Was sind Wechseldruckmatratzen?
Wechseldruckmatratzen bestehen aus Luftkammern, die in einem selbst wählbaren Rhythmus abwechselnd mit Luft befüllt und entleert werden. Dadurch werden die einzelnen Hautpartien immer wieder belastet und entlastet und das Risiko für einen Dekubitus durch Dauerbelastung sinkt.
Zur Wechseldruckmatratze gehört eine elektrische Pumpe mit Steuereinheit. Dort kann eingestellt werden, in welchem Rhythmus die Kammern aufgepumpt und entleert werden sollen. Diesen Vorgang übernimmt die Pumpe dann vollautomatisch. (1)
Für wen ist eine Wechseldruckmatratze geeignet?
Wechseldruckmatratzen eignen sich für stark bettlägerige Personen, die sich kaum selbst bewegen können. Also für Personen, die regelmäßig umgelagert werden müssen, um ein Wundliegen zu vermeiden. Durch eine Wechseldruckmatratze muss die Person weniger oft umgelagert werden.
Vorsicht gilt allerdings bei Personen mit Wahrnehmungsstörungen, insbesondere bei neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson. Hier besteht unter anderem die Gefahr, dass durch die Bewegungen der Matratze die Körperwahrnehmung empfindlich gestört wird.
Bei bestimmten Verletzungen wie komplizierten Brüchen oder größeren Wunden kann eine Wechseldruckmatratze unter Umständen die Heilung behindern oder Schmerzen verstärken. Besprechen Sie dies vorab mit einem Arzt oder einer beteiligten Pflegefachkraft. (1)
Eigenschaften von Wechseldruckmatratzen
Die meisten Matratzen werden einfach nur aufs Bett gelegt. Ein Wechseldrucksystem muss hingegen zuerst mit Strom versorgt und korrekt eingestellt werden. Aber auch das ist ziemlich schnell erledigt.
Achten Sie auf:
- Zwei- und Drei-Kammer-Wechseldrucksystem
- Einstellung des Pumpensystems
- Material & Bettlaken
Zwei- und Drei-Kammer-Wechseldrucksystem
Bei einem Zwei-Kammer-System wird jeweils eine Kammer mit Luft befüllt, während die zweite Kammer leer bleibt. Bei einem Drei-Kammer-System werden zwei Kammern mit Luft gefüllt, während die dritte Kammer leer bleibt. Die Auflagefläche ist beim Drei-Kammer-System also größer.
Auch die Breite der Luftkammern kann sich unterscheiden. Großzellige Kammern sind mindestens 10 Zentimeter breit, kleinere Kammern sind schmaler. Der Entlastungseffekt ist bei größeren Kammern stärker, sie sind aber unter Umständen nicht so bequem für die liegende Person.
In jedem Fall wird der Kopf- und Halsbereich statisch gelagert. Das heißt, dass die Kammern oder Luftzellen hier permanent gefüllt sind. Oft ist der Bereich auch etwas weicher gepolstert. Verwechseln Sie bitte niemals aus Versehen den Kopf- und Fußbereich der Wechseldruckmatratze. (1)
Einstellung des Pumpensystems
Die Aufgabe der elektrischen Pumpe ist es, im Abstand von ungefähr 10 bis 20 Minuten die Luft aus den vollen Kammern vorsichtig abzulassen und die leeren Kammern mit Luft zu füllen. Dann tragen andere Stellen am Körper die Last und das Blut kann im entlasteten Gewebe zirkulieren.
Wichtig ist aber, dass der Luftdruck der Pumpe zum Körpergewicht der Person passt. Dabei gibt es:
• Manuelle Systeme, bei denen Sie den Luftdruck auf das Körpergewicht einstellen.
• Automatische Systeme, die den Druck automatisch anpassen.
Per Knopfdruck lässt sich außerdem noch eine Statikfunktion wählen. Dann füllt die Pumpe alle Kammern gleichmäßig mit Luft, um pflegerische Tätigkeiten am Bett wie die Körperpflege oder eine Umlagerung zu erleichtern. Die statische Druckeinstellung sollten Sie also nur vorübergehend nutzen.
Außerdem gibt es bei den meisten Wechseldruckmatratzen noch einen Notfallknopf, der sofort alle Luft ablässt. So können in einem medizinischen Notfall schnell Maßnahmen ergriffen werden, bei denen volle Luftkammern stören würden.
Material & Bettlaken
Wechseldruckmatratzen bestehen hauptsächlich aus stabilen Luftkammern. Deshalb kommen hier ganz andere Materialien zum Einsatz als bei anderen Pflegematratzen. Zum Beispiel Nylon. Die Materialien sind oft nicht besonders atmungsaktiv, die Luftfüllung sorgt aber trotzdem für Kühlung.
Verwenden Sie deshalb ein Bettlaken auf der Wechseldruckmatratze. Es stimmt nicht, dass man hier kein Bettlaken verwenden darf! Es sollten allerdings dünne Bettlaken mit Stretch-Anteil sein, keine dickeren oder gesteppten Laken. Auch dünne Inkontinenzauflagen dürfen Sie verwenden. (2)
Lagerung bei Wechseldruckmatratzen
Auch wenn Sie eine Wechseldruckmatratze verwenden, muss die liegende Person in Abständen von mehreren Stunden manuell umgelagert werden. Die Matratze kann nur die zeitlichen Abstände verlängern. Mehr über die Lagerung erfahren Sie im pflege.de Ratgeber Transfer & Positionierung.
Allerdings sollten Sie sehr vorsichtig sein mit dem Einsatz von Lagerungshilfen wie Kissen oder Keilen. Weiche Lagerungshilfen können den Effekt der Wechseldruckmatratze verringern. Keile und ähnliche Hilfsmittel können durch die Bewegung der Matratze verrutschen. (1)
Vor- und Nachteile von Wechseldruckmatratzen
Wechseldruckmatratzen sind nicht die einzigen Dekubitus-Matratzen, deshalb sollten Sie gut überlegen, ob sie perfekt zu Ihren Bedürfnissen passt. Die Alternativen zum Wechseldrucksystem sind die Hybridmatratzen und die Weichlagerungsmatratzen.
Treffen Sie die richtige Wahl mit dieser Liste der wichtigsten Vorteile und Nachteile einer Wechseldruckmatratze.
Kosten für Wechseldruckmatratzen
Die meisten Modelle bewegen sich in einer Preisspanne zwischen 150 und 800 Euro. Beim Kauf sollten Sie immer bedenken, dass die Matratze möglicherweise jahrelang Tag und Nacht genutzt wird. Sie kann stark die Gesundheit und das Wohlbefinden der liegenden Person beeinflussen.
Gehen Sie also nicht allein nach dem Preis, sondern suchen Sie nach Möglichkeit die beste Matratze für Ihre Bedürfnisse aus. Eine gute Beratung und Empfehlungen für bestimmte Modelle erhalten Sie zum Beispiel im Sanitätshaus. Fragen Sie zum Beispiel auch nach der Lautstärke der Pumpe.
Wechseldruckmatratze: Kostenübernahme
Die Kosten für eine Wechseldruckmatratze kann Ihre Krankenversicherung übernehmen, denn die Systeme sind anerkannte Hilfsmittel. Sie brauchen dafür eine ärztliche Verordnung, also ein „Rezept“. (3)
Die Verordnung wird Ihnen von einem Arzt oder einer Ärztin ausgestellt, wenn die Wechseldruckmatratze aufgrund einer Diagnose medizinisch notwendig ist. Also entweder zur Therapie eines bestehenden Dekubitus oder zur Dekubitus-Prophylaxe bei starker Bettlägerigkeit.
Von einem Dekubitus sind fast nur pflegebedürftige Personen betroffen, also Personen mit einem Pflegegrad. Wenn bereits ein Pflegegrad vorliegt, können Sie die Dekubitus-Matratze auch als technisches Pflegehilfsmittel beantragen. Die Kosten übernimmt dann die Pflegeversicherung.
Auch bei der Pflegeversicherung können Sie eine Verordnung vom Arzt einreichen. Aber Sie können alternativ auch die schriftliche Empfehlung einer beteiligten Pflegefachkraft oder eines Pflegegutachters verwenden. Mehr dazu im Ratgeber Technische Pflegehilfsmittel.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Wechseldruckmatratze?
Eine Wechseldruckmatratze ist eine Dekubitus-Matratze, bei der eine elektrische Pumpe im Wechsel verschiedene Luftkammern voll- und leerpumpt. Dadurch werden die einzelnen Hautstellen be- und entlastet und das Dekubitus-Risiko verringert.
Was kostet eine Wechseldruckmatratze?
Die meisten Wechseldruckmatratzen kosten etwa zwischen 150 und 800 Euro. Günstigere Wechseldruck-Auflagen erfüllen oft nicht Ihren Zweck und sind kein gleichwertiger Ersatz.
Muss man bei einer Wechseldruckmatratze lagern oder nicht?
Ja, auch eine Person auf einer Wechseldruckmatratze muss im Abstand von mehreren Stunden umpositioniert werden. Sonst droht auf Dauer auch hier ein Wundliegen, also ein Dekubitus. Mit Lagerungshilfen wie Kissen oder Keilen sollten Sie allerdings sparsam umgehen.