Nykturie: Definition
Die International Continence Society (ICS, zu deutsch: Internationale Kontinenz Gesellschaft) spricht von einer Nykturie, wenn Betroffene ihren Nachtschlaf ein- oder mehrmals unterbrechen müssen, um ihre Harnblase zu entleeren.(1)
Nykturie, auch nächtlicher Harndrang genannt, ist eine spezielle Form der Inkontinenz. Grundsätzlich ist das nächtliche Wasserlassen davon abhängig, wie viel jemand vor dem Schlafengehen trinkt.
Müssen Erwachsenen häufiger in der Nacht auf die Toilette, obwohl sich die Trinkmenge nicht geändert hat, könnte eine Nykturie vorliegen. Dabei handelt es sich um keine eigenständige chronische Erkrankung. Vielmehr ist nächtlicher Harndrang ein Symptom anderer körperlicher Störungen.
Symptome bei nächtlichem Harndrang
Wer viel trinkt, muss häufig auf die Toilette. Das ist normal. Wenn Sie aber in der Nacht vermehrt wasserlassen müssen, sprechen Fachleute von einer Nykturie. Sie kann ein Symptom für verschiedene Erkrankungen sein. Doch wie fühlt sich nächtlicher Harndrang an und welche Symptome kann er auslösen?
Harndrang entsteht, wenn die Blase ein Signal an unser Gehirn sendet, dass sie entleert werden muss. Dann spüren wir einen verstärkten Druck im Unterleib, woraufhin wir zeitnah die Toilette aufsuchen. Bei einer Nykturie wird dieses Signal auch nachts an das Gehirn gesendet.
Wenn das über einen längeren Zeitraum geschieht, kann Nykturie mit folgenden Symptomen einhergehen:
- Nächtliche Unruhe und Schlafstörungen, weil der Schlaf immer wieder unterbrochen wird
- Müdigkeit, Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit tagsüber
- Geminderte Lebensqualität und Niedergeschlagenheit, in schwereren Fällen auch Symptome einer Altersdepression
Die nächtlichen Toilettengänge können die Sturzgefahr bei älteren Menschen erhöhen. Zudem ist nächtlicher Harndrang die häufigste Ursache für Schlafstörungen.(3)
Ursachen für Nykturie
Kurz vorab: Nicht immer muss nächtliches Wasserlassen krankhaft sein. Nächtlicher Harndrang kann ebenso harmlose Auslöser haben, wie etwa viel Trinken vor dem Schlafengehen, Alkoholkonsum oder entwässernde Medikamente (Diuretika).
Zwei körperliche Mechanismen führen zu einem übermäßigen nächtlichen Harndrang:(3)
- Der Körper produziert zu viel Urin.
- Es gibt ein Problem in den ableitenden Harnwegen.
Dabei können verschiedene Faktoren Auslöser dieser Mechanismen sein, allen voran eine bakterielle Harnwegsinfektion, die Betroffene zwingt, häufiger auf Toilette zu gehen. Nach erfolgreicher Behandlung lässt dann der Harndrang wieder nach.
Auch während der Schwangerschaft kann es passieren, dass das Ungeborene auf die Blase drückt und die Frau nachts mehrmals Wasser lassen muss. Ist das Kind geboren, gibt sich das Problem wieder.
Andere Ursachen für nächtlichen Harndrang bei Frauen und Männern gehen meist auf chronische Erkrankungen zurück. Sie sind nicht so schnell oder gar nicht zu beheben. Sobald sie aber erkannt sind, können entsprechende Therapien die Symptome lindern. Dazu gehören zum Beispiel:
- Harninkontinenz
- Hormonelle Veränderungen im Alter
- Prostatavergrößerung
- Schlaf-Apnoe-Syndrom
- Herzinsuffizienz
- Niereninsuffizienz
- Diabetes mellitus
- Psychische Störungen, wie beispielsweise Demenz
Nykturie: Diagnostik
In der Diagnostik gilt es zunächst die Grunderkrankung zu finden, die für den nächtlichen Harndrang verantwortlich ist. Deshalb wird der Arzt eine umfassende Untersuchung einleiten. Neben der Krankengeschichte (Anamnese) und körperlichen Untersuchung können beispielsweise folgende Methoden Aufschluss geben:
- Elektrokardiogramm (EKG) und/oder Belastungs-EKG
- Ultraschall
- Rektale Abtastung der Prostata bei Männern
- Blutuntersuchung
Darüber hinaus gibt es verschiedene urologische Tests, allen voran das sogenannte Miktionsprotokoll. Das ist ein Trink- und Ausscheidungstagebuch. Ferner kann der Arzt folgende Untersuchungen einleiten:
- Restharnbestimmung
- Urin-Schnelltest
- Harnblasendruckmessung (Urodynamik)
Therapie gegen nächtlichen Harndrang
Nykturie ist keine eigene Erkrankung, sondern ein Anzeichen für eine Störung im Körper. Ist die zugrundeliegende Krankheit erst erkannt, kann sie entsprechend behandelt werden. Im Idealfall hört dann auch der nächtliche Harndrang auf.
Darüber hinaus gibt es spezielle Therapiemaßnahmen, die den Harndrang selbst behandeln. Im ersten Schritt setzten Fachleute auf eine Lebensstilanpassung.(3)
So kann etwa regelmäßiges Blasentraining helfen, den Harndrang zu unterdrücken. Auch Beckenbodentraining und abendliche Spaziergänge können einer Nykturie entgegenwirken.(4)
Ist der Harndrang unverändert stark, können verschiedene Medikamente Erleichterung schaffen. Ein wirksames Mittel gegen Nykturie ist beispielsweise Desmopressin. Es bewirkt, dass der Körper wieder mehr Wasser aufnimmt und führt so dazu, dass der nächtliche Harndrang weniger wird.(4)
Geht der nächtliche Harndrang auf eine psychische Störung zurück, können neben einer Psychotherapie auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen.
Hausmittel gegen nächtlichen Harndrang?
Verschiedene Hausmittel können in einzelnen Fällen den nächtlichen Harndrang verbessern:
- Weniger Salz verwenden.
- Tagsüber die Beine hochlegen, damit eingelagertes Wasser abfließen und über die Blase entleert werden kann.
- Getränke wie Kaffee, Tee, Cola oder Alkohol am Abend vermeiden. Sie beeinflussen das Schlafverhalten und reizen die Blase.
- Eine Stunde vor dem Zubettgehen nichts mehr trinken.
- Körperliche Betätigung am Abend, wie ein Spaziergang, können für einen besseren Schlaf sorgen und so den nächtlichen Harndrang umgehen.
Tipps für Pflegemaßnahmen
Für pflegebedürftige Menschen ist es besonders schwer, ihrem nächtlichen Harndrang nachzugeben. Doch insbesondere, wenn Nykturie in Folge einer chronischen Erkrankung und/oder Inkontinenz auftritt, gibt es hilfreiche Mittel, um dem zu begegnen.
So kann der behandelnde Arzt ein Rezept für Inkontinenzmaterial ausstellen. Denn selbst wenn es zum Einnässen kommen sollte, gibt es zahlreiche Hilfsmittel, die die Betroffenen schützen.
Hat die Person einen anerkannten Pflegegrad, übernimmt die Pflegekasse die Kosten für sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert von bis zu 42 Euro pro Monat.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Nykturie?
Nykturie ist eine spezielle Form der Inkontinent, bei der Betroffene ihren Nachtschlaf ein- oder mehrmals unterbrechen müssen, um ihre Harnblase zu entleeren. Dieser nächtliche Harndrang ist keine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr ein Symptom für diverse andere Erkrankungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz oder auch eine vergrößerte Prostata.
Was tun bei nächtlichem Harndrang?
Zunächst gilt es die Grunderkrankung, die den nächtlichen Harndrang verursacht, zu therapieren. Darüber hinaus empfehlen Experte regelmäßiges Blasentraining, Beckenbodentraining und abendliche Spaziergänge, um der Nykturie entgegenwirken. Manchmal verschreiben Ärzte auch das Medikament Desmopressin. Ist allerdings eine psychische Störung Grund für den nächtlichen Harndrang, können eine Psychotherapie und Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen.
Warum kommt Nykturie bei Herzinsuffizienz vor?
Eine häufige Begleiterscheinung von Herzproblemen sind Wassereinlagerungen (Ödeme). Im Liegen gelangt die Flüssigkeit wieder in die Blutbahnen und wird schließlich über die Nieren ausgeschieden. Die Folge: Sie müssen nachts häufiger auf die Toilette, um wasserzulassen.
Welche Hausmittel helfen gegen nächtlichen Harndrang?
Weniger Salz, tagsüber die Beine hochlegen, ein Abendspaziergang, Getränke wie Kaffee, Tee, Cola oder Alkohol am Abend vermeiden und eine Stunde vor dem Zubettgehen nichts mehr trinken sind Maßnahmen, die in einzelnen Fällen den nächtlichen Harndrang verbessern können.