Diabetes: Ursachen und Risikofaktoren
Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, stellt das Zentrum einer Diabetes-Erkrankung dar. Wenn dieses Organ seiner Funktion nicht nachgehen kann, das Hormon Insulin zu bilden, kommt ein Diabetes mellitus zustande. Fehlt es nämlich dem Körper an Insulin, beginnt der Blutzucker zu steigen. Bis zu mehrere Wochen vergehen, bis schließlich die ersten Symptome auftreten.
Je nach Diabetes-Typ liegen unterschiedliche Ursachen sowie Risikofaktoren vor, die einen Diabetes mellitus begünstigen.
Diabetes Typ 1: Ursachen
Die meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes erkranken im Kindheits- oder Jugendalter daran. Oftmals ist die Ursache für Diabetes Typ 1 eine genetische Veranlagung. Wenn ein Elternteil mit Typ-1-Diabetes lebt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei fünf Prozent, dass sie die Erkrankung an ihre Kinder weitervererben können. Sollten beide Eltern Typ-1-Diabetes haben, steigt das Erkrankungsrisiko auf bis zu 50 Prozent. Unter Verdacht stehen auch bestimmte Erkältungsviren, wie die Coxsackie-Viren, bei der Entstehung von Diabetes Typ 1.(2)
Autoimmunreaktion
Ein Typ-1-Diabetes ist meistens die Folge einer Autoimmunreaktion. Eigentlich arbeitet das Immunsystem ununterbrochen daran, Krankheitserreger mithilfe von Abwehrzellen abzuwehren. Bei einer Autoimmunreaktion jedoch greifen die Abwehrzellen den eigenen Körper an. Wenn sie dabei die Bauchspeicheldrüse attackieren und mehr als 90 Prozent der insulinbildenden Zellen zerstören, kann sie kein Insulin mehr produzieren. Es kommt zu einem dauerhaften absoluten Insulinmangel, dem Typ-1-Diabetes. Wieso eine Autoimmunreaktion eintritt, hat die Forschung bislang noch nicht genau klären können.(3)
Zusammenhang Diabetes und Vitamin-D-Mangel
Vitamin D, das eigentlich ein Hormon ist, spielt eine unerlässliche Rolle beim Aufbau von Knochen sowie Zähnen. Sobald Ihre Haut mit der UV-Strahlung des Sonnenlichts in Kontakt kommt, bildet Ihr Körper Vitamin D. Mittlerweile weiß die Forschung, dass Vitamin D weitaus mehreren Aufgaben nachgeht, beispielsweise der Immunabwehr oder Blutdruckregulierung. In Studien stellten Forscher bei neuerkrankten Menschen mit Typ-1-Diabetes einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel fest. So mutmaßen sie, dass ein Vitamin-D-Mangel mit einem Typ-1-Diabetes zusammenhängt. Allerdings fehlt es an eindeutigen Belegen und weiteren Studien, die solch eine Aussage sichern. Nichtsdestotrotz sollten Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel regelmäßig bei Ihrem Hausarzt kontrollieren lassen und erst nach Rücksprache auf Nahrungsergänzungsmittle zurückgreifen. Insbesondere im Alter lässt die körpereigene Vitamin-D-Produktion nach.(4)
Diabetes Typ 2: Ursachen
Diabetes mellitus Typ 2 zählt zu den typischen Krankheiten im Alter. Im Vergleich zu Typ-1-Diabetes erkranken überwiegend erwachsene und ältere Menschen daran, weswegen dieser Diabetes-Typ umgangssprachlich Altersdiabetes genannt wird. Ebenfalls kommt hier die genetische Veranlagung in der Familie in Frage. Hinzu gilt ein ungesunder Lebensstil als häufigste Ursache für Diabetes Typ 2, und zwar haben Menschen ein erhöhtes Krankheitsrisiko, die:(3)
- übergewichtig sind,
- sich ungesund ernähren,
- hohe Mengen von Alkohol trinken,
- viel rauchen,
- sich wenig körperlich bewegen.
Insulinresistenz
Wohingegen ein Typ-1-Diabetes mit einem absoluten Insulinmangel einhergeht, besteht bei einem Typ-2-Diabetes ein sogenannter relativer Insulinmangel. Die Bauchspeicheldrüse bildet zwar noch Insulin, allerdings sind die Mengen nicht ausreichend, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Also bleibt der Blutzucker erhöht. Überdies nimmt die Insulinwirkung mit der Zeit ab. Das Hormon kann nicht mehr vernünftig mit den Zellen interagieren, damit sie den Blutzucker aufnehmen können. Als Reaktion darauf setzt die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin frei, bis sie erschöpft und die Insulinbildung nachlässt.(3)
Prädiabetes
Vereinzelt kann ein erhöhter Nüchtern-Blutzucker vorliegen, obwohl noch kein Diabetes ausgeprägt ist. Hier sprechen Ärzte von einem sogenannten Prädiabetes, die Vorstufe von Diabetes mellitus Typ 2. Schon wenige Kohlenhydrate bei den Betroffenen genügen, um den Blutzucker anzuheben. Zusätzlich kann eine einsetzende Insulinresistenz bestehen, die Übergewicht oder einer ungesunde Lebensweise begleiten.
Insofern dass die Erkrankung noch nicht ausgeprägt ist, können Betroffene mit einer gesunden Ernährung und regelmäßigem Sport die Blutzuckerwerte verbessern. Auf diese Weise senken sie ihr individuelles Risiko, im späteren Verlauf an Diabetes Typ 2 zu erkranken.(5)
Diabetes: Behandlung / Therapie
Mit ständig erhöhten Blutzuckerwerten besteht ein Risiko für Durchblutungsstörungen, Schlaganfälle und Nervenschäden. In den meisten Fällen erkranken Menschen mit Diabetes am diabetischen Fußsyndrom, dem Durchblutungsstörungen und Nervenschäden vorhergehen.
Damit Sie Ihr Leben größtenteils ohne Beschwerden verbringen können, steht im Vordergrund, den Blutzucker so gut wie möglich im gesunden Bereich zu halten. Dabei werden Sie nicht allein gelassen. Gemeinsam mit Ärzten und Diabetesberatern lernen Sie, wie Sie Über- und Unterzuckerungen vermeiden. Neben dem richtigen Umgang mit der Ernährung müssen Sie eventuell auch Medikamente einnehmen. So sind Menschen mit Typ-1-Diabetes ihr Leben lang darauf angewiesen, sich Insulin zuzuführen und die korrekte Dosis zu berechnen.(7)(8)(9)
Die Therapie richtet sich nach dem jeweiligen Diabetes-Typ:
- Bei einem Typ-1-Diabetes müssen sich Betroffene Insulin über Spritzen, Pens oder Insulinpumpen zuführen.
- Bei einem Typ-2-Diabetes müssen Betroffene im ersten Schritt Stellschrauben in ihrem Lebensstil justieren – unter anderem die eigene Ernährung umstellen, mehr Sport treiben, bei Übergewicht abnehmen und gegebenenfalls Medikamente einnehmen.
Behandlung von Typ-1-Diabetes
Insulin als Medikamente ist das Schlüsselelement in der Behandlung von Diabetes Typ 1. Aufgrund dessen dass Ihre Bauchspeicheldrüse es nicht mehr herstellt, müssen Sie das Hormon eigenständig von außen zuführen, um Ihren Blutzuckerspiegel zu stabilisieren.
Es lassen sich verschiedene Arten von Insulin unterscheiden.(10)
Kurzwirksame Insuline nutzen Sie vor oder nach einer Mahlzeit, um den Blutzuckeranstieg zu regulieren. Sie wirken ziemlich schnell, jedoch nicht lange. Während sogenannte Analoginsuline bis zu vier Stunden wirken, hält die Wirkung von Normalinsulinen bis zu acht Stunden an. Welches dieser Insuline sich für Ihren Bedarf eignet, besprechen Sie mit Ihrem Arzt.
Langwirksame Insuline, auch Basalinsuline genannt, decken den Grundbedarf über den Tag. Sie halten den Blutzucker über einen längeren Zeitraum stabil, je nach Art bis zu 42 Stunden. Meistens spritzen Sie langwirksames Insulin morgens oder abends.
Vor jeder Insulininjektion sollten Sie den Blutzuckerspiegel im Blut messen. Den Glukosespiegel können Sie beispielsweise mithilfe dieser Methoden ermitteln:
- Kapillarblutmessung aus der Fingerspitze mithilfe einer Stechhilfe (sogenannte Lanzettiergeräte)
- Messung mithilfe kontinuierlicher Blutzuckermessgeräte
- Scan mithilfe einer sogenannten Flash Glukose Messung über einen Sensor

Diabetes-Therapie: Intensivierte Insulintherapie (ICT)
Die individuelle Kombination von schnell und langsam wirkenden Insulinen ist als intensivierte Insulintherapie (ICT, englisch: intensified conventional therapy) die Standard-Behandlung bei Diabetes Typ 1. Dabei verabreichen Sie sich mindestens drei Mal am Tag Insulin, wobei die Häufigkeit von der Wirkdauer der Insuline abhängig ist. Das Basalinsulin deckt Ihren Grundbedarf. Zu Ihren Mahlzeiten spritzen Sie sich kurzwirksames Insulin (Bolus), dessen Dosis sich nach dem aktuellen Blutzuckerwert sowie der Kohlenhydratmenge richtet. Die Insulinabgabe erfolgt über einen Insulin-Pen oder eine Insulin-Pumpe. Prinzipiell müssen Sie sich mit intensivierten Insulintherapie weniger spritzen, da das Basalinsulin den Grundbedarf lang genug deckt.(7)
Insulin-Pen
Ein Insulin-Pen dient als Hilfsmittel, um Insulin zu verabreichen und ersetzt damit die Einmalspritzen. In den Pen legen Sie eine Patrone mit dem verordneten Insulin ein und setzen eine Nadel darauf. Diese sind in der Regel nicht mal einen Millimeter dick, sodass Sie sie kaum spüren. Anschließend stellen Sie die benötigen Einheiten Insulin ein und verabreichen das Insulin. Ziehen Sie den Pen aber nicht sofort raus, sondern warten zehn Sekunden, damit das Insulin richtig ins Gewebe eindringt. Die Nadel entsorgen Sie zum Schluss über den Hausmüll.
Insulin-Pumpe
Sich ständig mit dem Pen zu spritzen, erweist sich unter Umständen als lästig und unangenehm, insbesondere in der Öffentlichkeit. Eine Insulinpumpe hingegen ist etwas unauffälliger. Die Pumpe tragen Sie die ganze Zeit mit einem Katheter oder einem kleinen Pod mit feinen Kanülen am Körper. Mögliche Stellen sind der Bauch, Oberschenkel oder der Oberarm. Achten Sie darauf, dass Sie die Stellen immer wechseln. Gemeinsam mit Diabetes-Fachkräften stellen Sie in der Pumpe oder Ihrem Smartphone den gesamten Insulinbedarf ein. Nachdem Sie etwas gegessen haben, geben Sie Ihren Blutzucker sowie die Menge von Kohlenhydraten ein. Daraufhin errechnet die Pumpe sofort, wie viel Insulin Sie benötigen und gibt die entsprechende Menge ab.
Den Katheter Ihrer Pumpe müssen Sie aus Hygienegründen alle zwei bis drei Tage wechseln.
Spritzstellen für das Insulin
In Diabetes-Schulungen lernen Sie, an welchen Körperstellen und wie sie das Insulin spritzen. Dabei sollten Sie berücksichtigen, dass Sie beim Spritzen eine Hautfalte bilden, die Sie mit der einen Hand festhalten, während Sie sich mit der anderen das Insulin verabreichen. Zudem sollten Sie die Spritzstellen immer wechseln. Bitte nutzen Sie ausschließlich nur die folgenden Körperstellen:
- Bauch (idealerweise in der Mitte zwischen Bauchnabel und Beckenknochen)
- Außenseiten der Oberschenkel
- Gesäß
Spritzen Sie sich kein Insulin in der Nähe von blauen Flecken, Leberflecken oder verhärteten Stellen. Gegebenenfalls wirkt das Insulin nicht richtig oder es kommt zu kleinen Verletzungen.
Wer häufig Insulin in die gleiche Stelle spritzt, riskiert dort, Vernarbungen und Reservoir Bildungen zu bekommen. Das Insulin wird nicht gleichmäßig resorbiert und dem Körper zugeführt. Dies hat häufig schwer kontrollierbare Blutzuckerschwankungen zur Folge.

Behandlung von Diabetes Typ 2
Die Behandlung von Diabetes Typ-2 erfolgt über ein Stufen-Modell. Zunächst beginnt die Basistherapie mit dem Ziel, Ihre Blutwerte mit einem gesunden Lebensstil zu verbessern, ehe Medikamente zum Einsatz kommen.
Stufe 1: Die Basistherapie
In der Basistherapie vereinbaren Sie mit Ihrem Arzt Therapieziele, die sich nach Ihren Blutwerten sowie Lebensumständen richten. Gemeinsam legen sie einen Zeitraum fest, in dem Sie diese Ziele realistisch erreichen können.
Zur Unterstützung besuchen Sie Schulungen zu unterschiedlichen Themen:
- Übergewicht: Wie nehmen Sie mit einer gesunden Ernährung ab?
- Ernährungsberatung: Wie sollten Sie sich ernähren, damit die Blutzuckerwerte nicht entgleisen?
- Rauchentwöhnung: Wie hören Sie mit dem Rauchen auf?
- Sportkurse: Wie bauen Sie genügend Sport in Ihren Alltag ein?
All diese Faktoren helfen Ihnen dabei, sodass sich Ihr Gewicht, Ihre Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte positiv entwickeln und Sie Lebensqualität beibehalten können.
Stufe 2: Orale Antidiabetika
Greift die Basistherapie nicht, da Ihnen im Alltag Hürden begegnen, unterstützen Sie spezielle Diabetes-Medikamente, und zwar die oralen Antidiabetika. Dabei ist die erste Wahl laut den Behandlungsleitlinien der Wirkstoff Metformin. Bei Unverträglichkeit oder anderen Bedingungen, die gegen die Einnahme des Wirkstoffes sprechen, stehen weitere Wirkstoffe zur Verfügung.
Diabetes Typ 2 muss im Gegensatz zu Typ 1 nicht unbedingt mit Insulin behandelt werden.
Wie wirkt Metformin?
Kein Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes wird weltweit so häufig verschrieben wie Metformin. Der Wirkstoff Metformin hemmt die Leber, Zuckermoleküle (Glukose) neu zu bilden, die den Blutzucker anheben. Abgesehen davon reagieren Körperzellen mithilfe von Metformin besser auf körpereigenes Insulin, sodass der Blutzucker stabilisiert wird.(11)
Stufe 3: Insulininjektionen
Leider ist es nicht ausgeschlossen, dass orale Antidiabetika genügen, um den Blutzuckerspiegel zu optimieren. Entgleisen Ihre Werte dennoch, führt kein Weg daran vorbei, sich Insulin zu injizieren. Mit diesem finalen Schritt und regelmäßigen Arztbesuchen können Sie Ihre Blutzuckerwerte stabilisieren und für Folgeerkrankungen zuvorkommen.
Diabetes-Zubehör
Eine optimale Diabetes-Therapie erfordert das richtige Diabetes-Zubehör, um das Beste für Ihre Gesundheit herauszuholen. Erhalten sie die Diagnose Diabetes mellitus, müssen Sie folgendes Equipment bei sich in Griffnähe ständig tragen:
In Ihrem Kühlschrank oder für Ausflüge in einer Kühltaschen sollten Sie für den Ernstfall bei starken Unterzuckerungen eine Glukagon-Notfallspritze aufbewahren. Klären Sie Ihre Angehörigen auf, dass sie Ihnen im Falle von Ohnmacht durch eine Unterzuckerung Glukagon spritzen und den Notruf kontaktieren müssen.
Ist Diabetes heilbar?
Auf verschiedenen Plattformen im Internet finden Sie Artikel, die über eine Heilung von Diabetes berichten. Allerdings ist es schwierig, bei Diabetes mellitus von einer Heilung zu sprechen. Typ-1-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse überhaupt kein Insulin mehr eigenständig bilden kann. Deswegen sind Sie bei einem Typ-1-Diabetes dauerhaft auf Insulin über Pens oder Pumpen angewiesen.
Bei Diabetes Typ 2 sieht es anders aus. Hier kann die Bauchspeicheldrüse noch geringe Mengen von Insulin bilden. Indem Sie sich gesünder ernähren, Ihr Gewicht normalisieren, Sport treiben und bestenfalls Ihren Blutzucker richtig einstellen, können Sie in eine Remission gelangen. Das heißt, dass Sie auf keine Medikamente mehr angewiesen sind, um Ihre Blutzuckerwerte im Normalbereich zu halten. Allerdings währt eine Remission nicht auf ewig. In vielen Studien mussten Menschen mit Typ-2-Diabetes nach zwei Jahren wieder zu ihren Medikamenten greifen, da ihre Blutzuckerwerte wieder stiegen.
Auch wenn sich die Blutzuckerwerte in der Remission normalisieren, gilt es weiterhin, einen gesunden Lebensstil beizubehalten und regelmäßige Kontrolltermine wahrzunehmen.(12)
Leben mit Diabetes mellitus: Wissen und psychologische Unterstützung
Das Leben mit Diabetes muss keinesfalls eingeschränkter sein als das Leben ohne. Dank moderner Therapien können Menschen mit Diabetes ein weitgehend normales Leben führen. Es gibt auch eine Fülle von Hilfen für Diabetes-Patienten. Betroffene sollten nicht zögern, diese anzunehmen.
Diabetes-Selbsthilfegruppen
Diabetes-Selbsthilfegruppen finden Sie in jeder größeren Stadt. Fragen Sie einfach Ihren Arzt. In solchen Gruppen können Sie sich mit anderen Menschen mit Diabetes über Ihre Erfahrungen mit der Erkrankung austauschen. Welche Hürden Sie begleiten, wie Sie diese überwinden und welche Tipps Sie für andere haben, können Sie in solchen Gruppen teilen. Eine Liste an Selbsthilfegruppen finden Sie unter anderem auf dem Diabetesinformationsportal.
Kuren bei Diabetes
Bei ständigen Über- und Unterzuckerungen im Alltag sowie Folgeerkrankungen von Diabetes mellitus können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt eine Kur in Erwägung ziehen – insbesondere wenn sich die Erkrankung auch auf Ihre Arbeit auswirkt. Sollte Ihr behandelnder Arzt einen Grund für eine Kur sehen, erstellt er ein Gutachten für die gesetzliche Rentenversicherung beziehungsweise die Krankenkasse, die die Kosten übernehmen können. In einer Kur, die mindestens drei Wochen dauert, lernen Sie ambulant oder stationär, mit der Erkrankung umzugehen und werden umfassend behandelt.
Ernährung bei Diabetes
Nachdem Sie Ihre Diabetes-Diagnose erhalten haben, lernen Sie, was Sie in Ihrer Ernährung bei Diabetes von nun an berücksichtigen müssen – insbesondere die Kohlenhydrate. Denn bei einem gesunden Menschen zerlegen Proteine im Darm Kohlenhydrate in einzelne Zuckermoleküle. Im Blut angekommen erhöhen sie den Blutzuckerspiegel, den das Hormon Insulin in der Regel senken würde.
Ernährungsplan bei Diabetes Typ 1
Der Typ-1-Diabetes ist zwar nicht durch die Ernährung zu beeinflussen, aber wenn Sie betroffen sind, müssen Sie auch darauf achten, wie viele Kohlenhydrate in Ihren Mahlzeiten stecken. Die Menge an Kohlenhydraten bestimmt damit maßgeblich, wie viel Insulin Sie verabreichen müssen, damit die Blutzuckerwerte im Normbereich bleiben. Die Faustformel lautet, dass eine Brot- oder Kohlenhydrateinheit den Blutzuckerspiegel um 25 bis 40 Milligramm pro Deziliter Blut/dl ansteigen lässt. Jedes Lebensmittel hat einen bestimmten Anteil an Kohlenhydraten und damit auch einen bestimmten Wert an Brot- beziehungsweise Kohlenhydrateinheiten:
- Ein Glas Milch enthält über eine Broteinheit (BE).
- Ein Apfel hat zwei Broteinheiten (2 BE).
- 30 Gramm Fruchtgummi haben zwei Broteinheiten (2 BE).
Die Kohlenhydratangaben finden Sie bei abgepackten Lebensmitteln im Nährwertverzeichnis. Generell erhalten Sie in Diabetes-Schulungen Tabellen, in denen alle Lebensmittel mit ihren Kohlenhydratanteilen gelistet sind. (7)
Ernährungsplan bei Diabetes Typ 2
Einen Typ-2-Diabetes können Sie in Teilen sehr gut mit einer angepassten Ernährung regeln. Sie dürfen bei einer Diabetes-Erkrankung durchaus noch Zucker essen. Wichtig ist, dass überwiegend gesunde Kohlenhydrate in Ihrem Ernährungsplan bei Diabetes Typ 2 vorkommen. Dazu zählen ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Vollkornreis, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte. Diese lassen den Blutzuckerspiegel nämlich nur leicht und langsam ansteigen.
Auch wenn Sie keine Brot- oder Kohlenhydrateinheiten berechnen müssen, weil Sie kein Insulin brauchen, sollten Sie streng auf Ihre Ernährung achten: Essen Sie stets gesund, abwechslungsreich und nicht zu kalorienreich. Dies wird Ihnen jeder Arzt empfehlen, wenn er bei Ihnen einen Typ-2-Diabetes festgestellt hat.
Ihr Essensplan bei Diabetes mellitus sollte ein paar wichtige Elemente enthalten:
Diät bei Diabetes
Eine Diät kann durchaus sinnvoll sein, um abzunehmen – insbesondere bei Typ-2-Diabetes, wenn Übergewicht vorliegt. Allerdings sollten Sie von Crash-Diäten absehen, da sie den Körper nur belasten. Durch die geringen Mengen, die Sie essen, besteht die Gefahr einer Mangelernährung. Außerdem versprechen solche Diäten keinen nachhaltigen Erfolg, da viele wieder bei ihrem Ausgangsgewicht landen.
Eine gesunde Ernährung, die sich auf Ihre individuellen Lebensumstände sowie Bedürfnisse fokussiert, ist weitaus effektiver – auch wenn es mehr Zeit beansprucht, Erfolge zu sehen. Dennoch erweisen sich diese als nachhaltig. Dabei sollten Sie Hilfe bei einer professionellen Ernährungsfachkraft in Anspruch nehmen. Von Ihrem Arzt erhalten Sie bei Bedarf ein Rezept für Ernährungsberatungen, die die Krankenkasse anteilig übernimmt.
Wenn Sie Typ-1-Diabetes haben, sollten Sie von Crash-Diäten absehen, denn Sie können schnell in eine Ketoazidose geraten, bei der der Blutzucker stark ansteigen kann. Führen Sie bitte nur unter ärztlicher Rücksprache eine Diät durch. Dasselbe gilt auch für das Intervallfasten.
Diabetes und Obst
Auch Fruchtzucker ist Zucker. Achten Sie bei Ihren täglichen Obstportionen möglichst darauf, nicht nur Weintrauben oder Bananen zu essen – die enthalten viel Fruchtzucker und lassen den Blutzuckerspiegel rapide ansteigen. Günstiger sind Beeren, Papaya, Melone oder Aprikose.(14)
Diabetes und Zimt
Zimt senkt den Blutzucker – so werben die Hersteller von Zimtpräparaten. Denn laut diesen konnten einzelne Studien solche blutzuckersenkenden Effekte zeigen. Fachexperten kritisieren jedoch, dass bei diesen Studien kein wissenschaftlicher Standard eingehalten und somit kein Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde. Zimt ist daher nach aktueller Behandlungsleitlinie kein Wundermittel bei Diabetes.(15)
Diabetes und Stevia
Stevia ist eine Pflanze, die mehr als 200- bis 300-fach süßer ist als Zucker – und praktisch keine Kalorien enthält. Deswegen findet es besonders Beliebtheit als „gesündere“ Zuckeralternative. Bei Diabetes können Sie es als Süßungsmittel nutzen, da es unter anderem den Blutzuckerspiegel nicht beeinflusst.
Diabetes-Wissen aneignen
Erweitern Sie Ihr Wissen über die Erkrankung Diabetes mellitus und werden Sie Experte Ihrer eigenen Erkrankung. Hier bieten sich vor allem zwei Möglichkeiten an, und zwar Diabetes-Schulungen und Diabetes-Tagebücher.
Diabetes-Schulung
Sie sollten gleich nach der Diabetes-Typ-2-Diagnose eine Ernährungsberatung aufsuchen. In speziellen Diabetes-Schulungen stehen oft die Themen gesunde Ernährung und neue Therapiemöglichkeiten zur Auswahl. Dort frischen Sie Ihr Wissen über sämtliche Diabetes-Themen auf, erfahren die neuesten Behandlungsmethoden und können sich mit anderen Menschen mit Diabetes austauschen. Unter anderem stellen Ihnen Fachkräfte auch neue Blutzuckermessgeräte, Insulin-Pens und Insulin-Pumpen vor, die Ihren Alltag erleichtern.
Erkundigen Sie sich nach einer Diabetes-Schulung bei Ihrer Krankenkasse oder Ihrem Arzt, die von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) zertifiziert wurde. In der Regel finden regelmäßig Schulungen in diabetologischen Arztpraxen statt.
Diabetes-Tagebuch
Einmal im Quartal sollten Sie Ihren Diabetologen aufsuchen, um Ihre Blutzuckerwerte zu überprüfen. Bei etwaigen Entgleisungen passen Sie gemeinsam die Therapie an. Um Ihre Blutzuckerwerte zu bestimmten Zeiten nachzuvollziehen, müssen Sie täglich ein Diabetes-Tagebuch führen, in dem Sie zusätzlich folgende Werte eintragen:
- Menge an Kohlenhydraten
- Insulinmenge
- Medikamenteneinnahme
- gegebenenfalls Blutdruck
Da kommen einige Daten zur Dokumentation zusammen. Im Internet gibt es kostenlose Vordrucke für Diabetes-Tagebücher oder Sie fragen bei Ihrer Apotheke nach. Noch innovativer und vielleicht für Sie richtig komfortabel, sind sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen für Diabetiker. Wenn Sie einen Blutzuckersensoren verwenden, überträgt dieser die Daten auf Ihr Blutzuckergerät oder Smartphone. Im jeweiligen Programm können Sie Ihre Werte bequem an Ihren Diabetologen per Mail versenden.
Sport, Bewegung und Reisen bei Diabetes
Bewegung ist ein wesentlicher Therapiebestandteil bei Diabetes mellitus. Allerdings müssen Sie ein paar Dinge beachten, wenn Sie körperlich aktiv sind:
- Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt, welcher Sport für Sie in Frage kommt.
- Beginnen Sie nicht gleich mit einem olympiareifen Trainingsprogramm, sondern lassen Sie es langsam angehen.
- Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt oder im Internet, ob es in Ihrer Stadt spezielle Diabetes-Sportgruppen gibt.
Reisen mit Diabetes
Reisen können Sie auch mit Diabetes – so lange und so oft Sie wollen. Wichtig ist allerdings, dass Sie immer alles zur Hand haben, was Sie für Ihre Diabetes-Behandlung brauchen.
Beachten Sie dabei folgende Vorsichtsmaßnahmen:
- Bei Reisen in ferne Länder vorher Impfmöglichkeiten in Betracht ziehen.
- Eine Auslands-Krankenversicherung abschließen.
- Zeitverschiebungen bei Fernreisen beachten und die Insulinmenge mit Ihrem Arzt darauf abstimmen.
- Thrombose-Prophylaxe während langer Auto- oder Flugreisen.
- Blutzuckerwerte häufiger als daheim kontrollieren.
- Genügend Insulin und andere Medikamente mitnehmen und die Möglichkeit des Kühllagerns sicherstellen.
Diabetes und Schwerbehinderung
Als Diabetes-Patient haben Sie Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis, wenn Sie einen Grad der Behinderung (kurz: GdB) von mindestens 50 aufweisen können. Dies ist der Fall, wenn Sie:(16)
- mindestens vier Insulininjektionen pro Tag brauchen;
- die Insulindosis selbstständig anpassen können;
- wegen des Diabetes gravierend und erheblich in Ihrer Lebensführung eingeschränkt sind.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Ursachen für Diabetes?
Einem Typ-1-Diabetes liegt in den meisten Fällen eine genetische Veranlagung zugrunde. Wenn mindestens ein Elternteil an Diabetes erkrankt ist, kann das Kind im jungen Alter ebenfalls daran erkranken. Dabei kommt es zur sogenannten Autoimmunreaktion, bei der die insulinbildenden Zellen durch das eigene Immunsystem dauerhaft zerstört werden. Der Typ-2-Diabetes kann ebenfalls durch eine genetische Veranlagung entstehen. Allerdings tritt dieser erst im Alter auf und ist die Folge eines ungesunden Lebensstils.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Diabetes?
Da der Körper bei Typ-1-Diabetes nicht mehr in der Lage ist, Insulin zu bilden, müssen Betroffene es von außen zuführen. Dafür können Sie Insulin-Pens und Insulin-Pumpen benutzen. Menschen mit Typ-2-Diabetes beginnen zunächst mit einer Basis-Therapie, in der ein gesünderer Lebensstil helfen soll, die Werte zu optimieren. In Schulungen erhalten sie Informationen, wie sie sich besser ernähren, mehr bewegen und mit dem Rauchen aufhören können. Zudem haben sie Anspruch auf eine Ernährungsberatung. Erreichen sie ihre Zielwerte nicht, muss der Diabetes mit Medikamenten behandelt werden.
Wie behandelt man Diabetes Typ 1?
Mithilfe von Basalinsulin können Menschen mit Typ-1-Diabetes ihren Grundbedarf an Insulin über den Tag decken, da es bis zu 48 Stunden wirken kann. Kurzwirksame Insuline kommen vor oder nach Mahlzeiten zum Einsatz. Insulin-Pumpen funktionieren bloß mit kurzwirksamen Insulin und gewährleisten eine dauerhafte Versorgung. Für die korrekte Dosierung müssen Sie wissen, wie viele Kohlenhydrate in der jeweiligen Mahlzeit stecken. Da die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr eigenständig bilden kann, müssen Sie sich Insulin spritzen.
Wie behandelt man Diabetes Typ 2?
Die Behandlung von Diabetes Typ 2 erfolgt über ein Stufenmodell. Nach der Diagnose legt Ihr Arzt mit Ihnen Ziele fest, damit Sie Ihre Blutzuckerwerte verbessern können. Dazu zählen unter anderem, dass Sie Ihr Gewicht bei Übergewicht reduzieren, sich gesünder ernähren und mehr Sport treiben. Wenn diese Maßnahmen nicht greifen, kommen Medikamente wie Metformin zum Einsatz. Im Falle dass auch diese Medikamente Ihre Werte nicht verbessern, müssen Sie Insulin benutzen.
Was kann man gegen Diabetes tun?
Typ-1-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die einer lebenslangen Insulintherapie bedarf. Bei einem Typ-2-Diabetes können Sie mit einer gesunden Ernährung, viel Sport sowie einer Gewichtsabnahme Ihre Blutzuckerwerte verbessern. Eventuell können Sie dann für eine bestimmte Zeit Ihre Medikamente absetzen. Dennoch sollten Sie immer Ihre Arzttermine wahrnehmen und Ihre Blutzuckerwerte kontrollieren, um Blutzuckerschwankungen effektiv zu regulieren.
Welche Ernährung ist am besten bei Diabetes?
Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung, da diese blutzuckerfreundlich ist. Ballaststoffe sind Kohlenhydrate, die Ihren Blutzuckerspiegel nur langsam anheben. Besonders in Vollkornprodukten, Gemüse und Nüssen finden Sie reichlich Ballaststoffe. Überdies sollten Sie vermehrt pflanzliche Lebensmittel in Ihre Ernährung einbauen. Tierische Lebensmittel wie rotes Fleisch oder Schmalz wirken sich in hohen Mengen negativ auf die Herzgesundheit aus. Darauf zu achten, ist wichtig, da bei Diabetes das Risiko für Herzerkrankungen erhöht ist.
Wie viel Zimt hilft bei Diabetes?
In den Versorgungsleitlinien zur Therapie eines Typ-2-Diabetes wird darauf hingewiesen, dass ein Wirksamkeitsnachweis fehlt. Homöopathika oder andere „alternativ-medizinische Mittel“, wie zum Beispiel Zimt oder Zink, spielen in der Therapie des Diabetes mellitus keine Rolle. Vereinzelte klinische Untersuchungen können aufgrund mangelhafter Dokumentation und Methodik nicht als Beleg der Wirksamkeit von Homöopathika angesehen werden.