Mundhygiene und Zahnpflege in der Pflege zuhause
Mundgesundheit trägt zur allgemeinen Gesundheit bei, aber auch zur Lebensqualität.
Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) betont im Expertenstandard „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ die Bedeutung der sorgfältigen Mundhygiene.
Der Standard weist darauf hin, dass Mundpflege und Mundhygiene zentrale Aufgaben der Pflege sind. Dabei werden die Begriffe Mundpflege und Mundhygiene im Expertenstandard Mundgesundheit synonym verwendet.
Weil nicht alle Probleme im Mundbereich durch pflegerische Maßnahmen behoben werden können, komme laut Expertenstandard der pflegenden Person eine zweite wichtige Aufgabe zu: Zu entscheiden, wann ein Zahnarzt hinzugezogen werden muss. (1)
Warum Zahnhygiene wichtig ist: Die häufigsten Munderkrankungen
Viele Erkrankungen im Mundbereich lassen sich durch regelmäßige Pflege und Prophylaxe verhindern.
Die häufigsten Probleme sind: (2)
- Zahnbeläge: Weiche Ablagerungen aus Speiseresten und Bakterien, die sich an den Zähnen festsetzen.
- Zahnstein: Durch Speichelmineralien verhärteter Zahnbelag, der sich nicht mehr durch Zähneputzen entfernen lässt.
- Parodontitis: Fortschreitende Zahnfleischentzündung, die den Zahnhalteapparat und den Kieferknochen schädigen kann.
- Gingivitis: Zahnfleischentzündung
- Mundsoor: Schmerzhafte Pilzinfektion der Mundschleimhaut, häufig bei geschwächtem Immunsystem oder Prothesenträgern.
Um dem vorzubeugen, stellt die Mundpflege bei Pflegebedürftigen einen essenziellen Baustein im Pflegewissen für pflegende Angehörige dar.
Was die Mundgesundheit beeinflusst
Mangelnde Mundhygiene kann zu Infektionen und Erkrankungen führen. Aber auch bestehende Krankheiten können die Mundgesundheit zusätzlich beeinträchtigen:
- Diabetes mellitus ist ein Risikofaktor für Parodontitis.
- Eine Demenzerkrankung kann das Verständnis übers Zähneputzen einschränken.
- Ein Schlaganfall und Parkinson können die Bewegungsfähigkeit einschränken.
- Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen können den Speichelfluss vermindern.
Mund- und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen: Anleitungen & Tipps
Zur Mund- und Zahngesundheit gehört weit mehr als nur das tägliche Zähneputzen. Damit Zähne, Zahnfleisch und Mundschleimhaut gesund bleiben, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
Im Folgenden erfahren Sie, worauf Sie als pflegender Angehöriger besonders achten sollten und wie die spezielle Mundpflege in der Pflege aussieht.
Zähne putzen und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen: Durchführung
Die tägliche Reinigung der Zähne ist die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Karies und Zahnfleischerkrankungen. Ob selbstständig oder mit Unterstützung, beispielsweise bei bettlägerigen Menschen: Zweimal täglich sollten Zähne und Zahnzwischenräume gründlich gereinigt werden. (2)
In einem praktischen PDF hat pflege.de detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Zähneputzen für Sie zusammengestellt: Ideal zum Herunterladen, Ausdrucken und immer wieder zur Hand nehmen.
Mund- und Zahnpflege ist fast so individuell wie jeder Mensch: Während allgemeine Anleitungen eine gute Grundlage bieten, gibt es spezielle Unterschiede – etwa bei der Reinigung von Prothesen, Implantaten oder bei empfindlichem Zahnfleisch.
Passen Sie die Pflege deshalb immer an die jeweilige Situation an und ziehen Sie bei Unsicherheiten den Zahnarzt hinzu.
Prothesenpflege: Reinigen der Zahnprothese
Pflegen Sie einen Angehörigen, der einen Zahnersatz, umgangssprachlich Prothese oder Zahnprothese genannt, besitzt, so gehören zwei Aufgaben zur täglichen Zahnpflege: (3)
- Reinigung der Prothese: An der Prothese können sich Bakterien festsetzen, außerdem verhindert die Prothesenpflege Mundgeruch.
- Sitzkontrolle: Eine schlechtsitzende Prothese kann zu Druckstellen führen, die sich entzünden oder Schmerzen verursachen.
Einfache Anleitungen und wertvolle Tipps für die Zahnprothesen-Pflege finden Sie im pflege.de Dokument „Die richtige Zahnpflege bei Pflegebedürftigen“: Dieses können Sie ganz einfach und kostenlos herunterladen.
Zungenreinigung: So pflegen und putzen Sie die Zunge richtig
Die Zunge wird bei der täglichen Mundpflege oft vernachlässigt. Dabei setzen sich Bakterien und Essensreste auf der Zungenoberfläche ab und können nicht nur Mundgeruch, sondern auch Entzündungen begünstigen.
Deshalb spielt die Zungenpflege (auch Zungenreinigung genannt) eine wichtige Rolle für die Mundgesundheit und gehört zur täglichen Mundpflege dazu. Auch, weil die regelmäßige Zungenreinigung die Mundhygiene verbessern kann.
Besonders wichtig ist die Zungenreinigung für pflegebedürftige Menschen mit trockener Mundschleimhaut oder einer Neigung zu Infektionen wie Mundsoor. (3)
Wie genau Ihnen die Zungenreinigung gelingt, erfahren Sie in unserem praktischen PDF. Dort können Sie eine genaue Anleitung nachlesen.
Mundschleimhaut pflegen
Die Mundschleimhaut schützt Zähne, Zahnfleisch und Zunge und ist ein wichtiger Bestandteil der Mundgesundheit.
Besonders bei pflegebedürftigen Menschen kann sie jedoch empfindlich reagieren – etwa durch trockene Raumluft, bestimmte Medikamente oder eine verminderte Speichelproduktion.
Eine geschädigte oder trockene Mundschleimhaut erhöht das Risiko für Entzündungen, Schmerzen und Infektionen. (3) Unter Umständen wird daher eine spezielle Mundpflege in der Pflege notwendig.
Das können Sie tun, um die Mundschleimhaut gesund zu halten: (2)
- Pflegen Sie die Mundschleimhaut mit feuchten Tupfern oder speziellen Mundpflegeprodukten.
- Vermeiden Sie reizende Substanzen wie Alkohol oder stark gewürzte Speisen.
- Setzen Sie bei Bedarf Speichelersatzmittel (in Form von Spüllösungen, Sprays, Lutsch- oder Hafttabletten) ein, das wirkt Mundtrockenheit entgegen.
- Befeuchten Sie trockene und rissige Mundschleimhaut mit Hausmitteln wie Pfefferminz-, Fenchel- oder Salbeitee regelmäßig, geeignet sind auch pflanzliche Öle wie Mandelöl.
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um Mundtrockenheit vorzubeugen.
Flüssigkeitszufuhr: Wichtig für Speichelproduktion und Mundgesundheit
Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme führt zu Mundtrockenheit, wodurch das natürliche Schutzsystem des Speichels geschwächt wird.
Ausreichend zu trinken ist also nicht nur für den gesamten Körper wichtig, sondern auch für die Mundgesundheit.
Experten empfehlen, täglich 30 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht zuzuführen, teils durch Getränke, teils über die Ernährung im Alter und Pflege. (5)
Mehr über die Bedeutung von ausreichender Flüssigkeitszufuhr im Alter und in der Pflege erfahren Sie in unserem Ratgeber zur Dehydration. Dort können Sie mehr dazu lesen, wie Sie Flüssigkeitsmangel gezielt vorbeugen können.
Zahnarztbesuche und Prophylaxe
Neben der täglichen Mundpflege sind regelmäßige Zahnarztbesuche essenziell, um Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Kontrolle beim Zahnarzt: Zahnvorsorge
Zahnarzttermine sollten mindestens einmal im Jahr, besser halbjährlich, wahrgenommen werden.
Fester Bestandteil des Besuchs ist die Vorsorgeuntersuchung, auch Zahnvorsorgeuntersuchung genannt.
Darüber hinaus haben Menschen mit Pflegebedarf ein Mal im Kalenderhalbjahr Anspruch auf: (6)
- Die Erhebung des Mundgesundheitsstatus: Der Zahnarzt überprüft den Zustand der Zähne, des Zahnfleisches sowie der Mundschleimhaut, gegebenenfalls auch den der Prothesen. Mit diesen Erkenntnissen erstellt der Zahnarzt einen individuellen Mundgesundheitsplan.
- Aufklärung zur Mundgesundheit: Der Zahnarzt gibt bei Bedarf praktische Anleitungen zur Zahnpflege sowie zur Pflege des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut sowie von Prothesen.
- Entfernen von Zahnstein: Der Zahnarzt oder eine Fachkraft entfernt die harten Beläge von der Zahnoberfläche.
So wichtig die regelmäßige Kontrolle auch ist: Für einige Pflegebedürftige ist der Weg zum Zahnarzt eine Herausforderung, beispielsweise weil sie aufgrund von Bewegungseinschränkungen die Praxis nur noch schlecht erreichen können. Die Krankenkasse übernimmt in solchen Fällen unter Umständen die Kosten für die Fahrt zum Zahnarzt, beispielsweise im Taxi. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber Krankentransporte und Krankenfahrten.
Einige Praxen bieten inzwischen auch zahnärztliche Hausbesuche an. Die Behandlung ist nicht so umfassend wie in der Praxis, einige Maßnahmen kann der behandelnde Zahnarzt aber auch während eines Hausbesuchs durchführen.
Dazu gehört beispielsweise die Behandlung der Mundschleimhaut, die Anpassung von Prothesen oder die Entfernung von Zahnstein.
Professionelle Zahnreinigung: Ergänzung zur täglichen Pflege
Zahnprophylaxe, auch professionelle Zahnreinigung (PZR) genannt, unterstützt neben der täglichen Zahnpflege dabei, Karies und Parodontitis vorzubeugen.
Im Rahmen der PZR entfernt der Zahnarzt harte und weiche Beläge von den Zähnen, poliert und fluoridiert sie. Er berät darüber hinaus zur täglichen Zahnpflege und gibt Tipps zum Putzen und dem Einsatz von Utensilien wie Zahnzwischenraumbürsten. (7)
Es reicht aus, ein bis zwei Mal im Jahr eine Zahnreinigung durchführen zu lassen. Ist das Risiko für Parodontitis erhöht, sind kürzere Abstände nötig. Der behandelnde Zahnarzt wird Sie dazu beraten.
Hilfsmittel für die Mund- und Zahnpflege
Schränkt ein Schlaganfall oder Parkinson die Bewegungsmöglichkeiten ein, heißt das noch lange nicht, dass man sich nun nicht mehr selbst die Zähne putzen kann.
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Hilfsmittel und Zahnpflegeprodukte, die dabei helfen, die Zahnpflege selbst oder mit etwas Unterstützung durchzuführen.
Diese Hilfsmittel helfen Ihnen bei der Mund- und Zahnpflege: (3)
- Zahnbürsten: Diese gibt es beispielsweise auch als Dreikopf-Zahnbürste, die gleich mehrere Stellen gleichzeitig reinigt. Auch Zahnbürsten mit verstärktem oder verlängertem Griff sind erhältlich, ideal für Menschen mit Bewegungseinschränkungen.
- Elektrische Zahnbürsten
- Zahnputzbecher & Becher mit Nasenausschnitt
- Zungenreiniger aus Edelstahl oder Zungenschaber: Entfernen Beläge von der Zunge
- Prothesenbürsten: Bürsten speziell für Prothesen
- Tupfer und Kompressen: Sind beispielsweise bei Schluckproblemen nützlich oder wenn das Ausspucken nicht mehr möglich ist.
- Zahnzwischenraum-Bürsten (Interdentalbürsten): Ideal zur Pflege von Zahnzwischenräumen, da Zahnseide oder Zahnseidesticks das Zahnfleisch leicht verletzen können.
Mein Praxistipp für pflegende Angehörige:
Statt Zahnseide empfehle ich Zahnzwischenraum-Bürsten in Kombination mit Applikatoren. Die Zahnzwischenraum-Bürsten (Interdental-Bürstchen) werden einfach auf einen passenden dünnen Applikator gesteckt. Das erleichtert pflegenden Angehörigen die Reinigung zwischen den Zähnen enorm und mindert den Würgereiz des Patienten. Dank der dünnen Applikatoren erreicht man auch an Backenzähne weit hinten im Mundraum.

Diese Reinigungs- und Pflegeprodukte unterstützen Sie bei der Zahnreinigung: (3)
- Zahnpasta: Sollte Fluorid enthalten. Bei Schluckproblemen sollten Sie eine Zahnpasta wählen, die nicht allzu stark schäumt.
- Mundspülungen: Holen Sie sich ärztlichen Rat ein, ehe Sie Mundspülungen verwenden.
- Speichelersatzmittel: Solche Mittel halten den Mund feucht. Es gibt sie als Spray oder Gel. Auch hierzu sollten Sie vom Zahnarzt beraten lassen.
- Lippenpflege-Produkte oder Salben: Helfen dabei, die Lippen weich zu halten und vor rissigen Lippen zu schützen.
- Prothesenreiniger: In unterschiedlichen Formen (lösliche Tabletten, Schaum, Creme) reinigen diese Prothesen effizient.
- Ultraschallreiniger für Prothesen: Reinigen die Prothese gründlich, aber sehr schonend.
Die meisten Hilfsmittel und Produkte erhalten Sie in Drogerien, Apotheken oder Sanitätsfachgeschäften, spezielle Produkte finden Sie im Internet. Am besten lassen Sie sich jedoch vor dem Einsatz beraten: Von Zahnärzten, Pflegefachpersonen oder direkt in einer Apotheke oder Sanitätsfachgeschäft.
Diese Experten können Sie auch dazu beraten, wie Sie Hilfsmittel auf Rezept erhalten und damit von der Krankenkasse erstattet bekommen können.
Umgang mit Zahnpflegeprodukten
Verwenden Sie eine eher weiche Zahnbürste. Damit sinkt die Verletzungsgefahr des Zahnfleisches und Sie verhindern Blutungen.
Tauschen Sie die Zahnbürste Ihres Angehörigen regelmäßig aus. Als Empfehlung gilt: jeden Monat oder direkt nach einer Infektion oder Erkältung.
Für Menschen mit Pflegebedarf sind alle handelsüblichen, fluoridhaltigen Zahnpasten geeignet.
Ist die Mundschleimhaut gereizt, können Sie eine Zahnpasta mit milder Formel verwenden, die dennoch ausreichend Fluorid enthält, um den Zahnschmelz zu schützen. Für Menschen mit empfindlichen Zahnhälsen können Sie Zahnpasten verwenden, auf denen „für empfindliche Zahnhälse“ steht. Wichtig ist: Verwenden Sie für Erwachsene keine Kinder-Zahnpasten.
Mundspülungen können die Zahnpflege unterstützen, sie allerdings nicht ersetzen. Verwenden Sie Mundspülungen, sollten Sie darauf achten, dass die betroffene Person die Lösung ausspucken kann und sie nicht verschluckt. Alternativ dazu können Sie die Mundhöhle auch mit einem in Mundspüllösung getränkten Tupfer auswischen. (2)
Häufig gestellte Fragen
Warum ist Mundpflege wichtig?
Der Mund ist für viele Krankheitserreger der Eintritt in den Körper. Mithilfe der richtigen Mundpflege können Sie Krankheitserreger reduzieren, die Karies und weitere Entzündungen auslösen. Besonders ältere und pflegebedürftige Menschen sind aufgrund eines geschwächten Immunsystems anfälliger, an Infektionen im Mund zu erkranken: Indem Sie auf eine sorgfältige Mund- und Zahnhygiene achten, können Sie das Risiko senken.
Wodurch entsteht Zahnstein?
Zahnstein entsteht, wenn sich Zahnbelag (Plaque) mit Mineralien aus dem Speichel verhärtet. Dies geschieht besonders in Bereichen, die schwer zu reinigen sind, wie am Zahnfleischrand oder zwischen den Zähnen. Eine unzureichende Mundhygiene und ein verringerter Speichelfluss begünstigen die Bildung von Zahnstein.
Zahnstein – was tun?
Zahnstein lässt sich nicht durch Zähneputzen entfernen und sollte regelmäßig im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung beseitigt werden. Eine gründliche tägliche Mundhygiene, Zahnseide oder Interdentalbürsten und fluoridhaltige Zahnpasta helfen, die Neubildung zu reduzieren.
Professionelle Zahnreinigung: Was wird gemacht?
Bei einer professionellen Zahnreinigung entfernt eine Fachkraft harte und weiche Zahnbeläge mit speziellen Instrumenten oder Ultraschall. Anschließend werden die Zähne poliert, um neue Ablagerungen zu erschweren, und mit Fluorid behandelt, um den Zahnschmelz zu stärken.
Professionelle Zahnreinigung: Wie oft?
Menschen mit gesunden Zähnen sollten ein- bis zweimal pro Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen. Bei erhöhtem Risiko für Zahnfleischerkrankungen kann eine Reinigung alle drei bis vier Monate sinnvoll sein. Der behandelnde Zahnarzt kann Sie dazu beraten.
Zahlt die Krankenkasse die professionelle Zahnreinigung?
Die professionelle Zahnreinigung ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Einige Kassen übernehmen jedoch einen Teil der Kosten oder bieten Zuschüsse an. Private Krankenversicherungen und Zahnzusatzversicherungen erstatten die Kosten oft vollständig.