Infektionsprophylaxe: Definition
Um Infektionen vorzubeugen, ist es entscheidend, die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden.(1) Infektionsprophylaxe, auch Infektionsprävention genannt, umfasst Vorkehrungen, die sowohl die Pflegebedürftigen als auch die pflegenden Menschen vor einer Ansteckung schützen.
Dazu gehören zum einen konsequente Hygienemaßnahmen, wie etwa regelmäßige Handdesinfektion oder das Tragen von Schutzkleidung. Zum anderen kann die Stärkung der Immunabwehr Krankheiten vorbeugen, wie etwa durch eine Schutzimpfung.
Hygieneplan: Infektionsprophylaxe in der Pflege
Pflegeeinrichtungen sind gesetzlich verpflichtet, Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe zu treffen. So schreibt es das Infektionsschutzgesetz (IfSG), Paragraf 35 Absatz 1, vor.(2)
Wie sie die Maßnahmen konkret umsetzen, muss jede Institution in einem sogenannten Hygieneplan festlegen. Grundlage eines Hygieneplans sind die Empfehlungen der KRINKO, der Kommission für Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen und in Einrichtungen und Unternehmen der Pflege und Eingliederungshilfe.(3)
Je nach Situation sind das zum Beispiel Handlungsempfehlungen zur
- Handhygiene,
- Reinigung und Desinfektion von Flächen,
- Prävention von Harnwegsinfektionen oder
- Prävention postoperativer Wundinfektionen.
Hygieneplan in der häuslichen Pflege
In der häuslichen Pflege durch Angehörige ist ein Hygieneplan zwar nicht Pflicht. Trotzdem ist es sinnvoll, sich ein Bild davon zu machen, mit welchen Maßnahmen Sie sich und Ihren Angehörigen den größtmöglichen Schutz bieten können.
Für einen persönlichen Hygieneplan sollten Sie folgende Überlegungen anstellen:
- Mit welchen Erregern könnten Sie es zu tun bekommen?
- Wo lauern sie (Infektionsquelle)? Sie müssen also die Arten möglicher Infektionen und ihre Quellen identifizieren.
- Wie werden sie übertragen – über den Speichel (Tröpfcheninfektion), durch Berührung (Kontakt- oder Schmierinfektion), über Lebensmittel oder Wasser?
- Wo liegen die Gefahren speziell bei Ihrem Angehörigen, sich mit einem Erreger anzustecken (individuelles Infektionsrisiko) – beispielsweise aufgrund bestimmter Grunderkrankungen, einer Katheterversorgung oder Ähnliches?
- Und schließlich: Wie kann ich die Infektionswege durchbrechen?
Infektionsprophylaxe: Ziele
Wie alle Prophylaxen in der Pflege, verfolgt auch die Infektionsprophylaxe einen Zweck: Sie soll gesundheitliche Probleme vermeiden.
Ihr Hauptziel: Die Übertragung von krankheitserregenden Keimen verhindern und damit Ihren pflegebedürftigen Angehörigen schützen.
Denn geschwächte Menschen können sich leichter mit Infektionskrankheiten anstecken und sie nehmen dann häufig einen schwereren Verlauf. Hinzu kommt, dass es in der Pflege oft zusätzliche Einfallstore für Keime gibt, beispielsweise chronische Wunden, Zugänge oder Katheter.
Gelingen kann eine Infektionsprophylaxe vor allem, indem Sie dafür sorgen, dass die Infektionswege unterbrochen werden – etwa, weil Sie bestimmte Hygienemaßnahmen in der Pflege berücksichtigen.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Infektionsprävention gilt übrigens Ihrem eigenen Schutz: Sie als pflegende Person sollen natürlich ebenfalls vor der Ansteckung mit Krankheitserregern bewahrt werden.
Infektionsprophylaxe: Maßnahmen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie die Infektionswege unterbrechen können:
- Handhygiene
- Allgemeines hygienisches Verhalten
- Schutzkleidung
- Reinigung und Desinfektion der Umgebung
- Medikamentöse Prophylaxe
- Impfung
Darüber hinaus sollten Sie sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um Ihr Immunsystem und das Ihrer Angehörigen zu stärken. Eine gesunde Ernährung ist zum Beispiel eine wesentliche Stellschraube. In unserem Ratgeber Ernährung im Alter erfahren Sie mehr zum Thema.
Handygiene zur Infektionsprophylaxe
Das A und O der Infektionsprophylaxe ist die korrekte Handhygiene. Denn unsere Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheitserregern, weil wir damit naturgemäß alles Mögliche anfassen.
Waschen Sie Ihre Hände deshalb regelmäßig, zum Beispiel immer, wenn Sie nach Hause kommen, rund um die Zubereitung von Mahlzeiten, wenn Sie auf Toilette waren, oder auch nach dem Kontakt mit Tieren.
Aber vor allem ist Handhygiene vor und nach dem Kontakt mit Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen unausweichlich.
So waschen Sie Ihre Hände richtig:(4)
- Halten Sie Ihre Hände unter fließendes Wasser.
- Seifen Sie sie gründlich von allen Seiten ein. Das kann gern 20 bis 30 Sekunden dauern.
- Dann waschen Sie Ihre eingeseiften Hände wieder unter fließendem Wasser ab.
- Schließlich trocknen Sie Ihre Hände mit einem sauberen Tuch ab.
Hände desinfizieren
Leidet Ihr Angehöriger an einer Infektionskrankheit oder müssen Sie offene Wunden versorgen, sollten Sie Ihre Hände nicht nur gründlich waschen, sondern darüber hinaus desinfizieren.
Das sogenannte 5-Momente-Konzept konzentriert sich auf fünf zentrale Risikosituationen, in denen Erreger übertragen werden können:(5)
- Vor dem Patientenkontakt
- Vor aseptischen Tätigkeiten (damit ist etwa Wundversorgung oder das Legen eines Katheters gemeint)
- Nach dem Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien
- Nach dem Kontakt mit Patienten
- Nach dem Kontakt mit der unmittelbaren Umgebung des Patienten
Weitere Informationen zur Händedesinfektion in der häuslichen Pflege erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Hygienisches Verhalten zur Infektionsprophylaxe
Alle Personen, die in einem Haushalt zusammen mit einem pflegebedürftigen Menschen leben, sollten sich an allgemeine Hygieneregeln halten. Nur so können Sie mögliche Infektionsquellen im häuslichen Umfeld ausschließen.
Dazu gehören neben der bereits beschriebenen Handhygiene vor allem folgende Maßnahmen:(1)
- Regelmäßig putzen: Reinigen Sie Flächen und Gegenstände regelmäßig sowie gründlich, zum Beispiel in Bad und Küche sowie sämtliche Haltegriffe, Türklinken und Lichtschalter.
- Lebensmittelhygiene: Im Umgang mit Lebensmitteln spielen die Händehygiene ebenso wie die richtige Aufbewahrung und Zubereitung wichtige Rollen.
- Persönliche Alltagshygiene: Benutzen Sie Gegenstände des persönlichen Bedarfs wie Handtücher, Waschlappen, Rasierer oder Zahnbürsten nicht gemeinsam. Das gleiche gilt für Geschirr und Besteck.
- Hilfsmittel-Management: Benutztes Inkontinenzmaterial und Verbandsmaterial sollten Sie separat in flüssigkeitsdichten, verschließbaren Mülleimern sammeln und dann direkt im Restmüll entsorgen.
- 60-Grad-Wäsche: Wechseln Sie die Wäsche Ihres pflegebedürftigen Angehörigen regelmäßig und waschen Sie sie bei mindestens 60 Grad Celsius mit Vollwaschmittel. Auch Spüllappen und Putztücher sollten Sie ebenso wie Handtücher, Waschlappen und Unterwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschen.
- Nicht anhusten oder anniesen: Husten oder niesen Sie in ein Einmal-Taschentuch oder in die Armbeuge und drehen Sie sich dabei weg.
- Richtig lüften: Lüften Sie mehrmals täglich, um die Zahl der Krankheitserreger in der Luft zu verringern.
pflege.de hat übersichtliche Merkblätter mit den Hygiene-Grundregeln für die einzelnen Räume eines Haushalts erstellt. Laden Sie sich das kostenlose Dokument einfach herunter.
Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe: Schutzkleidung
Medizinische Mund-Nasen-Maske, sterile Einmalhandschuhe, Schutzkittel oder Einmal-Schürzen aus Plastik, vielleicht sogar eine Schutzbrille – indem Sie Schutzkleidung tragen, verhindern Sie, dass Krankheitserreger während der Pflegetätigkeit übertragen werden.
Das klappt aber nur, wenn Sie die Einmal-Produkte nicht mehrmals benutzen. Alle Materialien müssen sauber und intakt sein. Beachten Sie unbedingt die Hinweise, die in der Produktbeschreibung zur Lagerung und Anwendung stehen.
Schutzkleidung richtig ablegen
Nicht nur die richtige Anwendung ist wichtig. Sie sollten vor allem auch großen Wert auf das korrekte Ablegen der Schutzbekleidung legen. Nur so gehen Sie sicher, dass nicht doch ein Keim seinen Weg in Ihren Körper oder den Ihres Angehörigen findet.
Es gilt, die Schutzkleidung nach Gebrauch
- an der Außenseite nicht mehr zu berühren.
- nicht in Kontakt mit etwas anderem kommen zu lassen.
- direkt zu entsorgen oder bei wiederverwendbaren Produkten wie eine Schutzbrille sofort zu reinigen.
Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe: Reinigung und Desinfektion
Welche Stellen bergen das größte Übertragungsrisiko? Das sind jene Bereiche, die Sie und Ihr pflegebedürftiger Angehöriger am häufigsten mit den Händen berühren – zum Beispiel Nachttische, Türklinken und Lichtschalter. Darauf sollten Sie also ein besonderes Augenmerk legen, wenn Sie sauber machen.
Damit die Desinfektion dieser Flächen wirksam ist, sollten Sie wie folgt vorgehen:(6)
- Reinigen Sie zunächst die sichtbaren Verschmutzungen.
- Benetzen Sie dann die zu desinfizierende Fläche vollständig mit dem Desinfektionsmittel. Wischdesinfektion ist übrigens effektiver ist als eine reine Sprühdesinfektion.
- Lassen Sie das Desinfektionsmittel wie vom Hersteller empfohlen einwirken.
- Wischen Sie schließlich trocken nach.
Weitere Informationen rund ums Thema Flächendesinfektion bekommen Sie in unserem Ratgeber.
Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe: Medikamentöse Prophylaxe
Eine sogenannte Chemoprophylaxe zielt darauf ab, eine Infektion oder Krankheit zu verhindern, bevor sie ausbrechen kann.(7)
Dies geschieht durch die gezielte Gabe von Medikamenten wie Antibiotika oder Virostatika, die entweder die Erreger abtöten oder ihre Vermehrung hemmen. Das kann zum Beispiel nach einer Operation oder nach dem Kontakt mit einem Krankheitserreger sinnvoll sein.
Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe: Impfung
Ein wirksamer Schutz vor einigen Infektionskrankheiten ist die Impfung. So empfiehlt etwa die ständige Impfkommission, kurz STIKO, unter anderem allen Personen ab 60 Jahren und Menschen mit einer chronischen Erkrankung, sich gegen Grippe impfen zu lassen.(8)
In unserem Ratgeber erfahren Sie mehr über das Thema Impfen im Alter.
Infektionsprophylaxe: 10 Tipps für Angehörige
Wenn Sie zuhause einen Angehörigen pflegen, müssen Sie einiges beachten. Das gilt insbesondere für die Infektionsprophylaxe in der Pflege. Folgende 10 Maßnahmen helfen Ihnen, Infektionen effektiv zu vermeiden:
- Besuchen Sie einen Pflegekurs, um den richtigen Umgang mit Hygiene, Schutzmaßnahmen und Notfälle zu lernen. Sowohl die Pflegekasse als auch zahlreiche andere Anbieter bieten kostenlose Schulungen an.
- Frischen Sie Ihr Wissen über Infektionsschutz regelmäßig auf, beispielsweise durch Infobroschüren des Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit oder spezielle Beratungsangebote.
- Benutzen Sie Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
- Prüfen Sie Ihren Impfstatus und den Ihres Angehörigen und frischen Sie ihn gegebenenfalls auf. Die STIKO gibt regelmäßig klare Impfempfehlungen heraus. Ihr Hausarzt berät Sie hierzu gern.
- Sprechen Sie mit Familienmitgliedern oder Nachbarn Vertretungsregelungen ab, damit Sie im Notfall nicht allein dastehen.
- Nutzen Sie die Verhinderungspflege, also Vertretung durch eine eingetragene Pflegeperson, wenn Sie selbst erkranken oder eine Pause brauchen.
- Binden Sie einen ambulanten Pflegedienst mit ein, der Sie bei speziellen Maßnahmen unterstützt, zum Beispiel bei der Wundversorgung oder Katheterpflege.
- Stärken Sie die Abwehrkräfte durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichendes Trinken.
- Auch regelmäßige Bewegung und frische Luft machen das Immunsystem stark.
- Achten Sie auf Warnsignale. Legen Sie bereits bei den ersten Krankheitszeichen Pausen ein und suchen Sie gegebenenfalls ärztlichen Rat.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Infektionsprophylaxe?
Die Infektionsprophylaxe umfasst sämtliche Maßnahmen, die eine Übertragung von Keimen wie Bakterien, Viren und Pilze vermeiden sollen. Sie reichen von einer konsequenten Handhygiene über das Tragen von Schutzkleidung bis hin zu Schutzimpfungen.
Was sind die Ziele einer Infektionsprophylaxe?
Das Hauptziel der Infektionsprophylaxe ist es, sowohl pflegebedürftige Menschen als auch Pflegepersonen vor der Ansteckung durch Krankheitserreger zu schützen.
Welche Maßnahmen gehören zur Infektionsprophylaxe?
Zu einer effektiven Infektionsprophylaxe gehören neben der Handhygiene und das Tragen von Schutzkleidung auch sämtliche Hygienemaßnahmen im Umfeld von pflegebedürftigen Personen. Das schließt das allgemeine hygienische Verhalten aller im Haushalt wohnenden Menschen ebenso mit ein wie die Reinigung und Desinfektion der Pflegeumgebung. Darüber hinaus kann mit Antibiotika und Virostatika eine medikamentöse Prophylaxe (Chemoprophylaxe) erfolgen oder bei bestimmten Krankheiten eine Impfung für Schutz sorgen.