirken Cannabinoide unterschiedlich auf das sogenannte endogene Cannabinoidsystem – ein Teil des menschlichen Nervensystems, der viele Funktionen wie Schmerzempfinden, Stimmung, Appetit und Schlaf steuert. THC hat eine eher entspannende und berauschende Wirkung. CBD wirkt eher angstlösend und entzündungshemmend.

Wie bekommt man medizinisches Cannabis?

Medizinisches Cannabis kann sowohl auf Kassenrezept als auch auf Privatrezept vom Arzt verschrieben werden. Die beiden Rezept-Arten unterscheiden sich hauptsächlich in puncto Kostenübernahme und Verschreibungsrichtlinien. Das Rezept kann dann, wie jedes andere Medikament auch, in der Apotheke (online oder Vor Ort) eingelöst werden.

Wird medizinisches Cannabis von der Krankenkasse bezahlt?

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für medizinisches Cannabis unter diesen Voraussetzungen: Erstens: Es muss eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen. Zweitens: Eine herkömmliche Therapiemethode steht entweder nicht zur Verfügung oder kommt im Einzelfall nicht in Frage. Drittens: Es besteht die Möglichkeit, dass durch den Einsatz von medizinischem Cannabis der Krankheitsverlauf verbessert oder die Beschwerden des Patienten gelindert werden.

Wie wird medizinisches Cannabis verabreicht?

Medizinisches Cannabis gibt es in Form von getrockneten Blüten oder flüssigen Blütenextrakt sowie als fertige Präparate. Je nachdem, wird es inhaliert oder eingenommen. Auch für die Einnahme kommen verschiedene Wege in Frage. Als Tablette, Tropfen oder Kapsel über den Mund. Oder als Zäpfchen über den Darmausgang oder die Vagina.

Darf man medizinisches Cannabis mit ins Ausland nehmen?

Wenn Sie mit medizinischem Cannabis ins Ausland verreisen möchten, ist es wichtig, dass Sie gut vorbereitet sind. Jedes Land hat eigene Regeln für Cannabis, deshalb müssen Sie sich vorab gut informieren. In unserem Ratgeber geben wir Ihnen hierzu praktische Tipps.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

/ 5 Bewertungen

Sie haben bereits bewertet.
Vielen Dank!
Wir haben Ihre Bewertung erhalten.
Vielen Dank für Ihre Anmerkungen!
Haben Sie noch Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge?



Erstelldatum: 4202.11.1|Zuletzt geändert: 5202.20.01
(1)
K. Wohlers, Techniker Krankenkasse (2019): Darrei­chungs­formen und Dosie­rung
www.tk.de/techniker/krankheit-und-behandlungen/erkrankungen/behandlungen-und-medizin/darreichungsformen-dosierung-2032612 (letzter Abruf am 01.11.2024)
(2)
Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (2024): "Cannabis als Medizin" - Fragen und Antworten zum Gesetz
www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/c/cannabis/faq-cannabis-als-medizin (letzter Abruf am 01.11.2024)
(3)
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (gemeinsames Institut von BÄK & KBV) (2020): Cannabis als Medizin?
www.patienten-information.de/kurzinformationen/cannabis (letzter Abruf am 01.11.2024)
(4)
A. Garcia-Romeu & Weitere (2022): Online survey of medicinal cannabis users: Qualitative analysis of patient-level data
www.frontiersin.org/journals/pharmacology/articles/10.3389/fphar.2022.965535/full (letzter Abruf am 01.11.2024)
(5)
D. Gloss (2015): An Overview of Products and Bias in Research
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26202343/ (letzter Abruf am 01.11.2024)
(6)
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) (2023): Cannabisarzneimittel
www.kbv.de/media/sp/WirkstoffAktuell_3-23_Cannabisarzneimittel.pdf (letzter Abruf am 01.11.2024)
(7)
Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V): Paragraf 31 Absatz 6
www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__31.html (letzter Abruf am 01.11.2024)
Ein Service von pflege.de
Pflegegradrechner
Einfach, schnell und kostenlos zum persönlichen Ergebnis
Ein Service von pflege.de
Treppenlift Vergleich
Treppenlift-Angebote vergleichen und sparen!
Ein Service von pflege.de
Wanne zur Dusche umbauen
Barrierefreie Dusche. Ihr Badumbau in wenigen Stunden.
Kommerzieller Anbietervergleich
Notruflotse Serviceteaser
Der Notruflotse - Geräte, Anbieter & Preise vergleichen!
Anzeige
Pflegeberatung Paragraph 37.3
Kostenlose Pflegeberatung - Pflicht bei Pflegegeld-Bezug!
Ein Angebot von pflege.de
Servicewelt von pflege.de
Vergleiche, Beratung & mehr. Alle Services im Überblick.
Ein Service von pflege.de
24 Stunden Pflege finden Small
24-Stunden-Pflegekraft ganz einfach legal anstellen
Erfahrungsbericht

"Oma, es gibt eine Möglichkeit!" Ein Erfahrungsbericht aus der Cannabis-Therapie

Doris Habich
 
Doris Habich
Nutzt medizinisches Cannabis zur Schmerztherapie

Doris Habich, Baujahr 1945, genießt dank ihrer erfolgreichen Therapie wieder in vollen Zügen das Leben. Sie ist Großmutter, verwitwet und liebt es zu lesen, zu verreisen oder einfach mit den Hunden im grünen Marzahn spazieren zu gehen.

Für Doris Habich hat sich die Therapie mit medizinischem Cannabis als ideale Lösung herausgestellt: Sie ist ohne Nebenwirkungen ihre Schmerzen losgeworden und hat dafür eine Menge Lebensfreude zurückgewonnen. Dabei hätte sie sich früher im Traum nicht vorstellen können, einmal selbst Cannabis-Präparate einzunehmen.

Im Interview mit pflege.de schildert sie, wie sie mit Hilfe ihres Enkels dann doch eine Cannabis-Therapie begonnen hat. Und erzählt, welche Hürden Sie dabei überwinden musste: Die Angst, als „Kifferin“ abgestempelt zu werden, fehlende Informationen und die Ignoranz vieler Ärzte.

Guten Tag Frau Habich! Schön, dass Sie bereit sind, Ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Lassen Sie uns mit dem unangenehmen Teil anfangen: Welche Beschwerden therapieren Sie mit medizinischem Cannabis?

Doris Habich: Ich bin Diabetikerin und hatte im rechten Fuß auf dem Spann über mehrere Jahre ganz furchtbare Schmerzen. So als würde man dort immer elektrische Kabel aneinanderhalten. Also immer dieses Zwiebeln und Zwirbeln.

Teilweise waren die Schmerzen so stark, dass ich beim Laufen stehenbleiben musste. Dann habe ich vor Schmerz die sogenannte Flamingo-Haltung eingenommen, also ein Bein angewinkelt. Und dann habe ich eine Pause gemacht und dran rumgerieben. Aber oft konnte ich gar nicht mehr weitergehen.

Mit diesen Schmerzen sind Sie sicherlich zum Arzt gegangen, oder?

Doris Habich: Ich war bei allen möglichen Ärzten, um herauszufinden, ob es nun eine nervliche Ursache gibt oder etwas anderes. Alle sagten sie immer, es sei alles in Ordnung. Die Schmerzen waren aber furchtbar. Dagegen wurden mir alle möglichen Schmerzmittel verschrieben.

Und deshalb sagte mein Enkel irgendwann: „Jetzt versuchen wir es mal anders.“

Die Schmerzen sind durch diese Schmerzmittel, ja, mal stundenweise betäubt worden. Aber dann waren sie wieder genauso intensiv und manchmal sogar noch schlimmer. Und deshalb sagte mein Enkel irgendwann: „Jetzt versuchen wir es mal anders.“

Die Idee zur Cannabis-Therapie kam also von Ihrem Enkel. Wissen Sie, wie er auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden ist?

Doris Habich: Es war ja so, dass ich unter sehr starken Schmerzen litt, mindestens drei oder vier Jahre lang. Und meine Kinder, vor allen Dingen mein Enkel, konnte das nicht mehr mit ansehen. Und deshalb sagt er: „Oma, es gibt eine Möglichkeit.“

Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es medizinisches Cannabis gibt. Er hatte dazu schon öfter Veröffentlichungen verfolgt und das im Fernsehen gesehen. Und daraufhin hat er gesagt: „Jetzt melden wir dich dafür an!“ Und das hat er dann gemacht. Obwohl ich sehr, sehr skeptisch war, in den Verruf zu kommen: „Ach, jetzt fängst du auch noch an zu kiffen!“ (lacht)

Aber er hat Sie dann einfach überzeugt mit seinen Argumenten?

Doris Habich: Er hat mich überzeugt und auch, mehr oder weniger, dahingeschleppt, in diese Praxis. Weil ich nämlich noch kurz vorher einen Rückzieher machen wollte… (lacht). Da waren wir auf dem Weg zu dieser Praxis, wo man sich zu einer Cannabis-Therapie ärztlich beraten lassen kann.

Ja, aber dann hat er mich überzeugt und dann sind wir da rein und haben ein sehr nettes Gespräch gehabt. Ich habe mit dem Arzt dort sehr intensiv darüber gesprochen, dass das eine ganz, ganz große Hürde ist, sich dazu zu entscheiden.

Heute denke ich „Ach Gott, hätte ich es doch lieber eher gemacht!“

Damals war ich jedenfalls der Meinung. Heute denke ich „Ach Gott, hätte ich es doch lieber eher gemacht!“

Sie haben dann also die Therapie begonnen. Wie hat sich das am Anfang für Sie angefühlt? Sie waren ja sehr skeptisch…

Doris Habich: Ja, also mein Enkel hatte gleich alles besorgt, was ich brauchte. Ich hatte ja die Wahl gehabt, wie ich das Cannabis zu mir nehmen möchte und habe mich damals für den Verdampfer entschieden. Mein Enkel hat sofort alles bestellt und ich habe hier eine Ausrüstung, das können Sie sich nicht vorstellen… (lacht)

Als nächstes habe ich die Blüten bekommen und dann ging es auch schon los. Ich habe inhaliert. Ich merkte sehr schnell, dass es nicht nur beruhigend wirkt, sondern auch, dass ich danach immer gut eingeschlafen bin und durchschlafen konnte.

Das war vorher durch die Schmerzen nicht mehr möglich. Ich wusste teilweise gar nicht mehr, wohin mit meinen Füßen. Auf die Bettdecke, unter die Bettdecke – also es war wirklich eine Qual. Oder ich habe mich eben vor dem Einschlafen mit Medikamenten vollgepumpt.

Nehmen Sie diese Medikamente immer noch, zusätzlich zu dem Cannabis?

Doris Habich: Nein, die Medikamente brauche ich gar nicht mehr. Und ich habe jetzt vor kurzem mit dem Arzt gesprochen, der mir das Cannabis verschrieben hat. Wir haben über alles gesprochen und er hat dann vorgeschlagen, dass wir es mal mit Cannabis-Öl versuchen sollten.

Dann hat er mir ein Rezept ausgestellt und ich habe das Cannabis-Öl geschickt bekommen. Es hieß, ich soll zehn Tropfen nehmen. Aber da habe ich schon gemerkt: „Oh Gott, zehn Tropfen! Das ist ja bei zehn Milliliter pro Fläschchen im Nu alle!“ Denn eins muss ich schon dazusagen: Günstig ist das Öl nicht gerade.

Als ich zum ersten Mal die zehn Tropfen, also eine große Menge, genommen habe, da waren die Schmerzen gleich abends, als ich ins Bett gegangen bin, komplett weg. Und dann habe ich festgestellt: Am nächsten Tag kommen die Schmerzen auch nicht wieder.

Da habe ich dann gesagt: Ich reduziere diese starke Dosis, da mir das Öl zu wertvoll ist und die Schmerzen ja für längere Zeit weg waren. Also nehme ich jetzt immer wenn die Schmerzen anfangen zwei Tropfen, einmal links und einmal rechts in die Wange. Und dann geht es wieder.

Das heißt, Sie haben jetzt mit dem Verdampfen aufgehört und sind auf Tropfen umgestiegen?

Doris Habich: Ja, das habe ich getan, obwohl ich noch so schöne Blüten hier habe (lacht). Aber ich bin jetzt eigentlich sehr überzeugt, dass ich nur mit dem Öl leben möchte. Und es fällt mir auch leicht, das so zu dosieren, wie ich es eben gerade brauche.

Mir hat das so gut geholfen, dass ich schon begeistert ringsherum allen alten Leutchen, die mich ansprechen, davon erzähle. Die sagen auch: „Was ist denn los? Du bist ja wieder so viel unterwegs?“ Dann sage ich: „Ja, ich kann auch wieder laufen.“

Dann erzähle ich meine Story und dann sind sie alle neugierig und fragen: „Ja, aber wie kommt man denn da ran?“ Und das scheint im Moment nicht so einfach zu sein. Ich habe im Moment wirklich zwei Leute, die haben Interesse. Aber die haben Probleme, einen Termin in einer spezialisierten Praxis zu bekommen.

Warum wenden diese Leute sich nicht einfach an ihre eigenen Hausärzte? Die können doch auch Cannabis verschreiben.

Doris Habich: Naja, so einfach ist das nicht. Zunächst mal habe ich gemerkt: Der Hinweis auf die Möglichkeit einer Cannabis-Therapie kommt von den Ärzten nie. Man muss es selbst ansprechen.

Und dann … also mein Orthopäde hat gar nicht drauf reagiert, als ich sagte, ich würde es gerne mal mit medizinischem Cannabis probieren. Gar keine Reaktion. Ich habe stattdessen einfach wieder ein Rezept über ein Schmerzmittel bekommen.

Bei meiner Hausärztin habe ich es gar nicht erst versucht. Ich kenne sie ja auch schon ein bisschen und glaube nicht, dass ich da Erfolg gehabt hätte.

Die Älteren haben ja grundsätzlich eine ganz furchtbare Einstellung zu Cannabis. Weil man auch immer nur hört, wie die Jugend davon abhängig wird und in der Psychiatrie landet. Da bringt man mit Cannabis immer nur schlechtes in Verbindung.

Und über medizinisches Cannabis wird nicht viel gesprochen. Darüber liest man ja in den Zeitungen nichts. Keiner weist darauf hin, dass medizinisches Cannabis eigentlich hilfreich ist. Sehr hilfreich sogar.

Trotzdem scheinen ja viele von Ihren älteren Bekannten interessiert zu sein.

Doris Habich: Richtig, die sind sehr interessiert daran. Viele fragen mich: „Und, hilft es wirklich? Kann man damit wirklich was machen?“ Und dann erkläre ich immer wieder, wie es mir hilft. Und dann sagen viele: „Na das versuchen wir auch mal!“

Viele fragen mich: „Und, hilft es wirklich? Kann man damit wirklich was machen?“

Aber manche haben trotzdem Vorbehalte. Eine Person ist neulich wieder abgesprungen, einfach wegen der Sorge: „Ach Gott, das ist ja Cannabis!“ Aber es gibt andere, die wollen es trotzdem probieren. Und mein Enkel hat schon angeboten, den alten Leutchen zu helfen. So verbreitet sich das hier in meinem Umfeld.

Was genau macht den Menschen Sorgen oder sogar Angst, wenn es um Cannabis geht?

Doris Habich: Naja, weil alle immer noch Angst haben, dass sie abhängig werden. So nach dem Motto: „Naja, dann muss ich es ja immer nehmen. Und dann werde ich als Kifferin bekannt!“ – Wobei dieser Begriff dazu ja gar nicht passt.

Andere Bedenken habe ich bisher nicht gehört. Nur die Angst davor, abhängig zu werden oder als Kiffer bezeichnet zu werden. Für mich persönlich ist das aber kein Problem. Ich weiß ja, dass ich nicht abhängig bin. Ich weiß, dass ich keine „Drogen“ nehme. Sondern nur etwas, was mir wirklich gut hilft.

Die Kosten sind allerdings ein Thema für mich. Aber ich sage immer: Wozu andere teure Luxusgegenstände kaufen, die man nicht braucht? Mir hilft so eine kleine Flasche Cannabis-Öl am meisten.

Gibt es denn auch etwas, was Sie an der Cannabis-Therapie stört? Mal abgesehen davon, dass viele das für ein Tabuthema halten. Haben Sie irgendwelche Nebenwirkungen?

Doris Habich: Nein, da habe ich überhaupt keine Probleme. Ich habe keine Nebenwirkungen. Ich habe wirklich nur gute Erfahrungen gemacht. Egal, ob es der Verdampfer war oder jetzt mit dem Öl. Keine Nebenwirkungen. Nur die Nebenwirkung, dass ich so glücklich bin, dass diese Schmerzen weg sind!

Das freut uns wirklich für Sie. Gibt es vielleicht etwas, was Sie Menschen mitteilen möchten, die sich für eine Cannabis-Therapie interessieren?

Doris Habich: Sie sollten sich jemandem anvertrauen, auf jeden Fall. Und ganz offen sagen: „Ich möchte diese Schmerzmittel, die von den Ärzten verschrieben werden, nicht mehr nehmen. Denn die haben wirklich viele Nebenwirkungen. Oder sie helfen mir gar nicht. Und jetzt möchte ich etwas anderes probieren.“

Außerdem würde ich mir wünschen, dass die Enkel sich um ihre Omas und Opas kümmern. Dass sie sich erkundigen und dem Opa oder der Oma sagen: „Ich helfe dir und ich begleite dich.“

Mein Appell an die Enkel: Kümmert euch um eure Omas und Opas! Man kann auch im Alter ein schönes und schmerzfreies Leben führen.

Ich muss selbst immer wieder meinen Enkel in Anspruch nehmen, damit er mir bei bestimmten Dingen hilft. Gerade wenn es so digitale Themen sind, über die man leichter an so eine Cannabis-Therapie kommt. Da braucht ein alter Mensch einfach Hilfe.

Und daher mein Appell an die Enkel: Kümmert euch um eure Omas und Opas! Man kann auch im Alter ein schönes und schmerzfreies Leben führen. Und es kann ganz einfach sein.

Ein wunderbarer Appell! Vielen Dank, Frau Habich.

Doris Habich: Na, war das nicht gut? (lacht)

Sie hatten ja beschrieben, dass Sie eine Zeitlang nicht so viel Lebensfreude hatten, aber jetzt merkt man Ihnen richtig an, dass es Ihnen gut geht.

Doris Habich: Ja, als ich die Schmerzen noch hatte, war ich nicht gut drauf, das stimmt. Weil ich auch immer alle möglichen Einladungen ablehnen musste: „Nein, ich komme heute nicht mit.“ Aber ich wollte auch nicht sagen, dass ich schon wieder solche Schmerzen habe.

Also die Cannabis-Therapie war für mich schon wirklich ein großer Sprung zu mehr Lebensqualität.

Erstelldatum: 4202.11.1|Zuletzt geändert: 5202.10.02
Interview

Mögliche Nebenwirkungen einer Cannabis-Therapie

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter
Im Interview
Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter
Arzt & Medizinischer Leiter bei Kanna Medics

Im Interview mit pflege.de klärt Arzt Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter über die möglichen Nebenwirkungen im Rahmen einer Therapie mit medizinischem Cannabis auf. In welchen Fällen die Therapie abgebrochen werden sollte und wie es um das Thema „Suchtgefahr“ steht, lesen Sie in diesem Beitrag.

Was sind die häufigsten Fragen oder auch Bedenken Ihrer Patienten, wenn es um eine Therapie mit medizinischem Cannabis geht?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Cannabis ist eine Pflanze, die einen gewissen Ruf in der Gesellschaft hat. So ziemlich jeder hat eine Meinung oder Vorstellung, doch nur die wenigsten sind wirklich gut informiert. Viele Menschen würden sich wundern, was sich wirklich hinter dem Vorhang verbirgt.

Zu den häufigsten Fragen zu Beginn einer Therapie gehören: Kann ich die Cannabis-Therapie auch irgendwann absetzen? Werde ich abhängig?

Interessant! Bevor wir diese beiden Fragen klären, lassen Sie uns zuerst über die Nebenwirkungen sprechen – welche Nebenwirkungen sind bei einer Therapie mit medizinischem Cannabis häufig zu beobachten?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Die häufigsten Nebenwirkungen sind Müdigkeit und ein gewisses Benommenheitsgefühl. Beides kann vor allem in den ersten Wochen der sogenannten Eindosierung spürbar sein.

Weitere häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, niedriger Blutdruck, ein beschleunigter Puls oder gesteigerter Appetit.

Man muss allerdings bedenken, dass die Nebenwirkungen natürlich abhängig von der Gewöhnung des Körpers und der eingenommenen Menge sowie Applikationsform sind.

Können auch schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Schwerwiegende Nebenwirkungen sind sehr selten. Zu nennen ist ein starker Blutdruckabfall, der eine ausgeprägte Übelkeit auslöst. In der Medizin bezeichnen wir dieses Ereignis als „green rush“.

Eine weitere äußerst seltene, aber mögliche Nebenwirkung sind Psychosen beziehungsweise Schizophrenien bei entsprechender Veranlagung.

Laut einer aktuellen Studie aus Dänemark sei auch das Risiko für Herzrhythmusstörungen durch medizinisches Cannabis erhöht. Wie ordnen Sie diese Aussage in die aktuelle Forschung ein?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Vermutlich beeinflusst Cannabis das Nervensystem so, dass das Herz schneller schlagen kann, weil es den aktivierenden Teil des Nervensystems (Sympathikus) anregt und den beruhigenden Teil (Parasympathikus) hemmt. Dies kann zu Herzrhythmusstörungen wie einem beschleunigten Herzschlag führen. In seltenen Fällen kann diese Nebenwirkung auch ernsthafte Folgen haben.

Deshalb ist bei Patienten mit Vorerkrankungen des Herzens oder einem erhöhten Risiko Vorsicht geboten. Bei ihnen sollte die Dosis langsam und unter Beobachtung erhöht werden.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Nebenwirkungen im Rahmen einer Therapie mit medizinischem Cannabis auftreten?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: So genau lässt sich diese Frage nicht beantworten, da jeder Patient individuell auf medizinisches Cannabis reagiert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen damit zusammenhängt, wie schnell und in welcher Menge die Wirkstoffe THC und CBD im Körper ankommen.

Bei der Inhalation steigen die Wirkstoffkonzentrationen im Blut sehr schnell an und erreichen höhere Spitzenwerte. So kann es dazu kommen, dass der Körper stärker auf das medizinische Cannabis reagiert und somit eher Nebenwirkungen auftreten.

Bei der oralen Einnahme verteilen sich die Wirkstoffe gleichmäßiger über die Zeit, was oft zu stabileren Blutkonzentrationen führt und Nebenwirkungen seltener macht.

Erfahrungsbericht
Medizinisches Cannabis: Erfahrungen einer Schmerzpatientin

„Wirkstoffe“ – ein gutes Stichwort für die nächste Frage: Kann man von medizinischem Cannabis abhängig werden?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Ja, es besteht ein Abhängigkeitspotenzial. Das körpereigene „Stress-Regulator-System“ (auch endogenes Cannabioidsystem), hilft dabei, Stress zu regulieren. Cannabis verändert die Serotonin- und Dopaminspiegel im Gehirn und kann dadurch als eine Art Methode zum Umgang mit Stress wirken.

Besonders jüngere Menschen sind dann psychisch auf diesen Mechanismus angewiesen, wenn sie keinen anderen Weg gefunden haben, ihren Stress zu bewältigen.

Wenn man über Abhängigkeit spricht, muss man jedoch auch die Stärke der Abhängigkeit betrachten. Cannabis hat ein deutlich geringeres Abhängigkeitspotenzial als manch andere Medikamente wie Morphine oder Benzodiazepine, oder als Alkohol oder Nikotin. Auch die Symptome beim Absetzen sind meist sehr milde.

In welchen Fällen sollte medizinisches Cannabis denn grundsätzlich abgesetzt werden?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Es ist wichtig, dass die Therapie insgesamt mehr Gutes als Schlechtes bewirkt, da es in den meisten Fällen um eine rein symptomatische Therapie geht. Das heißt, Ziel der Therapie mit medizinischem Cannabis ist immer die Symptomlinderung und damit Verbesserung der Lebensqualität – nicht aber die Ursachenbekämpfung.

Die Therapie sollte beendet werden, wenn nach einer gewissen Zeit keine Symptomlinderung zu spüren ist.

Dieser Aspekt sollte regelmäßig bewertet werden. Ein Therapietagebuch kann dafür beispielsweise sinnvoll sein. Hier können Patienten unter anderem die Häufigkeit und das Ausmaß ihrer Symptome dokumentieren. Notizen wie diese sind für uns Ärzte im Rahmen der Verlaufskontrolle sehr wertvoll.

Was ist beim Absetzen zu beachten?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Bei Patienten, die schon lange cannabisbasierte Medikamente nehmen, können in den ersten zwei bis drei Wochen nach dem Absetzen leichte Entzugserscheinungen auftreten. Dies können Unruhe, leichtes Schwitzen oder Schlafprobleme sein.

Wie bereits erwähnt, sind die Symptome beim Absetzen sehr milde und für die meisten gar nicht spürbar. Falls doch, empfiehlt es sich, die Medikamente schrittweise abzusetzen, indem man die Dosis langsam reduziert.

Wir haben nun über die möglichen Nebenwirkungen, Risiken und Gründe für ein Absetzen der cannabisbasierten Therapie gesprochen. Abschließend interessiert uns Ihre Sicht der Dinge. Welche Chancen bietet Cannabis für die Medizin – heute sowie in Zukunft?

Dr. Rolf-Wilhelm Schlüter: Um einen Überblick über die Chancen von medizinischem Cannabis zu bekommen, kann man gut in andere Länder schauen, in denen eine Cannabis-Therapie – vor allem im Alter – schon lange sehr viel üblicher ist als in Deutschland. Beispiele hierfür sind Israel oder die USA.

Dort hat es Medizinalcannabis geschafft, dass viele Patienten auf diverse andere Medikamente verzichten können. Statt Morphinen oder Benzodiazepinen kommt Cannabis erfolgreich zum Einsatz – mit dem Ziel, die Lebensqualität zu verbessern. Viele große Studien zeigen hier einen positiven Effekt.

Für die Zukunft darf man noch einiges von der Cannabispflanze erwarten, denn sie enthält viele verschiedene Stoffe. Die einzelnen Stoffe sind Gegenstand neuster Forschung, da sie möglicherweise unterschiedliche Wirkungen haben, zum Beispiel gegen Krebs, Infektionen oder als Appetitzügler und Stimmungsaufheller.

Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview, Dr. Schlüter!

Erstelldatum: 4202.11.11|Zuletzt geändert: 5202.20.71
(1)
Bildquelle
© Rolf-Wilhelm Schlüter
Das könnte Sie auch interessieren
Parkinson
Parkinson
Parkinson: Krankheit im Überblick
Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz » Symptome & Stadien
Pergamenthaut
Pergamenthaut
Pergamenthaut » Alles zu atrophischer Haut
Schmetterlingskrankheit Teasergrafik
Schmetterlingskrankheit
Schmetterlingskrankheit » Ein Überblick
Dekubitus Definition, Ursachen, Behandlung
Dekubitus
Dekubitus: Definition & Risikofaktoren
Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten: Infektionen & mehr