Was ist Morbus Crohn?
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die grundsätzlich in allen Abschnitten des Verdauungstraktes vorkommen kann – vom Mund bis zum After. Am häufigsten zeigt sie sich am Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm.
Eine weitere CED neben Morbus Crohn ist Colitis ulcerosa, die sich vor allem auf den Dickdarm beschränkt.
Morbus Crohn: Häufigkeit in Deutschland
In Deutschland leben rund 250.000 Menschen mit Morbus Crohn. Die Diagnose wird überwiegend im jungen Erwachsenenalter gestellt, manchmal auch schon im Kindesalter.(1)
Morbus Crohn: Symptome und Anzeichen
Die Beschwerden bei Morbus Crohn hängen unter anderem davon ab, welche Abschnitte des Verdauungstraktes betroffen sind und wie aktiv die Entzündung ist.
Sie beginnen meist schleichend – Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfälle treten immer häufiger auf. Auch Übelkeit und Erbrechen sind möglich.
Bei länger anhaltenden Verdauungsbeschwerden kann es zu Gewichtsverlust kommen. Die erkrankten Personen fühlen sich müde, erschöpft und krank. Selten tritt auch Fieber auf.
Bei einigen Menschen mit Morbus Crohn kommt es zudem zu Begleiterkrankungen wie Gelenkbeschwerden, Augenentzündungen, Hautproblemen und Entzündungen der Lebergänge.(3)
Stuhlgang bei Morbus Crohn
Durchfall zählt zu den häufigsten und belastendsten Symptomen bei Morbus Crohn. Der Stuhl ist meist dünnflüssig und kann schleimig oder fettig erscheinen.
Aufgrund der häufigen und oft plötzlich auftretenden Entleerungsdränge kann es zu einer sogenannten Stuhlinkontinenz kommen – der Schließmuskel kann den Stuhl nicht mehr zuverlässig zurückhalten, und es kommt zu unkontrolliertem Stuhlabgang.
Für Betroffene ist das oft eine besonders unangenehme und schambehaftete Erfahrung, die den Alltag stark beeinträchtigen kann.(4)
Schmerzen bei Morbus Crohn
Fast 87 Prozent der Menschen mit Morbus Crohn haben regelmäßig Schmerzen, teilweise auch, wenn sie gerade keinen Schub haben.
Meistens treten diese im Bauchraum auf und können sowohl krampfartig, dumpf oder drückend sein.
Am stärksten ausgeprägt sind die Schmerzen häufig nach dem Essen. Einige Patientinnen und Patienten spüren auch Schmerzen im Rücken oder in den Gelenken und Muskeln.(5)
Morbus Crohn im Körper
Auch wenn sich die Beschwerden bei Morbus Crohn hauptsächlich im Darmtrakt zeigen – an anderen Körperstellen kann sich die Erkrankung ebenfalls bemerkbar machen. In dem Fall spricht die Medizin von sogenannten extraintestinalen Manifestationen.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Hautveränderungen
- Augenentzündungen
- Gelenkbeschwerden (unter anderem Arthritis)
- Entzündungen der Lebergänge
Allgemeine Anzeichen, die den ganzen Körper betreffen, sind ebenfalls möglich, unter anderem Müdigkeit, leichtes Fieber oder ein ungewollter Gewichtsverlust.
Diese Begleiterscheinungen entstehen durch die entzündlichen Prozesse im Körper und sollten immer ärztlich abgeklärt werden.(6)
Morbus Crohn: Ursachen
Noch sind die genauen Ursachen für die Entstehung eines Morbus Crohn nicht bekannt. Forschende gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren zusammenkommen.
Dazu zählen
- eine genetische Vorbelastung,
- eine Beeinträchtigung des Immunsystems und der Darmflora sowie
- Umwelteinflüsse.(7)
Morbus Crohn: Diagnostik
Bis die Diagnose Morbus Crohn feststeht, vergeht meist einige Zeit. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Symptome bei jeder Person in unterschiedlicher Ausprägung und Stärke auftreten.
Zudem liegen auch immer wieder beschwerdearme Zeiten vor, in denen die Patientinnen und Patienten oft auf eine dauerhafte Besserung hoffen.
In der Regel führen mehrere Diagnostik-Verfahren zu einem eindeutigen Ergebnis.
Schritt 1: Arztbesuch
Bei einem Verdacht auf Morbus Crohn überweisen hausärztliche Praxen üblicherweise an die Fachpersonen im Magen-Darm-Bereich: die gastroenterologische Praxen.
Schritt 2: Anamnese
Dort steht zu Beginn meist ein ausführliches Gespräch über die Art, Häufigkeit, Schwere und bisherige Behandlung der Beschwerden, die sogenannte Anamnese.
Zudem werden Fragen zu anderen bestehenden Vorerkrankungen, familiären Erkrankungen und dem Lebensstil geklärt.
Schritt 3: Mehrere Untersuchungen
Im weiteren Verlauf können verschiedene Untersuchungen bis zur Diagnosestellung erfolgen:
- Labordiagnostik
- Bildgebende Verfahren
- Endoskopische Verfahren
Labordiagnostik
Im Rahmen der Labordiagnostik werden Proben von Blut und Stuhl genauer untersucht:(9)
- Blutuntersuchungen: Sie geben Hinweise auf Entzündungsprozesse, Blutarmut oder Nährstoffmängel, die durch Morbus Crohn entstehen können.
- Stuhluntersuchungen: Bestimmte Eiweiße im Stuhl deuten auf eine Entzündung im Darm hin und helfen, zwischen entzündlichen und nicht entzündlichen Ursachen zu unterscheiden.
Bildgebende Verfahren
Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) eignen sich gut, um entzündete Darmabschnitte und mögliche Komplikationen wie Fisteln oder Engstellen (Stenosen) darzustellen.
Endoskopische Verfahren
Mithilfe spezieller Kameras wird der Verdauungstrakt auf Entzündungen, Schleimhautveränderungen oder Engstellen untersucht. Je nach Verfahren kann gleichzeitig eine sogenannte Biopsie erfolgen, bei der Gewebeproben entnommen werden:
- Darmspiegelung (Koloskopie): Dabei wird ein biegsamer Schlauch mit Kamera in den Dickdarm eingeführt. So können eventuelle entzündliche Veränderungen sichtbar gemacht werden. Auch die Entnahme von Gewebeproben ist möglich.
- Magenspiegelung (Gastroskopie): Wenn auch der obere Verdauungstrakt betroffen sein könnte, erfolgt zusätzlich eine Untersuchung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm. Einige Praxen führen die Darm- und Magenspiegelung in einer Untersuchungseinheit durch. Auch hier können Gewebeproben entnommen werden.
- Doppelballonendoskopie: Sie ermöglicht eine detaillierte Betrachtung des Dünndarms über ein etwa zwei Meter langes Endoskop mit zwei kleinen Ballons, das Schritt für Schritt durch den Darm geführt wird. Dabei können auch Gewebeproben entnommen, Polypen entfernt oder kleinere Blutungen gestillt werden.
- Kapselendoskopie: Bei dieser schonenden Untersuchungsmethode schluckt die Patientin oder der Patient eine kleine Kapsel mit integrierter Kamera. Diese zeichnet auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt tausende Bilder auf. So können Entzündungen im Dünndarm oder unklare Blutverluste abgeklärt werden. Allerdings ist keine Probenentnahme möglich.
Morbus Crohn: Selbsttest
Verschiedene Hersteller bieten mittlerweile Selbsttests für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen für zuhause an.
Sie funktionieren mittels einer Stuhlprobe, die auf einen Teststreifen aufgetragen wird.
Getestet wird, ob der Calprotectin-Wert erhöht ist. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das bei Entzündungen im Darm vermehrt ausgeschieden wird.
Morbus Crohn: Verlauf
Morbus Crohn verläuft üblicherweise chronisch, also über viele Jahre oder lebenslang.
Typisch ist ein schubweiser Verlauf: Auf Phasen mit Beschwerden, den sogenannten Schüben, folgen oft Zeiten, in denen die Entzündung zurückgeht und kaum oder keine Symptome auftreten.
Morbus Crohn kann sich im Laufe des Lebens verändern: Die Beschwerden können besser oder schlechter werden, die Phasen der Schmerzfreiheit länger oder kürzer.
Durch eine gut abgestimmte Therapie und einen angepassten Lebenswandel können Sie Einiges zu einem positiven Verlauf beitragen.(10)
Morbus Crohn: Behandlung
Bislang ist Morbus Crohn leider nicht heilbar. Ziel der Therapie bei Morbus Crohn ist es daher, Entzündungen einzudämmen, akute Beschwerden zu lindern und Schübe abzumildern.
Medikamente bei Morbus Crohn
Häufig kommen entzündungshemmende Medikamente wie Kortisonpräparate, Immunsuppressiva oder moderne Biologika bei Morbus Crohn zum Einsatz.
Biologika sind Medikamente, die aus biologischen Substanzen hergestellt werden. Die Wahl der Behandlung richtet sich nach Schweregrad und Krankheitsverlauf.(12)
Operation bei Morbus Crohn
Bei einem schweren Morbus Crohn können auch Operationen nötig sein, zum Beispiel die vorübergehende oder dauerhafte Legung eines künstlichen Darmausganges, einem sogenannten Enterostoma.(13)
Alternative Behandlungsmethoden bei Morbus Crohn
Einige Menschen mit Morbus Crohn ergänzen ihre Therapie durch alternative Methoden wie der Einnahme von Heilerde, Akupunktur oder Homöopathie.
Auch pflanzliche Präparate, medizinisches Cannabis und spezielle Diäten werden vereinzelt eingesetzt. Solche Ansätze können zur Linderung von Beschwerden beitragen, ersetzen jedoch in der Regel keine fundierte medizinische Behandlung.
Reha bei Morbus Crohn?
Eine Rehabilitationsmaßnahme (Reha) kann Menschen mit Morbus Crohn dabei helfen, die Beschwerden zu lindern, Rückfällen vorzubeugen und die Lebensqualität langfristig zu verbessern.
Die Kosten werden in der Regel nach Antrag von der Renten- oder Krankenversicherung übernommen.
Ernährung bei Morbus Crohn
Eine spezielle „Morbus-Crohn-Diät“ oder gar verbotene Nahrungsmittel gibt es nicht. Jede Person reagiert anders auf bestimmtes Essen.
Bei Unverträglichkeiten empfiehlt Ihnen pflege.de, ein Ernährungstagebuch zu führen. In diesem halten Sie fest, was Sie wann zu sich genommen haben und ob es danach zu Beschwerden gekommen ist.
Haben Sie Lebensmittel oder Rezepte identifiziert, die bei Ihnen immer wieder Beschwerden verursachen, sollten Sie diese meiden.
Ansonsten ist in beschwerdefreien Phasen oft eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost gut verträglich.
Während eines Schubs sind leicht verdauliche und fettarme Speisen zu empfehlen.(14)
Schwerbehinderung und Pflege bei Morbus Crohn
Je nach Schwere und Verlauf können Personen mit Morbus Crohn sowohl einen Grad der Behinderung (GdB) als auch einen Pflegegrad beantragen.
Über die Einstufung und den damit verbundenen Leistungsumfang entscheiden das zuständige Versorgungsamt beziehungsweise die Pflegekasse.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Morbus Crohn?
Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung des Verdauungstrakts, die meist schubweise verläuft. Am häufigsten ist der Übergang vom Dünn- in den Dickdarm betroffen. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt.
Weißer Schleim im Stuhl – habe ich Morbus Crohn?
Weißer Schleim im Stuhl kann viele Ursachen haben, zum Beispiel Reizdarm, Virus-Infektionen oder entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Ein einmaliges Auftreten ist meist unbedenklich. Bei weiteren Symptomen wie häufigem oder begleitendem Durchfall, Schmerzen oder Blut sollten Sie sich an Ihre haus- oder fachärztliche Praxis wenden.
Ist Morbus Crohn vererbbar?
Wenn nahe blutsverwandte Familienmitglieder eine Morbus Crohn Diagnose erhalten haben, steigt das Risiko, selbst daran zu erkranken.
Was darf man bei Morbus Crohn nicht essen?
Sie dürfen das essen, was Sie gut vertragen. Das kann ganz unterschiedlich sein. Die meisten Menschen mit Morbus Crohn haben während eines Schubs Schwierigkeiten nach dem Verzehr fettiger, schwerverdaulicher oder stark gewürzter Mahlzeiten. Ansonsten ist eine ausgewogene, nährstoff- und vitaminreiche Kost zu empfehlen.
Ist Morbus Crohn Krebs?
Nein, Morbus Crohn ist keine tumoröse Erkrankung. Dauerhafte Entzündungen und Narben können allerdings das Risiko für Darmkrebs leicht erhöhen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen, rechtzeitig gegenzusteuern.
Wie äußert sich Morbus Crohn?
Typische anfängliche Beschwerden sind wiederkehrender Durchfall, Bauchschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsverlust.
Wie stellt man Morbus Crohn fest?
Die Diagnose erfolgt üblicherweise durch eine Kombination aus Anamnese, Blut- und Stuhluntersuchungen und bildgebenden Verfahren. Oft werden auch Gewebeproben zur genaueren Untersuchung entnommen.
Wie entsteht Morbus Crohn?
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Forschende gehen von einem Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, einer gestörten Immunreaktion und Umweltfaktoren aus.