Obstipationsprophylaxe: Definition
Die Obstipationsprophylaxe umfasst sämtliche Maßnahmen, die eine Stuhlverstopfung (Obstipation) verhindern beziehungsweise ihr vorbeugen sollen. Dazu gehören zum einen eine ballaststoffreiche Ernährung bei gleichzeitig ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Zum anderen können – im Rahmen der körperlichen Möglichkeiten – regelmäßige Bewegung, Bauchmassagen und Darmtraining die Verdauung unterstützen.
Pflegestandard zur Obstipationsprophylaxe
Die Obstipationsprophylaxe ist einer von vielen Pflegestandards. Diese Pflegestandards sollen die Qualität der Pflege gewährleisten und verbessern. Entwickelt werden sie von Fachgesellschaften auf der Grundlage wissenschaftlicher wie pflegepraktischer Erkenntnisse. Sie dienen dem Pflegepersonal als Leitlinie während der Behandlung ihrer Patienten.
Im Gegensatz zu den sogenannten Expertenstandards des Deutschen Netzwerks zur Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), die bundesweit verpflichtend sind, geben Pflegestandards lediglich Empfehlungen.(1)
Die Obstipationsprophylaxe schlägt Maßnahmen für die Pflegeplanung vor, die verhindern sollen, dass Pflegebedürftige unter Verstopfung leiden.
Obstipationsprophylaxe: Ziele
Ziel einer Obstipationsprophylaxe ist es in erster Linie, Verstopfung zu vermeiden. Dazu ist es aber notwendig, dass pflegende Angehörige oder professionelles Pflegepersonal die Ursachen für Stuhlverstopfung kennen. Deshalb zählt es auch zu den Zielvorgaben, dass sie in der Lage sind, die Risikofaktoren korrekt einzuschätzen und entsprechend zu beseitigen.(2)
In der Praxis verfolgt die Obstipationsprophylaxe vor allem folgende Ziele:
- Die pflegebedürftige Person soll ohne zu Pressen abführen können. Dabei sollte sie weder Schmerz noch Druck empfinden und das Gefühl haben, vollständig abgeführt zu haben.
- Sie sollte regelmäßig, aber nicht seltener als einmal alle drei Tage Stuhlgang haben.
- Die Konsistenz, Farbe und Zusammensetzung des Stuhls sollte im Normbereich liegen.
Um in Ruhe abführen zu können, bevorzugt jeder Mensch eine private Atmosphäre. Deshalb wird auch die Einhaltung der Intimsphäre in der Obstipationsprophylaxe berücksichtigt.(3)
Obstipationsprophylaxe: Allgemeine Maßnahmen
Jeder Mensch kann etwas für eine reibungslose Verdauung tun.
Die wichtigsten Maßnahmen sind:
- Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit viel Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte,
- mindestens 1,5 bis 2 Liter am Tag trinken und
- sich regelmäßig bewegen.
Doch je nach Ausmaß der Pflegebedürftigkeit ist es einigen Menschen nicht möglich, sich an diese einfachen Regeln zu halten. Deshalb sieht der Pflegestandard der Obstipationsprophylaxe weitere Maßnahmen für die Pflegeplanung vor.
Obstipationsprophylaxe: Maßnahmen in der Pflege
In der Pflege – egal ob zuhause oder in einer Pflegeeinrichtung – lassen sich die Maßnahmen für eine effektive Obstipationsprophylaxe in zwei Bereiche einteilen:(2)
- Die Vorbereitung
- Die Durchführung
Vorbereitung der Obstipationsprophylaxe
Vorbereitend sollten Sie als Pflegeperson zunächst abschätzen, wie hoch das Risiko für eine Obstipation bei dem pflegebedürftigen Menschen ist:
- Wie mobil ist sie?
- Wie sind die äußeren Umstände?
- Wie sieht die Ernährung aus?
Dabei gilt es auch, auf erste Symptome einer Verstopfung zu achten, wie etwa ein Druckgefühl im Bauch oder ein seltener und harter Stuhlgang. An dieser Stelle ist es also wichtig, dass Sie so offen wie möglich über das Thema sprechen.
Der pflege.de-Ratgeber Verstopfung (Obstipation) geht ausführlich auf die Anzeichen einer Verstopfung ein und gibt praktische Tipps, was Sie dagegen tun können.
Pflegebedürftige Person aktiv einbeziehen
Es ist wichtig, dass Sie die pflegebedürftige Person mit ins Boot holen. Denn sie kann selbst aktiv dazu beitragen, einer Verstopfung vorzubeugen.(2)
Hierzu einige Tipps:
- Ernährung: Auf Schwarztee, Schokolade und Weißmehlprodukte möglichst verzichten. Stattdessen lieber auf Vollkornprodukte setzen. Auch Knollengemüse, Salat und Trockenfrüchte unterstützen die Verdauung ebenso wie Joghurt, Buttermilch und Müsli. Wichtig ist auch, dass alles möglichst gründlich zerkaut wird.
- Flüssigkeitszufuhr: Eine tägliche Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern ist wichtig, um den Stuhl weich zu halten. Bieten Sie regelmäßig Wasser, Kräutertee oder verdünnte Fruchtsäfte an.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung, wie Spaziergänge oder leichte Gymnastik, unterstützt die Darmtätigkeit.
Jede Pflegebedürftigkeit ist einzigartig. Deshalb muss immer im Einzelfall geprüft werden, welche Maßnahmen möglich und sinnvoll sind. Am besten halten Sie hierzu Rücksprache mit dem behandelnden Hausarzt.
Durchführung der Obstipationsprophylaxe
In der Durchführung der pflegerischen Obstipationsprophylaxe stehen dann folgende Maßnahmen im Vordergrund:(2)
- Mobilisierung
- Darmtraining
- Äußere Bedingungen anpassen
- Medizinische Maßnahmen
Mobilisierung
Motivieren Sie die pflegebedürftige Person zu körperlichen Aktivitäten. Das kann ein Spaziergang sein, aber auch die Teilnahme an einem Gymnastikkurs.
Kann sie das Bett nicht verlassen, gibt es Möglichkeiten, sie liegend zu mobilisieren. Insbesondere das Bauchmuskeltraining ist für das Abführen wichtig. Denn die Bauchmuskeln unterstützen gemeinsam mit dem Zwerchfell den Abführvorgang – die sogenannte Bauchpresse.(3)
Am besten, Sie lassen sich ein paar passende Übungen von der Physiotherapie zeigen.
Zum Thema Mobilisation haben wir außerdem einen interessanten Ratgeber für Sie.
Darmtraining
Gegen eine schwache Blase hilft Blasentraining. Das gleiche gilt für den Darm: Wenn er regelmäßig trainiert wird, bleibt er eher funktionstüchtig. Ermuntern Sie daher Ihren Angehörigen, seinen Darm zu regelmäßigen Zeiten zu entleeren.
Für bettlägerige Pflegebedürftige gilt, was im Rahmen des Möglichen ist. Sie sollten ihr Geschäft möglichst nicht im Liegen verrichten. Ein Toilettenstuhl kann hier eine gute Hilfe sein, wenn der Weg ins Bad zu beschwerlich ist.
Außerdem helfen folgende Maßnahmen, um den Körper für eine gesunde Darmtätigkeit fit zu halten:(2)
- Bauchmassage: Dabei streichen Sie mit der Hand in kleinen Kreisen im Uhrzeigersinn über den Bauch Ihres Angehörigen. Achten Sie darauf, den Magen und die Blase auszusparen. Mit dieser Übung massieren Sie den Dickdarm und helfen ihm beim Weitertransport des Stuhls.
- Bauchdeckenübung: Beim Einatmen zieht Ihr Angehöriger den Bauch ein. Beim Ausatmen entspannt er ihn wieder. Um die Wirkung besser spüren zu können, kann er die Hände auf den Bauch legen. Ziel der Übung ist, die für die Bauchpresse notwendigen Muskeln zu trainieren.
- Gewohnten Abführreiz zulassen: Einige Menschen brauchen einen bestimmten Reiz, um den Stuhlgang einzuleiten, etwa Koffein. Deshalb sollte, wenn nötig, ein maßvoller Umgang mit Kaffee erlaubt sein.
- Abführende Hausmittel: Klassische Abführtees können auf Dauer den Darm schädigen. Versuchen Sie stattdessen bewährte Hausmittel wie Sauerkrautsaft oder trüben Apfelsaft.
Äußere Bedingungen anpassen
Der Toilettengang ist eine sehr persönliche Sache. Daher ist es wichtig, die Intimsphäre Ihres Angehörigen zu wahren, auch wenn er Hilfe benötigt, um dorthin zu gelangen. Dazu gehört es vor allem, die Toilette zu verlassen. Aber auch seine individuellen Gewohnheiten und Rituale sollten Sie berücksichtigen.
Wenn möglich, sollte Ihr Angehöriger nicht im Liegen abführen. Die beste Position ist ein stabiler Sitz mit leicht nach vorn gebeugtem Oberkörper und beiden Füßen fest am Boden.(3)
Die Toilette selbst sollte sauber, beheizt und ausreichend belüftet sein. Darüber hinaus gibt es verschiedene Hilfsmittel, die Ihrem Angehörigen mehr Sicherheit geben, wie etwa Haltegriffe.
Medizinische Maßnahmen
Manchmal tritt trotz aller vorbeugenden Maßnahmen dennoch eine Obstipation auf, gegen die kein Hausmittel wirkt. In diesen Fällen sollten Sie medizinischen Rat suchen. In Absprache mit dem Ärzteteam können Sie dann kurzfristig orale Abführmittel oder Zäpfchen verabreichen. Auch der klassische Einlauf kann Abhilfe schaffen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Obstipationsprophylaxe?
Obstipationsprophylaxe umfasst Maßnahmen, die einer Verstopfung vorbeugen sollen.
Was sind die Ziele einer Obstipationsprophylaxe?
Die vornehmlichen Ziele einer Obstipationsprophylaxe sind ein regelmäßiger, aber nicht seltener als einmal alle drei Tage stattfindender Stuhlgang, das Abführen ohne Druck und Schmerzen sowie ein Stuhl von normaler Konsistenz.
Welche Maßnahmen gehören zur Obstipationsprophylaxe?
Der Pflegestandard Obstipationsprophylaxe sieht neben einer guten Vorbereitung die Mobilisierung des Pflegebedürftigen sowie Maßnahmen für ein regelmäßiges Darmtraining vor. Außerdem thematisiert der Pflegestandard die Anpassung der Bedingungen, so dass der Pflegebedürftige sein Geschäft in einer privaten, aber auch sicheren Atmosphäre verrichten kann.