Was sind Urinalkondome?
Urinalkondome oder Kondomurinale sind harnableitende Hilfsmittel für Männer, die bei Inkontinenz zum Einsatz kommen. Sie bestehen aus Latex oder Silikon und werden wie ein Präservativ über den Penis gestülpt. An der Spitze befindet sich ein Ablaufventil, an das ein Schlauch angebracht werden kann. Dieser leitet den Urin in einen separaten Beutel.
Für wen sind Urinalkondome geeignet?
Ein Kondomurinal eignet sich für alle Männer, die mittlere bis starke Harninkontinenz haben, etwa aufgrund einer Belastungs- oder Dranginkontinenz.(1)
Das Hilfsmittel ist nicht nur eine Alternative zum Blasenkatheter, sondern auch zu Vorlagen und Windeln. Insbesondere wenn sie lange sitzen müssen, empfinden Betroffene ein Kondomurinal angenehmer als eine Einlage oder Inkontinenzwindeln.
Deshalb ist es bei Rollstuhlfahrern weit verbreitet. Bettlägerige Patienten profitieren ebenfalls von den Vorteilen eines Urinalkondoms. Aber auch Taucher oder Segelflieger greifen mitunter zu diesem Hilfsmittel, wenn sie wissen, dass sie auf längere Zeit nicht auf die Toilette gehen können.
Keine Scheu vor dem Anlegen
Senioren, die allein leben, scheuen dagegen oft diese Form der Inkontinenzhilfe, weil sie Schwierigkeiten haben, das Kondomurinal ohne Unterstützung richtig anzulegen.
Ebenso geht es Männern mit einem retrahierenden Penis (Schrumpfpenis). Sie befürchten, dass das Kondom abrutschen könnte. Ohne Grund, denn in diesen Fällen leisten einige Hersteller mit Applikatoren, die das Anlegen erleichtern, oder speziellen Kondomausführungen Abhilfe.(2)
Für Frauen gibt es ebenfalls Urinalkondome. Sie sind bei ihnen aber nicht sehr beliebt, weil sie als unzuverlässig gelten. Die weibliche Anatomie lässt keinen so sicheren Halt zu wie die männliche.
Kondomurinale für Tag und Nacht
Kondomurinale gibt es in verschiedenen Ausführungen und für jede Gelegenheit:
- Latex-Urinalkondome
- Silikon-Urinalkondome
- Selbstklebende Exemplare
- Kondomurinale, die mit Hautkleber oder doppelseitigem Klebeband befestigt werden
Es gibt auch Mehrweg-Kondomurinale mit aufblasbarem Ring statt Klebefläche. Sie sind zwar nicht im GKV-Hilfsmittelverzeichnis gelistet, aber Ihr Arzt kann sie trotzdem verschreiben und Sie haben gute Chancen auf Erstattung.
Tag und Nacht im Einsatz
Sie können alle Exemplare nicht nur tagsüber verwenden. Den Unterschied, wann es Urinalkondome für die Nacht werden, macht das Zubehör, das Sie an das Kondom anschließen. Genauer gesagt: Der Beutel, der über einen Schlauch den abgehenden Urin auffängt.
Es gibt Bein- und Bettbeutel:
- Der Beinbeutel gewährt Ihnen Mobilität. Sie können ihn am Ober- oder Unterschenkel festschnallen. Es gibt je nach Bedarf unterschiedliche Größen.
- Den Bettbeutel können Sie – wie der Name es sagt – am Bett fixieren. Dort fängt er den Urin zum Beispiel nachts auf, während Sie schlafen. Der Bettbeutel ist meist etwas größer als der Beinbeutel.
Materialunterschied: Silikon oder Latex?
Kondomurinale aus Silikon sind am weitesten verbreitet. Der Grund: Sie sind besonders hautfreundlich. Außerdem sind sie durchsichtig. Eventuelle Hautirritationen bis hin zu allergischen Reaktionen können Sie sofort sehen, ohne das Hilfsmittel entfernen zu müssen.
Auch sind einige Männer allergisch gegen Latex. Sogar bei einigen Hautklebern kommt es zu allergischen Reaktionen, da sie ebenfalls Latex enthalten. In diesem Fall könnte die Mehrweg-Variante mit aufblasbarem Ring eine sinnvolle Alternative sein.
Anwendung: So funktionieren Urinalkondome
Sie sollten das Kondomurinal täglich wechseln. Die Handhabung erfolgt bei jedem Modell ähnlich.(2)
Schritt 1: Penis ausmessen
Alle Urinalkondome werden über dem Penis abgerollt. Damit das Hilfsmittel gut sitzt und kein Urin doch noch in die Unterhose gelangt, ist es wichtig, dass es gut passt. Deshalb müssen Sie Ihren Penis unbedingt richtig ausmessen, bevor sie sich für ein Exemplar entscheiden.
Einige Hersteller haben eigens dafür eine Schablone oder Maßbänder entwickelt. Aber auch in der Arztpraxis können Sie sich helfen lassen, die richtige Größe zu ermitteln.
Schritt 2: Urinalkondom anlegen
Sie stülpen das Urinalkondom über Ihren Penis. Bei einigen Ausführungen rollen Sie es wie ein Präservativ mit den Fingern ab, bei anderen ziehen Sie dazu an einer Lasche. Die Hersteller haben sich einiges einfallen lassen, um es Ihnen so leicht wie möglich zu machen. Es gibt sogar Applikatoren, die beim Anlegen des Kondoms helfen. Sie saugen den Penis leicht an, so dass Sie das Kondom faltenfrei überstreifen können.(3)
Auch beim korrekten Anlegen gilt: Lassen Sie sich von medizinischem Fachpersonal beraten.
Aufbau & Anwendung von Urinalkondomen, © pflege.de
Schritt 3: Kondomurinal fixieren
Damit garantiert kein Urin über den Rand auslaufen kann, werden die meisten Urinalkondome verklebt. Bei selbstklebenden Produkten müssen Sie dazu die Schutzfolie am Ende des Kondoms entfernen. Bei den anderen Varianten tragen Sie vorher gleichmäßig einen Hautkleber auf oder legen das doppelseitige Klebeband an. Drücken Sie dann das Kondomende vorsichtig fest.
Beim Mehrwegkondom hilft eine Handpumpe, um einen Ring am Kondomende mit Luft zu füllen und dem Hilfsmittel so Halt auf dem Penis zu geben.
Schritt 4: Urinbeutel anbringen
Als nächstes bringen Sie den Bein-, Hüft- oder Bettbeutel an. Sie befestigen die Urinbeutel mit einem flexiblen Schlauch am Ablaufventil des Urinalkondoms. Eine Rücklaufsperre verhindert, dass Urin zurückfließt.
Wenn Sie merken, dass der Beinbeutel voll ist, können Sie ihn jederzeit mit einfachen Handgriffen auf der Toilette entleeren und danach weiterverwenden.
So hält das Urinalkondom
Damit das Kondomurinal zuverlässig haften bleibt, muss die Haut von Penis und Peniswurzel möglichst glatt und trocken sein. Achten Sie daher auf folgende Hygieneregeln:
- Entfernen Sie sämtliche Schmutzpartikel, Haarreste oder abgestoßene Hautpartikel.
- Waschen Sie Ihren Intimbereich mit klarem Wasser und einer fettfreien, ph-neutralen Seife.
- Trocknen Sie ihn anschließend gut ab.
- Wischen Sie Seife oder Cremereste stets sorgfältig ab.
- Eine regelmäßige Intimrasur ist ratsam.
Vor- und Nachteile von Urinalkondomen
Urinalkondome haben viele Vorteile. Allen voran steht die Tatsache, dass Sie sie – im Gegensatz zum Dauerkatheter – selbst anlegen können. Auch zu aufsaugenden Inkontinenzprodukten sind sie eine sinnvolle Alternative. Sie fangen diskret Ihren Urin auf und sind langfristig betrachtet sogar günstiger als Windeln, Vorlagen und Co.
Leider eignen sie sich nicht für jeden Mann. Einige haben etwa Probleme, es anzulegen, bei anderen verrutscht es immer wieder, weil sie sich sehr viel bewegen. Manche Männer mögen auch das Druckgefühl an ihrem Penis nicht. Daher ist es ratsam, dass Sie verschiedene Kondomurinale für einige Wochen ausprobieren, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Urinalkondome auf Rezept
Zwar sind Urinalkondome ganz normal über den Handel in Apotheken, Sanitätshäusern oder im Internet erhältlich. Sprechen Sie trotzdem zuerst mit Ihrem behandelnden Arzt. Er berät Sie nicht nur in Sachen Passform und Art der Inkontinenzhilfe. Darüber hinaus kann er Ihnen ein Rezept für Kondomurinale ausstellen, wenn er die medizinische Notwendigkeit dafür sieht.
Das Rezept schicken Sie an Ihre Krankenkasse, die es wiederum an jenen Lieferanten für medizinische Hilfsmittel weiterleitet, mit dem sie zusammenarbeitet. Vom Lieferanten bekommen Sie dann eine Auswahl verschiedener Urinalkondome zugesandt, aus der Sie Ihren Favoriten auswählen können.(4)
Wer bezahlt die Urinalkondome?
Die Regelversorgung mit Inkontinenzhilfen bezahlt die gesetzliche Krankenkasse. Dabei beträgt der gesetzlich vorgeschriebene Eigenanteil 10 Prozent des Erstattungsbetrages, maximal aber 10 Euro pro Monat. Ausgenommen von dieser Regelung sind Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres, die nichts zuzahlen müssen.
Wer allerdings ein höherwertiges Produkt haben möchte, muss die Mehrkosten, die über dem mit dem Vertragspartner vereinbarten Preis liegen, selbst zahlen.(4)
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Urinalkondom?
Ein Urinalkondom oder Kondomurinal ist ein Hilfsmittel gegen Inkontinenz bei Männern. Es wird über den Penis abgerollt und über einen Schlauch mit einem Bein- oder Bettbeutel verbunden, in den der Urin ungehindert fließen kann. Damit bei einem schwallartigen Harnverlust nichts daneben geht, verfügen viele Kondomurinale über ein Reservoir, um den Urin aufzufangen und dann abzuleiten.
Für wen ist das Urinalkondom geeignet?
Das Urinalkondom eignet sich für alle Männer mit mittlerer bis schwerer Inkontinenz. Wer gern unterwegs ist, greift dabei zu Kondomurinale mit Beinbeutel. Nachts ist der etwas größere Bettbeutel hilfreich.
Wie wird ein Urinalkondom angelegt?
Wie ein Präservativ zur Verhütung wird auch das Urinalkondom über den Penis abgerollt. Damit kein Urin über den Rand entweicht, wird er entweder festgeklebt oder über einen aufblasbaren inneren Ring fixiert. Schließlich wird das Kondomurinal über einen flexiblen Schlauch mit einem Bein- oder Bettbeutel verbunden, der den Urin auffängt.
Was ist der Nachteil eines Urinalkondoms?
Einige Männer mögen das Gefühl nicht, länger ein Urinalkondom zu tragen. Außerdem finden einige kein für sie passendes Modell oder haben Schwierigkeiten, das Hilfsmittel anzulegen.
Wo bekomme ich ein Urinalkondom?
Kondomurinale gibt es auf Rezept. Sie erhalten sie in Apotheken oder Sanitätshäusern, können Sie aber auch im Internet bestellen.
Gibt es Nebenwirkungen?
Urinalkondome können Hautirritationen bis hin zu allergischen Reaktionen hervorrufen. Wer bereits weiß, dass er an einer Latex-Allergie leidet, sollte auf Kondomurinale aus Silikon zurückgreifen. Um ganz sicher zu gehen, wählen Sie die Mehrweg-Variante mit aufblasbarem Ring, da auch der Hautkleber Latex enthalten kann.