Was ist Colitis ulcerosa?
Colitis ulcerosa ist die häufigste chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Ihr Hauptmerkmal: Eine dauerhafte Entzündung der Schleimhaut des Dickdarms, die im End- oder Mastdarm beginnt und sich auf weitere Bereiche des Dickdarms ausbreiten kann.
Colitis ulcerosa: Häufigkeit in Deutschland
In Deutschland leben rund 400.000 Menschen mit der Diagnose Colitis ulcerosa. Sie wird in den meisten Fällen im jüngeren Erwachsenenalter bis 40 Jahre gestellt und verteilt sich zu gleichen Teilen auf Männer und Frauen.(1)
Colitis ulcerosa: Symptome und Anzeichen
Die Anzeichen von Colitis ulcerosa zeigen sich anfangs eher schleichend und werden erst langsam ausgeprägter. Zwischen akuten Krankheitsschüben gibt es typischerweise beschwerdefreie Phasen.
Typische Symptome sind anhaltende, häufig blutige Durchfälle. Begleitet werden diese oft durch starke Bauchschmerzen.
Viele Menschen mit Colitis ulcerosa berichten zudem über Blähungen, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Fieber.
Auch außerhalb des Darms kann es zu Beschwerden kommen, wie etwa Gelenkschmerzen, Hautveränderungen oder Entzündungen der Augen. In diesem Zusammenhang spricht die Medizin von sogenannten extraintestinalen Manifestationen.(3)
Stuhlgang bei Colitis ulcerosa
Da die Colitis ulcerosa hauptsächlich den Dickdarm betrifft, ist der Stuhlgang ein wichtiges Thema.
Typisch sind häufige, oft plötzlich auftretende Stuhlgänge mit dünnflüssiger bis breiiger Konsistenz. Oft sind Blut, Schleim oder Eiter darin zu erkennen.
Aufgrund des plötzlichen und starken Stuhldrangs kann es auch zu einer sogenannten Stuhlinkontinenz kommen – vor allem in akuten Schüben.
In seltenen Fällen kann eine Colitis ulcerosa auch ohne Durchfall vorliegen oder es kann zu Verstopfungen kommen.(4)
Haut und Hautausschlag bei Colitis ulcerosa
Etwa 14 bis 19 Prozent der Personen mit Colitis ulcerosa entwickeln eine entzündliche Erkrankung der kleinen Blutgefäße namens Erythema nodosum. Sie äußert sich anfangs durch Hautausschlag, später durch die Bildung von schmerzhaften, rötlichen Knötchen, häufig im Bereich der Unterschenkel. Begleitet wird sie manchmal durch Gelenkschmerzen und Fieber.
Eine seltenere, aber schwere Hautkomplikation ist Pyoderma gangraenosum, welche bei etwa 1 bis 2 Prozent der Patientinnen und Patienten vorkommt. Dabei bilden sich anfangs kleine Bläschen, die sich zu schmerzhaften, offenen Geschwüren entwickeln können. Diese treten an verschiedenen Körperstellen auf.
Seltener wird bei Menschen mit Colitis ulcerosa zudem Schuppenflechte (Psoriasis), kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata), die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) und die entzündliche Hautkrankheit Rosazea beobachtet.(5)
Schmerzen bei Colitis ulcerosa
Über 81 Prozent der Menschen mit Colitis ulcerosa haben Schmerzen, wobei Bauchschmerzen am häufigsten auftreten. Sie zeigen sich häufig im linken Unterbauch, weil dort der Dickdarm üblicherweise am stärksten entzündet ist.
Aber in anderen Körperregionen können sich Schmerzen entwickeln, unter anderem in Gelenken oder Muskeln. Auch Rücken- oder Magenschmerzen kommen relativ häufig vor.(6)
Colitis ulcerosa: Ursachen
Es scheinen verschiedene Faktoren in die Entstehung von Colitis ulcerosa hineinzuspielen. Dazu zählen
- eine genetische Veranlagung,
- eine gestörte Immunreaktion und Darmflora sowie
- Umwelteinflüsse.(7)
Auch der Lebensstil kann eine mögliche Rolle spielen: Auffällig ist, dass Colitis ulcerosa in Nordeuropa und Nordamerika häufiger vorkommt als beispielsweise in Afrika oder Asien.(8)
Colitis ulcerosa: Diagnostik
Die Symptome, die durch Colitis ulcerosa verursacht werden, könnten auch von anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel Magen-Darm-Infekten herrühren. Daher wird in der Regel zuerst versucht, diese auszuschließen.
Bis die Diagnose Colitis ulcerosa steht, sind daher mehrere Untersuchungen nötig. Die meisten davon finden in spezialisierten gastroenterologischen Praxen oder Kliniken statt.
Erste Schritte
Beim ersten Arztbesuch erfolgen üblicherweise neben dem Vorgespräch (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung und eine Blutabnahme sowie die Bitte um Abgabe einer Stuhlprobe.
Darmspiegelung
Die wichtigste Methode zur Diagnosesicherung ist die Darmspiegelung (Koloskopie) mit Entnahme von Gewebeproben. Hierbei wird ein flexibler Schlauch mit einer kleinen Kamera über den After in den Dickdarm eingeführt.
Dadurch lassen sich mögliche Entzündungen oder andere Veränderungen der Darmschleimhaut direkt erkennen und beurteilen.
Außerdem kann die Colitis ulcerosa so von der ähnlichen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn unterschieden werden.(9)
Colitis ulcerosa: Selbsttest
Mittlerweile gibt es von verschiedenen Anbietern Selbsttests, mit denen sich bestimmte Entzündungsmarker im Stuhl auch zu Hause untersuchen lassen.
Dabei wird eine kleine Stuhlprobe auf einen Teststreifen aufgetragen, um den sogenannten Calprotectin-Wert zu bestimmen – ein Eiweiß, das bei entzündlichen Prozessen im Darm vermehrt ausgeschieden wird.
Colitis ulcerosa: Verlauf
Colitis ulcerosa beginnt oft im Enddarm und befällt im Krankheitsverlauf weitere Abschnitte des Dickdarms.
Wie weit sich die Entzündung ausbreiten wird und wie stark die Symptome ausfallen, lässt sich nicht vorhersagen. In vielen Fällen bleibt die Entzündung jedoch auf bestimmte Abschnitte des Dickdarms begrenzt.
Bei 40 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten ist ausschließlich der Enddarm betroffen. Der gesamte Dickdarm entzündet sich bei etwa 20 Prozent.
Bei einem langjährigen schweren Verlauf besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie eine starke Ausdehnung des Darms oder – in seltenen Fällen – Darmkrebs.
Personen mit Colitis ulcerosa haben in der Regel dennoch dieselbe Lebenserwartung wie Menschen ohne Colitis ulcerosa.(11)
Colitis ulcerosa und Psyche
Mit der Diagnose Colitis ulcerosa verändert sich oft mehr als nur das körperliche Befinden. Die Krankheit bringt viele Unsicherheiten mit sich – sei es durch plötzliche Schübe, den ständigen Stuhldrang oder die Sorge, im Alltag eingeschränkt zu sein.
Viele Personen mit Colitis ulcerosa erleben Phasen von Erschöpfung, Niedergeschlagenheit oder Angst.
Anhaltender Stress oder psychische Belastungen können das Wohlbefinden verschlechtern und mitunter auch Krankheitsschübe begünstigen. Umso wichtiger ist es, die seelische Gesundheit nicht aus dem Blick zu verlieren.
Sichere soziale Bindungen, vertrauensvolle Kontakte zu ärztlichen Praxen und gegebenenfalls psychotherapeutische Unterstützung können zu emotionaler Stabilität beitragen. Auch Entspannungs-, Achtsamkeits- und Atemtechniken beruhigen und entspannen.(12)
Colitis ulcerosa: Therapie
Stand heute ist Colitis ulcerosa leider nicht heilbar. Doch es gibt verschiedene Wege, Colitis ulcerosa zu behandeln und somit die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Bewährt hat sich in vielen Fällen die Kombination aus
- medikamentöser Therapie,
- anderen Verfahren wie Psychotherapie und Ernährungsberatung sowie
- einer Anpassung des Lebensstils.
Medikamente bei Colitis ulcerosa
Schon längere Zeit werden Aminosalicylate, Kortisonpräparate oder Immunsuppressiva als Medikation bei der Behandlung von Colitis ulcerosa eingesetzt. Sie können im besten Fall die Schübe verzögern, abmildern oder sogar verhindern.
In den letzten Jahren sind jedoch auch neue Präparate hinzugekommen, wie Biologika und die sogenannten „Small Molecules“, zu denen auch die Januskinase-Hemmer zählen.
Unter Biologika versteht man Medikamente, die aus biologischen Substanzen hergestellt werden. „Small Molecules“ sind winzige Wirkstoffe in Tablettenform, die gezielt bestimmte Vorgänge im Körper beeinflussen. Sie greifen gezielt in den Entzündungsprozess ein und können ihn unterbrechen.(14)
Medizinisches Cannabis bei Colitis ulcerosa
In der letzten Zeit ist auch medizinisches Cannabis in den Fokus vieler chronisch erkrankter Menschen gerückt. Es gibt Hinweise darauf, dass manche Personen mit Colitis ulcerosa durch den Konsum eine Schmerzlinderung erfahren.
Diese Behandlungsmöglichkeit sollten Sie jedoch immer mit Ihrer fachärztlichen Praxis besprechen.(15)
Operation und Stoma bei Colitis ulcerosa
Bei schweren Komplikationen in Folge der Colitis ulcerosa wie starken Blutungen, Krebsvorstufen, Karzinomen oder einem Darmdurchbruch kann eine Operation notwendig werden.
Im Rahmen eines solchen Eingriffs kann ein sogenanntes Enterostoma, also ein künstlicher Darmausgang, angelegt werden. Dieses kann vorübergehend, aber auch dauerhaft notwendig sein.
Über die Dauer und den Verlauf einer Operation kann keine feste Prognose abgegeben werden, denn sie sind abhängig vom Befund und dem darauf abgestimmten Eingriff. Ebenso verhält es sich mit der Länge des anschließenden stationären Aufenthalts.(16)
Alternative Behandlungsmethoden bei Colitis ulcerosa
Alternative Behandlungsoptionen wie Heilerde, Akupunktur, Ayurveda und Homöopathie können zu einer ganzheitlichen Behandlung beitragen, ihre Wirkung ist jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
Seien Sie dementsprechend kritisch bei Angeboten, die „eine Heilung der Colitis ulcerosa ohne Medikamente“ versprechen.
Reha bei Colitis ulcerosa?
Für Menschen mit Colitis ulcerosa kann eine Reha helfen, akute Beschwerden zu lindern, besser mit der chronischen Erkrankung umzugehen und Rückfällen vorzubeugen. Ziel ist es, den Alltag trotz der Erkrankung möglichst beschwerdearm zu gestalten und die Lebensqualität langfristig zu verbessern.
Die Kosten werden in der Regel nach Antrag von der Renten- oder Krankenversicherung übernommen.
Ernährung bei Colitis ulcerosa
Die richtige Ernährung kann bei Colitis ulcerosa eine wichtige Rolle spielen.
Besonders in akuten Schüben sollte der Darm nicht noch mit schwerverdaulichen Speisen belastet werden, also zum Beispiel Frittiertes oder stark verarbeitete Lebensmittel. Dann sind Rezepte mit besonders leichten Lebensmitteln empfehlenswert wie gekochtem Gemüse, Reis oder Kartoffeln.
In den beschwerdefreien Zeiten darf die Ernährung etwas mehr Ballaststoffe und Vitamine enthalten, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Achten Sie am besten selbst darauf, welche Speisen Ihnen vielleicht nicht so gut bekommen, und meiden Sie diese zukünftig. Ein Ernährungstagebuch bietet eine geeignete Grundlage hierfür.
Schwerbehinderung und Pflege bei Colitis ulcerosa
Es ist unter Umständen möglich, einen Grad der Behinderung und/oder einen Pflegegrad mit der Diagnose Colitis ulcerosa zu erhalten. Dafür muss ein Antrag beim Versorgungsamt beziehungsweise der zuständigen Pflegekasse gestellt werden.
Ob ein GDB über 50 und somit eine Schwerbehinderung vorliegt, wird anhand der individuellen Einschränkungen des Alltags entschieden.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Colitis ulcerosa?
Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, bei der die Schleimhaut des Dickdarms dauerhaft entzündet ist. Die Erkrankung verläuft in Schüben. Hauptsymptome sind häufiger Stuhlgang, Durchfall, der blutig sein kann und Bauchschmerzen.
Ist Colitis ulcerosa eine Autoimmunerkrankung?
Ja, Colitis ulcerosa gilt als Autoimmunerkrankung. Dabei richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist es die Darmschleimhaut. So entstehen dort dauerhafte Entzündungen.
Was hilft bei Colitis ulcerosa?
Je nach Schweregrad helfen entzündungshemmende Medikamente wie Aminosalicylate, Kortisonpräparate oder Immunsuppressiva. Auch eine angepasste Ernährung, sowie ein gesundheitsbewusster Lebensstil und psychische Unterstützung können zur Linderung der Erkrankung beitragen.
Ist Colitis ulcerosa heilbar?
Eine vollständige Heilung ist bisher nicht möglich. Doch eine individuell angepasste Therapie kann die Ausprägung und Frequenz der Schübe mindern und somit die Lebensqualität erhöhen.
Ist Colitis ulcerosa vererbbar?
Colitis ulcerosa selbst ist nicht direkt erblich, aber eine genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Wenn nahe Verwandte betroffen sind, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken.
Darf man bei Colitis ulcerosa Antibiotika nehmen?
Da Antibiotika die Darmflora beeinträchtigen können, sollte die Notwendigkeit einer Einnahme immer individuell mit der Ärztin oder dem Arzt abgewogen werden.
Kann aus Colitis ulcerosa Morbus Crohn werden?
Grundsätzlich sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zwei verschiedene chronisch-entzündliche Darmerkrankungen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern. Diese können in der Regel gut abgegrenzt werden, da Colitis ulcerosa den Dickdarm betrifft, während sich Morbus Crohn im gesamten Darmbereich ausbreiten kann. In seltenen Fällen können Patienten allerdings auch an beiden erkranken.

